Einleitung
Beten gehört ganz selbstverständlich zu einem christlichen Lebensstil. Das ist übrigens nicht nur bei uns Christen so. Praktisch alle Religionen kennen Formen des Gebets. Was wir als Christen tun, ist aber doch etwas besonders, denn wir rezitieren nicht einfach vorgefasste Gebete, sondern wir können über ganz persönlichen Anliegen mit Gott ins Gespräch kommen. Jesus ermutigt uns sogar dazu und verspricht, dass Gott unsere Bitten erfüllen wird. Den Jüngern sagte er: Wenn ihr betet und um etwas bittet, dann glaubt, das ihr es empfangen habt, und die Bitte wird euch erfüllt werden, was immer es auch sei. Mk.11,23. Und als er den Jüngern erklärte, dass er weggehen wird, ermutigt er sie ebenfalls mit deutlichen Worten: Denn ich gehe zum Vater / und alles, worum ihr dann in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit durch den Sohn die Herrlichkeit des Vaters offenbart wird. / Wenn ihr mich in meinem Namen um etwas bitten werdet, werde ich es tun. Joh. 14,13-14.
Und wenn wir jetzt sagen wollten, das gälte nur für die Jünger, dann haben wir uns sehr getäuscht, denn Johannes schreibt in seinem Brief: Und wer an Jesus glaubt, kann sich voll Zuversicht an Gott wenden; denn wenn wir ihn um etwas bitten, was seinem Willen entspricht, erhört er uns. / Und weil wir wissen, dass er unsere Bitten erhört, können wir sicher sein, dass er uns das Erbetene gibt – so sicher, als hätten wir es bereits bekommen. 1.Joh.5,14-15.
Glauben wir das wirklich? Glauben wir das Gott unsere Gebete erhört oder kommen in uns Erinnerungen hoch, die – sind wir ehrlich – nicht als Erhörungen erlebten. Wenn man über solche Texte predigt, muss man die meiste Zeit dazu verwenden zu erklären, warum nicht alle Gebete so erhört werden wie wir das Wünschen. Das möchte ich jetzt aber nicht tun. Heute wollen wir das Gebet eines eher unbekannten Mannes betrachten, ein Gebet das erhört wurde, und wir wollen sehen, was wir von ihm lernen können. Das Gebet finden wir im 1. Chronik 4,9-10. Text lesen: 1.Chron4,9-10
Jabez war angesehener als seine Brüder. Und seine Mutter nannte ihn Jabez; denn sie sprach: Ich habe ihn mit Kummer geboren. (1.Chr 4,9) Und Jabez rief den Gott Israels an und sprach: Ach dass du mich segnetest und mein Gebiet mehrtest und deine Hand mit mir wäre und schafftest, dass mich kein Übel bekümmere! Und Gott liess kommen, worum er bat. (1.Chr 4,10) LutherHier haben wir ein Gebet vor uns, das Gott erfüllte.
I. Wer ist Jabez
Jabez ist keine bekannte Persönlichkeit in der Bibel. Mose, Jakob, David usw. sind Männer, die wir kennen. Hätte ich heute Morgen eine Umfrage in unserer Gemeinde gemacht, wer Jabez kennt und wo wir ihm in der Bibel begegnen, hätte ich vermutlich nicht viele richtige Antworten bekommen. Er steht in einem Buch, das nicht viel gelesen wird und wenn man es liest überspringen viele das Kapitel in dem er vorkommt, weil man Geschlechtsregister nicht besonders interessant findet. Das Auffällige an Jabez ist, dass nicht nur sein Name aufgeführt wird, sondern dass wir zu seinem Namen wenig, aber doch aufschlussreiche Bemerkungen haben.
Jabez war angesehener als seine Brüder. Er muss in seiner Zeit ganz besonders aufgefallen sein. Viel angesehener als seine Brüder. Jabez hiess er, weil seine Mutter ihn mit Kummer, oder vielleicht auch mit Schmerzen, geboren hat. Warum das so ist und welche Umstände das Anspricht wissen wir nicht.
Aber nun wird uns gesagt wie Jabez betete. Vielleicht betete er so, weil seine persönlichen Voraussetzungen nach menschlichem Ermessen nicht gerade gut waren. Und Jabez rief den Gott Israels an und sprach: Ach dass du mich segnetest und mein Gebiet mehrtest und deine Hand mit mir wäre und schafftest, dass mich kein Übel bekümmere! (1.Chr 4,10)Dieses Gebet will uns vielleicht auch die Antwort geben, warum es er angesehener als sein Brüder war. Denn Gott liess kommen, worum er bat. Nun wollen wir diese Bitte des Jabez etwas genauer betrachten.
II. Segne mich
Als erstes bittet er um den Segen Gottes: : Ach dass du mich segnetest. Segnen heisst ja, dass ich jemandem etwas Gutes tue. Wenn ich jemandem Gottes Segen wünsche, dann wünsche ich ihm, dass Gott ihm Gutes tut und zwar Gutes, das über das hinaus geht, was Menschen möglich ist. Jabez wünscht von Gott gesegnet zu werden. Gott möge ihm aus seiner unerschöpflichen Güte Gutes zukommen lassen. Offensichtlich überlässt er es im wesentlichen Gott, wie dieser Segen aussieht. In gewisser Weise deutet er es in der Folge schon aus, aber grundsätzlich lässt er es doch offen. Er Vertraut der Güte Gottes, er traut Gott zu, dass er ihm wirklich gutes zukommen lässt, auch wenn er ihm nicht genau vorschreibt, wie er das machen sollte. Das ist ein wesentlicher Unterschied zum Wohlstandsevangelium, das heute so weit verbreitet ist. Dort wird gepredigt wir sollten um ein grossen BMW beten, ein sechsstelliges Einkommen oder sonst ein äusseres Zeichen dafür, dass wir es zu einer einträglichen Beziehung zu Gott gebracht haben. Beim Segen, um den Jabez bittet, geht es darum, was Gott sich für ihn wünscht. Ich bin nicht gesegnet wenn ich reich bin, sondern ich gesegnet, wenn Gottes Güte in meinem Leben Raum gewinnt.
Heute, in der Zeit des NT, können wir sowieso sagen, dass wir durch Christus überaus reich gesegnet sind. Er ist der Segen schlechthin. Wie Paulus schreibt: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. (Eph 1,3) In Christus ist uns der grösste Segen Gottes schon gegeben. Grösseren Segen gibt es nicht! Trotzdem, kann ich die Bitte des Jabez in meinem Gebetsleben aufnehmen. Warum soll ich Gott nicht bitten, dass er mich segnet?
Vielleicht haben wir ein schlechtes Gewissen. Wir denken das sei zu egoistisch. Das ist es aber nicht. Wenn wir die Aufforderungen zum Gebet lesen, dann werden wir gerade dazu ermuntert Gott alles zu bringen, was uns beschäftigt. Wir werden aufgefordert ihn anzurufen und von ihm Hilfe in unserem praktischen Leben zu erwarten. Er will nicht einfach, dass wir "nur" für andere beten, das wäre genau so krankhaft wie wenn ich "nur" für mich beten würde. Grosse Gottesmänner haben mit Gott um den Segen gerungen, so z.B. Jakob: Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. (1.Mose 32,27) Jakob liess sich nicht abwimmeln und er bekam den Segen, aber es hat ihn auch etwas gekostet, denn von diesem Tag an musste hinken.
Manchmal staune ich, wie Gott ganz egoistische Gebete erhört. So bittet der König Hiskia: Damals wurde Hiskija todkrank. Der Prophet Jesaja, der Sohn von Amoz, kam zu ihm und sagte: »So spricht der HERR: 'Bereite dich auf dein Ende vor! Du wirst von diesem Krankenlager nicht wieder aufstehen.'« (2.Kön 20,1) Hiskija drehte sich zur Wand hin und betete:(2.Kön 20,2) »Ach, HERR, denk doch daran, dass ich dir immer treu war! Ich habe dir mit ganzem Herzen gehorcht und stets getan, was dir gefällt.« Hiskija brach in Tränen aus und weinte laut. (2.Kön 20,3) Jesaja war erst bis zum mittleren Hof des Palastes gekommen, da erging an ihn das Wort des HERRN, und er erhielt den Befehl: (2.Kön 20,4) »Kehr um und sag zu Hiskija, dem Anführer meines Volkes: 'So spricht der HERR, der Gott deines Ahnherrn David: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Ich werde dich gesund machen. Am dritten Tag von heute an wirst du wieder in meinen Tempel gehen können. (2.Kön 20,5) Ich gebe dir noch fünfzehn Jahre dazu und werde dich und diese Stadt vor dem König von Assyrien retten. Um meiner Ehre willen und meinem Diener David zuliebe werde ich Jerusalem beschützen.'« (2.Kön 20,6)
- Gott lässt sich erweichen. Vielleicht trauen wir ihm das nicht mehr zu. Vielleicht sind wir ins unserem Glauben schon zu abgeklärt, zu abgebrüht, dass wir bevor wir die Bitte aussprechen daran denken, was wir machen, wenn sie nicht erfüllt wird.
Wir können aber eines tun. Wir können wie Jabez Gott schlicht und einfach darum bitten, dass er uns segnet. Wir bitten Gott damit, dass er seine Güte in unserem Leben zum Ausdruck bringt.
III. Erweitere mein Gebiet
Die zweite Bitte ist: Ach dass du mein Gebiet mehrtest. Wir wissen nicht genau, wie das Jabez meinte, ob er das materiell Verstand. Ich glaube kaum. Vielmehr meinte er wohl, dass er seinen Lebensraum ausweiten können, um mehr für Gott bewirken zu können. Das sehen wir bei der Bitte von Salomo: Als er im Heiligtum übernachtete, erschien ihm der HERR im Traum und sagte zu ihm: »Wünsche dir, was du willst; ich will es dir geben!«(1.Kön 3,5) Salomo antwortete: »Du hast in grosser Treue an deinem Diener, meinem Vater David, gehandelt, so wie auch er stets treu zu dir gehalten und dir aufrichtig gedient hat. Du hast ihm deine grosse Treue auch darin erwiesen, dass du ihm einen Sohn gegeben hast, der einst auf seinem Thron sitzen sollte, wie das jetzt wirklich eingetreten ist. (1.Kön 3,6) HERR, mein Gott! Du hast mich, deinen Diener, anstelle meines Vaters David zum König gemacht. Ich bin noch viel zu jung und unerfahren und fühle mich dieser Aufgabe nicht gewachsen. (1.Kön 3,7) Und doch hast du mir das Volk anvertraut, das du dir erwählt hast, und ich trage die Verantwortung für so viele Menschen, die niemand zählen kann. (1.Kön 3,8) Darum schenke mir ein Herz, das auf deine Weisung hört, damit ich dein Volk leiten und gerechtes Urteil sprechen kann. Wie kann ich sonst dieses grosse Volk regieren?« (1.Kön 3,9) Der HERR freute sich über diese Bitte. (1.Kön 3,10) Deshalb sagte er zu Salomo: »Du hättest dir langes Leben oder Reichtum oder den Tod deiner Feinde wünschen können. Statt dessen hast du mich um Einsicht gebeten, damit du gerecht regieren kannst. (1.Kön 3,11) Darum werde ich deine Bitte erfüllen und dir soviel Weisheit und Verstand schenken, dass kein Mensch vor oder nach dir mit dir verglichen werden kann. (1.Kön 3,12) Aber auch das, worum du mich nicht gebeten hast, will ich dir geben: Ich werde dir Reichtum und hohes Ansehen schenken, so dass zu deinen Lebzeiten kein König sich darin mit dir messen kann. (1.Kön 3,13) Und wenn du meine Gebote so treu befolgst wie dein Vater David, dann schenke ich dir auch ein langes Leben.« (1.Kön 3,14)
Für uns könnte diese Bitte folgendermassen lauten: Herr, bitte gib mir mehr Gelegenheiten, um Menschen zu deiner Ehre zu erreichen. Mache mich darin wirksamer als je zuvor. Es ist mein Wunsch, mehr für dich zu tun! Beten Sie das einmal und sehen Sie was Gott tun wird!
Schluss
Gott liess kommen, worum er bat. So Bitten wir doch ganz ungeniert Gott. Denn Jakobus sagt ja deutlich: Ihr verzehrt euch nach etwas, was ihr gerne hättet. Ihr mordet und seid eifersüchtig, aber das bringt euch dem ersehnten Ziel nicht näher. Ihr versucht es mit Kampf und Gewalt; aber ihr bekommt trotzdem nicht, was ihr wollt, weil ihr Gott nicht darum bittet. (Jak 4,2)Vielleicht war Jabez von Geburt her etwas schwächlicher, so dass er wusste, dass er das Leben ohne die Kraft Gottes kaum befriedigend bewältigen könnte. Wenn wir stark sind, neigen wir dazu Gott nicht so richtig einzubeziehen, denn wir schaffen es irgendwie selber ganz gut. Aber lernen wir es von Jabez und zeigen Gott, dass wir ganz von ihm abhängig sein wollen. Nehmen wir uns an Jabez ein Vorbild und Bitten Gott in Zukunft: Ach dass du mich segnetest und mein Gebiet mehrtest 1.Chron. 4,10a.
Amen