Einleitung und Thema der Predigt
Ein gefüllter Tag neigt sich dem Ende zu. Viele von Ihnen hatten heute Mittag wunderbare Unternehmungen, auch mit dem Ausflug, und konnten schöne Eindrücke sammeln.
Wir haben hier ein Thema behandelt. Ich finde es immer schön, dass auch jüngere Menschen dabei sind. Wir haben uns heute Morgen ganz vom Seniorenthema mitreißen lassen und über das Zerbrechen unseres Leibes gesprochen. Es ist gut, dass man das einmal bewusst in den Blick bekommt.
Heute geht es um das Thema "Allzeit getrost". Dieses Thema haben wir aus dem Abschnitt genommen, den wir heute Abend zugrunde legen.
Wir treffen viele ältere Menschen, die sehr traurig sind. Es ist schwer, wenn man immer einsamer wird, weil viele Menschen sterben. Wenn dann die Erinnerung bleibt und Menschen sagen: „Seit mein Mann tot ist, hat mein Leben keinen Sinn mehr“, und sie in der Einsamkeit leiden, ist das schwer.
Deshalb lesen wir diesen Abschnitt. Es geht um Trost und Freude. Das ist das Besondere an der Bibel: Die Macht des Todes wird umfunktioniert – ein modernes Wort, das Sie kennen – genau, ins Gegenteil verwandelt.
Ich lese nun aus dem Abschnitt „Sehnsucht nach der himmlischen Heimat“, 2. Korinther 5,1-10.
Die Sehnsucht nach der himmlischen Heimat
Ich fürchte, wir haben nicht einmal Sehnsucht. Es fehlt uns dieser biblische Blick. Wir sind Spießbürger einer untergehenden Welt – mit unseren Geldsorgen, unseren Streitigkeiten und den kleinen Zwistigkeiten in der Familie. Kennen Sie überhaupt ein Haus, in dem es keinen Streit um das Erbe gab?
Verstehen Sie das alles? Weil wir so denken, sind wir Bürger dieser Welt, statt in der großen Sehnsucht nach dem Himmel zu leben. Wir wissen ja gar nicht, ob wir das Jahresende noch erleben oder wer abberufen wird. Wir haben ja davon gesprochen, dass Beförderung ist.
Darum geht es um den Blick, den fröhlichen Blick nach vorne. Denn wir wissen, und das ist auch immer schön, wie das anknüpft – die Kapiteleinteilung müssen wir uns wegdenken –, denn hier sehen wir auf das, was unsichtbar ist. Wir wissen: Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.
Darum seufzen wir auch und sehnen uns danach, mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet zu werden. Denn dann werden wir bekleidet und nicht nackt befunden. Solange wir in dieser Hütte sind, seufzen wir und sind beschwert, weil wir lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen. Damit das Sterbliche verschlungen werde vom Leben.
Der uns aber dazu bereitet hat, ist gut. Er hat uns als Unterpfand den Geist gegeben, den Heiligen Geist. So sind wir denn allezeit getrost. Da habe ich das Thema herausgenommen: So sind wir denn allezeit getrost und wissen, solange wir im Leibe wohnen, weilen wir – früher hieß es „wallen“ – fern von dem Herrn. Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen.
Wir sind aber getrost und haben viel mehr Lust, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn. Darum setzen wir auch unsere Ehre darein, ob wir daheim sind oder in der Fremde, dass wir ihm wohlgefallen. Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten – sei es gut oder böse.
Kritik an der modernen Welt und der Verkündigung
Jetzt sind es bald 200 Jahre, dass Philosophen und anschließend die gesamte Gruppe der marxistischen Weltveränderer ihren Spott in jeder nur möglichen Form gegen die Christen losgelassen haben.
Ein großer deutscher Philosoph sagte damals zu seinen Studenten: „Ich will aus Kandidaten des Jenseits Studenten des Diesseits machen.“ Er meinte, man müsse ganz in dieser Welt leben. Oder denken wir an einen Zukunftsroman von Orwell, in dem alles verspottet wird. Dort wird zum Beispiel in „Farm der Tiere“ die Weltrevolution dargestellt. Die Prediger des Evangeliums erscheinen in diesem Bild als Raben, natürlich wegen ihrer schwarzen Farbe. Diese Raben sagen ständig: „Wir brauchen keine Weltrevolution. Ich erzähle euch eine Geschichte vom Kantiszuckerberg.“
Die Christen wurden so immer wieder lächerlich gemacht. Man warf ihnen vor, die Menschen mit der Ewigkeit zu vertrösten. Man nehme den Menschen den Blick für das Hier und Jetzt und erzähle ihnen etwas vom Himmel, sodass sie nicht mehr fähig seien, ihr Schicksal entschlossen in die Hand zu nehmen.
Diese Kritik hat der Marxismus, besonders in seinen Systemen, noch einmal zur Blüte gebracht. Sie wird auch heute noch in Ländern wie Kambodscha gegen Christen verwendet, ebenso in Kuba und anderen Orten. Das hat bei den Christen seine Spuren hinterlassen – und zwar sehr negative.
Heute gibt es kaum noch Verkündiger, die uns Freude auf den Himmel machen. Stattdessen sagen sie: „Wir wollen uns doch ganz wichtig in die politischen Belange unserer Welt einbringen. Wir wollen uns für die Stadtsanierung einsetzen, an Gemeinderatswahlen teilnehmen und all die Fragen dieser Welt behandeln.“ So entstehen viele Verkündigungen, die sich vor allem mit den Problemen dieser Welt beschäftigen.
Deshalb ist es gut, wenn man in die Bibel schaut. Schon das Wort „vertrösten“ ist ein ganz dummes Wort. Haben Sie einmal trauernde Menschen erlebt? Können Sie überhaupt trösten? Das schafft niemand. Wie wollen Sie es machen?
Wenn eine Mutter und ihr Kind weinen, wie wollen Sie da trösten? Da können Sie reden, was Sie wollen, es hilft nichts. Der Schmerz ist so riesig groß. Als mein Vater gestorben ist, haben wir immer gesagt: „Wir sind doch noch da.“ Aber seine Mutter sagte: „Ihr könnt den Vater doch nicht ersetzen. Wer seid ihr?“
Es hilft alles nicht, was man an Tröstung sagen will. Vertrösten klappt und funktioniert überhaupt nicht.
Die biblische Ewigkeitshoffnung als Trost
Wenn man heute die vielen verzweifelten Menschen sieht, die angesichts des Todes keine Hoffnung haben, wird uns wieder bewusst, wie wichtig es ist, die biblische Ewigkeitshoffnung zu gewinnen.
Ich erinnere mich noch an mein Studium. Dort musste ich eine Predigt vor den Studenten halten, was wirklich kurios war – fast wie im Sandkasten. Es fand in der Kapelle des Tübinger Schlosses statt. Die Studenten saßen unten und haben später darüber diskutiert. In dieser Predigt zitierte ich einen Vers, den mein Vater in seinem Amtszimmer hängen hatte. Mein Vater arbeitete im Ministerium im Neuen Schloss in Stuttgart. Dort hing bei ihm folgender Vers:
„Mach mir stets süß deinen Himmel und bitter diese schnöde Welt. Gib, dass in dem Weltgetümmel, mir in der Welt gekommen, die Ewigkeit sei vorgestellt.“
Die Studenten fielen über mich her und sagten, so etwas könne man heute nicht mehr sagen – das sei doch Weltflucht.
Mein Vater verließ nachts selten vor zwölf Uhr seinen Schreibtisch. So sehr war er in dieser Welt verpflichtet. Er starb mit siebenundfünfzig Jahren und hatte nach dem Zweiten Weltkrieg das Schulwesen in Baden-Württemberg aufgebaut. Doch er wusste: Ich kann meine Aufgaben in dieser Welt nur erfüllen, wenn ich den Ewigkeitsblick habe, also weiß, wohin mein Leben geht.
Kurz vor einer großen Urlaubsreise war alles schon ausgearbeitet. Er ging noch einmal zum Arzt, um seine Blutwerte überprüfen zu lassen. Der Arzt stellte fest: Sie haben Krebs. In den folgenden vier Stunden ordnete er seinen Schreibtisch, ließ alles liegen und sagte: „Ich bin bereit, Herr, wenn du mich rufst.“
Ein Mann, der so in dieser Welt stand! Mein Vater war Politiker, Mitglied im Landtag und tief in der Welt verwurzelt. Aber gerade weil er den Ewigkeitsblick hatte, konnte er die Dinge dieser Welt tun.
Ich bin überzeugt, man kann die richtigen Aufgaben in dieser Welt nur erfüllen, wenn man gleichzeitig den Blick auf die Ewigkeit hat.
Der Umgang der Menschen mit dem Tod heute
Und jetzt ist es für uns sehr schwierig, weil wir heute in unserer Welt getäuscht werden, wenn es um ein wirkliches Wissen darüber geht, was beim Tod geschieht.
Ich habe ja oft mit Angehörigen zu tun gehabt. Ich weiß nicht, wie viele Tausend Menschen ich beerdigt habe und wie viele Gespräche ich mit den Angehörigen geführt habe. Es ist sehr verlogen, wie die Menschen heute mit dem Tod umgehen. So viele Leute machen sich keine genaue Vorstellung und weichen der Frage immer aus. Zunächst lässt man die Menschen irgendwo sterben, ohne dabei zu sein.
Wenn ich bei meinen Konfirmanten gefragt habe, wer schon einmal einen Toten gesehen hat, dann hatten die meisten noch nie einen Toten gesehen. Höchstens einer von dreißig hatte überhaupt einen Toten gesehen, geschweige denn, dass jemand dabei war, als der Opa starb und das miterlebte.
Und dann hört man beim Trauergespräch immer wieder: „Ach, der Oma geht es jetzt gut.“ Woher wissen Sie das? Das durfte ich natürlich nicht sagen, denn man muss ja höflich sein. Woher kommt diese verrückte Behauptung, dass es der Oma jetzt gut geht, wenn sie tot ist? Das ist schon eine makabre Ansicht.
Wollte jemand eine halbe Stunde in der Halle liegen? Ich nicht, um ganz brutal zu sprechen. Und wo alles aufhört, mein Ich verlischt. Jetzt geht es der Oma gut?
Dann kommen noch die Sprüche und Nachrufe: „Karl, mach es gut“ und so weiter, am Grab, vom Verein und so. „Bleib gesund“, verstehen Sie? Da tut man so, als ob das alles jetzt irgendwo noch weitergeht. Dann laufen abergläubische Ansichten bei den Leuten ganz selbstverständlich durch, dass alles jetzt ganz wunderbar sein muss.
„Jetzt geht es ihr gut, da ist irgendwo Friede.“ Auch das „Ruhe sanft“ stelle ich mir furchtbar vor, wenn ich da unten im Sarg liegen müsste: „Ruhe sanft.“ Was ist das?
Man kann die Leute überhaupt nicht fordern und sagen: Macht euch doch mal Gedanken. Was ist das große Rätsel des großen Unbekannten? Eigentlich gehen die Leute vom Friedhof fröhlich weg und sagen: „Glücklich bin ich, weil es mich nicht getroffen hat. Ich bin ja jetzt nicht an der Reihe gewesen.“
Man verdrängt die Frage nach dem Tod, und damit betrügt man sich selbst.
Die himmlische Heimat als neues Zuhause
Deshalb möchte ich einige Gedanken zu dem teilen, was Paulus uns schreibt. Sie können auch viele andere Stellen aus der Bibel hinzunehmen.
Ich bin in meinem Leben oft umgezogen. Und das Umziehen ist immer mit Wehmut verbunden. Man verliert ein bisschen den Boden unter den Füßen, alles wird umgeräumt, und dann herrscht Chaos, wenn die Packer kommen und die Kisten aufbrechen.
Aber es gibt beim Umzug auch einen schönen Moment: Wenn man ein neues Heim hat und sagt: „Dort geht es hin.“ Man freut sich auf das neue Zuhause. Paulus spricht genau davon. Für Menschen, die Jesus Christus kennen, für die, die von ihm erlöst sind, gibt es etwas ganz Wunderbares. Wir haben ein Haus, das nicht mit Händen gebaut ist.
Wenn die Morchehütte, von der wir heute Morgen gesprochen haben, abgebrochen wird, dann bekommen wir ein Haus von Gott, das nicht mit Händen gemacht ist. Dieses Haus ist ewig und befindet sich im Himmel.
Ich muss das noch einmal betonen, weil es mir sehr wichtig ist. Vielleicht denken Sie, die Bibel spricht hier nur bildlich. Nein, das ist eine Offenbarung Gottes. Erinnern Sie sich, wie Jesus seinen Jüngern sagt, dass er hingeht, um ihnen eine Stätte zu bereiten? Sie konnten das damals kaum fassen.
Es ist so wunderbar, dass Jesus uns durch die dunkle Wand des Todes hindurchhilft. Deshalb sollen wir sehr darauf achten, nie andere Vorstellungen zu haben, die wir vielleicht aus Esoterik oder anderen Religionen kennen. Solche Vorstellungen sind nicht mit dem biblischen Glauben vereinbar.
Begegnung mit dem tibetanischen Buddhismus und christliche Hoffnung
Ich bin mit meiner Frau als Reiseleiter mit der Transsibirischen Eisenbahn gereist. Ja, das war vor zwei Jahren. Wir sind mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Peking gefahren, und es war eine wunderbare Reise – aber natürlich auch sehr strapaziös.
Wir kamen nach Ulaanbaatar in der Mongolei und besichtigten dort einige Tempel. Ich muss das einfach einmal erwähnen, damit Sie es wissen: Es handelt sich um den tibetischen Buddhismus, also den Glauben des Dalai Lama, der dort von allen bewundert wird.
Wir schauten uns die Tempel an, und was sahen wir? Überall waren schreckliche Bilder zu sehen. Gefolterte Menschen, durchbohrt mit Speeren. Die Reiseleiterin, eine Mongolin, erklärte uns: „Das ist tibetischer Buddhismus, die Angst vor der kalten und heißen Hülle.“
Dann kamen die Herren mit Krawatte und allem, die an den Bildern vorbeigingen. Sie hatten Angst, keine Hoffnung. Diese Hoffnungslosigkeit verschweigt uns der Dalai Lama in seinen Reden. In der Wirklichkeit der Mongolei ist das eine erschütternde Sache.
Ich sagte zu der Reiseleiterin: „Wissen die Leute nicht, dass Jesus Christus eine Antwort hat?“ Sie antwortete: „Wir freuen uns über jeden Missionar, der heute in die Mongolei kommt. Wir freuen uns, und die Türen sind offen.“
Heute gibt es in der Mongolei etwa 30 Christen, denn es gibt keine andere Antwort darauf, wie man dem Schrecken nach dem Tod entkommen kann.
Ich möchte nur sagen: Wenn man einmal das Fass aufmacht, das die schrecklichen Vorstellungen und Ängste vieler Menschen enthält – das wissen Sie ja sicher, wenn Sie selbst schon unter solchen Seelenängsten gelitten haben – dann ist es wunderbar, dass uns Jesus etwas Gewisses sagt. Hier steht das Wort „Wir wissen“.
Der normale Deutsche sagt ja oft: Glauben heißt nicht wissen. Doch Jesus gibt uns eine gewisse Gewissheit. In der Auferstehung von Jesus ist uns Gewissheit geschenkt, bis hin zur Offenbarung. Dort sagt Jesus Christus: „Ich habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.“ Er ist derjenige, der über unser Leben bestimmen kann.
In allen Fragen des Glaubens möchte ich Sie immer wieder bitten: Gehen Sie zurück und sagen Sie: „Ich möchte von Jesus Christus her die Antwort wissen.“ Das ist der einzige Schlüssel.
Man kann es auch so sehen: Wenn das, was Jesus gesagt hat, nicht stimmt, dann ist das die furchtbarste Betrügerei, die es je in der Weltgeschichte gegeben hat.
Jesus sagt uns: „Ich lebe“ – und er sollte auch leben. Er sagt: „Ich gehe hin, euch die Städte zu bereiten.“ Wenn das nicht wahr ist, dann ist das schlimmer als alles, was Hitler und Stalin getan haben. Man muss sich einmal bewusst machen, was das bedeutet.
Das ist nicht von Menschen ausgedacht, sondern Jesus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ Wer kann so etwas sagen? Das ist eine Frage an viele Verkündiger.
In den Kirchen, wenn sie wirklich nicht überzeugt sind, dass Jesus die Auferstehung ist – das ist die Kernfrage, die zentrale Frage des Evangeliums. Ohne diese Überzeugung bleibt nichts übrig.
Ein bekannter Journalist in Hamburg vertrat immer die Meinung, die Christengemeinden hätten den Glauben an den auferstandenen Christus vielleicht nur angedichtet. Das ist die traurige Wirklichkeit.
Viele machen den Glauben kaputt, indem sie über alle möglichen Themen reden, aber sie müssen immer wieder ins Neue Testament hineinschauen und in ihrem Leben die Stimme von Jesus hören. Sein Wort gibt ihnen in all diesen schwierigen Zeiten Gewissheit.
Persönliche Glaubenserfahrungen und Zeugnisse
Heute Abend ist etwas Kurioses passiert. Ein Mann kam herein, der unter uns sitzt, und es stellte sich heraus, dass er ein Vetter Fünftengrad ist. Den Schönen habe ich in meinem Leben nie getroffen, aber er sagte mir ein sehr eindrucksvolles Wort.
Er erzählte, dass vor fünf Jahren etwas in seinem Leben passiert sei: Er sei bewusst Christ geworden. So sei es geschehen. Er war die letzten sieben Stunden beim Sterben seiner alten Mutter dabei. In dieser Zeit sei er zum Glauben gekommen – durch das, was er erlebt hatte, durch das Evangelium und die Hoffnung, die Christen darin finden, und wie ein Mensch in Christus stirbt.
Aus meinem Leben könnte ich auch erzählen, aber wir glauben ja nicht um der Erlebnisse willen. Wenn wir sie erzählen, dann glauben wir, weil das Wort wahr ist, nicht trügt und gewiss hält, was es verspricht, im Tod und nach dem Leben. Noch einmal: Es geht um Christus, der in unserem Leben die Realität, die Wahrheit und das Leben sein will. So wie es durch unzählige Generationen bezeugt wird.
An Christus scheidet sich alles. Wenn man ihn kennt, dann weiß man Hoffnung, Zuversicht und ewiges Leben. Man weiß Bescheid. Ich mache es gern praktisch, damit man es versteht.
Ich war ein junger Vikar, damals 22 Jahre alt. Glücklicherweise konnte ich mein Studium damals rasch abschließen, weil wir eine Verkürzung durch die Schuljahrsumstellung bekommen hatten. Ich war in Tuttlingen, und meine erste Aufgabe war, im Krankenhaus Besuche zu machen. Ich hatte keine praktische Ausbildung, aber ich machte die Besuche.
Am ersten Tag, als ich gerade ein Zimmer betreten wollte, sagte eine Liebenzeller Schwester: „Ach, der Ernst Haller liegt drin. Er hatte einen Verkehrsunfall.“ Er hatte Streit mit seinem Vater gehabt, war mit dem Moped gefahren und gegen eine Granitsäule gefallen. Beide Nieren waren abgequetscht, und es konnte nichts mehr gemacht werden. Er war ein junger achtzehnjähriger Mann aus Thalheim bei Tuttlingen. Ernst Haller – ich vergesse diesen Namen nie.
Ich kam hinein und dachte: „Herr Jammer, du darfst am Krankenbett nicht lügen.“ Er lag da mit 41 Grad Fieber, Staub im Körper und so weiter. Die ganze Atmosphäre war bedrückend. Ich schaute ihn an und sagte: „Dann musst du sterben.“ Ich meinte: „Ja, wahrscheinlich.“ Ich war mir gar nicht bewusst, was ich da tat. Er schaute mich an, ein junger Mensch ohne Klarheit über seine Situation. Ich dachte: „Was mache ich jetzt? Der Oberarzt wird kommen und sagen, ich sei verrückt, weil ich dem Patienten so etwas gesagt habe.“
Nach einer kurzen Pause sagte er dann: „Und was kommt dann?“ Ich antwortete: „Dann wartet Jesus auf dich.“ Ich wusste nicht mehr weiter, meine ganze Theologie war weg. In dieser Stunde half sie nicht. Ich dachte nur: „Was hätte meine Mutter jetzt gesagt? Den 23. Psalm: ‚Ob ich schon wanderte durch finstere Täler‘.“ Ich ging nach Hause und dachte: „Gib deinen Beruf auf, du taugst nicht.“ Ich hatte immer gedacht, ich müsse mit meinen Worten etwas erklären.
Am Nachmittag ging ich noch einmal ins Krankenhaus. Ich dachte, sie lassen mich nicht mehr rein, weil der Kranke durchgedreht sein könnte. Am Eingang sagte die Schwester: „Gehen Sie ruhig noch einmal rein.“ Und plötzlich wollte Ernst Haller mehr von Jesus wissen.
Neulich traf ich in Liebenzell noch einmal die alte Schwester. Sie sagte, sie sei Nachtschwester gewesen. Ernst Haller habe die Lieder für seine Beerdigung ausgesucht. Noch zwei Tage habe er gelebt. In der Nacht habe er sich ein Gesangbuch bringen lassen, mit Liedern wie „Jesus Christus herrscht als König“ und „Sollte ich meinem Gott nicht singen, sollte ich ihm nicht dankbar sein“. Da stand ich vor ihm und fragte: „Ist Jesus so mächtig?“ Ich war an diesem Punkt bei null, und Jesus hat sich offenbart.
Aber es geht nicht um unsere Erfahrungen, sondern darum, zu erleben, wie das Wort Gottes wahr ist. Einer meiner Schwiegersöhne ist ein Mann der Industrie, groß im Geschäftsleben bei Juliton Peckert. Er sagt, was ihn in seinem Leben geprägt hat: Er wuchs in unserer Jugendarbeit auf, war in einem kleinen Bibelkreis. Er war ein junger Student, Peter Feil. Er war Katholik, umweltbewusst, trug damals ein Grünzeichen und erhielt den Scheffelpreis im Carlsgymnasium Stuttgart. Er war ein großer Intellektueller und studierte Physik.
Dann kam ein Anruf aus dem Robert-Bosch-Krankenhaus: „Kommen Sie schnell, Peter Feil liegt hier.“ Ich ging hin. Meine Frau war Jugendkreisleiterin, und sie holte mich. Sie sagte: „Komm schnell, er hat eine galoppierende Leukämie und wird in wenigen Tagen sterben.“ Die Freunde konnten nicht begreifen, dass ein junger Mensch von 22 oder 23 Jahren sich nicht auflehnte, sondern sagte: „Ich weiß, Jesus ist da.“
Der Vater saß nachts in seinem Bett und fragte: „Hast du das wirklich ergriffen, lieber Vater, dass Jesus lebt?“ Er bat um sein Neues Testament und ließ sich noch einmal den 23. Psalm vorlesen. „Vater, das musst du ergreifen, dass Jesus dein Herr ist.“
Wir können jetzt weitermachen und erzählen, dass dies die Wirklichkeit ist: Jesus offenbart sich. Wir haben einen wunderbaren Heiland, der sich offenbart. Man kann bis zum Schluss sagen: „Ich will nicht und ich glaube nicht.“ Aber er gibt uns Gewissheit im Sterben und öffnet uns die Augen für seinen großen Sieg.
Dieses Wort Gottes steht fest. Es ist etwas Interessantes: Jesus sagt, meine Worte sind Geist und Leben. Im Wort Gottes steckt der Heilige Geist. Ich sagte heute Morgen: Ohne den Heiligen Geist kann man gar nicht glauben. Herr Jesus, lass ein Wort so mächtig sein, dass es mir den Glaubensblick öffnet.
Das haben alle immer gesagt und gesagt, sie hätten es gehört. Plötzlich wurde es ihnen so klar, und all ihre Fragen waren beantwortet, weil sie die Mitte Christus begriffen haben. Das gilt besonders dort, wo Paulus sagt: Wenn unser morscher Leib zerfällt, haben wir ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das viel, viel größer ist als alles, was wir hier hatten.
Damit wehrt Paulus alle Vorstellungen ab, als ob wir irgendwo mit einer Seele allein ruhen oder schlummern würden. Es geht ihm darum, dass wir im Augenblick des Sterbens in eine neue Wirklichkeit eintreten dürfen. Verstehen kann ich das auch nicht. Ich kann es mit meinem Zeitbegriff nicht erfassen.
Wie Jesus zu dem Dieb am Kreuz sagte: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ – oder in anderen Worten: „Der wird den Tod nicht schmecken.“ Ich bin die Auferstehung und das Leben. Ich bin in Christus. Im Augenblick des Sterbens dürfen wir von dieser Welt in die neue Wirklichkeit hinübergehen.
Paulus sagt dann im zweiten Vers, was der Tod nicht zerstören kann. Wissen Sie, wir sehnen uns nach dem Tod. Das ist etwas ganz Schlimmes, weil er uns auszieht. Wenn man berühmte oder würdige Leute sieht, wie sie da liegen, möchte ich immer sagen: Man muss ihnen auch im Sterben die Würde lassen. Oft sind sie fast würdelos, können ihr Wasser nicht mehr halten. Alles wirkt zerbrechlich.
Das kann uns so zerbrechen und kaputt machen. Aber es müsste umso bitterer sein, wenn da nicht das Neue im Himmel bereitstünde. Wir sehnen uns danach. Paulus sagt: Ich will gar nicht den Prozess des Sterbens durchleiten. Ich möchte heute schon mit der neuen himmlischen Herrlichkeit übergleitet werden. Das können wir nicht.
Wir müssen hindurch bis zu dieser tiefen Stunde, bis zu diesem Nullpunkt. Erst dann kann der Herr uns diesen neuen Leib geben. Deshalb ist es ganz wichtig, dass wir bei unseren Sterbenden dabei bleiben. Ich wünsche mir, dass auch mir in den schweren Tagen des Sterbens jemand beisteht.
Ich bin ungeheuer dankbar für das, was heute die Hospize leisten. Kürzlich habe ich einen neuen Freund begleitet, einen gläubigen Christen. Man sagte mir: „Sie können nicht rein, er hat gerade Therapie.“ Da war eine liebe Frau drin, die ihn noch einmal mit Pinsel und schwarzer Farbe Bilder malen ließ.
Er sagte: Mein Freund Hans Werner Schumann hat gesagt: „Komm doch rein, du hast etwas Besseres als diese Therapie.“ Wissen Sie, da will man immer die Seelenentwicklung von Psychologen studieren. Ich sagte ihm wieder ein Gotteswort. Er sagte: „Das weiß ich“, und hatte Frieden.
Es ist so wunderbar, was er erlebt hat: Wie dieses Wort Gottes uns fest und ruhig macht, auch in den schweren Dingen, gerade im Sterben und im Zerbrechen unseres Leibes.
Der Tod als Feind und die Hoffnung auf das neue Leben
Wir müssen durch diese Not hindurch. Vers vier: Wir seufzen und sind beschwert, weil wir lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen.
Alles Schwärmerische hört dort auf, am Tod. Die Bibel sagt, der Tod – schon das wäre ein Punkt, an dem man sagen kann, die Wahrheit des Wortes Gottes ist so trefflich – ist der letzte Feind der Überwindung. Er ist ein Feind, niemals ein Erlöser.
Wie er die Liebesbande durchschneidet, wie er Lücken hinterlässt und wie einem im Sterben plötzlich die Schuld bewusst wird, ist ein Trick vom Teufel, der uns allen Angst einjagen will. Ich kann wirklich nur Frieden finden in Christus. Ich wünsche mir so sehr, dass der Sterbliche verschlungen werde vom Leben.
Jetzt ist es gut, dass Paulus von der „Hütte“ spricht. Da denke ich an so eine windschiefe Hütte, wie sie in der Schweiz an den Hängen stehen. Dort gibt es Berghütten, in denen man Heu lagert. Wenn eine Lawine ins Tal stürzt und die Hütte mitreißt, sagt ein Schweizer Bergbauer: „Um die Hütte ist man es nicht leid, die war eh schon windschief. Ich habe ja mein Heim unten fest.“
So müssen auch wir sagen: Was mit unserem Körper noch geschieht, ist nicht wichtig, wenn die windschiefe Hütte abgebrochen wird. Wir freuen uns, dass uns Christus einen neuen Leib gibt. Das ist in der Bibel ganz wichtig: Nicht Seele, Geist und Leib werden getrennt, sondern es gibt einen neuen Leib – das ist die neue Schöpfung.
Ich möchte es nicht besser erklären, denn wir sind Menschen der dreidimensionalen Welt. Unsere Erkenntnis ist beschränkt, und wir haben nicht den Blick Gottes. Aber die Bibel sagt immer wieder: Es wird Geist, Seele und Leib in der Ewigkeit geben. Wir glauben an die Auferstehung unseres Leibes, so oft wird das in der Bibel gesagt.
Ich kann nur über dieses Wunder staunen, dass wir einen neuen Leib haben werden, der nicht mehr der Schwäche, der Vergänglichkeit und den Schmerzen unterworfen ist. Er trägt auch keine Schuld mehr.
Deshalb habe ich mir heute zwei Dinge notiert, was der Tod zerbrechen muss. Erstens: Er muss zerbrechen, was irdisch ist, was zu unserer gefallenen und gottlosen Existenz gehört. Zweitens: Es gibt etwas, das der Tod nicht zerbrechen kann – das ist meine Gemeinschaft mit Christus.
Daran dürfen Sie festhalten: Wenn Sie Christus angenommen und ergriffen haben, müssen Sie wissen, dass niemand Sie aus der Hand Jesu reißen kann. Es gilt das Wort Jesu: „Niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.“
Man könnte fragen: Wie halte ich in solchen Augenblicken durch? Ich habe Ihnen ja den Vers von Philipp Friedrich Hiller schon einmal genannt, und ich möchte ihn jetzt noch einmal ganz lesen, aus unserem schwäbischen Gemeinschaftsleben.
Auf der Schwäbischen Alb hat er bei jeder Beerdigung das Lied gesungen: „Tot, mein Hütlein, kannst du brechen.“ Es ist so schön, wenn man das Liederkästlein von Hiller einmal wieder zur Hand nimmt. Er hat immer ganz stark nach dem Bibelwort gepredigt: „Das ist ein Hütlein, das kannst du brechen.“
Es geht dann weiter: Sein Werk ist von Leimen, von Erde – „Leimen“ ist ein altes schwäbisches Wort für Erde. Du kannst mich zerbrechen, weil dieser Leib irdisch ist. Aber du hast nichts zu rächen, denn meine Sünden sind vergeben.
In einem Vers heißt es dann: „Dies ist meiner Seelen Anker, der hält meinen Glauben fest, wenn mein Leid schon als ein Kranker sich der Fäulnis überlässt.“
„Jesus lebt, so leb auch ich, und mein Herr verkläret mich. Er bringt mich in diesen neuen Leib.“
Diese schwäbische Nüchternheit, dass man sogar so vom Zerbrechen des Leibes redet, beeindruckt mich sehr. Aber ich halte diesen Anker fest: Christus gibt mir diesen neuen Leib.
Und das ist wunderbar, denn es wird ein Herrlichkeitsleib sein. Er wird so groß sein, dass man es gar nicht fassen kann.
Trost in der Trauer und die Realität des Todes
Wir haben in diesem Buch „Mit Freuden Ernten“ einige Sätze über den großen Basler Theologen Johann Tobias Beck geschrieben. Er war ein mutiger Mann und ein ganzer Bibeltheologe. Es gab viele philosophische Theologen, doch Beck war ein Bibeltheologe – bis heute eigentlich ein Vorbild.
Johann Tobias Beck hat zwei Kinder verloren, was für Eltern sehr schwer ist. Er hat einige Sätze darüber geschrieben, wie furchtbar es ist, Kinder herzugeben. Danach starb seine Frau. Er hielt selbst die Beerdigung und sagte, dass alles, was sonst noch Leben war, unwichtig wird. Die Macht des Todes sei so furchtbar. In den Wochen danach wird einem noch einmal bewusst, was man am Verstorbenen versäumt hat.
Er mahnte, man solle aus der Bibel nicht nur einzelne Sätze und Trostworte herausnehmen – das sei viel zu wenig. Stattdessen solle man die ganze Realität des Gotteswortes nehmen und dieser Todeswelt entgegenstellen.
Einige Jahre später schrieb Beck einem Freund, der ebenfalls den Verlust seiner Frau und eines Kindes erlebt hatte, einen Trostbrief. Er schrieb: „Es ist ganz furchtbar, das durchzumachen, aber ich muss dir aus meinem Leben bekennen: Wenn ich heute wählen könnte, ich könnte meine Lieben wieder lebendig in dieser Welt haben, und müsste dafür alle Erfahrungen hergeben, die ich mit dem Wort Gottes in den Jahren gemacht habe, ich wüsste nicht, was ich wählen sollte.“ So wunderbar habe der Herr in der Trauer zu ihm gesprochen.
Das gewaltigste Wort ist, wenn jemand sagt: „Ich wüsste nicht, was ich wählen soll.“ So groß war das Getröstetsein durch die herrliche Zusage, die der Herr gibt – durch das Wunder, das wir hier haben, durch den auferstandenen Christus, der uns diese sichere Hoffnung gibt.
Für Menschen, die Christus gehören, ist der Umgang mit dem Tod etwas ganz anderes. Jesus sagt immer: „Meine Schafe“ – gehören sie dazu? Sind sie Menschen, die Christus angehören? Matthias Claudius sagt einmal: „Ich mag wohl begraben mit Ansehen, eigentlich bin ich doch fröhlich. Die stille, blasse Todesgestalt ist der erste Hahnenschrei zur Auferstehung.“
Mir hat das auch immer Freude gemacht, schon als Kind. Man hat den Tod nicht mehr so schlimm gemacht. Zum Beispiel, als mein Großvater, der alte Doktor Wilhelm Busch, heiratete – seine Braut war noch jung. Im alten Schulhaus von Hülben wurde gefeiert, obwohl in der Nacht vorher ein Vetter in diesem Schulhaus gestorben war. Man machte eine Türzug zum Sterbezimmer und feierte eine fröhliche Hochzeit.
Das imponiert mir sehr. Wir geben dem Tod nicht alles her, sondern wissen: Weint mit den Weinenden, trauert mit den Trauernden und freut euch mit den Fröhlichen.
Als unsere Oma beerdigt wurde und viele Enkel in Frankfurt zusammenkamen, durften wir anschließend Boot fahren auf dem Main. Ich danke heute dem Onkel, dass er sagte: „Für die Enkelkinder ist Schlittenfahren zu wichtig.“ Sie verstehen das nur kaum. Damals war ich vielleicht 14 Jahre alt. Wir wollen die Welt und die Freuden dieser Welt schön nehmen, aber nicht dem Tod die letzte Ehre geben. Das wollen wir nicht.
Jetzt können wir sagen: Wir wissen, die Verstorbenen sind heimgegangen in den Händen unseres Herrn. Wie wir heute Morgen von den Afrikanern sprachen, die das so tun, meint Matthias Claudius: „Ich kann sogar das sehr ansehen.“
Wir waren auf einer Reise in Petersburg und sind in eine Kirche hineingekommen, wo die Russen die Särge aufbahren. Dort lag die Tote. Unsere Reisegruppe war ganz verschüchtert. Viele hatten wahrscheinlich noch nie Tote gesehen. Die Russen haben einen viel unbefangeneren Umgang mit den Toten. Wir sagten: „So, jetzt wollen wir das Wort Gottes hören.“
Mich hat es immer wieder beeindruckt, was für ein wunderbarer Dienst es ist, den wir an den Gräbern tun dürfen. Sie merken, dass meine Seelenkraft sehr klein ist. Ich werde selbst immer wieder von Dingen emotional bewegt. Am meisten erschüttert mich, wenn man gerade ein Kind beerdigen muss.
Da war eine Familie, die uns sehr nahe stand. Das Kind war an Leukämie gestorben. Es lag da wie ein Püppchen – man kann es kaum beschreiben. Wir waren in einem Vorort von Stuttgart, nur ein kleiner Kreis. Dann stand dieses weiße Särglein da. Ich dachte, ich kann nicht reden, ich kann doch nichts sagen.
Die Mutter griff den Sarg und sagte: „Ich gebe nicht her.“ Was soll man da machen? Mit der Mutter streiten? Dann las ich das erste Gotteswort. Die Mutter wurde ruhig, stellte den Sarg ab. Wir konnten amtieren, und plötzlich war alles ganz ruhig, weil der Herr Jesus da war – der Auferstandene, der Bindige.
Wir erkennen plötzlich: Hier sind die, die auf das Unsichtbare sehen. Das ist kein Traum, keine Spekulation, keine Erfindung, keine Vision, sondern das Wissen: Ich darf hier schon mit diesem lebendigen Christus rechnen, und der Tod kann mich nicht mehr von Jesus trennen.
Darauf freue ich mich, und das ist mein großer Trost. Dann steht hier noch: „In der Zeit, die wir jetzt noch haben, setze ich meine ganze Ehre darein, dem Herrn zu gefallen.“ Das ist sehr wichtig. Ich möchte durch den Herrn keine Schande bereiten, sondern ihm zu Ehren leben.
Deshalb ist es wichtig, dass man seine Angelegenheiten für das Sterben geordnet hat. Das ist schon eine Christenpflicht. Man sollte alles fertig haben und mit jemandem besprechen. Es hilft ein wenig, seine Wünsche zu klären. Die äußeren Dinge sind ja gar nicht so wichtig.
Der ganze Kult um unsere Gräber – ich finde es schade, dass man heute Särge hat, die praktisch teure Möbel sind. Uns wird ein Recyclingpapier sagen, es wird genügend Juden geben, die nur im Gebetstuch beerdigt werden. Warum denn nicht? Aber das darf man in Deutschland gar nicht. Es gibt viele Bräuche, die wir gar nicht bräuchten, und auch keinen Kult, den wir brauchen.
Es ist auch nicht wichtig, was die Leute dazu sagen. Wir wollen Abschied nehmen und noch einmal hören, was einem Menschen wichtig war, was ihn erfüllt und geprägt hat. So soll ein Zeugnis laut werden. Das ist so herrlich, wie man das erleben darf.
Da steht auch noch: „Wir müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden.“ Es ist immer wieder gut, das zu wissen. Mein Leben muss vor dem Herrn offenbar werden. Es geht nicht um Prämierungen oder Preise, sondern darum, sich immer wieder bewusst zu sein: „Ach Herr, ich bin deiner Gnade gar nie wert.“
Darum bin ich auch immer dankbar, wenn ich zu Sterbenden gerufen werde und mit ihnen ein Beichtgebet sprechen kann – auch wenn manche noch nach dem Abendmahl verlangen. Es war schön, weil es dann so drin ist. Das haben wir auch mit Ernst Haller erlebt, über den ich Ihnen in Tuttlingen erzählt habe. Wir konnten noch feiern, obwohl er nicht mehr schlucken konnte und in seiner Todesnot war.
Ich fragte ihn: „Ist dies dein Bekenntnis und dein Wille, die Vergebung der Schulden zu empfangen?“ Er antwortete: „Ich will, ich will.“ Das sage ich eigentlich nur bei der Trauung. Aber so war es: „Ich will die Last meines Lebens ablegen in der Vergebung durch Jesus.“ So kann man nur sterben. Wer so stirbt, der stirbt wohl.
Im Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ heißt es wunderbar: „Erscheine mir zum Schilde, zum Trost in meinem Tod, und lass mich sehen dein Bild in deiner Kreuzesnot.“
Ich habe eine Kirchengemeinderätin, die Frau vom Präsidenten des Oberschulamts. Sie sagte: „Bringen Sie mir ins Krankenzimmer ein Kruzifix.“ Ich hatte nie viel übrig für solche christlichen Symbole, ich bin mehr Vernunftsmensch. Ich will im Sterben nur den Blick frei haben – den Blick auf den gekreuzigten Jesus.
Diese tiefgläubige Frau tut das herrlich. Helfen Sie den Sterbenden, diese Gewissheit zu haben in der großen Vorfreude. Wenn Sie dann Liedverse benutzen, merken Sie, dass da immer Freude mitschwingt.
Zum Beispiel „Jerusalem, du hochgebaute Stadt, freue dich sehr um meine Seele.“ Es klingt oft schaurig, wenn der Leichenchor singt und eine schräge Stimme dabei ist. Aber der Text ist so herrlich, wenn man ihn fröhlich singen kann – die großen Hoffnungslieder.
Ich habe gerne Lieder wie „Morgenglanz der Ewigkeit“ bei den Friedhöfen gesungen. Das war so zuversichtlich: „Leuchten selbst in jener Welt.“ Oder „Ausgehen aus meinem Herz, er will zum Grab, Herr, gerade im Grab! O wäre ich da, o stände ich schon, o großer Gott vor deinem Thron!“ Die ganzen Ewigkeitsverse, die darin sind.
Nachher singen wir oft noch ein Lied von Philipp Spitta, eines der schönsten. Die hinteren Verse lauten so, dass man fröhlich hinüberzieht, wie man nach der Heimat reist. Das wollen wir immer wieder tun und auch den Menschen um uns herum sagen: Wir haben eine Hoffnung, die die Welt nicht kennt – nicht diese verlogene Hoffnung, mit der man sich durchs Leben mogelt.
Ich möchte noch einmal zum Richterstuhl sagen: Wenn ich an der Parkuhr in Stuttgart parke und kein Geld dabei habe oder im Halteverbot stehe, hoffe ich immer, dass gerade kein Polizist vorbeikommt und mich aufschreibt. Dann kann ich mich durchmogeln.
So machen es viele mit ihrem Leben. Sie denken, hoffentlich lässt Gott fünf gerade sein. Das ist der größte Blödsinn, denn da entkommt keiner – ob er Stalin oder Sokrates heißt oder wie auch immer.
Bringen Sie Ihr Leben mit Gott in Ordnung, ordnen Sie Ihr Haus. Das ist das Wichtigste. Darum möchte ich Ihnen wieder sagen: Sind Sie bereit? Haben Sie Ihr Leben geordnet?
Es ist ganz schlimm, wenn man nicht einmal mehr mit Sterbenden darüber reden kann, wie ernst die Lage ist. Tun Sie es doch! Ich sage immer: Die Kranken wissen es doch. Glauben Sie, ein Kranker weiß nicht, wie krank er ist? Ein Kranker meint eher, er sei noch kränker.
Es gibt ja auch bei uns Menschen, die weinen: „Wir sterben“, obwohl sie noch ganz fit sind. Deshalb ist es immer gut, wenn Sie ihnen sagen: „Wenn es jetzt ganz schlimm kommt, bist du bereit? Hast du alles geordnet?“ Es ist schlimm, wenn sie nicht einmal ihre äußeren Dinge geregelt haben – Erbschaftssachen und so weiter.
Wenn sie aber auch nicht bereit sind, beten Sie mit Schwerkranken immer herrliche Worte und Liedverse. Wir haben hier eine Fülle davon.
Ich möchte hier einfach abbrechen, obwohl noch ungeheuer viel gesagt werden könnte. Es ging jetzt einfach darum – und vielleicht ist es fast zu kurz gekommen – die große Vorfreude auf die neue Welt.
Die Freude auf die neue Welt und das ewige Leben
Vor zwei Jahren hatten wir beide runde Geburtstage. Meine Frau ist ja viel jünger als ich, aber wir hatten beide gerade runde Geburtstage. Da waren dann all die Enkel da – wir haben ja so viele. Wir haben ein großes Fest in einem Waldheim in Stuttgart gefeiert. Am Ende haben wir noch eine Abendandacht gemacht.
Dabei habe ich gesagt: Wenn die Nachricht kommt, der Opa ist tot, dann sagt er: Stimmt nicht, er lebt. Und zwar in einer Vitalität, viel mehr als vorher. Ich habe den Enkeln erklärt, wie das mit der neuen Welt ist. Das ist uns das Allerwichtigste, dass sie das ergreifen.
Ich kann doch im Himmel nicht fröhlich sein, wenn der Walli fehlt oder die Kathrin oder jemand anderes. Darum ist es wichtig, den Enkeln klarzumachen: Ihr habt nur einen Wunsch im Alter. Ihr braucht mir nichts zu schenken zum Glück. Was mich wirklich bewegt, ist die Frage, ob ihr das begriffen habt und ob ihr dabei seid in der Schar vor seinem Thron, in der großen Schar.
Der Blick auf die Ewigkeit macht es uns leicht, auch manches Unrecht und manche Not unseres Lebens zu ertragen. Denn wir können uns freuen auf die große ewige Hoffnung.
Ich möchte noch beten: Herr, wir wollen dir danken, dass du uns diese lebendige Hoffnung schenkst. Wir können sie nicht mit unserem irdischen Verstand begreifen. Aber wir danken dir, dass du die Tür aufgestoßen hast und dass du das bei so vielen Zeugen des Glaubens getan hast – bei den Märtyrern, die den Löwen vorgeworfen wurden, bei Menschen, die im Krieg umgekommen sind. Ganz wunderbar gibst du immer wieder Gewissheit.
Das musst du uns auch geben, denn das ist nur das Wunder deines Geistes. Danke, dass du uns das Pfand, den Heiligen Geist, gibst in dieser vergehenden Welt, damit wir im Glauben gewiss werden dürfen. Amen.