Einführung: Wissenschaft und Bibel im Dialog
Glaube und Wissenschaft – fünf Antworten auf immer wieder gestellte Fragen
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um die Frage: Hat die Wissenschaft die Bibel widerlegt?
Das ist eine wirklich gute Frage. Im letzten Podcast war mir eine Sache wichtig: Ich wollte zeigen, dass wir der Wissenschaft als Disziplin nicht einfach glauben können, sondern immer nur den Menschen, die Wissenschaft betreiben. Wissenschaft ist zudem der Veränderung unterworfen. Was heute topaktuelle naturwissenschaftliche Einsichten sind, ist übermorgen Schnee von gestern – überholt und vergessen.
Ich finde es manchmal erstaunlich, dass der moderne Mensch meint, das heutige Wissen sei irgendwie wahrer oder langlebiger als das Wissen der Menschen vor hundert Jahren. Warum sollte das so sein? Wir wissen doch ganz genau, dass es noch viel zu erforschen gibt. Es wird noch sehr viele neue Erkenntnisse geben. Unser naturwissenschaftliches Denken wird sich auch weiterhin grundlegend ändern.
Wer mir nicht glaubt, der mag sich nur ganz kurz mit der Tatsache anfreunden, dass die moderne Physik es bislang nicht geschafft hat, die allgemeine Relativitätstheorie irgendwie mit dem Standardmodell der Teilchenphysik auszusöhnen. Das heißt: Im Zentrum der modernen Physik stehen zwei Naturgesetze, die nicht zueinander passen.
Was heißt das? Na ja, viel Arbeit für zukünftige Physiker – und vielleicht auch noch der ein oder andere Nobelpreis. Das ist Naturwissenschaft.
Ich hoffe, es wird klar: Ich liebe Naturwissenschaften. Und ich liebe die Bibel. Aber um zu unserem Thema von heute zu kommen: Hat die Wissenschaft die Bibel widerlegt? Das kommt meines Erachtens ein wenig darauf an, was man erwartet, wenn man die Bibel liest.
Die Bibel als antikes und vielschichtiges Werk
Was meine ich damit? Die Bibel ist ein Buch, das von Menschen geschrieben wurde, die vor langer Zeit lebten. Diese Menschen waren nicht dumm, aber sie waren es gewohnt, so zu schreiben, wie man das damals eben tat. Wer also mit der Erwartung an die Bibel herangeht, dass sie so geschrieben ist, wie man es heute tun würde, wird natürlich enttäuscht.
Wenn man die Bibel liest, muss man sich auf ein antikes Buch einlassen, das über einen Zeitraum von mehr als zweitausend Jahren hinweg entstanden ist. Unter seinen Autoren befinden sich Könige, Propheten, Schafzüchter, Theologen, Fischer, Zöllner, ein Arzt und viele mehr.
Auch wenn es heute nicht das Thema ist, muss man sich schon fragen, wie es sein kann, dass die Bibel als Buch funktioniert, obwohl so viele Autoren daran beteiligt sind, die sich nicht kannten. Aber das ist ein anderes Thema: die Einzigartigkeit der Bibel.
Heute möchte ich nur deutlich machen, dass wir es mit einem antiken Werk zu tun haben, das aus 66 einzelnen und zum Teil recht unterschiedlichen Büchern besteht. Darunter finden sich Erzählungen, Briefe, prophetische Texte, Lieder und natürlich die geheimnisvolle Offenbarung.
Das Ziel der Bibel besteht nicht darin, naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln. Auch wenn in ihr spannende Dinge stehen, wie in Hiob 26,7, wo davon die Rede ist, dass die Erde über dem leeren Raum aufgehängt ist – spannend vor allem, weil das damals eigentlich keiner wissen konnte.
Aber noch einmal: Der Bibel geht es nicht darum, naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln. Sie ist in der Sprache der Menschen geschrieben, die damals lebten. Das bedeutet, dass wir uns auf ihre Sprache einlassen müssen, wenn wir verstehen wollen, was sie uns zu sagen hat.
Wissenschaftliche Widerlegung der Bibel? Eine differenzierte Betrachtung
Unsere Frage heute lautet: Hat die Wissenschaft die Bibel widerlegt? Meine Antwort darauf ist: Nein, hat sie nicht. Wie könnte sie das auch?
Nehmen wir zwei Beispiele. Beginnen wir mit geschichtlichen Ereignissen. Die Bibel berichtet von historischen Begebenheiten. Sie ist selbst eine Primärquelle, also ein sehr alter Text.
Entweder finden wir außerhalb der Bibel Belege dafür, dass die Bibel Recht hat – und davon gibt es viele – oder es gibt das Problem, dass ein historischer Bericht, nämlich die Bibel, einem anderen historischen Bericht widerspricht. Um herauszufinden, welcher Bericht wahr ist, müssten wir in die Vergangenheit reisen. Das können wir aber nicht.
Man könnte einwenden, dass Ausgrabungen helfen können. Das stimmt. Doch auch die Archäologie ist keine exakte Wissenschaft. Sie arbeitet ebenfalls mit Arbeitshypothesen.
Es gibt Archäologen, die bei ihrer Arbeit die Bibel berücksichtigen, und solche, die das nicht tun. Wer hat Recht? Das wissen wir nicht. Wir bräuchten eine Zeitmaschine, um das herauszufinden – aber die haben wir nicht.
Die Schöpfung und das Alter der Erde im Spannungsfeld von Glaube und Wissenschaft
Jetzt könnte jemand sagen: Spätestens bei der Schöpfung ist doch klar, dass die Bibel nicht Recht haben kann. Die Bibel spricht von einer Schöpfung in sechs Tagen, während die Naturwissenschaften von knapp fünf Milliarden Jahren ausgehen.
Das Problem ist nur: Keiner war bei der Entstehung der Erde dabei. Es mag wie eine Ausrede klingen, aber was, wenn Gott die Erde tatsächlich in sechs Tagen geschaffen hat – jedoch mit einem Alter? Ich sage nicht, dass dem so ist. Aber ist das eine unmögliche Idee? Nein!
Das Problem ist wieder, dass wir eine Zeitmaschine bräuchten, um die Bibel zu widerlegen. Und die haben wir nicht. Die Wissenschaft kann sich heute nur die Fakten anschauen. Im Fall des Erdalters handelt es sich dabei um radioaktive Zerfallsprodukte beziehungsweise den Rest davon. Mehr haben wir nicht.
Wie sind diese Fakten zu bewerten? Das genau ist die Frage. Die Wissenschaft kann nur die Fakten feststellen, aber die Interpretation hängt stark davon ab, was ich für möglich halte. Wenn es in meinem Denken Gott gar nicht gibt, werde ich aus denselben Fakten andere Schlüsse ziehen als jemand, der davon ausgeht, dass es ihn gibt.
Naturwissenschaftliche Aussagen in der Bibel und ihre Bewertung
Die Wissenschaft könnte die Bibel nur dann widerlegen, wenn die Bibel naturwissenschaftlichen Unsinn erzählen würde. Dass ich ein Wunder nicht für Unsinn halte, habe ich bereits erklärt.
Bleibt die Frage: Trifft die Bibel naturwissenschaftliche Aussagen, von denen wir heute wissen, dass sie falsch sind? Bei dieser Frage fällt mir zunächst auf, dass die Bibel ausgesprochen nüchtern und sachlich ist. Es gibt zwar Wundergeschichten, aber ansonsten finde ich keine eindeutigen Widersprüche zu dem, was wir heute wissen.
Damit möchte ich nicht sagen, dass ich alle Aussagen der Bibel einhundertprozentig verstehe. Sie bleibt ein altes Buch. Doch wenn es darum geht, eindeutigen Unsinn auszumachen, werde ich nicht fündig.
Es ist tatsächlich andersherum: Im Vergleich zu anderen heiligen Büchern besticht die Bibel durch ihre Genauigkeit, ihre Geschichtlichkeit und ihre Botschaft. Weit davon entfernt, dass die Wissenschaft die Bibel widerlegt hätte, ist es heute so, dass moderne Erkenntnisse die Bibel immer wieder bestätigen.
Abschluss: Wissenschaft und Glaube im Einklang
Das geht so weit, dass der deutsche Atomphysiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg formulieren konnte: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“ Dem kann ich nur zustimmen.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir ein Video über archäologische Entdeckungen zu Israel in Ägypten und zum Alter der Erde anschauen. Links dazu findest du im Skript.
Das war's für heute. Wenn du gute Themen für den Podcast hast, her damit – ich freue mich darauf. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.