Urlaubserfahrungen und Gemeindegründung in Thessalonich
Wenn wir früher als Familie in den Urlaub gefahren sind – oder später nur noch als Ehepaar –, dann war es fast immer ein wesentlicher Teil unseres Urlaubs, wenn wir es geschafft haben, Christen kennenzulernen, die wir noch nicht kannten. Das galt sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern.
Für uns war es immer spannend zu sehen, wie Gemeinde in dem jeweiligen Land gelebt wird und mit Geschwistern, also Christen, ins Gespräch zu kommen. Das war ein wichtiger Teil des Abenteuers Urlaub.
Wenn ihr so etwas mal macht, könnt ihr euch vorstellen: Ihr kommt in eine Gemeinde, die es erst seit ungefähr einem Jahr gibt. Fast alle Geschwister dort sind auch erst seit ein paar Monaten oder einem Jahr gläubig. Ihr kommt als erfahrener Christ, seid viele Jahre mit dem Herrn unterwegs und überlegt euch, was ihr ihnen sagen könntet. Was ist wichtig aus eurer Erfahrung für so eine ganz junge Gemeinde? Was würdet ihr ihnen gerne mitgeben?
Ich möchte heute mit euch einen Ausflug machen nach Thessalonich in Griechenland, zu einer Gemeinde, die ebenfalls erst seit etwa einem Jahr existierte. Die Situation war zwar etwas anders, aber vergleichbar. Diese Gemeinde bekam in der Bibel einen Brief von Paulus – später sogar noch einen zweiten.
Paulus war nicht nur zu Besuch, er hatte diese Gemeinde gegründet. Er war einige Monate dort und hatte den jungen Geschwistern die ersten Schritte im Christentum beigebracht. Er war also kein Besucher, der die Geschichte dieser Gemeinde nicht kannte.
Dennoch schreibt er ihnen diesen Brief. Es ist der erste Brief, den sie von ihm erhalten, einige Monate, nachdem er die Stadt verlassen hatte. Auch er überlegt sich: Was muss ich ihnen sagen?
Paulus hat einiges gehört, denn einer seiner Mitarbeiter war vor kurzem dort gewesen. Er hat ihnen den Brief geschrieben, den ersten Thessalonicherbrief, und darin über Dinge gesprochen, die er für diese spezielle Situation und für diese Menschen in dieser Umgebung als besonders wichtig ansah.
Er schreibt viel über Heiligkeit und darüber, wie sie als Christen in einer Welt leben können, die ganz anders geprägt ist. Diese Gesellschaft ist geprägt von verschiedenen Göttern, von Materialismus und von freier Sexualität auf vielen Gebieten. Paulus fragt: Wie können sie als Christen leben?
Gegen Ende seines Briefes möchte er ihnen noch einige Dinge ganz kurz mitteilen. Wahrscheinlich sind das Dinge, von denen er sagt: Diese sind einfach immer wichtig. Abgesehen von der speziellen Situation in Thessalonich und dieser Gemeinde gibt es ein paar Dinge, die ich einfach noch einmal sagen möchte.
Manche hatte er schon einmal erwähnt und möchte sie nur in Erinnerung rufen. Andere möchte er kurz anreißen, damit die Gemeinde darüber nachdenkt.
Über diese kurzen Punkte am Ende des ersten Thessalonicherbriefs möchte ich heute mit euch sprechen.
Die Bedeutung des Friedens in der Gemeinde
Am Ende seines Briefs nennt Paulus unseren Gott den Gott des Friedens. Er macht fünf Punkte, die damit zusammenhängen, dass Gott ein Gott des Friedens ist.
Zuerst nennt er drei Punkte, die hauptsächlich unseren Frieden miteinander betreffen. Es scheint ein sehr wichtiges Thema für Gemeinden zu sein – ein Thema, das immer wieder angegriffen wird. Es geht darum, dass wir Frieden miteinander haben, dauerhaft miteinander auskommen und eine Einheit bilden. Dieses Thema ist in fast allen Briefen des Neuen Testaments sehr präsent.
Diese drei Punkte enden schließlich mit der Aussage: Niemand vergelte jemandem Böses mit Bösem. Damit hört es auf mit dem Begriff des Bösen, das den Frieden in der Gemeinschaft zerstören kann.
An diese drei Punkte schließt Paulus noch zwei weitere an. Diese betreffen weniger unseren Frieden miteinander, sondern unseren inneren Frieden mit Gott. Er beendet diesen Abschnitt mit der Aufforderung: Von aller Art von Bösem haltet euch fern, weil jede Art von Bösem letzten Endes unsere Beziehung und unseren Frieden mit Gott zerstört.
Ich möchte heute Vormittag mit euch versuchen, diese fünf Punkte, die Paulus hier macht, durchzugehen – also eine Predigt in fünf Punkten.
Anerkennung der Gemeindeleitung als Grundlage für Frieden
Ich beginne mit 1. Thessalonicher 5,12: „Wir appellieren aber an euch, Geschwister, dass ihr die anerkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch korrigieren, und dass ihr sie über die Maßen in Liebe achtet um ihres Werkes willen. Seid in Frieden untereinander.“
Paulus beendet diesen ersten Punkt mit dem Satz „Seid in Frieden untereinander“. Dabei ist er sich sehr bewusst, dass dieser Frieden oft stark mit einer guten Leitung der Gemeinde zusammenhängt. Eine gute Gemeindeleitung kann viel dazu beitragen, dass Frieden zerstört wird, aber sie kann auch sehr viel dafür tun, dass Frieden in der Gemeinde herrscht. Sie kann Spannungen vermeiden oder Konflikte abbauen.
Deshalb spricht Paulus in diesem ersten Punkt, in dem es um Frieden untereinander geht, über unsere Verhältnisse und unsere Einstellung gegenüber denen, die Verantwortung tragen – die offiziell Verantwortung für die Gemeinde haben. Paulus ist überzeugt, dass es in der jungen Gemeinde in Thessalonich wirklich vorbildliche Leiter gibt. Sonst könnte er es, glaube ich, nicht so schreiben, wie er es hier tut.
Mit diesem Brief möchte Paulus betonen, dass die Missionare und Gemeindegründer voll hinter der aktuellen Gemeindeleitung stehen. Was tun diese Leiter? Warum ist Paulus von ihnen überzeugt? Warum ist der Heilige Geist, der durch Paulus diesen Brief schreibt, von diesen Leitern überzeugt?
Er nennt drei Dinge über diese Leiter. Erstens schreibt er, dass es Männer sind, die arbeiten. Im Originaltext steht ein Wort, das bedeutet, dass jemand arbeitet, bis er müde ist. Paulus sagt, das sind Menschen, die wirklich viel investieren – in diese Gemeinde, in diese Gruppe, in euch persönlich.
Und er sagt, und das ist, glaube ich, die beste Übersetzung, „erkennt das an“. Registrieren wir das noch? Oder nehmen wir es für selbstverständlich, dass es Menschen in der Gemeinde gibt, die wirklich Arbeit investieren? Die vielleicht über Jahre, in eurem Fall oder im Fall anderer Gemeinden, neben Familie und Beruf viel für die Gemeinde getan haben – bis sie müde geworden sind.
Paulus sagt, er kennt solche Leute an. Fällt euch das noch auf? Registriert ihr die Verantwortung, die Mühe und den Einsatz, den manche in dieser Gemeinde bringen, damit es diese Gemeinde gibt, damit sie weiterbesteht und so funktioniert, wie sie funktioniert? Er legt es ihnen ans Herz.
Der zweite Punkt, den Paulus nennt, ist: Das sind Leute, die arbeiten, und es sind Leute, die euch vorstehen. Jede Gruppe, die eine gewisse Größe erreicht, braucht Führung. Sonst gerät sie ins Chaos oder in Anarchie. Es ist manchmal nicht einfach, den Überblick zu behalten. Es ist manchmal nicht einfach, derjenige zu sein, der Entscheidungen treffen muss.
Paulus sagt, das sind Leute, die das tun. Und er sagt, sie tun es „im Herrn“. Das bedeutet, sie handeln nicht, weil sie gerne bestimmen oder wollen, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen. Sie sind nicht überzeugt, dass sie es besser wissen als alle anderen. Das sind Menschen, die diese Verantwortung im Herrn übernehmen und auf ihre Schultern laden. Sie sind überzeugt, dass es die Aufgabe ist, die der Herr ihnen gegeben hat.
Der dritte Punkt, wie Paulus die Leiter charakterisiert, ist: Sie korrigieren euch. Das ist nicht immer angenehm, oder? Wir mögen das nicht. Was bildet sich jemand ein, in mein Leben reinzureden? Aber Paulus sagt, er erkennt das an.
Es fällt den Leitern auch nicht leicht, wenn sie euch etwas Persönliches sagen müssen, wenn sie den Eindruck haben, dass etwas korrigiert werden muss und dass das wichtig ist. Sie verlassen dabei ihre Wohlfühlzone. Auch sie sind Menschen mit einem gewissen Harmoniebedürfnis.
Sie tun das, weil ihr ihnen wichtig seid. Weil sie den Eindruck haben, ihr lauft in eine falsche Richtung. Das wird euch nicht guttun, der Gruppe nicht guttun und vielleicht auch euch persönlich nicht. Auch wenn es im ersten Moment verletzend ist, wenn jemand euch kritisiert oder versucht, euch vorsichtig zu korrigieren, erkennt es an. Sie tun es, weil ihr ihnen wichtig seid.
Natürlich müssen sie das mit Sanftmut tun. An anderer Stelle verbietet das Neue Testament eindeutig, dass einer über den anderen herrscht. Es gibt Machtmissbrauch und geistlichen Missbrauch. Aber wenn Menschen es wirklich aus Sorge tun, wenn sie versuchen, dich vorsichtig und sanft zu korrigieren und auf Dinge hinzuweisen, dann lohnt es sich, darüber nachzudenken.
Auch wenn es dir im ersten Augenblick wehtut, schlaf zwei Nächte darüber und überlege, ob sie nicht wirklich Recht haben und ob es dir nicht guttun würde, auf ihren Rat zu hören.
Das ist es, was Paulus im ersten Punkt sagt: Er appelliert an die Geschwister, registriert, wie viel Mühe eure Leiter in euch und in diese Gemeinde investieren. Gebt ihnen Anerkennung und liebt sie dafür.
Es gab damals gute Leiter in der Gemeinde in Thessalonich, und ich glaube, es gibt auch heute gute Leiter – nicht in jeder Gemeinde, aber in vielen Gemeinden Gottes. Wir sollten sie lieben und ihren Dienst anerkennen.
Das ist etwas, was das Wort Gottes uns an dieser Stelle sagt. Etwas, was Paulus der Gemeinde in Thessalonich am Ende seines ersten Briefes an sie mitgibt.
Geduld und differenziertes Urteilen in der Gemeinde
An manchen Stellen haben wir gerade gelesen, wie wichtig es ist, Frieden miteinander zu haben, und dass eine gute Gemeindeleitung viel damit zu tun hat. Doch an anderen Stellen ist es nicht so einfach, Frieden zu bewahren. Manches läuft nicht gut, und wie gesagt, manches muss korrigiert werden. Gemeinde bedeutet nicht, dass jeder einfach dazugehören und machen kann, was er möchte.
Paulus greift in Kapitel 5 bis 14 auf einen Punkt zurück, den er schon mehrmals angesprochen hat. Ich lese den Vers einfach noch einmal vor: "Wir ermahnen euch aber, Brüder, weist die Unordentlichen zu Recht, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid geduldig allen gegenüber."
Es gibt Verhaltensweisen, die störend sind, und sogar solche, die falsch sind. In Thessalonich gab es ein spezielles Problem, das ich nur kurz anreißen möchte. Es hängt mit der Gesellschaft damals zusammen. Damals gab es kein wirkliches Sozialsystem, zumindest keines, das öffentlich organisiert war und sinnvoll funktionierte. Es gab aber sehr reiche Leute. Für diese war es gut fürs öffentliche Image, wenn sie arme Leute finanziell unterstützten.
Vielleicht kennt ihr das heute von Firmen. Ich habe in einer Firma gearbeitet, die immer soziale Projekte unterstützte, weil das gut fürs öffentliche Image war. Letztlich bringt das Kunden, wenn sie sehen: "Boah, da ist eine Firma, die sich engagiert, zum Beispiel für krebskranke Kinder." So war das damals auch, aber nicht in Bezug auf Firmen, sondern auf einzelne Personen. Diese reichen Personen suchten sich ärmere Leute und unterstützten sie finanziell mit einer kleinen Gegenleistung.
Diese Leute sollten den guten Namen ihres Patrons verbreiten. Bei politischen Abstimmungen sollten sie seine Meinung vertreten. Man könnte sagen, sie waren private Influencer. Es gab relativ viele von ihnen. In Deutschland würde man sie wahrscheinlich als Abhängige bezeichnen. Sie hatten einen Patron und waren letztlich abhängig. Sie bekamen gerade so viel, dass sie davon leben konnten. Viele von ihnen hörten auf, eine andere Arbeit zu suchen, weil sie sich so über Wasser halten konnten.
Viele dieser Personen, besonders in Thessalonich, haben sich bekehrt. Die Apostel und Missionare sagten ihnen, dass dieser Lebenswandel für Christen nicht gut ist. Es ist kein Lebensstil, sich einfach von jemandem finanzieren zu lassen und dabei Meinungen zu vertreten, die man als Christ vielleicht nicht einmal gut vertreten kann.
Paulus hat ihnen das schon gesagt, als er in Thessalonich war. Er erwähnt es im zweiten Brief, dass er ihnen das schon damals gesagt hat, dass das so nicht funktioniert. Im ersten Thessalonicherbrief, Kapitel 4, Vers 11, sagt er, sie sollen lernen, mit ihren eigenen Händen zu arbeiten.
Im zweiten Brief, der einige Monate später verfasst wurde, sagt er: "Wir gebieten euch aber im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr euch von jedem Bruder zurückzieht, der ein ungeregeltes Leben führt" (2. Thessalonicher 3,6). Er hat es ihnen also gesagt und nach fast einem Jahr noch einmal geschrieben. Nach ein paar Monaten fordert er die Gemeinde auf, etwas zu unternehmen, wenn Christen, die zur Gemeinde gehören, nichts umgesetzt haben.
Doch hier in 1. Thessalonicher 5 warnt er: "Vorsicht, seid nicht zu schnell, noch ist die Zeit nicht abgelaufen, habt Geduld mit allen." Er nennt ausdrücklich drei Gruppen von Menschen und warnt davor, unser Gerechtigkeitsempfinden zu schnell anzuwenden.
Unser Gerechtigkeitsempfinden sagt oft: Wenn zwei Leute das Gleiche tun, muss ich mit ihnen genauso umgehen. Paulus und der Heilige Geist sagen jedoch, das ist nicht richtig. Man muss jeden Menschen persönlich betrachten, denn Menschen haben unterschiedliche Persönlichkeiten und Lebensumstände. Man kann nicht einfach sagen: Gleiches Vergehen, gleiche Strafe.
Hier geht es erst einmal nicht um Strafe. Paulus nennt drei Gruppen von Menschen und warnt vor einem pauschalen Urteil. Er sagt: Seid geduldig mit allen.
Die erste Gruppe sind diejenigen, die arbeiten könnten, es aber nicht tun. Sie leben in den Augen Gottes unordentlich. Sie haben es lange nicht getan und sind es nicht mehr gewohnt. Es ist für sie ein Prozess, sich mit diesem Gedanken vertraut zu machen und ihr altes Leben hinter sich zu lassen.
Paulus verwendet das Wort "weist die Unordentlichen zu Recht". Das ist eine interessante Vokabel, denn sie kann auf zwei Arten verstanden werden. Zum einen bedeutet sie, jemanden zurechtzuweisen, also zu sagen, was richtig und falsch ist. Paulus meint das auch, wenn auch vielleicht nicht ganz so streng. Man soll sie warnen, dass es nicht auf Dauer so weitergehen kann.
Zum anderen bedeutet das Wort auch, ihnen einen Weg zu zeigen. Zum Beispiel, wie man eine Arbeit findet, wie man sich einschätzt, was für eine Arbeit geeignet ist oder wie man sich in einem Bewerbungsprozess verhält. In unserer Kultur schreibt man vielleicht erst eine Bewerbung, in anderen Kulturen geht man persönlich zum Arbeitgeber. Beides steckt in diesem Wort.
Man soll also warnen, dass es nicht so weitergehen kann, aber auch einen Weg zeigen, den sie vielleicht nicht kennen, weil sie lange nichts mit dem Arbeitsmarkt zu tun hatten. Paulus fordert also Geduld mit allen, auch mit denen, die objektiv gesehen unordentlich leben.
Dann fährt er fort und warnt ausdrücklich vor einem zu schnellen, pauschalen Urteil. Meine Übersetzung lautet: "Tröstet die Kleinmütigen." Es gibt Menschen, die gerne arbeiten würden, sich aber nicht trauen. Sie haben Angst vor Vorstellungsgesprächen, fühlen sich in Arbeitssituationen überfordert, haben ein schwaches Selbstwertgefühl und schlechte Erfahrungen gemacht. Sie fürchten, zu versagen.
Paulus sagt: Es ist falsch, solchen Menschen zusätzlichen Druck zu machen. Sie machen sich selbst schon genug Druck. Stattdessen sollen sie getröstet und ermutigt werden. Man soll ihnen Mut machen, einen Schritt zu wagen, und sie auf diesem Weg begleiten.
Dann nennt er eine dritte Gruppe: die Schwachen. Das sind Menschen mit körperlichen oder psychischen Defiziten, die objektiv nicht in der Lage sind, im normalen Arbeitsprozess zu bestehen. Das muss man anerkennen. Solche Menschen sollten von der Gemeinde finanziell oder auf andere Weise unterstützt werden.
Drei Menschen tun also genau dasselbe – sie arbeiten nicht – und doch sind sie ganz unterschiedlich. Die einen leben unordentlich und müssen möglichst schnell einen Job finden. Manche bemühen sich ernsthaft, finden aber keinen. Andere haben Probleme mit Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl und brauchen eine andere Art von Unterstützung. Dann gibt es noch die Schwachen, die die Gemeinde tragen muss.
Wenn ihr Frieden in der Gemeinde haben wollt und gut miteinander umgehen und reden wollt, dürft ihr nicht zu schnell urteilen. Ihr dürft nicht jeden gleich behandeln, nur weil sie auf den ersten Blick gleich handeln.
Mich hat es sehr gefreut, diesen Text zu lesen und darüber nachzudenken. Er hat mir neu gezeigt, wie ausgewogen das Wort Gottes ist und wie sehr uns Gott immer wieder ermahnt und ermutigt, genau hinzuschauen, uns in Menschen und ihre Situationen hineinzuversetzen und mit seiner Weisheit zu handeln und zu reden.
Umgang mit Konflikten und die Haltung gegenüber anderen
Punkt drei: Konflikte sind nicht immer zu vermeiden. In jeder Gruppe und in jeder Beziehung wird früher oder später der eine oder andere Konflikt auftreten. Wir sind unterschiedlich geprägt, kommen teilweise aus verschiedenen Kulturen, und es wird immer wieder vorkommen, dass wir einander irgendwie verletzen. Manchmal geschieht das völlig unabsichtlich, weil wir die Situation, den Menschen, mit dem wir es zu tun haben, seinen familiären Hintergrund oder das, was bei ihm ankommt, völlig falsch einschätzen. Manchmal geschieht es absichtlich – in dem Sinne, dass unsere persönlichen Emotionen mit uns durchgehen und wir dem anderen weh tun.
In 1. Thessalonicher 5,15 heißt es: „Seht zu, dass niemand Böses mit Bösem vergelte, sondern strebt allezeit dem Guten nach, gegeneinander und gegenüber allen.“
Interessant ist, dass Paulus diesen dritten Punkt erweitert. Die ersten beiden Punkte konzentrierten sich relativ stark auf die Gemeinschaft der Gemeinde – wie gehen wir miteinander in der Gemeinde um? Jetzt sagt er „miteinander und mit allen“. Damit erweitert er den Blick: Es betrifft nicht nur unseren Umgang miteinander als Geschwister, sondern genauso den Umgang mit Menschen in unserer Umgebung, die gar nicht gläubig sind und nicht zur Gemeinde gehören.
Wie entstehen und wie eskalieren Konflikte? Wie gesagt, jemand verletzt mich. Manchmal ist es ein Missverständnis, manchmal Absicht – oder zumindest in Anführungszeichen Absicht. Wenn ich wirklich verletzt bin, habe ich emotional das Bedürfnis, dem anderen das zurückzuzahlen. Ich möchte ihn auch verletzen, möchte, dass er das erlebt, was ich erlebe. Wenn er mich in Gegenwart aller gedemütigt hat, wünsche ich mir, dass er auch in Gegenwart aller gedemütigt wird.
So eskalieren Konflikte: Jemand hat mich verletzt, und ich möchte mindestens genauso stark, vielleicht sogar stärker zurückschlagen, als er mich verletzt hat. Und das geht so weiter. So funktionieren politische Konflikte: Jemand schießt Raketen auf ein Land, und dieses Land schlägt zurück, möglichst ein bisschen stärker. Der andere versucht dann, noch stärker zurückzuschlagen. Ganz ähnlich funktioniert es oft auch zwischenmenschlich, wenn wir verletzt sind.
Es wird von Stufe zu Stufe immer schwerer, sich zu versöhnen. Was Paulus hier sagt, ist: Du sollst der Erste sein, der nicht mehr zurückschlägt. Vergelte nicht Böses mit Bösem. Die Eskalation soll bei dir stoppen. Und das ist nicht einfach.
Und wie gesagt, es gilt sogar, wenn Menschen uns verletzen, die keine Christen sind: Die Eskalation soll bei dir stoppen. Weil das so schwierig ist, sagt Paulus, dass wir einander dazu brauchen. Manchmal brauchen wir Hilfe von unseren Geschwistern. Ich glaube, das meint er, wenn er sagt: „Seht zu, dass niemand Böses mit Bösem vergelte.“ Das bedeutet nicht nur, dass ich das nicht tue, sondern dass ich meinen Geschwistern helfe, es nicht zu tun.
Das ist ein großer Schritt, um dauerhaft Frieden in der Gemeinde zu haben und zumindest in meinem allernächsten Umfeld Frieden zu schaffen.
Interessant ist, dass der Heilige Geist an dieser Stelle nicht stehen bleibt. Er sagt nicht nur: Hört auf, Böses mit Bösem zu vergelten, sondern er geht einen Schritt weiter. Er sagt: Eure Reaktion sollte sein, dass ihr dem anderen selbst in schwierigen Situationen, selbst wenn ihr verletzt werdet oder euch zumindest subjektiv verletzt fühlt, aktiv Gutes wünscht und Gutes tut.
Das klingt ein bisschen übermenschlich, oder? Aber das sollte den Charakter von Christen auszeichnen. Dafür sollten wir in unserer Umgebung bekannt sein – als Menschen, die bereit sind, Gutes zu tun, die nicht auf Distanz bleiben, die einen Blick dafür haben, was andere brauchen. Das ist schwierig, aber das ist ein Charakter, zu dem der Heilige Geist uns führen möchte. Ein Charakter, der letzten Endes Frieden in der Gemeinde fördert.
Aber nicht nur Menschen sind schwierig, nicht nur unsere Geschwister sind schwierig. Oft sind es gerade die Menschen, mit denen wir viel zu tun haben, die für uns am schwierigsten sind. Die immer wieder die gleichen Dinge tun, die uns stören und verletzen. Die Summe all dieser Erfahrungen beeinflusst oft unsere Reaktion, unsere Gedanken und Gefühle.
Manchmal sind auch tatsächlich unsere Umstände schwierig. An dieser Stelle lenkt Paulus den Blick ein Stück weit auf unsere Beziehung zu Gott: Haben wir Frieden mit Gott?
Der innere Frieden trotz gesellschaftlichem Druck
Die Geschwister in Thessalonich hatten es von Anfang an nicht leicht. Sie bekehrten sich in einer Umgebung zum Glauben an Jesus und zum Christentum, die dies absolut nicht positiv aufnahm. Die griechische und römische Gesellschaft war von sehr viel religiöser Toleranz geprägt. Es gab viele Götter, nicht nur die klassischen griechischen und römischen, sondern auch Religionen aus dem Osten wurden importiert. Ägyptische Gottheiten waren zu dieser Zeit ebenfalls sehr beliebt.
Viele Familienfeste fanden in Tempeln statt und waren mit Opferdiensten verbunden. Auch Treffen von Handwerksgilden, zu denen man als Bäckermitglied gehörte, fanden in solchen religiösen Umgebungen statt. Für Frauen wurde erwartet, dass sie die Religion ihres Mannes teilen und keine eigenen religiösen Ideen entwickeln. Grundsätzlich wurde von jedem, der in einem Haushalt lebte, erwartet, die religiösen Aktivitäten des Hausherrn zu teilen und keine eigenen religiösen Wege zu gehen.
Plötzlich aber wurden Menschen gläubig, manchmal nicht ganze Haushalte, oft auch nicht der Hausherr selbst. Diese neuen Gläubigen waren intolerant gegenüber anderen Göttern, denn sie sagten: „Ich diene nur noch einem Gott und mache bei den anderen Religionen nicht mit.“ Das führte zu einem enormen Druck auf sie. Dieser Druck kam nicht unbedingt von staatlicher Verfolgung, sondern vielmehr von der Umgebung: von Familien, Freunden und Kollegen. Von Anfang an waren die neuen Christen mit diesem immensen Druck konfrontiert.
In 1. Thessalonicher 1,6 sagt Paulus im Rückblick auf die Zeit ihrer Bekehrung: „Ihr seid unsere Nachahmer geworden, und des Herrn, indem ihr das Wort aufgenommen habt in vieler Trübsal.“ Das bedeutet, dass sie schon bei ihrer Bekehrung den Druck spürten, der auf sie zukam. Dennoch taten sie dies mit der Freude des Heiligen Geistes.
Paulus beschreibt das als den Anfang ihrer Geschichte. Sie haben sich zu Jesus bekehrt, sind Christen geworden und haben den Druck in Kauf genommen, weil sie die Freude des Heiligen Geistes in ihren Herzen hatten. Doch es ist etwas ganz anderes, ob man mit einem Anfangsenthusiasmus startet oder wie man damit umgeht, wenn dieser Druck nach einem Jahr nicht nachgelassen hat. Wenn die Umgebung nicht akzeptiert, dass man diesen besonderen Weg geht, sondern der Druck vielleicht sogar noch größer geworden ist.
Wie schnell wird man müde, diesen Druck auszuhalten? Wie schnell verschwindet die Freude des Heiligen Geistes, wenn das Christsein schwierig wird? Wenn es nicht in der Familie akzeptiert wird, wenn es nicht von den Menschen akzeptiert wird, mit denen man täglich zu tun hat? Wie schnell sagt man Gott direkt oder manchmal auch nur indirekt, dass man es frustrierend findet, zu ihm gekommen zu sein? Dass man sich das anders vorgestellt hat. Dass man dachte, mit Jesus würde das Leben schöner werden, es aber tatsächlich schwieriger ist als vorher.
Paulus sagt in 1. Thessalonicher 5,16: „Freut euch zu jeder Zeit.“ Hier geht es um einen inneren Frieden, den wir mit Gott haben, nicht unbedingt um den Frieden mit anderen Menschen. Es geht darum, ob ich akzeptiere, dass Christsein schwierig sein kann. Und er fordert uns auf, uns zu jeder Zeit zu freuen.
Kann man Freude wirklich befehlen? Paulus gibt in den nächsten zwei Sätzen Hinweise, wie es möglich sein kann, dass die Freude im Herzen nicht ganz verschwindet. Er nennt zwei Punkte, die den Geschwistern helfen sollen, die Freude, die sie am Anfang hatten, aufrechtzuerhalten oder wiederzufinden.
Der erste Punkt lautet: „Betet unablässig.“ Hört nicht auf zu beten! Als junger Christ habe ich oft gehört, „betet unablässig“ bedeute, den ganzen Tag, solange man wach ist, in einer Gebetshaltung zu sein. Doch das sagt der Text nicht unbedingt. Es bedeutet vielmehr, dass Gebet ein beständiger Bestandteil des Lebens sein soll. Hört nicht auf, mit Gott zu reden, auch wenn das Leben gerade schwierig ist. Auch wenn man schnell in Sorgen oder Selbstmitleid verfällt, darf die Beziehung zu Gott nicht abbrechen.
Manche Sorgen lassen sich nicht einfach ablegen. Paulus hatte viele Sorgen um die Gemeinden und die jungen Gläubigen. Er beschreibt in 1. Thessalonicher 2,17 und 3,2-3, dass er manchmal kaum noch Leben nennen konnte, weil er so von Sorgen um sie gequält wurde. Seine persönliche Erfahrung war, dass es wichtig ist, die Beziehung zu Gott auch in schwierigen Zeiten nicht abbrechen zu lassen. Mit allen Ängsten und Sorgen zu Gott zu kommen, ist entscheidend.
Der zweite Punkt, den Paulus nennt, ist: „Seid in allen Umständen dankbar.“ Hier steht nicht, dass wir für alles dankbar sein sollen. Wenn es in eurer Übersetzung so steht, ist das nicht ganz korrekt. Es heißt vielmehr, dass wir in allen Situationen trotzdem dankbar sein sollen. Es gibt viele schlimme Dinge in dieser Welt. Wir müssen nicht für alles dankbar sein.
Herr Fauders sagt dazu: Egal wie die Situation ist, vergesst nicht, wie viele Dinge es gibt, für die wir dankbar sein sollten. Diese Dinge sind oft viel größer als das, was uns gerade Angst oder Sorgen macht. Auch wenn schlimme Dinge in unserem Leben passieren, die Sorgen real werden, sollten wir nicht vergessen, dass es so viele große Dinge gibt, für die wir dankbar sein können.
Gott hat seinen Sohn auf die Erde geschickt, hat ihn foltern und hinrichten lassen für uns. Gott hat uns errettet und ein neues, anderes Leben möglich gemacht. Er hat uns befähigt, unseren Charakter positiv zu verändern und in einer beglückenden Gemeinschaft mit anderen Menschen zu leben. Er hat uns für die Ewigkeit gerettet und uns ein ewiges Erbe gegeben.
Paulus sagt: Egal wie schwierig deine Umstände sind, erstens lass deine Beziehung zu Gott nicht abbrechen. Zweitens vergiss nicht, dass es trotzdem so viele große Dinge gibt, für die wir dankbar sein können und dankbar sein sollten. Das ist sein vierter Punkt.
Er schließt damit, dass dies der Wille Gottes für uns ist. Es bezieht sich hauptsächlich auf den Punkt, dass wir dankbar sein sollen. Gott möchte, dass wir immer wieder ganz bewusst vor Augen haben, wie viel er für uns getan hat.
Der lebendige Gott und das persönliche Reden Gottes
Wir hatten drei Punkte, die den Frieden miteinander betreffen – ein wenig auch den Frieden mit unserer Umgebung, sogar über die Gemeinde hinaus.
Der erste Punkt betrifft unseren inneren Frieden mit Gott. Können wir seine Wege akzeptieren? Haben wir Frieden damit, wie Gott mit uns umgeht und was er uns zumutet?
Der letzte Punkt lautet: Hat Gott eigentlich Frieden mit uns? Ist Gott zufrieden damit, wie wir unser Christsein leben?
Wie ist es, fragt Paulus, wie steht es eigentlich mit den persönlichen Reden Gottes? Im Deutschen gibt es die Redewendung, man könne auf zwei Seiten vom Pferd fallen. Manche Sportreiter können sogar auf mehr Seiten fallen, aber sagen wir mal mindestens zwei.
Die Juden zu dieser Zeit – eine Gruppe, mit der diese jungen Christen viel zu tun hatten – kamen teilweise ursprünglich aus dem Judentum. Manche sagten: Wir glauben jetzt an den Gott, an den die Juden schon immer geglaubt haben. Wir müssen irgendwie schauen, wie sie das machen, wie sie ihren Glauben an diesen gleichen Gott leben.
Die Juden zu dieser Zeit hatten eine völlig tote Religion, eine Religion, die nur noch aus der Erfüllung bestimmter Regeln bestand. Sie brauchten keinen lebendigen Gott, denn ihr ganzes Leben war durch Gesetze geregelt. Sie brauchten keinen lebendigen Gott, weil wirklich alles geregelt war: Zum Beispiel, wie viele Schritte man am Sabbat gehen durfte.
Die andere Seite vom Pferd war das andere Extrem. Leute in den jungen Gemeinden sagten: Gott hat ganz persönlich zu mir geredet, und ihr müsst jetzt alle diese Entscheidung treffen und in diese Richtung gehen. Oder: Ich weiß, dass Christen das normalerweise nicht tun, aber Gott hat mir persönlich gesagt, dass es für mich okay ist.
Das ist die andere Seite, die Behauptung, dass es einen persönlichen Gott gibt, und jede Regel, die ich gelernt habe, durch dieses persönliche Reden Gottes außer Kraft gesetzt wird. Keiner kann das mehr in Frage stellen, denn wie willst du in Frage stellen, dass Gott zu mir geredet hat?
Aber beides sind Seiten eines Pferdes, von denen man fallen kann. Ich kann so weit kommen, dass ich keinen persönlichen Gott und kein Reden Gottes mehr brauche. Oder ich kann auf die andere Seite kommen, dass das Reden Gottes in seinem Wort durch die Behauptung ausgehebelt wird, Gott habe eine Sonderoffenbarung gegeben.
Das ist etwas, was Paulus als letzten Punkt anspricht: diese beiden Extreme.
Was sagt er? In 1. Thessalonicher 5,19-22 heißt es: "Den Geist löscht nicht aus, Weissagungen verachtet nicht, prüft aber alles, das Gute haltet fest, von aller Art des Bösen haltet euch fern."
Wir haben einen lebendigen Gott. Wir sollten damit rechnen, dass dieser lebendige Gott zu uns redet.
Wenn du in deiner Bibel liest, dann ist es gut – ich weiß, das ist schwierig. Ich finde es sehr schwierig, wenn man das jahrelang und jahrzehntelang gemacht hat, es nicht als Routine zu machen.
Ich habe heute mein Kapitel in der Bibel gelesen, ich mache in meinem Tagebuch einen Haken, das habe ich erledigt, okay? Jetzt kann der Tag kommen.
Sondern wir sollten immer wieder mit Gott im Gespräch sein und sagen: Wenn ich dein Wort aufschlage, auch an diesem Tag, möchte ich, dass du zu mir redest, dass du mich an irgendeiner Stelle ermutigst, dass du mich vielleicht auf etwas aufmerksam machst, dass du mir etwas von dir zeigst.
Es ist ja nicht immer so, dass Gott uns nur eine Anweisung für den Tag geben möchte. Er möchte auch, dass wir ihn immer besser kennenlernen. Aber er möchte, dass du redest.
Was machst du am Sonntag, nachdem du eine Predigt gehört hast? Die meisten Leute sagen, manche denken gar nicht mehr darüber nach, aber sagen: Das war eine gute Predigt, er hat es richtig gut erklärt, es hat mich angesprochen, es hat mich irgendwie emotional aufgebaut. Manche sagen auch: Das war heute, ja, fand ich ein bisschen seltsam, okay.
Aber wie oft gehen wir nach Hause und setzen uns irgendwann noch einmal hin und überlegen: Wollte Gott mir durch diese Predigt heute etwas sagen? Nicht: War sie gut oder schlecht? Nicht: War sie ansprechend oder weniger ansprechend? Sondern: Kann es sein, dass Gott zu mir reden wollte?
Wir führen Gespräche miteinander, aber wie oft gehen wir aus so einem Gespräch, selbst aus einem intensiven Gespräch, heraus und sagen: Der Bruder hat schon interessante Gedanken. Oder: Was wollte diese Schwester da gerade? Wollte sie mich irgendwie unter Druck setzen?
Aber manchmal sollten wir nach so einem Gespräch fragen: Kann es sein, dass Gott mir durch diesen Bruder, durch diese Schwester heute etwas sagen wollte?
Den Heiligen Geist löscht nicht aus. Wenn wir diese Fragen nicht mehr stellen – wollte Gott mir durch sein Wort heute etwas sagen, als ich es gelesen habe? Wollte Gott mir heute durch die Predigt etwas sagen? Wollte Gott mir heute durch den Bruder oder die Schwester vielleicht etwas sagen? – dann unterdrücken wir den Heiligen Geist.
Gott möchte, dass wir diese Fragen stellen und dass wir das nicht verachten. Ich meine, derjenige, der mit uns redet, weiß vielleicht gar nicht, dass Gott gerade durch ihn redet. Vielleicht merken nur wir das.
Löschen wir den Heiligen Geist nicht aus. Hören wir nicht auf, solche Fragen zu stellen.
Das ist Paulus ganz am Ende dieses Briefes an die Thessalonicher. Er sagt: Lasst euren Glauben nicht zu einer Religion werden, die nur noch von Gewohnheiten und Regeln bestimmt ist. Rechnet damit, dass Gott immer noch lebendig ist.
Aber wie gesagt, es gibt die andere Seite. Es gibt Menschen, die bewusst mit diesem Anspruch auftreten: "Jetzt redet Gott durch mich." Sie gehen auf Menschen zu und sagen: "Der Heilige Geist hat mir einen Eindruck gegeben, was du tun solltest." Sie treten mit der Überzeugung auf, dass das, was sie jetzt denken, von Gott sein muss. Die Entscheidung, die sie gerade vorantreiben, muss von Gott sein, weil sie inneren Frieden darüber haben.
In der Bibel steht nicht, dass innerer Frieden ein Kriterium für richtig oder falsch ist. Innerer Frieden kann von ganz verschiedenen Quellen kommen.
Paulus sagt uns, dass wir aufpassen sollen. Er sagt: Prüft alles! Ihr habt das Wort Gottes, ihr wisst, wie Gott ist, ihr habt die Weisheit Gottes kennengelernt. Prüft wirklich das, was Menschen euch sagen – in der Predigt, im persönlichen Gespräch, im Internet, keine Ahnung. Prüft das anhand dessen, was ihr schon über Gott wisst, was Gott über sich geoffenbart hat.
Prüft das, haltet das Gute fest und haltet euch vom Bösen fern.
Er fand diese Ermahnung wichtig für die Geschwister in Thessalonich. Und vielleicht ist es etwas, was auch für unsere Zeit heute wichtig ist. Wir müssen Dinge kritisch prüfen.
Wenn Gott wirklich zufrieden mit uns sein soll, wenn er Frieden mit uns haben soll, dann müssen wir auf der einen Seite mit dem lebendigen Gott und seiner Führung rechnen.
Auf der anderen Seite dürfen wir uns nicht – ich nenne es mal – von falschen Propheten manipulieren lassen.
Zusammenfassung und Segen
Okay, das waren die fünf Punkte. Ganz kurz noch die Zusammenfassung.
Wir sollen als eine Gemeinschaft des Friedens leben und diejenigen anerkennen, die in der Gemeinde gut und hingegeben leiden. Das war der erste Punkt.
Der zweite Punkt lautet: Wir sollen an manchen Stellen bestimmt sein und bestimmte Verhaltensweisen langfristig einfordern oder auch nicht tolerieren. Gleichzeitig sollen wir geduldig sein und jeden einzelnen Menschen sehr individuell betrachten. Es ist wichtig, nicht leichtfertig alle über einen Kamm zu scheren.
Der dritte Punkt besagt, dass wir uns nicht rächen sollen. Eine Eskalation soll bei uns beendet werden, und wir sollen unseren Mitmenschen ganz bewusst mit Gutem begegnen.
Der vierte Punkt fordert uns auf, alles daranzusetzen, um eine sehr positive, dankbare und enge Beziehung zu unserem Gott zu bewahren.
Und der fünfte Punkt, den wir gerade zum Schluss hatten: Unser Glaube darf keine tote Religion werden. Das bedeutet nicht, dass jeder so tun kann, als hätte er eine spezielle Offenbarung, die dann letztendlich den klaren Rahmen sprengt, den Gott gegeben hat.
Das sind die Punkte, die Paulus am Ende seines Briefes aufführt.
Ich möchte das, was ich hier sage, mit dem Segen und einigen der Schlusssätze beenden, mit denen Paulus diesen Brief abschließt. Vers 23: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig.“ Heiligkeit war ein wesentliches Thema in diesem Brief. „Euer ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“ Treu ist er, und er wird es auch tun.
Und der allerletzte Satz in diesem Brief lautet: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch.“
