Vertrauen auf Gottes Zusage trotz widriger Umstände
Großer Gott, himmlischer Vater, das ist eine wunderbare Zusage: Christus hält uns fest, egal was kommen mag. Er hält uns fest bis hin zur Auferstehung, bis hin zu neuem Leben mit ihm in der Ewigkeit.
Herr, so wollen wir dich bitten, dass du unser Vertrauen darauf stärkst, jetzt durch dein Wort. Sprich du: Komm zu uns und gib uns Ohren und Herzen, dein Wort anzunehmen, es aufzunehmen. Schenk, dass es gute Frucht trägt in uns. Amen.
„Christus hält mich fest“ – das singt sich ja ganz schön und auch recht leicht. Aber dann gehen wir nach Hause und hören vielleicht schon im Auto die Nachrichten. Wir hören von Chaos in dieser Welt, von Terrorismus, von Katastrophen.
Ja, vielleicht erleben wir das ganz persönlich auch in unserem eigenen Leben: Leid, Chaos. Und dann stellt sich halt doch die Frage: Hält Christus uns fest? Hat Gott wirklich alles im Griff?
Rückblick auf die Schöpfung und den Sündenfall
Seit einigen Wochen gehen wir durch eine Predigtserie zum ersten Buch Mose. Wenn wir noch einmal betrachten, was wir dort gesehen haben, können auch diese Kapitel die Frage aufwerfen, ob Gott wirklich alles im Griff hat.
Ich möchte das kurz mit uns rekapitulieren. Ganz am Anfang sehen wir in 1. Mose 1 und 1. Mose 2, dass Gott die Welt schafft. Durch sein mächtiges Wort spricht er die Welt in ihre Existenz. Er schafft den Menschen als Krone der Schöpfung, und alles ist sehr gut.
Doch dann kommt Kapitel 3, und die Menschen rebellieren gegen den guten Gott, gegen ihren Schöpfer, gegen ihren Herrn. So endet die Zeit, in der alles sehr gut war. Das Paradies ist vorbei, und wir treten ein in eine kaputte Welt, eine Welt, die unter dem Sündenfall leidet.
In den Kapiteln 4 und 5 sehen wir, wie sich die Sünde ausbreitet und immer mehr Raum einnimmt. Wir erkennen, wie verheerend das alles ist. Dann greift Gott in Kapitel 6 ein: Er sendet die Flut und richtet, bewahrt aber eine Familie. Allein aus Gnade rettet er Noah und seine Familie, und es gibt einen Neuanfang.
Ab Kapitel 8 oder spätestens Kapitel 9 lesen wir davon. Doch schon in Kapitel 9 zeigt sich, dass auch dieser Neuanfang nicht lange Bestand hat. Es kommt wieder zu neuer Sünde.
So stellt sich die Frage: Hat Gott wirklich alles im Griff? Ist er vielleicht ein Schachspieler, der immer wieder versucht, mit dem nächsten Zug zu korrigieren, was die Menschen gerade wieder zerstört haben? Können wir uns wirklich auf Gott verlassen?
Einführung in die Kapitel 10 und 11 des ersten Buches Mose
Und damit kommen wir zur Predigt über 1. Mose 10 und 11. Wer den Predigt-Flyer gelesen und sich auf 1. Mose 10 vorbereitet hat, muss sagen: Ja, du hast die Hälfte des Predigttextes gelesen.
Ich habe die Predigtserie so gestaltet, weil wir dachten, es macht Sinn, der Bibel Kapitel für Kapitel zu folgen und pro Kapitel eine Predigt zu halten. Das war schon bei der Flut in gewisser Weise herausfordernd, aber es ging irgendwie noch.
Als ich dann Kapitel 10 und 11 gelesen habe, wurde mir klar: Wir werden Kapitel 10 nur verstehen, wenn wir Kapitel 11 mitbetrachten. Und wir werden Kapitel 11 nur richtig verstehen, wenn wir Kapitel 10 im Blick haben. Deshalb habe ich die Predigtserie etwas geändert. Die Serie durch die ersten elf Kapitel der Bibel endet heute.
Ab nächster Woche werden wir uns mit den Ich-bin-Worten Jesu beschäftigen.
Also, 1. Mose, die Kapitel 10 und 11. Zu Beginn müssen wir eigentlich noch einen Schritt zurückschauen. Wir denken noch einmal an Kapitel 9. Nach der Flut gibt Gott einen Segen, der im Grunde das wiederholt, was er zu Beginn der Schöpfung gesagt hatte.
Er segnet Noah, seine drei Söhne und natürlich auch die Frauen, denke ich, und sagt: Seid fruchtbar, mehret euch und füllet die Erde.
Die Erfüllung von Gottes Willen und der Stammbaum der Nachkommen Noahs
In Kapitel zehn sehen wir nun, wie Gottes Wille geschieht. Das ist das Erste, was wir bedenken sollen: Gottes Wille geschieht.
Kapitel zehn beginnt mit den Worten: „Dies ist das Geschlecht der Söhne Noas, Sam, Ham und Japheth, und es wurden ihnen Söhne geboren nach der Sintflut.“ Im weiteren Verlauf wird beschrieben, wie dies geschieht. Dabei sehen wir jeweils einen etwas ungewöhnlichen Stammbaum der Nachkommen.
Es heißt immer wieder am Ende, dass die Söhne Hams oder Japheths sich verbreiteten nach ihren Geschlechtern, Sprachen, Ländern und Völkern. So endet Kapitel zehn mit der Zusammenfassung: „Das sind nun die Nachkommen der Söhne Noas nach ihren Geschlechtern und Völkern. Von ihnen haben sich die Völker auf Erden nach der Sintflut ausgebreitet.“
Wenn wir uns nun noch einmal den Auftrag vor Augen führen: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde“ – und jetzt sehen, dass sie sich auf Erden ausgebreitet haben, dann ist man geneigt zu sagen: Na also, es geht doch endlich mal. Was Gott anordnet, geschieht. Gut gemacht, ihr Menschen.
So könnte man Kapitel zehn verstehen – es sei denn, man liest weiter.
Die Bedeutung von Kapitel 11 und der Turmbau zu Babel
Kapitel 11 erklärt uns, was in Kapitel 10 geschieht. Es zeigt uns, dass das, was hier jetzt geschieht – nämlich die Erfüllung von Gottes Willen – nicht die Konsequenz von menschlichem Gehorsam ist. Ganz im Gegenteil: Es ist das souveräne Werk Gottes, das er vollbringt, obwohl die Menschen gegen ihn rebellieren.
Damit kommen wir zum Turmbau von Babel. Zu Beginn von Kapitel 11 lesen wir: „Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache. Als sie nun nach Osten zogen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten dort selbst.“ Das ist die Einleitung des Berichts vom Turmbau zu Babel.
Diese einleitenden Worte klingen zunächst völlig harmlos, und wir haben keine weitere Vorstellung davon, was es damit auf sich hat – es sei denn, wir haben Kapitel 10 gelesen. Vielleicht haben Sie eine Bibel vor sich und schauen mal in Kapitel 10 hinein. Dort werden Sie feststellen, dass das, was jetzt hier beschrieben wird, nicht chronologisch nach Kapitel 10 kommt, sondern ziemlich am Anfang von Kapitel 10 geschehen sein muss.
In Kapitel 10, Vers 10, wird zum Beispiel beschrieben, dass schon der Enkelsohn von Ham, also der Urenkel von Noah, ein Mann namens Nimrod, in der Ebene Schinar und in der Stadt Babel war. Spätestens zu dieser Zeit, als sie nach Osten zogen in die Ebene und das Land Schinar – nicht zu verwechseln mit China – muss das Geschehen stattgefunden haben. Es kann sein, dass seine Vorfahren schon dort waren und er deshalb auch dort war. Also spätestens drei Generationen nach Noah findet das, was wir jetzt beschrieben bekommen, statt.
Wir sehen auch noch einen weiteren Grund, warum das Ganze sehr früh geschehen sein muss: Am Anfang ist hier die Rede davon, dass alle Welt einerlei Zunge und Sprache hatte. Doch in Kapitel 10, in den Versen 5, 20 und 31, jeweils am Ende der Berichte über die Söhne von Noah, heißt es, dass dies die Berichte über sie sind – jeweils die Rede von Geschlechtern, Sprachen, Ländern und Völkern.
Wir erkennen also, dass der Bericht in Kapitel 11 nicht chronologisch nach Kapitel 10 liegt, sondern am Anfang von Kapitel 10. Dadurch hilft uns Kapitel 11, Kapitel 10 ganz anders zu verstehen.
Die Rebellion der Menschen beim Turmbau zu Babel
So kommen wir jetzt zum Turmbau von Babel. Ich lese uns den Bericht ab Vers 3 vor:
„Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! Und sie nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel. Und sie sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, damit wir uns einen Namen machen, damit wir nicht zerstreut werden in alle Länder.“
Habt ihr gehört, warum sie das tun wollen? Warum sie diesen Turm bauen wollen? Sie wollen sich einen Namen machen! Noch konkreter: Sie wollen vermeiden, dass sie zerstreut werden.
Doch was war Gottes Auftrag? „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde.“ Gott wollte also die Zerstreuung der Menschen.
Aber die Menschen machen jetzt einen ganz konkreten Plan, damit sie zusammenbleiben können. Ist das nicht dreist? Gott gibt einen klaren Auftrag, und sie spucken ihm quasi ins Gesicht. Sie sagen: „Ach, dein Plan? Wir machen etwas anderes, und das wird funktionieren.“ Sie setzen sich über Gottes Plan hinweg. Sie wollen zusammenbleiben, statt die Erde zu füllen.
Gott zu ehren – das ist ja der Auftrag der Menschen. Dazu hat er uns geschaffen, dass wir als seine Abbilder ihn reflektieren, seine Herrlichkeit widerspiegeln. Wir sollen sein zum Lobpreis seiner Herrlichkeit. Aber nein, nein, nein! Sie wollen sich selbst einen Namen machen. Es geht um sie und nicht um Gott. Wer braucht schon Gott?
Noch vor Kurzem war die ganze Welt aufgrund ihrer Sündhaftigkeit und Rebellion gegen Gott von ihm gerichtet worden. Die Flut war gekommen als Gericht Gottes, und nur eine einzige Familie hat überlebt – aufgrund der großen Gnade Gottes. Und diese Familie hat jetzt die Dreistigkeit, sich gegen Gott zu stellen. Wie verblendet muss man eigentlich sein?
Wenn wir uns die Altersspanne der Menschen anschauen und bedenken, dass Noah nach der Flut, wie uns am Ende von Kapitel 8 beschrieben wird, noch 350 Jahre gelebt hat, und dann sehen, dass die Nachkommen in nicht so großen Abständen geboren wurden, dann ist es gar nicht so unwahrscheinlich – im Gegenteil, es ist sehr wahrscheinlich –, dass die Menschen, die dort diesen Turm gebaut haben, Noah zumindest noch persönlich gekannt haben. Vielleicht hat Noah sogar noch selbst gelebt.
Und diese Menschen ignorieren Gottes Auftrag. Das ist maßlose Selbstüberschätzung. Noch dazu wollen sie einen Turm bauen, der bis in den Himmel reicht. Das ist wie beim Sündenfall: das gleiche Streben zu Gott. „Den brauchen wir nicht, wir können ja selber in den Himmel. Wir bauen uns einen Turm dahin.“
So war das auch beim Sündenfall. Die Menschen wollten sich nicht unter den allmächtigen und gnädigen Gott beugen. Sie wollten ihm nicht dienen, ihm nicht gehorchen. Sie wollten sein wie er. Dann braucht man Gott nicht mehr.
Parallelen zur heutigen Zeit und persönliches Nachdenken
Nun ließe sich das alles ganz gut als eine Geschichte aus grauer Vorzeit abtun, wenn – ja, wenn uns die Gegenwart nicht deutlich vor Augen führen würde, dass die Menschen heute gar nicht so ganz anders sind.
Auch heute wird doch überall Gott ausgeblendet, und es werden im Prinzip konkrete Pläne gemacht, um das zu tun, was Gott gerade nicht will – um gegen seinen Willen zu rebellieren. Wir müssen uns anschauen, wie in der westlichen Welt mit großer Vehemenz ein gesellschaftlicher Wandel vorangetrieben und dann auch gesetzlich abgesichert wird. Dieser Wandel führt dazu, dass das, was Gott Sünde nennt, auf einmal legal ist – ja, sogar geschützt werden muss.
Das gilt sowohl in der Sexualethik und in der Definition von Ehe, wo die Definition Gottes vom Tisch gewischt wird, als auch im Bereich der Legalisierung von Abtreibung oder der Bestrebungen im Bereich der Sterbehilfe. Was Gott sagt, ist uns egal, wir machen unsere eigenen Pläne. Die menschliche Selbstüberschätzung kennt keine Grenzen.
Die Wissenschaft meint, Gott begraben zu haben. Dabei sind alle Naturgesetze, alles, worauf die Wissenschaft aufbaut, von Gott gegeben. Gott wird nicht mehr gebraucht. Selbst als Schöpfer wird er nicht mehr benötigt. Kinder können produziert werden, wann immer Menschen wollen. Wann immer es in die Lebensplanung passt, wird halt ein Kind gemacht.
Die Genforschung hilft uns dann auch noch, sodass wir nicht mehr auf Gott angewiesen sind, sondern selbst planen, wie das Kind aussehen soll. Die Genforschung sagt uns, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis man sich seine Kinder quasi wie im Katalog aussuchen kann. Man kann sich selbst aussuchen, ob man einen Jungen oder ein Mädchen haben will. Und natürlich kann man das auch noch verändern im Nachhinein.
Das spielt alles keine Rolle mehr. Und bei all dem wird ignoriert, dass Gott allein der Herr aller Dinge ist, dass er Leben gibt, Leben bewahrt und Leben eines Tages auch beendet. Und dass er dann die Menschen richten wird.
Wenn wir das so bedenken, muss uns das doch eigentlich vorkommen wie ein kleines Kind, das meint, wenn es sich die Augen zuhält, dass es dann nicht gesehen werden kann. „Gott, du kannst uns nicht sehen!“ – Idiotie!
Nun gut, das sind ja die anderen. Wir Christen sind ja besser, oder? Wie ist das eigentlich bei uns? Ist nicht eigentlich jede Sünde ganz ähnlich? Ist es nicht immer so, dass ich, wenn ich mich entscheide, meinen eigenen Weg zu gehen, anstatt das zu tun, was Gott sagt, ein Misstrauensvotum gegen Gott abgebe? Stelle ich denn nicht meine eigenen Pläne über Gottes perfekten Willen?
Nun sind wir Christen dann natürlich etwas subtiler und finden Wege, vielleicht unsere Sünden schönzureden. Dann tun wir so, als ob Gottes Wille ja gar nicht so klar sei, und da müssten wir halt selber irgendwie machen. Oder: „Na ja, in der Bibel steht es zwar so, aber das war ja für früher gedacht, und wir heute, das ist ja eine andere Zeit.“
Oder das ist meine Lieblingsausrede, ich weiß nicht, wie es euch geht: Ich bilde mir immer wieder ein, „Ah ja, ich weiß, das sagt die Bibel, und das ist eigentlich auch richtig so, aber meine Lebensumstände sind ja so besonders, und das gibt mir quasi so eine Sondergenehmigung, vielleicht mal doch meinen eigenen Weg zu gehen.“
Hast du schon mal so gedacht? Naja, keiner nickt, aber ich weiß, ihr nickt innerlich. Uns muss klar sein: Gottes Wort ist sein Wort für alle Menschen zu allen Zeiten. Gott ist weise genug, auch unsere Lebensumstände im Blick zu haben, und er ist weise genug, ein Wort zu überliefern, das auch uns heute trifft. Gott ist der Gott aller Zeiten, aller Länder und aller Lebensumstände.
So möchte ich fragen: In Anbetracht dessen, was die Menschen beim Turmbau zu Babel taten, wie ist das in deinem Leben? Gibt es Bereiche, in denen du gegen Gottes Willen rebellierst?
Ich möchte die Frage bewusst einen Moment so stehen lassen, weil ich uns einladen möchte. Ich weiß, es ist unangenehm, darüber nachzudenken. Es ist einfacher, jetzt zu warten, was er jetzt sagt. Geht mir selbst auch mal so, wenn ich andere Prediger höre. Am liebsten möchte ich gleich weiter predigen.
Ich möchte uns einen Moment Zeit geben, darüber nachzudenken: Gibt es Bereiche in deinem Leben, in denen du vielleicht bewusst sagst, bestimmte Bereiche der Bibel will ich gar nicht lesen? Ich brauche nur die Zusprüche der Bibel und ein paar praktische Hinweise für mein Leben, das reicht. Denn ich weiß eigentlich, dass Gott mir etwas sagen will, aber ich will nicht hören.
Gibt es Bereiche, in denen du es vielleicht sogar gehört hast, aber doch anders handelst? Gibt es Lebensbereiche, die du ausklammerst? Gott darf dein Herr sein – nur in diesem Bereich vielleicht nicht.
Mal ganz ehrlich: Musst du das jetzt niemandem erzählen, aber vielleicht redest du mit Gott darüber.
Gottes Eingreifen und die Folgen der Rebellion
Als die Menschen damals Gottes Willen ignorierten und ihre eigenen Pläne machten, sehen wir im weiteren Verlauf, wie Gott darauf reagiert. Gott lässt sich nicht spotten. Seine Reaktion zeigt sich ab Vers fünf: Da fuhr der Herr hernieder, um die Stadt und den Turm zu sehen, die die Menschen und ihre Kinder bauten. Und der Herr sprach: „Siehe, es ist einerlei Folge und einerlei Sprache unter ihnen allen, und dies ist erst der Anfang ihres Tuns. Nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun.“
„Wohl auf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des anderen Sprache verstehe.“
Was wir hier lesen, ist – falls es noch nicht aufgefallen ist – eine Ironie, die die Bibel verwendet. Ja, in der Tat, die Bibel benutzt Ironie. Schon gleich im Vers fünf beginnt das: „Da fuhr der Herr hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm.“ Erst einmal ist das witzig: Die Menschen wollen einen Turm bis zum Himmel bauen, und dann muss Gott herunterkommen. „Ach, guck mal, das kleine Türmchen ist ja niedlich.“ Natürlich muss Gott nicht wirklich herunterfahren. Sieht Gott aus dem Himmel alles, was hier geschieht? Kennt er alle Details eines Lebens? Ja, natürlich.
Im nächsten Vers klingt es so, als hätte Gott nun wahnsinnige Panik, weil alle dieselbe Sprache sprechen und alles einheitlich ist. Es scheint, als würde er sagen: „Das ist erst der Anfang ihres Tuns, nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können.“ So, als ob Gott keine Kontrolle mehr über die Menschen hätte. Doch in Wirklichkeit macht sich Gott hier lustig. Was denkt ihr eigentlich? Hallo, ich bin Gott!
Das ist das, was Gott uns hier zeigen will. Der dreieinige Gott spricht deshalb im Plural: „Lasst uns herniederfahren.“ Der dreieinige Gott sagt: „Leute, es ist genug!“ Nun greift er ein. Das sehen wir dann im weiteren Verlauf noch deutlicher ab Vers acht: „So zerstreute sie der Herr von dort in alle Länder, da sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen.“ Daher heißt ihr Name Babel, weil der Herr selbst ihre Sprache verwirrte. Alle Länder sprachen verschiedene Sprachen, und sie wurden von dort zerstreut in alle Länder.
Was wir hier am Ende sehen, ist die Konsequenz der Rebellion der Menschen beim Turmbau zu Babel. Diese Begebenheit begründet das, was wir in Kapitel 10 noch als den Gehorsam der Menschen feiern könnten. Es ist Gott, der dafür sorgt, dass die Menschen zerstreut werden in alle Länder. Letztendlich ist das, was in Kapitel 10, Vers 32, beschrieben wird, dass sie von dort ausgebreitet wurden, das Werk Gottes und nicht der Gehorsam der Menschen.
Gott verwirrte ihre Sprachen – auch das ist ein Gericht Gottes, eine Strafe Gottes. Dadurch schwächt er die sündhafte Menschheit in ihrer Fähigkeit, miteinander zu kommunizieren und ihre rebellischen Pläne gegen Gott auszuhecken. Das wissen wir auch aus der Kriegsführung: Wenn man das Kommunikationssystem der feindlichen Truppen zerstört und sie nicht mehr koordiniert vorgehen können, sind sie geschwächt. In gewisser Weise ist das hier ähnlich.
Gott straft die Menschen, zerstreut sie und führt so seinen Willen aus.
Fortsetzung der Nachkommenschaft und Gottes Plan mit Abraham
Ab Vers 10 geht es weiter, und wir sehen erneut einen Bericht über die Nachkommenschaft von Sam. Diesmal in einer etwas anderen Form, nämlich so, wie wir es aus den früheren Kapiteln kennen, vor allem aus Kapitel 5. Dort wird die Nachfolge ganz normal dargestellt: immer Sohn um Sohn und wie viele Jahre sie gelebt haben.
Damit führt uns Gottes Wort von Noah zu Abraham. Das ist Sam, die Semiten. Das ist das erwählte Volk Gottes, mit dem er seinen Plan ausführen wird. Abraham wird, wie wir wissen, einen Nachkommen haben – einen Nachkommen von Noah, von Sam und von Abraham –, durch den alle Völker gesegnet werden sollen und durch den alle Menschen zu Gott kommen können.
Ich denke, wir sollten das vor Augen haben: Der Turmbau zu Babel ist der hochmütige Versuch der Menschen, durch ihr eigenes Tun zu Gott in den Himmel zu gelangen. Dieser Versuch war zum Scheitern verurteilt, denn Gottes Plan war ein anderer, und er wird hier angedeutet.
Gott wird durch den Nachkommen der Linie Sam in größter Demut aus dem Himmel zu uns Menschen kommen, um uns wieder mit sich zu versöhnen. Jesus Christus ist dieser Nachkomme Sams. Auch in diesem Text wird auf Jesus Christus hingewiesen, den Nachkommen von Noah, Sam und Abraham. Vor allem ist er natürlich der ewige Sohn Gottes, der nach Gottes perfektem Plan in diese Familie hineingeboren wird.
Im Gegensatz zu allen anderen Nachkommen Noahs rebelliert er nie gegen den Willen Gottes. Nein, er tut in allen Dingen Gottes Willen. So spricht Gott der Vater zu seinem einen eingeborenen Sohn, dem ewigen Sohn Jesus Christus: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.
Dann erlebt Jesus genau das, was Gott hier erleben muss. Genau wie beim Sündenfall und genau wie beim Turmbau zu Babel werden sich die Menschen wieder gegen Gott auflehnen – gegen den menschgewordenen Gott.
So wird der eine, der voller Liebe war, der nie etwas Böses getan hat, der ohne jede Schuld war, von Menschen verhaftet und verurteilt. Er wird verspottet und gefoltert. Die Menschen meinen wiederum, den guten Plan Gottes aufhalten zu können, indem sie diesen einen ans Kreuz nageln und brutal töten.
Das ist genau wie beim Turmbau zu Babel: Die Menschen denken, sie könnten Gott durch ihre Taten aufhalten.
Die Botschaft von Petrus am Pfingsttag
Der Apostel Petrus hilft uns zu erkennen, dass Gott alles im Griff hat. Am Pfingsttag, zehn Tage nach Jesu Himmelfahrt und fünfzig Tage nach seiner Auferstehung, predigt er den Menschen, die Jesus getötet haben, eine wichtige Botschaft. Er erklärt ihnen, was wirklich geschehen ist.
Ab Vers 22 sagt er: Jesus von Nazareth sei „von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst. Diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt und hat die Schmerzen des Todes aufgelöst, da es unmöglich war, dass er vom Tod festgehalten werden könnte.“
Das Faszinierende an dieser Botschaft, die Petrus am Pfingsttag in Jerusalem predigt, ist, dass sie die Sprachbarrieren überwindet. Wer den Bericht aus Apostelgeschichte 2 kennt, weiß, dass die Sprachverwirrung für einen Moment außer Kraft gesetzt wird. Die Jünger Jesu, die Apostel, predigen so, dass Menschen sie in all ihren verschiedenen Sprachen hören können. Gott schenkt ihnen dieses Wunder der Sprachen, damit diese eine Botschaft die ganze Welt erreichen kann.
Diese Botschaft müssen die Menschen hören – besonders diejenigen, die gegen Gott rebelliert haben. Sie müssen hören, dass Gott die Schuld und die gerechte Strafe für die Rebellion der Menschen auf sich genommen hat – und zwar in Jesus Christus. Sein Tod, auch wenn er von bösen Menschen verursacht wurde, war letztlich Teil von Gottes gutem Plan, damit Menschen wieder zu Gott kommen können.
Jesus kam auf die Erde, um die Schuld wegzunehmen und uns den Zugang zu Gott zu ermöglichen. Kein Turm, den wir in den Himmel bauen, kann uns so zu Gott bringen. Das kann nur Jesus.
Doch Gott wird eines Tages wiederkommen, so wie damals bei der Flut, um zu richten. Denn Gott lässt sich nicht spotten. Jeder Mensch steht vor einer Wahl.
Die Entscheidung zwischen Gehorsam und Rebellion
Entweder wir gehen unsere eigenen Wege, oder wir scheren uns nicht darum, was Gott will, und machen unsere eigenen Pläne. Wenn du das heute noch tust, lass dir sagen: Deine Pläne werden scheitern.
Oder wir wenden uns Gott zu, wir wenden uns Jesus Christus zu, dem menschgewordenen Gott. Wir bekennen unsere Schuld und suchen Vergebung bei dem, der sie uns schenkt, wenn wir sie suchen. Dann folgen wir ihm nach. Wir gehen den Weg, den Jesus uns vorgezeichnet hat. Wir kommen unter die Gehorsamen Gottes und hören auf seinen Willen, der uns in der Bibel offenbart wird.
Wenn wir das tun, werden wir erleben, dass es viel besser ist, sich in den guten Willen Gottes einzufügen. Dieser Wille wird geschehen, egal was die Menschen tun. Es ist besser, sich nicht dagegen zu stellen und zu erleben, dass wir damit scheitern.
Wenn du das noch nie getan hast, dann bitte ich dich: Kehre um! Such heute noch die Gelegenheit. Du kannst dich Gott einfach so zuwenden. Du kannst deine Hände falten oder sie in die Hosentaschen stecken. Du kannst mit Gott reden. Er muss nicht erst vom Himmel herabkommen, um zu hören, was du sagst. Er hört dich.
Auch wenn du ihn nicht siehst, er sieht dich. Wende dich ihm zu, bitte um Vergebung deiner Schuld und bitte Jesus, der Herr deines Lebens zu sein. Lebe dein Leben nach dem Willen Gottes und erlebe, dass es gut ist und ein Segen sein wird, eines Tages Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Denn dann wird er dich in seine Gegenwart nehmen.
Die Bedeutung der Umkehr auch für Christen
Nun könnte man denken, dieser Aufruf zur Umkehr gilt nur den Nichtchristen. Aber ich möchte uns noch einmal vor Augen führen, um wen es in diesem Bericht eigentlich geht. Es ist die Familie Noahs, die Gnade bei Gott gefunden hat. Das sind die, die aus dem Gericht gerettet wurden. Und das sind auch diejenigen, die hier gegen Gott rebellieren.
In gewisser Weise sind das unsere Vorfahren, wenn wir Christen sind – physisch sowieso, aber auch im geistlichen Sinne. Es waren die Geretteten, die sich dem Ungehorsam zuwenden. Und, ihr Lieben, deshalb brauchen auch wir immer wieder die Erinnerung daran: Lasst uns nicht im Ungehorsam verharren!
Wenn wir das tun, dann müssen wir uns ganz ehrlich die Frage stellen: Sind wir wirklich Kinder Gottes? Selbst wenn wir wirklich Kinder Gottes sind, aber in bestimmten Bereichen immer wieder dem Ungehorsam Raum geben, dann muss uns klar sein, dass Gott sich nicht spotten lässt.
Gott ist ein liebender Vater, der eingreift – und das ist zu unserem Besten. So wie jeder Vater hoffentlich seine Kinder nicht einfach Böses tun lässt oder ihren Ungehorsam einfach geschehen lässt. Ich liebe meine Kinder, und gerade deshalb werde ich ihnen immer wieder zeigen, wo sie ungehorsam sind. Ich werde sie korrigieren, ich werde sie disziplinieren, ich werde ihnen helfen, auf den guten Weg zurückzukommen, weil ich sie liebe und weil ich weiß, dass Ungehorsam nicht nur anderen schadet, sondern auch für sie selbst schädlich ist.
So ist auch unser liebender Vater. Hebräer 12 macht das deutlich: Er diszipliniert seine Kinder, er korrigiert sie. Das ist nicht angenehm. Kehre heute um, lieber Christ, in den Bereichen, in denen du Gottes Willen außen vor gelassen hast.
Wir alle tun gut daran, immer wieder zu fragen: Was ist eigentlich Gottes Wille? Deshalb ist es gut, sich mit der ganzen Schrift auseinanderzusetzen, denn in der ganzen Schrift offenbart Gott uns seinen Willen.
Deshalb war es gut, auch das erste Buch Mose intensiver zu studieren. Denn auch diese ersten elf Kapitel, so weit weg sie uns erscheinen mögen, sind Wort Gottes für uns. Sie offenbaren uns, wer Gott ist, wer wir sind, wie wir mit Gott leben können und wie wir nicht leben sollen. Sie sind Worte für uns.
Durch den Schöpfungsbericht hat Gott uns gezeigt, wer er ist. Er hat uns gezeigt, wo wir herkommen. Er hat uns gezeigt, wie mächtig sein Wort ist, das Leben gibt und Ordnung schafft.
Durch den Bericht vom Sündenfall hat der Herr uns gezeigt, wie sehr wir einen Retter brauchen. Er erklärt uns, warum wir in einer gefallenen, kaputten Welt voller Leid und Schmerzen leben, obwohl er doch ein guter Gott ist – nämlich weil wir Menschen diese Welt kaputt gemacht haben.
In den Kapiteln vier bis sechs hat er uns gezeigt, was passiert, wenn die Sünde nicht eingedämmt wird. Wir haben gesehen, wie Mord und Totschlag diese Welt zu regieren beginnen.
Ab Kapitel sechs haben wir dann gesehen, dass Gott eingreifen wird. Gott ist nicht nur der gute Schöpfer, der immer lieb zu uns ist und zuschaut, was wir tun. Nein, er ist ein Gott, der irgendwann eingreift und richtet.
Diese Worte wollen uns warnen und dazu aufrufen, uns ihm zuzuwenden und Gnade bei ihm zu suchen – die jeder findet, der im Glauben zu Jesus kommt.
Die Flut zeigt uns das auf ganz dramatische Weise. Sie zeigt uns auch, wie Gott aus Gnade Noah und seine Familie rettet.
Ab Kapitel zehn haben wir dann gesehen, dass die Flut die Sünde nicht ausrotten konnte, weil die Sünde ein tieferliegendes Problem ist. Sie liegt in unseren Herzen. Deshalb brauchen wir alle eine Veränderung unserer Herzen, die uns nur Gott schenken kann. Diese Veränderung können wir nicht aus eigener Kraft bewirken.
Unser Predigttext heute zeigt uns, dass Gott Rebellion gegen seinen Willen nicht auf Dauer zulassen wird. Er greift ein und führt seinen Plan aus.
Diese Botschaft könnte einerseits sehr demütigend sein – und ich hoffe, sie ist es auch. Demut ist etwas Gutes. Aber ich hoffe, sie ist auch ermutigend. Ich hoffe, sie ist ermutigend für uns.
Denn wenn wir in dieser Welt erleben – wenn wir nachher das Radio einschalten und hören, welches Chaos in dieser Welt herrscht, wenn wir nach Hause gehen und mit den Nöten und Leiden unseres eigenen Lebens konfrontiert werden –, dann dürfen wir wissen: Christus hält mich fest. Ich bin geborgen in der guten Hand meines Herrn. Er führt seinen Plan aus und bringt seine Kinder sicher nach Hause.
Seid ermutigt: Gottes Wille geschieht trotz menschlicher Rebellion. Denn Gott lässt sich nicht spotten und führt zuverlässig aus, was er verheißen hat.
Gepriesen sei Gott. Ich bete mit uns.
Schlussgebet und Einladung zum gemeinsamen Lied
Himmlischer Vater, wir loben und preisen deinen herrlichen Namen. Wir loben und preisen dich als unseren Schöpfer und als den Herrn über alle Dinge.
Danke, dass dein Wort uns gibt und uns den Weg weist zu einem gesegneten Leben. Danke, dass du aller Sünder ein Ende machen wirst. Danke, dass die Rebellion der Menschen nicht von Dauer sein wird.
Danke, dass du uns verheißen hast, dass du eines Tages wiederkommen wirst, um die Lebenden und die Toten zu richten. Ich bete, dass jeder hier unter uns heute, da wo nötig, umkehrt.
Dass diejenigen, die noch nicht als deine Kinder leben, dich erkennen und sich dir im Glauben zuwenden. Und dass wir alle immer wieder unser Leben und unsere Herzen durchforschen.
Herr, zeig uns durch deinen Geist unsere Sünden, damit wir umkehren und uns unter deine gute Hand beugen. So können wir deine Wege gehen.
Herr, so wollen wir bitten: Segne uns. Hilf uns, im Gehorsam zu leben, und segne uns dann nach deiner Verheißung. Amen.
Ich möchte uns einladen, aufzustehen. Wir wollen ein Lied singen aus dem Blauen Liederbuch, das unter der Nummer 167 zu finden ist.
Herr, wir stehen Hand in Hand, und da müssen wir stehen.