
Ich habe euch ein, ich würde sagen, herausforderndes Thema mitgebracht. Ich glaube, meine letzte Predigt fandet ihr auch herausfordernd, denn es gibt so manche Themen, die fallen manchmal ein bisschen schwer. Sie sprechen einen persönlich an, und man merkt: Da habe ich auch ganz schön Luft nach oben. Darüber spreche ich gerne, weil ich selbst viel Luft nach oben habe, würde ich sagen. Vielleicht geht es euch auch so.
Ich habe einen sehr interessanten Text mitgebracht: 1. Könige 9. Bevor wir ihn lesen, möchte ich euch ein bisschen erzählen, was bisher geschah. Also, in 1. Könige 8 – unser Text ist 1. Könige 9, aber 1. Könige 8 ist ein sehr bekanntes Kapitel. Dort spricht König Salomo das Einweihungsgebet für den prachtvollen Tempel, der errichtet wurde. Jetzt weiht Salomo den Tempel ein und spricht ein fulminantes Gebet. Es ist sehr bekannt und sehr erbaulich. Man kann es jederzeit schön lesen und auch gut darüber predigen.
Interessant ist, wie dieser Tempel entstanden ist. König David wollte eigentlich den Tempel bauen, aber Gott hat gesagt: „David, ich möchte nicht, dass du den Tempel baust, weil du Blut an den Händen hast.“ Dein Sohn soll ihn bauen. Du kannst alles vorbereiten, aber ein friedlicher König soll mich repräsentieren. Das ist interessant, weil dem Alten Testament oft unterstellt wird, es hätte ein blutrünstiges Gottesbild. Aber der Gott des Alten Testaments sagt: „Ich möchte durch Frieden repräsentiert werden.“ Ein sehr interessantes Detail.
König David hat relativ viel Land erobert, und unter Salomo hat Israel seine maximale Ausdehnung erreicht. Falls ihr eine Bibel mit Karten dabei habt, ist heute endlich der Tag, an dem wir sie mal brauchen oder uns mal anschauen wollen. Ihr habt den Schlachter 2000 – das ist hinten die erste Karte –, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass auch ihr eine Karte Israels habt. Am besten heißt sie dann „Karte Unterkönige David und Salomo“. Wir wollen uns erst einmal kurz anschauen, worüber wir überhaupt reden.
Man kann sich ganz gut orientieren: Auf der Israel-Karte sind zwei Gewässer. Das nördliche ist der See Genezareth, auch das Galiläische Meer genannt. Dort hat Jesus den Sturm gestillt. Das viel größere Gewässer im Süden ist das Tote Meer.
Westlich von diesen beiden Seen liegt das heutige Israel – und davon auch nur ein Teil, denn es gibt ja noch quasi palästinensisches Gebiet, das ebenfalls dazugehört. Man sieht schon: Im Vergleich war das damalige Israel riesig im Vergleich zum heutigen Israel. Das heutige Israel ist richtig winzig dagegen.
Im Norden vom heutigen Israel gehörten Landstriche des Libanon zu Israel. Weiter im Nordosten, das ist Syrien, ein großer Teil Syriens gehörte zu Israel. Östlich von Israel liegt das heutige Jordanien, das fast komplett zu Israel gehörte. Südöstlich haben wir – wer weiß es? – ganz genau: Saudi-Arabien. Dort gehörte auch ein guter Teil zu Israel. Südwestlich haben wir Ägypten.
Interessant ist: Gaza hat schon immer so ausgesehen wie heute. Dort haben die Philister gewohnt, und es gehörte nicht zu Israel. Heute ist es im Großen und Ganzen noch genauso.
Wir sehen also: Ich habe es jetzt nicht genau ausgerechnet, aber Israel war damals mindestens zehnmal, vielleicht sogar fünfzehnmal oder noch mehr größer als heute.
Und in diesem Friedensreich mit maximaler Ausdehnung durfte Salomo den Tempel bauen. Der Tempel wurde in diesem riesigen Gebiet eingeweiht. Dazu möchte ich zwei Sachen sagen: eine jetzt und eine später.
In der universitären Theologie wurde lange Zeit behauptet, dass es Salomo in der Form, wie er beschrieben wird, nicht gegeben habe. Ebenso wurde angezweifelt, dass er ein so riesiges Gebiet bewohnt habe. Man hielt das für ein Märchen.
Wie es manchmal so ist, hielt sich diese Ansicht sehr lange. Dann wurden jedoch zahlreiche Ausgrabungen in der Region durchgeführt. Durch verschiedene archäologische Funde konnte nachgewiesen werden, dass zu Salomos Zeit tatsächlich eine große Zentralregierung in Israel existierte. Dort gab es prunkvolle Bauten in großer Zahl.
Dazu werde ich am Ende noch einmal etwas sagen. Wenn man heute in moderne theologische Werke schaut, findet man ganz andere Aussagen als noch vor hundert Jahren. Dort heißt es jetzt, dass aufgrund der archäologischen Funde durchaus möglich ist, dass Salomo genau so war, wie er im Buch der Könige beschrieben wird.
Vor hundert Jahren hingegen wurde das noch als lächerlich abgetan. Ähnlich verhielt es sich mit König Belsazar. Vielleicht habt ihr davon gehört: Man machte sich damals über ihn lustig und behauptete, er sei erfunden. Doch bei Ausgrabungen in Babylon konnte nachgewiesen werden, dass es den Stadtkönig Belsazar tatsächlich gab.
Früher sagte man: Wenn der kein Märchen ist, was dann? Heute weiß man es besser. Das ist sehr interessant und auch glaubensstärkend. Dazu werde ich gleich noch eine Minute mehr sagen.
1. Könige 9 beschreibt, wie der Tempel eingeweiht wird und Gott zu Salomo spricht, nachdem dieser seine Einweihung vollzogen hat. Bereits zuvor war der Herr Salomo begegnet und hatte ihn gefragt: „Was erbittest du dir von mir?“ Salomo antwortete, er wünsche sich Weisheit, um das Volk gerecht zu richten.
Nun begegnet der Herr Salomo ein zweites Mal. In 1. Könige 9,1-5 (Schlachter 2000) heißt es:
„Und es geschah, als Salomo das Haus des Herrn und das Haus des Königs vollendet hatte, und alles, was er zu machen begehrt hatte und wozu er Lust hatte, da erschien ihm der Herr zum zweiten Mal, wie er ihm in Gibeon erschienen war. Und Yahweh sprach zu ihm: Ich habe dein Gebet und dein Flehen gehört, das du vor mir gebetet hast. Ich habe dieses Haus, das du gebaut hast, geheiligt, um meinen Namen dort ewiglich wohnen zu lassen. Meine Augen und mein Herz sollen allezeit dort sein.
Was dich betrifft: Wenn du vor mir wandelst, wie dein Vater David gewandelt ist, mit lauterem Herzen und aufrichtig, und du alles tust, was ich dir geboten habe, und meine Satzungen und Rechte befolgst, so will ich den Thron deines Königtums über Israel auf ewig befestigen. So wie ich es deinem Vater David versprochen habe, indem ich sagte, es soll dir nicht fehlen an einem Mann auf dem Thron Israels.“
Was ist an diesem Text herausfordernd? Was denken wir also, wenn wir hier lesen, dass zu Salomo in Vers 4 gesagt wird: „Was dich betrifft, mein lieber Salomo, wandle vor mir wie es David gemacht hat. Der hat ein lauteres Herz gehabt und war aufrichtig. Mach es doch wie er! Tu alles, was ich dir geboten habe, und befolge meine Satzungen und Rechte.“
Gott sagt hier zu Salomo: Sei wie David, der es richtig gemacht hat. Was denkt man dabei? Normalerweise würde ein Bibelleser sagen: Stimmt doch gar nicht. David – woran denken wir bei David? David war ein Ehebrecher. Er hat einen Mord begangen, weil der Mann, mit dessen Frau er die Ehe gebrochen hatte, absichtlich an der Front gestellt wurde, damit er stirbt.
Wir finden eine weitere Passage: David hatte die Idee, das Volk zu zählen. Sein Heeroberster Joab sagt zu ihm: „David, mach das nicht, das wäre eine Sünde.“ Doch David zählt trotzdem das Volk und sündigt damit gegen den Herrn. Das wäre ein Thema für sich, was da genau los war.
Und jetzt sagt Gott das Herausfordernde über David. Blättert man bei mir ein paar Seiten weiter, findet man noch öfter Aussagen über David. Ich möchte zwei repräsentative Beispiele wählen.
Im 1. Könige 14,8 sagt Gott zu Jerobeam – wenn ich mich nicht täusche: „So dass sich das Königreich dem Haus Davids entrissen und es dir, Jerobeam, gegeben habe. Weil du aber nicht gewesen bist wie mein Knecht David.“ Was hat David gemacht? „Er hat meine Gebote befolgt und mir nachgefolgt von ganzem Herzen, so dass er nur tat, was in meinen Augen recht ist.“
Da denken wir uns wieder: Das stimmt doch gar nicht, oder?
Im 1. Könige 15,5 heißt es über David: „Weil David getan hatte, was recht war in den Augen des Herrn und nicht gewichen war von allem, was ich ihm gebot, sein Leben lang – außer in der Sache Urias des Hethiters.“
Also steht es schon dabei: Man muss sagen, dass Uriahs Ehebruch und Mord letztlich eine schwere Sünde waren. Aber Gott sagt hier erstaunlicherweise: Wir lesen es noch einmal nach. David, was hat er denn getan? In 1. Könige 14,8 haben wir gelesen: Er ist mir nachgefolgt von ganzem Herzen, hat mich geliebt von ganzem Herzen und an mich geglaubt von ganzem Herzen.
Erkennst du, was das für eine Tragweite hat? Obwohl David so krasse Fehler gemacht hat, sagt Gott: „Der hat mich wirklich geliebt von ganzem Herzen, und das ist mir genug.“
Gott wird in der Bibel ganz anders dargestellt als die Gottheiten in anderen Religionen oder Kulturen. Dort gilt oft: Hat der Mensch etwas Schlechtes getan und eine rote Linie überschritten, wird er verstoßen. In der Bibel ist das anders.
Bei David heißt das konkret: Ja, er hat schwerwiegende Fehler gemacht, die man nicht beschönigen sollte. Aber sein Herz war am rechten Fleck. Hier zeigt sich ein Unterschied zwischen David und Salomo.
David war nach seinen Sünden zerknirscht, kam zu Gott, tat Buße und bat um Vergebung. Bei Salomo finden wir leider etwas anderes, wenn wir seinen weiteren Lebensweg betrachten.
Eine interessante Passage zeigt den Unterschied zwischen David und Salomo. Als der Herr Salomo fragte: „Was möchtest du, dass ich dir gebe?“, antwortete Salomo: „Ich möchte Weisheit, ein weises Herz, damit ich dieses Volk recht richten und führen kann.“ Eine gute Bitte, oder? Dagegen hat David etwas Ähnliches geäußert, aber anders.
In Psalm 27, Vers 4 sagt David: „Eines erbitte ich von dem Herrn, nach diesem will ich trachten: dass ich bleiben darf im Haus des Herrn mein ganzes Leben lang, um die Lieblichkeit des Herrn zu schauen und ihn zu suchen in seinem Tempel.“ David wünscht sich also nicht Weisheit oder ein weises Herz, sondern einzig und allein, bei Gott zu sein – möglichst nahe bei Gott. Das ist die einzige Sache, die ihm wirklich am Herzen liegt.
Das hätte Salomo auch bitten können. Ich glaube, die Bibel kontrastiert hier Salomo mit David. David war mit ganzem Herzen dabei, Salomo nicht.
Warum können wir das sagen? Das Wort Gottes sagt: „Lieber König von Israel, wenn du König bist, mehre dir nicht die Frauen.“ Was hat Salomo gemacht? Er hatte siebenhundert Nebenfrauen und dreihundert Frauen.
Gottes Wort sagt außerdem: „Heirate keine Frau, die Gott nicht anbetet.“ Was tut Salomo gleich nach der Thronbesteigung? Er heiratet die Prinzessin Ägyptens.
Wir sehen, da gab es einige Dinge in seinem Leben, die nicht richtig waren. Man kann sagen, er hat Fehler gemacht – und zwar viele Fehler.
Bei Salomo ging es dann so weit, dass die Bibel weiter berichtet: Durch seine fremdländischen Frauen, die andere Götter anbeteten, geriet Salomo wohl in eine Art Synkretismus. Vielleicht dachte er: "Sie beten ihre Götter an, ich bete Yahweh an – im Endeffekt ist das vielleicht dasselbe." So könnte Salomo gedacht haben. Letzten Endes hat er auch die anderen Götter angebetet.
War das so schlimm? Warum verbietet die Bibel Götzendienst? Wie waren die Götter der umliegenden Völker? Ich sage es einfach und ungeschönt, so wie es ist: Die religiösen Rituale der umliegenden Völker waren von sehr eigenartigen Göttern geprägt. Ich möchte ein paar Beispiele nennen.
Sechs Rituale, Orgien bis hin zu Kinderopfern waren gang und gäbe und sind eindeutig wissenschaftlich nachgewiesen. Bei den umliegenden Völkern hat man ganze Altäre mit gebrannten Kinderknochen gefunden. Diese Kinder wurden dort nicht bestattet, sondern waren rituelle Opfer. Das kann man in jedem Archäologielexikon nachlesen.
Gott sagt: Ich bin nicht wie diese Götter, und du sollst auch nichts mit ihnen zu tun haben. Das waren die Götter, vor denen sich letzten Endes Salomo gebeugt hat.
Ein weiteres Beispiel ist die Göttin Ischtar. Eine der größten Göttinnen. Im Alten Testament erscheint sie unter dem Namen Astarte. In Babylon war es eine Ehre für eine Frau, sich ein Jahr lang für Ischtar zu prostituieren – zu ihren Ischtars. Das betraf nicht nur die unterste Bevölkerungsschicht, sondern war allgemein verbreitet. Tempelprostitution war gang und gäbe.
Das Gesetz Gottes macht deutlich: Alle sexuellen Handlungen müssen von der Anbetung getrennt sein. Wir finden viele Bestimmungen, in denen es heißt, dass das strikt getrennt gehalten werden muss. Vermische niemals etwas Sexuelles mit der Anbetung Jahwes.
Das ist sehr tragisch, wenn man sagt, Salomo ist da wirklich voll in die Falle geraten. Wir können nur spekulieren und vermuten, wie er sich das schön geredet haben könnte. Wahrscheinlich war er sich nicht voll bewusst, dass er die Gebote brach. Menschen reden sich so etwas ja gerne schön.
Okay, und dann haben wir stattdessen David. Wir haben bereits gesagt, dass David schwere Fehler in seinem Leben gemacht hat. Aber Gott sagt: In meinen Augen ist David wie jemand, der nie eine Sünde begangen hat. Warum? Weil David um Vergebung gebeten hat, und diese Vergebung wurde ihm zugesprochen.
Jesaja 55,7 spricht Gott zu dem Menschen: „Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Übeltäter seine Gedanken; er kehre um zu dem Herrn, so wird er sich über ihn erbarmen, und zu unserem Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.“
In David sehen wir wirklich einen Menschen, der das angenommen hat. Gott sagt: „Bei mir ist viel Vergebung, kehre doch um, und ich vergebe dir deine Sünden, auch wenn sie wirklich dumm und schlimm waren.“ David hat das angenommen, und deswegen sagt der Herr: „Der war ein Mann nach meinem Herzen.“ So solltest du auch sein.
Das ist auch eine interessante Lehre für uns: Wenn wir etwas falsch gemacht haben, dann ist der richtige Schritt nicht, uns jetzt einfach zusammenzureißen, um nach einer Woche vielleicht wieder Gott wohlgefällig zu sein. Stattdessen sollten wir sofort zu Gott kommen, ihm sagen, dass es uns leid tut und dass wir etwas falsch gemacht haben. Bei ihm ist viel Vergebung.
Du musst deine Vergebung nicht alleine bewältigen – das kannst du gar nicht. Gemeinsam mit Jesus können wir einen Lebensweg der Buße gehen. So können wir Fehler, die mit denen Salomos vergleichbar sind, vermeiden. Und wenn wir etwas Schlimmes getan haben, können wir auch verhindern, dass wir es wieder tun.
Heißt das, dass wir einen Freifahrtschein haben, weil Gott uns ja sowieso vergibt? So denken viele Christen. Bedeutet das, wir können einfach drauflos sündigen, weil Gott uns eh vergibt? Wie ist das wirklich?
Ist es in Ordnung zu sagen: „Eigentlich war es falsch, aber ich mache es trotzdem, weil Gott mir ja sowieso vergibt“? Wenn wir mit Muslimen oder zum Beispiel mit Zeugen Jehovas darüber sprechen, finden sie das oft komisch. Sie sagen, dass es nicht sein kann, dass ihr einfach drauflos sündigt, weil Gott euch ja sowieso vergibt.
Ich würde es mal provokant formulieren: Wer glaubt, er könne fröhlich drauflos sündigen, weil Gott ihm sowieso vergibt, der hat den christlichen Glauben eigentlich nicht richtig verstanden. Das liegt mindestens an zwei Aspekten.
Der erste Aspekt ist ganz logisch nachvollziehbar. Wenn wir uns das Leben Davids ansehen, dann sehen wir die Folgen seiner Sünden. Er musste diese ertragen. Sein Leben war furchtbar verpfuscht, ich kann es nicht anders sagen. Lies mal, was David alles an Tragödien erlebt hat – das waren die Folgen seiner Sünden. Hätte er nicht gesündigt, hätte er das nicht ertragen müssen.
Allein deshalb ist es schon dumm zu sagen: „Ich sündige drauflos, Gott vergibt mir eh.“ Denn die Folgen musst du sehr wahrscheinlich selbst tragen. Gott kann natürlich auch die Folgen abschwächen oder wegnehmen, aber in der Regel tragen wir sie selbst.
Ich muss nur an mein eigenes Leben denken. Dinge, die ich falsch gemacht habe, tragen ihre Folgen. Wenn ich Menschen schwer verletzt habe, kann ich mich natürlich entschuldigen, aber die Verletzung ist trotzdem geschehen. Sie bleibt nicht für immer, aber in diesem Leben ist ein Makel in der Beziehung.
Wir müssen keine Beispiele erfinden. Leider gibt es in der Realität genug sexuelle Sünden, die Verletzungen verursachen. Diese Verletzungen entstehen sowohl bei anderen als auch bei uns selbst. Die Folgen müssen wir tragen.
Ich erlaube mir, euch einen ganz schwierigen Text zu zeigen: Hebräer 12,14. Ich war heute Nacht kurz wach und der Text ist mir eingefallen. Deshalb lasst uns diesen Vers einmal lesen. Man könnte eine ganze Predigt darüber halten, aber ich möchte nur das Ausmaß der falschen Logik verdeutlichen, die da lautet: „Ich sündige einfach drauflos, Gott vergibt mir sowieso.“
Hebräer 12,14 sagt: „Jagt nach dem Frieden mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird.“ Die Bibel sagt also klar, dass wir ohne Heiligung den Herrn nicht sehen werden. Was bedeutet das? Ich kann es hier nicht in aller Breite und Tiefe erklären, aber wir können auf jeden Fall sagen: Intime Gemeinschaft mit Gott, ganz nah an Gott dran zu sein, hängt unmittelbar mit Heiligung zusammen.
Heiligung bedeutet, dass wir gemäß Römer 6 möglichst versuchen, der Sünde tot zu sein. Das heißt, wir lassen die Sünde Sünde sein und wenden uns davon ab. Stattdessen ringen wir mit Gott darum, ein möglichst geistgeleitetes, geisterfülltes Leben zu führen. Wenn wir doch sündigen, dann sollen wir sofort zu unserem Gott kommen und sagen: „Das tut mir wirklich leid. Es tut mir auch weh im Herzen, was ich da gemacht habe. Bitte vergib mir, und danke, dass du mir vergeben hast. Hilf mir, ein heiligerer Mensch zu werden.“
Heiligung bedeutet, dass wir nach Reinheit streben. Das heißt nicht, dass wir heute schon sündlos oder perfekt sein können, aber wir sollen danach streben. Dieser Text ist krass, weil er sagt: „Ohne diese Heiligung wirst du den Herrn nicht sehen.“
Ich möchte an dieser Stelle auch sagen: Ich glaube nicht, dass wir uns die Rettung verdienen können durch Zusammenreißen oder einen heiligen Lebenswandel. Aber ich glaube sehr wohl, dass zu einem Christen, der eine tiefe, innige Gemeinschaft mit Gott hat, gehört, dass er nach Reinheit und Heiligung strebt. Das ist ein wichtiges Anliegen in seinem Leben.
Neulich habe ich mit jemandem diskutiert, der sagt, er sei bibeltreuer Christ, aber er findet an Pornografie nichts Schlimmes. Er meint, man müsse da im einundzwanzigsten Jahrhundert nicht übertreiben. Aber da würde ich sagen: Kann ich wirklich sagen, ich habe Frieden mit Pornografie und strebe gleichzeitig nach Heiligung? Ich behaupte: Nein, das passt irgendwie nicht zusammen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber das ist ein anderes Thema.
Okay, das ist also schon mal ein schweres Thema. Das war der zweite Aspekt. Der erste Aspekt war: Wir müssen die Folgen tragen, und gegen manche Folgen können wir gar nichts tun. Der zweite Aspekt ist: Die Bibel sagt, es gehört einfach nicht zusammen, einfach fröhlich darauf los zu sündigen.
Die Bibel geht sogar noch weiter: Strebe nach Frucht in deinem Leben! Wenn dir egal ist, wie du handelst, dann geh bitte auf deine Ältesten zu. Wenn du dir gar nicht sicher bist, ob du wirklich Christ bist, dann ist das etwas, worüber wir auch mal reden müssen. Hast du das Werk am Kreuz ergriffen? Hast du es verstanden? Hast du es für dich angenommen?
Denn eigentlich, wenn du das für dich angenommen hast, dann weißt du, dass deine Sünden den Herrn ans Kreuz gebracht haben. Und dann kannst du doch nicht fröhlich einfach weitermachen.
Im Neuen Testament finde ich etwas Interessantes: Du wirst keinen einzigen Text finden, der David in ein negatives Licht rückt. Interessant, oder? Man könnte viel über seine Sünden sagen – das haben wir jetzt auch schon gemacht. Das Neue Testament schweigt jedoch darüber.
Es scheint, als habe der Heilige Geist das Neue Testament so gestaltet, dass diejenigen, deren Sünden vergeben und vergessen sind, als sündlose Heilige dargestellt werden. In Hebräer 11 wird David zu den „gerechtgesprochenen Heiligen“ gezählt. Keine Silbe mehr über seine Sünden.
Dieses Schema finden wir auch bei vielen alttestamentlichen Gläubigen, zum Beispiel bei Abraham. Wenn wir im Alten Testament über Abraham predigen, können wir uns viele Gedanken machen. Er hat schlechte Entscheidungen getroffen, genauso wie Lot. Lot hat sehr erschreckende, meines Erachtens sehr falsche Entscheidungen getroffen.
Im Neuen Testament jedoch wird Lot als gerechtgesprochener Heiliger dargestellt – kein Wort über seine Sünden. Interessant, oder? Das ist genau das, was wir schon im Alten Testament über David finden: Wenn deine Sünden vergeben und vergessen sind, sagt Gott, du bist ein Mensch nach seinem Herzen. Du bist sündlos. Warum? Weil Jesus sündlos ist und dir seine Gerechtigkeit zugesprochen wurde.
Ich finde es wunderschön, wie das Evangelium so illustriert wird, indem alttestamentliche Personen aufgegriffen werden und gezeigt wird: Guck mal, das ist ein sündloser Gerechter. Er hat Sünden getan, aber diese sind vergeben und vergessen.
Wahnsinn! Wir haben den Jesajatext gelesen. Beim Herrn ist viel Vergebung. Er personifiziert sich gewissermaßen mit seiner Gnade, seiner Liebe und Vergebung.
Ja, wir finden also diesen Aspekt des Evangeliums: Gott betrachtet dich so, als hättest du wie Jesus gelebt, wenn du an Jesus glaubst. Er betrachtet dich so, als hättest du so sündlos und gerecht gelebt wie er, wenn du an ihn glaubst.
Das finden wir an verschiedenen Stellen. Ich nenne euch einfach mal zwei Beispiele: Römer 3,21-23 und 2. Korinther 5,21. Ich habe eine ganze Liste, die schicke ich euch gerne. Man kann die Texte auch gut lesen, wenn man mit jemandem spricht, der Fragen zum Christentum hat, oder wenn man als Christ das aufarbeitet.
Gott schaut uns durch die Brille des Kreuzes, durch die Brille des Blutes Jesu Christi an. Wir hätten so leben müssen wie Jesus, um der gerechten Strafe zu entgehen. Ich hätte dort am Kreuz hängen müssen.
Ich habe mich mit Mitte bis Ende zwanzig bekehrt, und es ist mir ein ganz großer Aspekt meines Glaubens geworden: Für das, was ich in meinem Leben getan habe, hätte ich dort am Kreuz hängen müssen. Aber Jesus ist dort hingegangen, damit ich, Matthias, nicht dort hängen muss.
Jetzt könnte man sagen: Es ist doch ungerecht. Ich kann doch nichts dafür, dass ich so geboren wurde, dass ich zum Sündigen neige. Diese Neigung wird auch Erbsünde oder Ursünde genannt. In der Westkirche spricht man meist von Erbsünde, in der orthodoxen Kirche von Ursünde. Beide Begriffe sind eigentlich nicht schlecht, denn sie drücken aus, dass wir als Sünder geboren werden und zum Schlechten neigen. Das ist wahr.
Aber ab einem gewissen Alter, sagt die Bibel, sind wir verantwortlich für unsere Taten. Mindestens sind wir verantwortlich dafür, zu reflektieren und festzustellen: Das war nicht richtig, das war nicht gut. Dann sollen wir Gott um Vergebung bitten und danach ringen, mit Jesus zusammen – nicht allein, sondern mit Jesus – anders zu sein und ihn um Vergebung bitten.
Das ist interessant. Man könnte jetzt sagen: Wir können nichts dafür, dass wir so geboren wurden. Aber ab einem gewissen Alter merken wir, dass zwischen uns und Gott etwas nicht stimmt. Wir brauchen jemanden als Mittler, nämlich Jesus Christus, der uns Vergebung und Gnade verschafft.
Genauso wie wir nichts dafür können, dass wir so geboren wurden, so können wir auch nichts dafür und nichts dazu tun, dass wir erlöst wurden. Du kannst nichts dazu tun. Die Sündenvergebung ist keine Belohnung fürs Zusammenreißen oder für Selbstbeherrschung. Sie ist keine Belohnung für irgendetwas. Sie ist auch keine Belohnung für deinen Glauben, sondern das Resultat deines Glaubens.
Das ist ganz interessant. Vielleicht hast du dir das auch schon mal beim Bibellesen gedacht: Um diese Sündenvergebung zu erlangen, muss ich ja glauben. Bedeutet das, ich muss dann doch etwas tun? Ich habe mir das schon beim Bibellesen gedacht, bevor ich recherchiert habe, wie das in der Kirchengeschichte erklärt wurde.
Tatsächlich ist das neutestamentliche Zeugnis eindeutig: Der Glaube ist keine Tat. Das ist nicht etwas, was du tust. Du sagst ja zu Gott, der dich in seiner Liebe gezogen hat. Das ist nichts, worauf du stolz sein kannst. Es ist etwas, wofür du dankbar sein kannst, dass Gott dir die Augen geöffnet hat, dass seine Liebe und seine Gnade dich angesprochen haben und du Ja zu ihm gesagt hast. Das ist keine Tat.
Diese ausgleichende Gerechtigkeit ist wunderschön. Ich sage es noch einmal, weil es so schön ist: Wir können nichts dafür, dass wir so geboren wurden, aber wir können auch nichts dafür und nichts dazu tun, dass wir erlöst wurden.
So kann man aus menschlicher Logik vielleicht sagen: Das ist ausgleichende Gerechtigkeit. Wir wurden in eine Tragödie hineingeboren, aber Gott macht alles gut.
Das Neue Testament enthält eine Aussage, die sehr herausfordernd ist: Die Leiden in dieser Zeit fallen nicht ins Gewicht angesichts der kommenden Herrlichkeit.
Das ist schwer zu ertragen und auch schwer zu fassen. Besonders dann, wenn man jahrzehntelang unter sehr schwierigen Umständen lebt, stellt sich die Frage, ob das wirklich so ist – dass all das Leiden tatsächlich keine Bedeutung hat.
Doch Gott ermutigt uns und sagt: Ja, du wirst es sehen. Im Vergleich zu der kommenden Herrlichkeit, in die du eintreten wirst, fallen diese Leiden nicht ins Gewicht.
Vielleicht kennst du die Stelle in Offenbarung 21. Dort steht, dass Gott alle Tränen von den Augen abwischen wird. Das ist ein wunderschöner Gedanke.
Wie ging es mit Salomo zu Ende?
Ich hätte gern gute Nachrichten für dich. Die meisten Bibelleser und Theologen gehen jedoch davon aus, dass Salomo leider in einem negativen Zustand gestorben ist – in seinem Götzendienst.
Ich höre schon einen Widerspruch, und der gefällt mir gut. In der jüdischen Überlieferung gibt es eine Beobachtung, die auch Bibelleser machen können: Das Buch Prediger spricht von einem König, von König Salomo, der sagt: „Ich habe alles gesehen auf dieser Erde, und das einzige, was ich als Resultat sagen muss, ist: Das einzige, was zählt, ist, höre auf den Herrn und halte seine Gebote, glaube an ihn.“ Das ist das Einzige, was im Leben wichtig ist.
Wir wünschen uns sehr, dass es der alte Salomo war, der das geschrieben hat. Wenn du das nächste Mal das Buch Prediger liest, geh mal in dich und frage dich: Ist es der alte Salomo oder der junge, mittelalte Salomo?
Die meisten Theologen gehen davon aus, dass Salomo das Buch in der Blüte seines Lebens geschrieben hat, nicht am Ende seines Lebens. Das entspricht auch der jüdischen Überlieferung. Und wenn man das Buch liest, passt es irgendwie eher zum alten Salomo.
Wir wünschen uns sehr, dass er die Kurve gekriegt hat, können das aber nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Das wäre natürlich wunderschön.
Das Buch Prediger ist, wenn ich das erwähnen darf, ein literarisches Meisterwerk der Antike. Da sind sich eigentlich alle einig, auch nichtchristliche Literaturforscher. Sie sagen, dass es unübertroffen ist und es unglaublich ist, dass ein so altes Buch so literarisch meisterhaft geschrieben wurde.
Ja, noch ein archäologischer Gedanke zum Schluss, den ich euch mitgeben wollte. Springen wir wieder zurück in 1. Könige 9. Wir haben in 1. Könige 9,1 gelesen – das war der erste Vers, den wir heute gelesen hatten. Dort steht, dass Salomo alles, was er zu machen begehrte und wozu er Lust hatte, gebaut hat. Er war ein großer Bauherr.
Wie am Anfang gesagt wurde, wurde das lange in der Theologie angezweifelt. Man hat im Nahen Osten gegraben und festgestellt: Huch, das ist ja doch ganz schön viel, was in dieser Zeit datierbar ist.
Eine sehr interessante Sache finden wir in Vers 15. Dort heißt es so ein bisschen: Was hat Salomo so gebaut? 1. Könige 9,15. Und so verhielt es sich mit den Frohnarbeitern, die König Salomo rekrutierte, um das Haus des Herrn und sein Haus zu bauen, um den Milo und die Mauer von Jerusalem und Hazor und Megiddo und Giza.
Man hat einen Mauertyp gefunden – einen Stadtmauertyp. Ich hätte ihn euch gerne gezeigt, aber ich sage euch gleich, warum ich das nicht kann. Man hat einen Mauertyp gefunden: super prunkvoll, doppelwandige Riesenmauer an drei verschiedenen israelitischen Städten. Man sagt, so einen prunkvollen Mauertyp kannst du nur bauen, wenn du eine Zentralregierung in absolutem Wohlstand hast. Dieser Mauertyp ist datierbar in Salomos Zeiten.
Dreimal dürft ihr raten, in welchen drei Städten dieser Mauertyp gefunden wurde. Es ist so genial: Man schlägt die Bibel auf und vergleicht sie mit archäologischen Fundorten. Wir haben in Vers 15 gelesen: Hazor, Megiddo und Giza. Wenn man dort gräbt, sieht man einen Stadtmauertyp, den Salomo gebaut hat – ein Doppelwandersystem, ein Doppelkammer-Wandsystem.
Es gibt ein Buch dazu, das ich euch aufgeschrieben habe: „Irrt die Bibel? Auf der Suche nach König David und Salomo – Mythos oder Wahrheit“ von Alexander Schick. Das ist sehr empfehlenswert und spannend. Es zeichnet nach, dass man früher alles lächerlich geredet hat – ach ja, das ist alles märchenhaft. Doch dann konnte man durch archäologische Funde das klar bestätigen: Salomo war sehr wahrscheinlich – wir glauben fest daran, nicht nur wahrscheinlich, sondern sehr sicher – so wie es die Bibel sagt.
In diesem Buch findet man auch Bilder von dieser archäologischen Fundstätte. Man sagt immer: Eine Wohnung oder ein Haus verliert man nicht. Aber dieses Buch und noch ein anderes, die ich zur Predigtvorbereitung gelesen habe, sind verschollen. Ich habe auch mal vor vier Jahren eine neue Hose gekauft, die ist ebenfalls verschollen. Ich bin zwischenzeitlich umgezogen, und sie ist einfach weg.
Diese beiden Bücher sind auch weg, aber ich habe meinen Frieden damit. Nach zwei Wochen Suche habe ich sie noch einmal bestellt. Das Buch sei euch empfohlen.
Noch ein anderer Tipp: Wenn du sagst, das ist spannend mit Salomo, warum hat er so komische Entscheidungen getroffen? Es gibt ein Buch von W. Faraday, „Salomo und der Tempelbau“, das super günstig erhältlich ist. Dort werden Fragen gestellt wie: Was stimmt denn mit Salomo nicht? Dass er die ägyptische Prinzessin heiratet, muss ihm doch klar gewesen sein, dass das ein Fehler war.
In dem Buch, das ich sehr cool fand, werden diese Fragen sehr interessant aufgearbeitet.
Nach der archäologischen Ausgrabung und dem Verschwinden meiner Hose sowie meines Buches: Was nehmen wir heute mit? Vielleicht könnte das Fazit sein, dass wir danach streben sollten, wie David zu sein und nicht wie Salomo.
Warum David? Selbst wenn er etwas falsch gemacht hat – und zwar schwere Fehler – kam er zum Herrn. Der Herr war gnädig, vergab ihm und sagte sogar, dass er ein Mann nach seinem Herzen war. Man sieht, wie groß die Gnade ist.
Natürlich kann man leicht auf David herabblicken und sagen: So schlimm bin ich ja nicht, solche schlimmen Dinge habe ich nicht getan. Aber wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, haben auch wir ernsthafte Probleme in unserem Leben. Ja, diese Dinge sind in uns.
Wir haben gesehen, dass das Kreuz genug ist. Gott hat kein weiteres Regelwerk; das Kreuz ist genug, der Glaube ist genug. Wenn wir diesen Glauben wirklich annehmen, ergreifen und festhalten, dann lasst uns gemeinsam mit Gott darum ringen, dass auch wir diese Heiligung erfahren – eine Veränderung in unserem Lebenswandel.
Wenn wir uns einfach gehen lassen, auch als bekehrte Christen, ist das so, als würde ein Garten verwildern. Unkraut wächst von alleine, wenn man nichts dagegen tut. So ist es auch mit unserem Leben: Wenn wir nichts tun, kein aktives Glaubensleben führen, kein Gebet, keine Gemeinschaft mit anderen Gläubigen, kein Bibelstudium und keine Evangelisation, dann wird das Unkraut wachsen.
Jesus sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe geben.“ Er sagt nicht, dass wir uns jetzt zusammenreißen und ein heiliges Leben führen sollen. Er sagt: Hör auf, dich abzumühen, komm zu mir, und ich zeige dir den besseren Weg.
Aus der Ruhe Gottes heraus, aus der Gnade heraus, aus dem Werk am Kreuz heraus dürfen wir bei Gott ankommen. Dadurch können wir, wie es im Neuen Testament heißt, in Werken wandeln, die für uns vorbereitet sind. Diese Werke tun wir nicht aus eigener Kraft, sondern aus Gott heraus – gemeinsam mit Gott.