Nun kommen wir zum letzten Sendschreiben der Offenbarung, Offenbarung 3,14-22. Diese sieben Sendschreiben sollten uns in der Passionswoche zur Vorbereitung und zum Zurüsten dienen.
Die Passionswochen, beginnend am Sonntag in Vokabit, sind von alters her Zeiten der Vorbereitung, Bußzeiten und Zeiten der Umkehr.
Die Botschaft an die Gemeinde von Laodizea: Ein Weckruf zur Umkehr
Dem Vorsteher der Gemeinde in Laodizea schreibe ich: Der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes.
Ich kenne deine Werke und weiß, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärst! Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.
Du sagst: „Ich bin reich und habe alles im Überfluss und brauche nichts.“ Doch du weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.
Ich rate dir, dass du von mir Gold kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst. Und weiße Gewänder, um dich anzuziehen, damit du nicht nackt und beschämt dastehst. Außerdem Augensalbe, um deine Augen zu salben, damit du sehen kannst.
Wen ich lieb habe, den weise ich zurecht und erziehe ihn mit Strenge. Das ist eine Frage an unser Jesusbild, wie wir Jesus verstehen und seine Liebe zu uns.
Ob wir nur immer die sanften Worte hören wollen oder auch die harten Worte verstehen. So setze nun alles daran und kehre um! Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, werde ich zu ihm hineingehen und das Mahl mit ihm halten und er mit mir.
Wer überwindet, dem will ich das Vorrecht geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, so wie ich überwunden habe und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.
Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Er macht jedem von uns jetzt die Stelle klar, wo Umkehr einsetzen muss. Amen.
Die Bedeutung der Prüfung durch Jesus: Eine Generalinspektion der Gemeinde
Das ist der Albtraum eines jeden Autofahrers: wenn er zum TÜV vorfahren muss. Die drei Buchstaben kennt jeder Autofahrer, besonders wenn es um ein neues Auto geht. Die erste Prüfung nach zwei Jahren ist nicht schwierig. Aber wenn das Auto schon acht Jahre auf dem Buckel hat, wird es anders.
Dann steigt der Ingenieur unter das Fahrzeug und schaut sich alles von unten an. Er interessiert sich nicht für die Schönheit des polierten Lacks außen. Stattdessen prüft er die Bremsleitungen und die Roststellen. Er kratzt sogar daran, um genau zu sehen, wie schadhaft alles ist. Das ist gut so. Der Ingenieur weiß, dass ein Wagen, der nicht mehr betriebssicher ist, schnell aus dem Verkehr gezogen werden muss, bevor ein großes Unglück passiert.
Ich möchte sagen: Solche Untersuchungen beim TÜV sind wirklich harmlos im Vergleich zu den Untersuchungen, die Jesus an seiner Gemeinde durchführt – dieser Generalinspektion bei seiner Gemeinde. Jesus ist ebenfalls der Meinung, dass es sehr gefährlich ist, wenn sich Menschen in dieser Welt als Christengemeinden versammeln. Dort kommen wirklich suchende Menschen und wollen sich der Gemeinde anschließen.
Das ist noch viel schlimmer als ein Auto, das nicht mehr fahrtüchtig ist. Denn hier werden Menschen betrogen – um ihr Heil für Zeit und Ewigkeit. Die Untersuchungen, die Jesus an seiner Gemeinde durchführt, sind deshalb so wichtig, weil für all die Menschen um uns herum alles davon abhängt, ob die Gemeinden wirklich Gemeinden Jesu sind. Ob sie von ihm geprüft und von ihm in Dienst genommen sind.
Ich bin also dafür, dass wir in unseren Kirchen viel, viel kritischer mit uns umgehen sollten. Nicht in der üblichen Weise, bei der nur die Äußerlichkeiten kritisiert werden, sondern dass wir uns unter dem Wort Gottes ernsthaft prüfen: Sind wir überhaupt noch Gemeinde Jesu, oder sind wir es nicht mehr?
Es gibt heute nicht wenige in der Kirche, die das als Störung der Ruhe empfinden. Das kann ich verstehen. Ich hoffe sogar, dass wir die Ruhe stören. Es ist der treue und wahrhaftige Zeuge Jesus, der nicht einfach redet, wie es ihm gerade in den Sinn kommt. Sondern der uns prüft auf Herz und Nieren.
Und er prüft nur eines: Inwieweit eine Gemeinde überhaupt noch das sein kann, was sie sein muss. Die Kritik an der Kirche, die Jesus durchführt, ist hart und umfassend.
Die Gefahr der Lauheit in der Gemeinde: Ein Aufruf zur leidenschaftlichen Nachfolge
Nun haben wir uns in den Kirchen längst daran gewöhnt, gemütlich vor uns hin zu schlummern. Ich kann Ihnen auch genau erklären, warum das so ist. Erinnern Sie sich nur an viele Predigten, die wir gehört haben, etwa zur Auslegung der Bußpredigt Johannes des Täufers.
Wie oft haben sich Prediger immer wieder darüber überschlagen und gesagt, dass das, was Johannes predigt, so unterschiedlich sei von dem, was Jesus bringt. Denn Johannes sagt, es sei die Axt dem Baum an die Wurzel gelegt, und der werde gleich abgehauen. Es wird immer wieder betont, wie gut es ist, dass wir heute die Erbarmung Jesu haben. Doch vielleicht wäre es ganz gut, wenn wir zur Kenntnis nehmen, dass Johannes der Täufer und Jesus sich in nichts unterscheiden.
Nur in der Wortwahl gibt es Unterschiede: Johannes spricht davon, dass der Baum abgehauen wird, und Jesus spricht davon, dass er Gemeinden ausspuckt. Jesus ist ein treuer und wahrhaftiger Zeuge. Es genügt für ihn nicht, wenn wir sagen: „Ich gehe doch zu einer Kirche, ich sitze doch da, ich höre doch die Worte, ich falte doch die Hände, ich singe doch mit.“ Wir wollen uns prüfen, was Not tut und wo eine Erneuerung einsetzen muss, bevor Jesus den ganzen kirchlichen Betrieb verschrottet.
Zuerst will ich darüber sprechen, dass es unter Christen eine schlimme Harmlosigkeit gibt. Eine schlimme Harmlosigkeit! Uns interessiert genau zu wissen, wie es denn bei der Gemeinde von Laodizea war. Was hatte sie denn eigentlich genau verbrochen?
Ganz anders als Sie denken: Äußerlich war an der Gemeinde von Laodizea nichts zu kritisieren. Sie galt damals als ein Modell. Die anderen Kirchengemeinden Kleinasiens haben sie oft beneidet. Denn nach allem, was man sah, musste man sagen: Laodizea ist eine Mustergemeinde, eine lebendige Gemeinde, die man nachahmen kann. Man müsste dort direkt Kurse durchführen, damit andere Gemeindegeleiter in Laodizea geschult werden. Die Leute von Laodizea konnten wirklich sagen: „Ich bin reich, wir haben alles.“
Sie hatten genügend Mitarbeiter – welche Gemeinde kann das von sich sagen? Sie hatten genügend Opferaufkommen, sie hatten alles, was man braucht: dienstbereite Leute, volle Versammlungen. Das ist doch schön. Warum kritisiert Jesus an dieser Gemeinde etwas? Er greift nur einen Punkt auf. All das andere lässt er stehen: „Ich weiß deine Werke.“ Aber dieses eine ist so schwer, dass für die Gemeinde von Laodizea kein Lobeswort übrig bleibt.
Es ist die Gemeinde, die Jesus nur wegen eines Punktes kritisiert: Du bist lau. Was meint „lau“? Gut temperiert, ein gesundes Mittelmaß. Jetzt sagen Sie vielleicht: Was kann man sich für eine Kirchengemeinde Schöneres vorstellen, gerade heute in der Zeit des Pluralismus, wo man sagt: Wir wollen nicht extrem sein, nicht so wie die Rechten, nicht so wie die Linken, nicht so wie die Liberalen und nicht so wie die Bibeltreuen. Wir wollen eine gute Mitte sein.
Für Jesus geht es nie um Gruppen. Für ihn geht es um Menschen, die er ergriffen hat. Ich musste vorhin an das Lied denken, das wir gesungen haben: „Vom Morgenglanz der Ewigkeit.“ Wenn dieser Lichtschein der Ewigkeit in unser irdisches Leben hineinfällt, gibt es nichts Halbes mehr. Dann muss man brennen für die Dienste und Aufgaben, die Jesus für einen bereit hat.
Und ich wundere mich: Warum haben wir solch ein temperiertes Christentum als normal angesehen? Nur nicht so extrem! Lass die jungen Leute einmal vorwärtsstürmen, wenn sie älter werden, werden sie sich schon ihre Hörner abstoßen. Nein! Jesus sagt nicht, dass das Lau sein eine Erscheinungsform unter anderen ist. Es geht auch nicht darum, ob wir sagen: In unserer Kirche hat jeder Platz. Dort dürfen auch die Feurigen, die für Jesu Sache brennen, einen Platz haben.
Jesus redet davon, dass man nur glühen kann oder nichts. Glühen in der ersten feurigen Liebe für Jesus. Entweder sind wir berührt von dem, was uns Jesus schenkt, entweder sind wir erfüllt, oder wir sind es eben nicht. Es gibt kein Mittelmaß.
Und was Jesus dann sagt, kann man als Prediger kaum nachsprechen. Keiner von uns hätte je gewagt, eine solche Sache auszusprechen: Jesus sagt, lieber sei einer ein Atheist, lieber sei einer ein Christenverfolger, lieber sei einer eiskalt, als dieses schreckliche lauwarme Christentum. Dabei kommt es uns ja gerade so schön vor. Er sagt: „Ich will dich ausspucken aus meinem Munde“, wie man ein ungenießbares Getränk ausspuckt, weil man es nicht mehr nehmen kann.
Jetzt verstehen wir erst, warum es immer wieder passiert, dass aus unseren christlichen Familien Kinder kommen, die sich abwenden, aus unseren Gemeinden und Kreisen weglaufen. Darum will Jesus, dass wir einseitig sind, ganz einseitig entschlossen und entschieden.
Wenn Sie das Radio einschalten, können Sie nebenher bügeln oder das Auto putzen oder was Sie gerade machen. Das ist Berieselung, wenn die Musik läuft. Aber man kann sich nicht christlich berieseln lassen, auch nicht mit Worten des Evangeliums.
Ich möchte Sie ganz deutlich bitten, Ihre Augen zu öffnen und zuzuhören, auch wenn heute oft gesagt wird: „Na ja, da gibt es eben Leute, die haben die Leidenschaft, dass sie immer für Jesus brennen und erfüllt sind.“ Dann sagen sie: „Was kann man denn sonst sein als brennend für ihn oder kalt?“
Wir wollen uns dieser Sache nicht schämen. Es wird mir sehr schwer, wenn ich daran denke, wie es gar nicht wenige waren, die hier in unserer Kirche saßen, plötzlich unter dem Wort Jesu erschrocken waren über ihr Leben und alles darangesetzt haben, ihr Leben in Ordnung zu bringen. Und dann sind sie irgendeinem anderen Ratgeber in die Hände gefallen, der sie ausgelacht hat und gesagt hat: „Was willst du? Du willst jetzt anfangen, ganz entschieden zu sein? Lass die Pietisterei, lass den Blödsinn! Man kann auch anders kirchlich sein.“
Das kann man sagen, aber ob das vor dem Wort Jesu Bestand hat, muss man prüfen. Darum bitte ich Sie, immer Ihre Bibel dabei zu haben, damit das nicht nur ein Wort von mir ist, sondern das Wort Jesu an uns, dass er uns prüfen lässt, was bei uns los ist, ob wir brennen für ihn und für seine Sache.
Jesus will eine Schar in seiner Gemeinde haben, die ganz entschlossen ist.
Die Wurzel des Übels: Vergleich und Selbsttäuschung
Wo liegt der Punkt, an dem die Lauheit besonders durchdringt?
Das sind immer die Momente, in denen es darum geht, einen Bruch mit den alten Gewohnheiten zu machen, die wir früher ohne Jesus hatten. Sicher, ich werde mit Jesus viel in der Welt tun, habe viele Aufgaben und viel Freude. Doch jeder weiß genau, wohin Jesus zu einer heiligen Entschlossenheit auffordert. Jesus drückt es sogar noch viel drastischer aus – so, wie wir es kaum aussprechen würden: Wenn dich deine Hand ärgert, hau sie lieber ab. Wenn es etwas in deinem Leben gibt, das dich in deiner Nachfolge Jesu bremst, dann lass es los.
Nimm dein Leben und folge Jesus ganz nach. Man kann es nicht halbherzig tun. Es sind entschlossene, entschiedene Menschen gefragt. Das entschiedene Christentum ist nicht die Sache einer kirchlichen Gruppe, sondern die Sache Jesu. Keine Gemeinde kann durch den TÜV Jesu kommen, wenn sie nicht ganz entschieden ist.
Darum nehmen wir für uns in Anspruch, uns unter dieses Wort zu stellen und uns jetzt darunter zu beugen. Viele Dinge sind bei mir angesprochen, bei denen ich umkehren muss und Dinge in die Ordnung Jesu bringen muss.
Wo steckt das Übel? Diese Frage möchte ich jetzt stellen. Wahrscheinlich liegt die Not darin, dass man sich immer an anderen misst. Das ist bei uns üblich: Man prüft sich und sagt, eigentlich bist du ja ein ganz guter Christ. Du liest ja in der Bibel, machst ab und zu deine stille Zeit. Es gibt so viele andere, die nur Namenschristen sind.
In der Welt wird man immer Menschen finden, an denen man sich, wenn man sich vergleicht, noch ins rechte Licht setzen kann und sagen kann: Ich bin viel besser als die anderen. Wahrscheinlich war das auch der Grund bei der Gemeinde von Laodizea. Sie sagte: Wenn ich mich mit den übrigen Gemeinden in Kleinasien vergleiche, sind wir einsame Spitze.
Wenn wir uns heute prüfen, können wir sagen: Wir sind doch toll – Ludwig Hof, Agers Schön und was es sonst noch gibt, Sie können ja vieles aufzählen. Aber wir sollen uns nicht an anderen messen, sondern an Jesus. Es gibt keinen anderen Maßstab, an dem wir uns messen sollen.
Darum sagt Jesus: Kaufe von mir Gold und lege alle deine Reichtümer zur Seite. Dann merkst du, dass das nichts weiter als billiges Blech ist.
Das wahre Gold der Gemeinde: Gerechtigkeit und Heiligung durch Jesus
Das, worauf wir oft so stolz sind – was ist das eigentlich? „Kaufe von mir Gold“ – was meint Jesus mit diesem Bild des Goldes? Er spricht von den Gaben, die das Herz einer Gemeinde ausmachen, die wirklich kostbar und wertvoll sind – Gold, das geläutert ist.
Wenn wir uns heute Morgen stolz fühlen und sagen: „In unserem Leben gibt es ja auch manches Schöne und Gute“, dann sollten wir wissen, dass das alles nicht der Rede wert ist. Heute Morgen möchte uns Jesus seine Gerechtigkeit neu verleihen. Er will unser Leben heiligen. Unsere billige, bürgerliche Rechtschaffenheit reicht dafür bei weitem nicht aus.
Nimm das Gold, das er dir geben will! Das ist der Schatz der Gemeinde. Darum reden wir davon – er will uns dieses Gold heute austeilen. Davon lebt eine Gemeinde.
Die Gemeinde von Laodizea sagte: „Man muss ja nicht jedes Mal bei uns eine evangelistische Predigt halten. Wir sind über die Anfangsstufen hinaus. Als wir uns bekehrt haben, waren das andere Zeiten; inzwischen sind für uns andere Themen maßgeblich.“
Nein, liebe Schwestern und Brüder, es gibt keinen Sonntag, an dem wir dieses Gold Jesu nicht brauchen. Wir müssen als Menschen mit vielen Versäumnissen, Fehlern und Schuld kommen und das Gold seiner Vergebung empfangen, das alles zudeckt.
Du weißt nicht, dass du jämmerlich, arm, blind und bloß bist. Du bist elend, jämmerlich und arm. Das haben die Leute von Laodizea nicht mehr gewusst.
Und jetzt wünsche ich mir immer wieder, dass unsere deutschen Kirchengemeinden angesteckt werden von der weltweiten Christenheit. Für mich ist das die Ursache, dass ich immer wieder die Verbindung mit der weltweiten Christenheit suche. In allen Teilen der Welt brennt das Feuer der Erweckung. Dieses Feuer erkennt man immer daran, dass Menschen ihre Schuld und ihr Unrecht im Angesicht Gottes erkennen.
Genau das fehlt unseren deutschen Gemeinden und unserer deutschen Christenheit: dass die Gewissen, die schläfrig geworden sind, wieder erwachen. Dass wir merken, dass wir täglich, auch als fromme Leute, vor Gott so leer, jämmerlich, arm, blind und bloß sind. Dass wir uns nach der Gabe ausstrecken.
Da wird erzählt, was diese Gabe ist: „Kauf doch von mir Augensalbe, damit deine blinden Augen endlich sehen!“ Was nötig ist, ist, dass wir erkennen, wie es wirklich bei uns aussieht. Dass wir uns erkennen mit unseren Versäumnissen und mit der Schuld, die täglich bei uns bleibt.
Dann kauf dir die Kleider, mit denen du dich bedecken kannst in deiner Blöße. Es ist doch so schmerzlich, wenn man mit all den unbereinigten Dingen vor den lebendigen Gott treten muss.
Diese Kleider – das hat Jesus im Bild vom hochzeitlichen Kleid gebraucht. Er gibt uns Kleider, mit denen wir einmal vor Gott in der Ewigkeit erscheinen können. Nimm sie doch jetzt! Lass dein Leben zurechtbringen.
Keiner ist aufgegeben.
Jesu Güte und Geduld trotz harter Worte
Ich mache immer Schlagzeilen, damit sie sich die Inhalte besser merken können. Nummeriere ich sie nicht mehr, um niemanden zu verärgern. Aber Schlagzeilen helfen, damit man später noch weiß, worüber wir gesprochen haben.
Jesus spricht hier mit einer Gemeinde, für die er kein Lob mehr übrig hat. So gütig und freundlich hat er mit keiner anderen Gemeinde gesprochen. Das müssen Sie wissen: Das ist die Art Jesu. Judas kann sich in der Ewigkeit nicht darüber beklagen, dass Jesus sich nicht bis zum letzten Moment mit ihm abgegeben hätte – sogar den letzten Bissen beim Abendmahl reichte er ihm über der Schüssel. Jesus zeigte ihm immer wieder, dass er sein Leben heilen kann. Er wusch ihm sogar die Füße, damit Judas Anteil an ihm hatte.
Es ist nicht wahr, dass irgendein Mensch von Gott zur Verdammnis vorherbestimmt ist – kein einziger. Wenn es Gruppen unter uns gibt, die sich gerne hinter Judas stellen, verdrehen sie die Schrift. Jesus bemühte sich bis zum Schluss um ihn. Was vorherbestimmt war, ist nur, dass Jesus dieses Leiden durchmachen musste. Durch wen es geschah, das war nicht vorherbestimmt.
Jesus hat sich immer um Menschen bemüht, die abgefallen waren, auch um tote Gemeinden und lauwarme Christen. Er müht sich viel mehr, als wir verstehen und ahnen. Wenn Sie diesen Abschnitt noch einmal durchlesen, werden Sie sagen: Dieser ganze Abschnitt ist voller Güte und Lieblichkeit. Zwar steht darin: „Wen ich lieb habe, den züchtige ich.“ Das Herz Jesu zerbricht bei diesen klaren Worten. Aber er muss es sagen. Eine Gemeinde, die nicht mehr betriebssicher ist, muss aus dem Verkehr gezogen werden.
Dann spricht er noch einmal. Die Worte klingen wunderbar: Er sagt zuerst „Kauf doch, nimm doch!“ Er bietet sich an und sagt: „Du bekommst doch, was du willst. Nimm doch bloß!“ Nicht einmal Geld musst du dafür geben, nur nehmen, nur die Hände ausstrecken.
Das Christenleben ist so einfach und nicht kompliziert. Es ist keine Kopfsache und keine Dogmengeschichte, sondern etwas, das man annehmen kann, trotz seiner erkannten Mängel. Man wacht auf und merkt: Ich brauche das jetzt für mich. Da ist Jesus da.
Jesu leises Klopfen: Einladung zur bewussten Entscheidung
Und wenn Sie jetzt nicht einfach weggehen und sagen: Heute war es wieder erschütternd, wie die Schuld aufgedeckt wurde – nein, damit Sie heute fröhlich von hier weggehen, nehmen Sie die Gaben an. Siehe, ich stehe vor der Tür.
Sogar bei der lauen Gemeinde von Laodizea klopft Jesus an die Tür. Das kann man kaum verstehen: Der Herr, der die Welt geschaffen hat, dem alle Macht gehört, klopft so leise. Einmal, wenn Jesus wiederkommt, werden die Berge zusammenfallen, dann werden die Sterne aus ihrer Bahn geworfen werden. So mächtig ist Jesus bei seiner Wiederkunft. Heute aber klopft er ganz leise.
Zinzendorf hat ein schönes Bild gewählt: Damals durften die Diener am Höhepunkt des Absolutismus sich nie erlauben, in fürstlichen Häusern an eine Tür zu klopfen. Sie kratzten nur leicht mit der Spitze ihres Schuhs auf dem Boden. Und er sagt, so sei die Art Jesu. Man kann sich nur ganz leicht äußerlich bemerkbar machen. Viele meinen, Jesus dränge sich ihnen auf und würde sie zwingen. Nein, das wird er nicht tun.
Dabei strömen in unser Leben alle möglichen Bilder, Gefühle und Eindrücke hinein – Gutes und Böses. Wir haben viele Fenster, durch die das in unser Leben gelangt. Nur eins kommt so nicht herein: Jesus kommt nie so in Ihr Leben hinein. Die meisten Leute meinen, sie müssten nur drinsitzen und das Orgelspiel hören oder eine Predigt vom Pfarrer anhören, dann müsste das sie irgendwie ergreifen. Das stimmt nicht.
Sie können nur das leichte Scharren der Spitze des Fußes hören, wie der große Diener Jesus vor ihrem Leben steht und klopft: „Ich will eindringen.“ Das ist Ihre Menschenwürde, dass Sie Ja dazu sagen müssen. Jesus nimmt Sie ernst. All die Werbung überflutet Sie ungefragt, Jesus nicht. Er fragt Sie und will Ihr bewusstes Ja.
Es braucht unter Christen nicht umstritten zu sein, dass man nur bewusst in einer freien Entscheidung Christ werden kann. Man wird nicht hineingeboren und auch nicht hineingezwungen, sondern nur durch ein willentliches Ja – ein Ja zu Jesus, nicht ein Ja zur Kirchenmitgliedschaft. Ich will Ja sagen zu Jesus: „Komm du in mein Herz.“
Dann wird es schier wunderbar, wenn wir sagen: Ja, jetzt Ja sagen. Mehr nicht. Kein Beweis, keine Tat wird hier von uns gefordert, nur das schlichte Ja-Sagen. Dann kommt er und hält das Mahl mit uns. Es ist nicht das Abendmahl gemeint. Wenn er wirklich da ist, ist das ja noch viel mehr.
Er will ein Festmahl mit uns feiern, ein Freudenmahl. Dann will er uns stärken und aufrichten, damit wir erquickt sind. Jesus will jetzt in Ihr Leben hinein und klopft an. Er weiß, welche Ängste und Sorgen da sind, welche Schuld, welches Verzagtsein und welche Müdigkeit. Er klopft an und will zu Ihnen in Ihr Leben.
Sagen Sie Ja, sagen Sie ganz Ja, sagen Sie entschlossen Ja. Amen.