Die Bibelwoche steht unter dem Gesamtthema „Weltenwende – biblische Herausforderungen nach 1. Korinther 15“ mit dem Unterthema „Christsein ist mehr als ein bisschen Moral“.
Gestern hörten wir, dass es wichtig ist, die großen Linien in der Bibel zu erkennen. Diese großen Linien verlaufen besonders vom Alten Testament ins Neue Testament. Viele wichtige Linien von alttestamentlichen Gestalten wie Abraham, Joseph, Hannah, Mose, Jeremia und anderen weisen auf Jesus Christus hin. Schon im Alten Testament wird die Grundlinie erkennbar, dass Gott Erniedrigte erhöht. Diese Linie vollendet sich in Jesus und reicht bis in unsere Zeit hinein.
Namen wie Friedrich von Bodelschwing und Jochen Klepper wurden gestern genannt. Heute sind wir zum Thema „Abgeschobenwerden verurteilt – die Sache mit dem Tod“ beieinander.
Einführung in das Thema Tod und Erlösung
Das Geschäftsbuch deutete es gestern schon an. Heute geht es darum, dass in 1. Korinther 15 gesagt wird: Der Tod ist der Feind.
Immer wieder mache ich mir Gedanken, wenn ich bei Trauergesprächen höre, es werde gesagt: „Er oder sie ist jetzt von ihrem oder seinem Leiden erlöst.“ Ist der Tod wirklich eine Erlösung? Ist es wirklich so im Einklang mit der Bibel, dass der Tod erlöst?
Ist es nicht vielmehr der Tod Jesu, der uns erlöst? Erlöst unser eigener Tod uns? Diesen Fragen werden wir heute Abend nachgehen, in der Auslegung, die uns Wolf Schiffbuch geben wird.
Lassen Sie uns zunächst beten:
Herr Jesus Christus, Du bist aus dem Tod auferweckt. Du bist hindurchgegangen und hindurchgebracht worden. Du bist uns nahe als der Auferstandene. Gib uns jetzt Teil an deinem Leben.
Wir hören und wissen, dass Du dem Tod die Macht genommen hast. Du weißt, was uns ängstigt – bewusst oder unbewusst – im Blick auf den Tod. Wir bitten Dich: Gib Du Dein Wort hinein in unsere Lebenssituation und mach uns ganz fest an Dir.
Hilf uns, dass wir uns festmachen an Dir und so das Leben, die Auferstehung und das Leben als Geschenk von Dir empfangen. Darum bitten wir Dich für uns und für die, die uns am Herzen liegen, für unsere Trauernden und auch für die Sterbenden. Amen.
Gottes Gegenentwurf zur Weltordnung
Weltenwende: In unserer Welt gilt das Prinzip „Hast du was, so bist du was“. Jeder ist so viel wert, wie er sich gefallen lässt. Lieber gesund und reich als arm und krank.
Doch Gott hat ein ganz anderes Gesetz in unserer Welt aufgerichtet. Was verachtet ist, das hat Gott erwählt; was gering ist vor der Welt, das hat Gott erwählt; was nichts ist, das hat Gott erwählt. Damit niemand sich rühmen kann, außer im Herrn.
Diese Linie, dass Gott Tote lebendig macht und Dinge, die keine Verheißung zu haben scheinen, am Boden sind, dass er die Niedrigen erhebt – diese Gotteslinie hat ihr Prüfzeichen, ihr Verlässlichkeitssiegel in Jesus bekommen.
Christus ist gestorben, und zwar für uns Sünder. Nach der Schrift dürfen wir von Gott eigentlich gar nichts anderes mehr erzählen, denn diese Linie war schon im Alten Testament vorhanden. Er ist lebendig gemacht worden, er ist auferweckt nach der Schrift, weil Gott die Niedrigen erhöht.
Es ist der Stolz und die Freude Gottes, zu zeigen, wie er aus totaler Hoffnungslosigkeit etwas macht. Diese Linie hat Frau Flöter beschrieben, von Abraham und David, Hanna und Joseph, Hiskia und Jeremia. Jesus hat sich in diese Linie gestellt.
Er ist der Stein, von dem die Bauleute gesagt haben, er sei wertlos. Doch Gott hat ihn zum Eckstein gemacht. Das Wirken Gottes ist großartig.
Die Vergänglichkeit weltlicher Macht und die bleibende Hoffnung
Die Weltenwende bedeutet, dass nur das Zukunft hat, was Gott macht. In unserer Welt hingegen glaubt man, es zähle die Macht der Bajonette, die Macht des Geldes oder die Macht der Weisheit.
Das gab es schon im alten Rom, doch dieses Reich ist untergegangen. Ebenso bei den Hohen Staufern, die versuchten, bis nach Sizilien Europa zu beherrschen. Auch das ist gefallen.
Es gab Napoleon, der lange vor der Europäischen Gemeinschaft eine europäische Einheit anstrebte – bis er in Moskau scheiterte. Sein Vorhaben ging kläglich zugrunde.
Am allerkläglichsten war jedoch das Scheitern der Machthaber, die ein tausendjähriges Reich errichten wollten. Nach nur zwölf Jahren führten sie unser Volk in den totalen Zusammenbruch. Diesen Zusammenbruch haben wir in der Geschichte so deutlich erlebt wie sonst nur im Dreißigjährigen Krieg.
Die Weltenwende zeigt: Zukunft hat der Verachtete, der allerverachtetste und unwerteste – Jesus. Am Ende wird jede Zunge bekennen müssen, dass er der Herr ist.
Weltenwende.
Liebe Brüder und Schwestern, dies ist nicht nur ein Vortrag. Wichtig ist, dass wir uns auf den Boden dieser Realität stellen.
Unser Leben bekommt nicht seinen Wert durch das Lob, das wir von Menschen erhalten, oder durch das, was wir schaffen. Sondern allein dadurch, dass Jesus sagen kann: Du gehörst zu mir.
Die universale Bedeutung Jesu im Angesicht des Todes
Vorrede 1 Ende.
Vorrede 2
Diese universale, weltumfassende Bedeutung Jesu hat der Apostel Paulus im ersten Korintherbrief Kapitel 15 an der Frage des Sterbens dargestellt. Sterben ist ein Menschheitsschicksal, sei es in den weiten Labradors oder in den Graals Afrikas. Der Neandertaler ist gestorben, ebenso wie Goethe, Schiller und Sauerbruch. So wie jedes von uns, so verschieden unsere Schicksale auch sind, ist der Tod sicher einmalig und unvermeidlich – ein Menschheitsschicksal.
Nun sagt der Apostel Paulus: So wie Christus auferstanden ist – die meisten von Ihnen haben ja eine Kopie des ersten Korintherbriefs Kapitel 15 –, heißt es im Vers 20: „Nun aber ist Christus auferstanden.“ Damit ist dieses engmaschige Gefängnis des Todes, das alle Menschen gefangen hält, durchbrochen.
Nun ist Christus auferstanden. Und das hat Folgen für uns, ob wir glauben oder nicht. Ob wir normal beerdigt werden oder auch für die, die mit der Estonia untergegangen sind, für die Verbrannten, für die Raucher oder Nichtraucher, für die Maßlosen und für die Gesundheitsapostel – sie alle, die sterben werden.
In Vers 22 heißt es: „So werden sie in Christus alle lebendig gemacht.“ Da kann niemand sagen: Herr Jesus, du bist mir uninteressant. Sie werden alle in Christus lebendig gemacht.
Daran zeigt sich die weltumfassende Bedeutung Jesu. Er hat sich den Verderbensmächten entgegengeworfen. Er ist diesem Rat des Verderbens in die Speichen gefallen – dem Sturm, dem Aussatz, der Blindheit, der Krankheit und dem Hunger. Am Schluss sah es so aus, als ob das gewaltige Rad des Todes über ihn hinwegrollt und ihn vernichtet.
Nun aber ist Christus auferstanden. Er hat mit dem Todesschicksal gebrochen. Eigentlich müssten alle Menschen, die dem Tod entgegengehen, hell aufwachen!
Das, was uns im Evangelium in der Bibel gesagt wird, wird sonst nirgends gesagt. Es ist bloß eine Not.
Damit bin ich am Ende von Vorrede zwei und komme zur Vorrede drei: dass wir uns hinwegmogeln, hinwegmogeln und betrügen über die ganze Furchtbarkeit, dass wir sterben müssen.
Persönliche Erfahrungen mit dem Altern und dem Sterben
Sehen Sie, ich bin jetzt seit einem Jahr im Ruhestand. Als ich vor einem Jahr in den Ruhestand ging, hat mir ein Freund, Martin Kuhn, geschrieben: „Lieber Rolf, die nächste sichere Station deines Lebens wird das Sterben sein. Stell dich darauf ein. Die nächste sichere Station… Ich wünsche dir dennoch ein langes Leben, aber die nächste sichere Station ist eben diese.“ Solche Freunde muss man haben, verstehen Sie? Die so offen mit einem reden und nicht erst am neunzigsten Geburtstag sagen: „Ad multos annos“ – noch viele Jahre –, aber hoffen, dass man den hundertachtzigsten nicht erlebt.
Er hat ja Recht! Vor zehn Jahren hat mein Friseur gesagt, jetzt wäre es Zeit für ein Toupet. Heute ist es zu spät. Heute habe ich mehr Haut auf dem Kopf als Haare. Heute sagt der Zahnarzt: „Ich glaube, wir müssen bald eine Prothese einsetzen.“ Er sagt „Prothese“, damit es mich nicht umhaut.
Früher habe ich Witze gemacht und gesagt: „Zähne habe ich wie Sterne – nachts kommen sie raus, da will sie mal rumreichen.“ Und ich habe gedacht, es kommt nie so weit.
Ich höre ja noch gut, aber bei manchen Referenten denke ich, sie müssen etwas deutlicher sprechen. Ich höre gut, aber sie reden so undeutlich, dass ich manches schlecht verstehe. Zum Arzt sage ich: „Sie hat mir doch vor einem halben Jahr keine richtige Brille verschrieben.“ So schlecht hat er die gute Brille verschrieben, dass mein Sehen in dem halben Jahr schlechter geworden ist.
Ich gleiche einem Haus, in das es überall hineinregnet, durch das der Wind pfeift. Baujahr 1931 oder 1932, wo der Architekt sagt: „Das Haus ist gescheiter, man reißt es ab, als dass man es repariert.“ Das gilt wohl auch für mich.
Und trotzdem verbiete ich mir den Gedanken, bei jeder Beerdigung daran zu denken, dass man auch mich in der Holzkiste hinausträgt, auf den Friedhof, hinunterlässt und sagt: „Erde zu Erde.“ Ich verbiete mir das.
Die Ambivalenz des Sterbens und die Frage nach dem Weiterleben
Sterben ist nicht immer schlimm. Ich hatte zwar immer Scheu, wenn ich als Pfarrer zu Sterbenden gerufen wurde, und war jedes Mal beeindruckt – auch beim Sterben junger Menschen nach schwerem Krebsleiden oder bei alten Menschen. Sterben hat etwas Erhabenes.
Nach schwerem Leiden kommt der letzte Atemzug, dann Schweigen. Noch einmal atmet der Mensch ein, und dann steht er still. Da brauchen Sie keinen Leichenbeschauer und keinen Arzt, da wissen Sie sich aus. Das, was vorher noch ein Mensch war, mit dem Sie vor einer halben Stunde noch gebetet haben – „Befiehl du deine Wege“ – und dessen Lippen sich nicht mehr bewegten, ist nur noch eine Hülle.
Jetzt verstehe ich alle Menschen und Angehörigen, die in diesem Augenblick das Fenster öffnen und sagen: „Jetzt ist die Seele herausgegangen, jetzt muss sie doch wie ein Vogel davonfliegen.“ Ich verstehe es. Das Eigentliche, was einen Menschen ausmacht, ist doch nicht mehr da. Aber wo ist jetzt dieser Mensch? Wie geht es weiter?
Zu allen Zeiten – ich bin immer noch bei Vorrede drei, lassen wir uns nicht davon ablenken – hat man sich in zwei Richtungen eine Lösung erträumt, ausgedacht und philosophiert.
Die eine Sichtweise lautet: Mit dem Tod ist alles aus. Wie eine Kerze, die nach Flackern erlischt, so ist es auch mit dem Tod. Darum lasst uns essen und trinken, morgen sind wir tot. Es steht sogar in 1. Korinther 15,32: „Wenn die Toten nicht auferstehen, dann lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“ Lasst uns so viele Rentnerfahrten machen, wie wir nur können. Das Geld, das wir vererben, bringt doch nur Streit. Solange das Lämpchen glüht, soll es auch funkeln, nicht wahr?
Was hat Jesus gesagt? Er hat nicht viel darüber gesagt, wie es nach dem Tod weitergeht. Aber in der Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus hat er gesagt, dass der arme Lazarus in Abrahams Schoß kam, der Reiche aber in die Hölle, in die Qual, in die Totenwelt. Also hat Jesus es mit einer anschaulichen Geschichte verboten zu sagen: „Hört auf, er ist aus.“ Von wegen! Er hat uns gar nicht viel Angst gemacht, sondern nur gesagt: Heute ist wichtig, dass du dich heilst und für dich sorgst.
Die andere Lösung ist die des großen Philosophen Jean-Jacques Rousseau, der nicht viel geglaubt hat. Er sagte: „Wir alle sind überzeugt, dass es irgendwie nach dem Tode weitergeht, irgendwie.“
Die Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross spricht immer wieder davon, dass da die lichten, hellen Nebel kommen, die uns einhüllen. Aber sie hat nur Sterbende gefragt, die wieder ins Leben zurückkamen.
Der Tod selbst ist stumm. Jesus hat auch nicht den Lazarus, den Jüngling von Nain oder das Töchterlein des Jairus lange Geschichten erzählen lassen, wie es hinter diesem Chor des Todes aussieht. Der Tod ist stumm.
Verschiedene Vorstellungen vom Leben nach dem Tod
Wie geht es weiter? Manche denken: So wie ich im Leib meiner Mutter schon Mensch war – unbewusst zwar, aber mein Herz hat geschlagen und sogar meine Organe haben gearbeitet – so könnte es ja auch nach dem Sterben sein, dass ich meine Identität bewahre. Ich bleibe ich selbst, auch wenn mir das nicht bewusst ist.
Andere sagen: Es muss doch eine Wiederverkörperung geben. Es darf doch gar nicht sein, dass Erich Honegger sich davonstiehlt oder Hitler davonstiehlt. Die müssen noch einmal kommen, damit man sie verprügeln kann oder irgendwie.
Es muss doch Träume geben! Darauf ist aber kein Verlass. Sie dürfen ruhig träumen, wenn sie wollen, aber ich wünsche mir, dass sie ihr Leben auf Verlässliches bauen.
Deshalb haben wir gestern über die Bibel gesprochen. Der Apostel Paulus sagt, die Bibel ist verlässlicher, als ihr denkt. Darin sind Grundlinien Gottes enthalten. Wenn ihr euch nicht auf fragwürdige menschliche Philosophien einlassen wollt, müsst ihr euch auf Gottes Wort einlassen – auf die Wahrheit.
Die biblische Verheißung der Auferstehung
Und da lesen wir jetzt – nach langen Vorreden – beim Apostel Paulus, der nichts anderes weitergeben will als göttliche Wahrheit. Wir dürfen in diesem großen Kapitel, 1. Korinther 15, noch einmal bei Vers 22 lesen:
Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner Ordnung.
Es gibt eine klare Ordnung Gottes: Als Erstling, als Prototyp, als Vorausabteilung ist Christus. Danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören. Danach das Ende, man könnte auch übersetzen: danach der Rest, die Übrigen.
In Vers 26 heißt es: Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.
Und jetzt machen wir einen Sprung hinüber zu Vers 55: Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?
Der Stachel des Todes ist die Sünde.
Der Tod als Feind und die Last der Sünde
Erste Feststellung aus Gottes Wort: Der Tod ist ein Feind. Zwar gibt es den herrlichen Bachsatz, fast so herrlich wie das, was wir uns gesungen haben: „Komm, o Tod, du Schlafesbruder!“. Die Bibel sagt jedoch, der Tod ist nicht der Bruder des Schlafes, sondern der Feind, über den man klagen und weinen kann.
Man kann beim Sterben weinen, das ist vom Feind gemacht. Das passt nicht in Gottes gute Schöpfung, das ist eine Störung. Im Psalm 90, den wir oft am Silvesterabend miteinander beten, heißt es: „Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du Gott, der du die Menschen lässest sterben.“ Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen. Gott kann auf uns verzichten, auf jeden von uns – selbst auf Menschen, von denen wir meinen, wir könnten nicht auf sie verzichten.
Der Tod ist ungeheuer bitter. Das ist biblischer Realismus. In Vers 56 heißt es: „Der Stachel des Todes ist die Sünde.“ Vor ein paar Wochen war ich bei einer Beerdigung im Gäu. Da hat der Pfarrer zu den Angehörigen gesagt: „Ihr könnt euch freuen, was ihr an eurer Tante Gutes getan habt, wie ihr sie gepflegt habt, für sie da wart, noch bis ins hohe Alter.“ Und die Angehörigen waren am Rand des Selbstmords, weil die Anklagen da waren, wie viel Lieblosigkeit gegenüber der Tante da war.
Das ist unrealistisch. Bei jeder Beerdigung habe ich Gewissensbisse, was ich versäumt habe, dass eine Geschichte nicht in Ordnung gebracht wurde, dass ich einen Brief hätte schreiben sollen, dass ich zu wenig Liebe erwiesen habe. Der Stachel des Todes ist die Sünde. Was ist in meinem Leben überhaupt herausgekommen?
Ich habe in Tark hineingelebt. Selbst der Atheist Erich Maria Remarque, der große Schriftsteller, hat in seinem letzten Roman geschrieben: „Wie viele Menschen habe ich betrogen, wie viele Frauen waren für mich bloß Spielzeug. Aber das Schlimmste ist meine Schwindelgeschäfte mit Gott. Immer wenn ich in Not war, habe ich Gott angerufen und ihm alles Mögliche versprochen, und wenn es mir wieder gut ging, habe ich alles vergessen. Ich habe Gott behandelt, wie man keinen Geschäftspartner behandeln würde.“
Der Stachel des Todes ist die Sünde. Was ist in meinem Leben alles danebengegangen? Mein Leben ist doch nicht markiert dadurch, dass ich meine Kinder gut erzogen habe, dass ich ihnen etwas hinterlassen habe, dass ich lieb war und geduldig und für die Wahrheit des Evangeliums eingetreten bin. Sondern dass ich Menschen auf den Fuß getreten habe, dass ich die Kirche durcheinandergebracht habe. Fragen Sie meine Kinder, wie es zuhause zugeht, oder meine Frau.
Stachel des Todes – was ist die Bilanz, die bleibt? Dass ich es nicht wieder gutmachen kann. Der Tod ist ein Feind.
Zugehörigkeit zu Christus über den Tod hinaus
Und jetzt das Zweite, was ich herausführe: Solche Leute mit einem Leben voller Schlaglöcher gehören zu denen, von denen im Vers 23 gesprochen wird, die Christus angehören – nicht nur in der Vergangenheit!
In der Bibel hat jede kleine grammatikalische Form ihre Bedeutung, nicht nur das Gehörte. Wer Christus gehört, gehört Christus in Ewigkeit, auch im Tod. Denn der Herr Jesus hat gesagt: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“
Da in Bethanien hat Martha gesagt: „Herr Jesus, ich weiß, dass mein Bruder auferstehen wird am jüngsten Tag.“ Da hat Jesus geantwortet: „War es am jüngsten Tag? Ich bin das Leben und die Auferstehung. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer da lebt und glaubt an mich, der kann gar nicht mehr richtig sterben.“
Liebe Freunde, ich bin gespannt auf mein Sterben. Der Jesus, der so viel in meinem Leben getan hat, was der dann tun wird – ich kann mir das nicht vorstellen. Ich bin gespannt darauf. Jesus lässt mich ewig nicht los – das ist meine Zuversicht.
Warum? Eigentlich bin ich doch kein edler Mensch, denn das stimmt mit dem, was Paulus angefangen hat: Christus ist für uns Sünder gestorben. Gerade weil so viel Defizit in meinem Leben ist, sagt Jesus: „Für dich bin ich da. Ich bin nicht der Heiland für die Frommen, sondern für die Kranken, für die Leute, denen das Gewissen schlägt, die in ihrem Leben viel nicht wiedergutmachen können. Ich bin da mit meiner Gerechtigkeit.“
Die, die Christus angehören, gehören sie Jesus an? Verstehen Sie, ich habe viel Sympathie für den VfB. Vielleicht wundern Sie sich, aber im Augenblick ist ja kein Wunder. Aber ich war immer schon Wäpfler, also VfB-Fan, als guter Stuttgarter. Aber ich gehöre nicht zum VfB, und seit Jahren war ich bei keinem Spiel mehr. Sympathie ist etwas anderes als dazugehören.
Von einer Sache etwas zu halten – vielleicht halten Sie viel von Jesus, von der Bibel, vom Gottesdienst. Gehören Sie aber auch wirklich an? Denn Sie wissen: Mein Jesus, das bleibt, das trägt durch.
Zuerst ist Jesus auferweckt, und selbst in der Not des Todes erleben die, die Christus angehören, die Auferstehungskraft Jesu. Das bleibt auch im Tod: Jesus gehören.
Der Apostel Paulus sagt in Römer 14: „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn.“ Darum, ob wir leben oder sterben – wir gehören dem Herrn.
Ich wünsche, ich bitte, ich sehne mich danach, dass Sie dem Herrn Jesus gehören – im Leben und im Sterben sind und bleiben Sie sein. Sie sollen nicht Ihrem Körper gehören, nicht dem Arzt, nicht Ihrer Krankheit, nicht der Erde, nicht der Verwesung, nicht dem Tod, sondern dem Herrn Jesus.
Da kann der Tod kommen, und Jesus wird sagen: „Entschuldigung, die gehört mir, der gehört mir.“ Deshalb könnte jede Christenbeerdigung ein Fest sein.
Jesus lebt – mit ihm auch ich.
Die Verwandlung des Leibes und die Hoffnung auf die Auferstehung
Dritte Wirklichkeit, die Paulus uns sagt
Was wird denn geschehen? Das sage ich euch, liebe Geschwister: Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben, auch wird das Verwesliche nicht die Unverweslichkeit erben (1. Korinther 15,50).
Wir machen weiter in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Wenn einmal dieser Ton durch die Welt gehen wird, werden alle Toten auferstehen. Früher hat man noch im Konfirmandenunterricht etwas gelernt, das war gar nicht schlecht: Am jüngsten Tag wird mich und alle Toten auferweckt, und mir wird samt allen Gläubigen in Christus das ewige Leben gegeben.
Wenn die letzte Posaune ruft, werden alle Toten auferstehen. Dann heißt es, wie der Apostel Paulus im 2. Korintherbrief sagt: Wir werden einmal vor Jesus gestellt werden, dem Gott das Gericht gegeben hat. Alles, was in unserem Leben war – jedes falsche Wort, jede Gehässigkeit, jede Gier – wird offenbar werden, auch bei denen, die Christus angehören.
Das ist die letzte Gerechtigkeit, dass nichts vergessen ist in dieser Welt, auch nicht von meinem Leben. Dann kommt es entscheidend darauf an, dass das wahr wird: Die, die Christus angehören, hören die Stimme: „Kommt her zu mir, ihr Gesegneten!“ Nicht weil jemand so fromm war oder so gut, sondern weil Jesus ihn als Heiland gebraucht hat. Kommt her!
Ich bin gespannt darauf, wie das endet. Wir werden vielleicht Tränen haben – Tränen der Freude oder der Beschämung. Aber Jesus lässt mich ewig nicht los, trotz all dem, was jetzt offenbar wurde.
Die Verwandlung des Körpers durch Gottes Macht
Das Letzte, was hier gesagt wird, schlagen wir zurück nach Vers 35. Es könnte jemand fragen: Wie werden denn die Toten auferstehen? Mit was für einem Leib werden sie kommen?
Du Narr! Du dummer Kerl, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, ist nicht der Leib, der werden soll, sondern nur ein bloßes Korn – sei es von Weizen oder etwas anderem. Aber Gott gibt ihm einen Leib, wie er will.
Paulus nimmt das Bild von Jesus auf: Das Weizenkorn bleibt allein und bringt keine Frucht, wenn ihr es in einem Museum, zum Beispiel im Brotmuseum in Ulm, unter einem Glaskasten ausstellt. Es bringt auch keine Frucht, wenn ihr es in die Erde einsenkt und es verwest und vergeht. Erst dann bringt es Frucht.
Dann kommt der Halm und die Ähre – etwas ganz anderes als das Körnlein. So wird es ein ganz neuer Leib werden.
Im Philipperbrief sagt Paulus einmal seelsorgerlich: Wir warten auf unseren Herrn Jesus Christus vom Himmel, welcher unseren vergänglichen Leib verklären wird. Den Leib mit den Hüftschmerzen, mit den dritten Zähnen und mit dem schlechten Sehen. Und mit dem schlechten Gedächtnis. Den vergänglichen Leib, mit der Sorge, ob die Gesundheit reicht, ob das Geld reicht, was aus den Kindern wird – den vergänglichen Leib.
Diesen wird Jesus verklären, sodass er gleich wird seinem Auferstehungsleib. So wie damals, als Thomas zuerst nicht geglaubt hat, dass Jesus auferstanden ist. Als er Jesus gesehen hat mit dem Auferstehungsleib, mit dem verklärten Leib, hat er nur noch gerufen: „Gott, Yahweh, da ist ja Gottesgegenwart, Gottesvollkommenheit, Gottesherrlichkeit!“
Liebe Freunde, stellt euch einmal vor: In unserem Körper, mit all dem, was wir erlebt haben, mit all den Macken und Kanten, will Jesus uns einmal dorthin führen – zu einem neuen Leib, der nur noch voll ist von Gottes Herrlichkeit.
Weltenwende: Das Ende ist nicht das Grab, sondern dass Jesus unseren vergänglichen Leib zu seiner Herrlichkeit führen will.
Zeugnisse des Glaubens an die Auferstehung
In Esslingen, bei den Ausgrabungen in der Stadtkirche, hat man den ältesten christlichen Grabstein jenseits des Donars gefunden. Dort wurde ein junger Mann beerdigt. Auf dem Sarkophagdeckel ist nur eingeritzt: "in nomine domini" – im Namen des Herrn. Nicht als vergänglicher Mensch, sondern als jemand, der Jesus gehört.
Bei einem Konzert in Schorndorf wurde ich daran erinnert, als Sie Ihren schönen Choralsatz nach der Melodie von Johann Sebastian Bach sangen. Dora Metzger gab uns ein großes Klavierkonzert. Nach langem Applaus spielte sie eine Zugabe und sagte schlicht: "Wohl mir, dass ich Jesus habe."
Dieser Satz ist auch der Text zu dieser Melodie. Es war nicht die Ankündigung eines Musikstücks, sondern ein Bekenntnis: "Wohl mir, dass ich Jesus habe." Jochen Klepper hat dann eindrucksvoll die Geschichte des großen Soldatenkönigs geschildert, des Vaters vom alten Fritz. Dieser König lag in Königs Wusterhausen von Gicht gebeugt und von Gallenanfällen geplagt dem Tod entgegen.
Nikolaus Ludwig, Reichsgraf von Zinzendorf, schrieb ihm: "Ich kann sterben, ich habe genug geschafft und bin für Gerechtigkeit eingetreten." Dann rief Zinzendorf dem König zu, um ihn zu ringen, um den großen König. Er sagte: "So wollte ich nicht sterben, im Vertrauen auf meine Verdienste, sondern im Vertrauen darauf, was Jesus kann." Noch im Sterben ging sein Blick bis in die Ewigkeit hinein.
Zinzendorf schrieb ihm das Lied, das auch heute noch in unserem Gesangbuch steht. Der letzte Vers lautet: „Wir warten mit Gelassenheit der großen Offenbarung.“
Freunde, Menschen, die Jesus angehören, leben der Zukunft entgegen – nicht im Grab. Sie warten mit Gelassenheit der großen Offenbarung.
Abschluss mit dem Lied der Auferstehung
Und jetzt wollen wir vom Lied 87 singen, ebenfalls ein Auferstehungslied. Wir singen die Verse 1, 4 und 5.
"O Tod, wo ist dein Stachel nun? Wo ist dein Sieg, o Hölle!"
Man merkt, dass hier 1. Korinther 15 aufgegriffen wird, und zwar die Verse 1, 4 und 5.