Einführung: Weihnachtsvorbereitungen und die wahre Bedeutung der Adventszeit
Amen, ihr dürft euch gerne setzen. Ich freue mich, wieder hier zu sein. Die letzten beiden Sonntage war ich nicht im Gottesdienst, weil ich in den USA war. Dort habe ich erlebt, wie man sich auf Weihnachten vorbereiten kann.
Für uns alle ist es wichtig, in der Weihnachtszeit irgendwie in Weihnachtsstimmung zu kommen. Die Amerikaner haben da ganz eigene Wege. Die Amerikaner unter uns, ich hoffe, sie verzeihen diesen Kommentar und stimmen mir vielleicht sogar zu: Sarah und ich waren vor zwei Wochen bei einer Weihnachtsparade. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt.
Wir waren in Seattle, genauer gesagt in Bellevue, einem Vorort von Seattle, und haben dort die Snowflake Lane besucht. Damit ihr euch vorstellen könnt, was das ungefähr ist, habe ich ein kurzes Video mitgebracht. Das Ganze dauert zwanzig Minuten, jeden Abend vier Wochen lang. Tausende Menschen sammeln sich dort an den Straßenrändern, unter Kunstschnee von oben, und lassen sich so in Weihnachtsstimmung bringen.
Na, wie gut, dass wir hier in München den Weihnachtsmarkt haben, mit Glühwein und Keksen. Irgendwie muss man ja in Weihnachtsstimmung kommen. Aber ich habe mich gefragt, ob wir vielleicht inmitten all dieses Weihnachtstrubels das Wesentliche aus dem Blick verlieren.
Unser heutiger Predigttext ruft uns dazu auf, die Adventszeit wirklich zu nutzen, damit wir vorbereitet sind auf das Kommen des Herrn Jesus Christus.
Kontext der Predigt: Jesu Rede im Lukasevangelium
In unserer Predigtreihe durch das Lukasevangelium sind wir nun schon seit einigen Wochen dabei. Dabei beschäftigen wir uns seit längerem mit einer langen Adventspredigt, einer Rede, die Jesus vor Tausenden von Menschen gehalten hat. Diese Rede beginnt in Lukas 12, Vers 1. Wer in den letzten Wochen dabei war, erinnert sich sicher an das eine oder andere, was Jesus dort gesagt hat.
In Kapitel 12, Vers 1, beginnt Jesus davon zu sprechen, dass er wiederkommen wird. Er ruft die Menschen auf, entsprechend zu leben. Heute kommen wir zu den letzten Versen in Kapitel 12. Es sind wahrscheinlich noch nicht die letzten Worte dieser Predigt, denn die folgen nächste Woche mit den ersten neun Versen aus Kapitel 13.
Wir werden sehen, dass diese Verse aus Kapitel 12, Vers 54 bis 59, tatsächlich zwei große Blöcke enthalten, die ganz ähnlich aufgebaut sind. Es handelt sich jeweils um eine wichtige Frage, die mit einer kurzen Illustration verbunden ist.
Wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass die Verse 54 bis 56 etwas abgerückt sind von Vers 57 bis 59. Die Verse 54 und 55 enthalten zunächst eine Illustration, auf die dann in Vers 56 eine Warum-Frage folgt. Diese beiden Teile hängen eng zusammen, was wir gleich noch genauer betrachten werden. Der Aufruf dabei lautet: Erkenne die Zeit!
Der zweite Abschnitt beginnt mit Vers 57. Dort steht die Warum-Frage am Anfang, gefolgt von einer kurzen Geschichte, einer Illustration. Diese soll helfen, die Frage besser zu verstehen und klarer für sich selbst zu beantworten.
Hier geht es darum, die eigene Schuld zu erkennen und die damit verbundene Gefahr.
Gebet zur Vorbereitung auf das Wort Gottes
Bevor wir diese beiden Abschnitte betrachten, die sehr hart und konfrontativ sind, wollen wir gemeinsam beten. Wir bitten den Herrn, uns bereit zu machen, sein Wort zu hören.
Himmlischer Vater, danke, dass du durch dein heiliges und unfehlbares Wort zu uns sprichst. Wir bitten dich, dass dein Wort in uns das bewirkt, wozu du es gesandt hast.
Herr, wir bitten dich, dass du dich uns durch dein Wort vor Augen stellst, damit wir die Zeichen der Zeit erkennen. Hilf uns, dass dein Wort wie ein Spiegel wirkt und uns hilft, uns selbst besser zu verstehen.
Vor allem bitten wir dich, dass du uns zeigst, wie wir mit dir versöhnt leben können. So wollen wir deinem Wiederkommen mit Freude entgegenstreben.
Herr, tue dies, um deine Gemeinde zu erbauen und um dich selbst darin zu verherrlichen. So beten wir in Jesu Namen. Amen.
Die Aufforderung, die Zeit zu erkennen (Lukas 12,54-56)
Also, wir sehen uns den ersten Abschnitt an, in dem es wirklich darum geht, die Zeit zu erkennen. Ich lese uns die Verse 54 bis... Ja, das ist Jesus, der zu der Menge spricht:
„Wenn ihr eine Wolke aufsteigen seht vom Westen her, so sagt ihr gleich: Es gibt Regen! Und es geschieht so. Und wenn der Südwind weht, so sagt ihr: Es wird heiß werden! Und es geschieht so. Ihr Heuchler, über das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr urteilen. Warum aber könnt ihr über diese Zeit nicht urteilen?“
Klingt das nicht ein bisschen komisch? Was soll das jetzt? Was hat denn eine bestimmte Wetterentwicklung mit der Fähigkeit der Menschen zu tun, das irgendwie einordnen zu können? Warum macht das Menschen auf einmal zu Heuchlern?
Ich meine, es war nicht sonderlich schwer, bestimmte Wetterphänomene zu deuten – und das ist bis heute so. Jerusalem liegt so, dass man weiß: Wenn vom Westen her Wolken kommen, das heißt, der Wind bläst Wolken vom Mittelmeer heran, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie über den Anhöhen abregnen, relativ hoch. Es braucht also nicht viel Intelligenz oder Logik, um zur Schlussfolgerung zu kommen: Da kommen Wolken, es wird wahrscheinlich regnen.
Wer sich ein bisschen auskennt, der weiß: Im Süden ist Wüste, es ist richtig heiß. Und wenn der Wind vom Süden bläst, dann wird es ganz schön heiß werden. Das ist keine Höchstleistung der Meteorologie, aber das kriegen die Menschen hin.
Warum sind sie dann Heuchler? Was ist daran so schlimm? Die Geschichte an sich, die Illustration, ist klar und banal. Sie sind nicht Heuchler, weil sie diese Wetterphänomene deuten können. Das macht sie nicht zu Heuchlern, sondern einfach zu Menschen, die die Augen aufmachen, ein bisschen nachdenken und logische Schlussfolgerungen ziehen.
Nein, das Problem ist, sagt Jesus, dass ihr ein bisschen anfangen könnt, nachzudenken, ein bisschen beobachten und eine Schlussfolgerung ziehen – das ist nicht sonderlich schwer. Aber bei den Dingen, die viel, viel wichtiger sind, macht ihr genau das nicht. Ihr tut so, als wären andere Dinge, die noch viel leichter zu erkennen sind, völlig unklar und sehr missverständlich.
Die Erfüllung der Schrift und die Zeichen des Messias
Was meint Jesus damit?
Zu Beginn seines Dienstes hat Jesus sehr deutlich gemacht, wer er ist. Er betonte, dass er gekommen ist, um die Schrift zu erfüllen. In der Lesung haben wir gerade Jesaja 61 gehört. Jesus wurde zu Beginn seines Dienstes in der Synagoge von Nazareth eingeladen, zu predigen. Dabei ließ er sich die Schriftrolle des Propheten Jesaja geben. Er fand die Stelle, in der geschrieben steht – so heißt es in Lukas 4, ab Vers 18 – und las daraus vor:
„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, das Evangelium den Armen zu verkündigen. Er hat mich gesandt, den Gefangenen Freiheit zu verkünden, den Blinden, dass sie sehen sollen, den Zerschlagenen Freiheit und Erholung zu bringen und das Gnadenjahr des Herrn auszurufen.“
Anschließend schloss Jesus die Schriftrolle, gab sie dem Diener zurück und setzte sich hin. Das war damals ein Zeichen dafür, dass man nun mit der Predigt beginnen würde. Heute ist das oft anders herum.
Die Menschen sahen ihn gespannt an. Es war ein interessanter Text, Jesaja 61, und sie wollten wissen, was er dazu sagen würde. Jesus begann und erklärte: „Heute ist dieses Wort der Schrift vor euren Ohren erfüllt.“
Er sagte damit, dass das, was Jesaja vor etwa 700 Jahren geschrieben und prophezeit hatte, mit seinem Kommen nun Wirklichkeit geworden sei. Alles, was wir im Lukasevangelium weitersehen, bestätigt genau das. Jesus predigt nicht nur die Verheißungen, die der Messias erfüllen würde, sondern er tut auch das, was der Messias tun würde.
Schon von seiner Geburt an erfüllt sich eine Prophezeiung nach der anderen. Zeichen um Zeichen belegen, dass Jesus der verheißene Erlöser ist. Er ist der Messias.
Die Ablehnung der Zeichen und die Heuchelei der Menschen
Und so tut er dann in Kapitel 11 unmittelbar vor dieser Rede ein weiteres Wunder. Er geht zu einem Stummen, der von einem bösen Geist belastet ist, und befreit ihn. Dadurch kann der Stumme wieder sprechen.
Ein großes Wunder, ein Zeichen: Die Stummen werden wieder reden, die Blinden können sehen. Er vollbringt all diese Taten. Und was sagen die Leute? Bevor wir glauben, dass du der Messias bist, wollen wir doch gerne ein Zeichen vom Himmel sehen.
Vielleicht erinnert ihr euch, ich habe vor ein paar Wochen über diese Textstelle nachgedacht. Ist das nicht absurd? Zeichen um Zeichen um Zeichen – und dann vollbringt er ein Zeichen direkt vor ihren Augen, und sie sagen: „Jetzt tu mal ein Zeichen!“ Heuchler seid ihr, Heuchler!
Wenn ihr nur bereit wärt, ein klein wenig logisch zu denken, Augen aufzumachen und den Verstand einzuschalten, wäre es viel leichter zu erkennen, dass ich der Messias bin. Es ist einfacher, daraus zu schließen, dass es regnet, wenn Wolken vom Westen kommen, als zu erkennen, wer ich bin. Aber das kriegt ihr hin. Wind vom Süden? Da sagt er: Es wird warm.
Doch wenn all die Zeichen, die die Propheten des Alten Testaments verheißt haben, sich erfüllen, dann sagen sie: „Wir können doch nicht wissen, ob du der Messias bist, wahrscheinlich nicht.“ Deswegen sind sie Heuchler.
Weil sie das, was eigentlich offensichtlich ist, ausblenden und nicht wahrhaben wollen.
Die Herausforderung an Skeptiker und die Beweise für Jesus
Das Problem war natürlich nicht, dass sie es nicht erkennen konnten, sondern dass sie es nicht wahrhaben wollten. Und, ihr Lieben, heute ist das nicht anders. Es gibt viele Menschen, die sich Atheisten oder Agnostiker nennen. Atheisten sagen, es gibt keinen Gott, Agnostiker behaupten, das könne man nicht wissen.
Aber wenn Sie nur bereit wären, die Augen zu öffnen, genauer hinzuschauen und mehr nachzufragen – und dann logisch zu denken –, würden Sie erkennen, dass die Bibel faszinierend ist. Sie zeigt, wie über eine lange Zeitspanne das Alte Testament geschrieben wurde, Jahrhunderte bevor Jesus gelebt hat. Und eins zu eins erfüllt sich in Jesu Leben nach und nach immer mehr, Stück für Stück, alles, was das Alte Testament verheißen hat.
Alle Gottesverheißungen finden in Christus ihre Erfüllung. Heute haben wir zudem viele weitere Indizien, wenn wir uns geschichtswissenschaftlich damit beschäftigen. Wir stellen fest: Nichts ist besser belegt als die Existenz des Jesus der Bibel aus jener damaligen Zeit.
Jeder, der sich geschichtswissenschaftlich damit beschäftigt – ob Christ oder Nichtchrist –, wird ohne Umschweife eingestehen, dass die Faktengrundlage, die Indiziengrundlage für Jesu Existenz, deutlich und vielfach höher ist als die von Julius Caesar. Aber niemand sagt: „Er weiß nicht, ob Julius Caesar wirklich gelebt hat.“ Das wissen wir alle, das ist klar. Julius Caesar wurde ermordet – Brutus, der Böse –, aber die Faktenlage dafür ist viel dünner.
Die Geschichte von Lee Strobel als Beispiel für Glaubensfindung
Tatsächlich ist es so: Wenn Menschen sich aufmachen und sagen, sie wollen es überprüfen, sie wollen die Zeichen erkennen, sie sind bereit, die Zeichen der Zeit zu sehen und sich damit auseinanderzusetzen, dann fangen sie an, zu verstehen.
Es gibt einige sehr interessante Berichte. Einer der für mich vielleicht spannendsten ist der Bericht des Journalisten Lee Strobel, der früher bei der renommierten Chicago Tribune gearbeitet hat. Ich denke, der eine oder andere von euch hat vielleicht auch sein Buch „Der Fall Jesus“ oder den gleichnamigen Film gesehen.
Lee Strobel war ein eingeschworener Christenhasser. Dann wurde seine Frau Christin, und er fragte sich, was mit ihr los sei, wie sie auf so einem „falschen Dampfer“ sein könne. Er beschloss, es ihr zu beweisen. Er machte sich daran, ihr zu zeigen, wie dümmlich der christliche Glaube sei.
Irgendwann äußerte er sich im Zorn spöttisch über Christen und verwies einen Kollegen auf C. S. Lewis. Viele von euch kennen den Namen C. S. Lewis, einen Literaturprofessor aus Oxford, der Mitte des letzten Jahrhunderts selbst ein starker Skeptiker war und den christlichen Glauben eher für Blödsinn hielt. Irgendwann wurde er jedoch Christ.
Lewis sagte später, was ihm klar wurde: Wenn das Christentum falsch ist, dann spielt das keine große Rolle. Die Menschen, die an Jesus glauben, sind dann zwar ein bisschen bedauerlich, aber es ist nicht dramatisch.
Wenn es aber andersherum ist, wenn es wirklich wahr ist, wenn Jesus wirklich der einzige Retter ist, wenn wir uns eines Tages vor Gott rechtfertigen müssen und ohne Christus verloren sind, dann gibt es im ganzen Universum nichts Wichtigeres, als der Sache auf den Grund zu gehen.
Das hat dieser Kollege Lee Strobel gesagt. Strobel antwortete: „Okay, okay.“ Dann machte er sich als sowohl juristisch als auch wissenschaftlich geschulter Mensch auf den Weg, um Indizien zu sammeln.
Er wollte beweisen, dass der christliche Glaube naiv, falsch und dümmlich ist. Doch irgendwann kam er an den Punkt, an dem er sagte: „Ich verstehe, wer hier wirklich der Dumme ist. Dumm bin ich, weil ich die klaren Zeichen nicht erkennen will. Ich will nicht, dass das wahr ist.“
Sein Verstand hatte ihm schon längst gesagt: Natürlich ist es richtig. Aber sein Herz wollte es nicht wahrhaben. Schließlich brachte ihn seine innere Ehrlichkeit dazu, zu sagen: „Nein, ich muss hier kapitulieren.“ Und so wurde er Christ.
Heute schreibt Lee Strobel wunderbare Bücher.
Aufruf zum Erkennen der Zeichen und Glauben an Jesus
Ihr Lieben, es gibt gute Gründe zu glauben. Christen sind nicht naiv. Du musst dir keine Sorgen machen, dass irgendwann wissenschaftlich etwas passiert, das deinen Glauben zerstören könnte. Nein! Erkenne die Zeichen: Es gibt einen Gott, und er hat seinen Sohn Jesus Christus in diese Welt gesandt. Die Bibel beweist das und belegt es Stück für Stück.
Ja, es gibt viele Dinge, die wir nicht verstehen. Wenn ich mir momentan Lebensumstände anschaue, kann es sein, dass ich auch mal Zweifel bekomme, weil Dinge nicht so laufen, wie ich denke, dass sie laufen sollten. Aber wenn ich mich zurückziehe und das große Ganze betrachte, wenn ich schaue, was verheißen war und was geschieht, dann sehe ich, wie sich ein großer Plan entfaltet. Ein Plan, den Gott von Anbeginn der Welt hatte und den er uns kundgetan hat. Dann darf ich im Glauben gestärkt weitermachen.
Lieber Christ, ich hoffe, du öffnest deine Augen immer wieder neu für die Zeichen und erkennst: Es ist wahr, ich habe mich nicht aufs falsche Pferd gesetzt. Wenn du heute hier bist und noch Skeptiker bist, möchte ich dich herausfordern: Geh der Sache auf den Grund. Wenn das alles wirklich nicht wahr ist, okay. Aber wenn das, was ich hier predige, und was dieses Buch hier sagt, wahr ist, dann gibt es nichts Wichtigeres im ganzen Universum, als dass du das erkennst.
Die Bibel sagt: Wer suchet, der wird finden. Wenn du dich ehrlich aufmachst und suchst – und wir sind gern bereit, dir dabei zu helfen – dann warte ab, was du finden wirst. Erkenne die Zeit, erkenne, dass Jesus der Retter ist. Denn du brauchst ihn mehr, als dir das vielleicht im Moment bewusst ist.
Die Dringlichkeit der Gnadenzeit und das kommende Gericht
Dies vor allem auch deshalb, weil die Zeit, die jetzt gekommen ist, die Zeit ist, auf die Jesus hier verweist. Diese Zeit wird ein Ende haben.
Das Zitat, das Jesus aus Jesaja 61,2 bringt, beendet er vorzeitig. Das haben wir bereits in der Textlesung gehört. Dort heißt es nämlich nicht nur, dass der Messias gesandt wurde, um ein Gnadenjahr des Herrn zu verkündigen – oder wie Luther sagt, ein gnädiges Jahr des Herrn –, also eine Zeitspanne, in der wir noch die Gnade Gottes in Anspruch nehmen können.
Sondern es folgt auch direkt ein „Tag der Vergeltung“ oder des Gerichts unseres Gottes. Auf die Gnadenzeit folgt also das Gericht.
Jesus sagt: Erkenne die Zeichen der Zeit. Noch ist Gnadenzeit. Erkenne, dass ich gekommen bin, um Menschen zu retten.
Die Aufforderung zur Selbstprüfung und Umkehr (Lukas 12,57-59)
Um noch deutlicher zu machen, dass der Tag des Gerichts kommen wird, folgt in den Versen 57 bis 59 eine zweite Frage und eine zweite Illustration. Das führt uns zum zweiten Teil dieser Predigt.
In Vers 57 heißt es: „Warum aber urteilt ihr nicht auch von euch aus darüber, was Recht ist?“ Das klingt zunächst etwas seltsam. Was sollen wir urteilen? Was ist Recht?
Vor dem Hintergrund, dass Jesus bereits in der vorherigen Rede mehrfach von seinem Wiederkommen gesprochen hat, davon, dass wir uns bereit machen sollen, vor Gott zu stehen, dass wir auf ihn vertrauen und ihn bekennen sollen, und dass der Tag des Gerichts kommen wird wie ein Dieb in der Nacht, stellt sich die Frage: Sind wir bereit dafür?
Das heißt: Bin ich im Recht? Was bedeutet Recht, wenn der Tag des Gerichts kommt? Wenn wir bedenken, was Jesus gerade in den Kapiteln davor alles gelehrt hat, was einen Menschen ausmacht, der vor Gott bestehen kann, dann können wir prüfen, ob wir im Recht sind und vor Gott bestehen können.
In Kapitel 10 kam zum Beispiel ein Mann zu Jesus und fragte ihn, was er tun müsse, um das ewige Leben zu erben. Jesus forderte ihn heraus und fragte: „Was denkst du denn?“ Der Mann gab die richtige Antwort. Er zitierte das sogenannte Doppelgebot der Liebe: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen deinen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“
Ich möchte fragen: Wie sieht es bei dir aus? Liebst du den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all deinen Kräften, von ganzem Gemüt? Liebst du deinen Nächsten wie dich selbst? Schaffst du das?
In Kapitel 11 war Jesus unmittelbar vor Beginn dieser Rede eingeladen bei einem Pharisäer zu einem Essen. Das Gespräch nahm einen konfrontativen Charakter an, als der Gastgeber von ihm verlangte, mehr Wert auf äußere Reinheit zu legen. Jesus machte deutlich, dass wirklich Not tut, ein reines Herz zu haben.
Wie sieht das bei dir aus? Hast du ein wirklich reines Herz?
Zu Beginn dieser Rede in Kapitel 12 konfrontiert Jesus die Massen damit, dass sie oft zu sehr darauf bedacht sind, was die Menschen von ihnen denken. Sie wollen vor den Menschen gut dastehen. Jesus fordert sie heraus und sagt: „Seht zu, seid nicht Heuchler, die anderen etwas vormachen. Seid ehrlich, stellt euch ehrlich vor Gott! Seid bedacht darauf, wie er von euch denkt, lebt für ihn und bekennt ihn als euren Herrn – so wie er lebt.“
Dann fährt er fort: „Vertraut nicht auf das, was ihr habt, auf Reichtum, und macht euch nicht zu viele Sorgen über das, was ihr nicht habt. Lernt, auf Gott zu vertrauen, auf seine Versorgung.“
Ich möchte fragen: Wie ist das bei dir? Bekennst du deinen Herrn mutig? Lebst du im vollsten Vertrauen auf ihn?
Ich glaube, wenn wir ehrlich diese Herausforderung hören, müssen wir eingestehen: Das schaffe ich nicht. Ich bin nicht im Recht vor Gott. Es wäre Gottes gutes Recht, mich am Tag des Gerichts zu richten.
Illustration zur Dringlichkeit der Versöhnung
Und darum geht es Jesus hier. Er bringt eine Illustration, um das deutlich zu machen. Ich lese uns die Verse 58 und 59 vor:
„Denn wenn du mit deinem Gegner zum Gericht gehst, so bemühe dich, auf dem Weg von ihm loszukommen, damit er nicht etwa dich vor den Richter ziehe und der Richter überantwortet dich dem Gerichtsdiener, und der Gerichtsdiener wirft dich ins Gefängnis. Ich sage dir, du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den allerletzten Heller bezahlt hast.“
Was Jesus hier tut, ist nicht einfach nur, uns einen Tipp zu geben, was man tun soll, wenn man Rechtsstreitigkeiten hat. Also wenn du rechtliche Probleme hast, dann...
Nein, es ist eine Illustration. Er will etwas verdeutlichen. Jeder vernünftig denkende Mensch, jeder logisch denkende Mensch versteht das sofort. Natürlich würde ich das tun. Wenn ich ein juristisches Problem habe und weiß, ich bin im Unrecht, und ich weiß, der Richter kennt alle Fakten, dem kann ich nichts vormachen, dann weiß ich, wenn es zum Gerichtsprozess kommt, werde ich verurteilt.
Und wenn deine Schuld eine ist, von der du weißt, dass du nicht genug hast, um sie jemals zurückzuzahlen – auweia!
Die Aufforderung zur Umkehr und das stellvertretende Opfer Jesu
Wisst ihr, was die meisten Menschen tun, wenn sie in einer solchen Situation sind? Wir haben hier in der Gemeinde ein paar Richter. Ich habe sie mal gefragt. Die meisten Fälle, die kommen, landen nicht vor Gericht. Die Parteien einigen sich meist außergerichtlich. Das heißt, sie finden einen Weg, sich mit dem Kläger gütlich zu einigen.
Genau darum geht es Jesus hier. Wenn du weißt, dass gerade eine Zeit der Gnade ist und dass eines Tages der Gerichtsprozess kommen wird, dann solltest du bedenken: Wenn du bis dahin immer noch im Unrecht bist, wirst du große Probleme haben. Die Schuld gegenüber Gott kannst du nie zurückzahlen. Das bedeutet, du wirst ewig im Gefängnis sitzen.
Was ist dann vernünftig? Finde einen Weg, in der Zeit, die dir noch bleibt, das Problem aus der Welt zu schaffen. Wenn du erkennst, dass du schuld bist, dass du Schuld in deinem Leben hast, dann unternimm etwas, um deine Schuld loszuwerden.
Jesus ruft die Menschen immer wieder dazu auf: Tu Buße, kehr um! Wende dich ab von deinem falschen Leben und fang an, ihm zu vertrauen. Er ist gekommen, um deine Schuld von dir zu nehmen.
Jesus ist hier auf dem Weg zum Kreuz. Diesen Weg hat er schon in Kapitel 9 begonnen. Dort erklärt er zum ersten Mal, was noch geschehen muss. Er wiederholt das mehrfach. Er sagt: Ich gehe zum Kreuz, um dort zu sterben. Dann werde ich den Tod überwinden. Ich sterbe, um die Schuld zu bezahlen, damit Menschen, die Schuld haben, vor Gott bestehen können.
Ich sterbe stellvertretend für jeden, der zu mir kommt und mir seine Schuld bringt. Deshalb wird er sterben. Deshalb geht er zum Kreuz. Deshalb ist er bereit, diesen schweren Weg zu gehen.
Jetzt sagt er zu den Menschen: Jetzt ist die Zeit! Gib mir deine Schuld, vertraue mir das an! Noch ist Gnadenzeit, aber der Tag des Gerichts kommt. Also komm zu mir!
Die Konfrontation mit der Wahrheit und die Einladung zur Umkehr
Die Worte klingen hart, sie sind sehr konfrontativ. Jesus scheut sich nicht, den Menschen offen zu sagen, was sie sind: Heuchler, Sünder! Aber er tut das nicht, um sie fertigzumachen. Er tut es, weil er die Menschen liebt und nicht will, dass sie verloren gehen oder ins Gericht kommen.
Dem Menschen ist bestimmt, einmal zu sterben, dann aber das Gericht. Jesus sagt: „Ich will nicht, dass ihr da hinkommt, dass ihr ins Gericht kommt. Kehrt doch um!“ Nutzt die Zeit, macht die Augen auf, fangt an zu denken. Seid nicht dumm, seid nicht Heuchler, erkennt eure Schuld und bringt sie zu mir.
Wenn du das noch nicht getan hast, wenn du vielleicht ein bisschen „Jingle Bells“ und „O du fröhliche“ singst, aber nicht wirklich weißt, was es mit Weihnachten auf sich hat, wenn du noch nicht bereit bist für das zweite Kommen Christi, weil du nicht damit rechnest, dass ein Tag kommt, an dem du vor Gott Rechenschaft geben musst, dann bitte nutze diese Adventszeit.
Höre den Ruf Jesu, höre die Worte aus 2. Korinther 6: „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils.“ Es gibt keinen besseren Tag als heute, denn du weißt nicht, wie viele Tage du noch hast. Aber heute, hier und jetzt, ist noch Gnadenzeit.
Du kannst einfach zu Jesus kommen, im Gebet. Bitte ihn einfach: „Herr, hilf mir, dich mehr zu erkennen.“ Das, was wir gerade gesungen haben: „Herr, öffne meine Augen, hilf mir zu verstehen.“ Augen und Ohren brauchen wir geöffnet – und das Herz gleich mit.
Herausforderung an Christen und der wahre Geist der Adventszeit
Bitte den Herrn darum, liebe Geschwister, liebe Christen: Auch wir sollten uns durch diese Worte herausfordern lassen. Leben wir wirklich im Bewusstsein, dass noch Gnadenzeit ist und dass der Tag des Gerichts kommen wird? Nutzen wir die Advents- und Weihnachtszeit, um Menschen vor dem kommenden Gericht Gottes zu warnen? Und leben wir in der Erwartung dieses Tages?
Ich habe eingangs von meinem Besuch auf der Snowflake Lane in Bellevue, Washington, erzählt. Dort dröhnte aus den Lautsprechern „Jingle Bells“ und die Menschenmassen jubelten der Weihnachtsparade zu. Hinter den Menschen stand ein Mann mit einem Riesenschild. Er trug so eine Art Gestell, in dem das Schild befestigt war, und hielt es hoch. Oben auf dem Schild standen in großen Lettern die Worte „Repent, Tubuse“.
Ich konnte ihn nicht hören, weil es so laut war, es dröhnte aus den Lautsprechern. Ich ging dann näher heran, um zu hören, was er zu sagen hatte. Ich sah, dass er eine Bibel in der Hand hielt. Schließlich hörte ich, was er sagte: An Weihnachten geht es nicht um „Jingle Bells“, es geht nicht um Rudolph, das rotnasige Rentier. Es geht um deine Sünden. An Weihnachten ist Christus wegen deiner Sünden gekommen, und er ruft dich zur Buße. Er ruft: „Repent!“
Doch diese Worte gingen im Trubel unter. Die Menschen, die ihn sahen, schauten ihn kurz mitleidig oder belustigt an und gingen weiter, um fröhlich die „Jingle Bells“-Parade zu genießen. Ich dachte mir: Wahrscheinlich ist er hier derjenige, der am besten verstanden hat, was Weihnachten wirklich bedeutet. Er hat es begriffen.
Und wir alle sind so abgelenkt von all dem Trubel. Ist das nicht oft so? Veranschaulicht das nicht eigentlich nur das, was tatsächlich auch in unserem Leben oft los ist? Gerade in dieser Zeit? Die wahre Botschaft des Advents und von Weihnachten geht im Lärm und Trubel dieser Zeit unter.
Wir bereiten uns auf alles Mögliche vor: Wir kaufen Weihnachtsgeschenke, backen Plätzchen, schmücken Weihnachtsbäume, gehen von Weihnachtsfeier zu Weihnachtsfeier, besuchen Weihnachtsmärkte und trinken Glühwein. Aber sind wir wirklich vorbereitet auf das Kommen Jesu?
Einladung zur inneren Einkehr und Vorbereitung auf das Kommen Christi
Ich möchte uns heute Abend Mut machen, uns wirklich Zeit zu nehmen – Zeit in den nächsten zehn Tagen.
Lasst uns innehalten und ehrlich in unsere Herzen schauen: Erkenne ich Christus? Erkenne ich mich selbst richtig? Erkenne ich meine Schuld? Bin ich bereit, vielleicht auch wieder neu umzukehren, im Vertrauen darauf, dass der Weg, auf dem mich der Herr ruft, wirklich der gute Weg ist?
Lebe ich so, dass ich bereit bin, wenn der Herr heute Abend kommt? Kann ich ihm mit frohem Angesicht entgegengehen und sagen: „Ich habe es nicht verdient, aber ich vertraue auf deine Gnade“?
Wollen wir uns in diesen Tagen vor Weihnachten noch Zeit nehmen, um Gott zu bitten, durch seinen Geist uns immer mehr zu verändern? So dass wir wirklich mehr erfüllt sind von echter Liebe für Gott und echter Nächstenliebe.
Wollen wir Gott bitten, unsere Herzen neu zu reinigen? Wollen wir neu lernen, was es heißt, mutig zu sein, uns zum Herrn zu bekennen, auf ihn zu vertrauen und Schätze im Himmel zu sammeln?
Liebe, wenn wir das tun, dann sind wir wirklich bereit für das Kommen unseres Herrn – an Weihnachten und an jedem anderen Tag. Dann können wir ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest feiern.
Amen? Amen.