Einführung in das Thema des willigen Geistes
Das Thema für diesen Nachmittag ist ein williger Geist. Ich habe mich vor vielen Jahren damit beschäftigt, wahrscheinlich aus persönlichen Gründen, weil ich selbst einen unwilligen Geist habe.
Bei mir ist es so, dass ich halb Englisch und halb Deutsch unterrichte. Unsere Bibelschulen sind international, das heißt, der Unterricht findet auf Englisch statt. Ich reise im Jahr etwa hundert Tage, und die Hälfte davon ist auf Englisch. Deshalb ist meine Bibel meist die englische.
Das hat in der Bibelschule so begonnen: Ich habe mir eine englische Bibel gekauft, und diese ist irgendwie meine geworden. Meine deutsche Bibel ist eine Elberfelder, die ich am längsten benutze. Oft sind die Übersetzungen unterschiedlich.
Im Psalm 51,12 steht im deutschen Text, dass dies ein Gebet Davids ist, ein Bußgebet, nachdem er Ehebruch begangen hat – Mord und andere Sünden. Es tut ihm leid. Danke, Martin, für das Wasser. Dort betet David: „Erschaffe in mir, Gott, ein reines Herz und erneuere in mir einen festen Geist.“
Im Englischen steht an dieser Stelle: „Give me a willing spirit“ – einen willigen Geist.
Das hat mich vor Jahren auf die Spur gebracht, über den willigen Geist nachzudenken.
Beobachtungen aus der Bibelschule und das Beispiel eines willigen Geistes
Wir haben im Moment am Dauernhof gerade Bibelschule mit 68 Bibelschülern. Die kommen aus, ich weiß nicht, diesmal sechs oder sieben verschiedenen Ländern. Es sind meistens ganz nette junge Leute, aber viele von ihnen sind 18, 19 oder 20 Jahre alt und machen halt auch mal Blödsinn. Das ist völlig verständlich. Sie machen sowieso weniger Blödsinn als ich, das sehe ich vollkommen ein.
Wenn wir eine Bibelschule haben, dann gibt es unterschiedliche Erfahrungen. Es gibt Bibelschulen, bei denen die Bibelschüler durchaus gehorsam sind. Das heißt, sie halten sich an die Regeln. Aber irgendwie haben sie das Gefühl, es ist nicht wirklich eine gute Schule. Es gibt keine großen Probleme, aber irgendetwas fehlt.
Diesmal kann ich ganz überzeugt sagen: Von der Schule, die momentan am Dauernhof ist, haben wir nicht nur Schüler, die die Regeln halten, sondern sie haben einen willigen Geist. Sie wollen – und das ist viel mehr als nur Gehorsam sein oder sich an Regeln halten.
Um ein Beispiel zu geben, ein Beispiel, das ich oft verwende, aber es ist ja egal, es funktioniert gut: Zu Hause heizen wir viel mit Holz. Wenn es so Kachelöfen gibt – die gibt es ja in Österreich, hier bei uns auch. Auf jeden Fall heizen wir viel mit Holz. Wir haben eine Holzhütte im Wald, und da müssen wir im Winter vor allem jede Woche Holz holen und den Kasten auffüllen, damit es warm ist.
Weil ich das nicht so gerne mache, ist das ein Job von meinem Sohn. Als er etwa zwölf war, war er alt genug, um das zu tun. Aber er tut es auch nicht unbedingt gerne. In der Regel ist das ja so eine blöde Arbeit.
Das Interessante ist: Wenn der Lukas – so heißt er, er ist jetzt schon zwanzig – gehorsam das tut, was er tun muss, dann tut er es. Jedes Kind hat bei uns ein paar Ämter, die es tun muss. Und dann tut er es halt, aber nicht gerne. Das merkt man auch, und ich verstehe das.
Aber es gab Zeiten, wenn zum Beispiel Lukas nicht zu Hause ist, dann bin ich der Holzmann. Bei uns ist die Welt noch in Ordnung: Die Frau kocht und bügelt, und der Mann schaufelt Schnee und holt Holz – so ist es halt. Und da hole ich Holz. Es ist mal passiert, dass Lukas nach Hause kam, während ich Holz holte. Er hat gesehen, dass ich Holz hole, sich umgezogen und gesagt: „Vater, kann ich dir helfen?“
Das ist nicht nur Gehorsam, das ist ein williger Geist. Wenn du das in einem Kind siehst, bereitet dir das unheimlich viel Freude.
Also, wenn das Kind aus Gehorsam die Regel hält, die es zu halten hat, ist das okay. Aber wenn es einen willigen Geist zeigt, da lacht das Herz des Vaters. Und wisst ihr, wie das Herz unseres himmlischen Vaters lacht, wenn wir ihm gegenüber einen willigen Geist zeigen – nicht nur Gehorsam, der sich an Regeln hält? Das ist viel mehr.
Die Herausforderung eines unwilligen Geistes im persönlichen Leben
Ein williger Geist – ich nenne es so – ist ein Wunder Gottes. Es gehört zu den schönsten Dingen, die man beobachten kann. Bei anderen sieht man es oft deutlicher, im eigenen Leben merkt man es manchmal nicht so sehr. Dennoch ist es eine wunderschöne Sache.
Leider gibt es Zeiten, und das ist gar nicht so selten, auch in meinem Leben, in denen ich keinen willigen Geist habe. In solchen Momenten will ich gar nicht willig sein. Denn mein alter Hans Peter Reuer besteht dann auf seine Rechte.
Die Zeiten, in denen ich einen unwilligen Geist in mir spüre, kann ich im Nachhinein ganz klar erkennen. Das sind jene Zeiten, in denen ich für meine Rechte kämpfe, weil ich denke: Das steht mir zu, und darum hole ich es mir auch. Oder ich halte an alten Gewohnheiten fest, obwohl ich weiß, dass sie schädlich und nicht hilfreich sind. Trotzdem tue ich es, weil es mir so gut tut und ich es einfach brauche.
Manchmal passiert das auch unter Ehepaaren. Eine Ehe, auch unter Christen, ist ja nicht immer vollkommen. Nächstes Jahr feiern Hannelore und ich schon unsere silberne Hochzeit, 24 Jahre sind wir verheiratet. Sie ist meistens eine nette Frau, und umgekehrt genauso. Aber wisst ihr was? Ich würde sofort wieder heiraten, und ich würde dieselbe Frau wieder heiraten. Es ist eine schöne Sache, und ich kann es nur jedem ans Herz legen, zu heiraten.
Übrigens wird es mit der Zeit besser, und das ist das Schöne daran. Man lernt sich ein bisschen mehr kennen. Aber es gibt auch Zeiten, in denen der Partner etwas tut, was einem gar nicht gefällt. Hannelore und ich haben eine schlechte Angewohnheit: Wir reden dann nicht mehr miteinander. Wir streiten nicht, sondern ziehen uns zurück. „Okay, wenn er so will, soll er es tun, er soll sein Zeug machen, und ich mache meins.“ Das ist eine schlechte Angewohnheit, und wir sind beide gleich – das macht es noch schlimmer.
Weil sie mich ja verletzt hat, habe ich jetzt das Recht, beleidigt zu sein. Ich habe das mal so gesagt. Daraufhin kam eine Frau auf mich zu, die in Tränen ausbrach. Sie erzählte, dass sie sich vor zehn Jahren entschlossen hatte, mit ihrem Ehemann fünf Tage lang nicht zu reden, weil er sie verletzt hatte. Nun sind sie seit neun Jahren geschieden, weil sie auf ihrem Recht beharrt hat – ein unwilliger Geist.
Es gibt übrigens, glaube ich, einige Dinge in unserem Leben, die man gerne Sünde nennt und die wir nie ganz loswerden. Es gibt eine Art persönliche Sünde – sei es Zorn, beleidigtes Reagieren, Selbstmitleid oder anderes. Sünde hat viele Gesichter.
Es kann sein, dass wir lernen, damit umzugehen, aber in Krisenzeiten ist sie wieder da. Diese Sünden werden wir nie los bis ans Ende unseres Lebens. Und das ist gar nicht so schlecht, denn weil wir sie nicht loswerden, wissen wir jeden Tag: Ich brauche Jesus.
Jetzt weißt du, wozu du Jesus brauchst.
Der unwillige Geist und seine Auswirkungen im Glaubensleben
Denn wenn du so weit kommst, dass du halbwegs gut funktionierst, dann kann Jesus im Himmel bleiben, denn dann funktionierst du ja.
Eine Person mit einem unwilligen Geist wird dir erklären, warum sie nie über Christus redet. Dann hört man Sätze wie: „Ich bin zu scheu“, „Ich bin zu blöd“, „Ich kann nicht reden“, „Gott hat mich so gemacht“ oder „Ich möchte niemanden beleidigen“. Unwilligkeit führt dazu, dass man gar nicht erst reden will.
Ein Christ mit einem unwilligen Geist wird dir auch erklären, warum er nicht in die Kirche geht. Ich treffe immer wieder Leute, die sagen: „Ich gehe nicht in die Kirche, die sind mir zu eng, die sind mir zu langweilig, das sind Heuchler.“ „Ich glaube an Gott und lebe mit ihm, aber kirchennah.“
Übrigens, einmal kam so jemand zum Pfarrer und sagte: „Herr Pfarrer, haben Sie gemerkt, dass ich nie in die Kirche komme?“ Der Pfarrer antwortete: „Ja, ich merke es.“ Daraufhin fragte die Person: „Wollen Sie wissen, warum ich nie in die Kirche gehe?“ Der Pfarrer sagte: „Ja, okay.“ Die Antwort war: „Weil das alles Heuchler sind.“ Daraufhin meinte der Pfarrer: „Ach so, wenn das das Problem ist, ist es nicht schwierig. Einen Platz haben wir noch.“
Aber ein Mensch mit einem unwilligen Geist wird dir immer erklären und sich rechtfertigen, warum er gewisse Dinge tut oder nicht tut.
Wenn ein Mensch unwillig lebt, mit einem unwilligen Geist, fehlt ihm eine Sache: der innere Friede. Und wir wissen es: Wenn ich mich entscheide, nicht willig zu sein, dann habe ich keinen Frieden. Vielleicht bekomme ich das, was mir vermeintlich zusteht, aber Frieden habe ich nicht.
Wenn ich zum Beispiel unwillig bin, meine Zeit für andere Menschen zu investieren, dann stimmt es, dass ich mehr Zeit für mich selbst habe – für Sport, Freizeit, Batis, den Friseur oder Einkaufen. Aber ich bezahle einen hohen Preis: Ich werde immer selbstsüchtiger und unzufriedener.
Wenn ich zum Beispiel völlig unwillig bin, mein Geld an Menschen abzugeben, die weniger haben, die wesentlich schlechter dran sind als ich, wenn ich völlig unwillig bin, ihnen mit meinem Geld zu helfen, dann wird mein Bankkonto vielleicht etwas wachsen. Aber auch hier bezahle ich einen hohen Preis: Ich werde ein geiziger und hartherziger Mensch.
Und geizige Menschen – ich sage es ganz offen – sind hässliche Menschen. Oft sage ich in der Seelsorge zu Leuten: „Möchtest du ein hässlicher Mensch werden oder ein schöner?“ Wenn du ein schöner Mensch werden willst, dann bete wie David um einen willigen Geist.
Die Gegensätze zwischen Satan und Jesus im Willen
Es ist ganz interessant: Vor kurzem habe ich mich damit beschäftigt, wo das Böse überhaupt herkommt. Das ist ein großes Thema, auf das ich jetzt nicht näher eingehe.
Im Jesaja Kapitel 14 gibt es einen Abschnitt, der, glaube ich, zu Recht oft als einer der Hauptabschnitte verwendet wird, um Satan zu beschreiben. Satan steht hier für das Böse. Übrigens ist es eine offene Frage, ob das Böse eine eigenständige Substanz ist oder nur die Abwesenheit des Guten. Darüber könnte man diskutieren, aber das tun wir jetzt nicht.
Mir ist bei dieser Stelle etwas aufgefallen. In Jesaja 14, Vers 12 steht: Es geht eigentlich um den König von Babylon, doch man merkt, dass hinter dem König eine böse Macht steht. Die Bibel schreibt hier: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Lucifer ist der Name hier. Wie bist du zu Boden geschmettert, Überwinder der Nationen!“
Interessant ist, was über diesen Bösen gesagt wird: „Du sagtest in deinem Herzen: Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über den Sternen Gottes meinen Thron aufrichten, mich niedersetzen auf dem Versammlungsberg im äußersten Norden. Ich will hinaufsteigen auf Wolkenhöhen, den Höchsten mich gleich machen.“
Ein Wort, das hier oft vorkommt, ist „ich“, „mich“, „mir“, „mein“. Es gibt einen Spruch im Deutschen, der lautet: „Ich, mich, mein, mir – Herr, segne diese vier.“ Es ist interessant, dass ein Merkmal Satans genau dieses „Ich will, ich will, ich will“ ist.
Was mich bei dieser Studie besonders fasziniert hat, ist die Antithese dazu, die wir bei unserem Herrn Jesus Christus finden. Im Johannes 5, Vers 30, im zweiten Teil, sagt Jesus: „Denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“
Was für ein Unterschied! Das Böse sagt: „Ich will, ich will, ich will.“ Jesus als Gott kommt in diese Welt und zeigt uns, wie ein Mensch im Ebenbild Gottes funktioniert. Er sagt: „Ich will nicht meinen Willen, sondern ich will das tun, was dem Vater Ehre macht.“
Die Bedeutung des willigen Geistes als Geschenk Gottes
Und ein gewisser Richard Foster hat einmal geschrieben: Unsere Besessenheit, dass alles so laufen soll, wie wir es gerne hätten, ist eine der größten Knechtschaften der menschlichen Gesellschaft heute.
Wenn du und ich nur wollen, was wir wollen, dann werden wir Knechte, Knechte der Sünde. Wenn aber ein Mensch sagt: Herr, ich will aufhören mit diesem „Ich will, ich will“, wie David, der sagt: „Ich will mit der schlafen, ich will das Ganze verbergen“ – das war David –, dann kommt es schließlich zum Punkt, an dem David sagt: Herr, schenk mir einen willigen Geist, ich will willig sein.
Wenn eine Person dem Geist Gottes nachgibt – und wir reden hier über den Geist, den willigen Geist vor Gott –, zugibt, dass sie dauernd das Ihre sucht, aber sich eigentlich nach mehr sehnt, nämlich nach Gott, dann gibt uns Gott einen willigen Geist. Den kannst du nicht selbst produzieren, das ist ein Geschenk Gottes.
Martin Luther hat das so schön geschrieben. Er hat mal gebetet: „Siehe, mein Herr Christus, da hat mir mein Nächster Schaden zugefügt, er hat mich in meiner Ehre gekränkt, das kann ich nicht ertragen. Eigentlich sollte ich ihm verzeihen, aber ich kann es leider nicht. Da stehe ich nun, Gott, mach du mich anders. Dann kann ich nach deinem Willen und deiner verzeihenden Liebe handeln.“
Das heißt: Den willigen Geist musst du nicht selbst erzeugen, sondern wir beten darum, wie David: Herr, gib mir einen willigen Geist. Und wenn das geschieht, ist das eines der schönsten Dinge dieser Welt.
Ich glaube, das ist, was Paulus dann sagt: Das ist eine neue Kreatur, wenn wir beginnen, willig zu sein und nachzugeben.
Das Leben mit einem willigen Geist im Alltag und Glauben
Ein Mensch, ein Christ mit einem willigen Herzen, wird anfangen, die Zeit mit dem Vater zu suchen. Nicht als eine lästige religiöse Übung, damit Gott mit mir zufrieden ist, sondern mit einem Herz, das sagt: Herr, ich sehne mich nach Zeit mit dir. Das ist ein williges Herz.
Ein solches Herz sagt: Ich will verstehen, Gott, wie du denkst. Wisst ihr, ich lese die Bibel nie, um Gott zufriedenzustellen und um wieder ein Kapitel abhaken zu können. Ich lese die Bibel aus einem einzigen Grund: Ich möchte lernen, so zu denken, wie mein Herr denkt. Ich möchte wissen, wie er handelt und wie er denkt. Darum lese ich die Bibel.
Ein Mensch mit einem willigen Geist wird darauf achten, im Willen Gottes zu leben. Er wird sich auch an der Gemeinschaft mit anderen Christen freuen, so schwierig sie auch sein mag.
Interessant ist, dass Jesus einmal sagt in Matthäus 26: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ Seht ihr, der Geist Gottes in uns, der Heilige Geist, der zu Pfingsten ausgegossen wurde – das feiern wir gerade – der Geist Jesu, der ist immer willig, denn das ist ja sein Geist. Aber das Fleisch, der alte Mensch, der ist schwach.
Doch darin liegt ein Paradox. Für mich war das oft eine Entschuldigung zu sagen: Okay, der Geist ist zwar willig, aber das Fleisch ist halt so schwach, das nützt halt nichts. Aber ich möchte das jetzt ganz neu lesen: Der Geist Gottes ist willig, und weißt du was? Das Fleisch ist eigentlich schwach. Aber was ist Stärke? Stärke ist der Geist Gottes.
Das wird im Römerbrief so schön beschrieben: Wir sind nicht mehr Sklaven der Sünde. Das heißt, ja, wir werden sündigen, aber wir müssen nicht mehr sündigen. Wir sind der Sünde nichts mehr schuldig, wir sind dem Teufel nichts mehr schuldig, wir sind freigekauft. Darum müssen wir nicht mehr.
Das Fleisch ist schwach, nicht stark. Gott gibt uns ein neues Herz, einen neuen Verstand. Es geht darum, dem Geist Gottes nachzugeben. Wir müssen es nicht selbst erzeugen, wir müssen nachgeben.
Missverständnisse und Freude am willigen Geist
Einige von euch haben vielleicht auch schon so gedacht. Ich habe auch so gedacht: Wenn ich einen willigen Geist habe, dann muss ich dauernd diese christlichen Dinge tun. Ich muss jeden Tag drei Kapitel in der Bibel lesen, beten, Menschen lieben, die ich überhaupt nicht leiden kann, auf die Straße gehen und predigen, obwohl ich das gar nicht will. Ich muss Geld weggeben, das ich vielleicht gar nicht habe. All das will ich eigentlich gar nicht.
Aber wisst ihr, was das Schöne daran ist? Wenn man lernt oder wenn man um einen willigen Geist bittet und dieser Geist wirksam wird, dann geht es nicht mehr darum, bestimmte Dinge zu tun. Diese Dinge wird man dann von selbst tun. Es geht darum, in Gemeinschaft mit Gott zu leben. Und diese Gemeinschaft bewirkt, dass ich gerne tue, was ich tue.
Ein Beispiel: Morgen fahre ich wieder nach Hause und treffe meine Frau Hannelore. Ich könnte ein Buch lesen und denken: „Jetzt habe ich sie eine knappe Woche nicht gesehen, wie soll ich mich verhalten?“ Es gibt ja so Ehebücher, die sagen, es wäre gut, sie zu umarmen. Dann denke ich mir: „Okay, das bringe ich hin.“ Es wäre gut, ihr einen Kuss zu geben. Wenn es nicht anders geht, kann man sich zusammenreißen und sie fragen, wie es ihr geht. Ja, okay, ich bin ein guter Ehemann, das machen wir.
Aber das Interessante ist: Wenn ich sie morgen treffe, weiß ich ziemlich sicher, was ich tun werde. Ich werde sie umarmen, ihr einen Kuss geben und fragen, wie es ihr geht. Aber nicht, weil es im Buch steht, sondern weil ich sie liebe.
Übertragen auf das christliche Leben ist es oft so: „Ich bin ja schon jahrelang Christ. Was tut ein guter Christ?“ Der macht seine stille Zeit, ja, das gehört dazu. Ein guter Christ soll auch beten, manchmal tagsüber. Das fällt mir schwer und ich mag es nicht, aber ich strenge mich an. Ein guter Christ gibt Geld an ärmere Leute. Das passt mir auch nicht, aber okay, das mache ich halt.
Interessant ist: Wenn wir einen willigen Geist haben, dann freuen wir uns, mit Gott zu reden. Es fällt uns nicht mehr schwer, in seinem Wort etwas Neues zu lernen. Und es bereitet uns sogar Freude, anderen Menschen zu helfen.
Persönliche Erfahrungen mit dem willigen Geist
Ich denke noch oft zurück. Ich bin mit 15 Jahren Christ geworden, durch unseren Jugendwart in der evangelischen Kirche – in der eher konservativen, alten Kirche in der Ramsau. Er hat uns von Jesus erzählt und uns auch gesagt, dass man ärmeren Leuten und Menschen finanziell helfen sollte, gerade in der Jugendgruppe.
Ich war damals 15 und habe eine Ausbildung zum Automechaniker gemacht, sogar bei Opel. Mein Verdienst lag bei etwa 100 Euro im Monat, so war das damals eben. Das ist jetzt schon eine Weile her, ich bin inzwischen 49 Jahre alt.
Ich habe mir damals gedacht: 100 Euro, der Zehnte, das sind zehn Euro. Boah, das war viel Geld! Aber wenn es so sein soll, dann nutzt halt nicht du das Geld, ist ja egal. Dennoch habe ich es nicht gern gegeben. Es war für mich eher eine Pflichtübung, die uns fast eingedrillt wurde oder die mir ein schlechtes Gewissen gemacht hat.
Etwa ein Jahr später, mit 17, habe ich mich dann entschlossen, einen Dauerauftrag einzurichten. Das gab es damals schon, und so sieht man das Geld nicht direkt, es tut dann nicht so weh. Als ich 19 wurde, hatte ich vom Christenleben genug, weil es bei mir nicht funktioniert hat. Deshalb habe ich auch mit dem Dauerauftrag aufgehört.
Mit 24 fand ich aber wieder zurück – eine lange Geschichte, aber das ist egal – und habe wieder begonnen, weil es sich so gehört.
Heute ist es interessant, wenn ich mit meiner Frau darüber spreche. Ich kann wirklich sagen: Wir haben nicht allzu viel Geld, aber mehr als genug, wenn man es vergleicht. Wir haben alles, was man so braucht – Kleidung, Auto, einfach alles. Das ist eine der größten Freuden.
Oft kann man es gar nicht erwarten und denkt sich: „Na, so wenig haben wir erst, da müssen wir noch was dazugeben.“ Denn es ist einfach eine Freude.
Und das ist die Belohnung eines willigen Geistes. Das ist die Schönheit eines willigen Geistes.
Gottes Wirken in uns und die Kraft des willigen Geistes
Und der Grund, warum es nicht schwierig ist, wird wunderschön beschrieben im Philipper Kapitel 2, Vers 13.
Da schreibt der Apostel Paulus einen interessanten Vers, der mir schon immer gefallen hat: Philipper 2,13. Paulus sagt dort: „Denn Gott ist es, der in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Vollbringen zu seinem Wohlgefallen.“
Wenn wir um einen willigen Geist bitten, tut Gott sowohl das Wollen als auch das Vollbringen. Darum ist es nicht schwer, weil Gott es tut – Christus in uns. Und der willige Geist bewirkt nicht nur, dass es Gott Freude macht und ihm Ehre bringt, sondern er befreit uns auch zu einem ganz anderen Leben.
Wenn ich wieder von mir rede: Ich reise, wie gesagt, ungefähr hundert Tage im Jahr im Predigdienst herum. Ich mache das prinzipiell gerne, sehr gerne sogar. Aber ich muss auch zugeben, dass es manchmal anstrengend ist. Wenn ich oft eine Woche oder auch mal zwei Wochen unterwegs bin, an ganz verschiedenen Orten, die nicht mehr besonders attraktiv oder aufregend sind, dann denke ich manchmal: „Was tue ich hier eigentlich?“ Ich könnte jetzt zu Hause sein, eine Skitour machen, mit meiner Frau einen Kaffee trinken oder etwas mit meinen Kindern unternehmen. Und hier bin ich, zwei Wochen lang, und alles.
Aber ich habe gelernt: Wenn ich solche Zeiten erlebe, bete ich um einen willigen Geist. Ich sage zu Jesus: „Bitte schenke mir einen willigen Geist, damit ich hundert Prozent hier bin, nur für die Menschen, die jetzt da sind.“ Denn sonst kann ich niemanden segnen.
Das muss euch bewusst sein: Unter euch gibt es wahrscheinlich auch unterschiedliche Persönlichkeiten. Manche sind Tagträumer. Du sitzt jetzt hier, hörst mir mehr oder weniger zu, aber mit deinen Gedanken bist du bereits am Abend, überlegst, was du dort tun musst oder was morgen in der Firma ansteht.
Wisst ihr, was der Nachteil daran ist? Wenn du mit deinen Gedanken schon morgen in der Firma bist, bist du zwar körperlich anwesend, aber für niemanden ein Segen. Denn du bist ja gar nicht wirklich da.
Wenn du ein Segen sein möchtest und nicht nur deine Anwesenheit zeigen willst, dann bitte um den willigen Geist. Denn wenn du sagst: „Morgen bin ich dort“, dann haben die Leute im Moment gar nichts von dir, weil du nicht wirklich hier bist.
Die einzigen Menschen, die du jetzt durch deine Anwesenheit segnen kannst, sind diejenigen, die hier sind – sonst niemand. Wenn wir aber mit einem unwilligen Geist hier sind, sagen: „Ja, ich bin hier, weil ich hier sein soll, weil es erwartet wird oder weil es gut ist“, aber innerlich nicht wirklich anwesend sind, dann haben wir eigentlich alles versäumt.
Der willige Geist in schwierigen Lebenssituationen
Es kommt manchmal vor, dass wir in einer schwierigen Situation leben. Vielleicht bist du gesundheitlich sehr angeschlagen. Oft denkt man dann nur: „Ich wünsche mir, dass das bald vorbei ist.“
Wenn ich eine Grippe habe oder etwas Ähnliches und weiß, dass ich viel zu tun habe, denke ich oft nur: „Die Grippe soll endlich vorbei sein. Morgen früh will ich munter aufwachen und frisch in den Tag starten.“ Wenn ich so lebe, bin ich zu Hause kein guter Ehemann. Ich bin nur lästig, und meine Frau hat es schwer mit mir.
In solchen Momenten muss ich beten: „Herr, schenk mir einen willigen Geist.“ Ich bin jetzt krank, und ich werde krank sein, solange die Krankheit dauert – ob es drei Tage oder drei Wochen sind, das kann ich nicht bestimmen. Aber ich kann bitten: „Herr, schenk mir einen willigen Geist, damit ich ein Segen für die Menschen bin, die jetzt bei mir sind.“ Wenn das meine Frau und meine Kinder sind, dann möchte ich ihnen mit einem willigen Geist begegnen.
Darum möchte ich dich bitten: Wo immer du bist, bitte Gott um einen willigen Geist. Denn dadurch gibst du nicht nur Gott die Ehre, sondern wirst auch ein Segen für andere Menschen. Gleichzeitig erfährst du Frieden in deinem eigenen Herzen.
Der innere Konflikt zwischen Fleisch und Geist
Es gibt einen dauernden Konflikt in unserem Denken, der im Galaterbrief Kapitel 5 beschrieben wird. Dieser Konflikt ist uns allen bekannt, und Paulus beschreibt ihn sehr anschaulich.
Im Galater 5,16 schreibt er: „Ich sage euch aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches, das heißt des alten Menschen, nicht erfüllen.“
Weiter heißt es: „Denn das Fleisch, das heißt der alte Mensch, der selbstsüchtige Mensch, begehrt gegen den Geist auf, und der Geist aber gegen das Fleisch. Denn diese zwei sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt. Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, seid ihr nicht unter Gesetz.“
Paulus sagt damit, dass zwei Mächte in uns wirken. Das Fleisch beschreibt den alten Menschen. Wenn ich „alt“ sage, meine ich nicht, dass dieser Mensch nicht mehr existiert. Es ist der Mensch, der im Egoismus lebt, der gottgetrennte Mensch.
Demgegenüber steht Christus in mir mit einem willigen Geist. Das ist der neue Mensch, der wiedergeborene Mensch. Diese beiden – der alte Mensch und der neue Mensch – stehen in einem ständigen Konflikt zueinander.
Das ist unsere Erfahrung.
Beispiele aus dem Leben mit willigem und unwilligem Geist
Ein Beispiel habe ich hier noch, das ist zwar ein altes Beispiel, aber das spielt keine Rolle. Vor etwa acht oder neun Jahren habe ich mein erstes Buch geschrieben und dann das zweite Buch. Ich wollte übrigens nie Bücher schreiben, ich wollte auch nie predigen. Das hat sich alles irgendwie so ergeben. Es ist egal, warum.
Ich habe das zweite Buch dann geschrieben, und es wurde ein Bestseller. Das hat mich eigentlich schockiert, weil man denkt: Wer will schon lesen, was ich schreibe? Ich wusste das gar nicht so genau, denn es war Friedrich Hensler, jetzt auch ein älterer Mann, ein ganz lieber Mann, den ich sehr schätze. Er hat mich mal predigen gehört und gesagt: „Ich habe gar nicht gewusst, wer das ist. Schreib mal ein Buch.“ Er meinte, das sei ganz nett. Auf jeden Fall wurde es ziemlich gut verkauft.
Eines Tages bekam ich dann einen Scheck. Der Autor bekommt ungefähr sechs oder sieben Prozent, ich weiß jetzt nicht genau, wie viel, von den verkauften Büchern. Das war mir nicht bewusst, weil ich ja keine Ahnung hatte. Da dachte ich: Wow, danke, Herr, das ist gewaltig! Das war gar nicht einmal so wenig.
Dann bin ich spazieren gegangen. Ich gehe oft spazieren, wenn ich bete, das ist so eine Angewohnheit von mir. Ich sagte: Danke, Herr, das ist echt nett. Und irgendwie kam in diesem Gebet Gott zu mir und sagte: „Hans-Peter, das Geld ist nicht für dich.“ Typisch.
Ich fragte: „Herr, aber warum eigentlich nicht? Ich habe in meinem Urlaub geschuftet. Ich habe mich echt angestrengt und so weiter.“ Aber es war immer das Gleiche: Es gehört trotzdem nicht dir.
Darüber habe ich dann auch mit meiner Frau gesprochen, und es war immer nur der eine Satz: „Warum bist du nicht willig?“ Dann haben wir in meiner Frage gesagt: „Ja, passt, und so weiter. Das gehen wir halt da und da.“ Aber es war so faszinierend: Sobald du dem willigen Geist nachgibst, hast du totalen Frieden.
Diesen Frieden kannst du mit Tausenden Euro nicht bezahlen. Darum wünsche ich jedem diesen willigen Geist. Trotzdem fällt es mir oft nicht leicht. Es ist auch in Beziehungen oft so.
Ich wünsche uns, gerade denen, die in Ehebeziehungen leben, dass sie um einen willigen Geist beten, der sagt: „Herr, ich gebe einfach nach, ich muss nicht auf mein Recht bestehen.“ Oft ist es so – was heißt oft, halt immer wieder mal –, dass eine leere Ehe irgendwann ein Problem hat. Dann reden die Partner nicht mehr miteinander.
Ich gehe dann spazieren und bete, und Gott sagt immer dasselbe zu mir: „Geh hin und entschuldige dich bei ihr.“ Ich sage dann: „Gott, das ist aber ihr Problem, sie muss sich bei mir entschuldigen.“ Doch es kommt immer das Gleiche: „Geh hin, entschuldige dich.“ Ich weiß es ja schon, immer das Gleiche.
Bis es dann okay ist, hilft es nicht. Also gehe ich nach Hause, mache die Tür auf, und sie sitzt da, eher abgewehrt. Dann denke ich: Er macht die Tür wieder zu und geht wieder beten. Aber ich tue es noch einmal, gehe hin, lege den Arm auf und sage: „Tut mir leid.“
Dann sagt sie: „Ja, nein, mir tut’s auch leid, Leute, ihr seid mir wichtig.“ Dann denke ich mir: „Was, ich gewiss,“ aber ich sage nichts. Weißt du, was das so Schönes ist? Dann haben wir wieder Gemeinschaft, wir versöhnen uns, und die Beziehung geht weiter.
Es geht nur um einen willigen Geist. Wenn der Stolz regiert, werdet ihr euch entweder scheiden lassen oder nebeneinander leben den Rest eures Lebens. Das ist der Preis, den man bezahlt.
Der willige Geist als aktiver Geist im Kampf gegen die Sünde
Ein williger Geist ist übrigens kein passiver oder gleichgültiger Geist. Das heißt nicht, dass in einer Beziehung – ich nehme jetzt als Beispiel Eheleute, aber es funktioniert in jeder Beziehung – die Frau einfach sagt: „Ja, ich bin willig, ich halte alles durch, auch wenn es Blödsinn ist.“ Nein, das ist kein williger Geist.
Ein williger Geist sagt Ja zu den Dingen, die recht sind, und Nein zu den Dingen, die falsch sind. Es ist ein aktiver Geist.
Das Wunderbare daran ist: Wenn du mit einem willigen Geist kämpfst, dann kämpfst du mit der Kraft Gottes und nicht mit deiner eigenen Kraft. Das ist so schön. Wenn du sagst: „Ja, Herr, ich will einen willigen Geist in mir haben, ich will willig sein“, dann kannst du in die Situation hineingehen und hundertprozentig darauf vertrauen, dass Gottes Kraft dich führt und befähigt.
Denn eine Person mit einem unwilligen Geist wird auch kämpfen. Sie kämpft für ihre Rechte und wird immer rechtfertigen, warum das, was sie tut, doch richtig ist. Aber das Problem ist: Du musst mit deiner eigenen Kraft kämpfen. Das macht dich entweder müde oder bitter. Das ist ein Gesetz, das funktioniert wie das Gesetz der Schwerkraft.
Manchmal ist es so, dass eine Person mit einem unwilligen Geist – ich spreche hier von einem Gläubigen, also von jemandem, der von sich aus sagt, er ist gläubig, aber einen unwilligen Geist hat – auch gegen Sünde kämpft, denn das soll ja so sein. Aber es macht ihm nichts aus, wenn er verliert, weil er nicht mit ganzem Herzen kämpft.
Ein Beispiel: Lieber Kerdl, bei uns am Dauernhof ist es so, dass wenn du bei uns arbeitest oder als Bibelschüler kommst, egal ob als Gast, in der Freizeit oder als Mitarbeiter, man nicht rauchen darf. Nicht, weil Rauchen Sünde wäre, sondern weil diese Kultur viele Leute stört, mit denen wir zu tun haben.
Aber einer kann einfach nicht aufhören zu rauchen. Ich habe mit ihm darüber gesprochen und gesagt, dass es ein Problem ist. Er will unbedingt aufhören. Ich habe ihm ein Buch gegeben, wir haben gebetet und geredet. In all den Gesprächen habe ich gemerkt, dass er immer sagte: „Ja, ich will aufhören, aber hoffentlich gelingt es mir nicht.“
Das ist dieses Phänomen, wo man zwar sagt, man will, aber eigentlich nicht wirklich will.
Eine andere Person, eine Frau, die eine Beziehung mit einem verheirateten Mann hatte, kam zu mir. Sie wusste, dass es falsch ist und dass sie die Beziehung zerstört. Ich habe ihr geraten, was sie tun soll. Wir haben gebetet, sie hat es bereut und sagte, sie will daraus aussteigen, aber sie hofft, dass es nicht gelingt.
Das ist kein williger Geist, sondern ein halbherziger Geist.
Andererseits gibt es Gläubige, die wirklich einen willigen Geist haben wollen. Sie beten darum und sind ehrlich dabei. Trotzdem sündigen sie wieder, enttäuschen sich selbst und andere und sind ungehorsam.
Dann stellt sich die Frage: Was ist falsch gelaufen? Die Antwort ist: Gar nichts.
Denn im 1. Korinther 11,31 steht: „Wenn wir uns aber selbst beurteilen, so werden wir nicht gerichtet.“
Das heißt, wenn du als Christ zu Gott gehst und sagst: „Herr, ich bitte um einen willigen Geist“, und dann merkst, dass dir etwas wieder nicht gelungen ist, fragst du: „Warum nicht, Herr?“ und willst trotzdem weiter auf diesem Weg bleiben, dann bist du auf dem richtigen Weg.
Denn du schaust auf dich selbst und beschuldigst nicht andere.
Unterschiedliche Reaktionen auf Regeln und das Verhalten von Bibelschülern
Lass es mich so erklären: Nehmen wir an, zwei Studenten in unserer Bibelschule müssen um elf Uhr ins Bett. Das ist eine Regel, damit es halbwegs funktioniert.
Es gibt jedoch einige, die um Mitternacht durchs Fenster rausgehen, in eine Bar gehen und ein paar Bier trinken. Das ist an sich keine große Sache. Das Problem ist, dass ich alles höre. Ich bin dort geboren, mich kennt jeder.
Dann sage ich: „Ihr habt die Regeln jetzt geändert. Gestern waren wieder ein paar, die eine Gaudi hatten.“ Daraufhin muss ich mit ihnen reden. Es geht überhaupt nicht darum, daraus eine große Sache zu machen. Es ist keine große Sache, aber ich sage: „Als ihr kamt, habt ihr unterschrieben, dass ihr die Regeln einhalten werdet. Das kann nicht so schwierig sein. Warum seid ihr trotzdem um Mitternacht abgehauen, habt ein paar Bier getrunken und seid um vier wieder reingekommen? Warum?“
Der eine Student sagt: „Ja, die Woche war der Unterricht einfach so langweilig, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe. Das Programm ist irgendwie schlecht, ich finde, ihr macht ein schlechtes Programm hier. Die Regeln, die ihr habt, finde ich sowieso dumm.“ Er weiß genau, was er tut. Er beschuldigt nur andere. Der Grund für sein Verhalten sind nur andere und Umstände, aber nicht er selbst.
Der zweite Student hat einen willigen Geist. Auch er ist abgehauen und hat Bier getrunken. Ich frage ihn, warum er das gemacht hat. Er sagt: „Weißt du, es tut mir echt leid. Es ist mein Problem, und ich will, dass es anders wird.“
Seht ihr, beide haben – ich nehme jetzt einmal das Wort – gesündigt. Aber der eine hat einen willigen Geist, der andere einen unwilligen Geist.
Die Seltenheit geistlicher Empfindungen und die Bedeutung von Demut
Warum fühlen wir uns oft als Letztes geistlich, obwohl wir uns einen willigen Geist wünschen? Jesus sagte zwar: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“, doch wir müssen wissen, dass das Fleisch, unser altes Ich, sehr aktiv ist.
Ich muss zugeben, dass ich mich selbst nur selten geistlich fühle – was immer das auch genau bedeutet. Früher dachte ich oft, mit mir stimme etwas nicht. Ich bin auch nicht besonders charismatisch veranlagt. Bei Liedern hebe ich zwar die Hand, aber das ist dann auch schon alles. Wenn ich zum Beispiel sprechen muss, macht mir das nichts aus. Aber wenn ich euch etwas vorspielen müsste, würde ich am liebsten im Boden versinken. Das kann ich einfach nicht. Ich schäme mich dann gleich und bin eher schüchtern.
Oft habe ich mir gedacht: „Jetzt bin ich schon so lange Christ, und ich spüre nichts Geistliches in mir.“ Einmal habe ich mit jemandem darüber gesprochen und gefragt, warum ich nicht spüre, dass Christus in mir wohnt. Er antwortete: „Das ist das Beste, was dir passieren kann.“ Wenn du wirklich spüren würdest, dass Christus dich verändert hat, würdest du stolz werden.
Es ist hochinteressant: Wenn ich mich selbst betrachte, denke ich, ich bin überhaupt nicht anders als früher. Doch andere Menschen kommen zu mir und sagen: „Hans-Peter, du hast dich ganz schön verändert.“ Ich selbst nehme das kaum wahr, aber andere sehen es. Die Tatsache, dass wir diese Veränderung nicht sehen, ist eigentlich keine schlechte Sache. Sonst würden wir überheblich werden.
Der Apostel Paulus schreibt im 2. Korintherbrief, dass Gott ihm einen Dorn im Fleisch gegeben hat – eine Botschaft des Satans, also einen Dämon. Paulus betete dreimal: „Herr, nimm diese Botschaft des Satans von mir.“ Doch Gott antwortete: „Nein, Paulus, das ist gut für dich, sonst wirst du überheblich.“
Diese Veränderung geschieht in uns selbst und bleibt für uns selbst auf geheimnisvolle Weise verborgen.
Das Gleichnis vom Wachstum des Reiches Gottes
Ich möchte mit einer Passage aus Markus Kapitel 4 abschließen, genauer gesagt Markus 4, Vers 26. Es ist ein wunderbares Gleichnis, das Jesus hier erzählt. Er sprach: „Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch den Samen auf das Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag, das heißt immer wieder. Und der Same sprießt hervor und wächst, und er selbst weiß aber nicht wie. Die Erde bringt von selbst Frucht hervor, zuerst Gras, dann Ähren, dann den Weizen in der Ähre.“
Was mich hier fasziniert, ist, dass es mit dem Reich Gottes genauso ist. Ein Same wird gesät – das bin ich selbst, Christus in dir. Und dieser Same wächst in dir, in deinem willigen Geist. Du selbst weißt nicht wie, aber die Früchte werden erkennbar sein. Das ist das Wunder unseres Lebens mit Gott.
Martin hat mal ein gutes Beispiel dazu gegeben. Vor zwei Tagen bin ich mit ihm ein bisschen laufen gegangen. Er ist schon länger Läufer und hat erzählt, dass er vor einigen Jahren für einen Marathon trainiert hat. Damals hat der Arzt festgestellt, dass sein Puls niedriger geworden ist. Der Arzt sagte ihm, sein Herz sei größer geworden, aber Martin hat das gar nicht gemerkt.
Das zeigt: Indem du einfach das tust, was du tun sollst, verändert sich etwas in dir. Genauso ist es auch im Reich Gottes. Du merkst es nicht sofort, aber plötzlich läuft man anders, ohne dass man es bewusst wahrnimmt.
Abschließende Gedanken und Gebet
Und darum ein abschließender Gedanke, ganz einfach.
Ich kann mich erinnern, als Lukas kleiner war, da war er sieben Jahre alt. Damals habe ich auch noch ein Auto repariert. Heute mache ich das gar nicht mehr, weil ich zu lange aus der Übung bin. Beim Autoreparieren kam er dann als Sechsjähriger mit dem Schraubenzieher zu mir und sagte: „Papa, ich helfe dir.“
Da war er super. Das hat mich zwar eine Stunde mehr gekostet, aber es war irgendwie so lieb, weißt du? So lieb, so einfach ein williger Geist. Er wollte mir ja helfen. Natürlich hat er überhaupt nicht geholfen, sondern war eigentlich nur ein Problem. Aber es war so nett.
Man weiß, das ist gut zu wissen: Ob du als Christ Fehler machst oder nicht, ob du immer hilfst oder nicht, ist eigentlich ziemlich irrelevant. Wonach Gott sich sehnt, ist ein williger Geist. Einfach dein Sagen: Herr, gib mir einen willigen Geist. Nicht, dass du dann unbedingt große Dinge ausrichtest – darum geht es gar nicht. Sondern um die Vater-Sohn- oder Vater-Tochter-Beziehung. Das ist eigentlich, worauf es ankommt.
Ich bete noch zusammen:
Lieber Vater, es ist so ein Vorrecht, dass du in unser Leben gekommen bist und uns den Heiligen Geist, den willigen Geist, gegeben hast. Deinen Geist. „Der Geist ist willig“, lernen wir aus deinem Wort.
Und Vater, ich bete, dass wir lernen, Tag für Tag um einen willigen Geist zu beten, der dich befähigt und befreit, in und durch uns Menschen zu lieben. Die Frucht des Geistes wirksam zu machen in dieser Welt: Liebe, Freude, Friede, Geduld und so weiter.
Und die Welt erkennt, dass wir deine Jünger sind – nicht, weil wir so super wären, nicht, weil wir besser sind als andere, sondern weil dein Geist in uns wirkt.
Herr, danke für diese Freiheit des willigen Geistes, der zwar unseren Stolz zerstört – und das tut uns oft so weh – aber uns befreit, in Beziehungen zu leben. Und das bedeutet Leben. Jesus, du hast gesagt: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“
So bitte ich, Herr, dass wir den Stolz beiseitelegen und uns einen willigen Geist schenken lassen.
In Jesu Namen, Amen.