Das gewöhnliche Leben und der Ruf Gottes zu neuem Leben
Die meisten Menschen führen ein schrecklich langweiliges Leben. Sie sind auf einem bestimmten Weg gestellt – durch Erziehung, Familie, Beruf und Begabung. Auf diesem Weg spult sich dann ihr Leben ab. Sie haben dieselben Schlafworte wie ihre Väter, dieselben Resentiments und dieselben Vorstellungen. Es graust mich immer, wenn ich das bei meinen Jungs sehe: Mit 14 Jahren in der Schule, mit 15 in der Ausbildung – alles läuft so ab, genau wie vorgeschrieben.
Wer aus der Artenkomiziersfamilie stammt, denkt in Kategorien des Militärs. Wer aus der Hauptmannsfamilie kommt, denkt überall so. Wer Arbeiter ist, lebt im Freidenkericht. Das alles sind festgelegte Denkweisen. Wenn aber Gott uns gnädig ist, greift er in unser Leben ein. Er schenkt uns Erlebnisse, die unser bisheriges Denken völlig über den Haufen werfen. Solche Erlebnisse geben unserem Leben eine ganz neue Richtung und verändern uns.
Merkwürdig ist, dass die Bibel sagt, wir würden erlöst von unserem eitlen Wandel nach väterlicher Weise. Das heißt, wir werden erlöst von der Tradition, auf der wir gestellt sind. Philippus, von dem in diesem Sonntagstext die Rede ist, hat solche gnädigen Erlebnisse erfahren. Er ertrug es, dass Jesus ihm begegnete und sagte: „Folge mir nach!“ Da bekam sein Leben eine neue Richtung. Sein Denken, seine Gefühle – alles wurde gottorientiert.
Ich wünsche Ihnen ein solches einschneidendes und entscheidendes Erlebnis, in dem der geoffenbarte Gott Sie ruft und beschlägt. Doch bei Philippus blieb es nicht bei diesem einmaligen Erlebnis. Wer sich Gott erbarmt, dem schenkt er immer wieder solche ereignisreichen Tage. An diesen Tagen lernt man Buße tun – im Neuen Testament bedeutet das, umzudenken. Das bisherige Denken wird aufgeworfen, und das Leben wird in eine neue Richtung gezwungen.
Unser heutiger Text spricht davon, wie Philippus, nachdem er jahrelang Christ war, solche entscheidenden, lebensverändernden und sein Denken umstürzenden Erlebnisse hatte. Ich möchte den Text überschreiben mit „Ein ereignisreicher Tag“. Gott gebe, dass wir nicht nur sehen, was bei Philippus geschah, sondern dass uns selbst ein solcher ereignisreicher Tag geschenkt wird. Vielleicht fängt heute, an diesem Sonntag, mit dieser Predigt ein ereignisreicher Tag für Sie an.
Aus der Enge in die Weite: Philippus und die Erweiterung des Glaubenshorizonts
Wir haben drei Teile. Dieser ereignisreiche Tag hat Philippus erstens aus der Enge in die Weite geführt – erster Teil: aus der Enge in die Weite.
Meine Freunde, Philippus war nun schon drei Jahre mit dem Herrn Jesus gegangen und hatte allerhand Erlebnisse mit ihm. Aber alle Erlebnisse, die Philippus hatte, geschahen im Rahmen des Volkes Israel. Bis auf wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel in Kapernaum, spielte sich im Grunde alles innerhalb des Volkes Israel ab. Meine Freunde, Philippus hätte sich gebunden gefühlt, wenn es anders gewesen wäre. Dieser Mann wusste von den Träumen Israels für die Weltgeschichte und die Geschichte des Volkes. Lassen Sie sich nicht sagen, dass unter allen bestialischen Dummheiten der Menschen Antisemitismus die mindeste sei. Man muss sich schämen, Mensch zu sein, wenn man Antisemiten begegnet.
Allen Antisemiten zum Trotz möchte ich sagen, dass Israel das Volk ist, das für die Völkerwelt herausgerufen wurde, wie man seine Offenbarung gab. Und mit ihm war seine Geschichte zu Ende – eine ganz besondere Geschichte. Man verbrennt sich die Finger, wenn man da eingreift. Das wusste Williwust, die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Bund. Davon war sein Heft gefüllt.
Aber nun machte Philippus eines Tages ein merkwürdiges Erlebnis. Er geht in den Tempel. Wenn man in den Tempel ging, kam man zuerst durch eine große Vorhalle. Diese Halle war den Heiligen zugänglich, die im Tempel anbeten wollten. Dann kam der Vorhof der Juden, dann erst das Heiligtum der Priester, und dann kam das Allerheiligste.
Philippus geht durch den Vorhof der Heiligen. Es ist viel Volk aus aller Welt da, weil ein Fest ist. Da kommen Menschen, die aus dem Morgenland stammen und Juden sind, die anbeten wollen. Und auf einmal sieht dieser Jünger Jesu, dieser Philippus, sich umringt von einer Schar Männer, die ihn grüßen und sehr ehrfürchtig bitten: „Herr, wir wollten Jesus sehen.“ Sie sagen zu ihm: „Herr, wir wollten Jesus sehen.“ Jesus war damals überall öffentlich zu sehen. Sie meinten mit diesen Worten, dass sie ein vertrautes Gespräch mit Jesus führen wollten, um ihn kennenzulernen. „Wir wollten Jesus sehen.“
Meine Freunde, ich habe im Geist dieses Trüpplein griechischer Städter gesehen, die damals so aus der hellenistischen Kulturwelt kamen – Heiden. Ich habe diese Heidenformel gesehen. Und wenn wir Heiden sagen, denkt man so leicht an nackte Neger oder so etwas. Das ist keine Rede davon. Das waren gebildete Leute, nicht aus der damaligen hellenistischen Kulturwelt, darum sind es hier Griechen.
Ich sehe diesen Männergeist vor mir. Es waren Männer, die nach dem Wasser des Lebens dürsteten, die in einem sinnvollen Leben eine Orientierung suchten. Und da waren sie ihr Heidentum leid, an das sowieso kein Mensch mehr glaubte. Aber dieser fallende Götterglaube des Abendlandes – es glaubte keiner mehr daran. Da war es leicht, noch so zu tun, als ob, so wie man bei uns tut, als ob man Christ wäre oder Gott noch nie gefürchtet hätte. So darf man so tun, als ob diese Götter etwas wären, aber keiner glaubte daran.
Und dann hören sie, in Israel weiß man etwas von dem eigenen wahren Gott. Dann waren sie begeistert, aber mit Durst nach dem Lebenswasser. Und dann kommen sie in den Tempel und finden dort eigentlich längst ausgenährte Zeremonien, auch Vermittlung hier, aber nicht das Lebenswasser. Enttäuschte Leute.
Nun hören sie von Jesus, manche denken an Jesus, sie unterhorchen auch, ob sich der Lebendige offenbart, ob ihnen Gott begegnet. Wissen Sie, warum Leute, die eine Botschaft suchen, so hoffnungsvoll und suchend sind? Wo ist dieses Lebenswasser? Und so stehen sie vor Philippus: „Herr, wir gehören zum Kreis von Bethus, wir wollten Jesus gerne sehen.“
Und vor allem wird Philippus da zumute: Die Sache mit Jesus hat er sich im Rahmen des Volkes Gottes abgestimmt, im Rahmen Israels. Noch einmal stehen sie da: „Wir wollten Jesus gerne sehen.“ Wie wird Philippus da zumute? Es geht ihm wenig auf, dass die Grenzen des Reiches Gottes weiter sind als Israel. Er fängt an zu ahnen, dass die Sache Jesu Christi, Isa, seines Heils, seiner Erlösung und seines Reiches eine große Sache ist für alle Völker, Rassen und Nationen.
Ahnt Philippus in diesem Augenblick, dass er jetzt viele Vorurteile wegwerfen muss? Dass die Tradition der Väter im Augenblick zum Sterben verurteilt wird? Dass ein Neues geschehen wird, dass alles nicht mehr stimmt, was er gedacht hat? Es geht ihm kaum auf, wie groß das Reich Gottes ist.
Ich denke, er ahnt etwas von dem, was im Schönwischionsvers steht, den wir eben gesungen haben: „Haben sie es vergraben, und siehe, tausend Fürsten mit Völkern ohne Licht stehen in der Nacht und suchen nach Jesu Angesicht. Auch sie hast du begraben in deinem Priesterschild am Brunnenbell, sie zu laden, der dir vom Herzen quillt.“ Das ist eine große Sache, meine Freunde, wenn uns am Herzen aufgeht, wie geballt der Einfluss Jesu ist, wie es für ihn keine Grenzen gibt, wie weltweit sein Reich ist.
Wenn es aus der Enge in die Weite geht, das ist eine große Stunde. Und ich wünsche Ihnen, dass das asombrische Christentum nicht recht begreift, dass wir das Reich Jesu Christi, das über die Völker gerufen wird, verstehen: „Kommt her, ihr Dürstenden!“
Ich sehe im Geist Philippus dort im Tempel stehen, umringt von diesen Griechen mit dem einen kleinen und doch so gewichtigen Satz: „Wir wollten Jesus gerne sehen.“ Ich bin überzeugt, dass Philippus den, darf ich mal so ausdrücken, den geistlichen Klang, der in diesem Satz lag – das ist eine Sehnsucht der Völkerwelt: „Herr, wir wollten Jesus gerne sehen“ – dass er für diesen Satz im Moment stehenbleibt, bei dem geistlichen Klang dieses Satzes.
„Ich wollte Jesus gerne sehen“, so sagt der, der mit den vielen Problemen seines Lebens nicht fertig wird oder den Weg verachtet, seine Kameraden, die das noch schnurz und leicht nehmen, einfach darüber hinwegzukommen. Er hat gehört, dass Jesus der beste Freund ist, und nun sagt sein Herz: „Ich möchte Jesus gerne sehen.“
Gott schenke uns allen, dass wir so die Kerle hier mittragen, die das sagen: „Ich möchte Jesus gerne sehen.“ So sagt ein gehetzter Mann, der…
Ich bin die nächste Frau unserer Tage, in der Peitsche des Tempos seufzend und doch wissend, dass alles so sinnlos ist. Bin ich auf der Welt, um Geld zu verdienen, um mir Geltung auf der Welt zu verschaffen? Ich quäle mich nach einem Sinn meines Lebens und begreife: Jesus gibt meinem Leben Sinn. Ich möchte Jesus gern sehen, sagt dort Heimer zu mir, damit mein armes Leben einen Sinn bekommt.
„Ich möchte Jesus gerne sehen“, so sagt ein Gewissen, das wach geworden ist, mit der Gebrei, dass wir schuld haben, schuld vor Gott. Was nie mehr sagen kann: „Ich du rechter Schwingel Timann“, so dass er noch seufzen kann: „Gott sei mir Sünder gnädig, meine Sünden gehen über mein Haupt“, sagt ihr Gewissen. „Nein, so, meine Sünden gehen über mein Haupt, wie eine Schwere, die sie mir zu schwer geworden ist“, sagt ihr Gewissen.
Dann heißt es: „Ich möchte Jesus gerne sehen, den Einzigen, der sagen kann: Dir sind deine Sünden vergeben. Ich möchte Jesus gerne sehen, der Sünder annimmt und feiert. Ich möchte Jesus gerne sehen“, so sagt ein gut sterbender Mensch, der seinen lebendigen Namen auch Jesus Gott hat und den die Sehnsucht nach Jesus durch die Schrecken des Todes trägt, dass er seufzt: „Dass ich Jesus umarmen darf, dass ich Jesus umarmen darf.“
Meine Seele ist voll Verlangen, ihn auf ewig zu empfangen und vor seinem Thron zu stehen. Was für eine große Sache, was diese Leute dazu sagen: „Wir wollten Jesus gerne sehen.“
Von der Kirchenpolitik zur einfachen Glaubensentscheidung
Und zweitens ein ereignisreicher Tag.
„Aus der Enge in die Weite“, sagten wir, und jetzt zweitens: aus der Kirchenpolitik zur Einfahrt. Ich werde es erklären, aus der Kirchenpolitik zur Einfahrt. Oh ja, der Philippus hat viel gelernt, hat er gesagt.
Sehen Sie, da sehen wir den Tempel, stehen in der Vorhalle und diese Männer um ihn herum. Wir wollten Jesus gerne sehen, und da freut sich der Philippus, der Ruhm seines Heilandes erlenke die Völkerwelt. Aber in diesem Augenblick rächt sich in ihm, rächt sich in ihm, sehen Sie, ich weiß jetzt nicht recht, wie ich es ausdrücken soll, dass mir gleich wieder gehässig aussieht, aber ich kann es nicht gut anders sagen: Es rächt sich in ihm der Kirchenpolitiker.
Es ist seitdem es christliche Kirchen gibt, viel Kirchenpolitik getrieben worden bis in unsere Tage, nicht wahr? Und wenn Politik ein schmutziges Geschäft ist, dann will ich nicht behaupten, dass Kirchenpolitik keines wäre.
Wir wollen sehen, dass die Apostel damit anfangen. Fangen damit an, oder was soll es heißen, dass der Philippus, als die Frage über Jesus aufkam, nicht direkt zu Jesus lief und sagte: „Davon langen sie nach dir, Heiland“? Warum tut er es nicht? Er tut etwas ganz anderes. Hier steht Philippus, sagt es Andreas.
Warum in aller Welt suchte er seinen Kollegen Andreas auf, um mit ihm die Sache zu besprechen? Wenn wir die Geschichte aufmerksam lesen, dann verstehen wir das. Lassen Sie mich es Ihnen erklären.
Die Sache war natürlich eine schöne Sache: Der Heide kam, und man sollte die Chance nutzen, dass Jesu Name die Heidenwelt erreicht. Aber andererseits, andererseits wusste Philippus ganz genau, welchen Abscheu Israel vor den Heiden hatte. Die waren die Erfremden, die Goyi.
Und jetzt war gerade, das könnte ich lesen, vorher der Einzug Jesu in Jerusalem gewesen. Da hat das Volk dem Heiland zugejauchzt, aber die Obersten waren gereizt. Wenn jetzt Jesus ausgerechnet im Augenblick sich mit Heiden, mit Unreinen abgab, war das Wasser auf die Mühle der Hohenpriester, die sagen konnten: „Zedler zu neidigen“. Das war eine kritische Situation.
So schön es war, wenn die Heiden nach Jesus fragten, so kritisch war es, wenn man im Augenblick in Israel mit den Unreinen verkehrte. Was war da zu tun? Da sagte Philippus: „Das muss ich erst mit jemandem besprechen.“
Mit wem bespricht er sich? Er geht zu Andreas. Das ist übrigens auch sehr interessant: Als er zu Andreas geht, sehen Sie, alle Apostel haben jüdische, hebräische Namen. Nur Philippus und Andreas hatten griechische Namen. Das wird ausdrücklich hier gesagt.
Sie stammten beide aus Galiläa, das war im Norden, wo man dem hellenistischen Heidentum benachbart war, wo man nicht in konfessioneller Enge lebte, sondern wo man eben mit diesen Leuten zusammenkam. Und Philippus konnte annehmen, dass Andreas die Sache noch am ehesten nicht in enger Beengung, sondern mit etwas Weitblick behandeln würde.
So sitzen die beiden Männer mit den griechischen Namen aus dem Apostelkreis zusammen und beraten die erste kleine Synode, die erste kirchenpolitische Sitzung: Was soll man machen? Ach, wie oft ist seitdem so beraten worden: Was ist jetzt für die Kirche opportun?
Meine Freunde, im Gegensatz zu allen anderen Kirchenpolitikern haben diese beiden Apostel nach kurzer Zeit gemerkt, dass sie nicht weiterkommen. Und dann haben sie es aufgegeben und die Sache einfältig vor ihrem Heiland vorgetragen.
Aber was hätte es der Kirche aus der Kirchenpolitik werden können, wenn das nicht geschehen wäre, nicht wahr?
Aber diese Sache ist nicht nur wichtig für die Kirche, sondern für uns alle: seine unlösbaren Probleme vor den Herrn bringen. Das ist der Anfang.
Es ist typisch, dass man bei uns Einfahrt als Dummheit bezeichnet, also selber vorlaut, einfältig und dumm ist, nicht wahr? Einfältig und menschlich, der Klarheit lebt.
Und ich wünsche uns diese kraftvolle Einfahrt, diese Entwicklung aus der Politik zur Einfahrt. Philippus bringt die Fragen einfach und seinen Freund Andreas vor Jesus.
Da möchte ich von Philippus lernen, dass auch ich, wenn mir etwas zu schwer wird, es zu Jesus bringe.
Meine Freunde, hier steht man nämlich vor der Frage, ob man glaubt, dass er wirklich Heiland ist, für unser Alter, dass wir die Nöte unserer Familie, die Nöte der Erziehung, die Nöte, die Söhne mit den Eltern haben – da gibt es sehr viele Nöte. Glauben Sie mir, das sind nicht nur die Nöte, die Eltern mit den Söhnen haben, sondern dass wir die Nöte ihm anvertrauen, dass wir diese Dinge, die Nöte um uns herum, respektiv für Jesus tun.
Glauben, dass er wirklich lebt, dass er uns nicht im Stich lässt.
Und der Christestand muss ja irgendwann getauft werden, nicht wahr? Sonst hat es ja gar keinen Sinn.
Es ist mir aufgefallen, mit welcher kubbaldischen Macht die Bibel davon spricht, dass die Lasten der ungelösten Probleme, Fragen und Nöte abgeworfen werden sollen. Gott will erleichterte Leute haben, will es dein Anliegen auf den Herrn legen. Heißt das nun: „Will es auf den Herrn legen“? Kann ich doch warten auf das Glauben? Oder: „Werft alle eure Sorge auf ihn!“
Philippus hat gewagt, einfach gewagt: „Herr, wir wissen nicht, wo der Zug jetzt irgendwo die Sache hinzieht. Sieh du zu!“
Und ich möchte von Philippus lernen, so zu werden, der die bedrängenden Fragen seines Lebens vor Jesus bringt. Und ich wünsche es allen, dass sie das lernen, dieses Glaubensmädchen werden: Er wird uns nicht im Stich lassen.
Vom rationalen Denken zum geistlichen Verständnis
Und noch kurz, und drittens: Aus der Enge in die Weite – ein Einfall in die Kirchenpolitik, aus der Vernunft zum geistlichen Denken. Eine Ereignisreihe, die in Bonbonnung zur erleuchteten Vernunft und zum geistlichen Denken führt, dessen war Robbensturz unternehmen.
Ich kann mir vorstellen, meine Freunde, wie Philippus vor Jesus steht und fragt: Wie wird er entscheiden? Was ist jetzt vernünftiger? Soll man eine königliche Völkerwelt benutzen oder erst mal Israel richtig festigen? Was ist vernünftiger: fünf Milliarden aufmachen oder erst mal die Stammfirma ausbauen? Was ist jetzt vernünftiger?
Dann erlebt Philippus, was wir alle erleben, wenn wir es mit dem auferstandenen Herrn zu tun haben: Er sagt, meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, meine Wege sind nicht eure Wege. So hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken höher als eure Gedanken.
Es ist fantastisch, wie Jesus hier dieses ganze Kiltbild denkt und es von Philippus unterscheidet. Es geht jetzt nicht darum, ob ich Einfluss in Israel gewinnen muss oder Einfluss in der Völkerwelt. Es steht jetzt darum, dass die Einflussmengen am Kreuz sterben. Die Welt braucht keinen Heiland mit viel Einfluss, sondern einen Heiland, der sie erlöst, der sie übernimmt, der für sie steht.
Der Herr Jesus macht einen wundervollen Blick, wenn er sagt: Wenn man ein Weizenkorn nimmt und es auf das Pult legt, bleibt es immer allein. Und wenn es auf ein ganz hohes Denkmal gelegt wird, das Denkmal des unbekannten Weizenkorns, bleibt es ganz buchlos. Wenn es aber in die Ackerfurche begraben wird, gleichsam stirbt, dann bringt es Frucht.
Nur wer stirbt, bringt Frucht. Darum werde ich jetzt zuerst sterben. Nimm mir mal nicht die große Sache! Da schiebt der Herr Jesus dem Philippus das ganze Einflussdenken von uns beiseite, das wir haben, welches bloß willkommen ist bei seinen Kämpfen. Der Apostel muss katholisch werden, ein wenig besetzt werden. Dieses ganze Denken von Einfluss und Macht schiebt der Herr Jesus weg und stellt sein Kreuz in den Mittelpunkt.
Eine phantastische Erlösungsgeschichte: Er stellt sein Kreuz in den Mittelpunkt. Denn das gibt unser Leben. Was das heißt? Wir haben einen Retter, der nicht Pan im Fluss will tun und killen, sondern der liebt, errettet und erlöst; der nicht herrschen will, sondern sein Leben zur Bezahlung gibt.
Doch am Kreuz hat er eine Errettung vollbracht. Er konnte das Kreuz vor sich malen: der Mann der Dornenkrone, die angenagelten Hände. Da bezahlte er für Inge und meine unermessliche Schuld vor Gott. Da ist Vergebung der Sünden zu finden. Vergebung der Sünden – haben Sie das schon gehört? Die Sünden sind vergeben und doch zum Leben für die Gequälten geimpft.
Da sehen Sie in dem gekreuzigten Angesicht die freundschaftliche Liebe Gottes, den hohen Priester, der das Sühneopfer bringt.
Dank sei dem Herrn Jesus! Ich kann es nur bezeugen: mit ihm gibt es Heil und Frieden, Ruhe und Gnade, Vergebung und neues Leben, Freiheit und Hoffnung und Vorbild. Ich darf mit ihm sterben.
Das erlebt Philippus, wenn man sich mit Jesus einlässt: Dann steht man am Ende unter seinem Kreuz. Nun muss es an oder nicht.
So macht es mit Ur und Schitz auf: Wenn man sich mit Jesus einlässt, wird man am Ende unter dem Kreuz stehen. Herr, unser Heiland, du hast Philippus in deine Schule genommen, der seinen geistlichen Zuwachs in der Länge und Breite, in der Höhe und Tiefe erkannte. Gib uns, dass wir Anfänger sind und bleiben wollen.
Ach, hilf denen, die noch nicht einmal Anfänger sind, zu einer gründlichen Bekehrung. Hilf denen, die den Anfang gemacht haben, zum Wachsen.
