Einführung in das Thema Kindererziehung
Guten Morgen! Ich hoffe, ihr habt alle so gut geschlafen wie ich und seid fit, um heute Morgen aufzunehmen, was das Wort Gottes uns zu sagen hat. Das Thema heute Morgen lautet: Mutig erziehen. Dabei wollen wir von den Familien der Bibel lernen.
Vielleicht geht es euch so wie auf dieser Illustration, dass man meint, man läuft im Grunde immer nur hinterher. Manche Eltern sind wirklich frustriert, weil sie den Eindruck haben, es bringt alles nichts. Andere haben vielleicht das Gefühl, dass die Kinder sie erziehen und nicht umgekehrt.
Wie können wir lernen? Heute haben wir eine Generation von oft hilflosen Eltern. Als unsere Kinder klein waren und in den Kindergarten gingen, haben wir festgestellt, dass dies die Zeit ist, in der die meisten Eltern offen sind, weil sie unsicher sind. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir viele Seminare im Kindergarten über Kindererziehung hatten.
Das war jedoch sehr sonderbar. Psychologen waren dabei, die allerlei erzählten. Mir fiel meistens auf, dass ich schwierige Fragen stellte, wodurch der Psychologe sehr durcheinander kam. Ich fragte ihn nach seinen Ausführungen, ob er selbst Kinder habe. Er antwortete, nein, er mache seine Versuche mit Gänsen, Mäusen und Ratten.
Ich war dankbar, dass alle Eltern, die versammelt waren, laut gelacht haben. Als er dann über Lob und Tadel in der Kindererziehung sprach, stellte ich die Zwischenfrage: Wenn man Lob und Tadel verteilt, braucht man doch eigentlich einen Maßstab?
Er schaute mich sehr streng an und fragte, ob ich etwa auf das Christentum hinauswollte. Ich sagte ja. Daraufhin wurde er sehr böse.
Ich glaube, es ist sehr gut, wenn wir danach fragen: Was sagt die Bibel zur Erziehung? Beratungsstellen verzeichnen heute einen Ansturm von überforderten Eltern. Ich habe einen Artikel in der Zeitung gelesen über hilflose Eltern. Es ist interessant, dass solche Artikel heutzutage in den Zeitungen erscheinen.
Gesellschaftliche Herausforderungen und biblische Perspektiven
Noch vor zehn bis fünfzehn Jahren hätte es das nicht gegeben, weil man immer noch der Meinung war, dass wir weiterhin auf der Schiene der sogenannten 68er-Generation unsere Gesellschaft umgestalten müssten.
Inzwischen merkt die nächste Generation, dass diese 68er-Generation eigentlich versagt hat. Zwar sind viele aus dieser Generation in den Institutionen nach oben gekommen, wie zum Beispiel der ehemalige Außenminister.
Laut einer MDID-Umfrage geben 91 Prozent der deutschen Eltern zu, Erziehungsfehler zu machen. 59 Prozent schreien ihre Kinder an, 25 Prozent schlagen sie. Ich hoffe, dass niemand dazu gehört – weder zum Schreien noch zum Schlagen. Sicherlich werden wir auch noch aus biblischer Sicht darauf zu sprechen kommen, denn das ist ein heikles Thema.
In der Regel schalte ich das Mikrofon aus, wenn ich darüber spreche, damit meine Worte nicht irgendwo in Deutschland gegen mich verwendet werden.
Auch in unserer Zeitung stand ein Artikel mit dem Titel „Verzogen statt erzogen“. Der Autor schreibt, dass das liberale Erziehungskonzept der 68er-Generation gescheitert ist. Kinder brauchen Zeit, Liebe, Geduld und ein stimmiges Weltbild. Das sind völlig neue Töne in der säkularen Welt.
Man merkt: Es fehlt uns etwas. Meistens fehlt uns ein stimmiges Weltbild.
Daher könnte man fragen: Ist bei uns in Deutschland vielleicht in der Erziehung der Wurm drin? Wir haben ja den bekannten Slogan „Made in Germany“. Oder heißt es vielleicht „Wurm in Germany“?
Biblische Grundlagen der Erziehung
Was sagt die Bibel zum Thema Erziehung? Wer seine Bibel dabei hat, sollte immer nachschlagen und nicht nur nachsehen, was ich hier vorne aufgeschrieben habe.
Im 5. Buch Mose, Kapitel 31, finden wir ein sehr interessantes Kapitel, in dem Gott seinem Volk Anweisungen zur Kindererziehung gibt. Dort steht ein eindrucksvolles Wort in den Versen 12 bis 13: „Versammle das Volk, die Männer und die Frauen und die Kinder und deinen Fremden, der in deinen Toren wohnt, damit sie hören und lernen, den Herrn, euren Gott, zu fürchten und darauf achten, alle Worte dieses Gesetzes zu tun. Und ihre Kinder, die es nicht wissen, sollen zuhören, damit sie den Herrn, euren Gott, fürchten lernen, alle Tage, die ihr in dem Land lebt, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen.“
Damit wird im Grunde dazu aufgefordert, dies zu tun. Ich freue mich, dass hier Kinder mit dabei sind. Kinder gehören in den Gottesdienst – Gott hat das angeordnet. Und es heißt ausdrücklich: „Ihre Kinder, die es nicht wissen, sollen zuhören.“
Auch im Neuen Testament finden wir das sehr deutlich. Zum Beispiel schreibt Paulus im Epheserbrief: „Ihr Väter...“ und dann kommen wir gleich noch darauf zurück, wie sich die Väter verhalten sollen. Weiter heißt es: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern.“
Hier werden die Kinder direkt angesprochen. Es steht nicht: „Ihr Väter, sagt euren Kindern, sie sollen sich unterordnen und gehorsam sein“, sondern die Kinder werden direkt angesprochen. Das bedeutet, als dieser Brief in Ephesus in der Gemeinde vorgelesen wurde, waren die Kinder dabei, sonst wären sie nicht direkt angesprochen worden.
Damals gab es sicherlich noch nicht, wie heute oft üblich, schöne Kinderräume mit Übertragung. Kinder waren dabei.
Ich kann mich sehr gut daran erinnern: Ich war einmal in einer Gemeinde, wo ein Bruder über den Herrn Jesus predigte, wie die Kinder zu ihm kamen (Markus 10). Er hat sich darüber ausgelassen, wie sehr der Herr Jesus die Kinder liebhat, und hat das so richtig plastisch geschildert, wie die Kinder da herumzitterten und der Herr Jesus sich trotzdem freute.
Aber er kam völlig aus dem Konzept, weil zwei kleine Kinder während seiner Predigt durch den Gang nach vorne krabbelten und zu ihm ans Podium kamen. Er war völlig durcheinander, und ich dachte: Theorie und Praxis, oder?
Wie ist das? Gott sagt, die Kinder gehören dazu, und es ist nötig, dass die Kinder begreifen, was Gott den Eltern erklärt hat.
Aktuelle Situation und Herausforderungen in Deutschland
Ich glaube, dass wir in Deutschland an diesem Punkt versagt haben. Was in den letzten 30, 40 Jahren hier geschehen ist, ist eine Katastrophe. Wir haben eine Nachfolgegeneration, die heute nichts mehr von Gott weiß. In Deutschland herrscht ein absolutes Heidentum, ausgenommen vielleicht Scheppach. Ich weiß nicht, wie fromm ihr hier seid, aber wenn ich bei uns in Wuppertal sehe, ist das eine Katastrophe. Man kann nichts mehr voraussetzen.
Wenn wir in Gefängnisse gehen und mit Inhaftierten sprechen, muss man nicht nur bei Null anfangen, sondern bei Minus so und so viel. Wenn man mit ihnen über Gott reden will, muss man erst einmal überlegen: Gibt es überhaupt einen Gott? Wenn ja, was für einen Gott? Gibt es überhaupt Sünde – außer Diätsünden und Verkehrssünden? Die ganzen grundsätzlichen Dinge sind nicht mehr vorhanden. Das macht deutlich, dass wir versagt haben, was Gott seinem Volk damals gesagt hat.
Kindererziehung ist kein Kinderspiel. Ich weiß nicht, ob eure Kinder „Vater, Mutter, Kind“ spielen und wie dann die Verteilung der Rollen ist. Wenn man einmal heimlich zuhört, sagt der Junge: „Ich bin der Papa.“ Dann sagt die Mutti: „Du willst ja bloß im Sessel sitzen, um vor der Glatze zu sitzen.“ Was für ein Bild haben unsere Kinder von Familie!
Wenn wir heute in die Schulen hineinschauen, sehen wir kaum noch intakte Familien. Patchwork-Familien sind in, oder? Die Hälfte der Kinder in den Klassen meiner Enkelkinder hat andere Nachnamen als ihre Eltern. Das macht etwas deutlich, oder? Wo es noch einigermaßen intakt ist, sind die ausländischen Kinder.
In unseren Grundschulen in Wuppertal sind 50 Prozent der Kinder Türken. Da gibt es ein größeres Problem, überhaupt Deutsch zu sprechen. Ich frage mich, warum heute die Lehrerausbildung bei uns nicht auf Türkisch erfolgt. Ich frage mich auch, warum wir in den Gefängnissen nicht alle Beamten verpflichten, Türkisch und Russisch zu lernen. Man kann überhaupt nicht mehr kommunizieren. Ich glaube, das ist schon schwierig.
Die Bedeutung von Familie und authentischem Glauben
Wie können wir unseren Kindern deutlich machen, was Familie bedeutet?
Wir merken das besonders in der Arbeit mit gefährdeten Jugendlichen. Viele von ihnen kommen aus zerstörten Verhältnissen. Dabei sagen wir oft, dass wir keine Therapie anbieten wollen – denn Therapien haben sie bereits genug erlebt. Vielmehr möchten wir ihnen Familie zeigen, denn das haben die wenigsten erfahren.
Viele junge Leute sagen mir, dass wir uns in unseren Familien ganz anders verhalten als das, was sie bisher kennengelernt haben. Friedel Pfeifer, der Leiter der Gefährdetenhilfe Scheideweg in Hückeswagen, hat einmal gesagt: Nimm einen Ungläubigen in deine Familie, lebe ihm das Christsein vor, und innerhalb von sechs bis acht Wochen wird dieser Mensch gläubig – oder er geht wieder weg. Länger hält das keiner aus, so zu tun, als ob. Du selbst würdest das auch nicht aushalten.
Man kann nicht Christ sein und dabei nur eine Rolle spielen. Das merken wir in der Gefährdetenhilfe immer wieder. Auch wir haben in unserer Familie junge Menschen aus der Drogenszene aufgenommen. Das bedeutet, Christsein rund um die Uhr zu leben. Christsein zeigt sich auch im Schlafanzug und vor der ersten Tasse Kaffee am Morgen.
Wie benimmst du dich als Christ? Es ist tatsächlich so: Wir erleben in der Gefährdetenhilfe und auch in unserer eigenen Familie, dass manche, die wir aufnehmen, innerhalb von sechs bis acht Wochen zum Glauben finden. Das ist eine große Chance. Gleichzeitig ist es eine Herausforderung, wirklich so zu leben, dass unsere Kinder begreifen, was Christsein bedeutet.
Immer wieder wird die Frage gestellt: Können wir Kinder zum Glauben erziehen? Nein, die letzte Entscheidung muss jedes Kind selbst treffen. Aber lebe so, als ob alles von deinem Verhalten abhängt. Lebe authentisches Christsein vor.
Authentisches Christsein ist ansteckend, es macht frei. Es ist nicht einengend oder beklemmend, sondern erfüllt mit Freude. Dazu möchte ich Mut machen.
Eltern, Lehrer und Großeltern wissen: Kindererziehung ist kein Kinderspiel.
Kinder als Gabe Gottes und die Verantwortung der Eltern
Woher nehmen wir unsere Ziele und unsere Maßstäbe zur Erziehung?
In der Luther-Übersetzung heißt es in Psalm 127, Vers 3: „Kinder sind eine Gabe Gottes.“ Ich möchte das so ausdrücken: Kinder sind eine Leihgabe Gottes. Das ist eines der Grundprinzipien, die wir als Eltern zunächst verstehen müssen. Kinder werden uns von Gott geliehen; sie sind nicht unser Eigentum. Gott vertraut uns etwas sehr Wertvolles an – sozusagen höchst wertvolles Material. Und wir haben sie vielleicht, wenn es hochkommt, zwanzig Jahre.
Biologisch gesehen sind Kinder Nesthocker. Bei anderen Tierarten ist das anders: Sobald der Nachwuchs geschlüpft ist, sind die Jungen gleich flügge. Beim Menschen verhält es sich anders. Es wurde einmal gesagt, ein Mensch ist erst erwachsen, wenn er seine eigenen Rechnungen selbst bezahlt. Und manchmal dauert das sehr lange. Hotel Mama ist ja sehr bequem.
Das ist eine ganz wichtige Erkenntnis: Wir Eltern müssen wissen, dass wir unsere Kinder loslassen müssen. Wir dürfen sie nicht klammern oder festhalten. Sie gehören nicht uns, sondern Gott. Ich habe sie für ihn zu erziehen, nicht für mich und auch nicht für die Gesellschaft. Ich habe sie für Gott zu erziehen. Das gibt der Erziehung eine völlig andere Priorität.
Die Herausforderung der Vorbildfunktion in der Erziehung
Nun, gestern Abend habe ich bereits gesagt: Was nützt alle Erziehung? Unsere Kinder machen ja doch alles nach. Wie der Vater, so der Sohn – oder der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Vielleicht ist euch das auch schon aufgefallen, wenn ihr eure eigenen Kinder beobachtet habt. Das ist manchmal wirklich erschreckend, oder? Man sieht sich selbst wieder. Vielleicht geht es euch auch so, wenn ihr in der Gemeinde sitzt und die Geschwister beobachtet, wie sie mit ihren Kindern hereinkommen.
Ich denke zum Beispiel an einen Bruder, der immer einen militärischen Stechschritt hatte. Wenn er in die Gemeinde kam, ging er den Mittelgang entlang, setzte sich in der dritten Reihe, vierter Platz rechts. Dann griff er immer in seine Tasche oben, holte ein Taschentuch heraus, schnäuzte sich die Nase, steckte das Taschentuch weg – und dann konnte es anfangen.
Sein Sohn, etwa vier Jahre alt, folgte ihm im gleichen Schritt nach, machte alles genauso nach, setzte sich neben seinen Vater, schlug das Bein über das andere, griff zum Taschentuch – jeden Sonntagmorgen das gleiche Bild. Das brachte immer ein Schmunzeln bei den Geschwistern.
Unsere Kinder machen alles nach. Und das ist die Chance. Du kannst noch so viel reden – das hilft nichts. Du kannst noch so viel verbieten – es hilft nichts. Du kannst noch so viel androhen – es hilft nicht.
Ein ganz einfaches Beispiel: Was machst du, damit deine Kinder ihr Zimmer aufräumen? Meine Frau hat versucht, unserem Jüngsten das beizubringen. Und was sagt er? „Guck dir doch den Schreibtisch von Papa an!“ Glücklicherweise hatte meine Frau dann die Ausrede: „Wenn du mit deinem Chaos noch Geld verdienst, dann ist es gut.“
Biblische Beispiele und Vielfalt in der Kindererziehung
Ja, wie können wir vorleben? Es gibt viele biblische Beispiele. Ich habe mich entschieden, jetzt nicht viele schlaue Bücher durchzuschauen, denn davon gibt es inzwischen ja eine ganze Menge auf dem Buchmarkt, auch im christlichen Bereich.
Stattdessen habe ich in die Bibel geschaut und überlegt: Was sagt die Bibel über Kindererziehung? Dabei bin ich ganz systematisch vorgegangen und habe alle Familien der Bibel durchgegangen. Das finde ich hochinteressant, denn man findet dort alle Facetten von Kindererziehung.
Es gibt sowohl positive Beispiele. So kennen wir etwa den Sohn von Hanna, Samuel. Man sagt, das sei eine hervorragende Erziehung gewesen, oder? Dabei hat sie nur einmal im Jahr Erziehung gemacht. Sie ist immer zu ihm gegangen und hat ihn gleich zum Tempel hingegeben.
Dann haben wir Amram und seinen Sohn Mose, mit dem wir uns gleich im zweiten Vortrag beschäftigen werden. Im Neuen Testament finden wir Eunike und ihren Sohn Timotheus.
Aber es gibt auch negative Beispiele: Lot und seine Töchter. Wer die biblische Geschichte kennt, sagt, das sei eine Katastrophe – besser nicht darüber predigen, oder? Da wird man heute noch rot. Auch Manasse ist ein Beispiel. Er war ein gottesfürchtiger König, aber sein Sohn Amon war gottlos.
Oder denken wir an Abraham und Isaak. Man fragt sich, was dort schlimm sein soll. Wir werden uns heute Nachmittag damit beschäftigen, was bei Isaak problematisch war.
Wir finden auch unterschiedliche Erziehungsstile, was eigentümlich ist und sich sicherlich auch in unseren Familien zeigt. Der eine Sohn entwickelt sich gut, der andere weniger. Man kann sich natürlich zu Beginn der Ehe darauf einigen: Die guten Eigenschaften stammen von mir, und die anderen eben von dir. Aber Schwiegermütter hat man ja auch zwei. Man muss sich schon darauf einigen, von wem wer was hat.
Sehr unterschiedlich sind die Söhne von David: Da ist Salomo, Amnon und Absalom. Man sagt, das sei so unterschiedlich, na ja, das waren doch unterschiedliche Mütter. Aber woher kommt es, dass der eine gut gerät und der andere nicht?
Oder denken wir gleich an das erste Ehepaar, Adam und Eva, und ihre Söhne Kain und Abel. Vielleicht merkt ihr das auch, wenn ihr mehrere Kinder habt: Kinder sind so unterschiedlich, völlig verschieden.
Oder bei Isaak die beiden Söhne Esau und Jakob. Oder bei Noah: Sem, Ham und Japheth.
Ich möchte einfach dazu anregen, einmal unter diesem Aspekt die Bibel zu lesen. Es ist hochinteressant, zu erkennen, welche Auswirkungen das Verhalten der Eltern auf die Kinder hat.
Mir ist aufgefallen, wenn man zum Beispiel das Buch der Könige durchliest, in dem die Könige von Israel und Juda beschrieben werden, dass bei vielen Königen auch der Name ihrer Mutter genannt wird. Man fragt sich, warum das so ist.
Verantwortung der Mütter und Väter in der Erziehung
Gestern Abend habe ich hauptsächlich für die Väter gesprochen. Deshalb sind heute Morgen viele nicht da. Heute kommen die Mütter dran. Ich weiß nicht, wer heute Nachmittag noch da sein wird. Dann mache ich wahrscheinlich Kinderstunde.
Von euch Müttern hängt viel ab. Wir Väter tragen vor Gott die Verantwortung. Doch oft delegieren wir Väter unsere Verantwortung an die Mütter. Und dann sind sie schuld, oder?
Woher kommt es, dass Kinder nicht so werden, wie sie sein sollten? Ich glaube, jeder von uns kennt seine eigenen Schwächen sehr genau. Wir sprechen über unsere Fehler als Schwächen. Wir sprechen nicht von unseren Fehlern oder von unseren Sünden.
Im christlichen Bereich nennt man das in Neukananisch unser Zu-kurz-Kommen, biblisch ausgedrückt Sünde. Aber Schwäche klingt nicht so schlimm. Bei Schwäche muss ich keine Buße tun, oder? Das verhindert auch, dass wir uns verändern.
Wenn ich möchte, dass meine Kinder sich verändern, dann muss ich mich selbst verändern. Ich glaube, das ist das Schwierigste. Ich kann nicht von meinen Kindern erwarten, dass sie das tun, was ich von ihnen möchte, wenn sie merken, dass ich nicht das tue, was Gott möchte.
Ich glaube, das ist die größte Schwierigkeit für uns Eltern in der heutigen Zeit.
Grenzen der Erziehung und die Notwendigkeit der eigenen Entwicklung
Wohin sollen wir erziehen? Erziehen kann ich nur so weit, wie ich selbst bin. Das Wort „erziehen“ kommt ja von „ziehen“. Wenn ich jemanden ziehen will, kann ich ihn nur bis zu dem Punkt ziehen, an dem ich selbst stehe.
Wenn ich jemanden weiterbringen möchte, muss ich ihn drücken. Das ist Erdrückung. Erziehung bedeutet also, jemanden bis zu dem Punkt zu bringen, an dem ich selbst bin.
Viele Eltern sagen: „Meinen Kindern soll es einmal besser gehen als mir.“ Wenn ich möchte, dass meine Kinder weiterkommen als ich, dann muss ich selbst weiterkommen.
Das heißt: Wenn ich meine Kinder erziehen will, muss ich immer bereit sein, mich von Gott erziehen zu lassen. Das ist die Grundvoraussetzung für Erziehung.
Ich muss also zulassen, dass Gott mich verändert. Nur dann werde ich auch erleben, dass meine Kinder verändert werden.
Erziehung versus Erdrückung: Ein Bild aus dem Schulsport
Ich denke dabei immer an eine Begebenheit aus meiner Schulzeit. Wir hatten einen Sportlehrer, der sich zum Ziel gesetzt hatte, dass jeder Schüler im Sportunterricht einmal erlebt, wie es ist, oben an der Kletterstange bis unter die Turnhallendecke zu gelangen.
Ihr wisst ja, wie das an der Kletterstange ist. Für manche ist das gar kein Problem. Die klettern da hoch wie ein sogenannter Klammeraffe – zack, zack, zack, und schon sind sie oben. Andere hingegen hängen dort fest und kommen einfach nicht hoch.
Dieser Turnlehrer hat dann immer denjenigen, die nicht hochkamen, ein wenig nachgeholfen. Er hat sie von unten hochgeschoben. Aber sobald er den Arm losließ, plumpsten sie wieder herunter.
Für mich ist das ein Bild für die Erziehung vieler Menschen. Nein, eigentlich nicht für Erziehung, sondern für Erdrückung. Kennt ihr das auch? Wenn Kinder im Elternhaus sind, benehmen sie sich. Aber wehe, wenn sie losgelassen werden.
Wenn Kinder das Elternhaus verlassen, zeigt sich erst, was wirklich an Erziehung drinsteckt. Fachers Kinder, Müllers Vieh – so sagt man. Ich habe viele Jahre Jugendarbeit gemacht. Wenn wir Freizeiten veranstalteten, waren es oft gerade die Kinder der Frömmsten in der Gemeinde, die am meisten über die Stränge schlugen oder nachts aus dem Fenster kletterten.
Und wir sagen dann: Siste. Viele Kinder haben mir auch gesagt: „Ich halte es zuhause nicht mehr aus.“ Ihr Vater benimmt sich in der Gemeinde anders als zuhause.
Ich denke mir dann: Wehe den Eltern mit zwei Gesichtern. Hundert Meter vor der Gemeinde ein frommes Lächeln, doch kaum sitzt die Familie nach der Stunde wieder im Auto und fährt nach Hause, 50 Meter von der Gemeinde entfernt, fängt das Gezeter im Auto an.
Merkt ihr das nicht auch? Jeden Sonntag dasselbe: Stress ohne Ende. Woher kommt das? Weil wir Eltern nicht authentisch sind. Kinder merken sehr wohl, ob du echt bist oder nicht. Und wohl uns, wenn wir...
Authentizität statt Perfektion
Wir müssen wirklich echt leben, wir müssen nicht perfekt sein. Deine Kinder kennen deine Fehler besser als du selbst, du brauchst ihnen nichts vorzuspielen.
Ihr könntet zum Beispiel auf einer Gemeindefreizeit ein Spiel machen, bei dem die Kinder bestimmter Eltern diese Eltern nachahmen sollen. Dabei zeigt sich, ob sie perfekt sind oder nicht.
Einmal haben wir auf einer Gemeindefreizeit so ein Spiel mit der Gemeinde gemacht. Es sollte lustig sein, und das war es am Anfang auch. Doch hinterher wurde es peinlich.
Der Jungschar-Onkel hatte vorne einen Tisch aufgebaut. Er hatte zwei Familien rausgeschickt. Auf dem Tisch standen ein Milchglas, ein Wasserglas, eine Cola und ein Bier.
Dann wurde die Mama reingerufen. Die Frage lautete: Zu welchem Getränk greift Papa, wenn er von der Arbeit kommt? Mama wusste natürlich, dass wir auf einer christlichen Freizeit sind. Es war interessant: Papa war Milchtrinker.
Anschließend wurde Papa reingerufen. Papa war Kolatrinker. Danach wurden die Kinder reingerufen. Ja, ja, es war peinlich. Wir können unseren Kindern nichts vormachen.
Wenn du deinen Kindern sagst: „Du bist noch nicht groß, du darfst das noch nicht“, dann wird das Kind dafür sorgen, dass es bald groß ist, oder?
Wenn du möchtest, dass deine Kinder keinen Alkohol trinken, dann trinke selbst keinen Alkohol. Wenn du möchtest, dass deine Kinder nicht rauchen, dann rauche nicht.
Du sagst vielleicht: „Aber ich habe doch das Recht dazu, oder?“ Ja, du hast das Recht dazu – aber du hast auch die Freiheit, darauf zu verzichten.
Darin liegt die Freiheit: Ich habe die Freiheit, auf mein Recht zu verzichten, denn ich lebe nicht für mich allein, ich lebe für andere.
Wenn du so leben möchtest, wie du willst, dann heirate nicht. Bleib Junggeselle, dann kannst du dich weiter von der Mutter verwöhnen lassen. Dann kannst du essen und trinken, wann, wie und was du willst – es sei denn, die Geschwister kommen dahinter. Dann ist es auch nicht mehr ganz so gut.
Erziehe, werde glaubwürdig, werde authentisch! Unsere Kinder sind unser Spiegelbild.
Schwierige Familiengeschichten in der Bibel
Und auch dafür finden wir in der Bibel gute Beispiele: David und seine Söhne. David hatte einen Stall voller Kinder und mehrere Frauen. Das sollten wir auf keinen Fall nachmachen, auch wenn David als ein Mann nach dem Herzen Gottes genannt wird. In diesem Punkt sicherlich nicht. Jesus sagt, dass Gott das anders geregelt hat, damals bei Adam und Eva.
Aber wir fragen uns: Woher kommt es, dass zum Beispiel ein Absalom so geworden ist, wie er geworden ist? Oder wenn wir darüber nachdenken, der Sohn Amnon, der seine Halbschwester vergewaltigt hat. Darüber spricht man nicht in der Gemeinde, oder? Es ist ein Tabuthema.
Ich weiß noch, in meiner Kindheit, als wir den zweiten Sammelbrief, den ersten Sammelbrief durchgenommen haben, gab es Kapitel 13 nicht. Ich habe meinen Vater gefragt, woher es kommt, dass wir in der Wortbetrachtung nach Kapitel 12 dann Kapitel 14 gemacht haben. Da hat er gesagt: Darüber spricht man nicht in der Gemeinde.
Ich glaube, wir müssen darüber sprechen. Wir leben in einer Welt, in der Inzest durchaus vorkommt, zwar immer noch heimlich, aber es ist erschreckend, wie viel auch in christlichen Kreisen passiert.
Und was tut David, als die Sache auffliegt, dass Amnon seine Halbschwester vergewaltigt hat? Es heißt, David wurde zornig und schwieg. Was hätte er tun müssen? Er war Richter in Israel, das oberste Gremium. Er hätte seinen Sohn zur Verantwortung ziehen müssen. Nach dem Gesetz hätte er ihn töten müssen.
Warum tut David das nicht? Hatte er Amnon so sehr lieb, dass er alle Augen zudrückte? Nein, David hatte selbst Dreck am Stecken. Vorher war die Geschichte mit Bathseba geschehen. Er hatte Ehebruch begangen, und sein Sohn hätte ihm sagen können: „Vater, was willst du denn? Was ist denn schlimmer? Das, was du gemacht hast, oder ich? Bei dir ist ja sogar noch etwas dabei entstanden, oder? Und du hast sogar noch Mord hinterhergeschoben. Bei mir ist doch nichts passiert, oder? Es ist doch kein Kind gekommen. Was willst du denn?“ Und David schweigt.
Wir merken: Ich kann meine Kinder nur so erziehen, wie ich selbst bin. An bestimmten Punkten, an denen ich selbst Schwierigkeiten habe, ist mir der Mund gestopft.
Vielleicht merkst du, wenn deine Kinder älter werden, dass sie Selbstbefriedigung machen. Vielleicht hast du als Mutter gesagt: „Vater, sag dem Jungen mal was, sprich mal mit ihm.“ Du wirst nervös und denkst: „Ihr habt doch selbst Probleme, oder? Hängt auch vom Internet ab.“
Wir merken, wir können nicht Stellung beziehen, wenn wir selbst Probleme haben. Wie glaubwürdig bin ich im eigenen Leben?
Maßstäbe in der christlichen Erziehung
Aber woher nehmen wir in der Kindererziehung unsere Maßstäbe? Gibt es so etwas wie eine christliche Norm? Ich glaube nicht.
In manchen Gemeinden hat man den Eindruck, dass alles genau so sein muss – wehe, wenn nicht. Ich komme häufig auch in deutsche Gemeinden in Russland. Dort gibt es die Angewohnheit, dass die Kinder immer ganz vorne sitzen und sich immer benehmen müssen. Dahinter sitzen die Großeltern, und die Eltern ganz hinten.
Das ist bei Erziehungsthemen immer schwierig. Du sagst den Kindern: „Jetzt passt auf, was eure Eltern falsch gemacht haben.“ Den Großeltern sagst du: „Passt auf, was ihr alles falsch gemacht habt.“ Und du musst immer für die da hinten reden, wo du noch Hoffnung hast, dass sich etwas ändert.
Es gibt Normen, ja, und wir werden heute Nachmittag dazu kommen, was unsere Erziehungsziele sind. Heute haben wir oft eine wertfreie Erziehung. Eine wertfreie Erziehung ist aber eine wertlose Erziehung.
Man hört immer wieder, auch von christlichen Eltern: „Ich will meinen Kindern keinen Druck machen. Sie sollen selbst entscheiden, ob sie mit in die Gemeinde gehen.“ Dann heißt es sonntagmorgens: „Schatzilein, möchtest du heute gerne mitkommen?“ Es ist logisch, dass das Kind lieber mit Lego spielt, oder? Einfach ins Belieben gestellt.
Hast du jemals deine Kinder gefragt: „Möchtest du heute in die Schule gehen?“ Oder: „Hättest du Lust, heute deine Hausaufgaben zu machen?“ Und wir sagen: „Aber Gemeinde muss doch Freude machen, oder?“ Ja, wenn unsere Kinder merken, dass uns Gemeinde Freude macht, dann macht es ihnen auch Freude.
Natürlich gibt es immer wieder Zeiten, in denen Kinder irgendwo opponieren wollen. Das habe ich auch gemacht. Ich habe versucht, meinem Vater deutlich zu machen, dass ich noch so viele Schulaufgaben zu machen hätte und deshalb nicht mit in die Gemeinde gehen könnte.
Mein Vater hat geschmunzelt und dann gesagt: „Okay, setz dich hier hin und zeig mir, was du an Schulaufgaben zu machen hast.“ Das war schon schwierig, aber dann hat er mich verdonnert: „Wenn du wiederkommst, gucke ich nach, was du gemacht hast.“
Ich muss sagen, die Zeit ist mir sehr lang geworden, und ich habe es nicht noch einmal versucht, mit dieser Ausrede.
Konsequenz und Gemeinde als Zuhause
Als mein Jüngster vier Jahre alt war, stand der Knirps vor mir und sagte: „Papa, das sage ich dir: Wenn ich mal groß bin und du bist klein, dann sage ich dir auch, du musst mit in die Gemeinde, auch wenn du nicht willst.“
Da habe ich gesagt: „David, das tun wir. Wenn du groß bist und ich bin klein, dann darfst du bestimmen. Aber jetzt bestimme ich.“ Das sind vorübergehende Ereignisse, ja. Aber wir dürfen konsequent sein. Unsere Kinder müssen merken, dass wir gerne in der Gemeinde sind. Das ist unser Zuhause, das ist unsere Familie.
Es geht auch darum, dass unsere Kinder ihre Freunde in der Gemeinde haben. Die Kinderstunde in der Gemeinde ist nicht einfach nur ein Kinderparking, damit die Eltern beruhigt mal ohne Gequake zuhören können. Sie ist eine der wichtigsten Aufgaben in der Gemeinde: Kindern den Herrn Jesus liebzumachen.
Die Kinderstunde in der Gemeinde ersetzt nicht die christliche Erziehung zuhause und auch nicht eine Familienandacht. Sie ist nur eine flankierende Maßnahme. Die Verantwortung hast du für deine Kinder. Aber sei dankbar für die, die in der Gemeinde deinen Kindern zusätzlich noch etwas geben.
Konflikte durch unterschiedliche Erziehungsstile
Dieses Bild habe ich gezeichnet, um deutlich zu machen, wie oft Kindererziehung auseinandergeht. Ganz plastisch war das bei einem Erlebnis: Ich habe eines meiner Kinder bei der höheren Schule angemeldet. Auf dem einen Flügel gab es die Realschule, auf der anderen Seite das Gymnasium.
Vor uns ging ein Ehepaar. Zwischen ihnen stand ihr Sohn. Die Mutter zog zur Realschule, der Vater zum Gymnasium – und der Junge war dazwischen.
Wenn Eltern so erziehen, gerät ein Kind in eine Zerreißprobe. Wir werden uns heute damit beschäftigen: Was sind die Auswirkungen von gegensätzlicher Erziehung?
Vielleicht sagst du: „Ja, aber mein Mann ist so streng, also muss ich ein bisschen dagegenhalten.“ Man versucht also auszugleichen, wie man meint. Doch das ist falsch. Kinder suchen sich das dann aus, oder?
Tja, Kinder sind schlau – das sind ja eure Kinder. Und sie wählen immer den günstigsten Weg für sich.
Vier Arten von Erziehung
Wie sollen wir erziehen? Ich habe festgestellt, dass es vier Arten von Erziehung gibt.
Die erste ist die sogenannte nachlässige Erziehung. Ich habe hier zwei Symbole aufgezeichnet: ein Herz für Liebe und einen Gewichtstein für Druck oder Disziplin. Das bedeutet, bei der nachlässigen Erziehung gibt es wenig Liebe und wenig Druck. Zu gut Deutsch: Man lässt laufen. Die Kinder dürfen alles. So sieht es dann zu Hause auch aus – sie springen über Tisch und Bänke.
Ich war neulich in einer Familie untergebracht. Ich komme ja viel durch Deutschland und besuche viele Häuser. Das ist schon spannend, muss ich ehrlich sagen. So ein Chaos habe ich eigentlich selten gesehen. Ich sollte in diesem Haus übernachten. Als ich ins Wohnzimmer kam – was mal Wohnzimmer war – fand ich nirgendwo eine Sitzgelegenheit, auf der ich mich hätte hinsetzen können. Überall lag irgendetwas verstreut, als hätte eine Atombombe eingeschlagen. Die Kinder hatten das gesamte Haus in Beschlag genommen, überall lag irgendetwas herum, und den Eltern schien das nicht auszumachen. Ich fragte dann: „Ist es mir erlaubt, hier erst ein bisschen aufzuräumen, damit ich mich hinsetzen kann?“ Die Antwort war: „Ja, ja, wenn du das möchtest, ja.“ Es ist schon spannend.
Die zweite Art ist die nachgiebige Erziehung. Sie wird auch antiautoritäre Erziehung genannt. Diese Erziehungsform entstand als Reaktion auf die Erziehung, die viele von uns noch erlebt haben – mit einem strengen Vater und einer strengen Mutter. Wir haben uns gesagt: „Nein, so möchte ich meine Kinder nicht erziehen. Ich möchte meine Kinder nicht dressieren. Ich packe sie in Watte, viel Liebe und wenig Druck.“ Doch das ist schädlich für die Kinder.
Solch eine Generation haben wir heute. Sie dürfen alles, können sich aber nirgendwo einfügen. Die antiautoritäre Erziehung hat sich auch in unseren Gemeinden verbreitet. Fragt die Lehrer an christlichen Schulen oder die Mitarbeiter in den Kinderstunden. Man spricht heute ja nicht mehr von „Onkel“ und „Tante“, oder? In der Gemeinde spricht man sich meist nur mit Vornamen an, auch die Kinder nennen die Erwachsenen nur beim Vornamen. Man will ihnen ja Freund sein. Doch damit schaffen wir jegliche Autorität ab.
Das bedeutet, ein Kind wächst auf und weiß nicht, dass es auch Situationen und Personen gibt, die es akzeptieren muss.
Das Gegenteil davon ist die autoritäre Erziehung, die viele von uns vielleicht als Kinder erlebt haben. Wenn ich an die Schule kurz nach dem Krieg denke, stand dort tatsächlich noch der „gelbe Tröster“ in der Ecke – so nannte man den Stock. Wenn du nicht pariert hast, musstest du deine Hände hinlegen, und dann gab es einen darüber. Oder wir hatten einen, der immer vorne in der ersten Reihe saß. Er wusste, wenn er etwas ausgefressen hatte, legte er sich über die Bank und bekam wieder einen hinterher. Das machte ihm nichts mehr aus, er hatte sich eine Kladde hinten in die Hose gesteckt. Unsere Lehrerin zerbrach sogar dreimal ihren Geigenstock auf seinem Hintern.
Wir sagen heute: „Nein, schrecklich, autoritär, Druck, Druck, Druck.“ Manche meinen, das ist prima, wenn die Kinder funktionieren. Aber wehe, wenn sie losgelassen werden. Nein, auch das ist nicht die richtige Art.
Die Bibel zeigt uns eine vierte Möglichkeit, die ich die autoritative Erziehung nenne. Sie besteht aus viel Liebe und viel Disziplin. Diese Art der Erziehung ist schwierig und macht man nicht mit links. Das heißt, man muss konsequent sein.
Das wisst ihr auch, wenn ihr mehrere Kinder habt. Die Ältesten sagen dann immer: „Ich durfte das aber in dem Alter noch nicht.“ Die ältesten Kinder müssen am meisten aushalten, oder? Woher kommt das? Woher kommt das? Weil wir Eltern mit zunehmendem Alter schwächere Nerven bekommen und es nicht mehr schaffen, Disziplin zu üben.
Grundsatz der Erziehung: Ruhe bewahren
Wie gehe ich denn vor? Und ich weiß, Kinder sind nervig, ja, das ist logisch. Wer das scheut, sollte wirklich keine Kinder bekommen. Wenn wir uns aber entscheiden, Kinder zu bekommen, dann gehört das eben dazu.
Ich möchte einen Grundsatz als Paragraph 1 vorstellen. Was ist der Paragraph 1 aller Erziehung? Wer von euch schon einmal irgendwo in einem Hotel übernachtet hat, kennt das Schild hinter der Zimmertür: Verhalten im Brandfall. Paragraph eins lautet dort: Ruhe bewahren. Und ich möchte sagen, das ist auch Paragraph eins aller Erziehung.
Das weißt du noch aus der Schule: Ein Lehrer, der laut geworden ist, hatte verloren. Wer laut wird, hat kein Argument mehr. Und vielleicht stehst du vor deinem Kind und sagst: „Ich zähle bis drei.“ Zwei, zweieinhalb, zweidreiviertel, zweivierfünftel – und das Kind grinst dich an, oder? Das ist doch Unsinn, so etwas. Du kannst doch nicht sagen: Ich zähle bis drei, und du fasst nicht auf den heißen Ofen, oder? Ich zähle bis drei, und dann bleibst du bei der roten Ampel stehen? Das ist doch Unsinn.
Ein Kind muss wissen, wenn Mama oder Papa etwas sagen, dann gilt das beim ersten Mal. Kinder wissen ganz genau, ab welcher Tonstärke sie zuhören müssen. Deshalb ist es gut, wenn wir miteinander flüstern. Wir brauchen nicht laut zu werden.
Mir wird oft vorgeworfen, ich sei zu leise. Deshalb brauche ich immer einen Verstärker, den ich bis zum Anschlag aufdrehe. Wir sind gewohnt, zu Hause leise zu sein.
Ich war in einer Familie – ich erzähle euch natürlich nicht, wo das war, damit ihr keine Nachforschungen anstellt. Ich komme da hinein, in der Gemeinde hatten sie einen guten Eindruck gemacht. Aber kaum war die Haustür zu, schrie die Mutter die Kinder an, die kinderschreiende Mutter. Der Vater saß vor der Glotze im Wohnzimmer.
Ich habe die Mutter gefragt: „Warum schreist du deine Kinder an?“ Sie sagt: „Sie hören nicht.“ Ich frage: „Hören sie denn, wenn du schreist?“ – „Nein.“ Ich frage weiter: „Warum schreist du denn dann?“
Ich habe die Kinder gefragt, warum sie ihre Mutter anschreien. Sie sagen: „Das ist bei uns immer so.“
Ich bin ins Wohnzimmer gegangen zum Vater und habe gefragt: „Warum schreien deine Kinder deine Frau an?“ Er drehte sich zurück und sagte: „Hä?“ – Der hatte die Ohren schon runtergeklappt oder nahm das gar nicht mehr wahr.
Ich habe ihm gesagt: „Weißt du, wenn meine Kinder meine Frau so anschreien würden, würde ich mit ihnen Fraktur sprechen. Ich würde mit ihnen aufs Pflaster gehen und sagen: Das kannst du später mit deiner Frau machen, aber nicht mit meiner.“
Wie ist unser Umgangston? Ich mache jetzt keine Umfrage bei euch, wie der Umgangston unter euch als Eheleuten ist. Eine Pause? Ja, ich komme nicht durch, weil… ja, okay, machen wir hier eine Pause und machen gleich weiter.
Also, ihr merkt schon: Wir machen nur Überstunden hinterher. Mittagessen gibt es wahrscheinlich ein bisschen später. Okay, gut.
