Abendgebet und Einstimmung auf das Wort Gottes
Herr, nun ist der Tag zum größten Teil vorbei, und wir haben die Tagesarbeit hinter uns gebracht. Dabei beschäftigt uns noch vieles, was uns erfüllt.
Wir wollen jetzt still werden, damit du zu uns sprechen kannst. Wir möchten dein Wort verstehen und wieder spüren, wie du heute Abend alles sein willst: derjenige, der Frieden schenkt und uns zur Ruhe bringt.
Auch dort, wo wir unsere Sorgen und Ängste ablegen dürfen, bitten wir dich, heute Abend ganz groß zu werden – auch durch dein Wort. Amen.
Rückblick und Fortsetzung des Epheserbriefs
Wir haben beim letzten Mal bei Epheser 1 aufgehört und setzen jetzt bei Vers 11 fort. Vielleicht lese ich doch noch einmal ab Vers 7 vor.
Es ist ein reich gefülltes Lied, in dem all das beschrieben wird, was wir in Jesus Christus haben. In Jesus besitzen wir die Erlösung durch sein Blut und die Vergebung der Sünden, entsprechend dem Reichtum seiner Gnade. Diese Gnade hat er uns reichlich zuteilwerden lassen in aller Weisheit und Klugheit.
Denn Gott hat uns das Geheimnis seines Willens offenbart, nach dem Plan, den er zuvor in Christus gefasst hatte. Er wollte diesen Plan ausführen, wenn die Zeit erfüllt wäre, damit alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist.
In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden. Wir sind dazu vorherbestimmt, nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, gemäß dem Ratschluss seines Willens. Das geschieht, damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit werden, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.
In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit. In ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist. Dieser Geist ist das Unterpfand unseres Erbes zur Erlösung, damit wir sein Eigentum werden zum Lob seiner Herrlichkeit.
Herausforderungen bei der Glaubensverkündigung
Letzten Sonntag waren wir auf der Königstraße und erlebten, wie überraschend viele Menschen stehen blieben. Andere führten Gespräche und sagten hinterher, es sei interessant gewesen. Manche Menschen verstehen gar nicht, wer Gott ist.
Jetzt habe ich etwas ganz Böses gemacht. Ich bin ja schon ein gemeiner Hund: Ich habe ihnen gesagt: Versteht ihr denn, wer Gott ist? Wir gehen doch nicht auf die Straße, um den Menschen zu erzählen, wer Gott ist. Wer hat Gott je begriffen?
Wenn Sie auf diesem Niveau mit Ungläubigen reden, dann sind Sie ein Philosoph. Da können Sie über Gott sprechen, über die Ursache des Seins, die Tiefe des Daseins und des Seins. Ob es einen Gott gibt, ob der Mensch ohne Gott auskommt – dann philosophieren Sie.
Ich habe gesagt: Bezeuge doch auf der Straße! Sag einem Menschen, bring dein Leben in Ordnung, bevor du stirbst. Punkt. Das vergisst er nicht. Schupp! Sagen Sie zu ihm: Jesus sucht dich! Er weiß vielleicht nicht, wer Jesus ist, aber Gott redet durch das Wort.
Ich bin sehr dafür, dass wir Gespräche führen. Nur möchte ich Sie immer wieder bitten: Lassen Sie sich nicht auf ein Gleis abschieben, wo Sie plötzlich merken, das ist ja keine Basis. Da tasten wir im Nebel. Denn wer Gott ist, das wissen wir alle ja nicht.
Wir kennen Jesus, der für uns starb, und das verkünden wir. Wir erzählen Menschen, was wir mit Jesus erleben oder was das Wort von Jesus sagt. Wenn Sie einem Menschen nur sagen: Jesus hört, was du im Gebet zu ihm bringst, und du kannst alle Sorgen bei ihm ablegen, dann geht das tief. Das geht nur in die Haut, wenn es der Heilige Geist bekräftigt.
Wir haben nicht den Schlüssel zu den Herzen der Menschen, um das immer erreichen zu können. Aber ich möchte immer wieder bitten, dass wir nicht dem christlichen Fehler verfallen, immer wieder zu philosophieren, sondern dass wir bezeugen.
Paulus im Gefängnis: Lobpreis trotz Bedrängnis
Das gefällt mir hier auch bei Paulus, wie er einfach darauf zu sprechen kommt, was ihm Jesus bedeutet.
Sie erinnern sich noch, wie ich sagte: Er war im Gefängnis eingeschlossen, umgeben von Mauern. Eine dunkle Lebensführung – so wie heute Abend ein kranker Sack. Man fragt sich: Was ist bloß mit mir los? Ich sehe keinen Ausweg mehr, ich bin verzweifelt, ich bin hoffnungslos. Das war die Lage des Paulus.
Im Philipperbrief hat er beschrieben, dass er dem nahen Tod gegenübersteht. So können wir es uns auch hier vorstellen: Der Bote Gottes in Ketten, wie im Epheserbrief. Das ist wichtig, dass wir das immer im Hintergrund haben.
Und da fängt er an zu loben und zu preisen. Das sind keine schwülstigen Worte, sondern Worte, die plötzlich ausdrücken und sagen, was er in Jesus gefunden hat. Und genau das ist es, was er lobend rühmt: Er erzählt von Jesus.
Die Erlösung in Jesus als Quelle der Freude
Und wir gehen vielleicht noch einmal kurz darauf ein. Ich habe das sicher schon das letzte Mal besprochen, aber wir dürfen gerne noch einmal darauf stehen bleiben.
Wir haben die Erlösung. Wir tragen so schwer an unserer alten Art. Wir sind hineingebunden in diese Welt, tragen unser Leben und spüren auch die dunklen Mächte, die uns bestimmen. Doch er sagt: Wir haben Erlösung.
Es gibt so wenige Christen, die diese Freude des Paulus ausstrahlen. Wir haben sie. Ich weiß, ein Christ sagte einmal: „Ich wollte auch so gern mehr Gewissheit haben und fröhlicher sein.“ Mit drehenden Augen fügte er hinzu: „Ich wollte so gern.“ Also, wir haben es. Aber er sagt nie, wir haben es bombig, wir haben alle Probleme gelöst. Er sagt: Wir haben Jesus. In Jesus haben wir die Erlösung.
Wenn ich auf mich schaue, sehe ich noch die Probleme. Aber wenn ich auf Jesus blicke, weiß ich: Er nimmt meine belastete Vergangenheit ab, er löst meinen schwierigen Charakter und sorgt dafür, dass meine Fehler mich nicht begleiten. Stattdessen kann er heilwirken durch mich.
Woher das kommt, dass Christen immer meinen, sie müssten perfekt sein, weiß ich nicht. Es gelingt uns nicht. Wir haben Erlösung in Jesus. Er macht uns frei von all der dunklen Vergangenheit. Wir haben die Vergebung der Sünden.
Das war für Paulus der Grund, warum er im Gefängnis, im Kittchen, in Ketten fröhlich war. Er sagt: Jetzt kann ich aufatmen. Machen Sie es auch so. Ein neuer Tag beginnt. Heute Abend kann ich alles in der Meerestiefe noch einmal versenken.
Das haben wir letztes Mal schon besprochen. Aber geht die Freude mit ihm? Wir haben sie. Wir sind nie fehlerlos, aber wir haben Vergebung. Darum können wir das Alte wegwerfen – nach dem Reichtum seiner Gnade.
Gottes Heilsplan und die Hoffnung auf Erneuerung
Und er hat uns das Geheimnis seines Willens wissen lassen. Was ist dieses Geheimnis? Es geht nicht darum, dass es irgendwelche Rätsel gibt. Erinnern Sie sich noch an das letzte Mal, als gesagt wurde, dass Gott uns nichts verschleiert? Manche meinen, dass alles mysteriös sei – das Mysterium des Willens Gottes. Doch Unglaube und Vernunft können das nicht fassen.
Gott hat einen Heilsplan. In diesem Heilsplan gibt es Dinge, die unserer Vernunft nicht einleuchten. Der Heilsplan besagt nämlich, dass Gott die Welterlösung will. Gott möchte, dass Himmel und Erde sich berühren. Darum darf ich noch einmal betonen, was mir beim letzten Mal so wichtig war: Sie dürfen in dieser Welt des Todes und des Gerichts Heil schaffen.
Gott will seinen Himmel herunterbringen. Er will, dass in Jesus heile Familien entstehen. Gott will in Jesus erneuern. Er will, dass die Werke des Teufels zerstört werden. Gott will, dass heute mitten in dieser sündigen Welt etwas Himmlisches geschieht. Und wer im Glauben das wagt, der kann hineingehen, der darf Frieden stiften und wunderbare Dinge tun. Das ist das Mysterium.
Das will Gott wirklich. Das ahnen wir oft gar nicht. Manche Christen sitzen nur da und sagen: „Die Welt ist sowieso weltlich, ein Ort des Gerichts. Jetzt sind wir bald in der Endzeit, bald kommt die letzte Katastrophe.“ Sie sitzen da, als wollten sie zusehen, wie Ninive untergeht, wie Jona es sehen wollte. Dabei wissen sie gar nicht, dass Gott in einer untergehenden Welt noch dieses Ziel der Erneuerung hat.
Wir haben beim letzten Mal gesagt, dass es am Ende auch in der Offenbarung, besonders in Offenbarung 20, auf das tausendjährige Reich hinausläuft. Auf diese wunderbare Sache, dass die Heiligen mit Christus herrschen und dass hinter dem Weltuntergang noch einmal die neue Welt Gottes steht. Und wir dürfen diese neue Welt heute schon vorwegnehmen, zeichenhaft vorwegnehmen. Wir dürfen mit Christus herrschen.
Diesen positiven Aspekt hört man viel zu selten, und wir müssen ihn immer wieder betonen: Ich darf heute, mitten im Bürgerkrieg, mitten im Hunger, mitten im Elend, auch in der Dritten Welt, als gläubiger Mensch Segen stiften. Der Teufel kann nichts dagegen tun. Sie dürfen selbst in Unrechtstyranneistaaten Heil schaffen und Gerechtigkeit wirken.
Darum ist unser Platz auch in einer sündigen Welt so schön beschrieben im Vers 10, wo zusammengefasst wird, dass Himmel und Erde zusammenkommen und eine wunderbare Harmonie entstehen soll. Und das geschieht im Gottesreich, das verborgen schon heute in unserer Welt angebrochen ist.
Die Erben in Christus: Juden und Heiden
So, nun kommen wir zu unserem heutigen Text. Auch wir sind darin als Erben eingesetzt.
Dass wir die Bibel manchmal nur schwer verstehen, liegt natürlich an unserer Art: Wir lesen oft oberflächlich. Was meint der Text eigentlich? Ein ganz einfacher Tipp: Wenn Sie einmal genauer hinschauen, sagt er im Vers 11 „wir“ und im Vers 13 „ihr“. Was ist hier der Unterschied?
Ganz einfach: „Wir“ sind die Juden, und „ihr“ sind die Heiden, also Judenchristen und Heidenchristen. Jetzt versteht man den Text ganz anders. In Jesus sind auch wir Judenchristen zum Erbe eingesetzt worden.
Paulus sagt, dass das Judentum ohne den Messias Jesus nichts ist. Erst Jesus bringt unserer jüdischen Existenz die Erfüllung. Das ist ein tolles Wort, und ich bin sehr froh, dass es im Text steht. Wir hören das heute anders als unsere Vätergeneration, weil wir bereits erlebt haben, wie Gott viele seiner Verheißungen an sein Volk erfüllt hat.
Ich freue mich besonders, wenn Hilla und Max Moschee Jacobi, beide Israelis, die diese wunderbaren, riesigen Bildbände geschaffen haben, die Juden Gottes folgen sollen. Sie präsentieren hier eine Lichtbildserie mit nur alttestamentlichen Bibelworten, ausschließlich Synagogengesängen und Bildern. Das ist so schön.
Sie haben ein Glaubenswerk an Juden und möchten, dass Juden den Messias erkennen. Das ist ihnen sehr wichtig. Denn nur der Messias kann die Antwort auf das geben, was Gott seinem Volk Israel versprochen hat: dass sie Erben sind.
Wir haben doch die Geschichte von Abraham. Es ist kaum vorstellbar, wie man diese Geschichte ohne Jesus verstehen kann. Wenn wir immer wieder Juden begegnen, verstehen wir oft nicht, dass ihnen das Geheimnis Jesu verborgen ist.
Paulus schreibt, dass Gott dies so zugelassen hat, damit eine Decke vor ihren Augen liegt. Das steht im 1. Korinther 3 sowie in Römer 9-11. Am Ende wird diese Decke jedoch weggenommen.
Deshalb meint Paulus, dass die Juden vorherbestimmt sind, nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens. Das war der alte Plan Gottes und der Propheten.
Nun wird Vers 11 verständlicher. Vers 12 sagt: „Damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit.“ Dieses Wort gilt nicht nur den Judenchristen, sondern nehmen wir auch sehr gerne für uns an.
Es ist doch ein schönes Motto. Ein Brautpaar, das im Oktober Hochzeit feiert, hat sich genau diesen Trautext ausgesucht: „Damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit.“
Vom unvollkommenen Leben zum Lob Gottes
Das ist etwas ganz Großes: Mein irdisches Leben ist doch von Dreck bespritzt, es ist fehlerhaft und kümmerlich. Und dennoch will Gott daraus Lob machen.
Dass man aus einer Stradivari-Geige schöne Musik machen kann, kann ich mir vorstellen. Unter seinem herrlichen Flügel kann man schöne Musik machen. Aber Gott holt sich sein Lob aus Menschen, die wie alte Holzkisten klingen. Mit brüchigen Kartons – so sind wir doch. Wir nehmen von unserem Leben gar nicht viel, erwarten nicht viel, und dennoch will Gott daraus ein Lob machen. Das ist ein großes Wunder: Wir sollen ein Lob Gottes sein.
Wenn ich ein Beispiel wählen darf: Sehen Sie jetzt im Herbst eine herrliche Blume im Garten? Sie blüht, und wenn man nah herangeht, duftet sie. Für wen eigentlich? Zum Lob Gottes. Sie verströmt sich in ihrer Schönheit. Dieses Wort, dass wir etwas sein sollen zum Lob seiner Herrlichkeit, ist so wunderbar, weil es uns eine ganz neue Blickrichtung gibt. Es befreit uns von allem Zwang, etwas sein zu müssen. Gott hat mich dazu gesetzt, er hat mich dazu geschaffen. Er tut das in seiner Größe. Er macht aus mir einen Duft, ein Parfüm, etwas Strahlendes und Leuchtendes – obwohl ich mich morgen schon grün und blau über mich selbst ärgern kann.
Wenn wir in den Spiegel schauen, finden wir uns oft gar nicht schön. Das wäre auch schlimm, wenn wir uns schön fänden und Gefallen an uns hätten. Es ist vielmehr ein Wunder Gottes, dass er sein Lob aus uns macht – so wie er es mit seinen brüchigen, fehlerhaften Jüngern tat, mit Petrus und Matthäus. Sie waren ja immer schwierige Gesellen, und die Schwächen der Jünger werden nicht verheimlicht.
Diesen Gegensatz können Sie ruhig einmal stehen lassen: Wir sehen dort ungeschützt unsere Mängel und Fehler, und dennoch ist es wahr, dass wir etwas sein sollen zu seinem Lob. Denn Gottes Wirken zeigt sich auch bei den Juden. Wir sehen die Schäden des jüdischen Volkes, ihre Fehler und ihren Ungehorsam, und doch hat Gott sein Lob daraus bereitet – einen David mit seinen Mängeln, einen Abraham mit seinen Fehlern. Und dennoch wirkt Gott Lob.
Dieses Lob wirkt, weil über dem Leben gerade sichtbar wird: Lob Gottes heißt nicht, dass wir fehlerlos sind, sondern dass in allen Fehlern immer wieder die Barmherzigkeit Gottes durchscheint. Das macht es ja gerade sehr schön. Das Lob Gottes erklingt darin, wie Gott solche Menschen angenommen hat und wie Gottes Güte in ihnen sichtbar wird.
Das lässt mich auch ganz neu hoffen für mein Leben, wenn ich etwas sein darf zu seinem Lob. Da passiert wirklich etwas, und Gott wirkt daraus etwas.
Nehmen Sie zum Beispiel Jesaja 43, dieses bekannte Wort, das wir alle auswendig können: "Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst." In Vers 21 heißt es: "Das Volk, das ich mir bereitet habe, soll meinen Ruhm verkündigen." Wie verkündigen wir den Ruhm Gottes am besten? Ganz gewiss nicht, indem wir heucheln oder Theater spielen und stolzieren wie Modepüppchen auf dem Laufsteg. Wir Christen sind nicht einfach nur nette Leute – damit wird Gott nicht gerühmt.
Wir verkündigen den Ruhm Gottes, indem wir überall erzählen, was für einen barmherzigen Heiland wir haben. Wie unendlich seine Geduld ist. Erzählen Sie es anschaulich und sagen Sie: "Ich habe Gott schon oft enttäuscht, und doch kam er immer wieder zu mir. Er hat mir meine Sünden weggenommen." Das sind Dinge, die zu seinem Lobe sind.
Übrigens ist das, was wir da erzählen – was wir mit Gott erlebt haben –, wie die Geschichte vom verlorenen Sohn, die wir hautnah erleben: wie er uns angenommen hat, wie er uns den Arm gereicht hat und uns immer wieder aus dem Dreck herausgezogen hat, wie er mich geputzt und gereinigt hat – das ist doch das Lob Gottes.
Passen Sie auf, dass wir es nicht so sehen, als ob wir perfekt wären. Gerade die Geschichte der Gnade Gottes, die an uns mächtig wurde, ist das, was überwältigt und groß ist. Sonst wäre es besser, Gott würde seine Engel schicken, die auf der Erde herumstolzieren. Aber die können das Lob Gottes nicht so gut singen wie wir.
Heute in der alten Bibelstunde haben wir "Ich bin eine Welkeblume" gesungen. Da saßen all die alten Leute und sagten, dass es doch schön ist mit den vielen Falten im Gesicht. Wir sind Welkeblumen. Aber gerade deshalb können wir umso mehr das Lob Gottes verkündigen. Wir müssen nicht so tun, als ob wir noch in der Jugendblüte stünden. Gerade da können wir viel erzählen von der Güte und Barmherzigkeit Gottes.
Es ist auch schön, dass wir gar nicht lange Predigten oder Reden halten müssen. Ich denke, es wird einfach so sein, dass wir das weitergeben, Gott loben und sagen: "Ach, wie schön, er ist doch da." Es hat mich immer am meisten beeindruckt, wenn Menschen plötzlich darauf aufmerksam machen und sagen: "Aber er ist doch da" oder "Gott ist treu." Das ist das schönste Lob, das man auch im Leiden oder bei schweren Lebensführungen singen kann.
Wir sollten etwas sein zu seinem Lob. Und wir sollten alles, was wir tun, zum Lobe Gottes tun. Alles, was wir tun, soll zu seinem Lob geschehen, damit dadurch Gott gepriesen wird – unsere Tagesarbeit, unsere Häuser, die wir einrichten. Dass darin irgendwo Gottes Lob herausklingt und sichtbar wird.
Ach, nimm das arme Lob auf Erden, mein Gott, in allen Gnaden hin. Im Himmel soll es besser werden, wenn ich bei deinen Engeln bin. Aber hier auf Erden sollten wir, so haben wir einmal in einer Predigt gesagt, Gottes Lobchoral auf zwei Füßen sein. Wir singen, wir machen manchmal schlechte Musik, und es klingt nicht perfekt. Aber das ist schon ein tolles Motto.
Ich freue mich, wenn sich zwei junge Leute das als Ziel ihres Lebens setzen. Noch einmal: Das ist eine große, fast arrogante Anmaßung – wir zwei wollen Gott groß machen. Aber wir können das nur tun, indem wir das wunderbare Wirken Gottes bezeugen und sagen: "Da ist er, der Herr, groß an uns gewesen. Wir sollten ihn loben!"
Wenn jemand sagt: "Ich kenne einen guten Arzt, den kann ich empfehlen", dann wissen wir das weiter. Es kommt nicht auf uns an, sondern auf ihn. Mein Leben soll auf ihn hinweisen und von seinen großen Taten erzählen, von den großen Wundern, die er an uns tut.
Wir sind das Aushängeschild für den Meister, das Meisterstück. Und wir sagen: "Das hat er gemacht, das ist der, der es fabriziert hat, und der hat an uns so wunderbar gewirkt." Ihm können wir so viel danken.
Die Heidenchristen und das Wort der Wahrheit
Nun kommen noch Vers 13 und Vers 14. Wir haben gemerkt, dass es gut war, den Text in zwei Hälften zu teilen. Eigentlich wollte ich alles noch in die letzte Bibelstunde hineinpacken, aber ich bin jetzt froh, dass wir mehr Zeit haben. Wir sind hier nicht in Eile und müssen das nicht im Schnelltempo weitermachen.
Nun spricht er von den Heidenchristen. Ihr Heidenchristen habt das Wort der Wahrheit gehört. Interessant ist: Das Entscheidende bei den Heidenchristen war, dass sie nicht durch philosophische Überlegungen zum Glauben gekommen sind. Das ist der Grund, warum ich das heute so betonen möchte.
Überall, wo Glaubensgespräche geführt werden, gibt es oft unnütze Missverständnisse, als ob ich gegen Diskussionen wäre. Wir müssen uns ja gründlich mit Philosophie beschäftigen, das ist ein hochinteressantes Feld, philosophischen Gedanken nachzuhängen. Ich tue das sehr gerne. Aber auf dem Weg der Philosophen kann ich Gott nicht begründen. Auf diesem Weg kann ich auch Gott nicht bezeugen. Man kann nur das Evangelium bekennen.
Deshalb gehen wir immer den anderen Weg: Wir verkünden einfach das, was uns im Neuen Testament als gute Nachricht übermittelt wird. Auch hier steht: Ihr seid gläubig geworden durch das Wort der Wahrheit. Das Wort der Wahrheit wird durch den Geist Gottes im Gewissen der Menschen erkannt.
Dass ein Mensch versteht, dass er vor Gott gesündigt hat, kann man mit allen logischen Argumenten nicht erreichen. Da wird er uns auslachen und verspotten. Aber der Heilige Geist kann es wirken. Ich rede mit ihm darüber und überlasse es dem Geist Gottes.
Ist ihm das Verhalten klar? Wir erzählen das anderen. Genau so stehen wir bei zweifelnden Menschen, bezeugen ihnen den Glauben und sagen: Gott lässt dich nicht los, seine Hand hält dich fest. Aber der Zweifelnde weiß ja gar nicht, wer Christus ist. Er will es vielleicht auch gar nicht wissen. Und auf einmal fasst er doch Glauben. Wenn er glaubt, erkennt er.
Genau dieses Geheimnis ist hier beschrieben: Es geschieht, indem das Wort der Wahrheit gehört wird, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit. Das heißt doch: Der ewige Gott sucht dich, öffnet sein Vaterhaus vor dir und nimmt dich an. Das Wort der Wahrheit zeigt: Gott sucht verlorene Menschen und lädt sie ein.
Die Versiegelung mit dem Heiligen Geist
Nächster Schritt
Als jemand gläubig wird, geschieht in dem Moment eine Versiegelung mit dem Heiligen Geist. Diese Versiegelung findet genau dann statt, wenn der Glaube angenommen wird.
Dabei erinnere ich an die alte Praxis, wie früher Dokumente versiegelt wurden. Heute, wenn man eine Fotokopie von einem Zeugnis anfertigt, muss diese beglaubigt werden – das ist eine Art Versiegelung. Es ist fast ein Witz: Jemand klebt etwas auf das Dokument, zahlt eine geringe Gebühr bei der Stadt Stuttgart, und dann stempelt er es ab, um es zu beglaubigen. Ich selbst darf das noch bei Rentenbescheinigungen machen, falls geprüft werden muss, ob eine Person noch lebt. Dann bescheinige ich das, und ein Siegel wird aufgedrückt. Heute ist das meist nur ein Stempel, früher war es roter Siegellack. Darauf drückte man ein Siegel mit einem Reichsadler oder einem anderen Emblem – das war das Zeichen für die Gültigkeit. Noch heute sieht man das beim Notar, wenn er es mit Siegellack versiegelt, dann ist das Dokument gültig.
Das Interessante ist, dass wir oft die Versiegelung oder Gültigkeit schon vorher wollen. Wir denken, das Wort Gottes sei unsicher. Das ist heute ein großes Problem. Durch unsere zweifelnden Fragen haben wir erreicht, dass oft bezweifelt wird, ob das Wort Gottes überhaupt wahr ist und ob man ihm trauen kann. Das ist schlimm, wenn schon die Verkündigung des Evangeliums unter dieser Unsicherheit leidet. Man merkt das immer wieder, wenn jemand sagt: „Ich ging da leer raus und weiß nicht, was das war.“ Dann wurde das Wort der Wahrheit nicht verkündet. Stattdessen hat jemand sich mit seinen Zweifeln beschäftigt und versucht, irgendwo noch etwas Gutes in den alten Sätzen zu finden. Dabei braucht man das Wort der Wahrheit nicht zu versiegeln – es ist wahr.
Das Wort Gottes wird sich als wahr erweisen. Auch die Prophezeiungen des Alten Testaments werden sich erfüllen. Das Wort Gottes wird sich durchsetzen, so wie es sich über Jahrtausende an seinem Volk Israel durchgesetzt hat. Ebenso werden die Endzusagen sich verwirklichen. Alles muss erfüllt werden – das Wort der Wahrheit schlägt durch.
Ein wichtiger Punkt dazu findet sich bei Paulus im 2. Korinther 4, wo er zu Beginn seines Predigtdienstes sagt: „Wir beweisen uns an aller Menschen Gewissen.“ Er zielt auf das Gewissen der Menschen und spricht sie direkt an. Er kann abgelehnt werden, man kann ihn auslachen – so wie es damals die Philosophen taten. Doch es gibt auch diejenigen, die glauben. Und in dem Moment, wenn jemand glaubt, kommt der Geist Gottes und versiegelt das.
Der Heilige Geist schenkt Gewissheit – das ist etwas Wunderschönes. Er macht den Glauben fest. Viele Menschen beschäftigen sich mit der Frage: Wann bekommt man den Geist Gottes? Hier wird klar gesagt: Sobald man gläubig wird, bestätigt der Geist Gottes den Glauben. Das ist nicht nur das eigene Werk, sondern es wird durch den Geist Gottes festgemacht. Gleichzeitig kann man immer mehr von dem Wort Gottes durch den Geist verstehen.
Plötzlich ist es so, als ob man in ein Schloss eintritt, das man vorher nur von außen gesehen hat. Neulich waren wir beim Schloss Wolfegg. Man darf es nicht besichtigen, weil der Fürst von Wolfegg dort noch wohnt. Das hat mich interessiert – wie sieht es wohl innen aus? Ich konnte meine Fantasie spielen lassen: Vielleicht gibt es einen Rittersaal, ein Deckengemälde, Silberpokale im Schrank und einen Parkettboden. Das war aber nur Vorstellung. Etwas ganz anderes ist es, wenn man durch die Tür geht, das Innere sieht und alles genau betrachten kann.
So ist es auch, wenn man gläubig wird. Sie haben das sicher selbst erlebt: Vorher war vieles ein Rätsel, etwa die Schöpfung oder die Ewigkeit. Doch wenn man Christus als Herrn annimmt, ist man „innen drin“. Jetzt wird das ganze Wort Gottes verständlich. Die Schöpfung ist kein Problem mehr, auch die Endzeit und die Geschichte des Alten Testaments – man ist plötzlich mitten drin. Das ist der Geist Gottes, der das durch sein Pfand bestätigt.
Die Bedeutung des Heiligen Geistes
Der Geist Gottes ist sehr, sehr wichtig. Ich verstehe nie, warum es so häufig heißt, in unseren Gemeinden werde so wenig über den Heiligen Geist gesprochen. Ich bin dankbar, dass Fritz Grünzweig vor seinem Tod hier in unserem Bibeltraining ein Seminar über den Heiligen Geist gehalten hat.
Wir haben viel über den Korintherbrief gesprochen und auch sonst immer wieder Themen zum Heiligen Geist behandelt. Ich denke an all die schönen Pfingstpredigten. Ohne den Geist Gottes, ohne den Heiligen Geist, kann ich Jesus nicht als Herrn bekennen.
Das Entscheidende in der Bibel zum Heiligen Geist steht jedoch nie in den besonderen Erscheinungsformen, die heute in manchen Gruppen gesucht werden. Es ist einfach nicht wahr, dass die Bibel sagt, Zungenreden sei ein Kennzeichen des Heiligen Geistes. Paulus sagt ausdrücklich, nicht alle reden in Zungen. Aber ein Kennzeichen des Heiligen Geistes ist, dass man das Wort versteht. Ohne den Heiligen Geist kann ich das Wort gar nicht verstehen. Er versiegelt mich.
Die Neuapostolischen haben aus diesem Wort der Versiegelung eine besondere Sakramentslehre gemacht. Das ist nicht unsinnig, denn es trägt von einem besonderen Sakrament, sondern das Gläubigwerden ist das Entscheidende. Und das andere geschieht in aller Stille. Das Wunderbare ist ja der Heilige Geist. Er will nicht groß genannt werden. Er tut alles in aller Stille und will nur Jesus groß machen.
Der Heilige Geist will Jesus immer emporheben. Ich kann Ihnen genau so Schriftstellen zeigen, die sein Wesen beschreiben. Aber er macht uns gewiss im Glauben und erklärt uns alles. Er ist das Unterpfand unseres Erbes. Der Geist Gottes, den wir jetzt schon haben, ist das einzige, was man von der künftigen Himmelswelt schon hier auf der Erde hat. Er ist ein Vorgeschmack der Fülle der Gaben, die wir einmal dort haben werden.
Darum ist der Heilige Geist der, der uns auch die Brücke baut. Er ist das Unterpfand, das Angeld. Es ist wie wenn jemand heute in die USA reist und sich vorher schon ein paar US-Dollar kauft, meistens in der Heimatwährung. Mit diesen Dollar kann man dann drüben einkaufen. Die holt man bei der Bank, steckt sie in den Geldbeutel und hat sie schon für die Reise.
Der Heilige Geist ist schon das, was von drüben rüberkommt: dass ich glauben kann und vor allem, dass er mein Wesen schon umformt. Übrigens ist das die zweite wichtige Aussage zum Heiligen Geist. Es ist bedenklich, wenn heute in manchen Gruppen ganz andere Dinge als die wichtigsten Eigenschaften des Heiligen Geistes hervorgehoben werden.
Sie wissen doch auch, wie Paulus sagt, dass die Frucht des Geistes Liebe, Freude, Friede, Geduld sind. Das sind die Gaben des Geistes, die mein sündiges Wesen neu formen. Ich darf jetzt schon, obwohl ich noch den alten Leib habe, der ja noch durch die Verwesung gehen muss – dieser Leib, der uns so viel Kummer gemacht hat und oft versucht wurde –, durch den Heiligen Geist Liebe üben, geduldig sein, Freude ausstrahlen, Sanftmut haben und Keuschheit wirken.
Das kann nur der Geist Gottes. Das ist eine Himmelsgabe, die hier hereinkommt. Ohne den Heiligen Geist können wir gar nicht leben. Wer den Heiligen Geist nicht hat, der ist kein Christ. Das ist das Element, in dem wir leben, das uns erfüllt, alles in allem. Das Pfand, das wir jetzt schon von der himmlischen Welt haben, erfüllt uns heute schon und schafft in uns das neue Wesen, das neue Leben. Die neue Art prägt er schon.
Jetzt sollte in uns eine Sehnsucht aufbrechen, mehr Geist zu haben. Es tut mir deshalb leid, dass gerade die gegenwärtigen Erscheinungen, die dann auch im Fernsehen und überall gezeigt werden, von irgendwelchen schwärmerischen Versammlungen, viele sagen, sie wollen über den Heiligen Geist überhaupt nichts mehr hören, weil es ihnen ganz komisch ist.
Das ist merkwürdig, denn da geht es ja zu wie bei einem Rockkonzert. Das ist eigentlich schade, weil es uns gerade dann von der größten Gabe abhält, die uns Gott geschenkt hat. Wir sollten doch viel begieriger sein und sagen: Wir wollen noch viel, viel mehr. Werdet voll Heiligen Geistes.
Ich möchte mehr Liebe haben. Es ist doch der Geist, der Jesus erfüllt hat. Den Geist Jesu will ich: seine Geduld, seine Liebe, seine Freundlichkeit. Ich brauche ihn doch und will immer mehr von ihm aufnehmen. Ich darf darum bitten: Herr, mach mich voll deines Heiligen Geistes.
Ich habe gar nichts dagegen, wenn jemand wie David mit entblößtem Oberkörper durch die Straßen rennt und völlig außer Rand und Band ist in seiner Begeisterung. Aber ich weiß nicht, ob das gerade die kennzeichnende Wirkung des Heiligen Geistes ist. Es kann ja mal vorkommen, warum nicht? Warum darf es nicht so sein, dass jemand so überwältigt ist von der Glaubenserkenntnis, dass ihm Tränen über die Wangen laufen?
Aber ich glaube nicht, dass das das Typische ist. Die Gefühlsregungen, die wir dabei haben, sind auch von unserem Temperament verschieden. Da möchte ich niemanden richten. Nehmen Sie das heute einfach so von mir an.
Aber wir sollten das Entscheidende sehen: Wo die Versiegelung geschieht, wenn wir gläubig werden, dass ich das verstehen kann, was da geschrieben steht. Das Wort wird mir klar, das Wort der Wahrheit wird mir deutlich. Eine Erneuerung geschieht in mir. Das alte Wesen wird sichtbar verändert, und wir werden sein Eigentum zum Lob seiner Herrlichkeit.
Man kann auf einmal merken, wie mächtig Gott ist, dass er so einen alten Egoisten noch umformen kann. Dass er einen hartgesottenen Schwerenöter wie einen umgedrehten Handschuh neu formt. Das kann der Geist Gottes.
Der Heilige Geist ist aber auch zart. Er weicht, wenn wir sündigen. Er hat nicht teil an der Sünde. Er geht sofort wieder weg. Er ist auch nicht da, wenn wir noch in alten Sünden stecken.
Ich erkläre das gern mit dem Beispiel, dass man keinen guten Apfelsaft in eine Flasche füllt, in der noch Kellerratten und Spinnweben aus dem Keller sind. Man putzt und spült die Flasche vorher, damit der Dreck aus dem Keller rauskommt. Marmeladengläser macht man auch sauber, bevor man sie füllt. Man lässt nicht den ganzen Dreck drin.
So macht Gott es auch. Er reinigt uns, bevor er uns seinen Geist gibt. Ich kann nicht am Geist Gottes teilhaben, wenn ich gleichzeitig an Dingen teilhabe, die Gott nicht gefallen. Das ist alles wichtig.
Aber dann können wir zu seinem Lob etwas werden.
Abschluss: Paulus’ Freude und Auftrag im Glauben
Zum Abschluss dieses ersten Teils des Liedes, das Paolo im Gefängnis singt, geht es um Freude. Er ist hineingenommen in das große Handeln Gottes.
Es ist sehr wichtig, dass sie sich von ihrem Ich lösen. Heute ist es nämlich sehr modern, ständig vom eigenen Ich zu reden, darüber, wie es einem geht und wie weit man mit seinen Problemen kommt. Paolo freut sich einfach an Jesus.
Wir haben alles: Erlösung, wir sind versiegelt, zum Erbe gekommen und haben Anteil am Himmel. Wenn Paulus dann wieder hinausging, musste er nichts weiter tun. Er gab einfach weiter, was Gott ihm gezeigt hatte. Er erzählte es den Menschen, und Gott wirkte dadurch.
Gott hat auch viel mit ihnen vor und will es bei ihnen tun.