Der zweite Timotheusbrief – Vers für Vers – Gottes Wort für dich.
Ich brauche eine Auszeit. Deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Ermutigung im Angesicht von Leid
Zweiter Timotheus, Kapitel 2, Vers 8: Paulus schreibt: Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium.
Wir sind immer noch bei der großen Überschrift Leid. Der Apostel möchte seinen Freund und jüngeren Kollegen ermutigen. Timotheus befindet sich in einer Situation, in der er selbst angefochten ist, ein Stück nachgelassen hat und sich nicht mehr so richtig traut, durchzuziehen. Die Probleme wachsen ihm über den Kopf, und er lässt seine Gnadengabe einfach ein Stück schleifen.
Paulus möchte sagen: Hey, komm, trau dich! Geh wieder dahin, wo es weh tut.
Ich weiß nicht, ob ihr Rugbyvideos anschaut. Wenn ihr wissen wollt, was es heißt, dorthin zu gehen, wo es weh tut, schaut euch mal ein gutes Rugbyspiel an. Die, die die Punkte machen, gehen dorthin, wo es weh tut.
Darum geht es: Wir sollen uns nie zum Vorbild nehmen und sagen: „Yeah, rein!“ Timotheus, gib Gas!
Die Frage ist: Was kann ihn ermutigen, wieder neu seine Gnadengabe anzufachen, im Leid zu bleiben, reinzugehen und zu sagen: Okay, ich packe es nochmal an?
Jesus Christus als Quelle der Kraft
Ein Aspekt, mit dem wir jetzt starten wollen, ist: Halte im Gedächtnis Jesus Christus. Unser Nachdenken über den Herrn Jesus ist tatsächlich eine feste Grundlage, die wir haben, wenn es um Leiden geht.
Wenn wir wissen wollen, wem wir folgen, ist es wichtig, dass wir eine klare Vorstellung davon haben, wer Jesus ist. Einerseits ist er auferweckt aus den Toten. Das bedeutet, er hat den Tod besiegt. Dabei meint das Wort „auferweckt“ nicht nur, dass er irgendwann in der Vergangenheit auferweckt wurde. Es hat auch die Bedeutung: Er ist auferweckt, um zu leben, auferweckt, um uns heute noch etwas von seiner Auferstehung an Lebensqualität zu geben.
Er ist also der Auferweckte, der heute noch lebt. Er stammt aus dem Samen Davids und ist damit der rechtmäßige Anwärter auf den Thron Davids und folglich auf die ewige Herrschaft. Und das Ganze geschieht nach meinem Evangelium – natürlich nicht im Sinne von einem Evangelium, das ich mir ausgedacht habe, sondern im Sinne von dem Evangelium, das Gott mir anvertraut hat oder das von mir verkündet wird.
Wenn du mitten im Leid bist, würde Petrus etwas Ähnliches schreiben: Wir müssen den Herrn Jesus in unseren Herzen heilig halten. Er muss die Nummer eins bleiben. Wir müssen wissen, wem wir da folgen, warum es sich lohnt, genau ihm zu folgen, und dabei nicht müde zu werden.
Leiden und Gefangenschaft als Prüfstein des Glaubens
Paulus hält das im Gedächtnis: Jesus Christus, Vers neun. Er erträgt Leid bis zu den Fesseln. Mit Fesseln ist hier natürlich Einkerkerung oder Gefangenschaft gemeint. Man kann ein Wort durch ein anderes ersetzen; das nennt man Metonymie.
Ein Beispiel dafür ist die Aussage: „Das Weiße Haus hat etwas verlautbart.“ Wir wissen alle, dass Häuser nicht sprechen können. Trotzdem verstehen wir darunter, dass der Präsident der Vereinigten Staaten oder die Regierung gemeint ist. Hier ist es genauso.
Wenn es heißt, Paulus erträgt Leid bis zu den Fesseln, ist damit gemeint, dass er im Gefängnis eingekerkert ist – wie ein Übeltäter oder Verbrecher. Paulus befindet sich im Hochsicherheitstrakt. Das Wort „Fesseln“ wird hier nur noch für die beiden Verbrecher verwendet, die mit Jesus gekreuzigt wurden. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass Paulus vom römischen Staat als ernsthafte Bedrohung wahrgenommen wird. Man hat ihn weggesperrt.
Aber – und dieses Aber dürfen wir nie vergessen – ich habe das schon im letzten Vortrag gesagt: Es geht nie um uns. Das Wort Gottes ist nicht gebunden. Niemand kann, egal was er tut, das Wort Gottes aufhalten. Gott wird dafür sorgen, dass sein Reich die ganze Welt durchdringt.
Der Herr Jesus hat das einmal so beschrieben: Er sagt, es sei wie mit einem Teig, in den etwas eingemischt wird, das das Ganze zum Gären und Blubbern bringt. Dieser Sauerteig wird seinen Job machen, und das ist nicht unser Job. Es wird einfach passieren.
Wir werden ein Stück weit zuschauen, wie das Wort Gottes wirkt. Es ist einfach so: Das Wort Gottes ist nicht gebunden. Und weil das so ist, weil ich genau weiß, wem ich folge und was er geleistet hat, was er auch für die Entwicklung der Welt bedeutet, deswegen ...
Das Leiden für die Auserwählten
Vers 10: „Erdulde ich alles um der Auserwählten willen.“ Die Auserwählten sind in der Bibel die Gläubigen. Nun stellt sich die Frage: Warum heißen sie Auserwählte? Die Antwort lautet: Weil wir Christen sind – und Christen sind Auserwählte.
Inwiefern sind wir Auserwählte? Ganz einfach: Es gibt in der Geschichte einen Auserwählten. Wer ist das? Der Herr Jesus, ganz genau. Wo steht, dass er der Auserwählte ist? In Jesaja 42. Schauen wir uns das einmal an, Jesaja 42, Vers 1.
Es ist wichtig zu verstehen, wie der Begriff „Auserwählter“ in der Bibel gemeint ist. Jesaja 42, Vers 1 sagt: „Siehe, mein Knecht, den ich halte.“ Hier spricht Gott, der Vater, über Gott, den Sohn, beziehungsweise über den Messias. Weiter heißt es: „Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat.“
Der Auserwählte ist also derjenige, an dem Gott Wohlgefallen hat. Dabei geht es nicht darum, dass es mehrere Messias zur Auswahl gab und Gott der Vater sich erst entscheiden musste. Es war von Anfang an klar, wer der Auserwählte sein würde.
Der Begriff „Auserwählter“ kann eine Beziehung ausdrücken, aber auch eine Qualität. Er steht dafür, dass jemand besonders wichtig und kostbar ist. Ich selbst habe auch eine Auserwählte zu Hause. Ganz ehrlich: Meine Frau ist meine Auserwählte. Ich hatte tatsächlich nie mehr als eine Freundin.
Das heißt, mit dem Begriff kann man eine besondere Qualität beschreiben. Diese Qualität, die der Sohn in den Augen des Vaters hat – nämlich Auserwählter zu sein – teilen wir, wenn wir Christen sind und in Christus leben. Das bedeutet: Der Vater sieht uns im Sohn.
Das kennt ihr von anderen Dingen schon: Wenn wir gerecht sind, dann teilen wir die Gerechtigkeit Christi. So ist es hier auch. Wir sind die Auserwählten.
Paulus sagt nun: „Ich leide, ich erdulde alles um der Auserwählten willen.“ Er weiß genau, dass das, was er durchmacht, zum Nutzen seiner Geschwister ist. Er formuliert es so, dass auch sie die Rettung, die in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit erlangen.
Die dynamische Dimension der Rettung
Und ihr merkt schon: Die Bibel ist, wenn es um das Thema Rettung geht, durchaus dynamischer. Ich weiß nicht, ob ihr das Wort am Ende dieser Freizeit noch hören könnt, also dynamischer, als wir das vielleicht manchmal denken.
Wir denken oft, Errettung sei etwas, das weit zurückliegt. Da gab es diesen Tag X, an dem ich mich bekehrt habe, und das war gut. Das war auch hoffentlich gut. Aber Errettung ist etwas, das auch noch kommt. In gewisser Weise könnte man sagen: Wir sind gerettet, um gerettet zu werden. Ich weiß, das klingt total schräg, aber biblisch fasst das gut zusammen, was unterschiedliche Texte sagen.
Es gibt Rettung als einen Blick zurück, und es gibt Rettung als etwas, das noch vor uns liegt. Ihr werdet das wahrscheinlich selbst beim Studium der Bergpredigt bemerkt haben. Dort spricht der Herr Jesus davon, wie Menschen gerettet werden, und er sagt etwas von einer Pforte und von einem Weg.
Wir sehen immer nur die Pforte. Wir würden sagen: Du musst durch die Pforte, um gerettet zu werden. Hm, ich liebe den O-Ton Jesus. Ganz ehrlich, weil der O-Ton Jesus manchmal nicht mit dem zusammenpasst, was man in Gemeinden hört. Der Herr Jesus spricht davon: Um gerettet zu werden, musst du durch die Pforte und dahinter den Weg gehen.
Der Weg führt zur Rettung, der Weg führt ins ewige Leben. Bitte lasst uns das einfach nicht vergessen, dass wir nicht zu schnell denken: Da war mal was irgendwo in der Vergangenheit, ja, und heute ist davon vielleicht nicht mehr viel übrig, aber es wird schon noch gelten, was damals in der Vergangenheit irgendwann mal war.
Hier steht: Damit auch Sie die Rettung, die in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit erlangen. Das ist Zukunft, das ist tatsächlich Zukunft. Wir gehen auf eine Errettung zu.
Und wir brauchen, dass Menschen uns auf diesem Weg begleiten. Wir brauchen es, dass wir diesen Weg weitergehen, gerade weil es ein enger Weg ist, ein schmaler Weg, ein angefochtener Weg. Wir dürfen an dieser Stelle auch nicht einfach vom Weg abbiegen und sagen: Ich habe keinen Bock mehr. Das wäre wirklich falsch.
Paulus investiert sein Leben, das Leid, das er bereit ist zu tragen, damit andere Menschen ihren Glaubensweg zu Ende gehen. Das ist sein Ziel: Ich investiere mich, damit ihr euren Glaubensweg zu Ende geht. Und andere Leute investieren in mein Leben.
Vielleicht kann ich euch einfach ein Stück ermutigen, dieses dynamische Denken zu übernehmen – nicht dieses statische Schubladendenken: Schublade, ich bin gerettet; Schublade zu. Sondern eher so: Wie steht es heute um mein Leben mit Gott? Wenn ich mir heute mein Leben anschaue, spiegle ich das: Ich bin gerettet? Spiegle ich das wieder?
Ich erkläre das auch gerne über das „Ja“ – über das Thema Ehe. Ich bin immer nur einer, der über Ehe-Beziehung erklärt. Vergebt mir das allen, die nicht verheiratet sind, das muss ein bisschen lästig sein. Aber ich kann es nicht besser erklären.
Zu sagen: Ich bin Ehemann, weil ich vor 30 Jahren auf einem Standesamt „Ja“ sagte – nein. Die Frage ist, ob ich heute mit meinem Leben zu diesem Jahr stehe. Und nur dann, wenn ich heute noch dazu stehe, wenn ich das auslebe und hoffentlich in der Qualität, die diese 30 Jahre Entwicklung hoffentlich mal durchgemacht hat, dann bin ich Ehemann.
Bitte denkt da einfach ein bisschen dynamischer.
Fundamentale Zusage: Leben durch Teilhabe am Leiden
Vers 11: Das Wort ist gewiss, denn „Wenn wir mitgestorben sind, werden wir auch mitleben.“
Das Wort ist gewiss. Nun folgt etwas, das einfach total wichtig ist. Paulus würde sagen: Das, was ich jetzt sage, darüber brauchen wir nicht zu streiten. Es gibt keine Diskussion mehr, das ist einfach gesetzt. Es ist wie ein Fundament, auf das du deine Theologie bauen kannst.
Das war's für heute. In der nächsten Episode wird diese Reihe fortgesetzt. Mit dem regulären Podcast geht es am 14. November 2022 weiter. Viele alte Episoden findest du auch in der App und in den meisten Podcast-Playern.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
