Einführung: Worte Gottes als Lebensgrundlage
Wir haben in den letzten Sonntagen eine Reihe von Gottesworten gehört. Es sind kurze Worte, die uns etwas zusprechen – etwas Verlässliches, an dem man sich in Krisen und Zweifelszeiten festhalten kann.
Heute habe ich für euch ein Wort ausgewählt, das sich mit dem Wort Gottes selbst beschäftigt. Es war vorhin schön, wie Sie das Lied „Swizerio“ gesungen haben. Das Lied stammt, wenn ich mich nicht irre, von Elija, der gen Himmel fährt. Heute geht es um Mose, kurz bevor er vor seinem Heimgang steht.
Mose hat 42 Jahre lang das Volk Israel durch die Wüste geführt. Nun nimmt er Abschied, bevor das Volk Israel ins gelobte Land hinübergeht – über den Jordan.
In 5. Mose 32,46-47 lesen wir, wie Mose seine letzte Mahnung an das Volk richtet. Er fordert sie auf, sich gut zu überlegen, welche Worte er ihnen hinterlässt – so, als wollte er seinen Kindern vor dem Sterben etwas Letztes in ein oder zwei Sätzen mitgeben. Mose fasst alles zusammen, was ihm wichtig ist:
„Nehmt zu Herzen alle Worte, die ich euch heute bezeuge, dass ihr euren Kindern befehlt, alle Worte dieses Gesetzes zu halten und zu tun, nicht bloß zu hören, sondern auch zu tun.“
Dann folgt das Wort, über das ich heute predigen möchte:
„Denn es ist nicht ein leeres Wort an euch, sondern es ist euer Leben. Und durch dieses Wort werdet ihr lange leben in dem Land, in das ihr zieht, über den Jordan, um es einzunehmen.“
Die Zerbrechlichkeit menschlicher Worte und die Kraft des göttlichen Wortes
Ein Schriftsteller unserer Tage hat ein modernes Märchen über Tobias gedichtet. Tobias erhält von einer Fee einen Wunsch frei. Da Tobias kein Materialist war, wünschte er sich nicht Geld oder ein Haus, sondern etwas zur Besserung der Moral der Menschen. Er sagte: „Ich wünsche mir, dass an nur einem Tag für alle Menschen, die lügen, die Schwerkraft aufgehoben wird.“
Nun erzählt dieser Schriftsteller, was an diesem Tag alles passiert ist. Schon am frühen Morgen, als sich Nachbarn auf der Straße begegneten und einer sagte: „Wie freue ich mich, dass ich Sie sehe“, wurde er enthoben und vom Wind davongetragen.
In Schwäbisch Kundschaft und bei den Verkäufern in den Redaktionsstuben der Zeitungen waren die Schriftsetzer ein wenig später als die Redakteure zuerst betroffen. In den Parlamenten hingen die Politiker in Trauben von ganz verschiedenen Parteien zusammengesetzt oben in der Luft. Natürlich entstanden auch in den Reihen der Pfarrer erhebliche Lücken.
Briefeschreiber flogen hoch, spätestens wenn sie am Ende des Briefes schrieben: „Mit vorzüglicher Hochachtung“. Liebespaare wurden auseinandergerissen bei den Worten „Ich liebe dich“. Ein ganzer Bus flog in die Luft, weil der Fahrer sagte, er könne zwanzig Mark nicht wechseln.
Zeugen im Gericht brachen sich die Finger an der Decke beim Schwören. Selbst der Staatsanwalt erhob sich in die Lüfte, als er sagte: „Ich habe immer nur ehrlich gelebt.“
Das ist eigentlich so erschütternd, was da beschrieben wird: Alle Menschen lügen.
Das Märchen endet mit der Feststellung, dass nur einige der Schwerkraft unterworfen geblieben seien. Das seien die Betrunkenen gewesen, die oft so schwer gelegen hätten, dass man sie kaum noch hätte aufheben können.
Alle Menschen lügen – das heißt, es ist erschütternd: In unserer Welt kann man dem Wort so wenig trauen. Wenn man im Laden einen Kauf macht und einen Kaufvertrag unterschreibt, steht dort natürlich immer: mündliche Absprachen sind ungültig. Denn was da irgendeiner sagt, zum Beispiel „Der Verkäufer hat mir versprochen ...“, ist ungültig. Wenn jemand etwas gesagt hat, hat das überhaupt keine Bedeutung, nur das Schriftliche zählt.
Mündlich kann man in unserer Welt nichts machen, auch ein mündliches Wort zählt nicht. Und was wird in unserer Welt alles dahergeredet, gebatscht, gelabert, gedratscht! Das ist ja unheimlich. Wie soll man dem Wort da noch etwas glauben?
Und nun hat der ewige Gott ausgerechnet das Wort genommen, das Reden, um uns Menschen das Allerwichtigste, Verlässlichste und Wahre kundzutun und mitzuteilen: sein Wort.
Das ist unsere Überzeugung: Man kann Gott nicht finden, indem man über Gott grübelt, in seinen Gedanken. Gott kann man nicht finden, indem man die Natur betrachtet. Gott kann man nicht finden in Opfern, nicht in Kasteiungen, nicht in der Meditation.
Der Glaube kommt aus der Predigt, aus dem Hören. Gott redet.
Wir haben es im Konferenzunterricht jetzt zwei Stunden lang behandelt: von der Schöpfungsgeschichte. Und Gott sprach. Die Geschichte mit Abraham beginnt: Gott redet. Dann haben die Leute sorgfältig geprüft: „Erfüllt sich denn das auch überhaupt, oder hat Gott nur so dahingeredet?“ Und sie haben gesagt: „Es erfüllt sich genau das, was geschrieben steht. Genau so, wie Gott gesprochen hat. Es ist kein Wort dahingefallen, sondern genau so, wie Gott gesprochen hat, so ist es auch geworden.“
Mose als Mahner zum Gehorsam gegenüber Gottes Wort
Jetzt habe ich euch heute Morgen dieses Wort ausgesucht, wie der alte Mose am Jordan steht, auf dem Berg, und seinem Volk noch einmal sagt: „Also Leute, wisst ihr, was wichtig ist in eurem Leben? Ihr dürft nie vom Wort Gottes auch nur ein Stück weit abirren. Tut das bitte nicht!“
Ich bitte euch, bleibt bei dem Wort – und zwar so, dass ihr es tut, nicht bloß darüber nachdenkt. Denn in diesem Wort steckt alles drin. In diesem Wort habt ihr alles, was ihr braucht.
Es ist gut, wenn wir kritisch sind. Aber wenn wir kritisch und skeptisch sind, sollten wir zuerst einmal allen menschlichen Reden gegenüber skeptisch sein.
Ich bitte Sie auch immer wieder, in den Kirchen hier im Gottesdienst die Bibel dabei zu haben, damit Sie alles, was hier gesprochen wird, prüfen können. Glauben Sie nie einem Menschen, auch wenn er noch so fromme Sachen sagt. Glauben Sie nie einem Menschen, wenn das Gesagte nicht mit dem Wort Gottes übereinstimmt.
Was Gott gesprochen hat durch die Apostel und Propheten, ist die Grundlage und das Fundament unseres Glaubens. Das erfüllt sich, und das finden Sie überall in der Bibel. Das ist das Fundament des christlichen Glaubens.
Dein Wort ist wahr und trüget nicht und hält gewiss, was es verspricht – im Tod und auch im Leben. Das muss man ausprobieren.
Persönliche Erfahrung mit dem Wort Gottes
Ihr Konfirmanden, als ich in eurem Alter war, war ich auf einer Freizeit. Damals hatten wir leider kein Zeltlager, obwohl das unser großer Wunschtraum war. Wir lebten in einer Zeit, in der man viel ärmer war als heute. Es war eine Freizeit in Bayern, mitten in der Stadt. Wir waren glücklich, dass wir einen Gemeindesaal hatten, in dem wir die Matratzen in einem Raum auslegten. Das waren großartige Ferientage.
Wie sehr genossen wir die Geländespiele, den Sport, das Schwimmen und all die Gemeinschaft! Ich glaube, es waren damals 60 oder 80 junge Leute. Es war ungeheuer viel los. Für mich aber blieb das Aufregendste und bis heute das wichtigste Ergebnis dieser Tage das morgendliche Zusammenkommen nach dem Frühstück. Wir sangen ein Lied, und dann nahm jeder seine Bibel und zog sich irgendwo zurück, um eine Viertelstunde in der Bibel zu lesen.
Zuerst war ich ganz verdutzt. Ich kannte die Bibel von zu Hause, denn ich kam aus einem christlichen Haus. Aber dass man so still für sich eine Viertelstunde in der Bibel liest, war mir ganz neu. Wir hatten keinen festen Platz. Die Stadt hieß Weißenburg. Der eine saß am Marktplatz auf einer Parkbank, der andere am Brunnenrand, der dritte auf einer Mauer – und alle lasen die Bibel. Die Bürger der Stadt gingen vorbei und wunderten sich: „Was machen die jungen Leute da? Die sitzen da und lesen Bibel. So junge Burschen, vierzehn, fünfzehn, sechzehn Jahre alt. Komisch, dass die die Bibel lesen.“
In dieser Stille merkte ich plötzlich, dass ich mit dem Bibelwort etwas anfangen musste. Ich dachte: „Was mache ich da? Die fünfzehn Minuten bringen mich um.“ Dann begann ich darüber nachzudenken, was ich aus diesem Wort lernen kann, was Gott mir persönlich sagen will und worüber ich beten darf.
Am Ende dieser Freizeittage machte ich eine Entdeckung: Durch das Bibelwort, selbst durch Worte, die ich schon gut kannte, redet Gott mit mir. Und das ist ein ganz vertrautes Reden. Ich darf mit ihm reden, und das ist eine beglückende Zeit.
Ich kam nach Hause, doch am nächsten Morgen, als ich mich zu Hause hinsetzte, war es nicht so friedlich wie in Weißenburg. Einer meiner Brüder sagte: „Du willst fromm werden? Was ist jetzt los?“ Ich schloss schamrot meine Bibel zu und sagte: „Ich rühre nie mehr eine Bibel an.“ Der Spott traf mich tief.
Aber nach zwei Tagen merkte ich, dass ich ohne diese vertraute Zwiesprache mit Gott nicht leben kann. Ich brauche das. Also griff ich wieder nach meinem Bibelwort. Seitdem ist mir dieses Geheimnis, das viele hier in der Gemeinde kennen, die Stille über dem Bibelwort, so wunderbar geworden.
Da redet Gott, der Herr der Welt, der alles geschaffen hat, der mein Leben in der Hand hält, der mir alles lösen kann, was mich bedrückt, der mich aus Sorgen und Ängsten herausführt. Er redet mit mir näher und vertrauter als ein Freund. Mehr als es damals meine Mutter oder meine Geschwister waren. Wir kommen Gott näher als heute meine Frau oder meine Kinder.
Bis heute ist das das Geheimnis meines Glaubens: die Stille über dem Bibelwort.
Die Freude und Zuversicht durch das Wort Gottes
Liebe Konfirmanden, ich möchte, dass ihr entdeckt: Da redet Gott mit mir. Dieses Wort ist kein leeres Wort, es ist unser Leben. Ohne dieses Wort wäre ich der ärmste Mensch, wenn ich es nicht täglich in meinem Leben hätte.
Ich möchte noch etwas anderes feststellen: Dieses Wort macht mich unsagbar fröhlich. Ich weiß, viele Leute haben Angst, die Bibel in die Hand zu nehmen. Woher das kommt, wird jeder entdecken, der es versucht. Bei mir war es immer wieder das schlechte Gewissen. Wenn ich mit Gott im Streit lag und etwas Böses getan hatte, hatte ich Angst, die Bibel zu öffnen, weil ich wusste, dass die Bibel das alles aufdeckt.
Dabei steht doch so klar in der Bibel, dass sie, das Evangelium, das Wort Gottes, eine Freudenbotschaft ist. Ihr kennt es doch, wie es da heißt: Ich verkündige euch große Freude! Während des Lesens der Bibel spürt man diese riesige Freude. Selbst wenn die Bibel einmal etwas Dunkles an uns kritisieren muss, bleibt sie eine Freudenbotschaft, eine ganz wunderbare Freudenbotschaft.
Warum? Weil mir darin mitgeteilt wird, dass ich wieder heimkommen darf. Gott breitet die Arme aus und wartet auf mich. Alle Worte der Bibel sagen: Komm doch, ich habe dich lieb! Obwohl ich weiß, dass Gott ein heiliger Richter ist, sagt er auch: Ich will vergeben, ich will zudecken.
Dieses Wort ist kein leeres Wort, kein beliebiges Quatschwort. Es ist kein frommer Phrasendrescherei, die durch die Welt läuft. Da atmet man auf, wenn man wirklich erlebt, wie Gott, wenn ich zu ihm komme, das Böse und Dunkle meines Lebens vergibt, wegwischt, auslöscht und in die Tiefe des Meeres versenkt. Ein wunderbares Wort, ein Freudenwort!
Dann sagt mir Gott, dass er bei mir ist. Ach, wie oft war das vor einer Operation oder vor einer Prüfung – oder ganz wunderbar, wenn ein Freund mir noch eine Spruchpostkarte geschickt hat, auf der ein Bibelwort stand. Eine Freudenbotschaft! Das ist mein Leben!
Wenn ich beim Sterben das mit bewusstem Sinn erlebe, dann möchte ich Menschen um mein Sterbebett haben, die mir Worte Gottes zurufen, Freudenworte, dass ich heimgehe zu Gott und dass der Tod mich nicht von Gottes Liebe trennen kann. Freudenbotschaft!
Ach, ich kann überhaupt nicht verstehen, dass Menschen die Bibel verstauben lassen. Vielleicht, wenn jemand üppig und im Luxus lebt und sich nur für Essen und Trinken interessiert, verstehe ich es, wenn er nicht weiterdenkt. Aber die Bibel ist ein Freudenwort, eine Freudenbotschaft, die ganz ungeheuer glücklich und fröhlich macht.
Die befreiende Kraft des Glaubens in schwierigen Lebensphasen
Und das Dritte: Vier Punkte habe ich heute, die das Wort Gottes mit Macht erfüllen und glücklich machen. Nicht bloß eine kurze Freude, die wieder vergeht, sondern eine Freude, die erfüllt und glücklich macht – so wie ich damals, als ich ein junger Kerl war wie ihr.
Wir sind damals im zerstörten Stuttgart aufgewachsen. Vielleicht verläuft die Jugendzeit bei verschiedenen jungen Leuten anders, bei mir war es so: Ich habe in meiner Schulzeit sehr viel Existenzängste erlebt. Vielleicht waren es meine schlechten Leistungen damals, dass man nicht wusste, wie das alles wird. „Wirst du das einmal schaffen?“, habe ich oft gedacht. „Wirst du das schaffen? Und wie ist das überhaupt?“ So wie heute junge Leute Angst haben: „Kriege ich einen Berufsplatz? Und wie wird das alles wert mit meiner Zukunft?“
Man hat gesehen, wie viele junge Menschen damals schon aus meiner Klasse gescheitert waren. „Wirst du auch scheitern?“ Das waren manchmal Ängste in meinem Jugendleben. Da habe ich gedacht: „Wirst du überhaupt dein Leben meistern?“ Da hat mich ein Stück in der Bibel ganz besonders angesprochen. Darüber konnte ich nie mit jemandem reden, aber das Wort Gottes redet ganz offen und ungeniert davon, dass ich in meinem Leben nicht das leiste, was ich will.
Ich wollte eigentlich mit meinen Eltern ganz anders sein. Aber jeden Tag gab es furchtbaren Zoff. Ich war ein unausstehlicher Kerl und habe darunter gelitten. Ich wollte anders sein und konnte nicht anders sein. Und mit unseren Geschwistern haben wir getobt, es gab Streit. Ich wollte eigentlich ganz anders sein. In meinem Herzen gingen Gedanken durch den Kopf, ich habe mich geschämt. Und ich fragte mich: „Was ist das denn?“
Dann las ich in der Bibel, dass es eine Macht der Finsternis, des Teufels, gibt. Ich habe gemerkt, dass ich wehrlos bin. Wie soll ich mein Leben überhaupt meistern? Das kann mich ja in den Abgrund ziehen. Und da habe ich gelesen: Jesus ist der Herr, der den Teufel besiegt. Mit Jesus kann ich auch die Macht der Finsternis in meinem Leben besiegen.
Das war für mich so beglückend, dass ich gesagt habe: „Jesus, ich will keinen Schritt meines Lebens mehr ohne dich gehen. Ich will das festmachen. Du musst mich bewahren.“ Ich bin überzeugt, von mir aus gibt es keine Garantie, dass ich nicht in schlimme Dinge geraten würde, wenn Jesus mich nicht bewahrt und seine Hand nicht über mich hält.
Das macht mich so glücklich und froh, dass ich mich ihm anvertrauen darf. Dass er mein Herr ist und ich sagen kann: „Du bist der König, du musst mein Leben bestimmen, meine Gedanken. Du musst meinen Willen in Besitz nehmen. Du musst in mein Leben eine Ordnung hineinbringen.“
Dann habe ich erst begriffen, warum die Welt in Unordnung ist: Weil Menschen ohne Gott und wider Gottes Willen alles durcheinanderbringen. Ich habe entdeckt: Wie wäre es eigentlich, wenn wir nicht bloß mit der Natur in Harmonie leben, sondern auch mit Gott? Das war schon von Jugend an unser Wunschtraum.
Übrigens haben wir in unserer Jugend gelitten, weil man im Neckar nicht mehr schwimmen konnte. Wir haben immer eine saubere Umwelt gesucht, auch als junge Leute. Nicht, weil es eine Grünenpartei gab – das war schon immer der Wunschtraum. Wir waren immer naturliebend, wir hatten immer eine Liebe zur Biologie.
Aber ich will doch in Harmonie mit Gott leben. Die gesamte Harmonie brauche ich – den Gott, der mich geschaffen hat –, damit alles wieder zum Frieden kommt. Damit ich am Schönen meine Freude haben kann, am Guten. Dass Gott wiederherstellt, wo mein Mund andere verletzt, wo ich wehtue, wo ich lieblos bin. Gott muss mich erneuern.
Das habe ich in der Bibel atemberaubend gelesen: Wie Jesus gekommen ist, um das zu verändern, Menschen neu zu machen und das Leben zu verändern. Und dass er die Macht des Teufels besiegen kann. Herrlich!
Die bleibende Verlässlichkeit des Wortes Gottes
Das Letzte, das mir das Wort Gottes felsenfeste Gewissheit gibt, ist, was Mose gesagt hat. Das kommt ja bei vielen Menschen in der Bibel vor. Es ist kein leeres Wort, es ist euer Leben.
Vor ein paar Tagen stand in der Zeitung von einem berühmten kirchlichen Publizisten, dass man die Bibel heute wieder neu schreiben müsse – anders, als sie gedruckt ist. Ich habe gedacht: Oh, lieber Mann, in zehn Jahren kauft kein Mensch deine Bücher mehr im Antiquariat. So schnell vergeht deine Modemeinung, das ist doch nichts. Menschen mit ihren Ansichten – das hat sich so schnell überholt. Kirchliche Verlautbarungen, Bischofsworte, Synodenbeschlüsse – das ist alles uninteressant und übermorgen schon veraltet.
Das interessante Wort Gottes wandelt sich nicht. Gott hat sich an sein Wort gebunden. Ihr könnt dieses Wort nehmen wie die Generationen vor euch. Es ist kein leeres Wort an euch, es ist euer Leben. Ihr könnt das erfahren. Mit diesem Wort könnt ihr genau dieselben Erfahrungen machen, die Menschen gemacht haben. Sie vertrauten den Zusagen. Streicht euch die Zusagen immer an, was Gott verspricht, und prüft Gott darin.
Wir sollen ihn prüfen über seine Zusagen, ob er sein Wort nicht erfüllt. Und sagt: Wir wollen es ausprobieren, testen.
Einmal waren bei Jesus viele Zuhörer einfach weggelaufen. Das war in der Synagoge von Kapernaum. Sie hatten sich geärgert über das, was Jesus gesagt hat, und zwar darüber, dass Jesus der entscheidende Mittelpunkt des Glaubens ist. Da haben die Leute gesagt: „Der Jesus? Nein, ich will nichts mit Jesus zu tun haben“, und sie liefen weg.
Zum Schluss stand Jesus ganz allein da, und es waren nur noch seine zwölf Jünger um ihn. Dann hat Jesus zu den zwölf Jüngern gesagt: „Wollt ihr nicht auch weggehen?“
Ich habe es euch am Anfang des Konfirmandenunterrichts gesagt: Keiner von euch muss sich konfirmieren lassen. Ich biete euch noch einmal an, dass ich ein gutes Wort mit euren Eltern rede. Wenn keiner Lust hat, muss keiner.
Seit jetzt dürft ihr doch weggehen, geht doch wieder wohin ihr wollt. Ihr dürft doch leben, wie ihr meint, nach euren Gedanken und mit eurer Frömmigkeit und was ihr wollt.
Und dann sagt Petrus: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens. Deine Worte sind nicht bloß jeden Tag eine Erquickung und eine Stärkung, sie geben uns den klaren Blick. Dein Wort ist sogar über die Grenzen dieser vergehenden, sichtbaren Welt hinweg das feste Fundament, auf dem man leben und sterben kann. Wir können gar nirgendwo anders mehr hingehen als bei dir bleiben.“
Warnung vor der Geringschätzung des Wortes Gottes und Ermutigung zum festen Glauben
Ich bin heute oft erschrocken, wenn ich mein Leben betrachte und daran denke, wie oft ich in Kirchen und christlichen Gemeinden erlebt habe, dass Menschen Christen sein wollen, aber vom Wort der Bibel nicht viel halten. Das ist in unseren Tagen besonders erschütternd.
Viele von euch sind auch im Religionsunterricht verunsichert. Sie sagen, dass die Menschen ja gar nicht mehr an das glauben, was in der Bibel steht. Das Allerschlimmste ist, wenn in der Gemeinde, in der Kirche, das Wort Gottes nichts mehr gilt.
Ich wünsche euch, dass ihr tiefer grabt und fragt: Was ist da dran? Ich bin auch immer wieder traurig, wenn manche so über die Bibel reden, dass man dabei einschläft und es wie etwas Theoretisches klingt – wie ein ferner Paragraphensalat von irgendetwas, das mich nicht interessiert.
Aber das ist doch mein Leben! Es geht um die Probleme, die mich bewegen, um meine Ängste, meine Sorgen, mein Leben. Woher komme ich? Was wird aus meinem Leben? Wem kann ich vertrauen? Was ist mit unserer Welt los? Und was ist, wenn ich sterbe? Das sind nur die Kernfragen meines Lebens.
Deshalb bitte ich euch: Bohrt und grabt in diesem Wort und sagt: Ich möchte das herausfinden, ich möchte gewiss werden. Das Einzige, was bleibt, sind nicht die Kirchen, die vergehen, auch nicht die Worte von Menschen, die vergehen, sondern das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit.
Wer auf dieses Wort Gottes vertraut und glaubt, der steht felsenfest. Der hat Wahres und Gewisses gefunden. Er geht durch die Nacht und das Dunkel der Welt und hat das Licht.
Jesus sagt einmal, dass er die Häuser im Heiligen Land im Auge hat, die ohne ein großes Fundament einfach hingestellt werden. Dann kommt ein großer Regen, und der schwemmt alles weg. Er sagt: Wer meine Rede hört und tut sie, der ist einem Mann gleich, der sein Haus auf einen Felsen gebaut hat.
Ich möchte, dass ihr einen Glauben habt, der auf diesem Felsen gebaut ist und nicht brechen kann. Es ist kein leeres Wort an euch, es ist euer Leben. Hört und tut es. Amen.
