Die Lehre der Apostel: Der zweite Korintherbrief Vers für Vers
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch, dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um den zweiten Korintherbrief, Kapitel 1, Vers 24 bis Kapitel 2, Vers 4.
Wir waren an der Stelle stehen geblieben, an der sich Paulus als ein Bote Gottes identifiziert, der den Korinthern die Verheißungen Gottes gebracht hat.
Wir wollen weitermachen mit dem zweiten Korintherbrief, Kapitel 1, Vers 24.
Die Festigung im Glauben durch Gott und die Bedeutung der Gemeinschaft
Der uns aber mit euch in Christus festigt und uns gesalbt hat, ist Gott. Paulus betont, dass es Gott ist, der zwischen den Korinthern und den Aposteln eine besondere Verbindung schafft, indem er sie gemeinsam und fortlaufend stärkt.
Wir müssen das gut verstehen: Alle Festigkeit im Glauben ist immer ein Geschenk von Gott. Es ist nichts, was wir aus uns selbst heraus schaffen können. Er salbt uns mit seinem Heiligen Geist für den Dienst, den er uns gibt. Gleichzeitig stellt er uns in die Gemeinschaft derer, die fortlaufend seine Festigung erfahren.
Dabei ist besonders wichtig, was Paulus mit dem Wort „mit euch“ hervorhebt. Für das Festwerden im Glauben brauchen wir eine Gemeinschaft. Wenn die Korinther ihre Beziehung zum Apostel abbrechen, wird das ihre Festigkeit in Christus negativ beeinflussen.
Das Siegel Gottes und die Anzahlung des Heiligen Geistes
Und jetzt geht Paulus noch einen Schritt weiter, wenn er sagt, dass wir nicht nur durch den Geist gesalbt, sondern auch versiegelt sind. In 2. Korinther 1,22 heißt es, dass Gott uns versiegelt und die Anzahlung des Geistes in unsere Herzen gegeben hat.
Gott hat uns versiegelt. Doch wofür steht ein Siegel? Ein Siegel steht für Eigentum beziehungsweise Authentizität. Mit einem Siegel bringe ich zum Ausdruck: Das ist meins, und ich werde auf mein Eigentum aufpassen – Hände weg.
Der Herr Jesus hat uns mit einem Preis erkauft. Er hat mit seinem Leben für uns bezahlt. Deshalb gehören wir nicht mehr uns selbst, sondern Gott.
Wenn es hier heißt, dass er uns versiegelt und die Anzahlung des Geistes in unsere Herzen gegeben hat, dann ist der Begriff „Anzahlung des Geistes“ so etwas wie die erste Rate auf die Ewigkeit. Der Begriff Anzahlung beschreibt, was ein Arbeiter als Teilzahlung erhielt. Es gibt noch mehr, wenn die Arbeit erledigt ist.
Bis dahin ist klar: Der Heilige Geist in uns garantiert, dass noch mehr kommt.
Paulus’ geänderte Reisepläne aus Liebe zur Gemeinde
Paulus betont hier die Gemeinsamkeiten. Obwohl die Empfänger eigentlich genug Grund hatten, ihm zu vertrauen, war es doch Gott, der in ihnen wirkte.
Paulus hatte natürlich Gründe, nicht zu kommen. Das ist auch der Vorwurf, der immer noch im Raum steht: Paulus, du bist, obwohl du es versprochen hast, nicht zu uns gekommen. Aber was waren seine Gründe?
In 2. Korinther 1,23 sagt Paulus: „Ich aber rufe Gott zum Zeugen an gegen meine Seele, dass ich um euch zu schonen noch nicht nach Korinth gekommen bin.“
Hier legt Paulus einen Schwur ab. Er ruft Gott zum Zeugen gegen seine Seele an – eine Selbstverfluchung, mit der er auf die ernsthafteste Weise zum Ausdruck bringt, dass seine geänderten Reisepläne zu ihrem Besten waren. Er ist nicht gekommen, weil er einen Konflikt vermeiden wollte, um sie zu schonen.
Paulus duckt sich also nicht einfach weg. Er ist bereit, sie wie ein Vater zu züchtigen. Am Ende dieses Briefes warnt er sie sogar, dass er kommen wird und dann nicht schonen würde. In 2. Korinther 13,2 heißt es: „Ich habe es im Voraus gesagt und sage es im Voraus: wie beim zweiten Mal anwesend, so auch jetzt abwesend, denen, die vorher gesündigt haben, und allen übrigen, dass, wenn ich wiederkomme, ich nicht schonen werde.“
Das ist also, was beim nächsten Besuch passieren wird. Doch als Paulus in der Vergangenheit darüber nachdachte, sie zu besuchen, war ihm klar, dass eine Konfrontation noch nicht angebracht war.
Paulus ist eben nicht der geistliche Bulldozer, der alle Gegner einfach niederwalzt. Er sieht sich als geistlichen Vater, der Gehorsam erwarten kann. Gleichzeitig weiß er aber auch, dass ein Streit zur falschen Zeit dazu führen kann, dass es kaum noch eine Chance auf Versöhnung gibt.
Paulus will aufbauen, er will Beziehung stiften. Deshalb ist er bereit, seine eigenen Pläne diesem Ziel unterzuordnen.
Die Bedeutung des richtigen Timings und der seelsorgerlichen Weisheit
Und wir sehen hier ganz praktisch für die Seelsorge, wie wichtig es ist, bei einem Streit das richtige Timing zu finden. Es ist gut, wenn wir in eine solche Situation kommen, in der wir konfrontieren müssen, dass wir dann viel dafür beten.
Das ist deshalb so wichtig, weil es nicht darum geht, Geschwister durch die Autorität eines Amtes, Machtspielchen oder ein dominantes Auftreten zu unterwerfen.
2. Korinther 1,24 sagt: „Nicht, dass wir über euren Glauben herrschen, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude, denn ihr steht durch den Glauben.“ Niemand hat das Recht, über den Glauben der Geschwister zu herrschen. Gerade Gemeindeleiter müssen sich das immer wieder vor Augen führen.
Wir sind als Leiter Knechte, keine Diktatoren. Wir wollen überzeugen, aber keinen Gehorsam erzwingen. Bestenfalls sind wir wie der Apostel Paulus Mitarbeiter an der Freude.
Lasst uns nie vergessen, dass Freude ein Kennzeichen des Glaubens und einer gesunden Gemeinde ist. Wo es in einer Gemeinde an Freude fehlt, müssen wir uns fragen, wie es um das Evangelium und den Glauben steht.
Dabei liegt die Verantwortung für unser geistliches Leben immer bei uns. Hier heißt es: Ihr steht durch den Glauben. Wir selbst sind dafür verantwortlich, die Qualität und Echtheit unseres Glaubens kritisch zu hinterfragen.
Ganz am Ende des zweiten Korintherbriefes lesen wir in 2. Korinther 13,5: „Prüft euch, ob ihr im Glauben seid; untersucht euch.“ Merkt ihr, wir müssen uns selbst prüfen. Die Verantwortung für die Echtheit und Qualität unseres Glaubens liegt nicht bei der Gemeindeleitung, sondern bei uns.
Paulus’ Entschluss, nicht erneut in Traurigkeit zu kommen
2. Korinther 2,1
Ich habe für mich beschlossen, nicht wieder in Traurigkeit zu euch zu kommen.
Kurz zu diesem „nicht wieder in Traurigkeit“: Es geht weiterhin um die Frage, warum Paulus seine Reisepläne geändert hat. Die Antwort lautet nicht, weil er leichtfertig Pläne umschmeißt, sondern weil er die Erfahrung seines letzten Besuchs nicht wiederholen wollte.
Noch mehr Traurigkeit brauchte er nicht – und natürlich auch die Korinther nicht.
2. Korinther 2,2
Denn wenn ich euch traurig mache, wer ist dann noch da, der mich fröhlich macht außer dem, der durch mich traurig gemacht wird?
Merkt ihr, in welchem Dilemma er steckt? Paulus sieht in der Gemeinde der Korinther eine Quelle der Freude.
Es ist bestimmt sinnvoll, wenn wir über unsere eigene Gemeinde nicht anders denken, oder? Ist meine Gemeinde, die ich regelmäßig besuche, für mich eine Quelle der Freude?
So ist es jedenfalls bei Paulus. Er hat Angst – Angst davor, dass ein erneuter Besuch nur noch mehr dazu führt, dass die Korinther traurig werden.
Noch mehr Niedergeschlagenheit konnte er nicht gebrauchen. Auch deshalb nicht, weil die Korinther für ihn eine Quelle der Freude sein sollten. Und Leute, die traurig sind, machen einen selbst nicht froh.
Der Tränenbrief als Ausdruck von Liebe und Sorge
Was tut Paulus jetzt? Er schreibt den uns unbekannten Tränenbrief.
2. Korinther 2,3: "Und eben dieses habe ich euch geschrieben, damit ich nicht, wenn ich komme, von denen Traurigkeit habe, von denen ich Freude haben sollte, weil ich euch allen vertraue, dass meine Freude euer aller Freude ist."
Mit "ebendies" bezieht er sich auf den Inhalt des Tränenbriefes. Paulus schreibt einen Brief, weil er davon ausgeht, dass ein Brief das richtige Werkzeug ist, um sie zu gewinnen – und eben nicht ein Besuch.
Manchmal braucht es Weisheit, um herauszufinden, welches Mittel man einsetzt, um eine Person zu gewinnen.
Noch etwas wird hier deutlich: Paulus hat sein Vertrauen in die Korinther, jedenfalls in ihren Wunsch, den Konflikt zu lösen, noch nicht verloren. Er glaubt daran, dass auch für sie die Freude des Apostels an ihnen ihre eigene Freude ist. Das ist etwas, in das es sich lohnt, Arbeit zu investieren.
2. Korinther 2,4: "Denn aus viel Bedrängnis und Herzensangst schrieb ich euch mit vielen Tränen, nicht um euch traurig zu machen, sondern damit ihr die Liebe erkennt, die ich besonders zu euch habe."
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Manchmal ist der ehrlichste Ausdruck von Liebe, einer Person zu sagen, wie sehr sie sich in geistlichen Dingen verrannt hat und wo sie auf Abwege geraten ist.
Der Brief, den Paulus schrieb, war für den Apostel keine leichte Aufgabe. Er schreibt hier aus Bedrängnis und Herzensangst, mit vielen Tränen.
Zurechtweisung ist kostspielig – für alle Parteien. Da ist die Angst um Seelen, die Angst davor, sich falsch auszudrücken, die Angst, selbst die Situation falsch zu sehen, die Angst, zu hart oder nicht hart genug aufzutreten.
Man sieht hier sehr gut, wie viel Liebe der Apostel an seinen geistlichen Kindern hängt. Mich beeindruckt das, weil er mir darin ein Vorbild ist. Ich stelle mir die Frage, ob ich meine Geschwister genau so liebe, wie Paulus mir das hier an diesem konkreten Beispiel eines Konflikts vorgemacht hat.
Das war's für heute. Morgen geht es mit dem zweiten Korintherbrief weiter.
Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
