Dankbarkeit für das Wort Gottes als Lebensmaßstab
Wollen wir dir danken für dein Wort, die edle Gabe! Es soll auch heute Abend wieder Gold sein, der Wert, an dem wir alles andere ausrichten und nach dem wir alles bemessen können.
Du musst dein Wort selbst bekräftigen und uns erklären. Wir danken dir für dieses praktische Wort. Oft entdecken wir gar nicht den großen Schatz, den du uns in deinem Wort gibst.
Wir wollen auch heute alles in deine Hand zurücklegen, was dieser Tag mit sich gebracht hat. Du weißt, was uns noch bedrückt und bedrängt. Wir danken dir, dass du unser Leben an deiner Hand führst – auch über die Jahreswende hinweg und in jeden neuen Zeitabschnitt hinein.
Amen.
Jakobusbrief: Ermutigung und praktische Lebenshilfe
Für mich persönlich war das eine große Erfahrung, wie Jakobus uns reich beschenkt. Er möchte in allem nur hervorheben, was wir in Jesus haben. Er fordert uns nicht auf, eigene Anstrengungen zu unternehmen, bei denen wir uns vielleicht kaputtmachen. Stattdessen will er uns zeigen, dass wir als Christen durch die vielen Gaben, die uns Jesus anbietet, reich beschenkt sind.
Am Ende spricht er noch vom Leiden, von Kranken und vom Gebet. Er fragt: Leidet jemand unter euch? Der soll beten. Ist jemand guten Muts? Der soll Psalmen singen. Ist jemand unter euch krank? Der soll die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen, damit sie für ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben.
Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten. Wenn er Sünden getan hat, werden sie ihm vergeben.
Die Kraft des gegenseitigen Bekenntnisses und Gebets
Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr gesund werdet. Das gerechte Gebet vermag viel, wenn es ernstlich, intensiv oder anhaltend ist.
Elija war ein schwacher Mensch wie wir. Er betete ein Gebet, dass es nicht regnen sollte, und es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monate. Danach betete er erneut, und der Himmel gab den Regen, sodass die Erde ihre Frucht brachte.
Liebe Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirren würde und jemand ihn bekehrt, dann soll dieser wissen: Wer den Sünder von seinem Irrweg bekehrt, der wird seine Seele vom Tod erretten und die Menge der Sünden bedecken.
Das gefällt mir an Jakobus besonders, dass er so schnell praktische Ratschläge gibt. Das ist heute sicher auch eine Gefahr: dass wir manches immer wieder zu kompliziert darstellen, auch in der Verkündigung und in der Predigt. Hier ist es ganz einfach: Leidest jemand unter euch?
Das allgegenwärtige Leiden und seine biblische Verankerung
Ja, es gibt so viele Menschen, die leiden. Wer vom Leiden betroffen ist, fragt oft schnell: „Warum trifft es gerade mich? Warum habe ich jetzt so viele Schwierigkeiten?“
Wissen Sie eigentlich, wie viele Menschen in Ihrer unmittelbaren Nähe, dort wo Sie wohnen, seit Jahren krank sind und ihr Haus nicht mehr verlassen können? Es ist erschreckend, wie viele einsame Menschen in unserer Stadt leben, wie viele sich nicht mehr zurechtfinden – vor Angst und Schwermut. Das Thema Leiden ist unerschöpflich.
Wo kommt das Leiden in der Bibel zuerst vor? Es beginnt bereits beim Sündenfall. Dort wird vom Leiden gesprochen: Der Acker trägt Dornen und Disteln, man treibt sich die Finger wund, und Kinder werden mit Schmerzen geboren. So fängt die Krankheit an. Es gibt keinen unter uns, der nicht irgendwo Krankheit spürt – sei es Schwäche, ein krankes Herz, Kopfweh, Zahnweh oder Ischias. Das Leiden ist uns mitgegeben.
Oft kann uns das Leid sogar erbarmen lassen, wie bei kleinen Kindern, die ins Leiden hineingerissen sind. Viele werden körperlich oder geistig behindert geboren. Das Leiden ist etwas Furchtbares. Wir leben in einer Welt voller Leid. Unsere Eltern und Vorfahren hatten noch den Mut zu sagen: Wir leben in einem Jammertal. Heute sagt man das nicht mehr so oft, aber vielleicht ist es doch ein Jammertal, in dem so viel gelitten wird.
Wir haben nur oft den Blick dafür verloren und wenden uns dann von den Leidenden ab. Überlegen Sie doch einmal, wie Sie gerade jetzt zu Weihnachten diesen Menschen eine Stärkung und Ermutigung bringen können.
Wir sollten wissen, dass das Leiden in der Bibel als das verstanden wird, was Jesus auf sich nahm, als er Mensch wurde. Er litt. All das, was das Leiden mit sich bringt – Todesleiden, Krankheitsleiden, das Verlassen-Sein von Menschen – das war auch bei Jesus so furchtbar. Er wurde von Menschen verraten statt geliebt. Mit einem Kuss wurde er verleugnet. Wenn Sie all das in irgendeiner abgewandelten Form durchmachen, dann sollen Sie wissen: Jesus hat es auch durchlitten. Er kennt Sie und weiß um Ihr Leiden.
In der Bibel gibt es Leidenspsalmen, zum Beispiel Psalm 90. Dort heißt es, dass das ganze Leben eigentlich eine Mühsal und eine Plage sei – das Lied Moses. „Wenn das Leben siebzig Jahre beträgt, und wenn es hochkommt, sind es achtzig Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen.“ Diesen Psalm lesen wir gern an Silvester und erinnern uns daran im Wechsel der Jahre.
Psalm 73 beschreibt, dass es den Gottlosen in der Welt oft gut geht. Es gibt keine Gerechtigkeit, und wer für Gott leben will, erfährt oft Misshandlung durch Menschen. Herr Pohn hatte immer Respekt für Sacharow. Er hat sich sehr eingesetzt, auch für die evangelischen Christen in der Sowjetunion. Ich weiß nicht, wie sein Glaube stand, aber wir hatten Freunde, die regelmäßig mit ihm Kontakt hatten. Er las auch regelmäßig die Zeitschrift „Licht im Osten“, die man ihm zustellen konnte.
Es ist wirklich so, dass solche Menschen unterdrückt leben, wenn sie sich mutig für Gerechtigkeit einsetzen. Lobesworte hört man meist erst am Sarg und nicht vorher. Das sagt die Bibel alles offen.
Die Bedeutung des Leidens im Glauben und die Kraft des Gebets
Ich verstehe nie, warum so viele Leute klagen und fragen, warum Gott das zulassen kann. Genau das ist ja das Thema der Bibel: Das Leiden wird von Gott ertragen, ausgehalten und überwunden. Jesus setzt aus dem Leiden heraus seinen Sieg und macht uns Mut, ihm willig auf dem Weg des Leidens nachzufolgen.
Was ist nun der Rat für Leidende? Leidet jemand unter euch, der betet. Wir verstehen das Gebet oft falsch, wenn wir meinen, wir müssten Gott Kommandos geben oder ihm nachhelfen.
Erinnern Sie sich an den Satz, den wir einmal auf einer Gemeindefreizeit in Frölsheim herausgearbeitet haben? Das Buch von Halesby, das schönste Buch über das Gebet, ist ein Taschenbuch des norwegischen Professors Halesby. Dort heißt es, Gebet bedeutet, Jesus Einlass ins Leben zu geben.
Das schließt alles mit ein: Ich sage Gott meine Sorgen und darf ihn bitten. Aber vor allem bedeutet es, dass ich nicht mehr allein bin. Jesus Zutritt zu meinem Leben zu geben, das heißt beten.
Wenn Sie sich das immer bewusst machen, wenn Sie beten – jetzt habe ich Zwiesprache mit Jesus und darf alles mit ihm bereden –, dann fängt die Freude an. Sie kommen auch zum Lobpreis und zum Dank. Beten ist ein großes Wunder.
Persönliche Erfahrungen mit Gebet und Ermutigung im Leiden
Fritz Grünzweig ist tot. Er hat uns noch in der Passionswoche einen großen Dienst erwiesen, indem er uns damals so ausführlich vom leidenden Lamm Gottes nach der Offenbarung erzählt hat. Was mich an ihm aber immer besonders beeindruckt hat, war, dass er ein Beter war. Bis in seine letzten Krankheitstage hinein hat er immer gesagt: „Ich bete.“ Ich denke, das war ein Teil der Ausstrahlung seines Lebens.
Wenn man ins Leiden geführt wird, sollte man das nutzen und einfach sagen: „Ich habe Raum, jetzt in meiner Hilflosigkeit und Not zu beten.“ Weiß jemand, wie es Rolf Brune geht? Ich habe nur zufällig gehört, dass es besser ist, aber er hatte jetzt auch einen Hörsturz. Er hat uns hier oft im Bibeltraining geholfen. Es ist erschütternd, wenn so etwas plötzlich in ein Leben hineinbricht, wo man gar nicht damit gerechnet hätte.
Es gibt immer wieder Zeiten, in denen Gott uns ruft. Nicht so, dass Gott uns durch die Krankheit irgendwohin rufen will, sondern weil wir uns oft in die Dinge dieser Welt verlieren. Das ist unsere große Gefahr: Wir werden diesseitig gefangen und haben keine Zeit mehr für Gott. Dann wird das Leiden zum ersten Mal wieder zur Erinnerung daran, dass wir beten sollen und mit Jesus Zwiesprache halten.
Nutzen Sie das! Ihr Dienst an den Leidenden – und das sind jetzt viel mehr als nur die Kranken, sondern alle Leidenden – besteht darin, ihnen zu helfen, zum Beten zu finden. Das gilt auch dort, wo das Leben gescheitert ist und man Misserfolg erlebt. Man fragt sich dann: „Was will der Herr mit mir?“ Gehen Sie in die Stille, werden Sie still vor dem Herrn. Leidest du unter uns, so bete!
Das war das erste Thema, Psalm 50,15: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erhören, und du sollst mich preisen.“ Diese „Telefonnummer Gottes“ soll uns eine Erinnerung sein. Sie kennen sie doch: Wir dürfen Gott in jeder Lebenslage anrufen, auch in der Not. Und gerade in den schweren und schlechten Tagen dürfen wir ihn anrufen. Er hört uns, und die Verheißung ist, dass er uns nicht verlässt.
Die Bedeutung des Lobpreises durch Gesang
Das Nächste ist, dass durch das Singen jemand guten Mut bekommt, besonders wenn Psalmen gesungen werden. Natürlich könnte man es auch so sehen, dass man im Leiden Psalmen singt. Doch oft ist uns nicht danach zumute.
Ich weiß nicht genau, wie andere es mit dem Singen halten. Kinder singen doch so gern. Wer nicht singen kann, der summt, brummt, pfeift oder klatscht eben mit. Irgendwie sollten wir doch Gott singen.
Warum singen wir überhaupt? Im Gottesdienst ist es oft nicht ganz vollendet, weil viele sich zurückhalten. Wir singen zur Ehre Gottes. Viele fragen sich, wie das Singen sein sollte. Unsere Chöre machen das sehr vorbildlich und schön. Aber Wilhelm Busch hat immer darauf hingewiesen, dass in der Offenbarung bei den Chören vor dem Thron Gottes, bei den Engelschören, steht, dass sie schreien.
Das war natürlich so. Wenn man ins Weiglehaus kam, waren dort 700 junge Burschen, die „Gottesgebrüll“ machten, wie sie es selbst nannten. Aber es war etwas, das von Herzen kam.
Wenn ich heute sehe, was junge Leute an Schlagern singen und wie laut sie ihre Rekorde aufdrehen, denke ich daran. Ich habe so einen Nachbarn. Im Sommer wird der ganze Stadtteil um den Bob von den Verstärkeranlagen beschallt. Man sagt bei der Lautstärke „Bestrichen“. Manchmal wünsche ich mir, dass auch wieder Lieder durch unsere Häuser hallen.
Beim jüdischen Passa gibt es eine alte Talmudvorschrift, dass das Hallel, das Gotteslob, das Dach des Hauses durchbrechen soll. Bei uns sollte das Gotteslob und das Singen mehr gehört werden.
Ich habe herausgefunden, dass das Singen uns wirklich verändert. Man fängt an zu summen, und dann merkt man, wie es weitergeht. Viele sagen auch, dass Singen eine enorme Kraft bis hinein zu Kranken und Schwermütigen hat.
Es ist natürlich ein Glaubensverlust, dass wir bei Beerdigungen nicht mehr singen. Nicht jeder Leichenchor war ein Ohrenschmaus. Im „U-Land“ nennt man es „Schauerlichter Leichenchor“. Aber in der Wurmlinger Kapelle, in einem Gedicht, ist es mir ganz wichtig, dass wir bei Christen, wenn Christen in der Versammlung sind, unbedingt singen.
Wir sollten Lieder singen, die laut erschallen, gerade dort, wo der Tod triumphiert. Zum Beispiel „In dir ist Freude in allem Leide“. Oder ich habe auch gern gesungen: „Aus der güldenen Sonne, alles vergeht, Gott aber stehet, ohne alles Wanken. Seine Gedanken, sein Wort und Wille hat ewigen Grund.“
Kreuz und Elend nehmen kein Ende. Nicht die klagenden Trauerlieder, sondern die Osterlieder sollen wir singen. „Christ ist erstanden“ – früh morgens, wenn die Sonne aufgeht. Und wie herrlich alle Osterlieder heißen, gerade dort, wo die Trauer herrscht.
Die Kraft der Musik und des gemeinschaftlichen Singens
Ich finde es ein großes Geschenk, dass wir heute die Kassetten haben. Ich liebe es besonders bei der Autofahrt, wenn man mitsingen kann. Auch jetzt gerade, wenn diese Kinderkassetten laufen und in ihrem Haus das Gotteslob erschallt.
Das muss eine frühchristliche Sitte in den Häusern gewesen sein, dass gesungen wurde. Wir haben verschiedene Stellen in der Bibel, die vom Singen handeln, wie zum Beispiel Kolosser 3,16. Diese kennen Sie ja alle gut. Dort heißt es: "Ermahnt euch in aller Weisheit mit Psalmen, Lobgesang und geistlichen Liedern. Singt Gott dankbar in euren Herzen."
Singen Sie einfach mit! Es ist besonders schön, wie auf den Kassetten die Chöre singen.
Wie wir hier angefangen haben mit einem Jugendbibelkreis – ach, das war eine müde und kleine Sache. Wir waren damals bei uns in der Wohnstube in der Dobbelstraße, in einer Pfarrwohnung, zusammengekommen. Dann sind wir hier rübergegangen und haben vorne im großen Saalzimmer mit ein paar Leuten gestanden. Ich sehe noch die heutige Angelika Steeb vor mir, die damals noch ihren Mädchennamen hatte, wie wir dort gesungen haben – einfach zu dem Band.
Wir konnten sogar noch Gitarre spielen und alles. Das hat einfach die jungen Leute mitgezogen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich Kinderkirche in der Kirche drüben gemacht habe. Da gab es natürlich noch keinen zweiten, Gott sei es nicht. Da waren so zwei Reihen Kinder da.
Dann haben wir natürlich gesagt: Verratet es nicht, sonst werde ich heute nur verhaftet! Ich habe das natürlich auf Tonband überspielt von irgendwelchen Schallplatten. Ich konnte es nicht bei der Schallplatte so einstellen, dass man die Lieder zwei- oder dreimal singen konnte – die Lieder, die die Kinder singen.
Das waren nicht die schwerfälligen Chöre, sondern die Kinder haben fröhlich mitgesungen. Und das ist doch wunderbar! Heute läuft das ganz anders, wie Frau Weber es in der Kinderkirche macht.
Aber diese Kassetten, diese Bänder, sind eine ganz wunderbare Hilfe, wenn man sie hat und mitsingen kann.
Jetzt dürfen Sie doch einstimmen, wenn der "Herrlichkomm" von Bach, "Gloria, sei dir gesungen" erklingt. Für Sie zuhause gibt es keinen Musikkritiker, der Sie stören darf.
Und durch das Singen – erst wenn wir es selbst tun – ist es doch ein Lobpreis Gottes, der hier erschallt. Die ganzen großen, starken Lieder haben eine Kraft in unserem Leben.
"Fröhlich soll mein Herz so springen." Gehen Sie mal die ganzen Verse durch: "Ich stehe in deiner Krippen hier", "Kommt und lasst uns Christum ehren", "Tod und Teufel soll sich schämen", "Wir, die unser Heil annehmen", "Werfen allen Kummer hin."
Das nimmt man mit und es prägt einen.
Die Bedeutung von Liedern in schweren Lebenslagen
Man müsste ihnen eigentlich erzählen, wie viele Menschen in ihrem Leben gerade durch die Lieder Trost und Halt erfahren haben. Ich möchte noch einer Sache nachgehen, die ich gerade aufgeschlagen habe: eine Aufstellung, wie die baltischen Märtyrer festgehalten hätten, welche Lieder ihnen geholfen haben.
Man erzählt ja immer noch von Vater Hahn, dem Vater unseres Kultusministers Hahn, der 1919 im Baltikum von Terroristen ermordet wurde. Doch es gab dort noch eine ganze Reihe anderer Pastoren. Einer von ihnen hatte das Lied „In allen meinen Taten“. Dieses Lied begleitete ihn gerade in den letzten Stunden vor der Hinrichtung. Wenn man das liest, ist das eine große Ermutigung.
Ich merke immer wieder, wie das Lied „Warum sollte ich mich denn kränken“ vielen Menschen Trost gegeben hat. Ich bedaure etwas, dass wir im Gesangbuch bei den Trostliedern, die so selten gesungen werden, das Lied nicht mehr so häufig finden. Früher wurden wir noch von unserer Mutter gezwungen, es auswendig zu lernen – Gott sei Dank. Es gab sogar eine Belohnung dafür, eine Geldbelohnung. So muss man es wohl bei Kindern machen: Wenn sie das Lied auswendig lernen, bekommen sie fünf Mark. Das macht nichts aus, aber sie lernen es fürs Leben. So sehen das die Kinder zwar nicht ein, aber es wirkt.
Das Lied beginnt mit den Worten: „Schwing dich auf zu deinem Gott, du betrübte Seele, warum liegst du Gott zum Spott in der Schwermutshöhle?“ Hier zeigt sich das Ringen mit der Schwermut. Ich frage mich auch, ob das nicht eine Art Therapie war. Viele Menschen haben damals herausgefunden, dass man solchen Liedern eine rhythmische Melodie geben kann. Dann wurden sie nicht mehr so oft gesungen. In den neuen Ausgaben des Gesangbuches hat das Lied wieder die alte Melodie. Der Chor hat es untermalt gesungen. Man sollte vielleicht wieder einmal in einem Gottesdienst Zeit nehmen, um im Wechsel mit dem Chor so ein Lied neu zu entdecken. Es ist schließlich im Gesangbuch enthalten und hat eine große Kraft, wenn man es gemeinsam singt.
Auch das schöne Lied „Gib dich zufrieden und sei still in dem Gotte deines Lebens“, ebenfalls ein Paul-Gerhardt-Lied, besitzt eine große Kraft. Man könnte viele Geschichten erzählen, wie Menschen durch solche Lieder geprägt wurden. Wenn man die Biografie des Gründers der Heilsarmee, William Booth, liest, weiß man, dass sein größter Eindruck vor der Bekehrung war, wie auf dem Sterbebett eines sicher nur traditionell frommen Mannes die Familie das Lied „Fels des Heils, geöffnet mir“ sang. Das war das erste Erleben, wie Menschen in der Not des Todes Halt und Zuversicht fanden – ein Fels, auf den man treten kann.
Die Lieder sind die Kraft, die wir wirklich haben und weitergeben können. Auch an ihrem Platz haben diese geistlichen Volkslieder eine wichtige Bedeutung. Sie machen manches leichter und sind oft nicht so schwerfällig, wie wir es manchmal empfinden. Es ist wunderbar, wenn wir gerade mit Menschen in allen Lebenssituationen diese Lieder mittragen können.
Wie schön ist es, wenn schon die kleinen Kinder Lieder lernen, die sie dann das ganze Leben begleiten. Man könnte jetzt erzählen, was einem ein Lied wie „Weil ich Jesus Schäflein bin“ oder „Endlich kommt der Heiland, nimmt mich an der Hand, führt mich nach der Reise heim ins Vaterland“ bedeutet hat. Das sind Verse, die mit uns gehen und so kräftig sind.
Hier heißt es, wir sollen singen, wenn wir guten Mutes sind. Aber auch in schweren Lagen. Denken Sie an Paulus, als er in Philippi gefoltert wurde, mit zerschlagenem Rücken. Man hatte ihn schwer gezüchtigt. Doch um Mitternacht sangen Paulus und Silas. Sie waren nicht froh gestimmt, sondern sangen in ihrer ganzen Verzweiflung ihre Lieder.
Es ist auch schön, wenn wir das mit den Liedern machen, zum Beispiel wenn manche ins Krankenhaus oder ins Altenheim gehen und dort miteinander singen. Dabei kommt es gar nicht so sehr auf das Künstlerische an. Vielmehr geht es darum, mit den Melodien Erinnerungen zu wecken.
Wenn wir etwa mit Posaunen am Krankenhaus blasen, sollten wir überlegen, welche Lieder die Leute vielleicht noch kennen. Es wäre schön, wenn ein Lied wieder bei den Menschen anklingt, zum Beispiel „So nimm denn meine Hände und führe mich an“. Das haben wir früher mit der Oma gesungen, und dann kommen die Worte wieder in den Sinn. Oder „Jesu, geh voran“ und ähnliche Lieder.
Gerade beim Singen an solchen Orten, wie Krankenhäusern, sollte etwas dabei sein, das die Menschen noch kennen. Erfreulicherweise sind viele unserer geistlichen Volkslieder noch lebendig und werden von manchen Menschen noch gekannt.
Es ist wunderbar, dass wir in jeder Lebenslage singen können. Die Hugenotten haben ja sogar auf dem Scheiterhaufen gesungen – bis es Pflicht wurde, ihnen die Zunge mit dem Säbel aus dem Mund zu schneiden, damit sie nicht mehr singen konnten. So eine Kraft hatten diese Lieder. Das muss ein unheimlicher Moment gewesen sein, wenn selbst die Schwächsten noch singen konnten.
Die Wiederbelebung des Singens in der Gemeinde
Wir erleben wieder eine Singebewegung. Ich habe sie in meinem Büchlein „Kein Tag wie jeder andere“ beschrieben, zusammen mit dem Liederbuch „Jesu Name nie verklinget“. Dieses Liederbuch wurde nie wirklich empfohlen oder besprochen. Ich habe nie eine Buchbesprechung zu diesem Liederbuch erlebt. Es wurde von Pfarrer Doktor Riecker herausgegeben, dem Onkel unserer Frau Riecker. Wolfgang Heiner hat ebenfalls mitgearbeitet, und das Buch wurde später noch einmal überarbeitet.
Ich erinnere mich genau, wie ich dem Buch zum ersten Mal begegnet bin. Früher hat man bei offenen Abenden nicht gesungen. Heute singt man kaum noch. Deshalb war es etwas ganz Neues, plötzlich mit diesen Liedern zu singen, weil sie ihren eigenen Rhythmus hatten. So konnte man sogar bei den Konfirmanden wieder singen, oder mit 16- und 17-jährigen jungen Burschen.
Heute habe ich manchmal Sorge, dass die Lieder zu kompliziert werden, zu gut musikalisch gestaltet sind. Früher war es so, dass wir die alten Heilsarmee-Lieder, die wir scherzhaft „alte Heilsarmee-Schinken“ nannten, noch einmal gesungen haben. Lieder wie „Er kann dich waschen“ oder Ähnliches. Das waren einfache Lieder, die auch die Heilsarmee kannte, weil sie sie gebrauchen konnten, selbst in der Gosse, auf der Straße. Dort verstanden die Menschen den Text sofort und wussten, worum es ging.
Auch diese Lieder wollen wir schätzen und ehren und sind dankbar, dass wir sie haben. Aber ich möchte Ihnen wieder Mut machen, viel zu singen – wirklich viel zu singen! Singen Sie zuhause, denn Hausfrauen singen sowieso, oft sogar während der Hausarbeit, im Gedränge des Alltags. Das ist wunderschön.
Erst recht, wenn es Ihnen gut geht, zum Beispiel im Urlaub oder bei Wanderungen, singen Sie das Gotteslob.
Umgang mit Krankheit und die Rolle der Gemeinde
Gut, und jetzt kommen wir zu den Kranken. Ist jemand unter euch krank? Unter den Wechseln des Lebens gehört auch Krankheit dazu. In der Urchristenheit gab es auf jeden Fall Kranke. Es ist völlig unsinnig, die Lehre zu vertreten, als ob Gläubige nicht krank werden würden. Natürlich werden sie krank. Auch unter den Gläubigen der Urgemeinde gab es viele Kranke, mancherlei Kranke.
Wie wir uns in der Krankheit verhalten sollen, ist wichtig: Wir sollen die Ältesten rufen. Die Ältesten waren damals schon ein Kreis von Verantwortlichen. Das bezieht sich nicht auf das Alter, sondern auf das Amt. Sie tragen die Verantwortung für die Gemeinde. Der Kranke muss sie rufen. Es bleibt natürlich immer noch dabei. Es ist bei uns verrückt, dass Leute sagen: „Ich habe eigentlich gewartet, dass Sie kommen.“ Man bekommt das ja nicht immer mit, obwohl wir gerne versuchen, alles zu merken. Aber es wird immer schwieriger, auch wegen des Datenschutzes.
Rufen Sie doch bitte jemanden und sagen Sie nicht: „Es ist noch nicht so schlimm, dass ich sterben würde.“ Das hat mit dem Sterben nichts zu tun. Vor Operationen, grundsätzlich bei Einlieferung ins Krankenhaus oder ins Pflegeheim, ist es doch ein Abschnitt, wo wir sagen: Genau wie bei einer Trauung oder einem anderen Einschnitt, wie bei einer Konfirmation, wollen wir diesen Lebensabschnitt unter den Segen Gottes stellen.
Mit dem Über-den-Kranken-Beten ist gemeint, dass der Kranke am Boden liegt. Früher lagen die Matratzen unten, und die Ältesten kamen, standen da und beteten über ihm. Daher kommt diese Bezeichnung „über ihm“. Ich glaube nicht, dass dabei auf das Räumliche etwas Besonderes gelegt werden soll, dass sie wirklich über ihm beten. Beten heißt auch wieder, Jesus Zutritt verschaffen. Ich kann Gott nicht zwingen, etwas zu tun, das ist auch nicht gemeint. Aber hier rufen wir den Herrn an. Wir machen das.
Ich finde es schön, dass wir das alleine und mit anderen tun. Wir verfahren auch gerne nach dieser apostolischen Ordnung, dass zwei oder drei kommen und mitbeten. Unsere Gebetsgemeinschaft am Dienstag möchte immer den Raum geben. Es ist ihre Schuld, wenn sie nicht davon Gebrauch machen. Darum kommen wir zusammen, damit einer sagen kann: „Ich habe auch seit einiger Zeit eine Not und bitte, betet über mir.“ Ist das nicht schön?
Deshalb haben wir die Gebetsgemeinschaft auch getrennt in Männer und Frauen, damit man ganz ungeniert alles sagen kann. Das ist schön und soll auch ein Ort sein, wo das Gebet für die Kranken und mit den Kranken seinen besonderen Platz hat. Das eine und das andere soll an seinem Platz geübt werden. Auch gehen wir gerne zu den Kranken und salben sie mit Öl im Namen des Herrn.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die wahrscheinlich beide dazugehören. Das Öl war ein Salbenmittel. Wo kennen wir das? Beim barmherzigen Samariter, der den unter die Räuber Gefallenen mit Öl die Wunden ausrieb – ein gebräuchliches Heilmittel. Aber es wird auch hinzugefügt, dass wir, wenn wir das so auslegen würden, sagen könnten: Wir sollten ihnen Pillen und Salben im Namen des Herrn geben. Wir schlucken die Pillen nicht, weil sie so schön bunt aussehen oder so teuer sind, sondern wir nehmen die Pillen im Namen des Herrn ein und sagen: Herr, du kannst sie segnend gebrauchen.
Schön, dass wir auch Apotheker in der Gemeinde haben, die dafür beten. Wir sind nie chemiegläubig gewesen, sondern wissen, dass der Herr uns auf verschiedenen Wegen gebrauchen und segnen kann. Aber das Öl hatte schon früh eine andere Bedeutung: Es bedeutet, von Gott gesegnet zu sein. Das kennen Sie auch aus einem ganz bekannten Wort, Psalm 23: „Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.“ Das heißt, du ergibst mir Kraft. Ganz gleich, wie Sie es auslegen – ich glaube, beides gehört dazu.
Deshalb benutzen wir selbstverständlich alle ärztliche Hilfe unbedenklich. Doch wir sind frei von dem Glauben an den weißen Kittel, dass der Doktor uns unbedingt gesund machen muss. Auch er ist so hilflos wie viele andere. Wir wollen die Medikamente und alles nehmen, aber nicht blind vertrauen. Wir sagen: Herr, gib mir Weisheit und Klarheit, und wir wollen diese Mittel so einsetzen.
Es ist mir ganz besonders wichtig, immer wieder auch mit Schwermütigen zu sprechen, damit sie ihre Medikamente nehmen. Ich kann nicht beten, wenn Patienten diese verweigern. Ich finde das nicht richtig. Gott hat den Ärzten Weisheit und Erkenntnis geschenkt, so wie wir auch die Mittel dieser Welt sonst gebrauchen. Wir benutzen Füllfederhalter und Telefone und alles, was uns die moderne Technik schenkt.
Auch bei den Kranken dürfen wir das Wissen der Ärzte nutzen, aber wir dürfen dabei beten. Deshalb dürfen wir das eine nicht gegen das andere ausspielen. Das ist ganz schlimm. Es gehört richtig zusammen. Und jetzt nicht grübeln, was dahintersteht. Der Herr kann es gebrauchen und segnen. Dann sind wir nicht mehr so wild, wie herum und worum es jetzt geht. Der Herr möge seine segnende Hand gebrauchen, so wie er die Hände der Ärzte lenkt.
Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen. Komischerweise steht nicht da, dass es ihn gesund machen wird, sondern dass es ihm helfen wird. Wie auch immer, ob der Kranke sich nachher leichter in die Krankheit fügen kann – wir erleben doch so immens viel Wunder Gottes. Haben Sie es nicht oft, dass Sie morgens vor einem Tag stehen und sagen: „Heute kann ich gar nicht aufstehen, ich fühle mich so schwach oder habe so starke Schmerzen.“ Und der Herr schenkt es, dass Sie es können, und er schenkt wunderbare Heilung.
Wir könnten viel erzählen, auch von Krankenheilungen, aber auch von Heilungen, die der Herr nicht geschenkt hat. Der Herr wird ihn aufrichten, wie auch immer. Es ist ihm überlassen nach seinem Willen. Das Gebet des Glaubens oder der Gläubigen – es steht hier deutlich, dass es ein vertrauendes Gebet sein muss, das auf die Verheißungen Jesu baut. Wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.
Jetzt ist ganz deutlich gesagt, dass wir auch im Zusammenhang mit diesem Dienst des Betens über den Kranken die Sünden vergeben sollten, das heißt, Beichte abnehmen sollten. Es steht deutlich da, dass es kein Zwang sein darf. Das ist ja leider für viele katholische Christen eine Not in ihrem Leben gewesen, schon in Kindertagen gezwungen zu sein, zu beichten. Aber es ist auch schlimm, wenn man gar nicht gewohnt ist, Beichte abzulegen.
Deshalb wollen wir es in Freiheit gebrauchen, wie Jakobus sagt: Da, wo es nötig ist, ist es gerade der Anlass, vor diesem Gebet zu sagen: Ich möchte noch Dinge vor Gott bekennen und frei davon werden. Das ist nicht ans Abendmahl gekoppelt, sondern das Gebet mit Entlastung. Aber auch nicht als Zwang, sondern wo es gewünscht wird und wo es nötig ist, soll man sich freimachen von Lasten. Das ist eine ganz große Sache.
Es gibt nichts Schöneres im seelsorgerlichen Dienst, als Menschen die Vergebung aller ihrer Sünden zuzusprechen nach einer solchen Beichte. Wenn Sie jemanden um diesen Dienst bitten, sollte man einander diesen Dienst tun. Ich tue diesen Dienst am allerliebsten. Es bleibt nur vor Gott bekannt und nicht vor den Menschen.
Es ist gesagt, dass auch Fälle vorkommen können, in denen Krankheit durch Sünde bedingt ist. Es wird nicht behauptet, dass alle Krankheit durch Sünde bedingt ist. Aber wir wissen, dass es in unserem Leben Dinge geben kann, bei denen Gott uns durch eine Krankheit erst zur Erkenntnis der Sünde bringt. Und da wird gesagt, Gott kann uns Dinge wieder wegnehmen, wenn wir Sünde vor ihm bekennen.
Es ist immer so schlimm, dass man so etwas kaum aussprechen kann, weil es leicht missverstanden wird. Ich habe gesagt, es gibt Fälle. Darüber kann man nur im Seelsorgegespräch reden. Bitte, dieses Gespräch ist sehr hilfreich und gut. Viel in unserem Leben ist tatsächlich bedingt durch Nöte und Verwundungen, die auch durch unsere Sünde entstehen.
Jetzt wird gesagt, dass das Gebet viel bewegen kann, wenn es intensiv und energiegeladen ist – so steht es wörtlich da. Das ist schön. Am Gebet zeigt sich immer wieder am schnellsten, ob wir mit einem lebendigen Jesus Christus rechnen. Für andere Menschen ist Gebet nur ein Selbstgespräch mit sich selbst. Bei uns ist entscheidend wichtig, dass Jesus unser Gebet hört. Und er will geben, so wie ein Vater seinen Kindern geben will.
Denken Sie an kleine Kinder: Wenn sie kommen, will man ihnen doch helfen mit dem, was sie sagen. Man kann ihnen den Wunsch nicht abschlagen. Und wie viel mehr wirkt das Gebet nun, wenn es das Gebet der Gerechten ist. Man sieht, Jakobus wächst im israelitischen Glauben auf, wo es immer wichtig war, den Gerechten zu betonen.
Der Gerechte ist der, der durch Jesu Vergebung frei geworden ist von seiner Schuld, der mit Gott versöhnt ist. Er kann viel beten. Und jetzt ist interessant: Er kann eingreifen in die Geschicke der Welt. Für mich ist die große Umwälzung in der politischen Entwicklung auf die Gebete der Gläubigen zurückzuführen. Wir können die Geschichte nicht vollständig deuten, aber ich glaube, dass viel mehr von den heilenden Kräften in der Welt durch das Gebet bewegt wurde – von Bewahrung, Schutz und vielem mehr.
Frau Schmid bei uns war in CFI dabei. Ich erinnere mich noch, wie Frau Vögeli damals dreimal mit der indonesischen Botschaft telefonierte. Eine deutsche Frau hat uns so fertig gemacht – das haben Sie selten erlebt: Ein Visum für einen Mitarbeitenden aus Indonesien braucht zwei Jahre, da kann man nichts machen. Sie schickt uns nicht einmal die Unterlagen. Die indonesischen Freunde sagten, sie müssten es bei euch einreichen, wenn ihr die Nummer habt. Dann können wir auch mit unseren Freunden in Indonesien im muslimischen Staat kämpfen.
Gestern ist das Visum gekommen – nach drei Monaten. Das war nur das Gebet. Wir konnten nichts weiter tun. Schon das erste Wunder: Eine der Mitarbeiterinnen hat plötzlich die Nummer herausgefunden, nachdem wir es trotz allem drängend eingebracht hatten. Das ist natürlich der Druck dieser Mitarbeiter, die von oben herab schauen und keine Christen mehr in unseren Staat lassen.
Man kann es nur in so einem geschlossenen Raum überhaupt erwähnen, dass Gott heute in politische Abläufe eingreift, in die Entwicklung unseres Volkes. Wir können die Gottlosigkeit nur durch Gebet aufhalten, nicht mit Machtmitteln. Und wenn wir alles hätten – eine Pistole in der Hand, eine Kalaschnikow – alles machtlos. Gebet ist die Macht, mit der wir die Welt verändern können.
Meine Vorfahren, Schulmeistersleute auf der Alb, haben in der russischen Revolution gebetet für die Abläufe. Sie wussten, hier werden Geschicke bestimmt. Wenn dieses furchtbare Blutbad in Rumänien weitergeht – so erschütternd die Gemeinden von Arad und Timischowa, die wir alle kennen – das ist unvorstellbar. Kein Mensch weiß bei uns, dass das alles Ungarn sind. Das sind völkische Gegenden. Dort wohnen ein- bis zwei Millionen Ungarn. Die ganze Grenze hier nach dem Ersten Weltkrieg war ein... man darf es kaum sagen: Rumänien hat sich verdoppelt. Sie haben die Hälfte von Russland, Bulgarien und Ungarn annektiert.
Damals war Ungarn sowieso das Geschlagene. Das sind alles Ungarn, die nur Ungarisch sprechen wollen. Und Ceausescu und was dort abläuft, für die Menschen in der Hoffnungslosigkeit spricht heute kaum jemand mehr von den Christen in China. Wir bekamen jetzt einen Brief, dass Wang Mingtao, dieser Uralte, wieder attackiert wurde von der anerkannten Kirche, in der ich noch im Gottesdienst sein durfte. Dieser uralte Mann mit 88 Jahren wird bedrängt, weil er sich der Vereinnahmung der Christen ins Staatswesen widersetzt.
Wir sollten beten, denn Gebet ist viel mehr als Proteste. Wir haben ein Heft von der Heilsarmee bekommen, in dem von den Slums Argentiniens berichtet wird. Vorne steht: „Don’t cry for Argentina“ – schrei nicht für Argentinien. Auf der anderen Seite: „Pray for Argentina“ – bete für Argentinien.
Ich glaube, dass Christen heute gar nicht mehr wissen, wie wichtig das ist. Das Mitschreien bei Demonstrationen ist interessant und schön, aber das Gebet ist eine Macht. Das wird am Beispiel von Elija gezeigt, der sogar über die Naturkräfte zur Zeit des gottlosen Ahab befehlen konnte.
Die Verantwortung für Abirrende in der Gemeinde
Und jetzt noch das Letzte mit den Abirrenden. Das sind offenbar Gemeindeglieder, die vom Glauben abgeirrt sind, von der Wahrheit. Das betrifft also auch den Lebenswandel von Menschen, die in die Sünde gefallen sind. Ganz schlimm ist es, wenn wir in der Lehre abirren. Die Bibel nimmt das sehr genau, und wir wollen beim Wort der Wahrheit bleiben – aber auch in ihrem Lebensstil.
Es ist eine ganz wichtige Aufgabe, geduldig denen nachzugehen, die abgeirrt sind. Es bekümmert uns heute, dass so viele auch vom Glauben abfallen, die einmal dabei waren, etwa in einem Gebetskreis oder in einer Gruppe. Auch unsere jungen Leute sind betroffen. Manchmal entwickeln sich junge Menschen direkt zu Feinden des Evangeliums und hegen sogar Hass.
Ich bekomme immer wieder Briefe von Freunden, die früher einmal bei uns dabei waren. Es ist ganz schlimm, wenn sie dann noch Theologie studiert haben und mit abgrundtiefem Hass alles jagen und verfolgen, obwohl man gar nichts gegen sie unternimmt. Man kann es oft gar nicht erklären.
Es wird gesagt: Wer einen zurückholt zur Wahrheit, der wird seine Seele vom Tode retten – also den Betroffenen. Und er wird die Menge der Sünden bedecken, die wahrscheinlich alle betreffen. Es ist das Schönste, was man tun kann, und die größte Tat, wenn man Irrende zurückbringt.
Das kann man nur mit Liebe, mit Fürbitte und mit dem Wunder des Heiligen Geistes tun, der Erleuchtung schenkt. Das liegt nicht in unserer Macht, aber es erfordert immer wieder unseren Dienst.
Abschluss und Dank für die praktische Botschaft des Jakobusbriefs
Jetzt haben wir unseren Jakobusbrief abgeschlossen. Ich danke Ihnen für Ihr treues Mittragen. Es waren wieder sehr praktische Impulse, die uns begleiten sollen.
Mir ist es wichtig, dass man diese Impulse auch ganz praktisch bewahren kann und weiß, wie man sie umsetzen kann.