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4. Gesetz versus Evangelium

08.02.2015Galater 3,1-7

Ja, genau das möchte ich jetzt tun.

Vor der Predigt möchte ich noch kurz etwas anderes sagen. Wir haben lange nichts zum Thema Pastorensuche gesagt. Heute erwarten wir eine Rückmeldung von einem Kandidaten, den wir uns als Ältesten vorstellen könnten. Anschließend würden wir ihn der Gemeinde vorstellen.

Daher lade ich euch herzlich ein, heute intensiv zu beten. Vielleicht könnt ihr sogar einen guten Tag nutzen, um nicht wie gewohnt zu Mittag zu essen, sondern stattdessen zu fasten und zu beten, dass Gott uns den Richtigen in unsere Gemeinde führt.

Ich denke, wir werden heute Abend oder morgen mehr wissen, weil der Kandidat uns eine Rückmeldung geben muss. Je nachdem, ob die Rückmeldung positiv ausfällt, suchen wir weiter oder stellen euch jemanden vor. Das nur zur Information.

Und nun, Sandra – ich sehe dich reinkommen – haben wir dich schon zur Mitgliedschaft vorgestellt? Bitte steh einmal auf, dann machen wir das jetzt.

Das ist Sandra. Schön, dass du hier bist und Mitglied der Gemeinde werden möchtest. Für alle, die sie noch nicht kennen: Das ist Sandra, auch Sunny genannt.

Einladung zum Gebet und Vorstellung eines neuen Mitglieds

Damit kommen wir zur Predigt, und ich möchte beten.

Himmlischer Vater, wir haben gerade gesungen und gebetet. In dem Lied haben wir darum gebeten, dass du sprechen mögest und in unser Leben hineinredest. Du veränderst Dinge, veränderst uns, weil du ein lebendiger Gott bist, der redet. So sprich nun zu unseren Herzen.

Gib jedem das, was er braucht. Herr, danke, dass dein Wort mächtig ist und uns in unseren ganz unterschiedlichen Lebenssituationen und Glaubensphasen anspricht. Ich weiß, ich kann das nicht, aber dein Wort vermag es.

So sprich du nun und hilf mir, treu das weiterzugeben, was du uns sagen wirst. Amen.

Einführung in die Predigt: Parallelen zwischen Wildwestfilmen und dem christlichen Leben

Als Kind habe ich ganz gerne Wildwestfilme gesehen, so ab und zu mal. Wildwestfilme haben ja eigentlich immer eine relativ simple Handlung. Ich denke, die meisten von uns – ich denke, alle von uns – haben schon mal Wildwestfilme gesehen. Und es ist eigentlich immer ganz einfach: Es gibt Gute und Böse, und die Bösen tun den Guten etwas an. Die Guten müssen am Ende irgendwie aber doch davonkommen.

Stellt euch mal folgende Handlung vor: Siedler ziehen mit ihren Planwagen gen Westen – ja, kennen wir schon. Alles ist sehr harmonisch, eine schöne, melodische Melodie im Hintergrund. Und auf einmal wechselt die Melodie, man ahnt, jetzt kommt etwas. Dann kommen die Bösen und überfallen diesen Treck. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Frauen, Kinder, nichtsahnende Männer werden überwältigt, sie sind scheinbar dem Tod geweiht.

Wieder ein kleiner Melodiewechsel, und auf einmal reitet aus dem Hintergrund der große Held heran. Er befreit die Siedler und vertreibt die Bösen. Der Retter ist gekommen. Ein guter Retter hat nicht viel Zeit. Nachdem er den Treck befreit hat, muss er weiter. Er reitet den Bösen hinterher, die letzten hier Entkommenen. Man verabredet sich noch kurz und sagt: Ihr zieht weiter, und wir treffen uns am Ziel.

Wir ahnen, wie der Film weitergeht: Der Weg bis zum Ziel wird beschwerlich. Die Siedler müssen durch so manche Herausforderung hindurch. Sie müssen noch so manchen Kampf kämpfen, bis sie dann endlich am Ziel ankommen, ihren Helden wieder treffen und alles wird gut.

Kommt euch die Handlung bekannt vor? Ja, wie ist das eigentlich mit unserem christlichen Leben? Ist das nicht ganz ähnlich? Ist unsere Story nicht ganz ähnlich wie so eine Wildwest-Story? Auch wir waren doch einst hoffnungslos verloren. Und dann kam der Held, Jesus Christus. Er hat den Bösen besiegt, er hat uns gerettet.

Aber dann ist er aufgefahren gen Himmel zum Vater und sitzt dort zur Rechten Gottes. Eines Tages werden wir ihn wiedersehen. Aber bis dahin sind wir doch noch hier auf dem Weg unserer Bestimmung entgegen.

Wie ist das mit dir? Bist du gut unterwegs? Bist du guter Dinge, dass du eines Tages dein Ziel erreichen wirst? Diejenigen, die dieses Rettungshandeln erlebt hatten, waren gut auf dem Weg und haben eine Herausforderung erlebt.

Blick auf die Galater: Ein Beispiel für Glaubenswege und Herausforderungen

Wir wollen uns heute die Christen in Galatien etwas genauer anschauen und von ihnen lernen. Paulus hat diesen Christen einen Brief geschrieben, den Galaterbrief. Dieser Brief an die Galater findet sich in den ausliegenden Bibeln im hinteren Teil, noch hinter dem Römerbrief.

Wenn man ein bisschen weiterblättert, kommen der 1. und 2. Korintherbrief, und dann irgendwann der Galaterbrief. Dort blättern wir erst einmal ganz an den Anfang zu Kapitel 1 auf Seite 215. Dort wird sichtbar, dass die Galater einen guten Anfang gemacht haben. Paulus erinnert daran, wie sie von Jesus gerettet wurden, in seiner Begrüßung.

Er sagt: „Gnade sei mit euch“ in Kapitel 1, Vers 3: „Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus, der sich selbst für unsere Sünden dahingegeben hat, dass er uns errettete von dieser gegenwärtigen bösen Welt nach dem Willen Gottes, unseres Vaters.“

Der Anfang war gemacht, doch dann sind die Galater scheinbar vom Weg abgekommen. Genau das spricht Paulus an, denn er hat beunruhigende Nachrichten bekommen. Er hat gehört, dass falsche Lehrer aufgetreten sind und jetzt die Galater offenbar in Gefahr bringen.

So ermahnt er auf Schärfste in Vers 6 und 7: „Mich wundert, dass ihr euch so bald abwenden lasst von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi, zu einem anderen Evangelium, obwohl es doch kein anderes gibt. Nur, dass einige da sind, die euch verwirren und wollen, dass das Evangelium Christi verkehren.“

Worin diese Verwirrung, dieses Verkehren besteht, wird im ersten Moment noch nicht deutlich. In Kapitel 2 bekommt man aber einen Eindruck davon, weil Paulus dann ganz biografisch beschreibt, wie er selbst damit zu tun hatte, dass die gute Evangeliumsnachricht verkehrt wurde.

Er schreibt in der zweiten Hälfte von Kapitel 2, dass er umringt war von Menschen wie den Galatern – Christen, die aus einem heidnischen Hintergrund zum Glauben gekommen waren. Dann kam der Apostel Petrus, sein Mitapostel, zu ihm. Es war erst einmal alles harmonisch, aber dann kamen Judenchristen aus Jerusalem, und Petrus fing auf einmal an, dieses Evangelium zu verleugnen – das Evangelium der Rettung aus Gnade allein, durch den Glauben allein.

Paulus hat ihn dann auf schärfste Weise konfrontiert, weil er eine feste Überzeugung hatte. Diese bringt er in Kapitel 2, Vers 16 zum Ausdruck: „Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht.“

Wir sehen hier den Kontrast zwischen Werken des Gesetzes und Glauben. Paulus hat scheinbar den guten Weg verlassen, und jetzt scheut er sich nicht, seinen Mitapostel Petrus auf Schärfste zu konfrontieren, um diese biblische Wahrheit hochzuhalten und zu bewahren.

Die ernste Warnung an die Galater: Rückkehr zum wahren Evangelium

Paulus erfährt, dass auch die Christen in Galatien in Gefahr sind, vom rechten Weg abzukommen. Deshalb korrigiert Paulus die Galater mit ungewohnt scharfen Worten. Damit kommen wir zu unserem Predigttext für heute Morgen, nämlich zu Kapitel 3, den ersten sieben Versen.

Dort lesen wir, wie Paulus die Galater in ihrem Denken zurechtweist: „O ihr unverständigen Galater, wer hat euch bezaubert, denen doch Jesus Christus vor die Augen gemalt war als der Gekreuzigte? Das allein will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist empfangen durch das Gesetzeswerk oder durch die Predigt vom Glauben? Seid ihr so unverständlich? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr es denn nun im Fleisch vollenden? Habt ihr denn so vieles vergeblich erfahren, wenn es denn vergeblich war? Der euch nun den Geist darreicht und solche Taten unter euch tut, tut er es durch das Gesetzeswerk oder durch die Predigt vom Glauben? So war es mit Abraham: Er hat Gott geglaubt, und es ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden. Erkennt also, die aus dem Glauben sind, das sind Abrahams Kinder.“

Dieser Text beginnt mit einer scharfen Anklage. Wenn Sie dieses Handout, dieses Papier, an der Tür erhalten haben, ist das der erste Punkt zum Predigttext selbst: eine deutliche Anklage.

„O ihr unverständigen Galater, wer hat euch bezaubert oder in wessen Bann seid ihr gerade?“ Die Lutherübersetzung ist hier noch relativ freundlich, wenn es heißt „O ihr Unverständigen“. Die neue evangelistische Übersetzung bringt besser zum Ausdruck, was Paulus hier sagt; dort heißt es: „Ihr törichten Galater.“ Die Worte sind scharf. Paulus geht direkt auf sie ein und sagt: „Ihr seid – Entschuldigung – ihr seid Idioten, ihr seid bescheuert, ihr müsst es eigentlich besser wissen.“ Paulus ist außer sich, er ist wirklich aufgebracht. Das liest man nicht einfach nur so: „O ihr unverständigen Galater.“ Nein, er schreit sie förmlich schriftlich an.

Sie haben den Verstand verloren. Das sind dumme Gedanken, die sich bei ihnen breitmachen. Das ist verstandlos, unverständlich, sie sind verwirrt von diesen Irrlehren. Sie denken nicht mehr klar, sie haben selbst das aus dem Blick verloren, was sie einst so klar vor Augen hatten.

Paulus erinnert sie im Vortrag dieses Verses an das Evangelium. Er betont, dass ihnen doch Jesus Christus vor die Augen gemalt worden war als der Gekreuzigte. Das war die frohe Botschaft, die sie gehört hatten. Jesus Christus, der gekreuzigte Gott, war in Jesus Christus zu dem Menschen gekommen, der lange verheißene Messias war gekommen – und er war gekreuzigt worden. Das war seine Kernbotschaft, an die er hier gleich zu Beginn erinnert.

Warum eigentlich daran? Warum betont Paulus gerade die Kreuzigung als Kernaspekt der guten Nachricht? Warum nicht erst einmal hervorheben, was Jesus hier auf Erden alles Tolles getan hat, all die Wunder, die er vollbracht hat, all das Gute, das er getan hat, seine große Barmherzigkeit, die er den Menschen auf so vielfältige Weise gezeigt hat, sein Leben voller Liebe?

Warum hatte Paulus den Galatern Jesus Christus vor allem als den Gekreuzigten verkündet? Nun, weil das allein der Weg war, wie wir und sie, die Galater, mit Gott dem Vater versöhnt sein konnten. Nur weil Jesus ihre Schuld – die Schuld aller Menschen, die zu ihm kommen im Glauben – auf sich genommen hat, können wir überhaupt vor Gott bestehen.

Das heißt, das gute Vorbild des absolut Guten, liebenden Herrn Jesus Christus hätte uns Menschen erst einmal nichts genutzt, denn es schafft ja keiner, diesem Vorbild zu folgen. Gerade deshalb brauchen wir mehr als nur ein Vorbild. Wir brauchen Jesus Christus nicht nur als den guten Lehrer, nicht nur als das Vorbild, dem wir nachfolgen, sondern wir brauchen ihn erst einmal und ganz grundlegend und vor allem als den Gekreuzigten.

Daran erinnert Paulus die Galater hier gleich zu Beginn.

Rückbesinnung auf das Wesentliche: Glaube oder Werke?

Und dann tut er etwas, was grundsätzlich sehr empfehlenswert ist, wenn Menschen verwirrt sind: Er erinnert sie. Er erinnert die Galater an die Dinge, die sie sicher wussten. Er sagt auf gut Deutsch: Schaltet das Gehirn ein, denkt mal nach!

Dann stellt er ihnen einige Fragen. Er will die verwirrten, die törichten, die unverständlichen Galater wieder zu Verstand bringen. So stellt er in Vers 2 eine Frage: „Das allein will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist empfangen durch das Gesetzeswerk oder durch die Predigt vom Glauben?“

Wenn Paulus hier davon spricht: „Habt ihr den Geist empfangen?“, dann meint er letztendlich damit die Bekehrung. Seid ihr gläubig geworden? Denn den Geist gibt Gott seinen Kindern, den Menschen, die zu seinen Kindern werden. Das heißt, in dem Moment, wo wir uns im Glauben Jesus Christus zuwenden, ihn als Retter und Herrn erkennen, schenkt uns Gott seinen Geist.

Das heißt also: Habt ihr den Geist empfangen? Auf welcher Grundlage habt ihr den Empfang? Durch das Halten des biblischen Gesetzes, quasi als Belohnung für das, was ihr getan habt? Oder allein durch den Glauben an das, was Paulus euch gepredigt hat? Paulus macht hier ganz deutlich, dass es ein Entweder-oder gibt. Es gibt keinen Mittelweg, kein Sowohl-als-auch.

Mit der Frage impliziert er natürlich, dass es absolut töricht ist, auf seine eigenen Werke zu vertrauen. Auf dieser Grundlage kommt niemand zum Vater. Auf dieser Grundlage kann niemand den Geist Gottes ererben. Die Galater sollten das eigentlich wissen.

So wird Paulus zu Beginn von Vers 3 noch einmal sehr persönlich: „Seid ihr so unverständlich?“ Dann beantwortet er seine Frage aus Vers 2 und macht deutlich: „Ihr wisst es doch, ihr habt im Geist angefangen, so habt ihr begonnen. Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr es denn nun im Fleisch vollenden?“

Wahrscheinlich hatten einige dieser falschen Lehrer nicht nur Verwirrung darüber angerichtet, wie das Glaubensleben beginnt, also ob das Leben mit Gott durch Glauben oder durch Werke anfängt. Vielmehr hat sich scheinbar eine Lehre eingeschlichen, die sagt: Na gut, vielleicht kann man im Glauben beginnen. Also vielleicht ist der Start ins christliche Leben, dass man erst im Glauben zu Jesus kommt. Aber dann muss man gute Werke tun, den Weg allein weitergehen.

Paulus sagt: „Schaut doch mal, kann das wirklich sein, dass man so beginnt und dann plötzlich umdreht und so weitergeht? Passt das zusammen?“ Er fordert sie auf, ihr Gehirn einzuschalten, nachzudenken. „Ihr wisst es doch eigentlich besser.“

So fragt er in Vers 4, ob die Dinge, die sie am Anfang ihres Glaubenslebens erlebt haben, denn alle vergeblich waren: „Habt ihr denn so vieles vergeblich erfahren?“ Ihr habt doch gemerkt, was Gott mit euch getan hat. Ihr erinnert euch doch an den Weg des Glaubens. War das alles vergeblich? War es nur ein Hoffnungsschimmer?

Dann fragt er noch einmal: Nach welchem Prinzip agiert Gott denn nun einmal und immer? Vers 5: „Der euch nun den Geist darreicht und solche Taten unter euch tut – tut er das durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben?“

Zum dritten Mal stellt Paulus diesen Gegensatz gegenüber: Gesetzeswerke oder Glauben. Wie handelt Gott? Ist Gottes Handeln in unserem Leben etwas, das wir uns durch gute Werke verdienen müssen, nachdem wir einmal im Glauben einen Anfang gemacht haben? Oder ist Gott der treue Vater, der all denen, die auf ihn vertrauen, aus Gnade und seiner Liebe heraus gibt?

Werke oder Glauben – nach welchem Prinzip agiert Gott? Paulus sagt: „Galater, ihr wisst es, ihr habt es erlebt. Ihr seid nur verwirrt. Eure Erfahrungen sprechen eine deutliche Sprache.“

Und wenn ihr schon dabei seid, jetzt mal wieder klare Gedanken zu denken, dann denkt nicht nur an eure eigenen Erfahrungen. Geht einen Schritt weiter und denkt darüber nach, wie Gott eigentlich immer gehandelt hat. Was sagt denn die Bibel selbst? Erinnert euch nicht nur an eure Erfahrungen, sondern an das, was das Wort Gottes sagt. Denn das Wort Gottes ist letztendlich eine noch solidere, noch sicherere Grundlage aller Erkenntnis.

Unsere Erfahrungen brauchen manchmal noch Interpretation, da können wir durcheinanderkommen. Aber das Wort Gottes ist doch klar.

So sagt Paulus in Vers 6: „Schaut auf Abraham! So war es mit Abraham: Er hat Gott geglaubt, und es ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.“

Das ist doch die Geschichte von Abraham, der von Gott aufgrund seiner freien Gnade berufen wurde (1. Mose 12). Dann hat Abraham Gott geglaubt, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet (1. Mose 15,6).

Wir sehen, dass dieser Glaube von Abraham, den Gott ihm geschenkt hat, oft schwach war und von Zweifeln durchzogen. Ihr kennt die Geschichte von Abraham, wie er den Zusagen Gottes glaubt und doch nicht glaubt. Wie er immer wieder seine eigenen Wege geht, denkt, er müsse nachhelfen.

Und was macht Gott ihm immer wieder deutlich? „Du musst nicht nachhelfen. Einfach nur glauben, einfach nur im Vertrauen weitergehen. Nein, du zeugst das Kind nicht mit der Magd, das ist nicht der Weg. Ich habe dir eine andere Verheißung gegeben. Glaube, glaube, glaube!“

So stärkt Gott Abrahams Glauben und bringt ihn letztendlich ans Ziel.

Die unverständlichen Galater sollten das doch wissen. Sie sollten es aus ihrer eigenen Erfahrung wissen, und sie sollten es wissen, weil das die Lehre der Schrift ist.

So kommen wir in Vers 7 zum Fazit: „Erkennt also, die aus dem Glauben sind, das sind Abrahams Kinder.“

Was Paulus hier tut, ist, dass er den Kontrast zwischen den Werken des Gesetzes, den Werken des Fleisches, und dem Leben im Geist bzw. im Glauben auflöst. Von den Werken des Fleisches oder des Gesetzes ist hier nicht mehr die Rede. Was bleibt, ist Glaube allein.

„Erkennt, die aus dem Glauben sind, das sind Abrahams Kinder.“

Bedeutung für das persönliche Glaubensleben heute

Nun, was hat das mit dir zu tun? Ich glaube, es hat alles mit dir zu tun. Die Galater waren verführt worden. Sie hatten einen guten Anfang gemacht, aber sind dann vom Weg abgekommen. Glaubst du, dass dir das niemals passieren könnte?

Paulus selbst hatte es ihnen in aller Klarheit vor Augen gemalt. Es war kaum vorstellbar, wie sie von diesem guten Weg abkommen konnten. Und Paulus fragte in Vers 1: „In wessen Bann seid ihr nur geraten?“ Er beantwortet die Frage nicht direkt, aber wir wissen, was die Antwort ist, oder? Wer ist der große Durcheinanderbringer? Der Diablos, genau, der Diablos, Satan. Und den gibt es heute noch. Er läuft heute noch umher wie ein hungriger Löwe und sucht, wo er wen schnappen kann.

Genau deshalb tun wir gut daran, die Ermahnung und Warnung hier zu hören. Denn auch wir haben diesen Widersacher noch hier. Satan hat immer ein großes Ziel gehabt: Er will Menschen von Gott fernhalten. Satan liebt es, wenn das Gesetz gepredigt wird, weil damit niemand zu Gott kommt. Das trennt uns von Gott, denn das Gesetz kann niemand vollständig halten.

Wenn Menschen dann doch zu Gott gekommen sind, hat Satan nur ein Ziel: Sie so weit wie möglich von Gott zu lösen, sie von dieser Glaubensbeziehung, von diesem Leben im Geist abzukoppeln. Dabei bedient er sich verschiedener Mittel: falscher Lehrer, weltlicher Philosophien oder auch unserer Sündennatur.

Ich denke, es wäre einfach naiv zu glauben, wir seien immun gegen Versuchung. Die Galater hatten das Evangelium klar gehört und ließen sich trotzdem verwirren. So wie die Galater brauchen auch wir immer wieder die Erinnerung an das Evangelium, die gute Nachricht vom für uns gekreuzigten Retter, Jesus Christus.

Deshalb ist die grundlegende Frage: Kennst du diesen Retter? Weißt du, dass du aufgrund deiner guten Werke und aller Anstrengung niemals gut genug sein kannst, um vor Gott zu bestehen? Du wirst es nicht schaffen – und du musst es auch nicht schaffen. Denn Gott ist zu uns gekommen und hat sich um unserer Sünden willen kreuzigen lassen. Er hat unsere Schuld auf sich genommen, damit wir von aller Schuld befreit vor ihm bestehen können, allein durch den Glauben.

So möchte ich dich einladen: Wenn du bisher versucht hast, aus eigener Kraft durch deine Werke vor Gott zu bestehen, kehre um, kapituliere und komm im Glauben zu Gott. Wende dich Jesus Christus zu und bitte Gott, dich frei zu machen von aller Schuld. Dann erkenne: Du darfst allein aufgrund deiner Glaubensbeziehung zu Jesus mit Gott leben – für alle Ewigkeit.

Er wird dir seinen Geist geben, dich mit seinem Geist versiegeln und dich ans Ziel bringen. Wer das erkannt hat – und ich gehe davon aus, dass die meisten von uns das erkannt haben – der hat einen guten Anfang gemacht, so wie der Galater. Nun gilt es, diesen Weg auch weiterzugehen: den Weg des Glaubens.

Die Versuchung ist überall. Es gibt Stimmen, die ich als „christlichen Humanismus“ bezeichne, die uns einreden wollen, wir müssten nun doch etwas dazu tun, Werke vollbringen, um wirklich vor Gott bestehen zu können. Dass das gute Werk, das Gott in uns begonnen hat, wir nun vollenden müssen.

Ich möchte das in aller Klarheit sagen: Das ist eine Höllenlehre. Diese Lehre überfordert uns. Das schaffst du nicht, das schafft keiner. Das Problem ist, dass wir das manchmal am Anfang nicht merken. Vielleicht bist du gerade gut unterwegs im Glauben, machst Fortschritte in der Heiligung – aber sei wachsam!

Der menschliche Stolz kann in einer solchen Situation schnell wachsen. Wir fangen an zu denken: „Ich packe das eigentlich ganz gut auch alleine.“ Und dann wird dein menschlicher Stolz zum Verbündeten Satans und bringt dich von Gott weg.

Ihr Lieben, ich weiß, wovon ich rede. Ich weiß, wie leicht es ist zu denken, Gottes Hilfe brauche ich eigentlich nur in besonderen Situationen. Wie leicht unser Gebet dann optional wird: Den Großteil des Lebens bewältige ich allein, und in wirklich schwierigen Situationen darf Gott mir mal helfen.

Dann fange ich an, mich unbewusst von Gott zu lösen. Und wenn plötzlich Dinge schiefgehen, wenn es nicht mehr so läuft, obwohl ich mich so anstrenge, was passiert dann? Dann entsteht in mir ein Gräuel gegen Gott. Ich habe mich so angestrengt, meinen Teil doch wirklich getan – was ist mit ihm los? Warum lässt er mich hängen?

Ihr Lieben, seid wachsam! Der Durcheinanderbringer versucht uns zu verwirren. Lasst uns, gerade wir, die wir vielleicht stark im Glauben sind und gut unterwegs, immer wieder unsere Herzen durchleuchten. Gibt es Ecken und Winkel, in denen sich Stolz breitmacht, der uns einredet, wir seien eigentlich auch ohne Gott ganz gut unterwegs?

Dann lasst uns Buße tun. Lasst uns Gott um Vergebung bitten, dass wir meinten, den Weg alleine gehen zu können oder zu müssen. Dann dürfen wir unseren Gott klammern, an ihn hängen und sagen: Herr, ich kapituliere. Ich gehe nicht mehr den Weg, den ich mir überlegt habe und den ich vielleicht weitestgehend ganz gut geschafft habe. Ich will deinen Weg gehen, dir im Glauben nachfolgen, mich durch deinen Geist leiten lassen.

Herr, zeige mir, wo du mich haben willst. Hilf mir, treu zu gehen, auch wenn alles um mich herum so aussieht, als könnte dieser Weg nicht funktionieren. Denk an Abraham, du bist ein Kind Abrahams, wenn du im Glauben bist. Lass den Zweifeln keinen Raum. Bitte Gott, deinen Glauben zu stärken.

Und das darfst du, denn du musst den Weg nicht alleine gehen. Das ist gerade eine Ermutigung für die unter uns, die vielleicht nicht so stark sind, sondern sich ihrer Schwäche bewusst sind. Vielleicht bist du das heute. Vielleicht siehst du dich selbst nicht als jemanden, der toll unterwegs ist oder auf den Gott stolz sein müsste.

Vielleicht siehst du gerade deine eigenen Sünden und fragst dich, wie Gott dich denn dann lieben kann. Denn auch dann kommen Versuchungen, Einflüsterungen, die dir sagen, dass du nicht aus Glauben allein lebst, sondern dass alles an deinen Werken hängt. Wenn deine Werke nicht gut genug sind, kann Gott dich doch nicht mehr lieben. Er wird dir nicht zur Seite stehen, dir nicht helfen, sonst hilft dir keiner.

Aber denen, die sich bemühen, hilft Gott vielleicht, nur mir doch bestimmt nicht. Ich habe ihn so oft enttäuscht mit meinen Sünden. Ich habe so oft nicht getan, was ich mir vorgenommen hatte. So flüstert eine Stimme dir ins Ohr: Ja, Gott kann dich nicht mehr lieben.

Wenn dich das beschreibt, möchte ich dir Mut machen. Ich möchte dich daran erinnern, wer Gott ist. Er liebt Sünder. Er ist gekommen, um Sünder selig zu machen. Für die Kranken ist er da, nicht für die Gesunden. Er ist der, der dich durchträgt. Er ist der gute Hirte, der dich zu seinem Schaf gemacht hat und seine Schafe nicht verlieren wird.

Alle, die sein Vater ihm gegeben hat, wird er ans Ziel bringen. Weißt du was? Wenn er dich auf dem Arm trägt, musst du ihm nicht tragen helfen. Das schaffst du auch nicht – und das musst du nicht.

Erinnere dich daran, wie er in deinem Leben einen Anfang gemacht hat. Ist Jesus Christus in diese Welt gekommen und für dich am Kreuz gestorben, weil du es dir irgendwie verdient hattest? Nein, es war Gnade allein.

Bist du Kind Gottes geworden, weil du in Vorleistung gegangen bist und genug gute Taten angesammelt hattest, damit Gott dir gnädig sein wollte? Nein, allein durch den Glauben.

Besinne dich darauf, wie du den Weg weitergegangen bist. Besinne dich darauf, dass Gott dich im Glauben Schritt für Schritt geführt hat. Erinnere dich daran, wo er dir gezeigt hat, dass deine Kraft nicht ausreicht, aber seine Kraft in den Schwachen mächtig ist.

Wenn dir deine eigenen Erfahrungen nicht ausreichen, dann schaue in die Schrift, die sichere Quelle der Offenbarung darüber, wer Gott ist und wie er zu dir steht. Besinne dich darauf, dass der Herr, der das gute Werk in dir begonnen hat, es auch vollenden wird – wie es in Philipper 1,6 heißt.

Bedenke, dass er der Anfänger und Vollender deines Glaubens ist, selbst dort, wo der Glaube schwach ist. Und bedenke: Du bist nicht alleine unterwegs. Er ist bei dir alle Tage bis an das Ende der Welt.

Ermutigung zum Glaubensweg und Gebet zum Abschluss

Und so möchte ich die Predigt mit einer Ermutigung beenden, die uns klar machen soll: Unser Leben ist keine Wildwestgeschichte. Unser Held ist nicht davon geritten. Er lebt durch seinen Geist in uns.

Wir haben den Geist empfangen durch den Glauben allein. Und wir leben im Geist allein durch den Glauben. So bist du befreit zu guten Werken, die du nicht tun musst, um vor Gott zu bestehen. Sie sind vielmehr die logische Konsequenz deines Glaubens.

Denn du lernst immer mehr, ihm zu vertrauen, immer mehr zu glauben, immer mehr zu erkennen, dass er es wirklich gut mit dir meint. Du glaubst daran, dass er dich zum Ziel führt – selbst wenn der Weg seltsam erscheint, selbst wenn er schwer wird.

Du darfst Schritt für Schritt vorangehen. Wir vertrauen darauf: Er ist bei dir alle Tage. Er ist die Kraft, die dir oft fehlt.

Himmlischer Vater, danke, dass du uns das in deinem Wort zusagst. Herr, vergib uns, wo wir versucht haben, das, was du durch deinen Geist in uns begonnen hast, allein durch den Glauben, im Fleisch fortzusetzen.

Herr, vergib uns diese Dummheit. Vergib uns, dass wir dir die Ehre geraubt haben, indem wir dachten, wir bräuchten dich nicht und könnten es alleine schaffen.

Herr, hilf uns, immer wieder neu zu erkennen, dass du allein der Anfänger unseres Glaubens bist und auch der Vollender. Dass du das gute Werk, das du begonnen hast, in uns vollenden wirst.

Hilf uns, gerade im Wissen darum, auf dich zu schauen und uns an dich zu klammern.

Herr, ich bete für die Starken unter uns: Vergib uns unseren Stolz, vergib uns unsere Selbständigkeit. Hilf uns, wieder neu in die Abhängigkeit von dir zurückzufinden.

Herr, ich bete für die Schwachen unter uns. Ich bete, dass du sie ermutigst, dass sie neu erkennen, dass sie sich bei dir nichts verdienen müssen, weil du uns bedingungslos liebst.

Hilf uns allen, den Weg bis zum Ziel zu gehen.

Amen.