Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich freue mich, dass ich hier sein darf – seit gestern Abend – und dass ich jetzt auch die ganze Gemeinde sehen kann, die große Gemeinde. Es freut mich sehr, dass es hier in Neuwied, im Stadtteil Gladbach, eine solche Versammlung gibt.
Schon vor langer Zeit habe ich von eurer Existenz gehört. Der Barnabas kam nach Antiochien und sah dort die Gnade Gottes. Nun darf auch ich sehen, was die Gnade Gottes bewirkt hat: dass sie eine solche Gemeinde an diesem Ort zusammengebracht hat.
Wir wollen, wie wir bereits hörten und wie Bruder Siebert in der Einleitung auf das Thema Ehe aufmerksam machte, das Thema anhand von Epheser 5,21-33 betrachten. Das ist wohl der bekannteste Abschnitt über die Ehe, den wir in der gesamten Bibel finden. Wahrscheinlich wird dort auch oft bei Hochzeiten darüber gesprochen. Vielleicht hatten manche diesen Abschnitt als Trautext, oder einige Brüder haben bereits Bibelstunden und Predigten darüber gehalten.
Wir wollen heute neu auf das Wort Gottes hören. Jeder Prediger betont ja immer wieder andere Aspekte, und vielleicht ist auch heute das eine oder andere für Sie dabei, das wichtig ist und den jungen Leuten helfen kann.
Ich fand es wichtig, dass gesagt wurde, dass auch die Kinder, Jugendlichen, Nichtverheirateten sowie Witwen und Witwer alle zuhören dürfen. Denn die Prinzipien und Grundsätze, die wir in einer christlichen Ehe leben, können wir auch im Zusammenleben miteinander – in der Familie oder in der Gemeinde Gottes – verwirklichen.
Einführung in das Thema Ehe und biblische Grundlage
Epheser 5, ab Vers 21
Dort schreibt der Apostel Paulus: Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi. Die Frauen ordnen sich ihren eigenen Männern unter als dem Herrn, denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist. Er ist der Heiland des Leibes.
Wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so ordnen sich auch die Frauen den Männern in allem unter.
Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat. Er tat dies, um sie zu heiligen und sie rein zu machen durch das Wasserbad im Wort. So wollte er die Gemeinde sich selbst verherrlicht darstellen, die keine Flecken oder Runzeln oder etwas dergleichen hat, sondern heilig und tadellos ist.
Ebenso sind auch die Männer verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern ernährt und pflegt es, so wie auch Christus die Gemeinde pflegt. Denn wir sind Glieder seines Leibes.
Deshalb wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein.
Dieses Geheimnis ist groß. Ich aber deute es auf Christus und die Gemeinde. Jedenfalls gilt es auch für euch: Jeder von euch liebe seine Frau so wie sich selbst. Die Frau aber soll Ehrfurcht vor dem Mann haben.
Die Bedeutung und Herausforderungen der christlichen Ehe heute
Ich glaube, dass nie etwas Größeres über die christliche Ehe gesagt wurde als in diesem Abschnitt. Es wird schwer sein, in 45 Minuten alles zu erwähnen und anzuführen, was in dem Text steckt.
Zunächst einmal möchte ich fragen: Warum gibt es eigentlich heute so wenige glückliche Ehen? Wenn man durchs Land reist, hört man auch in den Gemeinden immer häufiger von Scheidungen und Ehescheidungen. Man fragt sich, wie groß wohl die Dunkelziffer ist, bei der die Ehepartner zwar zusammenbleiben und nicht zum Scheidungsrichter gehen, die Ehe aber nicht mehr schön ist. Es gibt kein Miteinander und Füreinander mehr, sondern vielleicht nur ein Nebeneinander und manchmal sogar ein Gegeneinander.
Woran liegt das? Einer der vielen Gründe, die dafür verantwortlich sind, ist folgender: fehlende Vorbereitung. Zu viele Menschen schlittern förmlich in die Ehe hinein, ohne sich darauf vorbereitet zu haben. Dabei bereiten wir uns doch auf alles im Leben gut vor.
Unsere Kinder haben neun bis dreizehn Jahre Schulausbildung. Danach folgen vielleicht drei bis fünf Jahre Ausbildung in anderen Berufen, bei Ärzten sogar noch länger – acht Jahre Berufsausbildung sind keine Seltenheit. Ich habe sogar von einer Frau gehört, die sich elf Jahre lang auf ihre Führerscheinprüfung vorbereitet hat.
Man bereitet sich also auf fast alles im Leben gut vor – nur wo geschieht Ehevorbereitung? Gibt es das an der Volkshochschule in Neuwied? Oder gibt es das in den christlichen Gemeinden? Ich denke, bei euch schon. Ich habe mich nicht erkundigt, aber ich nehme stark an, dass ihr eure jungen Paare nicht einfach so in die Ehe hineinlaufen lasst. Stattdessen arbeitet ihr vorher mit ihnen und begleitet sie. Das ist ein ganz wichtiger Punkt im Blick auf das Gelingen der späteren Ehe.
Grundlegende Bausteine einer christlichen Ehe
Nun, an der Tafel und hier an der Leinwand steht die Aussage: Die wichtigsten Bausteine einer christlichen Ehe.
Ich möchte einige davon nennen, einfach am Text entlang, aber nicht chronologisch. Wir fangen nicht gerade bei Vers 21 an. Das Erste, was ich nennen will, ist „verlassen“.
Eine christliche Ehe, eine Ehe überhaupt, beginnt mit verlassen. Der Apostel Paulus zitiert hier von den ersten Seiten der Bibel aus 1. Mose 2 Gottes Grundordnung für die Ehe und sagt: „Deswegen wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden ein Fleisch sein.“ (1. Mose 2,24)
Also, es beginnt tatsächlich mit verlassen. Wie ist das gemeint? Nun, ich erzähle mal ein Beispiel, bei dem ich meine, dass der Mann nicht verlassen hatte. Dann wird vielleicht deutlich, was „verlassen“ heißt.
Da war ein Mann, der heiratete eine Frau und bezog mit ihr eine separate Wohnung. Weil er aber in der Stadt arbeitete, wo auch seine Mutter wohnte, ging er zum Mittagessen immer zu seiner Mutter, anstatt zu seiner jungen Frau.
Die junge Frau, natürlich, die Mutter hat den Borschtsch besser gekocht als die junge Frau. Natürlich, ja, die junge Frau hat noch manches Brandopfer auf dem Herd gebracht, ja, und da ist manches angebrannt. Aber die Liebe hätte ihr gezeigt, dass der Mann da großzügig ist und dass Hauptsache ist, er ist mit ihr zusammen, ganz gleich, wie das Essen schmeckt und wann es fertig ist. Ja, die Liebe hätte das gezeigt.
Aber er ging lieber zu seiner Mutter. Die junge Ehefrau schaute sich das eine Weile an. Dann sagte sie ihm eines Tages: „Hör mal, mit wem bist du eigentlich verheiratet? Mit mir oder mit deiner Mutter?“
Er überlegte sich das gut und ging von da an zu seiner jungen Frau zum Essen, und nicht mehr zu seiner Mutter.
Die Balance zwischen Loslassen und Ehrung der Eltern
Ihr lieben Muttis, die ihr hier seid! Ihr lieben älteren Muttis, nicht, dass ihr das falsch versteht: Natürlich dürfen Söhne zum Essen zur Mutter gehen. Meine Mutter ist fast 91 Jahre alt, und ich gehe immer noch gerne zu ihr zum Essen. Wer kocht manche Gerichte besser als die eigene Mutter? Niemand, ja?
Meine Frau kocht auch gut, aber sie bereitet andere Gerichte zu. Sie kommt aus Österreich und hat einen ganz anderen Speisezettel mitgebracht als meine Mutter, die in Hessen groß geworden ist – dort, wo auch ich geboren und aufgewachsen bin.
Nun, also, da sehen wir: Das Verlassen bedeutet, dass wirklich ein Verlassen im guten Sinn stattfinden muss, im Guten. Nicht, dass junge Leute aus dem Elternhaus gehen, nicht dankbar für das Empfangene sind, die Tür zuschlagen und sagen: „Endlich sind wir hier raus, jetzt machen wir, was wir wollen.“ Davon spreche ich nicht, sondern von einem Verlassen im Guten.
Das heißt, man ehrt die Eltern weiterhin bis an ihr Lebensende. Man ist immer dankbar für die Eltern. Man hat nur einen Vater und eine Mutter auf der ganzen Erde, und da sollte man sein Leben lang dankbar sein und in guter Beziehung, in gutem Verhältnis zu ihnen stehen.
Ich frage meine Mutter heute noch manchmal um Rat. Mein Vater lebt nicht mehr, er ist heimgegangen, aber meine Mutter frage ich immer noch um Rat. Das heißt, sie ehren und sie um Rat fragen. Dann sagt sie mir, wie sie denkt, aus ihrer langen Erfahrung als Kind Gottes hier auf der Erde. Schon über 75 Jahre darf sie in der Nachfolge Jesu Christi leben.
Nun, es ist aber auch ein Wort an die Mütter unter uns und an die Väter: Wenn ein Mann eines Tages Vater und Mutter verlassen soll, dann heißt das, er muss auch in der Lage sein, selbständig zu sein. Er muss in dieser hochkomplizierten Welt, in der wir leben, zurechtkommen. Und das ist Erziehung, liebe Kinder.
Als ihr geboren wurdet, da hat man euch bei der Mutter auf den Bauch gelegt, und da konntet ihr gar nichts – außer schreien und die Windeln vollmachen. Ja, gar nichts. Ihr wart ganz unselbständig. Und wenn ihr zwanzig oder zweiundzwanzig Jahre alt seid, dann sollt ihr aus dem Haus gehen können und in dieser Welt als eigene Eheleute zurechtkommen.
Dann könnt ihr heiraten, eines Tages selbst Vater und Mutter werden und wiederum Kinder großziehen. Und das bedeutet Erziehung.
Und das heißt, ihr lieben Muttis, lasst eure Kinder rechtzeitig los! Für Mütter ist es schwer, Kinder immer wieder loszulassen. Als meine Kinder in die Schule kamen, da rollten bei meiner Frau hier ein paar Tränen die Wangen runter. Und wenn sie einmal vor dem Traualtar stehen werden – sie sind noch nicht verheiratet –, dann weiß ich genau: Dann wird meine Frau eine Packung Tempo-Taschentücher brauchen, weil es wieder eine Loslösung ist, wieder ein Verlassen.
Aber wir wollen unsere Kinder darauf vorbereiten, wir wollen sie zur Selbständigkeit erziehen, und wir wollen sie nicht an uns binden – das dürfen wir nicht. Wir wollen sie an den Heiland binden und sie rechtzeitig auch ihm abgeben und loslassen.
Also beginnt Ehe mit einem wirklichen Verlassen im Guten von Vater und Mutter.
Die lebenslange Verbindung und Treue in der Ehe
Ein zweiter Baustein, den der Apostel nennt – im selben Vers, also zitiert er ihn aus dem Alten Testament: „Deswegen wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen.“
Das Alte Testament wurde ursprünglich in hebräischer Sprache geschrieben. Hier steht ein Ausdruck, bei dem wir wahrscheinlich auch ein wenig schmunzeln müssen. Ganz wortwörtlich übersetzt heißt es nämlich, ein Mann wird Vater und Mutter verlassen und an seine Frau „angelötet“ werden.
Das steht so im Hebräischen: „angelötet werden“. Schweißen kannte man damals noch nicht, aber Löten war die denkbar festeste Verbindung, die es im Altertum gab. Schon vor Tausenden von Jahren haben Menschen Metalle miteinander verschmolzen, erhitzt und so zusammengefügt, dass sie nicht mehr auseinandergerissen werden konnten. Dieses Wort drückt damals die denkbar festeste Verbindung aus.
Wir würden heute sagen „zusammengeschweißt“, denn es gibt heute Schweißtechniken, die noch fester sind als Löten. Aber damals war Löten die stärkste Verbindung, die es gab, und genau dieses Wort steht hier.
Das bedeutet: Liebe Brüder und Schwestern, liebe Jugendliche, liebe Kinder, Ehe bedeutet, dass Mann und Frau ein Leben lang miteinander verbunden sind. Ehe ist eine lebenslange Treuebindung zwischen Mann und Frau. Früher habe ich immer gesagt „zwischen Zweien“, heute muss ich das deutlicher sagen, denn seit dem 1. August 2001 sind in unserem Land leider gleichgeschlechtliche Eheschließungen erlaubt.
Wir werfen keine Steine auf die Menschen, die das tun. Wir verurteilen sie nicht. Es sind aus meiner Überzeugung arme Menschen, die Gottes Konzept nicht verstanden haben. Sicherlich sind in ihrem Leben viele Dinge falsch gelaufen, sodass sie dahin gekommen sind. Wir wollen sie nicht verurteilen, aber wir halten daran fest: Eine biblisch-christliche Ehe ist zwischen einem Mann und einer Frau – und nicht anders.
Wenn hier steht, dass Mann und Frau zusammen „gelötet“ sind, dann hat das eine Konsequenz, liebe Geschwister:
Was bedeutet „Anhängen“, „angelötet sein“? Das bedeutet, Scheidung kommt nicht in Frage – ganz und gar nicht.
Ich muss etwas erzählen. Bitte bleiben Sie ganz ruhig und hören Sie in Ruhe zu. Ich weiß wohl, dass es in dieser Welt zu Scheidungen kommt – allein im letzten Jahr waren es in Deutschland 200. Darunter waren auch etliche Scheidungen von Christen, was umso bedauerlicher ist.
Ich weiß auch, dass es zu Scheidungen selbst unter uns kommen kann. Vielleicht sind hier jetzt Zuhörer, die geschieden sind. Ich verurteile niemanden, ich werfe niemandem Steine. Aber ich sage für alle Verheirateten hier und für jene, die noch heiraten werden: Scheidung kommt nicht in Frage.
Als meine Frau und ich geheiratet hatten, kannten wir uns sehr wenig. Man denkt ja, wenn man ein paar Briefe geschrieben hat und sich ein paarmal gesehen hat, man kennt sich schon gut. Aber nach einem Jahr Ehe denkt man: „Oh, so gut kannten wir uns doch nicht.“ Nach zehn Jahren schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen und sagt: „Wie konnten wir damals heiraten? Wir wussten ja nichts voneinander.“
So ungefähr läuft das ab. Meine Frau und ich kannten uns wirklich nicht gut, denn sie war in Kärnten, Österreich, und ich in Nordhessen. Tausend Kilometer trennten uns. Wir hatten uns nur ungefähr ein Dutzend Mal gesehen, bevor wir heirateten.
Unser erstes Ehejahr war das schwierigste von allen, die wir bisher hatten. Das war die größte Herausforderung, denn die Rädchen müssen erst einmal zusammenlaufen. Ein Mann denkt ganz anders, empfindet anders, hat andere Schwerpunkte im Leben. Eine Frau wiederum anders. Und diese Rädchen müssen erst einmal zusammenfinden.
Am Anfang lief das noch nicht sehr gut, und meine Frau war auch nicht immer glücklich. Ich war damals junger Prediger in Karlsruhe und jeden Abend unterwegs. Manchmal hatte ich nur einen Abend in der Woche frei, an dem ich zu Hause sein konnte – mit ihr. Das hatte sie sich doch ein bisschen anders vorgestellt, als wir heirateten.
Dann äußerte sie, dass sie mal nach Kärnten zu ihren Eltern fahren wollte. Da wurde ich hellhörig. Wenn eine junge Ehefrau zu ihrer Mutter nach Hause will, dann stimmt doch etwas nicht, dachte ich.
Ich sagte zu Silvia: „Lass uns mal einen langen Spaziergang machen im Karlsruher Schlossgarten.“ Das taten wir und sprachen über alles.
Damals sagte ich ihr während dieses Spaziergangs: „Hör zu, wir haben vor Gott und vor Menschen versprochen, einander treu zu bleiben. Es gibt Anfangsschwierigkeiten, die Rädchen laufen noch nicht so gut. Aber lass uns auf die Knie gehen, Gott um Hilfe bitten. Lass uns auch nicht zu stolz sein, Menschen um Hilfe zu bitten, wenn wir sie brauchen. Wir wollen alles daran setzen, diese Anfangskrise zu überwinden. Du wirst sehen, es wird schöner werden mit uns.“
Dann fügte ich noch hinzu: „Das Wort Scheidung streichen wir aus unserem Wortschatz. Es soll überhaupt nicht über unsere Lippen kommen. Wir löschen es aus unseren Gedanken. Wir wollen nicht einmal in Gedanken damit spielen, auseinanderzugehen und dann vielleicht wieder jemanden anders zu heiraten, weil es mit dieser Ehe vielleicht besser laufen würde. Damit wollen wir überhaupt nicht spielen.“
Das habe ich damals gesagt: Scheidung kommt nicht in Frage. Wir wollen zusammen alt werden, wenn Gott es uns so schenkt.
Wir prägten auch den Ausspruch: Es gibt nur Flucht nach vorne, nicht zurück. Nicht auseinanderlaufen, sondern Flucht nach vorne heißt, wir schauen auf den Herrn und setzen alles daran, bis der Tod uns scheidet, zusammenzubleiben. Nicht nur mit Ach und Krach, sondern wirklich so, wie es Gottes Wort sagt – und darin zu wachsen.
Wenn wir heute unseren Hochzeitstag feiern, dann schauen wir oft auf ein Ehejahr zurück. In den letzten Jahren haben wir oft gesagt, das letzte Ehejahr war schöner als die Jahre zuvor. Weil wir gewachsen sind, weil wir uns jetzt ganz anders kennen und mit einer tieferen Liebe lieben als am Anfang, in den Tagen der Verliebtheit.
Darüber werde ich gleich noch etwas sagen müssen.
Das Zusammenwachsen in der Ehe – ein lebenslanger Prozess
Dritter Baustein einer christlichen Ehe ist, ein Fleisch zu werden. Deshalb verlässt ein Mann Vater und Mutter und hängt sich an seine Frau, und die beiden werden ein Fleisch sein.
Dabei bleiben in einer Ehe ein Leben lang zwei verschiedene Persönlichkeiten. Ein Mann ist ganz anders als eine Frau, nicht nur äußerlich und körperlich, sondern auch in seiner Art zu denken, zu empfinden und zu leben – ein anderes Lebenskonzept. Ein Mann ist anders als eine Frau, und eine Frau ist anders als ein Mann. Und doch wächst man auf geheimnisvolle Weise zusammen.
In unserer Gemeinde haben wir 50 Russlanddeutsche und 50 Einheimische. Zu unseren russlanddeutschen Geschwistern gehört die Familie Löwen. Diese Geschwister, Dietrich und Anna Löwen, waren 71 Jahre verheiratet. Bis vor kurzem waren sie noch verheiratet, jetzt ist die Frau im Alter von 91 Jahren heimgegangen. Bruder Löwen wird bald 94 Jahre alt. Letzten Montag war er noch auf meiner Geburtstagsfeier und fast 94 Jahre alt.
Wenn ihr die beiden vor einem halben Jahr gesehen hättet, wie sie sich oft an der Hand gehalten haben und sich sehr lieb angeschaut haben! Ich habe sie zu Hause in ihrer Wohnung besucht. Bruder Dietrich Löwen war früher ein Dirigent, der viele Chöre geleitet hat. Man konnte deutlich sehen, wie sie ein Fleisch geworden sind.
Also glaubt ja nicht, ihr jungen Eheleute, dass ihr nach drei Wochen oder auch nach vier Monaten Ehe schon im vollen Sinn ein Fleisch seid. Natürlich ist das „ein Fleisch sein“ auch eine körperliche Dimension, die bald vollzogen ist. Aber es ist mehr als das. Es ist ein Zusammenwachsen von Geist, Seele und Leib. Und es ist ein lebenslanger Prozess, bis ein Ehepaar wirklich ein Fleisch geworden ist.
Man sagt, ich habe gehört, dass Ehepaare, die sich oft verliebt und liebevoll in die Augen geschaut haben, sich manchmal sogar äußerlich ähnlich werden – bis in den Gesichtsausdruck, bis in die Physiognomie. Ich bin da etwas vorsichtig mit dieser Aussage, denn das sagen Hundebesitzer auch von sich und ihren Hunden. Manche würde ich das sofort glauben, aber trotzdem: Man wächst zusammen in der Ehe.
Man kennt sich immer besser, weiß, wie der andere denkt, wie er fühlt, was ihm nicht gefällt und was ihm wehtut. Und trotzdem kann es passieren, wie auch Bruder Johann Siebert vorhin richtig gesagt hat, dass man dem liebsten Menschen, den man auf dieser Erde hat, weh tut. Und hinterher bedauert man das sehr, schämt sich und kann nur um Vergebung bitten.
Ein Fleisch werden ist also ein lebenslanger Prozess. Wenn Gott einem Ehepaar Kinder schenkt, dann ist das buchstäblich ein Fleisch. Aus Mutter und Vater ist zusammen ein neuer Mensch geworden. Wenn man das Kind sieht und wie es geht, sagt man: „Schau mal, wie der geht, genau wie der Papa.“ Und: „Schau mal, wie sie lacht, genau wie die Mama.“ Das Kind ist ein Fleisch geworden aus zwei verschiedenen Menschen – ein Fleisch.
Die zentrale Bedeutung der Liebe in der Ehe
Ein vierter Baustein – und damit sind wir jetzt im Zentrum der Botschaft von heute Abend – ist der wichtigste Baustein in einer Ehe: ganz gewiss das Lieben. Paulus schreibt, und jetzt richtet er sich ganz bewusst an die Männer: „Ihr Männer, liebt eure Frauen“ (Epheser 5,25), „wie auch der Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.“
In diesem Abschnitt werden wir Männer dreimal aufgefordert, unsere Frauen zu lieben: hier in Vers 25, dann in Vers 28: „So sind auch die Männer schuldig, ihre Frauen zu lieben, wie ihre eigenen Leiber“ und noch einmal in der Zusammenfassung in Vers 33: „Jeder von euch liebe seine Frau so wie sich selbst, die Frau aber, dass sie Ehrfurcht vor dem Mann habe.“
Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, warum Paulus das so zusammenfasst in Vers 33. Er spricht die Männer noch einmal an: Jeder Mann soll seine Frau lieben, jeder Ehemann. Und die Frau wird aufgefordert, Ehrfurcht vor dem Mann zu haben. Wisst ihr, was ich glaube? Hier sind die beiden Schwachstellen bei Männern und bei Frauen, die er hier noch einmal anspricht.
Bei den Männern sagt man, dass wir nicht so leicht lieben können wie zum Beispiel Frauen. Frauen können von Natur aus leichter lieben. Sie sind, auch wenn sie Mütter sind, in der Lage, Kinder zu lieben. Sie gehen oft mit den Kindern um und sind von ihrem ganzen Wesen her mehr die Schenkenden, die Liebe geben können. Wir Männer müssen das auch lernen, wir dürfen es lernen. Aber vielleicht haben wir hier eine Schwachstelle. Darum fordert Paulus uns auf und sagt: Wir Männer sollen lieben, wir sollen es lernen zu lieben.
Die Frau wird aufgefordert, Ehrfurcht vor dem Mann zu haben – Respekt. Das bedeutet nicht, dass sie schlecht über den Mann reden oder ihn bei anderen schlecht machen soll. Auch nicht, dass sie sich ihm nicht unterstellen soll. Das ist nicht immer leicht für eine Frau, sich unter uns manchmal komische Männer zu stellen, die wir auch unsere Macken und Fehler haben. Es ist nicht leicht, sich unter einen unvollkommenen Menschen zu stellen. Und doch fordert der Apostel uns dazu auf. Wenn wir aufgefordert werden, gibt uns Gott auch die Kraft dazu.
Paulus schreibt: „Ihr Männer, liebt eure Frauen.“ Literaturhistoriker haben sich gefragt, ob es im Altertum, in der Literatur des Altertums, irgendwo eine Stelle gibt, wo Männer aufgefordert wurden, ihre Frauen zu lieben. Sie haben in der antiken Literatur der Griechen, Römer, Perser und anderer Kulturen gesucht. Das Ergebnis war kurz gesagt: Fehlanzeige. In der gesamten antiken Literatur fanden sie keine Stelle, in der Männer aufgefordert wurden, ihre Frauen zu lieben.
Scheinbar war Paulus der Erste, der das hier durch die Inspiration des Heiligen Geistes schrieb. Dafür fanden sie dicke Bücher, in denen stand, was Frauen alles tun sollen – alle von Männern geschrieben. So dicke Bücher! Seltsam, oder? Aber keine Stelle, in der Männer aufgefordert wurden, ihre Frauen zu lieben. Paulus tut das hier.
Die wahre Bedeutung von Liebe im biblischen Sinn
Und jetzt müssen wir uns für einen Augenblick mit dem Wort „lieben“ beschäftigen. Was heißt das eigentlich?
Ich glaube, das größte Missverständnis überhaupt ist, dass Verliebtheit mit Liebe verwechselt wird. Verliebtheit ist etwas Wunderbares. Sie kann über einen kommen wie ein Naturereignis, wie ein Gewitterschauer im Juni – und plötzlich ist man verliebt. Man sieht einen Menschen zum allerersten Mal. So ging es auch mir mit meiner Frau: Ich sah sie, sie sah mich, und wir waren beide im selben Augenblick verliebt ineinander. So etwas gibt es.
Wir mussten dennoch fünf Jahre aufeinander warten, bis wir heiraten konnten. Das war schwer, aber wir waren in einem Augenblick verliebt – und das war noch nicht Liebe, das war Verliebtsein. Dann kribbelt es so im Magen, man hat ein schönes Gefühl, wenn man an den anderen denkt, ihn am Telefon hört oder sieht, mit ihm zusammen ist. Man freut sich, der Himmel ist rosarot, es hängen Geigen, das Leben ist leicht, man schwebt dahin. Ja, man ist verliebt. Und das ist schön.
Nur, ihr lieben jungen Leute: Verliebtsein hält, so sagen uns Fachleute, maximal zwei Jahre lang. Aber in den meisten Fällen ist es noch kürzer. Verliebtsein kann zwei Tage oder zwei Wochen andauern – und dann ist es wieder weg. Es kommt und es geht. Das ist Verliebtsein.
Aber Liebe ist etwas ganz anderes. Liebe ist ein willentlicher Entschluss, den anderen zu lieben. Schaut, wenn wir hier aufgefordert werden: „Ihr Männer, liebt eure Frauen“, dann können sich Männer dazu entschließen, ihre Frauen zu lieben – auch wenn sie nicht alles so machen, wie sie es sich wünschen, nicht so vollkommen und perfekt sind.
Liebe ist die höchste Art persönlicher Wertschätzung, die es gibt. Wenn ich einen Menschen liebe, dann sage ich damit: Ich will das Allerbeste für ihn. Ich möchte mich wirklich bemühen, ich möchte sogar Opfer bringen, um das Allerbeste für ihn zu tun. Ich schätze ihn sehr hoch.
Oder jemand anders sagte: Lieben heißt, die wahren Bedürfnisse des Anderen erforschen und stillen suchen. Die wahren Bedürfnisse – nicht die Bedürfnisse, die ich meine, die er hat, sondern seine wahren Bedürfnisse.
Ich muss ein Beispiel sagen: Es gibt manche Männer, die bringen ihren Frauen jedes Jahr zum Hochzeitstag einen Strauß Tulpen. Und nach zwanzig Jahren Ehe finden sie endlich heraus, dass die Lieblingsblume der Frau eine Orchidee ist oder Rosen oder Nelken oder irgendetwas anderes. Aber sie haben ihr zwanzig Jahre lang Tulpen gebracht. Die Frau war zufrieden, dass er überhaupt an ihren Hochzeitstag gedacht hat und Blumen gebracht hat. Sie hat nie etwas gesagt.
Das ist nicht schlimm, das wird eine Ehe nicht umwerfen, wenn ein Mann falsche Blumen bringt. Hauptsache, er bringt überhaupt welche. Damit kann eine Frau gut leben.
Nur wenn eine Frau andere Bedürfnisse hat – weil sie eine Frau ist, weil sie das Bedürfnis nach Zeit, Zuwendung und Zweisamkeit mit ihrem Mann hat, weil sie allein mit ihm sein möchte, mit ihm reden möchte, kommunizieren möchte, hören möchte, was in ihm vorgeht, einfach Zeit mit ihrem Mann verbringen möchte – und dieses Bedürfnis nicht gestillt wird, dann könnte das schon schlimmere Folgen für die Ehe haben.
Übrigens, ihr lieben Männer: Da war einer, der hat auch immer den Hochzeitstag der Frau vergessen, immer vergessen, Blumen zu bringen. Dann kam er auf die Idee, einen Blumendienst zu beauftragen. Der lieferte dann immer pünktlich am Hochzeitstag die Blumen. Bis er eines Tages seine Frau fragte: „Sag mal, Schatz, von wem hast du eigentlich die schönen Blumen?“ Da war das auch wieder kaputt. Also bitte, nicht so töricht sein, ihr lieben Männer.
Gut, also Blumen – so viel zum Stichwort Blumen. Lieben heißt, die wahren Bedürfnisse des Anderen erforschen und stillen suchen.
Manche Männer sagen vor der Hochzeit zu ihren Frauen: „Wenn wir mal verheiratet sind, dann werde ich dir die Sterne vom Himmel holen.“ Dann sind sie zwei Jahre verheiratet, und dann holen sie nicht mal mehr das Mineralwasser aus dem Keller. Meint ihr, das ist echte Liebe? Das ist warme Luft, die in die Gegend geblasen wird.
Die Bibel sagt: „Lasst uns nicht lieben mit Worten, sondern in Tat und Wahrheit“, auch was die eheliche Liebe angeht.
Manche Männer versprechen ihren Frauen später in der Ehe, jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Später stellt die Frau fest, dass sie einen Analphabeten geheiratet hat, der gar nicht lesen kann oder so.
Also jetzt will ich den Männern hier nicht zu sehr zu nahe treten. Ich spreche ja gar nicht von euch, sondern von irgendwelchen Männern, die es in der Welt gibt.
Darum wollen wir jetzt lieber hören: Was ist denn echte Liebe?
Kennzeichen echter Liebe
Ein Freund von mir, der schon beim Herrn ist – Ernst Mayr war sein Name – hat zehn Kennzeichen echter Liebe genannt. Diese finde ich sehr wichtig.
Echte Liebe ist aufopfernd. Sie ist mit Opfer und Hingabe verbunden. Die Liebe Gottes hat den Sohn hergegeben. So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab.
Echte Liebe erzeugt Respekt und Achtung vor der anderen Person. Respekt und Achtung gehören unbedingt dazu. Echte Liebe ist nicht nur körperliche Anziehung. Körperliche Anziehung gehört zwar auch zu einer Ehe, aber sie ist nicht alles.
Echte Liebe wächst auch ohne ständige körperliche Berührung. Man muss nicht dauernd um den anderen herum sein. Man kann auch verbunden sein, wenn der Mann an der Arbeit ist oder die Frau irgendwo in der Gemeinde einen Dienst tut. Trotzdem kann man ganz innig miteinander verbunden sein.
Ich bin jetzt hier, und meine Frau ist zuhause. Nächstes Wochenende wird es umgekehrt sein: Dann ist sie unterwegs. So können wir trotzdem verbunden sein.
Echte Liebe versucht, eine Beziehung aufzubauen – eine echte Beziehung vom Ich zum Du, von einem zum anderen. Echte Liebe übernimmt Verantwortung für die andere Person.
Echte Liebe kann warten. Jakob diente bekanntlich sieben Jahre, um Rahel zu bekommen. Echte Liebe kann warten.
Echte Liebe ist eine Verpflichtung, eine Bindung fürs ganze Leben. Das ist wichtig: eine lebenslange Treuebindung, zusammengelötet sein – wie wir gehört haben.
Echte Liebe ist auch eine geistliche Gemeinschaft. Man kann zusammen beten, zusammen Gottes Wort lesen und dem Herrn in der Gemeinde dienen. Echte Liebe ist eine geistliche Gemeinschaft.
Letztlich ist sie ein Abbild der Liebe Christi. Hier wird verglichen: die Gemeinde und Christus, der Ehemann und seine Ehefrau.
So sollten wir uns wirklich bemühen – auch wenn der Apostel Paulus die Latte auf Weltrekordhöhe gelegt hat. Er schreibt ja nicht: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, so wie eure Frauen euch lieben.“ Er schreibt nicht: „Liebt eure Frauen, so wie ihr euch selbst liebt.“ Er schreibt nicht einmal: „Liebt sie mit alttestamentlicher Liebe.“ Er sagt: „Liebt sie so, wie Christus euch geliebt hat, wie Christus sich für uns hingegeben hat, für die Gemeinde.“
Er hat sein Leben und sein Blut gegeben. Wenn die Bibel von einer solchen Liebe spricht, dann wollen wir Männer dahin wachsen. Wir wollen das nicht aus eigener Kraft tun – aus eigener Kraft werden wir das nicht schaffen.
So wie die roten Blutkörperchen in unserem Knochenmark selbst produziert werden, so werden wir echte Liebe nicht aus eigener Kraft hervorbringen können.
Ich darf euch darauf hinweisen: Wer eine Bibel vor sich hat, kann in Kapitel 5 am Anfang lesen: „Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, wie auch Christus euch geliebt hat und sich selbst für uns hingegeben hat“ (Epheser 5,1-2).
Wir geben die Liebe weiter, die wir selbst empfangen haben. Christus hat uns geliebt, und diese Liebe Gottes ist durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen.
So sind wir auch in der Lage, Liebe weiterzugeben – zuerst an unseren Ehepartner und an die Kinder, aber darüber hinaus an die Geschwister in der Gemeinde und an alle Menschen.
Wir wollen uns bemühen, alle Menschen zu lieben. Die Bibel spricht ja sogar von Feindesliebe.
Dann heißt es hier im Zusammenhang in Vers 18: „Berauscht euch nicht mit Wein, worin Ausschweifung ist, sondern werdet voll Geistes.“
Bevor der Apostel Paulus über die christliche Ehe spricht, fordert er alle Christen – Männer und Frauen – auf, voll Geistes zu werden. Wir sollen dem Heiligen Geist Raum geben in unserem Leben.
Dann werden wir auch in der Lage sein, zu lieben. Immer wieder neu werden wir fähig sein, einander zu vergeben, einander zu tragen, einander zu helfen und zusammen auf dem Weg der Nachfolge zu ermutigen.
Natürlich schließt es nicht aus, dass auch Frauen ihre Männer lieben sollen, wenn Paulus hier schreibt, dass wir Männer unsere Frauen lieben sollen.
Im Titusbrief werden Frauen ausdrücklich aufgefordert, ältere Schwestern sollen die Jüngeren lehren, ihre Männer zu lieben. Das wird an erster Stelle genannt.
Natürlich sollen Frauen genauso ihre Männer lieben, wie wir Ehemänner unsere Frauen lieben sollen.
Persönliche Reflexion und Gebetsanliegen für die Ehe
Ich möchte diesen Punkt abschließen, liebe Geschwister. Vor einigen Jahren – ich weiß nicht mehr genau, wann – habe ich noch einmal über die Liebe nachgedacht. Dabei wurde mir klar: Auch wir selbst müssen Buße tun. Eigentlich kann man über diesen Abschnitt nicht predigen, ohne dass man selbst ins Licht gestellt wird und eine Bußpredigt erhält. Genau das ist es, was wir hier gemeinsam betrachten: eine neutestamentliche Bußpredigt.
Ich musste mir eingestehen, dass ich meine Frau nicht immer so geliebt habe, wie ich es hätte tun sollen. Auch wir Männer können manchmal furchtbar egoistisch sein. Wir wollen haben, fordern und setzen uns durch. Es liegt uns oft näher, Forderungen zu stellen, als liebevoll miteinander umzugehen. Auch ich musste mich da selbst schuldig sprechen.
Deshalb habe ich mir auf ein Blatt, das ich in meiner Bibel habe und morgens während meiner Gebetszeit nutze, Gebetsanliegen für meine Ehe aufgeschrieben. Zum Beispiel: Schenke uns bitte liebevolles Reden und einen liebevollen Umgang miteinander – meiner Frau und mir.
Ich komme viel herum, und ich meine damit nicht hier in Neubied, sondern anderswo. Dann bin ich manchmal traurig, wenn ich sehe, wie Ehepartner ruppig miteinander umgehen, mit einem rauen, herzlosen Ton. Oft sprechen sie in Kommandosprache oder geraten in Streit. Nein, Christen streiten grundsätzlich nicht. Sie haben höchstens kleinere, mittlere oder größere Wortwechsel. Aber auch das gibt es manchmal, sogar zwischen christlichen Ehepartnern.
Darum bete ich: Schenke uns liebevolles Reden und einen liebevollen Umgang miteinander!
Und ihr Kinder, die ihr hier seid: Helft euren Eltern! Wenn unsere Kinder merken, dass zwischen meiner Frau und mir eine kleine Unstimmigkeit besteht, dann melden sie sich. Unsere Tochter ist da sehr sensibel. Sie sagt sofort: „Papa, gib nach!“ Sie nimmt mich an der Hand oder sagt: „Mutti ist gut!“ Unsere Tochter ist wie eine kleine Alarmanlage in dieser Beziehung, ein Seismograph, besser gesagt.
Ich möchte auch Wertschätzung, Anerkennung, Lob und Ermutigung ausdrücken. Das ist wichtig. Wir sollten einander sagen, dass wir uns lieben, dass wir uns lieb haben und dankbar sind, einander zu haben.
Ich sage meiner Frau immer wieder: „Ich möchte keine andere Frau auf der Erde haben. Ich bin so dankbar, dass Gott dich mir gegeben hat.“ Ich freue mich, dass wir schon so lange den Weg gemeinsam gehen, und bin gespannt, was Gott uns noch schenken wird.
Bewahre mich bitte vor unnötiger Kritik – und wenn, dann nur in Liebe. Wisst ihr, wir Deutschen sind zwar letztes Jahr nicht Fußballweltmeister geworden, was wahrscheinlich auch gut so war. Aber in einem sind wir Deutschen schon immer Weltmeister gewesen, sagt man zumindest im internationalen Vergleich: Wir sind Weltmeister im Kritisieren.
Wir Deutschen sind besonders gründlich. Es gibt kein so gründliches Volk auf der ganzen Erde wie wir. Deshalb sind wir das Volk der Ingenieure, Dichter und Denker. Unsere Gründlichkeit ist unsere Stärke, aber auch unsere Schwäche, denn wir kritisieren gerne andere, die es nicht so gut machen wie wir.
Wisst ihr, wie die Österreicher über uns Deutsche denken? Sie sagen, wir hätten kein Blut in den Adern, sondern Korrekturflüssigkeit, weil wir ihnen so viel auf den Deckel gegeben haben. Inzwischen haben sie sich aber auch ein bisschen gemausert – wirtschaftlich zumindest.
Darum bete ich: Bewahre mich vor unnötiger Kritik! Und wenn Kritik nötig ist, dann nur in Liebe. Wenn die Wohnung mal nicht so sauber ist oder etwas nicht so ist, wie es sein sollte, dann bitte keine unnötige Kritik.
Lasst mich in Zeiten der Krankheit und Schwäche besonders beistehen und ermutigen. Die Bibel nennt Frauen das schwächere Geschlecht, und da muss ich noch lernen, meiner Frau wirklich beizustehen und ihr Trost zu geben. Auch sie ist eher schwach von ihrer Konstitution her.
Dann bete ich: Herr, hilf mir, meine Frau so zu lieben, wie du deine Gemeinde geliebt hast!
Ihr lieben Brüder, ihr lieben Ehemänner, das dürfen wir ruhig beten – ganz gleich, ob wir jung verheiratet sind oder schon zwanzig Jahre oder länger. Das dürfen wir beten: „Hilf mir, Herr, meine Frau so zu lieben, wie du deine Gemeinde geliebt hast!“
Glaubt ihr, das wird ohne Folgen bleiben? Nein, die Frauen werden sehen, wie wir wachsen und uns verändern.
Ein Inder sagte einmal zu einem Europäer: „Ihr Europäer heiratet das Mädchen, das ihr liebt, aber wir Inder lieben die Frau, die wir geheiratet haben.“ Das ist ein interessanter Satz.
Ich möchte sagen: Wir wollen beides tun. Wir dürfen das Mädchen heiraten, das wir lieben – das habe ich auch getan. Aber dann möchte ich auch die Frau lieben, die ich geheiratet habe. Ich möchte zu einer tieferen Liebe kommen als zu der, die wir am Anfang in der Zeit der Verliebtheit hatten.
Das ist ein interessanter Satz.
Verantwortung für die Familie – Nähren und Pflegen
Kommen wir zu einem fünften Baustein: Niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch der Christus die Gemeinde.
Ihr seht schon, was ich mache: Ich gehe die ganze Zeit im Text entlang und nehme die Verben, die Tätigkeitsworte, die doch etwas aussagen, oder? Ich nehme die Verben – also verlassen, anhängen, ein Fleisch werden (das ist im Hebräischen ein Wort), lieben und jetzt nähren.
Er nährt es. Nähren heißt: Wir Ehemänner haben die Aufgabe, die Familie zu ernähren, physisch zu ernähren. Solange wir gesund sind und einen Arbeitsplatz haben, ist es unsere Verantwortung, die Familie zu ernähren. Es wird nur wenige Ausnahmen geben, in denen eine Frau mithelfen muss, weil es nicht anders geht oder weil es einfach nicht reicht. Dann kann es sein, dass eine Frau mithelfen muss.
Aber sonst sollte sie nach meiner Überzeugung lieber zuhause bleiben, bei den Kindern sein und in der Gemeinde mitarbeiten und all das. Meine Frau ist beruflich höher qualifiziert als ich. Sie ist Lehrerin von Beruf, und wir hätten das Geld gut gebrauchen können, das sie hätte verdienen können.
Wir haben lange Zeit mit einem Minigehalt gelebt, bei dem uns die Behörden mehrmals nicht geglaubt haben, als wir das angegeben haben – dass das unsere gesamten Einkünfte sind. Die wollten das nicht glauben, wir mussten extra Bestätigungen vorlegen. Ich meine nicht, dass wir das Geld nicht gut gebrauchen konnten, wenn meine Frau auch gearbeitet hätte, aber ich wollte es nicht, und meine Frau wollte es auch nicht. Aus Überzeugung wollte sie zu Hause bleiben bei den Kindern.
Ich spreche jetzt nicht von einer Zeit, wenn die Kinder aus dem Gröbsten draußen sind. Dann kann es auch sein, dass eine Frau vielleicht halbtags arbeitet oder so.
Aber, liebe Frauen, liebe Schwestern, das sage ich als Hiesiger: Nicht nur, damit das Haus schneller abbezahlt ist oder überhaupt gebaut werden kann, nicht nur, damit man weiter in Urlaub fahren kann und ein tolleres Auto fahren kann und all diese Dinge – das sollte nicht der Grund sein, warum die Frau anfängt mitzuarbeiten. Das ist meine persönliche Überzeugung.
Nähren und pflegen: Nähren heißt ernähren, aber auch der Frau liebevolle Kommunikation gewähren, sie in der Seele nähren. Eine Frau möchte gerne Kommunikation, sie möchte mit ihrem Ehemann reden.
Wisst ihr, das Problem der ehelichen Kommunikation kann ich ganz einfach zusammenfassen und erklären. Man sagt, dass ein Mann am Tag etwa 25 Worte spricht, Frauen im Schnitt fünfzigtausend. Jetzt kommt der Mann von der Arbeit nach Hause und hat schon vierundzwanzigtausendneunhundert Worte gesprochen. Und die Frau hat noch 25 übrig – und das ist das ganze Problem der ehelichen Kommunikation, oder? Ist es nicht so, ihr lieben Brüder? Das ist das ganze Problem.
Und jetzt müssen wir Männer lernen, auch wenn wir selbst kein Bedürfnis danach haben, wenn wir ziemlich müde sind von der Arbeit und abgespannt und lieber die Füße hochlegen wollen, dann müssen wir lernen, uns Zeit zu nehmen für die Ehefrau und mit ihr zusammen zu kommunizieren. Vielleicht gleich nach der Arbeit einen schönen Spaziergang machen, zusammen Tee trinken oder abends, wenn endlich alle Kinder im Bett sind und Ruhe im Haus eingekehrt ist.
Ja, es kann sein, bei jungen Familien, dass das erst abends um halb elf oder elf Uhr möglich ist, dass die beiden Ehepartner Zeit für sich haben können. Aber ich verbringe sehr gerne Zeit mit meiner Frau. Ich gehe gerne mit ihr spazieren, ich unterhalte mich am liebsten mit ihr.
Ehe ist doch auch Freundschaft. Ich habe doch auch meine Frau geheiratet, weil ich mich so gut mit ihr verstanden habe, weil ich so auf einer Wellenlänge mit ihr war. Darum verbringe ich gerne Zeit mit ihr.
Und wir haben einen wöchentlichen Eheabend. Jawohl, ihr habt richtig gehört, liebe Brüder und Schwestern: Montagabends werde ich nicht nach Neuwied kommen. Da kann sein, was will – Montagabend bin ich zu Hause.
Ich war vor anderthalb Jahren hier eine ganze Woche in Neuwied. Eine Woche, die begann Dienstag und endete Sonntag. Das war die Woche, in der ich in ihr Licht drüben zu einem Dienst war. Und das weiß meine Frau: Ich mache das nicht, ich gebe keine Zusagen. Montags bin ich zuhause, und Montagabend haben wir einen Eheabend.
Wir freuen uns, wenn auch mal am Mittwoch oder Samstag ein weiterer Abend für uns dazukommt. Das ist aber eher selten bei uns, bei meinem ausgefüllten Dienst. Aber montags da – da wissen unsere Kinder, damit sind sie groß geworden – da stören wir Papa und Mama nicht, da verbringen die Zeit zusammen.
Da lesen wir in einem guten Buch, da zünden wir eine Kerze an, da gehen wir auch mal ein Eis essen zusammen oder spazieren. Irgendetwas machen wir zusammen, nur Papa und Mama. Und das müssen auch die Kinder lernen, dass Papa und Mama mal Zeit für sich alleine brauchen, und dann müssen auch die Kinder mal zurückstehen an einem Abend. Das geht gut, da werden die Kinder deswegen keinen Schaden leiden.
Also: Zeit der Kommunikation, Zeit, miteinander zu reden, sich auszutauschen. Und nehmt euch auch Zeit, eure Frauen geistlich zu nähren, liebe Brüder. Zum Nähren gehört auch noch geistlich nähren.
Mir ist es wichtig, mit meiner Frau jeden Tag zusammen zu beten. Wir beten jeden Tag zusammen, am Morgen und meistens auch am Abend. Wie eine Klammer zieht sich das gemeinsame Gebet um den Tag. Manchmal beten wir auch noch tagsüber, wenn wir irgendeine Nachricht bekommen, eine freudige oder eine traurige. Dann beten wir gleich zusammen.
Aber morgens und abends, immer. Da gibt es ganz, ganz wenige Ausnahmen, dass wir nicht zusammen beten.
Und da muss ich auch noch mal was sagen, ihr lieben Ehepaare: Am Anfang der Ehe hat das geklappt, hat man zusammen gebetet, und irgendwann ist Sand ins Getriebe gekommen, und dann hat man aufgehört, zusammen zu beten.
Viele Ehepaare haben mir das bestätigt, meistens Ehefrauen, die darunter leiden und sagen: Mein Mann betet nicht mit mir.
Und wisst ihr, liebe Brüder, ich meine nicht euch, aber wisst ihr, was ganz schlimm ist in Gottes Augen, was vielleicht sogar ein Gräuel ist? Wenn solche Brüder dann in der Gemeinde aufstehen und die ganze Gemeinde im Gebet leiten, und zu Hause haben sie schon jahrelang nicht mehr mit ihrer Ehefrau gebetet.
Das ist nicht in Ordnung, das ist nicht biblisch.
In der Bibel sehen wir, dass immer das geistige Leben von innen nach außen geht, und das muss in unserer Ehe und Familie zuerst beginnen. Wir sollen vorstehen, wir sollen unserem Haus gut vorstehen, und dazu gehört es, dass wir Hauspriester sind und unsere Familie im Gebet anleiten, dass wir die sind, die die Andacht lesen, die das Wort Gottes weitergeben.
Bei uns liegt die Bibel ganz in der Nähe des Küchentisches auf so einem kleinen Rollwagen. Da liegt die Bibel. Wir lesen das Wort Gottes am Tisch abends. Mittags lesen wir eine Andacht. Dann kommen unsere Kinder kurz von der Schule und sind oft nur eine halbe Stunde zuhause, schnell um zu essen. Da lesen wir eine Andacht.
Und morgens lese ich oft mit den Kindern, während sie frühstücken, lese ich ihnen aus der Bibel vor und lasse sie mit dem Wort Gottes in den Tag gehen.
Wir haben keine Musterkinder, es sind Kinder wie alle anderen auch. Aber wir freuen uns und sind dem Herrn dankbar, dass sie auch den Weg mitgehen. Sie sind noch nicht über den Berg, sie sind erst achtzehn und fünfzehn.
Und wenn Gott sie auf dem Weg hält und sie eines Tages ihm auch mit ganzem Einsatz dienen, dann wollen wir sagen: Nicht wegen uns, weil wir so vorbildliche Eltern waren – das waren wir nicht –, sondern trotz uns und unserer vielen Fehler war die Gnade Gottes größer und hat sie gezogen.
Darum, ihr lieben Männer, es wird an uns gerichtet: Wir sollen lieben und wir sollen nähren.
Und dann ist noch ein Verb, ein Tätigkeitswort: Wir sollen auch pflegen – pflegen, wie Christus die Gemeinde gepflegt hat.
Was bedeutet das? Pflegen heißt investieren. Alle Dinge, die uns wert sind und teuer sind, in die investieren wir.
Wir lassen unser Grundstück nicht verkommen, wir lassen unser Haus oder die Wohnung nicht verfallen, wir lassen unser Auto nicht vergammeln. Wenn wir ein Motorrad haben oder ein Boot oder was auch immer, wir lassen das nicht verfallen. Wir investieren, wir erhalten den Wert, wir investieren und lassen immer mal wieder etwas erneuern, damit es den Wert behält.
Und das meint auch Pflegen in der Ehe. In einer Ehebeziehung muss gepflegt werden, da muss investiert werden.
Wisst ihr, was wir Brüder manchmal für einen Denkfehler haben? Dann denken wir uns: Jetzt haben wir unsere Ehefrau geheiratet, jetzt läuft sie uns nicht mehr weg, jetzt können wir uns den wichtigen Dingen des Lebens zuwenden – der Arbeit, der Gemeinde und Hobbys. Die Frau läuft uns ja nicht mehr weg.
Aber so geht das nicht. Wir müssen beide investieren. Männer investieren in die Ehe gegenüber der Ehefrau, Frauen investieren in die Ehe. Und dann kann es sehr schön sein. Dann kann es auch nach vielen Jahren eine sehr schöne und vorbildliche Ehe sein.
Es werden die Kinder auch sehen, dass sich Vater und Mutter wirklich lieben und dass sie gerne verheiratet sind.
Nun, was bedeutet zum Beispiel pflegen? Ich will das noch ganz praktisch machen: Das heißt zum Beispiel, der Ehefrau einen lieben Gruß hinterlassen, wenn man aus dem Haus geht. Nicht jeden Tag, aber immer wieder mal ein Grüßchen irgendwo hinschreiben, an den Badezimmerspiegel kleben.
Ich lege ihr das manchmal in die Bibel hinein oder bringe eine liebe, nette Aufmerksamkeit mit, wenn sie gerne mal eine Praline isst oder so. Mal ein paar Pralinen mitbringen oder ein paar Blümchen – können auch selbstgepflückte sein – oder was auch immer, etwas Nettes mitbringen, eine Liebeserklärung zwischendurch, eine schöne Überraschung.
Ich kann meiner Frau überhaupt keine größere Freude machen, als sie einmal etwas zu arrangieren und dann zu sagen: Du, nimm dir mal nichts vor heute Abend. Ja, und dann gehe ich mit ihr weg, irgendwo hin in die Röhren zum Wandern, einen Ausflug machen, wo wir leben.
Oder neulich habe ich mal irgendwo etwas arrangiert. Da muss man nicht in ein Hotel. Vielleicht sind irgendwo Freunde verreist und man kann mal dort in ihr Haus. Da sind wir mal über Nacht woanders hingegangen. So etwas freut meine Frau sehr, und das hilft ihr.
Ich möchte sagen, das erhält den romantischen Schmelz in einer Ehe.
Jawohl, liebe Männer, ihr habt richtig gehört: Es darf ruhig ein bisschen Romantik in der Ehe sein. Es muss nicht so hart und kalt und technisch und rau zugehen, sondern es darf ein bisschen Schmelz sein. Es darf mal was Schönes in der Ehe sein.
Meine Frau und ich haben noch etwas, wenn ich das noch sagen darf: Wir haben so eine kleine Holzschatulle zu Hause, so eine Holzschachtel, und da sind Zettelchen drin.
Zehn Zettel hatte ich geschrieben für meine Frau, zehn Zettel hatte meine Frau geschrieben für mich. Und da stand zum Beispiel drauf – ich hatte geschrieben an meine Frau: Wenn ich das nächste Mal auswärts bin zu einem Dienst der Verkündigung, dann werde ich dir von dort einen Liebesbrief schreiben.
Nach 19 Jahren Ehe war das damals. Dann musste ich zum Dienst nach Lübeck an die Ostsee, und dann saß ich da oben einen ganzen Vormittag lang und habe einen langen Liebesbrief geschrieben. Der ging gar nicht mehr so flüssig aus der Feder wie 20 Jahre vorher. Ja, hat ein bisschen länger gedauert, aber ich habe mir sehr viel Zeit dafür genommen.
Und jetzt hört mal, liebe Brüder, wie Frauen sind: Meine Frau, die hat den Brief bekommen, sie hat ihn ungezählte Male gelesen und hat ihn in ihre Bibel reingelegt.
Jetzt sagst du: So romantisch bin ich nicht und so sentimental? Ja, da müssen wir ein bisschen romantisch werden, das dürfen wir. Das ist überhaupt nicht verboten, das gehört mit zum Lieben, Nähren und Pflegen.
Jemand hat gesagt: Die Liebe kommt oft unbemerkt, aber man spürt deutlich, wenn sie geht. Und vielleicht ist in deiner Liebe, in deiner Ehe die Liebe gewichen, vielleicht hast du nicht genug gepflegt und genährt. Darum sollten wir Männer nicht vergessen: Frauen sind wie Orchideen – zart, empfindsam und dankbar bei guter Pflege.
Die Rolle der Unterordnung in der Ehe
Ich komme zu einem siebten und letzten Punkt. Ich habe nicht verraten, dass es sieben sind, sonst hätten einige schon vorher auf die Uhr geguckt. Aber ihr seht, wir werden gleich fertig sein. Es ist der siebte und letzte Punkt.
Warum nenne ich den jetzt erst an siebter Stelle? Sich unterordnen – „ordnet euch einander unter in der Furcht Christi“ – die Frauen den Männern, den eigenen Männern als dem Herrn. Bei euch hier wäre das kein Problem gewesen, hätte ich diesen Punkt an erster Stelle nennen können. Aber ich spreche auch manchmal in anderen Versammlungen, und da sind manchmal Frauen, die das Wort „Unterordnung“ schon gar nicht mehr hören wollen. Da geht schon der Rollladen runter, man hört ihn förmlich zuschlagen. Die können das einfach nicht mehr hören.
Vielleicht liegt das daran, dass wir Männer das auch manchmal falsch verstanden haben, als hätte Paulus geschrieben: „Ihr Männer, macht euch eure Frauen untertan.“ Das hat er aber nicht geschrieben. Hier richtet er sich an die Frauen: „Unterstellt euch euren Männern, ordnet euch ihnen unter!“
Und ihr lieben Schwestern, ich möchte die Frau sehen, die Ehefrau, die von ihrem Mann geliebt, genährt und gepflegt wird und die dann noch gerne eine Emanze sein möchte. Eine Frau möchte das von Natur aus gar nicht: führen und die Hosen anziehen, im Bild gesprochen, und die Zügel in die Hand nehmen. Eine Frau möchte das gar nicht. Sie sucht Anlehnung, Schutz, Geborgenheit und Ritterlichkeit beim Mann.
Apropos Ritterlichkeit, das muss ich noch sagen: Ich lasse meine Frau nicht ins Auto einsteigen, ohne ihr die Autotür aufzuhalten. Ich halte ihr die Autotür auf, und das mache ich auch manchmal bei meiner 15-jährigen Tochter. Noch nicht immer, die darf ich noch nicht zu sehr verwöhnen. Aber meiner Frau halte ich immer die Autotür auf.
Ihr lieben Männer, wisst ihr, was man von Männern sagt? Wenn ein Mann einer Frau die Autotür aufhält, ist entweder das Auto neu oder die Frau. Und das ist doch ein Skandal! Das darf doch wohl nicht wahr sein.
Schon gar nicht lasse ich meine Frau hinten sitzen. Da kann vorne sein, wer will. Ich habe schon viele Prominente im Auto gehabt, die mit mir gefahren sind. Die lasse ich nicht vorne sitzen, während meine Frau hinten sitzt. Meine Frau sitzt vorne neben mir. Da kann hinten sitzen, wer will – die sitzen alle hinten. Meine Frau, wenn sie mitfährt, sitzt neben mir vorne.
Das heißt, sie ehren und wertschätzen sie und zeigen ihr das auch, indem man ihr in den Mantel hilft, ihr die Tür aufhält, wenn man in einen Raum geht usw. Ein bisschen Höflichkeit, ein bisschen Umgangsformen schaden uns Christen nicht. Und ihr jungen Männer hier und angehenden Ehemänner, übt das gleich ein! Die Schwestern werden sich freuen, die schmunzeln schon alle.
„Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi, die Frauen den eigenen Männern als dem Herrn.“ Ich muss noch auf ein Missverständnis hinweisen. Manche sagen: „Aha, ordnet euch einander unter, das heißt, Frauen sollen sich den Männern unterordnen und Männer den Frauen.“ Das ist doch völliger Unsinn. Das hat der Apostel nicht gemeint.
„Ordnet euch einander unter“ ist die Überschrift, die er hier gebraucht. Und jetzt baut er das so auf: Es ist ganz eindeutig die Textstruktur: „die Frauen den eigenen Männern als dem Herrn.“ Dann sagt er in Kapitel 6, Vers 1: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern“, also die Kinder unterstellen sich den Eltern. In Kapitel 6, Vers 5: „Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren.“ Er baut eine solche Struktur auf.
Es macht keinen Sinn, dass sich Männer den Frauen unterordnen sollen. Nirgendwo steht das in der Bibel. Wir Männer sollen Haupt sein, wir sollen führen, wir sollen vorangehen, wir sollen lieben, nähren und pflegen, aber auch die letzten Entscheidungen treffen in der Ehe, wenn wir etwas Wichtiges zu entscheiden haben, das die ganze Familie betrifft.
Meine Frau sagt mir sehr wohl, wie sie denkt. Und wenn sie es nicht selbst sagt, dann frage ich sie, wie sie denkt. Aber dann sagt meine Frau oft: „So, jetzt weißt du, wie ich denke, und nun werde ich für dich beten, dass du die richtige Entscheidung triffst.“ So leben wir Unterordnung. Meine Frau lebt das so, und sie möchte das von ganzem Herzen. Sie hat das eingesehen.
Ich sprach mal in der Schweiz über dieses Thema, und dann kam so ein alter Bankdirektor zu mir, ein Pensionierter – da gibt es viele in der Schweiz – und sagte: „Wilfried, ich bin dir dankbar, dass du das angesprochen hast. Weißt du, hier in der Schweiz gibt es in vielen Familien eine Gouvernante. Weißt du, was das ist? Das ist eine Familienmatrone, meistens die Großmutter, und die hat hier das Zepter in der Hand und regiert die ganze Familie – eine Frau.“
Das gibt es in Italien, in der Schweiz und in anderen Kulturen und manchmal auch in Deutschland. Vielleicht haben Männer das nicht gesehen bei ihren Eltern. Vielleicht hat doch die Frau heimlich geführt und nicht der Mann. Und vielleicht war es auch schon bei den Großeltern so.
Aber dann müssen wir einen Schnitt ziehen und sagen: Es ist meine Verantwortung vor dem Herrn, ich will führen, ich will vorangehen, ich will meine Aufgabe wahrnehmen, damit es auch meine Kinder sehen und später selbst auch Haupt sein können in der Ehe – die Jungs unter den Kindern.
Schlusswort und Ermutigung zur Versöhnung
Ich muss schließen. Wir haben nun am Text entlang einiges über eine christliche Ehe gesagt. Ich habe vorhin schon erwähnt, dass eine solche Predigt eine Bospredigt ist, weil wir uns alle dadurch ins Licht gestellt sehen – ich mich ebenso.
Darum könnte auch der eine oder andere hier unter uns sagen: „Oh, wenn ich meine Ehe anschaue, da waren doch einige Weichen falsch gestellt. Da war viel Egoismus, Habenwollen, Streit und vieles mehr. Es gab Zerwürfnisse.“ Nun, das mag sein. Deshalb möchte ich mit dieser Geschichte schließen.
In einem italienischen Fischerdorf – das werden jetzt auch die Kinder gut verstehen, also passt gut auf – hatte eine Frau während der Abwesenheit ihres Mannes die Ehe gebrochen. In diesem Dorf gab es eine sehr drastische Strafe: Wer beim Ehebruch ertappt wurde, wurde bestraft. Die Männer ließ man laufen, aber die Frauen wurden vom Felsen ins Meer hinabgestürzt.
Die Frau bat die Dorfrichter und sagte: „Mein Mann liebt mich. Wartet doch, bis er vom Fang zurückkommt. Er wird mir bestimmt verzeihen.“ Aber die Dorfrichter antworteten: „Nein. Morgen früh bei Sonnenaufgang wirst du hinabgestürzt.“
Dann kam der Ehemann früher als erwartet vom Fang zurück. Vielleicht hatte er nichts gefangen. Er kam abends zurück, hörte, was geschehen war, rannte zu den Dorfrichtern und sagte: „Schenkt mir das Leben meiner Frau. Ich liebe sie. Ich bin bereit, ihr zu vergeben, auch ihre Untreue.“ Doch die Dorfrichter sagten: „Nein, das ganze Dorf weiß schon davon. Morgen früh wird sie hinabgestürzt ins Meer.“
Als die Sonne aufging, stand das ganze Dorf am Abgrund. Die Frau stand dort mit auf den Rücken gebundenen Händen. Das Urteil wurde noch einmal verlesen. Dann gab einer der Männer ihr einen Stoß, und sie stürzte den Abgrund hinab.
Doch der Schrei, der sonst immer ertönte, blieb aus. In der Nacht hatte der betrogene Ehemann alle Fischernetze, die er in der Umgebung finden konnte, zusammengeknüpft. Er hatte sein Leben riskiert und unterhalb des Felsens, von dem seine Frau gestürzt werden sollte, ein Netz gespannt. So wurde seine Frau in diesem Netz aufgefangen.
Als die Dorfrichter sahen, dass er seine Liebe bewiesen und sein Leben riskiert hatte, um seine Frau von der gerechten Strafe zu erretten, schenkten sie ihm das Leben seiner Frau.
Ihr Lieben, diese Geschichte spricht mit großer Deutlichkeit von dem, was auf dem Hügel Golgatha passiert ist. Vorhin haben wir das wunderbare Lied gesungen: „Lasten, sie fallen, auf Golgatha.“ Es spricht davon, was dort geschehen ist.
Dort hat unser Heiland, der Herr Jesus Christus, das Netz der Gnade gespannt. Wir müssen nicht verloren gehen an unseren Sünden – weder den Sünden der Kindheit und Jugend, noch den Sünden vor der Ehe, nicht in der Ehe und auch nicht außerhalb der Ehe, wenn Untreue war.
Wir dürfen wissen: Das Netz der Gnade ist gespannt. Auch die Unverheirateten, die hier sind, dürfen das wissen. Die, die gesündigt haben, dürfen wissen: Das Netz der Gnade ist gespannt, und wir dürfen kommen.
Wenn hier Eheleute sind, die gemerkt haben, dass da einiges in ihrer Ehe aufzuarbeiten ist, dass sie über vieles sprechen müssen, möchte ich noch einen letzten Hinweis geben: Ihr lieben Brüder, tut euren Ehefrauen einen großen Gefallen.
Frauen sind so, dass sie einen solchen Vortrag nicht hören können, ohne innerlich emotional aufgewühlt zu sein. Darum bitte ich euch: Wenn ihr nach Hause kommt, setzt euch nicht sofort an den Computer oder ans Auto oder irgendetwas anderes. Lasst das mal sein.
Nehmt euch heute Abend noch etwas Zeit für ein Gespräch über das, was ihr gehört habt. Das wäre wichtig. Wenn es heute nicht geht, dann morgen – redet bald darüber. Seid dankbar für das, was Gott euch in eurer Ehe geschenkt hat. Lobet und preist den Herrn.
Arbeitet aber auch daran, dass es noch besser und noch schöner werden darf, wie wir gehört haben.
Nun wollen wir zusammen beten. Das Gebet ist frei. Ich darf bitten, dass wir aufstehen. Vielleicht werden uns einige im Gebet leiten. Wir wollen auch für die Ehen in unserer Gemeinde beten, für unsere Ehen und Familien.
Bitte, wir erheben uns zum Gebet.