
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zugleich zum theologischen Denken anregen.
An der Bibel scheiden sich die Geister. Die einen lieben dieses Buch über alles, die anderen können damit überhaupt nichts anfangen. Immer wieder wird die Frage diskutiert: Ist die Bibel wirklich Gottes Wort? Kann man ihr vertrauen, oder gehören die Geschichten der Bibel in das Reich der Mythen und Legenden?
Thomas, kann man schlüssig beweisen, dass die Bibel Gottes Wort ist? Nein, das ist nicht möglich. Einen solchen Beweis im Sinne naturwissenschaftlicher Methoden gibt es nicht, weil die Bibel ein Geschichts- und Berichtsbuch ist. Geschichtliche Wahrheiten lassen sich nicht experimentell nachweisen.
Bei einem Experiment sammelt man Fakten und kommt dann zu einem Ergebnis. So funktioniert Geschichte aber nicht. In der Geschichte hat man ein Ergebnis und fragt sich, ob dieses Ergebnis stimmen kann. Das gilt nicht nur für die Bibel, sondern für alle geschichtlichen Bücher. Wer kann zum Beispiel beweisen, dass Caesar wirklich sagte: „Ich kam, sah und siegte“?
Deshalb fragt man zunächst, was ein Buch oder ein Geschichtsschreiber selbst behauptet und ob diese Aussagen vertrauenswürdig sind. Das heißt, man kann hier nicht mit dem naturwissenschaftlichen Denkrahmen vorgehen, weil dieser in der Geschichte einfach nicht funktioniert.
Das erinnert mich an ein Hotel in unserem Ort, das früher sehr bekannt war, weil wir an einer ehemaligen Rennstrecke lagen. Das Hotel wurde später abgerissen, und an seiner Stelle stehen jetzt Wohnhäuser. Wenn man dort nachgräbt, findet man nichts mehr vom Hotel. Man müsste also in alten Zeitungen nachschauen. Doch dann könnte jeder behaupten, dass diese Berichte gefälscht sind – aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht gibt es auch Augenzeugenberichte und Ähnliches.
Man muss also geschichtlich ganz anders vorgehen. Eine naturwissenschaftliche Herangehensweise ist einfach nicht möglich – egal, um welche Bücher es sich handelt.
Was behauptet die Bibel über sich selbst? Die Bibel sagt, Gott ist ihr Autor. Mit diesem Anspruch muss man sich auseinandersetzen. Sie erklärt, dass sie nicht irgendein Buch ist, sondern dass Gottes Urheberrecht auf ihrem Inhalt liegt. In ihr steht tatsächlich das, was Gott gesagt hat.
Ich möchte einige Verse zitieren, in denen die Bibel über sich selbst spricht. Der erste steht in 1. Thessalonicher 2,13: „Darum danken auch wir Gott unablässig, dass, als ihr von uns das Wort der Kunde von Gott empfingt, ihr es nicht als Menschenwort aufnahmt, sondern wie es wahrhaftig ist, als Gotteswort, das in euch, den Glaubenden, auch wirkt.“ Die Menschen in Thessalonich haben das Wort also nicht als Menschenwort, sondern als Gotteswort angenommen.
Ein weiterer interessanter Vers steht in 2. Petrus 1,21: „Denn niemals wurde eine Weissagung durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern von Gott her redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist.“ Hier wird beschrieben, wie die Bibel entstanden ist.
Der klassische Vers dazu ist 2. Timotheus 3,16: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig sei, für jedes gute Werk ausgerüstet.“ Das bedeutet, alle Schrift ist von Gott eingegeben.
Die Bibel ist zwar auch ein Geschichtsbuch, aber sie ist weit mehr. Sie ist Gottes Offenbarung für uns Menschen. Durch die Bibel erfahren wir, wie Gott ist, weil er sich uns durch sie offenbart hat. Er hat die Bibel inspiriert, so wie wir es hier gelesen haben.
Was darf ich unter Inspiration verstehen? Ist es nur ein Geistesblitz? Nein, das ist nicht nur ein Geistesblitz.
Die Bibel beschreibt Inspiration, erklärt aber nicht genau, wie sie funktioniert. Das möchte ich vorweg als Warnung sagen. Dennoch können wir den Prozess der Inspiration durchaus erkennen.
Ich denke zum Beispiel an Lukas. Er wurde zu den richtigen Quellen geführt. Er sagte: „Okay, ich habe diese Quellen genommen.“ Gott hat ihn dorthin geführt. Das hat er aufgeschrieben. Gott wollte, dass die Worte so in der Bibel stehen.
Im Alten Testament haben wir oft Propheten, die manchmal direkt eine Stimme hörten oder Visionen sahen. Manchmal hatten sie auch innere Eindrücke. Das ist Inspiration.
Das Ziel der Inspiration ist, dass jedes Wort, das in der Bibel steht, so von Gott gewollt wurde. Überspitzt gesagt: Wer die Bibel laut liest, hört Gott zu sich reden. Natürlich gilt das für die Originalhandschriften. Dann müsste man Griechisch oder Hebräisch können.
Das heißt, wir haben einige Verse gehört, die eindeutig sagen: Die Bibel ist kein Menschenwort. Sie ist von Gott eingegeben, also inspiriert. Sie ist praktisch ein Copyright von Gott. Durch Menschen zwar geschrieben, aber Gott hat das so geführt, dass es die Wahrheit ist.
Aber behaupten kann man jetzt vieles. Was spricht denn dafür, wenn man mal ein paar Indizien sammelt, um sich diesem Buch zu nähern, dass das auch stimmt, was dort gesagt wird? Es gibt ja auch im Alten Testament viele Propheten, die wirklichen Unsinn geredet haben. Diese wurden dann nicht in die Bibel aufgenommen – zumindest nicht als Wort Gottes, sondern nur als abschreckendes Beispiel.
Wie kann man das jetzt unterscheiden und sagen: Ja, das ist nachvollziehbar, und aus den und den Gründen wird die Bibel ihrem Anspruch gerecht? Vielleicht sollte man das noch einmal vorwegschicken: Natürlich gibt es auch Aussagen in der Bibel, bei denen man sagt, das ist nicht im Sinn Gottes. Schon auf den ersten Seiten der Bibel, wenn der Teufel sagt: „Naja, ihr werdet sein wie Gott“, dann ist das nicht etwas, was Gott wollte.
Aber es ist ein journalistischer Bericht darüber. Richtig, das wollte ich noch einmal betonen: Gott wollte, dass es so drinsteht und dass wir es eben wissen. Du hast jetzt gefragt: Gibt es denn Hinweise auf die Zuverlässigkeit der Bibel? Also nicht Beweise, sondern Hinweise, dass das, was ich eben zitiert habe, stimmt?
Ja, die gibt es. Ich würde dreimal herausgreifen: einmal den Entstehungsprozess der Bibel, dann die Prophetie und schließlich die Wirkung im persönlichen Leben. Also vielleicht mal eins nach dem anderen.
Der Entstehungsprozess
Die Bibel ist über einen Zeitraum von etwa 1600 Jahren entstanden. In dieser Zeit haben rund vierzig Autoren mitgewirkt. Diese Autoren kamen aus ganz unterschiedlichen Lebenssituationen und Berufen. So war Daniel beispielsweise in der Regierung tätig. Ein anderer war Maulbeerbaumzüchter. Dann gibt es Micha, der Prophet, oder vielleicht auch Hirte – genau weiß man das nicht mehr.
Trotz dieser Vielfalt ist die Bibel eine große, zusammenhängende Geschichte. Wenn man sich vorstellt, ein Medizinbuch würde über 1600 Jahre hinweg von vierzig verschiedenen Personen geschrieben, hätte man darin kaum einen roten Faden.
Es scheint, als gäbe es jemanden, der diese verschiedenen Autoren wirklich inspiriert hat. Dadurch haben sie genau das aufgeschrieben, was sie letztlich festgehalten haben.
Dann gibt es etwas ganz Wesentliches: die Prophetie. Dabei handelt es sich nicht um vage Prophetie, sondern um sehr konkrete Vorhersagen.
Ein Beispiel ist die Prophetie über Jesus. So wird zum Beispiel in Micha genau gesagt, wo er geboren wird. Das konnte er in dem Sinne nicht beeinflussen. Auch wie Jesus sterben wird, wird in Jesaja 53 beschrieben. Wenn man das Matthäusevangelium liest, steht dort sehr häufig „damit erfüllt wird, was geschrieben ist“. Diese Formulierung wiederholt Matthäus immer wieder, weil er sagt: Ja, das ist tatsächlich erfüllt worden. Es ist also Prophetie, deren Wahrheit sich bewahrheitet hat.
Ein weiteres Beispiel ist Daniel, der Weltreiche voraussagt, die er eigentlich noch gar nicht kennen konnte. Er spricht wörtlich von Persien und Griechenland und nennt sogar die Namen. Da fragt man sich: Woher wusste er das? Es wurde versucht, das Buch umzudatieren. Das wollte ich eigentlich gerade anmerken. Aber die Frage ist: Glaube ich an echte Prophetie oder nicht? Ich bin überzeugt, dass Daniel mit dem Anspruch an Wahrheit schreibt. Er beschreibt auch sein Umfeld, als er in Babylon war. Zu dieser Zeit konnte er Griechenland und Persien überhaupt nicht kennen.
Vielleicht noch eine interessante Sache zur Prophetie ist der Untergang von Tyrus. Tyrus war so etwas wie das New York der heutigen Zeit. Im Propheten Hesekiel gibt es eine sehr interessante Stelle, die hunderte von Jahren vorher geschrieben wurde. Dort heißt es: „Im Blick auf Tyrus, sie werden dein Vermögen rauben und deinen Handelsgewinn plündern, deine Mauern abbrechen und deine prächtigen Häuser niederreißen. Deine Steine, dein Holz und deinen Schutt werden sie mitten ins Wasser schütten. Ich werde das Getön deiner Liga zum Schweigen bringen, und der Klang deiner Zithern wird nicht mehr gehört werden. Ich werde dich zum kahlen Felsen machen, ein Trockenplatz für Netze sollst du werden. Du wirst nicht wieder aufgebaut werden, denn ich, der Herr, habe geredet“, spricht der Herr.
Wenn man sich das heute vorstellt und jemand zu New York sagt: „Du wirst ein kahler Felsen werden, dort werden Leute die Netze trocknen“, würde man denken, das ist verrückt. So hat Hesekiel das gesagt. Dann kam Nebukadnezar und belagerte die Stadt dreizehn Jahre lang. Die Leute zogen sich auf eine Inselfestung zurück, die Nebukadnezar nicht erreichen konnte.
Aber Alexander der Große kam dann 332 vor Christus. Er baute einen Damm mit den Steinen der Stadt. Das hat er genau so gemacht, wie es hier steht. Die Stadt lag am Ufer, und vorgelagert auf der Insel war diese Inselfestung. Alexander nahm die Mauerreste, warf sie ins Meer, baute einen Damm darüber und konnte so auch die Inselfestung besiegen.
Die Stadt Tyrus blieb tatsächlich als nackter Felsen zurück und wurde nie wieder aufgebaut. So habe ich gelesen, dass man dort heute noch Netze trocknet. Es ist genau das, was Hesekiel gesagt hat. Man fragt sich: Wie kann das sein? Das ist ein weiterer Puzzlestein, der zeigt, dass das, was die Bibel sagt, wahr ist. Ich bin überzeugt, dass sie Gottes Wort ist.
Und ich denke auch noch an die Wirkung im persönlichen Bereich.
Darf ich da mal kurz reingrätschen?
Ja, natürlich.
Das wäre mir doch zu wenig bisher. Warum?
Weil, wenn du sagst, es wird ein kalter Felsen, und Felsen ist halt ein kalter Felsen, dann machst du zwanzig Vorhersagen, und eine wird schon eintreffen.
Ja, aber das ist ja nicht irgendeine von zwanzig Vorhersagen, sondern eine sehr konkrete Vorhersage, die ich vorgelesen habe.
Je konkreter es wird, desto interessanter wird das Ganze natürlich.
Genau, aber desto stärker kann ich es eben auch nachprüfen. Passt das wirklich?
Und es ist ja nicht nur die Komponente kalter Felsen, sondern hier gehören noch einige andere Komponenten dazu – die Kombination.
Was man dann nicht machen darf, ist zu sagen, eine Sache von vier ist jetzt erfüllt, sondern es muss schon alles sein. Da musst du schon das ganze Paket sehen.
Bei Jesus habe ich auch gedacht: Na ja, die Leute wussten ja, dass er in Bethlehem geboren werden soll, der Messias. Dann behauptet man das halt später einfach mal so.
Aber die Schriften gab es ja weit vor seiner Zeit.
Eben, deswegen wussten die ja, dass er dort geboren werden sollte. Dann sagen die einfach: Ja, er ist in Bethlehem geboren worden, dabei ist er in Nazaret aufgewachsen.
Aber da darf ich natürlich den Berichten der Bibel glauben, die sehr deutlich sagen, er ist auch in Bethlehem geboren worden. Der Matthäus beschreibt das ja. Und wir sehen ja von den Pharisäern, dass die es wussten, als Herodes sie zu sich ruft und einfach sagt: „Hey, wo wird er denn geboren?“ Das haben sie ihm wie aus der Pistole geschossen gesagt.
Das war die Königin?
Genau, ja.
Die Pharisäer später dann – du hast gerade Pharisäer gesagt.
Die Könige wussten das mit Bethlehem.
Genau, aber Herodes hat die Schriftgelehrten geholt, er hat sie geholt und sie gefragt. Sie haben ihm das sofort gesagt: Dort wird der Messias geboren werden.
Und er hat es ja dann ernst genommen. Er hat nicht nur gesagt: „Naja, okay, das wird wahrscheinlich so sein“, sondern er hat wirklich alle unter Zweijährigen umbringen lassen.
Das heißt aber, wenn man jetzt nicht leichtgläubig ist und einfach alles gleich so hinnimmt – du kannst ja jetzt nur kurz skizzieren, ist ja klar, du kannst ja nicht in jedes Detail reingehen von der Zeit her – dann heißt das eigentlich, man müsste sich diese ganzen Prophezeiungen im Alten Testament mal anschauen, aufschreiben, was sie konkret meinen, und dann abhaken.
Richtig. Und dann schauen: Bei Jesus sind es ja mehrere Dutzend Prophezeiungen. Kann man das faken? Oder gibt es auch Sachen, wo dann die Gegner, die es ja massenweise gab, einfach sagen würden: „Das ist falsch, das beweisen wir jetzt einfach, dass es nicht so war“, und dann so vorgehen?
Genau, also du musst dich schon intensiv damit auseinandersetzen.
Was ich hier machen kann, ist nur mal einige Themen ins Spiel bringen.
Wenn ich mich damit echt intensiv auseinandersetzen möchte: Ist die Bibel Gottes Wort oder nicht?
Auf jeden Fall ist die Bibel ein Buch, in dem es nachprüfbare Sachen gibt.
Es gibt ja andere Religionsschriften, die sind im Mythischen und in der Legende gar nicht abgestritten, sondern die Religionen sagen, das ist so.
Während das Christentum wirklich den Anspruch hat: Wir sagen die Wahrheit, und die ist auch nachprüfbar.
Gottes Geschichte, Gottes Heilsgeschichte läuft mitten in der Weltgeschichte ab.
Da kann ich vieles einfach in der Bücherei, im Lexikon nachlesen oder im Internet googeln.
Das eine ist jetzt, was der Entstehungsprozess war, die Prophezeiungen.
Wie sieht es denn jetzt mit dem persönlichen Leben aus, mit der Veränderung? Das hattest du, bevor ich da ankam.
Richtig, bevor du da reingegrätscht bist, darfst du ja gerne. Ich kenne dich ja.
Ja, ich kenne genug Leute auch in meinem persönlichen Leben. War es so, dass durch die Beschäftigung mit der Bibel wirklich eine Perspektive und eine Hoffnung da hineingekommen ist? Oder dass einfach zum Beispiel Süchte da waren, wo klar war oder wo Leute erlebt haben: Durch die Begegnung mit Jesus haben manche Dinge in meinem Leben auch an Kraft verloren?
Also da lese ich noch mal einen Text vor, den finde ich so bezeichnend, aus 1. Korinther 6,9-11.
Der beschreibt genau das, was auch viele Leute bezeugen können.
Ich lese es mal aus der neuen Genfer Übersetzung:
„Muss ich euch daran erinnern, dass die, die Unrecht tun, keinen Anteil am Reich Gottes bekommen werden, dem Erbe, das Gott für uns bereithält? Macht euch nichts vor: Keiner, der ein unmoralisches Leben führt, Götzen anbetet, die Ehe bricht, homosexuelle Beziehungen eingeht, stiehlt, geldgierig ist, trinkt, Verleumdungen verbreitet oder andere beraubt, wird an Gottes Reich teilhaben.“
Und dann kommt dieser elfte Vers:
„Auch ihr gehörtet in der Vergangenheit zu denen, die so leben und sich so verhalten haben, zumindest einige von euch. Aber das ist Vergangenheit. Der Schmutz eurer Verfehlungen ist von euch abgewaschen. Ihr gehört jetzt zu Gottes heiligem Volk. Ihr seid von aller Schuld freigesprochen, und zwar durch den Namen von Jesus Christus, dem Herrn, und durch den Geist unseres Gottes.“
Also das haben sie ganz bewusst erlebt, dass Gott ihnen vergeben hat und dass manche Dinge, die Paulus hier vorher aufzählt, Teil ihres Lebens waren. Diesen Dingen mussten sie eben nicht mehr nachfolgen, die sie fast versklavt hatten.
Da hatten sie die Kraft, Nein zu sagen.
Und das ist auch etwas, was ich erlebe, wenn ich nicht nur der Bibel glaube, sondern dem, von dem die Bibel berichtet – also eine Begegnung mit Jesus selbst habe.
Gehen wir vielleicht einmal von den Behauptungen aus, die die Bibel über sich selbst aufstellt, und wie man diese beweisen kann – insbesondere in Bezug auf die Originalschriften. Du hast vorhin ganz kurz erwähnt, dass du gesagt hast, „soweit es in den Originalschriften steht“. Diese Originalschriften wurden ja nicht auf Deutsch und auch nicht auf Englisch verfasst. Wie sieht es denn mit ihnen aus? Gibt es die Originaltexte noch? Sind sie verloren gegangen? Kann man nachweisen, dass sie wirklich so geschrieben wurden? Oder sind sie erst tausend Jahre später entstanden?
Viele der Originaltexte als Ganzes gibt es heute nicht mehr. Das hängt auch damit zusammen, dass sie teilweise verbrannt wurden, weil es massive Verfolgungen gab. Man hat versucht – teilweise leider sehr effektiv – diese Schriften zu finden und zu vernichten.
Wenn man sich jedoch den Überlieferungsprozess anschaut, sieht die Lage anders aus. Beim Alten Testament, also den hebräischen Schriften, gibt es sehr strenge Abschreibregeln. Bis heute werden die Buchstaben gezählt. Wenn ein Buchstabe zu viel oder zu wenig ist, muss der Abschreiber den Teil, den er geschrieben hat, wegwerfen. Das ist zwar streng, aber auch sehr effektiv.
Diese Genauigkeit beweisen die Schriften, die man bei Qumran gefunden hat. Diese stammen etwa aus den Jahren 350 bis 300 vor Christus, also sind sie rund 2300 Jahre alt. Das Erstaunliche ist, dass bis auf wenige unbedeutende Unterschiede der Text in diesen Schriftstücken – zum Beispiel in der Jesajarolle – praktisch identisch ist mit dem Text, den wir heute vom Buch Jesaja haben.
Die Abschriften, die wir vom Alten Testament besitzen, stammen meist aus dem ersten Jahrtausend nach Christus, also deutlich später. Die Qumran-Schriften sind jedoch vor Christus entstanden.
Das Interessante an Qumran war, dass im 19. Jahrhundert viele Gelehrte behaupteten, diese Abschriften seien erst Tausende von Jahren nach Mose geschrieben worden. Die Tora wurde ja benutzt, und irgendwann war das Original verschlissen, sodass man es neu abschrieb – zwar unter den strengen Regeln, aber dennoch viel später.
Viele Gelehrte zweifelten deshalb an der Genauigkeit. Dann entdeckte man jedoch Abschriften, die tausend oder sogar zweitausend Jahre älter waren. Man stellte fest, dass diese praktisch identisch sind – abgesehen von winzigen Ausnahmen, die nicht nennenswert sind. Das war in der Gelehrtenwelt eine ziemliche Überraschung, denn dieser Überlieferungsprozess war sehr exakt.
Das gilt vor allem für die hebräischen Schriften. Man kann diesem Überlieferungsprozess also vertrauen.
Die griechischen Schriften des Neuen Testaments sind nicht ganz so exakt überliefert wie die hebräischen Schriften. Dennoch besitzen wir etwa 13.000 Textfragmente des Neuen Testaments und rund 5.400 vollständige oder nahezu vollständige Handschriften. Außerdem gibt es unzählige Zitate in anderen kirchengeschichtlichen Büchern.
Deshalb können wir sagen: In der Bibel steht tatsächlich das, was die Autoren damals geschrieben haben. Kein anderes Buch ist so gut belegt wie die Bibel.
Zum Vergleich: Vom Gallischen Krieg, der von Cäsar verfasst wurde, hat es 900 Jahre gedauert, bis man die erste Abschrift fand. Insgesamt gibt es davon nur zehn Abschriften.
Wenn ich an das Johannesevangelium denke, geht man davon aus, dass es ungefähr 125 Jahre nach der Abfassung die erste Niederschrift gab. Davon gibt es 13 Textfragmente und fünf vollständige Handschriften, in denen das Johannesevangelium enthalten ist.
Man muss also sagen, dass die Bibel so massiv belegt ist wie kein anderes Buch aus der Antike. Archäologische Funde bringen uns hier deutlich näher an die ursprünglichen Texte heran als bei vielen weltlichen Geschichtsbüchern.
Natürlich gilt: Viele Abschriften bedeuten nicht automatisch hohe Qualität. Doch wenn in Abschriften, die zu unterschiedlichen Zeiten und von verschiedenen Personen angefertigt wurden, derselbe Text steht, dann zeigt das, dass wirklich das Original abgeschrieben wurde.
Wenn zum Beispiel in Nordafrika eine Abschrift aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus gefunden wird und in Italien eine Abschrift aus dem Jahr 350 nach Christus, und beide denselben Text enthalten, dann spricht das für die Echtheit.
Manche Menschen behaupten, die Bibel sei gefälscht. Das würde aber bedeuten, dass man die Schriften im Nachhinein verändert hat. Eine solche Fälschung müsste rückwirkend alle Abschriften betreffen, ohne dass etwas vergessen wird. Das erscheint mir sehr unrealistisch.
Warum gibt es dann trotzdem so eine große Diskussion darüber, ob die Bibel Gottes Wort ist oder nicht? Sie ist ja sehr gut belegt und enthält interne Beweisführungen, die meiner Meinung nach zwei, drei, vier oder sogar fünf Klassen über denen normaler Bücher liegen. Trotzdem ist sie so umstritten.
Ich denke, es liegt nicht am Inhalt selbst oder an der Überlieferung des Inhalts. Vielmehr berichtet sie von Dingen, die man heute nicht einfach so erleben kann. Zum Beispiel geht Jesus auf dem Wasser, Elija fährt mit der Feuerkutsche in den Himmel, und auf Moses’ Zeichen teilt sich das Rote Meer, sodass man hindurchgehen kann. Solche Ereignisse erlebt man logischerweise nicht alle Tage.
Diese Ereignisse weisen jedoch alle auf eines hin: Es gibt einen Gott. Und dagegen lehnen wir Menschen uns auf. Wir wollen uns Gott nicht unterstellen. Deshalb kann man schlecht sagen: „Ja, Gott gibt es nicht, aber die Bibel hat Recht.“ Dann müsste man auch sagen: „Die Bibel ist nicht wahr.“
Ich glaube, was uns stört, ist der Anspruch der Bibel. Ich muss mich vor diesem Gott demütigen, zu ihm umkehren, meine eigenen Interessen hinten anstellen und Jesus in den Mittelpunkt meines Lebens stellen. Und das will ich nicht.
Für mich ist das ein nachvollziehbarer Grund, warum ich die Bibel als Gottes Wort ablehne – nach dem Motto: Es kann nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf.
Du bist jetzt davon überzeugt, dass die Bibel Gottes Wort ist. Gibt es neben den Gründen, über die wir schon gesprochen haben, noch einen weiteren Grund, weshalb du davon überzeugt bist?
Ja, es gibt auch einen innerbiblischen Grund, der für mich persönlich sehr wichtig ist. Jesus selbst vertraut der Bibel als Gottes Wort.
Jesus sagt immer wieder: „Habt ihr nicht gelesen?“ Zum Beispiel sagt er: „Habt ihr nicht gelesen, dass der, der sie am Anfang schuf, sie als Mann und Frau schuf?“ Damit macht Jesus deutlich, dass er der Schrift vertraut.
In Matthäus 5,18 sagt Jesus: „Der Himmel und die Erde werden vergehen, aber der kleinste Buchstabe vom Gesetz wird nicht vergehen, bis alles erfüllt ist.“
Der kleinste Buchstabe im Hebräischen ist ein sehr kleines J oder ein kleiner Haken. Damit zeigt Jesus, dass er der Bibel als Gottes Wort vertraut.
Was würde ich Hörern raten, die der Bibel nicht vertrauen können oder noch zweifeln? Ich würde ihnen empfehlen, sich einfach einmal mit der Faktenlage zu beschäftigen. Es kann auch hilfreich sein, ein Buch zu dem Thema zu lesen. Zum Beispiel das Buch von William MacDonald aus dem Bethanien Verlag mit dem Titel „Ist die Bibel Wahrheit?“. Ich finde, das ist ein gutes, dünnes Buch.
William MacDonald macht darin vieles deutlich. Außerdem gibt es einen Bibelvers, der mir immer wieder hilft: Johannes 7,16. Dort heißt es: „Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat. Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er an der Lehre erkennen, ob sie aus Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede.“
Jesus fordert also im Grunde dazu auf, es selbst zu prüfen und sich damit zu beschäftigen. Ich glaube, das ist nach wie vor der beste Weg: betend die Bibel zu lesen. Wer es wissenschaftlich angehen möchte, kann zum Beispiel nach der Chicago-Erklärung suchen. Dort wird ausführlich beschrieben, was die Bibel ist und wie sie ausgelegt werden muss.
Das beantwortet jedoch nicht direkt die Frage, die in dem kleinen Buch „Ist die Bibel Wahrheit?“ behandelt wird. Wenn diese Frage dich beschäftigt, würde ich dazu raten: Lies die Bibel einfach mal, besonders das Neue Testament. Beginne zum Beispiel mit dem Lukasevangelium. Frag dich dabei: Kann das wirklich Gottes Wort sein? Und bete darum, dass Gott sich dir offenbart.
Ich bin überzeugt, dass Gott das tun wird. Wenn er lebt, muss er antworten. Falls ihr echte Fragen habt, könnt ihr uns gerne schreiben oder wir telefonieren miteinander. Lasst uns über wichtige Themen ins Gespräch kommen. Das geht auch per E-Mail, falls ihr andere Kanäle nicht nutzen möchtet. Die Adresse lautet podcast@efa-stuttgart.de. Eure Nachrichten werden beantwortet.
Das war wieder der Podcast der Evangelischen Freikirche „Evangelium für alle“ in Stuttgart. Wir hoffen, dieser Podcast hat euch geholfen, der Bibel zu vertrauen. Wir wünschen euch, dass ihr in dieser Woche beim Bibellesen Gott begegnet und dass Gott durch die biblischen Texte konkret in euer Leben hinein spricht.