Die Herausforderung der Glaubenslosigkeit und die Wahl des Predigttextes
Bei diesen Liedern merkt man erst, wo heute der Schaden liegt: bei den Christen in der Kirche herrscht Glaubenslosigkeit. Diese legt sich lähmend auf uns alle.
Und wenn es dann bei uns so weit kommt, dass wir in Bedrängnis geraten oder dem Tod gegenüberstehen, können wir dann noch so fröhlich sein und triumphierend ein solches Lied anstimmen? Können wir das in unseren Gräbern singen? Dabei wollen wir uns doch festhalten.
Für heute Morgen habe ich deshalb einen anderen Predigttext ausgewählt. Das mache ich manchmal, weil manche von Ihnen ab und zu noch einmal eine alte Kassette zur Hand nehmen. Vor etwa acht Jahren habe ich über den heute eigentlich vorgeschriebenen Predigttext gepredigt. So will ich heute über den Abschnitt predigen, aus dem die Losung, das heißt der Lehrtext, dieses Tages aus dem Losungsbüchlein der Herrnhuter Brüdergemeinde stammt.
Es handelt sich um 1. Petrus 2,1-10: "So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede. Seid begierig nach der vernünftigen, lauteren Milch wie die neugeborenen Babys, damit ihr durch sie zunehmend zu eurem Heil kommt, da ihr ja geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist. Kommt zu ihm als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar."
Die Bedeutung der Bilder und die Identität als lebendige Steine
Die Bilder gehen ineinander über, doch das liegt daran, dass das, was diese Bilder transportieren sollen, viel größer ist als das, was das Bild im Vergleich aussagen kann.
Auch ihr seid lebendige Steine – wie kann ein Stein lebendig sein? Genau das ist der Punkt: Ihr seid ja nicht bloß Steine, sondern lebendige Steine. Erbaut euch zu einem geistlichen Haus und zu einer heiligen Priesterschaft, zu geistlichen Opfern, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.
Darum steht in der Schrift – es lohnt sich, dieses Zitat dort anzusehen – in einem bekannten Abschnitt, der auf das Pfingstgeschehen hinweist. Dort reden die Menschen in einer unverständlichen Sprache, zaffla zaff, zaffla zaff. Dann heißt es: „Der Stein des Anstoßes wird in Zion sein. Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, der soll nicht zu Schanden werden.“
Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar. Für die Ungläubigen aber ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben und der zum Eckstein geworden ist, ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses. Sie stoßen sich an ihm, weil sie nicht an das Wort glauben, wozu sie auch bestimmt sind.
Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums. Ihr sollt die Wohltaten dessen verkündigen, der euch berufen hat, von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.
Einst wart ihr nicht ein Volk, nun aber seid ihr Gottes Volk. Einst wart ihr nicht in Gnaden, nun aber seid ihr in Gnaden.
Die Notwendigkeit einer richtigen Perspektive im Leben
Haben Sie gestern die Zeitung gut durchgearbeitet? 144 Seiten – und so viele Stellenanzeigen sind darin enthalten. Die kann man ja gleich beiseitelegen, wenn man nicht gerade eine Stelle sucht. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, die Stellenanzeigen etwas zu überprüfen: Was für Leute werden denn da gesucht?
Jetzt müssen Sie entschuldigen, wenn ich Fremdwörter benutze, aber in den Zeitungsanzeigen kommen diese oft vor. Es werden Menschen mit einer Perspektive gesucht, heißt es dort. Dann heißt es, es werden dynamische Leute gesucht. Und schließlich wird davon gesprochen, dass Personen gesucht werden, die konsequent sind. Ich habe gedacht, davon könnten wir auch lernen. Wir könnten uns ein Stück davon wirklich abgucken und für uns zum Modell und Vorbild machen.
Mein erster Punkt heute: Wir brauchen die richtige Perspektive.
Ich habe mich auf der Straße mit einem Geschäftsmann unterhalten, und er hat ein wenig erzählt. Es ist ja schon beeindruckend, was viele heute in ihrem Beruf leisten. Ich stehe immer bewundernd davor, was Sie alle in Ihrem Beruf an Anforderungen durchstehen müssen. Wie werden Sie bis zum Äußersten gefordert? Es ist schwierig im Geschäft, es ist hart, es werden Opfer verlangt. Manche haben eine Arbeitszeit von 80 Stunden pro Woche, ohne dass sie das besonders vergütet bekommen. Ein Rieseneinsatz wird dort geleistet – fleißig gearbeitet, mit Hingabe und Pflichttreue.
Aber dieser Geschäftsmann sagte plötzlich ganz überrascht zu mir: Manchmal frage ich mich, wozu mache ich das alles? Ich habe gedacht, ja, heute fürchte ich das nicht im Gottesdienst. Ich hätte gewünscht und gedacht, darüber reden wir eigentlich Sonntag für Sonntag: Was ist die Perspektive unseres Lebens?
Ich weiß, dass das eine wichtige Sache ist – dass man Verantwortung für Arbeitsplätze hat, dass die Konjunktur läuft und dass das Wachstum richtig geschieht. Wir verstehen inzwischen alle etwas von Wirtschaftsvorgängen. Aber was ist die langfristige Perspektive, die wir haben? Dass ich einmal ins Grab sinke, dass ich mich, wie man so schön sagt, aufs Alter einstelle, mit einer guten Rente, vielleicht in Spanien in einem schönen Ferien-Altersruhe sitze? Was ist meine Langzeitperspektive, die ich habe?
Jetzt will ich Ihnen von mir bekennen: Für mich ist das die ganz große Freude meines Lebens. Ich habe eine Perspektive gewonnen, die sich mit dem deckt, was der Apostel Petrus hier beschreibt – eine Langzeitperspektive. Die macht jeden Tag meines Lebens wertvoll und sinnvoll. Sie macht mein Leben bedeutsam und wichtig.
Wie beschreibt er das hier? Wir sind berufen zu seinem wunderbaren Licht. Wir sind berufen zu seinem wunderbaren Licht. Da muss ich schon staunen: Wie schaffen Sie es, den täglichen Kampf in dieser Welt durchzuhalten, die Hoffnungslosigkeit und Nichtigkeit der Welt zu ertragen, wenn Sie Ihr Leben nicht ganz eng und fest mit dem auferstandenen Jesus verbunden haben? Wenn Sie nicht sein Licht haben und sagen: „Ich weiß, ich stehe an diesem Platz durch Jesus. Ich weiß, dass er täglich da ist.“
Ich kann mitten in der Arbeitshülle zur Sekretärin sagen: „Zehn Minuten will ich niemand hören, kein Telefon soll durchgestellt werden.“ Und dann weiß ich: Jetzt kann ich Zwiesprache halten mit Jesus, jetzt kann ich ihm all meine Not sagen. Er ist da, kennt mich und weiß alles. Oder wenn jemand in seinen Familiennöten nicht mehr aus- und ein weiß: Wenn Sie nicht mit dem auferstandenen Jesus rechnen können, wie wollen Sie da auf Friedhöfe gehen? Wie wollen Sie der Wirklichkeit ins Auge sehen, dass auch Sie einmal verwesen und zerfallen?
Wir sind berufen zu seinem wunderbaren Licht. Noch einmal: Ich habe das ja oft betont. Das macht uns nicht weniger treu in unseren Berufsaufgaben, im Gegenteil. Es gibt uns erst recht Ausdauer, um in den schwierigen Situationen dieser Welt durchzuhalten.
Wir sind berufen zu seinem wunderbaren Licht. Dieses Licht ist angebrochen am Ostermorgen, als Jesus den Tod überwunden hat. Und sei dir als Christ bewusst: Jesus lebt. Mit ihm auch ich. Tot, wo sind nun deine Schrecken?
Kritik an äußerlichen Formen und die Berufung zum königlichen Priestertum
Ich bin immer traurig darüber, dass Christen, Kirchen, Organisationen, Vereine und fromme Gruppen, die sich auf Jesus berufen, so viel Wert auf äußere Zeremonien legen. Sie messen Titeln und Ämtern große Bedeutung bei, ebenso wie den Zäunen und Pferchen, die sie um ihre Gruppen ziehen, und den Namen, die sie für wichtig halten. All das Äußere – die Modalitäten, die sie erzählen und für bedeutsam halten, die Räumlichkeiten und alles, was dazugehört, sowie die Titel und Ämter – das scheint für sie im Vordergrund zu stehen.
Dabei steht etwas ganz Tolles in der Bibel: Wer vom auferstandenen Jesus gerufen ist und seinen Ruf gehört hat – haben Sie ihn gehört? Jesus ruft, wie er einst Simon Petrus am See Genezareth rief: „Folge mir nach!“ Wer diesen Ruf hört, gehört zu dem königlichen Priesteramt, zu der königlichen Priesterschaft.
Was ich hier verkünden muss, ist sicher sehr revolutionär und mag manchen wehtun. Ich will es auch nicht so sagen, dass noch der Letzte gekränkt ist, aber ich glaube, dass manche Theorien, die die christlichen Kirchen über das Priesteramt erfunden haben, unbiblisch sind. Das königliche Priesteramt besteht aus Menschen, die den auferstandenen Jesus kennen – unabhängig davon, ob sie einen Titel tragen, ob sie ein Gehalt beziehen, ob sie offiziell durch Berufene eingesetzt sind oder ob sie einfach aus Erfüllung des Auftrags handeln, den Jesus ihnen gegeben hat.
Ihr seid das königliche Priestertum! Ja, im Neuen Testament gibt es tatsächlich das allgemeine Priestertum aller Gläubigen. Alle, die mit Jesus verbunden sind, die auf ihn vertrauen und zu ihm gehören, haben eine priesterliche Aufgabe.
Was bedeutet das? Das Priesteramt spielt sich nicht nur im Gottesdienst ab. Ihr sollt priesterlich für eine notleidende Welt eintreten und draußen für die Menschen ringen.
Was sollen Priester tun? Sie sollen den Menschen die Nähe Gottes vermitteln, ihnen helfen, zu Gott zu finden, und Versöhnung zwischen Gott und den Menschen stiften. Wenn sie zu Kranken kommen, dürfen sie fragen: „Hast du Frieden mit Gott? Bist du versöhnt mit Gott?“ Sie sind bevollmächtigt, im Namen Jesu Menschen die Sünden zu vergeben.
Der schönste Priesterdienst, den wir tun können, ist die Fürbitte für eine schuldig gewordene Welt. Wir haben ja selbst erfahren, wie schlimm Schuld ist und wie lähmend sie wirkt. Der Priesterdienst ist wunderbar, wenn man für Schuldige betet und Fürbitte tut.
Ihr seid das königliche Priestertum, die königliche Priesterschaft – tut diesen Dienst! Das Gebet kann so viel in unserem Leben bewirken. Wenn wir heute Morgen für die Welt eintreten, ist das ein Grund, neu umzudenken und zu erkennen: Wir brauchen diese Perspektive. Das ist mein Amt.
Ich will nicht in den Tagesgeschäften der Welt aufgehen, sondern mit meinem Leben etwas bewirken – für das große, ewige Gottesreich. Ich will heute mein Leben so einsetzen, dass ich meinen Priesterdienst wahrnehmen kann.
Und dann steht noch da: Ihr sollt verkündigen die Wohltaten dessen, der euch berufen hat zu seinem wunderbaren Licht. Manchmal denke ich, wenn der moderne Mensch heute nur das hört, was im Wort zum Sonntag verkündet wird und sonst nichts mehr von Gott weiß – gar nichts –, dann müssen wir den Menschen sagen, wie gütig Gott ist, wie barmherzig er ist und mit welcher Liebe er sie überschüttet hat.
Man kann Gott finden, auch wenn man ganz weit von ihm entfernt ist. Verkündigt die Wohltaten Gottes, dessen, der euch berufen hat zu seinem wunderbaren Licht. Erzählt von dem auferstandenen Jesus, der uns eine gewisse Hoffnung auf ewiges Leben gibt.
Wir brauchen die richtige Perspektive.
Die Bedeutung der richtigen Dynamik im Glaubensleben
Jetzt kommt ein zweiter Punkt: Wir brauchen die richtige Dynamik. Das gefällt uns schon. Wir sind ja alle sehr tätige Menschen, nicht nur die Schwaben – das ist so eine Einbildung von uns, nicht nur die Deutschen. Aber irgendwo liegt das im menschlichen Wesen, dass wir alle sehr gern aktiv sind, und das ist auch gut so.
Bei meinen Hausbesuchen höre ich oft, dass Menschen sagen: „Ach, wissen Sie, die Kirchenspringer sind auch nicht besser als wir.“ Nun ja, Joggen ist zwar gesund, aber das ist richtig. Die Kirchenspringer sind an und für sich nicht besser als die anderen. Wir haben es heute Morgen tüchtig nötig, uns zu überlegen: Was ist bei uns falsch mit der Dynamik?
Beobachten Sie mal kritisch, wie das bei uns abläuft. Wie viel Laufen und Rennen gibt es unter uns? Wie sehr mühen wir uns ab, auch für Gott Dienste zu tun? Wenn ich so in den Gemeinden, in den Kirchengemeinden, herumblicke, sehe ich so viel hektische Aktivität, so viel eifriges Bemühen. Heute ist das eine ganze Mode geworden, dass man Gemeindeerneuerung will. Dabei wird immer wieder ein neues Konzept vorgestellt, eine neue Therapie. Dann heißt es, jetzt kommt eine neue Methode aus Korea oder aus den USA. Alle müssen neu umgeschult werden, man beginnt wieder von vorne. Und dann kommt jemand und sagt, wir haben wieder etwas Neues, und das gibt Belebung.
Gibt es wirklich aus all dem neues Leben? Nein.
Was uns heute Morgen Not tut, Kirchgänger und Nichtkirchgänger, ist eine ganz neue Verbindung mit Jesus Christus, eine ganz neue Verbindung mit Jesus. Nur wenn der Auferstandene in Ihrem Leben, in all Ihren Taten wirkt, hat das doch Sinn. Können Sie das so sicher sagen: In meinem Eheleben, in meinem Berufsleben, in meinen Planungen ist Jesus doch Chef. Das gilt auch für uns als Kirchengemeinde. Ob wir in all unseren Planungen wirklich darstellen, dass Jesus Christus mittendrin ist.
Das war dem Petrus so wichtig, als er sagte: Ihr müsst euch miterbauen auf das Fundament, ihr müsst euch richtig auf das Fundament einmauern lassen. Haben Sie meinem Maurer zugesehen, wie er den Mörtel auf das Fundament legt? Dann legt er seine Backsteine so satt in den Mörtel, dass sie gut sitzen.
In diesen Tagen gibt es an mancherlei Stellen der Welt Erdbeben. Wenn es dann wackelt, muss das fest mit dem Fundament verbunden sein. Das ist für uns Kirchenleute wichtig. Da fehlt es doch überall. Wie viele nennen sich heute Christ? Das kann ja jeder. Sind wir wirklich Christusmenschen? Sind wir Leute, bei denen Christus ganz fest mit uns verbunden ist?
Wir bilden uns vielleicht noch ein, dass wir ein bisschen frommer sind als die anderen. Das ist doch ganz unwichtig. Es kommt nicht darauf an, ob man fromm ist oder nicht, sondern wie man mit Jesus verbunden ist. Ob man ganz eng mit ihm verklammert ist, so dass kein Erdbeben einen auseinanderreißen kann – ganz eng und fest. Jesus ist der Stolperstein, an dem sich viele stoßen. Ja, an dem stoßen sich viele.
Es ist ja rätselhaft, dass das bis in die Christengemeinde hineinreicht, dass Menschen sagen, man rede zu viel von Jesus. Ich meine immer, man redet zu wenig von Jesus. Ich möchte in meinem Glauben nichts anderes predigen und haben als das, was Jesus mir da reicht, wo ich ihn erkenne und was auf ihn zielt. Was denn sonst? Wo will ich denn sonst eine Erkenntnis herhaben als aus dieser Offenbarung?
Der Stein des Ärgernisses, der Stein des Anstoßes, ist zum Fundament geworden, auf dem der ganze Bau gebaut wird. Und dann baut Gott auf diesem Fundament seinen neuen Tempel – das ist doch das Heiligtum.
Ich halte nicht viel von großen, ehrwürdigen Kirchengebäuden – als Kunstfreund, ja, aber sonst nicht. Wissen Sie: Die Gemeinde Gottes ist ein Bau ohne Steine, und darum passt das Bild nicht. Es geht nicht um einen gotischen Bau oder um einen romanischen Kirchenbau, sondern Gott baut seine Gemeinde mit Menschen, die auf dieses Fundament Jesus, den Auferstandenen, gegründet sind. Die das Wissen erleben: Er ist bei mir, ich darf mit ihm heute durch meinen Tag gehen, meine Arbeit tun.
Das ist die Dynamik: Der Auferstandene wirkt in mir.
Wenn Sie hier unserem Predigtabschnitt gefolgt sind – das ist von Vers 4 bis Vers 8 – dann sehen Sie, dass dieser Stein des Anstoßes gewesen ist. Wer denn sonst? An Jesus scheiden sich die Geister. Der Auferstandene ist der Schlüsselpunkt des Glaubens. Wer den Auferstandenen kennt, der weiß um die neue Kraft, die jetzt in der Welt ist.
Ich will, dass seine Dynamik mich treibt. Das ist der neue Tempel, die Gegenwart Gottes in dieser Welt, wo der auferstandene Jesus durch Menschen hindurch wirkt.
Die Notwendigkeit einer neuen Konsequenz im Glaubensleben
Jetzt bleibt nur noch der dritte Teil übrig, und das ist der Anfang unseres Abschnittes. Wir brauchen eine neue Konsequenz – ich hätte auch sagen können Flexibilität oder wie man will.
In den Stellenanzeigen heißt es manchmal etwas anders: „Ich muss das irgendwo auch leben, ich muss das leben, was ich will.“ Und das ist in der Tat tragisch, dass wir, die wir uns so auf Jesus berufen, genau an dieser Stelle das Auseinanderklaffen lassen zwischen Tun und Glauben – ein ganz tiefer Gegensatz.
Wir reden ganz groß, singen die Osterlieder, aber wie sieht es in der Praxis bei uns aus? Ist das umgesetzt? Darum sagt Petrus: „Jetzt legt doch die Heuchelei ab.“ Das geht auch die Kirchenleute an, die in den Gottesdienst kommen. Da muss die Erneuerung einsetzen. Jetzt legt doch die Heuchelei ab!
Und wie ist das mit der Bosheit, dem Betrug, dem Neid, sagen Sie? Ja doch, das ist menschlich, ganz normal menschlich. Und es wäre so gut, wenn wir es offen sehen und aussprechen würden, was in unserem Leben die Not ist. Das war natürlich wie ein Taschenspielertrick in unserem Glaubensleben. Wir versuchen, uns durchzumogeln.
Jetzt legt doch mal das alte Wesen ab! Die Verschlagenheit, die Hinterlist – es ist gut, wenn wir vor Gott ganz offen und nüchtern sind.
Heute heißt der Sonntag Quasimodogeniti – das stammt aus der mittelalterlichen Zeit und bedeutet „wie die neugeborenen Kindlein“, also wie die Babys. Das ist ein komischer Name für einen Sonntag. Dabei geht es darum, dass es um eine Erneuerung meines Lebens geht. Der Auferstandene möchte mich total umwandeln, neu machen. Er möchte mein Leben verändern. Daran sieht man seine Auferstehungskraft.
Jetzt lass doch den Auferstandenen in dein Leben hinein!
Und was sieht man denn am neuen Leben? Bei den Babys – so sehe ich es bei meinen Enkeln – ist ein Kennzeichen, dass sie gierig sind nach Milch. Sie sind gierig nach Milch. Nach was sind sie gierig? Nach was sind sie gierig? Sind sie gierig nach schmutzigen Filmen oder nach anderem Dreck, der sie nur in die Tiefe zieht? Nach was sind sie gierig? Sind sie gierig, Geld zu machen?
Haben Sie in Ihrem Leben so eine Gier, so eine – wissen Sie – wie manchmal, das ist wie eine Besessenheit, dass man sagt: Das hat mich völlig ergriffen? Oder ist das bei Ihnen? Und daran merken Sie, ob das neue Leben bei Ihnen Wurzel geschlagen hat, dass man gierig ist nach der vernünftigen, lauteren Milch. Das ist das Wort Gottes, das Bibelwort. Das ist eine vernünftige, lautere Milch, weil es uns aufbaut, weil es uns stärkt, weil es uns gesund macht.
Das Bibellesen macht klug und weise. Da kann Gott mit uns reden, da kann er uns ganz wunderbar verändern. Aber das muss ich selbst tun – das andere ablegen.
„Neid, das ist, so heißt es in den Sprüchen Salomos, wie der Eiter in meinen Gebeinen.“ Haben Sie schon mal Eiter im Knochen gehabt? Wie weh das tut! Wenn wir die alten Dinge drinlassen, dann kann das neue Leben nicht Platz greifen.
Darum ist das heute für uns so eine Ermutigung, dass wir richtig Christen sind und Christen werden – Christusleute mit dem auferstandenen Leben.
Die Einladung zur Annahme der Berufung und zum Leben im Licht
Eine herzliche Einladung richtet sich an uns, das zu ergreifen, was uns geschenkt ist. Wir sollen mit der Perspektive leben: Ihr seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das Volk des Eigentums.
Können Sie von sich sagen: „Ich gehöre mit dem, was ich bin und habe, heute bis an meine Todesstunde allein Jesus, meinem Herrn“? Ich will nicht den Menschen gehören und nicht ihrem Kommando unterstehen. Ich bin von ihm abhängig, ein Volk des Eigentums, sein Eigentum.
Ich bin in sein Priestertum hineingesetzt. Deshalb darf ich dynamisch und konsequent das in der Welt weitersagen, verkündigen und in die Welt hinaustragen, dass es neues, wirklich total neues Leben gibt – in der Kraft des auferstandenen Jesus. Amen.
