Herzlich willkommen zum Podcast der Eva Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit.
Unser Podcast möchte dazu anregen, das Christsein im Alltag praktisch zu leben und zugleich zum theologischen Nachdenken einladen.
Sex vor der Ehe ist heute normal. Wer denkt, Sex gehöre nur in die Ehe, wirkt auf unsere Zeitgenossen wie jemand, der aus dem letzten Jahrhundert ausgegraben wurde.
Heute wird Sex mehr und mehr als Menschenrecht angesehen, als menschliches Bedürfnis, das man unbedingt befriedigen sollte, um sich gesund zu entwickeln. Aber Gott ist es tatsächlich nicht egal, mit wem wir schlafen. Er möchte, dass wir mit Sex auf jeden Fall warten, bis wir verheiratet sind.
Thomas, Sex ist ja nicht gerade das Thema, über das man häufig in christlichen Gemeinden spricht. Manchmal ist es sogar ein Tabuthema. Warum sprechen wir denn heute in unserem Podcast darüber? Wir werden ja auch sonst ständig mit diesem Thema konfrontiert.
Ich denke an Filme, die man sich anschaut, und da kommen dann entsprechende Bettszenen vor, ehe man sich versieht. Oder wenn ich in Stuttgart durch die Straßen laufe, sehe ich zurzeit diese Plakate von C-Date mit dem großen Spruch „Mein Bett kenne ich gut genug“. Das ist einfach eine Einladung, diese App zu nutzen, um dann irgendjemanden kennenzulernen, mit dem man eben eine Nacht verbringt.
Und natürlich ist das Internet ein ganz großes Thema. Es wird sehr, sehr viel Geld verdient, gerade mit Sex und mit entsprechenden Bildern und so weiter. Also wecken diese Dinge in uns ein Verlangen nach einer sexuellen Begegnung. Dieses Verlangen hat ja schlussendlich auch Gott in uns hineingelegt.
Jemand hat mal gesagt: Sex ist wie ein Feuer. Es kann Wärme geben, es kann sehr schön sein, aber Feuer kann natürlich auch ein Haus niederbrennen. Und deswegen reden wir darüber.
Ganz wesentlich war auch ein Buch von Sam Albury für mich, ein Punkt, an dem ich dachte: Hey, da können wir einen Podcast darüber machen. Das heißt „Why Does God Care Who I Sleep With?“ Dieses Buch kann man in den großen Online-Büchershops bekommen, leider nur auf Englisch, es gibt es noch nicht auf Deutsch.
Deshalb auch unser Titel vom Podcast diesmal: „Warum interessiert Gott, mit wem ich schlafe?“ – praktisch die Übersetzung des Buches.
Genau, das ist die Eins-zu-eins-Übersetzung des Buches. Das Buch ist jetzt nicht besonders dick, sehe ich jetzt. Das muss aber nichts mit dem Inhalt zu tun haben.
Warum hat Albury nun so ein Buch geschrieben? Er beginnt damit, die zerstörerische Kraft der Sexualität zunächst zu erwähnen oder zu zeigen. Letztlich will er mit dem Buch auch helfen, die erfüllende Seite der Sexualität zu fördern.
Albury erinnert an einen Tweet von Alissa Milano. Dieser Tweet entstand vor dem Hintergrund des Missbrauchsprozesses gegen Weinstein. Sie twitterte: „Wenn du sexuell belästigt oder missbraucht worden bist, schreibe unter diesem Tweet ‚Ich auch‘.“ Das heißt auf Englisch „me too“. Noch am gleichen Tag schrieben 200 Leute unter diesem Tweet „me too“. Innerhalb eines Jahres waren es 19 Millionen, das sind 55 pro Tag.
Er macht deutlich, dass dieser Tweet im Grunde ein Ventil war, um darüber zu sprechen, was in unserer Gesellschaft vor sich geht. Dann erwähnt er eine Geschichte, die ich sehr interessant fand. Eine junge Frau wurde von einem jungen Mann auf einem Parkplatz in einer Parklücke versucht zu vergewaltigen. Sie hat darüber nie gesprochen. Später kam das heraus, und man fragte sie: „Warum hast du nie etwas darüber gesagt?“ Sie antwortete: „Ich wollte nicht die Frau sein, die nicht mehr wert war, als auf einem Parkplatz zum Sex gedrängt zu werden.“
Das hat natürlich viel mit dem eigenen Wert zu tun. Das ist etwas, was Albury immer wieder stark betont. Er zitiert auch den Herrn Jesus in Matthäus 5 in seiner Bergpredigt, der sagt: „Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, hat im Herzen die Ehe mit ihr gebrochen.“ Damit gibt der Herr Jesus der Frau einen Wert. Er sagt: „Du bist viel, viel mehr wert, als nur ein Lustobjekt für Männer zu sein.“
Darin sieht man auch die hohe Wertschätzung des Herrn Jesus für Sexualität. Deshalb lehnt er natürlich One-Night-Stands ab und macht deutlich: Gott kümmert sich sehr wohl darum, mit wem du schläfst. Vielleicht ist das auch der Grund für den Titel, den Albury gewählt hat.
Er kommt also mehr von gesellschaftlicher Seite, was er beobachtet hat, vielleicht angestoßen durch die Me-Too-Debatte, die das Thema hochgebracht hat. Er wollte das Zerstörerische darstellen und dann Antworten aus der Bibel geben.
Die Bibel ist für viele Menschen ein Ratgeber bei zahlreichen Fragen. Das stimmt. Gibt es in seinem Buch auch positive Aspekte zum Thema Sexualität, die uns helfen? Ich nehme an, er beschreibt nicht nur das Negative, oder?
Richtig, er bleibt nicht nur beim Einstieg stehen. Er zeigt auch viele positive Seiten und beschäftigt sich aus biblischer Sicht mit Sexualität. Dabei betont er, dass Gott den Sex erfunden hat. Das haben sich nicht die Menschen ausgedacht. Das vergessen wir manchmal. Gott hat dieses Verlangen in uns hineingelegt.
Albury hebt hervor, dass die Bibel wie eine Gebrauchsanweisung ist, damit wir Freude an der Sexualität haben können. Er hat einen Satz geschrieben, den ich ziemlich gut fand: Sex interessiert Gott, weil er sich für uns Menschen interessiert.
Er führt das weiter aus. Zum Beispiel heißt es in 1. Mose 1,27: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.“ Damit sagt er, dass wir als Bild Gottes geschaffen sind. Wir sind ein Fingerabdruck Gottes auf dieser Erde, und unser Ziel ist es, Gott zu verherrlichen.
Dann zitiert er den nächsten Vers, 1. Mose 1,28: „Seid fruchtbar und mehret euch, füllt die Erde und macht sie euch untertan.“ Er abstrahiert das etwas und sagt, dass diejenigen, die Gottes Bild in sich tragen, angewiesen werden, Gottes Bild zu reproduzieren. Und das geht natürlich nur mit Sex.
Das heißt, das erste Gebot, das Gott an die Menschheit gibt, hat bereits mit Sexualität zu tun. Das fand ich einen spannenden Gedanken, den er da brachte.
Da es um Vermehrung ging, hast du einen Teil von 1. Mose ausgelassen, der das Fleischwerden beschreibt. Das fand ich interessant. Uns Christen wird oft vorgeworfen, dass wir bei Sex nur an Fortpflanzung denken. Das gibt es auch heute noch, früher definitiv.
Wie steht es da?
Richtig, ich habe den Teil ausgelassen, und er hat es auch ausgelassen. Er sagt, der eine Part ist natürlich die Reproduktion – so nennt er es, was etwas technisch klingt. Das ist typisch amerikanisch, dort wird das oft so ausgedrückt. Aber er betont, es geht nicht nur um „Seid fruchtbar und mehret euch“. Das steht zwar klar in der Bibel, doch wir dürfen es nicht darauf verengen.
Zum Beispiel heißt es in 1. Mose 2,24: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“ Das ist das Ehekonzept. Zu diesem Einswerden gehört auch Sexualität.
Albury betont stark, dass es sich nicht nur darauf beschränkt. „Eins werden“ bedeutet, eine tiefe Verbundenheit zu erleben. Sexualität hilft dabei, diese Verbundenheit zu fördern. Aber es geht um weit mehr als nur um Reproduktion.
Dieser Vers zeigt auch, wie Gott sich die Ehe vorgestellt hat. Zunächst verlässt man Vater und Mutter. Das wäre bei Adam gar nicht möglich gewesen, weil er keine Eltern hatte. Deshalb wird deutlich, dass dies Gottes grundsätzliches Ehekonzept ist.
Dann hängt man seiner Frau an. Das Wort „anhangen“ bedeutet eigentlich „kleben“. Man klebt also an ihr und wird ein Fleisch. Das betont Albury ebenfalls.
Ein interessanter Gedanke von ihm war, dass die Frau aus der Rippe des Mannes geschaffen wurde. Dem Mann fehlt also etwas, und die Frau wird aus seiner Rippe geschaffen. In der Vereinigung, wenn Mann und Frau Sex haben, kommt wieder zusammen, was einmal zusammengehört hat.
Das war vielleicht ein bisschen philosophisch, aber ich fand es interessant. Darauf macht er fest, dass die Ehe der Ort ist, an dem die Wiedervereinigung von Mann und Frau im menschlichen Leben geschieht.
Was du vorhin gefragt hast: Albury weist im Wesentlichen darauf hin, dass dieses Ein-Fleisch-Werden, diese tiefe Verbundenheit, auch bedeutet, dass die Frau die beste Freundin des Mannes ist. Um das deutlich zu machen, vergleicht er es mit dem Gebot: „Der Herr, unser Gott, ist ein einiger Gott, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben.“
Gott ist zwar eine Dreieinheit, aber auch eine Einheit. Hier wird deutlich: Der Mensch besteht aus zwei verschiedenen Personen, die zu einer Einheit werden sollen.
Albury betont, dass es nicht nur um Reproduktion geht, sondern vor allem um die Verstärkung dieser Einheit. Das ist ihm sehr wichtig.
Jetzt braucht man, um sechs zu haben, ja nicht unbedingt die Form einer Ehe. Das stimmt ja. In der Einleitung hatten wir ja gesagt, dass das nach dem biblischen Konzept in die Ehe gehört. Warum meint die Bibel das?
Das meinen ja viele andere auch. Die Praxis auf jeden Fall, und die Religionen – da müsste ich gerade durchgehen – sind da auch relativ streng, die meisten jedenfalls, nicht alle. Warum kommt da praktisch noch diese Institution der Ehe dazu? Kann man das nicht einfach wie beim Camping machen? Dort macht man ja auch frei ein Lagerfeuer, das kann doch auch ganz schön sein.
Ja, das kann ganz schön sein. Es kommt eben darauf an, von welcher Denke man ausgeht und ob man sich dem Wort Gottes verpflichtet fühlt oder nicht. Wenn ich mich dem Wort Gottes nicht verpflichtet fühle, dann lebe ich das so, wie ich es für richtig halte. Ich muss aber auch die Konsequenzen tragen und gehe eindeutig am Willen Gottes vorbei.
Das, was ich immer wieder als Argumentation höre, ist: „Na ja, wir meinen es ja ernst miteinander.“ Dann frage ich mich aber, warum man sich nicht öffentlich verspricht, wenn man es wirklich ernst meint. Und auf der anderen Seite: Warum schlafe ich mit jemandem, der mir nicht zusichert, ein Leben lang zu mir zu stehen?
Deine Frage ist ja berechtigt. Die Bibel lehrt aber sehr klar – und das betont Albury auch zu Recht – dass Sexualität in die Ehe gehört. Das wird auf zwei Arten dargestellt: einmal beschreibend, indem Geschichten erzählt werden, bei denen man sagt: „Aha, so haben die es verstanden.“ Und einmal vorschreibend, wo die Bibel sehr klar sagt, das ist Gottes Wille.
Beschreibend, um mal ein Beispiel zu nennen: 1. Mose 29,20. Dort dient Jakob sieben Jahre, um Rahel zu bekommen. Ich habe das letztens in meiner Bibellese gelesen. Er sagt, es war wie wenige Tage, weil er sie liebte. Eigentlich wurde er bei der Hochzeit betrogen und musste insgesamt vierzehn Jahre für Rahel arbeiten, also noch mal sieben Jahre zusätzlich.
Aber er durfte die Ehe schon vollziehen, das heißt, er hatte zumindest schon Einheit mit ihr. Am Ende der sieben Jahre sagt er zum Vater: „Gib mir nun meine Frau, denn meine Tage sind erfüllt, dass ich zu ihr eingehe.“ Das zeigt sehr klar, dass sie vorher nicht miteinander geschlafen haben.
Dann versammelt der Vater alle Männer des Ortes und veranstaltet ein Mahl, das man heute als Hochzeitsfest bezeichnen würde. Damit wird ganz klar festgelegt, dass diese beiden zusammengehören.
Neben der beschreibenden Darstellung gibt es auch vorschreibende Bibelstellen. Ich denke da an 1. Korinther 7,9. Paulus sagt dort, wenn Unverheiratete sich nicht enthalten können – heute würde man sagen, dann lass sie doch miteinander schlafen. Aber er sagt nein: „Dann sollen sie heiraten, denn es ist besser zu heiraten, als vor Verlangen zu brennen.“
Es scheint mir sehr klar zu sein, dass dies die Grundaussage ist: Sexualität gehört in die Ehe. Jesus wird ja auch mal gefragt, wann man sich von der Frau scheiden darf. Er zitiert 1. Mose 2,24 und sagt: „Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“ Hier wird lebenslange Treue als Schutz gesehen, durch den Sexualität bewahrt wird – gerade in der Ehe.
Die Bibel sieht Sexualität also nicht nur als körperliche Aktivität, die Befriedigung und Lust hervorbringt, sondern als eine Einheit, als Intimität. Man kann sagen, man wird intim. Intim bedeutet ja, ein sehr nahes Kommen, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.
Die Ehe wird deswegen geschützt, weil Sexualität plus Beziehung, plus Treue und plus Schutz ist. Diese Schutzfunktion wird im Hohelied manchmal als Mauer bezeichnet. Das wollte ich ungeschützt sagen, aber heutzutage wird das sofort falsch verstanden. Ungeschützt ist hier im Sinne von „selig ungeschützt“ gemeint, nicht im Bezug auf Verhütungsmittel.
Die Bibel hat ein viel ganzheitlicheres Konzept als wir es heute oft im Westen haben. Wenn ich den Sexualkundeunterricht der Kinder anschaue, bin ich manchmal entsetzt, weil dieser so auf die technische Ebene reduziert wird. Die Beziehungsebene wird so behandelt, als ob sie gar nicht so wichtig wäre.
Dann geht man halt wieder auseinander, was Verletzungen mit sich bringt. Es zeigt sich, was es bedeutet, wenn man diesen Schritt nicht macht: Unsicherheit und auch für die Beziehung bedeutet das viel Verlust.
Die Bibel sieht das ganzheitlich. Es ist nicht nur körperlich, wie du sagst, sondern auch beziehungstechnisch. Diese beiden Aspekte hängen zusammen. Das muss sogar die Grundlage des Körperlichen sein. Das macht die Bibel sehr deutlich, und ich finde, das wird dort sehr gut dargestellt.
Ein Satz von ihm, der mir auch sehr gut gefallen hat, lautet, dass die falsche Person zur falschen Zeit oder die richtige Person zur falschen Zeit zerstörend auf die Sexualität wirken können.
Das klingt sehr gut. Die falsche Person zur falschen Zeit ist, glaube ich, klar, oder? Genau, das ist klar: Wenn ich mit irgendeiner Person schlafe, die nicht die richtige für mich ist, oder wenn ich mit der richtigen Person schlafe, aber zur falschen Zeit – also vor der Ehe –, dann kann das problematisch sein.
Manche sagen: „Ja, was soll's?“ Das ist richtig, aber wir haben die Dinge aus 1. Korinther 7 gelesen. Paulus würde nicht sagen „was soll's“, sondern eher, dass wenn ich mich irgendwann trenne, was in einer Beziehung ja auch mal passieren kann, dann sollten keine unnötigen Verletzungen zurückbleiben.
Wenn ich miteinander geschlafen habe, entsteht natürlich eine viel, viel engere Bindung. Das bedeutet, der Riss bei einer Trennung ist viel, viel stärker, als wenn man einfach sagt: „Okay, das geht jetzt nicht mehr miteinander.“ Ja, dann bleibt trotzdem Trauer, aber nicht diese tiefen Verletzungen, die dann zurückbleiben.
Ein Vergleich, den ich nicht von Albury, sondern von jemand anderem habe, ist folgender: Wenn man nicht beachtet, dass Sexualität in die Ehe gehört, hat sich ein anderer Autor das so vorgestellt: Wie wäre es, wenn ich vor dem Traualtar stehe und meine ganzen Ex-Partner dort stehen und mir gratulieren? Immerhin hatten sie eine gute Beziehung zu mir, da ist ja auch schon mal etwas Wert.
Will ich das? Und will ich das auch von meinem Partner? Also jemanden heiraten und dann wissen: „Aha, das war Nummer fünf, das war Nummer sieben und das war Nummer acht.“ Da hätte ich persönlich meine Probleme mit, glaube ich.
Von daher finde ich gut, wie er es schreibt. Natürlich ist das nicht sein Thema: Wenn ich das gelebt habe und zu Jesus finde und Christ werde, dann gibt es auch Vergebung. Manche Dinge können wirklich durch Vergebung geregelt werden. Aber das ist ja gar nicht das Thema von Albrecht, deswegen spricht er das auch nicht an.
Er betont ganz stark, dass Partnerschaft nicht dasselbe ist wie Ehe. Ich habe gedacht: Im Vergleich zu heute gilt Partnerschaft vor Gott so viel wie ein gefälschtes Impfzertifikat. Das heißt, ich habe es gefälscht, zeige es einfach vor, es sieht gleich aus, aber es ist eben nicht dasselbe.
Ob das Bild ganz passt, weiß ich nicht genau, aber ich sehe Partnerschaft als eine Art Vorstufe zur Ehe. Eine Ehe ist für mich auf jeden Fall tiefer und verbindlicher.
Ein Argument, das vielleicht auch noch berücksichtigt werden sollte, ist, dass Gott alles, was Sexualität außerhalb der Ehe betrifft, mit dem Wort „Porneia“ bezeichnet, also Unzucht. Daraus leitet sich ja heute das Wort Pornografie ab.
„Graphie“ bedeutet Schrift, und „Porneia“ heißt unzüchtige Schriften. Das ist, glaube ich, eine Erklärung aus dem Jahr 1972, nur so nebenbei.
Also alles außerhalb der Ehe wird in der Bibel als „Porneia“ bezeichnet, also als Unzucht. Dieses Wort macht keinen Sinn, wenn es auch legitime Formen von Sexualität außerhalb der Ehe geben würde.
Was ist dann jetzt die Grundeinstellung zur Sexualität, so wie Gott sie sich vorstellt und von der sie getragen werden sollte?
Albury betont, und das fand ich sehr gut, dass die Grundeinstellung „geben“ sein sollte. Er zitiert dazu 1. Korinther 7: „Der Mann leistet der Frau die eheliche Pflicht und auch die Frau dem Mann. Die Frau verfügt nicht über den eigenen Leib, sondern der Mann, ebenso verfügt auch nicht der Mann über seinen eigenen Leib, sondern die Frau.“ Er betont also, dass man nicht sich selbst gehört, sondern in erster Linie dem anderen.
Darf ich da etwas einflechten? Ja, gerne.
Dieser Vers wird nämlich oft missbraucht, und dabei steckt immer ein Denkfehler drin. Es geht ja auch um die Häufigkeit der Sexualität, wie man in 1. Korinther 7 nachlesen kann. Vor allem Frauen berichten oft, dass dieser Vers so benutzt wird: „Dein Körper gehört ja jetzt mir, also mach bitte so oft, wie ich es will.“ Darauf sage ich, das ist der Denkfehler, denn sein Körper gehört ja auch ihr, und sie kann sagen: „Ich sage deinem Körper, mach jetzt mal eine Pause.“ Genau, das ist dasselbe. Das wird nie bedacht, sondern immer umgedreht, weil es ja um das Geben geht.
Ja, danke für die Ergänzung, genau.
Er betont sehr stark, dass es eben die Haltung des Gebens ist und nicht des Nehmens, um den anderen glücklich zu machen und nicht in erster Linie für sich selbst zu nehmen.
Das andere, was er hervorhebt, ist natürlich die Grundlage der Liebe. Er baut dabei stark auf 1. Korinther 13 auf und sagt, die Liebe sucht nicht das Ihre. Es geht zuerst darum, die Person des anderen zu suchen und nicht den Körper, denn der Körper ist austauschbar, die Person aber nicht. Gott muss mir auch immer wieder die Liebe für den anderen schenken.
Es gibt ja manchmal auch stressige Zeiten, in denen man sagt, das ist ein bisschen schwierig. Aber genau an diesem Punkt darf ich in der Haltung des Gebens und der Liebe stehen bleiben und sagen: „Herr, das ist mein Gebet.“ Das finde ich eine sehr gute Betonung, die er dort gebracht hat.
Das finde ich auch. Wenn ich mir das heute so anschaue, geht es ja mehr Richtung Körper. Das andere wird nicht so thematisiert. Natürlich kommt Romantik immer mit hinein, aber letztendlich ist der Körper doch austauschbar, und damit ist die Person nicht mehr so im Blick.
Richtig. Die Bibel nimmt es genau andersherum. Sie sagt: Halte dich körperlich vor der Ehe zurück, damit du der Person näherkommst.
Seien wir mal ehrlich: Als ich mich vor der Ehe zurückgehalten habe, dachte ich immer, das wird jetzt die schwerste Zeit meines Lebens. Es wurde zwar schwierig, ja, aber es gibt später genauso schwierige Zeiten. Wenn man nicht gelernt hat, auf den Partner einzugehen und immer die eigene Lustbefriedigung an erste Stelle setzt, kommt man ganz schnell auf Abwege.
In meinem Leben gab es ein paar Situationen, in denen ich mich anders hätte verhalten können und alles hätte haben können. Ich habe es aber im Vorfeld schon blockiert. Das war dann ganz gut. Ich weiß von anderen, die hatten tolle Angebote, auch im Lauf des Lebens.
Als junger Mensch denkt man immer, das sei jetzt das Schwierigste. Aber es kann auch Krankheitsphasen geben oder eine geschiedene Person am Arbeitsplatz, die dich ganz toll findet und deine christlichen Werte schätzt. Es ist also nicht nur auf die Jugendzeit beschränkt, obwohl diese Diskussion oft darauf begrenzt wird.
Die Grundlage ist die Liebe, und dieses Geben hat er sehr stark betont.
Ja, das hat er sehr stark betont. Es ist einfach eine andere Haltung: nicht Nehmen, nicht Befriedigung, sondern Geben und daraus Glück und Erfüllung ziehen.
Genau. Mit Treue – das gehört doch eigentlich auch zur Liebe dazu, oder? Das Wesen der Liebe?
Auf jeden Fall. Dass ich dem Partner treu bin, ja.
Wenn wir jetzt schon hier von Glück gesprochen haben, dann könnte man auch in Richtung erfüllende Sexualität gehen. Was erfüllt denn wirklich?
Das Thema Lustbefriedigung wird oft gut beschrieben: Es macht Spaß, Party, Vergnügen. Aber ist das auch wirklich erfüllend? Ich glaube, Erfüllung ist mehr als das. Auf jeden Fall. Und das finde ich einen ganz starken Punkt, den Albury auch bringt. Er greift nochmal zurück und sagt: Wenn wir ehrlich sind, sind wir doch sehr stark auf uns selbst fixiert.
Dabei bezieht er sich auf Markus 7 und die bösen Gedanken, die aus unserem Herzen kommen. Dort wird auch Ehebruch genannt, ebenso wie vieles andere. Er geht dann auf Psalm 51 ein, das Gebet: „Schaffe in mir ein reines Herz und erneuere in mir einen festen Geist“. Dort heißt es, dass Gott mich letztendlich nur erneuern kann.
Ich fand einen Satz von ihm auch sehr nachdenkenswert: Er sagt, wenn wir in Situationen beten, in denen wir nicht geben, sondern sehr selbstsüchtig sind, dann beten wir oft: „Ah, ich wünschte, ich wäre nicht so selbstsüchtig gewesen.“
Ich meine, es ist schon mal gut, dass man das reflektiert. Aber er sagt, eigentlich müssten wir beten: „Ich wünschte, ich hätte nicht diesen selbstsüchtigen Charakter.“
Er geht also noch eine Stufe tiefer und sagt, das ist so tief in uns drin, dass wir nur um uns selbst kreisen. Rausholen kann uns letztendlich nur Gott aus dieser Situation. Er kann uns wirklich nur erneuern – und das finde ich einen ganz starken Punkt, den er da bringt.
Er sagt auch einen guten Satz: „Sünde greift unsere Freude an, aber die geistliche Freude greift die Sünde an.“ Deshalb kann ich von diesem sündigen Handeln, das ja um Erfüllung geht, sagen: Ich versuche erst mal, alles selbst zu machen.
Ich lasse mich von diesem sündigen Handeln los, wenn ich etwas Größeres und Besseres vor Augen habe. So wie ein Kind, das etwas festhält und dann loslässt, wenn es merkt: „Ah, da gibt es eben mehr.“
Deswegen wirbt er ganz stark in den letzten Kapiteln darum, dass wir verstehen, dass wir unsere letzte Befriedigung, unsere Erfüllung in diesem Sinn wirklich nur in Jesus finden können.
Was hat das jetzt speziell mit Sexualität zu tun? Die Verse sprechen erst mal von Erfüllung unabhängig von Sexualität. Aber ihm scheint die Sexualität als Grundlage auch wichtig zu sein, sonst würde er das ja nicht ins Buch schreiben.
Für ihn ist die Grundlage die Frage: Wo suche ich meine letzte Erfüllung? Wenn ich die Erfüllung nur in der Sexualität mit meinem Partner suche, dann sagt er, greift das viel zu kurz.
Man muss begreifen: Die letzte Erfüllung wirst du nur in Jesus finden. Sexualität wird dich nicht erfüllen, auch wenn sie dich vielleicht durchträgt und du sie super findest. Am Ende des Tages kann nur Jesus leisten, was dein Partner niemals leisten kann.
Wenn ich es mal so übertrage, hat er sogar eine geistliche Komponente darin. Er sagt, ich weiß nicht, ob ich das so unterstreichen würde, aber er meint: Wenn Jesus am Kreuz schreit „Mich dürstet“, dann tut er das, weil er meinen Platz eingenommen hat und eben diesen geistlichen Durst spürt, den ich eigentlich habe – ob ich ihn spüre oder nicht.
Ob ich das so unterschreiben würde, weiß ich nicht. Aber das, was er rüberbringen möchte, ist klar: Jesus ist derjenige, der mir die letzte Erfüllung gibt. Das kann ich sehr gut nachvollziehen.
Am Schluss macht er es sogar so, dass er sagt: Wir werden unsere Identität und unsere Bedeutung nicht in der Person finden, mit der wir verheiratet sind und die wir lieben, sondern in der Person, die uns geliebt hat.
Das ist das, was mir schlussendlich Erfüllung gibt. Das fand ich auch ein guter Satz, den ich noch mal wiederhole: Als Menschen finden wir unsere Identität und Bedeutung nicht in der Person, die wir lieben, sondern in der Person, die uns geliebt hat – nämlich in Jesus.
Nicht der Ehepartner kann mich, ob mit Sexualität oder mit anderen Dingen, wirklich dauerhaft erfüllen – das kann wirklich nur Jesus. Deshalb finde ich den letzten Teil des Buches sehr, sehr wichtig.
Da hast du völlig recht, Jörg: Er geht weit über das Thema hinaus und ich kann das auf alle anderen Bereiche des Lebens anwenden, aber eben auch auf Sexualität.
Und dann bringt er etwas, was ich gar nicht zu Ende gedacht habe, ganz am Schluss: Albury sagt, diese sexuelle Sehnsucht nach dem Ehepartner, die man hat, wenn man verheiratet ist, ist eigentlich ein Abbild der Sehnsucht, die Gott mir für sich schenken will.
Er sagt, es ist eine Sehnsucht, die in meinem Herzen schlägt. Und auch hier transferiert er wieder: Gott wünscht sich eigentlich, dass ich so eine Sehnsucht nach ihm habe und nach der tiefen Gemeinschaft mit ihm.
Von daher fand ich das Buch spannend, weil es sich nicht nur um die Frage dreht: Ja, Sex in der Ehe oder nicht in der Ehe und die dazugehörigen Argumente. Sondern er gibt dem Ganzen eine andere geistliche Dimension – und das fand ich gut, als Kern und Mitte des Ganzen.
Ja, richtig.
Ja, das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart.
Wir hoffen, wir konnten deutlich machen, dass Gott sich dafür interessiert, mit wem wir schlafen, weil er sich für uns interessiert. Er möchte, dass wir dauerhaft glücklich werden und nicht nur für eine kurze Zeit.
Deshalb ist es das Beste, mit Sex bis zur Ehe zu warten oder in der Ehe die letzte Erfüllung nicht vom Partner zu erwarten, sondern die letzte Erfüllung meines Lebens allein bei Jesus zu suchen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns doch unter podcast@eva-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und viele erfüllende Begegnungen mit eurem Partner und mit Jesus.