Überblick über den Hebräerbrief und seine zentrale Botschaft
Es ist gut, wenn wir einen Brief wie den Hebräerbrief gründlich durchstudieren, um immer wieder den großen Überblick zu bewahren. Es ist wichtig, regelmäßig zurückzuschauen: Was haben wir gelesen, und was ist der durchgehende Gedanke, der sich durch den ganzen Brief zieht?
Wir haben bereits festgestellt, dass in den ersten zehn Kapiteln Jesus Christus als der große Hohepriester dargestellt wird. Zunächst geht es um das Wort Gottes, Christus als den Übermittler der göttlichen Botschaft – vor allem in den ersten vier Kapiteln. Doch auch dort wird schon in Kapitel 2 darauf hingewiesen, dass er der Hohepriester für uns ist, für das neue Gottesvolk. Eigentlich ist es für Israel, für das alte Israel, beziehungsweise für das treue Israel.
Im gesamten Hebräerbrief geht es nämlich immer um Israel, und das darf man nie vergessen. Heute gibt es eine Lehre, die Israel und die Gemeinde stark voneinander trennt. Diese Lehre stammt von Darby aus dem 19. Jahrhundert. Die Bibel hingegen lehrt, dass Gott nur ein Volk hat, und dieses Volk heißt Israel.
Für dieses Israel kam der Messias Jesus Christus. Dieser Messias führt Israel zu seiner vollkommenen Erlösung. Das war sein Ziel, und dazu ist er gekommen. Und...
Jesus Christus als Hoher Priester und Mittler des neuen Bundes
Der Hebräerbrief zeigt das deutlich auf. Er richtet sich an Israeliten, an israelitische Gläubige, und macht deutlich, wie Gott neu durch den Sohn geredet hat. Dieser Sohn wurde ganz Mensch. Gleichzeitig ist er Gott, der Sohn Gottes und Gott zugleich. Er wurde ganz Mensch, um für uns ein hoher Priester zu werden – ein barmherziger und treuer hoher Priester (Hebräer 2,17).
Gerade weil dieser hohe Priester so groß ist, größer als die Engel, sollen wir auf ihn achten (Hebräer 3,1). Dort heißt es: „Achtet auf den Gesandten und Hohen Priester unseres Bekenntnisses, Christus Jesus, der treu war.“ Ab Kapitel 5 wird das Thema des großen Hohen Priesters weiter vertieft. Schon in Kapitel 4, Vers 14 heißt es: „Da wir also einen großen Hohen Priester haben, lasst uns das Bekenntnis festhalten und mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade!“
In den folgenden Kapiteln lehrt der Brief weiter über diesen Hohen Priester: Kapitel 5, Kapitel 6 am Ende, Kapitel 7 sehr intensiv und Kapitel 8. In Kapitel 7 wird gezeigt, dass ein Priester nach einer besseren Ordnung dient als die Ordnung Aarons. Er führt eine bessere Hoffnung ein.
In Kapitel 8, Vers 1 steht der Hauptgedanke: „Wir haben einen solchen hohen Priester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln, einem Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Stiftshütte, des wahrhaftigen Tempels, den der Herr aufgestellt hat und nicht ein Mensch.“ Die anderen Priester dienen nur in schattenhaften Dingen. Israel sollte erkennen, dass es etwas Höheres gibt als einen irdischen Tempel.
Der Priester, der jetzt diesen Dienst fortführt, ist ein Priester nach der Ordnung Melchisedeks. Das ist der Messias. Er hat sich auf den Thron gesetzt und ist in den Himmel, in das himmlische Heiligtum hineingegangen.
Kapitel 8 erklärt, dass er einen neuen Bund eingeführt hat. Kapitel 9 beschreibt, dass er in ein himmlisches Heiligtum eingegangen ist. Kapitel 10 zeigt, dass er ein Opfer dargebracht hat, das besser ist als alle vorherigen Opfer. Es ist kein Blutopfer von Tieren, sondern ein Blutopfer von sich selbst – er hat sein eigenes Blut dargebracht.
Das vollkommene Opfer Christi und der neue Bund
Der Höhepunkt zeigt sich in Kapitel 10, wo deutlich wird, dass die alten Opfer aufhören sollten. Gott hatte dies bereits im Alten Testament dargelegt. Im Psalm 40 zeigt Gott, dass ihm diese Opfer und der Opferdienst kein Wohlgefallen bereiteten. Diese Opfer waren nur für eine bestimmte Zeit angeordnet.
Das eigentliche Opfer sollte jedoch der bringen, der zu Gott sagte: „Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun“ (Hebräer 10,7). In Vers 9 heißt es dann: „Siehe, ich komme, deinen Willen zu tun.“ Damit hebt er das erste Opfer auf, das Tieropfer. So setzt er das zweite Opfer an dessen Stelle, nämlich sein eigenes Opfer.
In diesem Willen sind wir geheiligt, und zwar durch das einmalige Darbringen des Leibes Jesu Christi.
Weiterhin wird gezeigt, dass durch dieses Opfer wahre Vergebung kommt. Schon im Alten Testament war dies so angeordnet. In Jeremia 31, als Gott vom neuen Bund sprach, sagte er, dass er das Gesetz Gottes in die Herzen der Israeliten schreiben werde und in ihr Denken geben werde (Jeremia 31,33).
In Hebräer 10,17 heißt es: „Und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten gedenke ich keineswegs mehr.“ Gott wird nicht mehr an die Gesetzlosigkeiten des Volkes denken, wenn dieses Opfer und dieser Priester vorhanden sind und man seine Hoffnung und sein ganzes Vertrauen auf diesen Priester und dieses Opfer setzt.
Vers 18 erklärt: „Wo aber Vergebung dieser ist, da ist kein Opfer für die Sünde mehr nötig.“ Damit wird deutlich, dass der Opfergottesdienst ein für allemal beendet ist. Es gibt keinen israelitischen Opfergottesdienst mehr – für alle Ewigkeit nicht.
Israel, Israels Erlöser, ist gekommen. Israels Opfer wurde dargebracht. Israels hoher Priester ist in das Heiligtum eingegangen, das Gott im Himmel für Israel bereitet hat. Es geht dabei immer um Israel.
Israel, die Gemeinde und die Rolle der Heiden
Dass die Heiden dazukommen dürfen, ist reine Gnade. Das ist ein anderes Thema, das im Hebräerbrief nicht angeschnitten wird. Dieses Thema kommt im Epheserbrief vor, nicht hier. Im Römerbrief wird es ebenfalls behandelt. Im Hebräerbrief geht es jedoch nur darum zu zeigen, wie diese Linie Israels von Anfang an bis zum Schluss verläuft.
Es ist nicht so, dass Gott mit Israel aufgehört hat. Vielmehr hat er mit den Heiden etwas Neues angefangen und ist dann mit Israel weitergegangen. Darby hat dies eingeführt und eine neue Terminologie geprägt. Er meinte, man müsse streng zwischen Israel und der Gemeinde unterscheiden. Die Gemeinde sei ein Einschub, ein Zwischending im Heilsplan Gottes, und danach komme wieder Israel.
Diese Sichtweise ist völlig falsch. Ich habe das lange Zeit geglaubt und viele Jahre gebraucht, bis ich verstanden habe, dass es ein Fehler ist. Eigentlich wäre es so einfach gewesen, ich hätte nur den Hebräerbrief studieren müssen. Der Hebräerbrief macht das sehr klar.
Es geht nämlich gar nicht um Israel und die Gemeinde, sondern um Israel und die Heiden. Das ist das Thema: Israel und die Heiden, nicht Israel und die Gemeinde. Israel bleibt immer Israel. Wenn sie den Messias verwerfen, dann werden sie zur Synagoge des Satans – so steht es in der Offenbarung.
Man nennt sie Juden, obwohl sie es nicht sind, sondern eine Synagoge des Satans. Diese Menschen damals – ich rede nicht von den heutigen Juden, sondern von den damaligen Juden, die den Messias ablehnten – für sie wartete das Gericht.
Das nahende Gericht über Israel und die Gnadenzeit
Wir haben bereits erwähnt, dass sich das Thema auch durch den Hebräerbrief zieht: Es wird nicht mehr lange dauern mit dem israelitischen Opfergottesdienst, mit dem Tempel und mit der Stadt. Wir haben hier keine bleibende Stadt; es kommt ein Gericht, und Gott wird dem ein Ende setzen.
In Kapitel 8, Vers 13 lesen wir: „Einen neuen Bund hatte den Ersten zu einem Alten gemacht, aber was alt und altersschwach wird, ist dem Verschwinden nahe.“ Das Alte ist also dem Verschwinden nahe. Es wird nicht gesagt, dass es auf Golgatha verschwunden ist, sondern dass es bald verschwinden wird. Das entscheidende Werk entstand auf Golgatha. Es wurde am Kreuz vollbracht, durch Kreuz und Auferstehung.
Gott hat den Israeliten jedoch noch eine Zeit gegeben, eine Gnadenzeit, eine zweite Chance. In dieser Zeit sollte in der damals bekannten Welt, überall dort, wo es Juden gab, das Evangelium verkündet werden. Das war der besondere Dienst des Apostels Paulus: das Evangelium überall zu den Israeliten zu bringen. Dafür hat er sich eingesetzt, und das hat er auch getan.
Paulus kam bis nach Rom. Wenn er freigelassen wurde – und ich glaube, dass er freigelassen wurde –, dann zeigt sich das sehr deutlich im Philipperbrief, wo beschrieben wird, dass er aus dem Gefängnis entlassen wurde. Er hatte noch die Absicht, nach Spanien zu reisen. Ob er wirklich dort war, wissen wir nicht. Aber in Spanien gab es Juden, und diese wollte er ebenfalls erreichen.
Damals galt Spanien als das Ende der Welt; weiter westlich war nichts bekannt. So brachte Paulus den Juden das Evangelium bis ans Ende der Welt. Danach brachte er das Evangelium auch den Heiden, um die Juden zur Eifersucht zu reizen, damit sie es doch noch annehmen würden.
Im Römerbrief, Kapitel 11, spricht Paulus genau von diesem Dienst. Als sein Dienst beendet war, kam das Gericht: zuerst die Christenverfolgung, dann das eigentliche Gericht.
Der Dienst Paulus endete im Jahr 64. Ab diesem Zeitpunkt war Schluss mit der Evangelisierung. Es begann eine furchtbare Christenverfolgung, die von den Juden genutzt wurde, um sich an den Christen zu rächen.
Im Jahr 66 begann der Krieg – der römisch-jüdische Krieg. Eigentlich begann der Aufstand schon im Sommer 66, aber der eigentliche Krieg brach erst im November 66 aus. Er endete im Jahr 70, im September, mit der Zerstörung Jerusalems. Die Stadt wurde dem Erdboden gleichgemacht.
Es gab noch die Festung Masada, wo sich einige verschanzten. Die Römer brauchten noch einige Jahre, um diese Festung einzunehmen, was ihnen im Jahr 73 gelang. Aber das Wesentliche geschah im Jahr 70.
Warum erzähle ich das alles? Weil der Hebräerbrief genau vor diesem großen Gericht Gottes über sein Volk Israel geschrieben wurde. Wahrscheinlich geschah dies im Jahr 62 oder 63, vermutlich vom Apostel Paulus, auch wenn er seinen Namen nicht nennt. Er war jedoch derjenige, dem Israel besonders am Herzen lag.
Warnungen und Ermahnungen vor dem Gericht
Jedenfalls hatten wir bereits Kapitel 6, Vers 8 gelesen: Ein Land, das den Segen empfangen hat und doch keine Frucht bringt, ist verwerflich und dem Fluch nahe. Am Ende führt es zum Verbrennen. Das ist ein Bild, ein Gleichnis, das hier verwendet wird. Es trifft genau auf das Land Israel zu.
In Kapitel 10, Vers 25 lesen wir, dass man sehen soll, dass der Tag naht. Am Ende von Vers 25 heißt es: Sie sollen sich aufrufen und aufrichten, und das umso mehr, als sie sehen, dass der Tag naht – der Gerichtstag. Gerade an diesem Tag sprach er davon, dass der Herr sein Volk richten wird.
In Vers 30 heißt es: „Die Vergeltung ist meine Sache, ich werde vergelten“, sagt der Herr. Wieder wird betont, dass der Herr sein Volk richten wird. Das Volk bezieht sich hier auf Israel. 5. Mose 32, Vers 36 sagt: „Furchtbar ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“
Es bleibt kein Opfer mehr übrig für den, der sich ins Judentum zurückwendet. Gott wird das Volk richten. Wer dorthin geht, wo das Gericht kommt, wird selbst vom Gericht getroffen. Das ist hier die ernste Ermahnung.
Ab Kapitel 10, Vers 19, nachdem das lange Thema vom Hohen Priester und dem Opfer beendet ist, folgen erneut Aufrufe. In Vers 22 heißt es: „Lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen.“ Vers 23 fordert dazu auf: „Lasst uns das Bekenntnis der Hoffnung festhalten.“ Vers 24 ruft dazu auf: „Lasst uns aufeinander achten und uns anspornen.“
Vers 32 erinnert an die früheren Tage. Vers 35 mahnt: „Werft euer Zutrauen nicht weg, das eine große Belohnung hat. Denn ihr habt Ausdauer nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt und das Verheißene erlangt.“
Denn noch ein Weniges, wie sehr, wie sehr Weniges – also eine ganz kurze Zeit –, dann wird der Kommende kommen und nicht verziehen. Das Gericht steht also unmittelbar bevor.
In Vers 38 heißt es: „Aber der Gerechte wird vom Glauben leben, und wenn er zurückweicht, hat meine Seele nicht Wohlgefallen an ihm.“ Doch wir sind nicht des Zurückweichens. Hier ermutigt er die Gläubigen und sagt: Wir wollen nicht zurückgehen. Wir sind Menschen, die jetzt bei Christus angekommen sind, und wir wollen auch dort bleiben. Wir sind des Glaubens und werden so die Seele gewinnen.
Glaubenszeugnisse und das ewige Erbe
In einem ganzen Kapitel hat er erklärt, was Glaube ist. Im Alten Testament haben wir Glaubenszeugen, die im Blick auf einen unsichtbaren Gott gelebt haben. Sie waren bereit zu leiden und zu verzichten. Vor allem Abraham und Mose haben das sehr deutlich gezeigt. Diese beiden großen Zeugen des Glaubens, aber auch die anderen, haben gelitten. Einige haben durch den Glauben Erfolge erzielt, andere haben Schweres erduldet (Vers 39).
Alle diese Glaubenszeugen haben, nachdem ihnen aufgrund ihres Glaubens Zeugnis abgelegt worden war, die Verheißung nicht empfangen. Sie sind gestorben und gingen in den Hades, das Totenreich, ohne die Verheißung zu erhalten (Vers 39-40).
Gott hatte jedoch in Bezug auf uns etwas Besseres zuvor ersehen, damit sie nicht ohne uns vollendet würden. Die Hebräer, Christen der damaligen Zeit, sollten gemeinsam mit den alttestamentlichen Glaubenszeugen ein herrliches himmlisches Erbe erhalten.
Die Zukunft Israels, genau die Zukunft, die Gott Israel im Alten Testament verheißen hat, sollten sie zusammen mit den Alten erben. Es handelt sich dabei um ein ewiges Reich, ein ewiges Land, eine ewige Stadt und einen ewigen Tempel. Darauf habe ich gestern noch etwas ausführlicher gesprochen.
Anschließend folgen Ermahnungen und Aufforderungen. Zum Schluss gibt es praktische Hilfen, um im Glauben treu zu bleiben. Diese finden sich in den Kapiteln zwölf und dreizehn. Mit diesen beiden Kapiteln wollen wir uns heute und morgen noch beschäftigen.
Der Lauf des Glaubens und die Ausdauer im Glauben
Wir haben hier also in Kapitel zwölf, bevor wir jetzt in den Text einsteigen, noch einen Überblick. Es gibt eine Aufforderung zum Laufen: Lasst uns mit Ausdauer den Wettlauf laufen und auf Jesus hinsehen.
In Vers 12 heißt es: Richtet die erschlafften Hände und die ermatteten Knie wieder auf und macht euren Füßen gerade Bahn. Es geht immer noch ums Laufen.
In Vers 14 wird aufgefordert: Jagt dem Frieden nach. Auch hier geht es ums Laufen. Jagt dem Frieden mit allen nach, auch der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird. Haltet Acht und übt Aufsicht, damit nicht jemand von der Gnade Gottes abkommt, vom Weg der Gnade. Es geht um eine Bahn, es geht um einen Lauf.
Dann spricht der Text in Vers 18: Denn ihr seid nicht hingekommen zu einem berührbaren Berg. In Vers 22 heißt es weiter: Sondern ihr seid hingekommen zum Berg Zion. Merkt ihr, es ist ein Lauf. Nicht Richtung Sinai, sondern Richtung Zion, zur Stadt des lebendigen Gottes, einer himmlischen Jerusalem. Dort ist eure Richtung, dorthin laufen wir, sagt er.
In Vers 25 wird gewarnt: Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet, der vom Himmel her spricht. Das ist das neue Reden Gottes im Sohn. Wir werden darüber noch lesen.
In Vers 28 heißt es: Darum, da wir ein unerschütterliches Königreich in Empfang nehmen, lasst uns dankbar sein, wodurch wir Gott dienen und den Dienst verrichten. Es ist ein Aufruf zum Dienst.
Kapitel 13 spricht dann von der Liebe, den verschiedenen Facetten der Liebe, und vom Glauben. Das sind die zwei wichtigen Tugenden des Christen.
In Vers 13,13 kommt noch einmal ein Aufruf: So lasst uns nun zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers. Es geht immer noch ums Laufen oder jetzt um ein Gehen. Lasst uns hinausgehen außerhalb des Lagers und seine Schmach tragen, denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die kommende suchen wir.
Merkt ihr, in den Kapiteln 12 und 13 ist es ein Marschieren, ein Gehen oder Laufen im Text. Immer wieder kommt das in diesen Aufforderungen vor. Gottes Volk ist noch unterwegs und hat noch eine kleine Wegstrecke zu gehen. Aber es ist ein Weg der Schmach.
In Vers 14 heißt es: Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die kommende suchen wir. Das ist das Ziel, das Ziel Israels. Es geht immer um Israel.
Die Gnade für die Heiden und die wahre Hoffnung Israels
Dass die Heiden dazukommen durften, ist Gnade. Das ist eine zusätzliche Sache: Es ging eben nicht nur um die Juden. Wenn die Juden abgelehnt haben, dann wandte sich das Heil auch den Heiden zu, und diese durften ebenfalls hereinkommen.
Das ist vergleichbar mit dem Mann, der eine Hochzeit feierte und die Leute eingeladen hatte. Doch sie wollten nicht kommen. Daraufhin sagte er: „Dann lade ich die anderen ein.“ So kamen die Menschen von den Zäunen, von den Straßen und von den Ecken. Ihnen wurde sogar ein Hochzeitskleid geschenkt. Früher hatten die Leute oft nicht genug Geld, um sich ein Hochzeitskleid zu kaufen. Deshalb bekam man beim Eingang ein festliches Gewand, ein hochzeitliches Kleid.
So hat der Herr auch die aus den Heiden gerufen. Sie dürfen ebenfalls dabei sein. Das ist das herrliche Evangelium – das Evangelium von dem Messias, von dem jüdischen Messias Jesus Christus, einem israelitischen Messias. Es ist ein israelitisches Heil, ein israelitischer Himmel, eine israelitische Zukunft. Darum geht es.
Viele Christen heute missverstehen das komplett. Sie erwarten eine irdische Zukunft für Israel, die niemals kommen wird, Geschwister, niemals. Das ist eine vergebliche Hoffnung. Die wahre Hoffnung ist die, welche die Schrift sagt.
Die Schrift sagt so klar: Wir haben hier keine bleibende Stadt, kein bleibendes Jerusalem. Sondern wir suchen die kommende Stadt. Die ganzen ewigen, herrlichen Verheißungen aus dem Alten Testament werden in Jesus Christus erfüllt und in seinem Königreich. Dieses Königreich ist ein ewiges Königreich und ein himmlisches Königreich, kein diesseitiges.
Wir haben von diesem Diesseits nichts zu erwarten. Es ist wichtig, dass wir unsere Hoffnung nicht auf die falsche Welt setzen.
Einführung in den Text: Der Lauf des Glaubens (Hebräer 12,1-3)
Der Blick richtet sich nun auf Jesus Christus. Das war eine lange Einleitung, das weiß ich. Aber es ist mir wichtig, diesen Zusammenhang zu wahren. Nur so verstehen wir den Hebräerbrief viel besser.
Lesen wir den Text, Verse eins bis drei:
„So lasst uns nun auch, da wir eine so große Wolke von Zeugen haben, die uns umgibt, alles ablegen, was uns beschwert, und die Sünde, die uns so leicht umstrickt. Mit Ausdauer wollen wir den Wettlauf laufen, der vor uns liegt, dabei auf Jesus blicken, den Anführer und Vollender des Glaubens. Er hat das Kreuz erduldet für die Freude, die vor ihm lag, und die Schande verachtet. Nun sitzt er zur Rechten des Thrones Gottes.
Betrachtet wohl den, der solches großes Widersprechen gegen sich erduldet hat von Sündern, damit ihr nicht ermüdet und in euren Seelen ermattet.“
Mal bis hierher.
Fünf Fragen zum Text und praktische Gedanken zum Lauf des Glaubens
Hier haben wir fünf Fragen, die wir uns stellen können. Die erste Frage lautet: Worum geht es?
1. Worum geht es denn?
Nun geht es um ein Ziel, ein Ziel, auf das man zuläuft. In Kapitel 11 am Ende wurde schon gesagt: „Sie werden nicht ohne uns vollendet werden.“ Die letzten Wörter lauten „vollendet werden“. Es geht also auf eine Vollendung zu, und dieses Ziel ist das, worauf man zuläuft.
Es handelt sich um eine vorgezeichnete Bahn. Es heißt hier: „Lasst uns den Wettlauf laufen, der vor uns liegt.“ Das ist wie im Stadion, wo die Bahnen vorgezeichnet sind. Es geht um ein Laufen, nicht um einen Spaziergang. Es geht nicht um Schlafen oder ein bisschen Schlendern, sondern um Laufen. Dabei ist großer Einsatz gefordert.
Das bedeutet beständigen Einsatz. Vor allem bei einem langen Lauf muss man sich die Zeit gut überlegen und die Kräfte einteilen. Meine Tochter hat einmal an einem Marathonlauf teilgenommen. Fünf Meter vor dem Ziel ist sie umgefallen. Sie hatte ihre Kräfte nicht ganz richtig eingeteilt. Ich habe ihr gesagt, sie müsse gut trainieren. Ihr Training bestand darin, zwanzig Kilometer zu laufen. Aber der Marathon sind zweiundvierzig Kilometer. Damit hatte sie wahrscheinlich nicht richtig gerechnet.
Beständiger Einsatz bedeutet auch Ausdauer. Ausdauer muss man sich gut überlegen. Es ist kein Hundertmeterlauf, sondern ein Marathonlauf. Wir sind keine Sprinter, und diese Christen hier auch nicht. Wir sind Ausdauerläufer.
Standhaftigkeit – dazu werden sie immer wieder aufgerufen. Das bedeutet Kampf und Hingabe. Es heißt hier, damit ihr nicht ermüdet und in euren Seelen ermattet. Das kostet etwas, und manchmal denkt man, man ermüdet und will aufgeben.
Mir hat einmal jemand erzählt, dass er in Österreich lebte und jetzt in die Schweiz zu einem Hundertkilometerlauf fährt. Ich dachte: „Wie bitte, Hundert Kilometer?“ Da habe ich ihn gefragt, wie das so ist, wenn man Hundert Kilometer läuft. Wie schafft man das? Man kann ja dazwischen nicht schlafen, es wird einfach die ganze Zeit gelaufen – Hundert Kilometer.
Er hat gesagt: „Weißt du was, das läuft da oben im Gehirn ab. Da muss man gut sein im Denken.“ Im Hirn. Das habe ich nicht ganz verstanden. Er hat es dann erklärt: „Du darfst nie den Gedanken haben, vielleicht schaffe ich es nicht. Du musst immer denken: Ich werde das schaffen.“ Wenn du das nicht tust, hörst du auf.
Gliederschmerzen hast du sowieso. Wenn du dann denkst: Ich kann nicht mehr, denkst du das sowieso. Und dann sagst du: Ich gebe jetzt auf. Nein, das darfst du nicht denken. Du darfst nie denken: Ich gebe auf.
Da habe ich gesagt: Aha, ja, das ist eine Sache des Kopfes, dass man das schafft. Und er hat es geschafft. Er sagte, es gibt Zeiten, in denen er mental nicht stark genug ist. Dann fängt er gar nicht erst an. Das weiß er, dann hat es keinen Sinn. Das sind die Extremsportler.
Aber hier geht es auch um eine Sache, die im Kopf besteht: Der Gedanke, vielleicht gehe ich doch wieder zurück ins Judentum oder in die Welt, der darf gar nicht da sein. Das wäre dasselbe wie bei einem Mann, der heiratet, aber denkt: Wenn ich eine andere finde, nehme ich vielleicht die andere. Das ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Es geht auch darum, Zeuge zu sein. Es heißt ja: „Wir haben so eine große Wolke von Zeugen um uns.“ Diese Zeugen waren im Alten Testament, und die, die jetzt da laufen, sind auch Zeugen. In diesem ganzen Lauf geht es darum, Zeuge für Gott in dieser Welt zu sein.
Zweite Frage: Wer wird denn hier aufgerufen?
2. Wer wird denn hier aufgerufen?
Ja, so lasst auch uns mit Ausdauer laufen.
Er sagt hier „uns“, damit meint er sich selbst mit. Das heißt, jeder persönlich ist aufgerufen – und er selbst, der Schreiber, ebenfalls. Er weiß: Auch er braucht diesen Aufruf; auch er muss diesen Vorsatz haben. Wir wollen laufen.
Wie wird er mutig zu dem Lauf?
3. Wie wird ermutigt zu dem Lauf?
Erstens werden wir ermutigt, den Lauf fortzusetzen, da uns eine so große Wolke von Zeugen umgibt. Der Text lässt uns zurückblicken und ins Alte Testament schauen, wo eine ganze Reihe von Menschen bis zum Ende treu gelaufen sind. Sie blieben ihrem Glauben bis zum Tod treu.
Das Größte von allen ist der Herr Jesus selbst. Lasst uns nun aufsehen zu Jesus. Das ist die größte Ermutigung und das beste Vorbild: Jesus Christus.
Daraufhin spricht der Text in den Versen 2 und 3 noch einmal darüber. Wie kommt es also zu einem guten Lauf?
4. Na, wie kommt es zu einem guten Lauf?
Diese Frage dürfen wir uns auch stellen. Wenn wir die Bibel lesen, ist es immer gut, viele Fragen zu stellen – praktische Fragen, Fragen zur Beobachtung des Textes, zur Erklärung und zur Anwendung. Hier handelt es sich um eine Frage der Anwendung: Wie kommt es zu einem guten Lauf?
Man kann schon im Text nachschauen. Zum einen muss man etwas ablegen, nachdem wir alles Beschwerende abgelegt haben. Es hat keinen Sinn, zusätzliches Gewicht auf einem Marathon mitzuschleppen. Man legt also alles Beschwerende ab, keinen Rucksack dabei. Das können auch Sorgen sein, materielle Dinge, die man sich angesammelt hat und die einen auf dem Weg bremsen. Es können auch Hobbys sein. Ich habe nichts gegen Hobbys, aber das Christenleben besteht nicht aus Hobbys. Mich hat mal jeder gefragt, was mein Hobby sei, und ich wusste nicht genau, was ich antworten sollte. Wenn man sagt, die Lieblingsbeschäftigung, dann kann ich sagen: Ja, die Bibel. Hobby – davon liest man in der Bibel eigentlich nicht.
Was ist deine Karriere? Was hast du im Leben vor? Was willst du werden? Ein Diener Christi möchte einfach furchtbar werden für den Herrn. Der Beruf ist nicht die Karriere, die wir machen. Unsere Karriere ist die geistliche Karriere. Der Beruf ist das, wenn der Herr sagt: Geh arbeiten, dann gehen wir arbeiten. Aber das ist nicht unser eigentliches Ziel. Das gehört dazu, aber unser eigentliches Ziel ist der Himmel, nicht die Arbeit.
Viele Ablenkungen haben wir heute, da muss man aufpassen. Auch die elektronischen Dinge sind gewaltige Ablenker. Da muss man sehr auf der Hut sein, dass man nicht Rucksäcke mit sich schleppt, die einen bremsen. Und die gern umstrickende Sünde muss man auch noch ablegen. Hier ist wahrscheinlich die Sünde gemeint, die Sünde des Zurückschielens, also der Wunsch, zurückzugehen ins Judentum. Wer sich schon mit dem Gedanken beschäftigt, wieder zurückzugehen, der wird keinen guten Lauf hinlegen.
Das Nächste ist: Was hilft noch? Wie kommt es zu einem guten Lauf? Nicht nur einfach ablegen, keinen Rucksack mehr tragen, sondern man muss Ausdauer haben. Kondition heißt das bei den Läufern. Kondition musst du haben. Hier heißt es Standhaftigkeit. Im Griechischen bedeutet das Wort „darunter bleiben“, also unter dem Auferlegten bleiben, dabei bleiben – Ausdauer. Wir richten uns auf einen Dauerlauf ein, sind standhaft. Wir haben Prinzipien der Schrift und haben uns entschlossen, diesen Weg zu gehen. Das haben wir diesen Christen hier auch vor Augen geführt.
Dann kommen Vers zwei und drei: Durch Aufblicken zu Christus. Vers zwei: Dabei hinwegsehen auf Jesus. Das ist interessant, denn wir haben hier ein doppeltes Wort im Griechischen: hinwegsehen heißt sowohl hinschauen als auch wegschauen, eigentlich wegschauen hin zu Jesus. So heißt es im Griechischen: Lasst uns wegschauen hin zu Jesus. Also muss ich zuerst wegschauen und dann hinschauen.
Von was muss ich wegschauen? Von den Dingen, die mich aufhalten wollen. Beim Laufen – mich hat früher der Sport interessiert – hat der Trainer gesagt: Wenn du läufst, schau ja nicht zu deinem Nachbarn. In dem Moment, wo du rüberschaust, hast du eine Zehntelsekunde schon verloren, die du dann brauchst. Du schaust nur aufs Ziel, du läufst los. Ich meine, da ging es um einen Sprint, 100 Meter oder 400 Meter Lauf oder so. Du läufst deine 400 Meter und schaust nur immer auf die Bahn und auf das Ziel, wo du hinwillst. Du schaust nie links oder rechts, das kostet dich Zeit und Kraft.
Hier heißt es: Schau auf das Ziel, schau auf Jesus Christus: „Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir, siehe nicht um dich“ (Jesaja 41,10). Schau nicht um dich herum, links oder rechts. Petrus auf dem Wasser – wie sagt er? Er schaut auf die Wellen, ja, er schaut auf das Wasser und das Meer. Er sollte auf Jesus schauen, also nicht ängstlich umherschauen. „Ich habe dich stark gemacht, ich stärke dich, ja, ich habe dir geholfen, sei gewiss, ich stütze dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit“ (Jesaja 41,10). Ganz wichtiger Vers.
Wegschauen und hinschauen, hinschauen: 2. Timotheus 2,8 sagt: „Halt im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt von den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium.“ Das sagt ein Timotheus, ein Apostel, dem anderen Apostel, also ein Missionar dem anderen Missionar: Halte Jesus Christus im Gedächtnis, schau, dass er dir immer vor Augen bleibt, in allem, was du tust. Hinschauen auf Christus.
Wir sehen aber Jesus: „Achtet auf den Gesandten und Hohenpriester unseres Bekenntnisses“ (Hebräer 3,1). Psalm 16,8: „Ich halte den Herrn allezeit mir vor Augen, weil er zu meiner Rechten ist, damit ich nicht ins Wanken gebracht werde.“ Das ist unser ganz wichtiges Ziel. Da könnten wir jetzt lange drüber predigen, aber wir gehen weiter. Man könnte sich ja mal vormerken: Predigt über Vers 2 und 3. Du kannst die ganze Predigt halten über das, was es heißt, Jesus vor Augen zu halten und was es heißt, wegzuschauen.
Fünfte Frage: Wer ist der, auf den man schauen soll? Es steht hier in Vers 2: Auf Jesus, des Glaubens Anführer und Vollender. Also Anführer – das Wort im Griechischen kann auch Urheber oder Bahnbrecher bedeuten, der Urgrund, die Ursache unseres Heils und auch der Urheber unseres Glaubensweges. Der Herr Jesus hat unser Heil begonnen, aber er hat auch den Glaubensweg vorausgezeigt und vorausgebahnt.
Es ist wie der, der im Dschungel den Weg macht, der Erste, der den Weg geht. Der muss mit dem Messer dran und den Weg bahnen, und dann können die anderen weitergehen. Er ist der Bahnbrecher. Auf ihn ist es zurückzuführen, dass wir überhaupt diesen Glaubensweg gehen können. Und er ist auch selber vorangegangen, er hat alles durchgemacht.
Übrigens steht nicht im Text, dass er der Anfänger unseres Glaubens ist. Es steht nicht da, dass er der Urheber des Glaubens sei. Er ist der Bahnbrecher des Glaubens, das heißt dieses Glaubensweges. Mit Anfängen ist nicht gemeint, dass er unseren Glauben angefangen hat. Er hat uns den Weg gebahnt. Auf ihn ist es zurückzuführen, dass wir überhaupt glauben können, glauben dürfen und den Glaubensweg gehen können.
Dann kam die Entscheidung zu uns: Willst du jetzt auch glauben oder nicht? Nun, er hat uns natürlich umworben, damit wir uns nicht anders entscheiden, aber die Entscheidung mussten wir selbst treffen. Und er ist auch unser Vorbild, der uns vorangegangen ist.
Wir haben das ja schon gelesen in Kapitel 6. Dort heißt es, dass der, der hinter den Vorhang als unser Vorläufer hineingegangen ist in das Allerheiligste, in das Heiligtum (Kapitel 6, am Ende), des Glaubens Vollender ist. Also er hat diesen Glaubensweg bis zum Schluss durchgehalten. Er ging voran bis zum Ziel und setzte sich dann zur Rechten des Thrones der Majestät in der Höhe.
Als der, der vorangegangen ist, bringt er uns auch ans Ziel. Er zieht uns nach und will uns ans Ziel bringen. Wer an ihn vertraut, wird ans Ziel kommen. In Philipper 1,6 steht das: „Von eben diesem bin ich überzeugt, dass der, der unter euch ein gutes Werk angefangen hat, es ganz zum Ziel führen wird bis zum Tag Jesu Christi.“
Der „unter euch“ oder „in euch“ – je nachdem, wie man es übersetzt, beides ist richtig – Christus hat unter uns und unter euch, unter den Philippianern ein Werk angefangen, und er wird es ans Ziel führen. Jeden einzelnen bringt er ans Ziel, der ihm vertraut. Das ist unsere Aufgabe: zu vertrauen.
Er ist der Vollender des Glaubens, er bringt ans Ziel. Dann heißt es weiter: „Der für die Freude, die vor ihm lag, das Kreuz erduldete. Die Schande hatte er verachtet.“ Das heißt, er erachtete die Schande nicht. Die Schande hat er willig auf sich genommen und das Kreuz erduldet. Bei „erduldet“ steht wieder dasselbe Wort, das wir vorher hatten: Ausdauer, also „darunter bleiben“. Mit Ausdauer laufen wir, weil er mit Ausdauer gelaufen ist. Wir laufen mit Ausdauer, weil er das Kreuz ausdauernd, standhaft erduldet hat.
Die Menschen haben gesagt: „Steig herab!“ Und er ist nicht herabgestiegen, zum Glück nicht. Sie haben gesagt: „Er ist ein Versager, was habt ihr von dem?“ Und er hat diese Schmach auf sich genommen. Äußerlich hat man nichts gesehen, an dem Tag gar nichts außer, dass es dunkel wurde, als der Herr Jesus starb. Die Leute sagten: „Was wollt ihr, es geschieht ja nichts.“ In Wirklichkeit geschah das Wichtigste von der ganzen Weltgeschichte – die Sühnung für unsere Sünden. Das ist nicht äußerlich sichtbar.
Diese Schande hat er auf sich genommen, die Schande des Kreuzes. Warum hat er das auf sich genommen? Nun, er hat die Freude, die vor ihm lag, angesehen. Es heißt hier: „Um der vor ihm liegenden Freude willen achtete er die Schande nicht.“
Ich habe mir mal Gedanken gemacht über die siebenfache Freude Jesu Christi, die vor ihm lag. Welche Freude lag ihm vor ihm? Ich habe hier sieben Punkte. Das ist die nächste Predigt. Wir haben heute lauter Predigten, aber man kann natürlich nicht alles in so kurzer Zeit behandeln. Aber man könnte darüber predigen: Die siebenfache Freude Christi, die vor ihm lag. Vielleicht gibt es auch noch mehr.
Erstens: Die Freude, vom Vater verherrlicht zu werden, zur Rechten des Thrones Gottes zu sitzen und sein Königtum anzutreten. Dass der Vater dann zu ihm sagen wird: „Komm, sitze zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße.“ „Vater, verherrliche deinen Namen“, hat er gebetet, und der Vater hat gesagt: „Ich habe ihn verherrlicht und ich werde ihn verherrlichen.“
Zweitens: Die Freude, das Ziel erreicht zu haben und dem Vater Freude und Ehre bereitet zu haben. Das eine war die Freude, vom Vater verherrlicht zu werden, jetzt ist es die Freude, das Ziel erreicht zu haben und ihm Freude bereitet zu haben. „Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun. Dein Wohlgefallen zu tun ist meine Lust“ (Psalm 40,9). Das war sein Ziel: Wenn ich nur Gott Freude machen kann. Und dann kommt er ans Ziel und weiß: Wenn ich dort ankomme, werde ich meinem Vater Freude bereitet haben. Johannes 4 sagt: Es ist meine Speise, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat. Und Johannes sagt: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde, das Werk, das du mir gegeben hast, habe ich vollbracht.“ Das habe ich ans Ziel geführt. Das Werk, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte, habe ich vollbracht. Das war eine große Freude für ihn, eine Vorfreude. Ich werde, wenn ich dort bin, dem Vater Ehre bereitet haben.
Drittens: Die Freude an den Seinen, die Frucht seiner Leiden sehen zu dürfen. Jesaja 53,11 lesen wir, dass er lange leben wird und Frucht sehen wird von seinem Leiden, von seinem Schmerzensweg. Er weiß, es wird Frucht daraus entstehen, und das war schon eine Vorfreude.
Viertens: Die Freude, durch die Hingabe seines Lebens den Menschen, die ihn angenommen haben, Freude bereitet zu haben. Die Freude, jemandem Freude zu bereiten. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Hier die Freude – er selber sagte es, oder Paulus sagte es –, der Herr Jesus lebte so: „Geben ist seliger als Nehmen.“ Und das macht Freude. Das ist die Freude, dass er durch sein Geben anderen Freude bereitet. Und wenn man weiß: Ich bereite dem anderen Freude, dann kommt die Freude zurück. So eine große Freude, anderen Freude zu bereiten, hatte er, und darauf freute er sich.
Fünftens: Die Freude, in seinen Heiligen bewundert und verherrlicht zu werden, eines Tages. 2. Thessalonicher 1,10 steht das: Um verherrlicht zu werden in seinen Heiligen. Er freute sich schon im Voraus auf den Tag, wenn er in seinen Heiligen bewundert und verherrlicht wird. Das würde er durch sein Kreuzeswerk erreichen.
Sechstens: Die Freude, dem Vater seine Erlösten und Geliebten eines Tages zu präsentieren, vorzustellen: „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat, siehe hier bin ich, ich und die Kinder.“ Paulus hatte es auch so, es war auch sein Anliegen, die Gläubigen dem Vater zuzuführen. In 2. Korinther steht das auch. Er wird vor uns darstellen, vor ihm, in Epheser 5, eine verherrlichte Gemeinde, die keine Runzel oder Flecken hat oder dergleichen. Eine Gemeinde, die herrlich ist, die präsentiert er vor dem Vater.
In Offenbarung 21, Vers 9 lesen wir: Die Gemeinde, also die Braut, hatte die Herrlichkeit Gottes. Die erlöste Braut – das sind übrigens alle Gläubigen, die es überhaupt je gegeben hat und geben wird. Sie bilden die Braut. Das ist die Ehefrau Gottes. Im Alten Testament war die Ehefrau Israel. Aber diejenigen, die ihn verlassen haben, waren wie eine Hure, sind zu Hure geworden. Aber die Braut sind die Treuen, alle. Nicht, wie ich schon gehört habe, dass das nur die Gläubigen zwischen Pfingsten und Entrückung seien. Das ist falsch, das ist nicht richtig.
Siebtens: Die Freude über die Buße und über die Umgestaltung jedes Heiligen in sein Bild. Die Freude, dass er Menschen in sein Bild umgestalten wird. Das wusste er. Die Basis legte er am Kreuz durch sein Leiden. Und die Freude, seinen eigenen Charakter im Leben der Heiligen zu sehen. Seine Schönheit, seinen Charakter findet er wieder in den Heiligen. Wie wunderschön – das war eine Freude für ihn, eine Vorfreude.
Also haben wir hier eine siebenfache Vorfreude Christi, eine Freude, die vor ihm lag. Wegen dieser Freude hat er das Kreuz erduldet und sich zur Rechten Gottes gesetzt.
Fragen dazu oder Gedanken? Ich denke, wir machen hier Pause. Zehn Minuten oder länger? Zehn Minuten.
6. Wer ist der, auf den man schauen soll?
In Vers 2 steht: „Auf Jesus, des Glaubens Anführer und Vollender.“
Das Wort „Anführer“ kann im Griechischen auch „Urheber“ oder „Bahnbrecher“ bedeuten – also der Urgrund und die Ursache unseres Heils sowie der Urheber unseres Glaubensweges. Der Herr Jesus hat unser Heil begonnen, aber er hat auch den Glaubensweg vorausgezeigt und vorausgebahnt.
Es ist vergleichbar mit jemandem, der im Dschungel den Weg macht: Der Erste, der den Weg geht, muss mit dem Messer vorausschreiten und den Weg bahnen. Erst danach können die anderen folgen. Er ist der Bahnbrecher. Auf ihn ist es zurückzuführen, dass wir überhaupt diesen Glaubensweg gehen können. Er ist selbst vorangegangen und hat alles durchgemacht.
Übrigens steht nicht im Text, dass er der „Anfänger unseres Glaubens“ ist. Es heißt, er ist der Urheber des Glaubens, der Bahnbrecher dieses Glaubensweges. Mit „Anfängen“ ist nicht gemeint, dass er unseren Glauben angefangen hat. Er hat uns den Weg gebahnt. Auf ihn ist es zurückzuführen, dass wir überhaupt glauben können, glauben dürfen und den Glaubensweg gehen können.
Dann waren wir an der Reihe – da kam die Entscheidung zu uns: Willst du jetzt auch glauben, ja oder nein? Natürlich hat er uns umworben, damit wir uns nicht abwenden, aber die Entscheidung mussten wir selbst treffen.
Er ist auch unser Vorbild, der uns vorangegangen ist. Das haben wir ja schon in Kapitel 6 gelesen. Dort heißt es, dass der, der hinter den Vorhang als unser Vorläufer in das Allerheiligste, in das Heiligtum hineingegangen ist (Kapitel 6, am Ende), des Glaubens Vollender ist.
Er hat diesen Glaubensweg bis zum Schluss durchgehalten, er ging voran bis zum Ziel und setzte sich dann zur Rechten des Thrones der Majestät in der Höhe. Als der, der vorangegangen ist, bringt er uns auch ans Ziel. Er zieht uns nach und will uns ans Ziel bringen. Wer an ihn vertraut, wird ans Ziel kommen.
In Philipper 1,6 steht: „Von eben diesem bin ich überzeugt, dass der, der unter euch ein gutes Werk angefangen hat, es ganz zum Ziel führen wird bis zum Tag Jesu Christi.“
Ob man „unter euch“ oder „in euch“ übersetzt, beides ist richtig. Christus hat unter uns, unter den Philippern, ein Werk angefangen und wird es zum Ziel führen. Jeden Einzelnen bringt er ans Ziel, der ihm vertraut. Unsere Aufgabe ist es, zu vertrauen. Er ist der Vollender des Glaubens, er bringt uns ans Ziel.
Dann heißt es weiter: „Der für die Freude, die vor ihm lag, das Kreuz erduldete.“ Die Schande verachtete er, das heißt, er achtete die Schande nicht. Die Schande hat er willig auf sich genommen und das Kreuz erduldet.
Bei „erduldete“ steht wieder dasselbe griechische Wort, das auch bei „Ausdauer“ verwendet wird. Es bedeutet, „darunter bleiben“ oder „ausdauernd laufen“. Wir sollen mit Ausdauer laufen, weil er mit Ausdauer gelaufen ist. Wir laufen mit Ausdauer, weil er das Kreuz standhaft erduldet hat.
Die Menschen haben gesagt: „Steig herab!“ – doch er ist nicht herabgestiegen, zum Glück nicht. Sie haben ihn als Versager bezeichnet: „Was habt ihr von dem?“ Aber er hat diese Schmach auf sich genommen. Äußerlich war an dem Tag nichts sichtbar, außer dass es dunkel wurde, als der Herr Jesus starb. Die Leute sagten: „Was wollt ihr? Es geschieht ja nichts.“
In Wirklichkeit geschah das Wichtigste im ganzen Universum und in der gesamten Heilsgeschichte: die Sühnung für unsere Sünden. Das ist nicht äußerlich sichtbar. Diese Schande hat er auf sich genommen – die Schande des Kreuzes.
Warum hat er das auf sich genommen? Er hat die Freude, die vor ihm lag, angesehen. Es heißt hier: „Um der vor ihm liegenden Freude willen achtete er die Schande nicht.“
Ich habe mir Gedanken über die siebenfache Freude Jesu Christi gemacht, die vor ihm lag. Welche Freude lag ihm vor Augen? Ich habe hier sieben Punkte, die ich in einer nächsten Predigt näher erläutern möchte. Heute haben wir viele Predigten, aber das ist ein Thema für sich.
Die siebenfache Freude Christi vor ihm – vielleicht gibt es noch mehr.
Erstens: Die Freude, vom Vater verherrlicht zu werden, zur Rechten des Thrones Gottes zu sitzen und sein Königtum anzutreten. Der Vater wird zu ihm sagen: „Komm, sitze zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.“
„Vater, verherrliche deinen Namen“, hat er gebetet, und der Vater hat gesagt: „Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn verherrlichen.“ In Psalm 2 sagt Gott: „Ich habe meinen König auf Zion eingesetzt. Bitte von mir, und ich werde dir Völker geben zum Erbteil.“
Zweitens: Die Freude, das Ziel erreicht zu haben und dem Vater Freude und Ehre bereitet zu haben. Das eine war die Freude, vom Vater verherrlicht zu werden. Nun ist es die Freude, das Ziel erreicht zu haben und dem Vater Freude bereitet zu haben.
„Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun. Dein Wohlgefallen zu tun ist meine Lust“ (Psalm 40,9).
Das war sein Ziel. Wenn er nur Gott Freude machen kann! Und als er am Ziel ankommt, weiß er: „Dann werde ich meinem Vater Freude bereitet haben.“
Im Johannes-Evangelium sagt er: „Es ist meine Speise, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat.“ Und weiter: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk, das du mir gegeben hast, habe ich vollbracht.“ Das Werk, das er tun sollte, hat er vollbracht. Das war eine große Freude für ihn, eine Vorfreude.
Drittens: Die Freude an den Seinen – die Frucht seiner Leiden sehen zu dürfen. In Jesaja 53,11 lesen wir, dass er lange leben wird und Frucht sehen wird von seinem Leiden und Schmerzensweg. Er wusste, dass Frucht daraus entstehen wird. Das war eine Vorfreude.
Viertens: Die Freude, durch die Hingabe seines Lebens den Menschen, die ihn angenommen haben, Freude bereitet zu haben. Die Freude, jemandem Freude zu bereiten. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Paulus sagt, der Herr Jesus lebte so: „Geben ist seliger als Nehmen.“ Das bereitet Freude.
Wenn man weiß, dass man anderen Freude bereitet, kommt die Freude zurück. So eine große Freude, anderen Freude zu bereiten, hatte er und darauf freute er sich.
Fünftens: Die Freude, in seinen Heiligen bewundert und verherrlicht zu werden. In 2. Thessalonicher 1,10 steht, dass er sich schon im Voraus auf den Tag freute, an dem er in seinen Heiligen bewundert und verherrlicht wird. Das wird er durch sein Kreuzeswerk erreichen.
Sechstens: Die Freude, dem Vater seine Erlösten und Geliebten eines Tages zu präsentieren und vorzustellen. „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat, siehe hier bin ich, ich und die Kinder.“
Paulus hatte es ebenfalls als Anliegen, die Gläubigen dem Vater zuzuführen. In 2. Korinther heißt es, dass er uns vorstellt. In Epheser 5 wird von einer verherrlichten Gemeinde gesprochen, die keine Runzeln oder Flecken hat. Eine herrliche Gemeinde, die er vor dem Vater präsentiert.
In Offenbarung 21,9 lesen wir, dass die Gemeinde, also die Braut, die Herrlichkeit Gottes hat. Die erlöste Braut sind alle Gläubigen, die es je gegeben hat und geben wird. Sie bilden die Braut, die Ehefrau Gottes. Im Alten Testament war Israel die Ehefrau Gottes. Diejenigen, die ihn verlassen haben, wurden wie eine Hure. Aber die Braut sind die Treuen – alle Gläubigen, nicht nur die zwischen Pfingsten und der Entrückung, wie manche behaupten. Das ist nicht richtig.
Siebtens: Die Freude über die Buße und die Umgestaltung jedes Heiligen in sein Bild. Die Freude, Menschen in sein Bild umgestalten zu dürfen. Die Basis legte er am Kreuz, durch sein Leiden. Die Freude, seinen eigenen Charakter im Leben der Heiligen zu sehen. Seine Schönheit und seinen Charakter findet er in den Heiligen wieder. Wie wunderschön – das war eine große Freude für ihn, eine Vorfreude.
So haben wir hier eine siebenfache Vorfreude Christi, eine Freude, die vor ihm lag. Wegen dieser Freude hat er das Kreuz erduldet und sich zur Rechten Gottes gesetzt.
Fragen oder Gedanken dazu? Ich denke, wir machen hier eine Pause – 10 Minuten oder länger? 10 Minuten.
Die siebenfache Freude Christi vor ihm
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