I. Thessalonicher 1,1-10
Die Gemeinde, an die dieser Brief gerichtet ist, heißt heute Saloniki. Es ist eine große Stadt mit über einer Million Einwohnern – eine wunderbare Stadt. In der Nähe liegt Philippi, falls Sie einmal dorthin reisen.
In Thessaloniki gibt es heute verschiedene Gemeinden. Ganz am Anfang gab es dort eine Bibelgemeinde, die Brüdergemeinde. Diese Gemeinde hat einen Gottesdienstsaal erworben, etwa in der Königstraße, im ersten Stock. Der Saal ist wunderbar und hat eine Leuchtreklame außen – das freut mich jedes Mal.
Die Bibelgemeinde ist ebenfalls eine Brüdergemeinde. Außerdem gibt es in Thessaloniki ein großes evangelisches Krankenhaus mit Dr. Katsarkis, einem wunderbaren Mann. Er hält immer die Morgenandachten im Krankenhaus, das erstaunlich groß ist.
Wie gesagt, wenn Sie einmal dort sind, gibt es auch die griechisch-evangelikalen Gemeinden. Diese sind die größten Gemeinden in Griechenland und haben wunderbare, bibeltreue Pastoren. Alle drei Gemeinden haben einen herrlichen biblischen Grund.
Die griechisch-evangelikalen Gemeinden haben zwar nicht viele Gläubige, sind aber sehr bekennend, evangelistisch und missionarisch. Das ist etwas Schönes, wenn man mehr darüber weiß. Aber das ist heute Abend nicht unser Thema.
Einführung in die Gemeinde von Thessalonich und ihre heutige Situation
Jetzt wenden wir uns dem Brief zu und betrachten, wie es vor fast zweitausend Jahren war.
Paulus, Silvanus und Timotheus schreiben an die Gemeinde in Thessalonich: "Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus."
Wir danken Gott allezeit für euch alle. Dabei gedenken wir euer in unserem Gebet und denken ohne Unterlass vor Gott, unserem Vater, an euer Werk im Glauben, an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus.
Liebe Brüder, von Gott geliebt, wir wissen, dass ihr erwählt seid.
Die Erwählung und das Zeugnis der Gemeinde
Begründung: Woran erkennt man, dass die Erwählung Gottes geschehen ist?
Denn unsere Predigt des Evangeliums kam zu euch nicht allein im Wort, sondern auch in der Kraft, im Heiligen Geist und in großer Gewissheit. Ihr wisst ja, wie wir uns unter euch verhalten haben um eures Willen. Ihr seid unserem Beispiel gefolgt und dem Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis, aber mit Freuden im Heiligen Geist.
So seid ihr ein Vorbild geworden für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaia. Von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen, nicht allein in Mazedonien und Achaia, sondern an allen Orten ist euer Glaube an Gott bekannt geworden. Deshalb brauchen wir nicht viel darüber zu sagen. Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch bekehrt habt zu Gott – von den Abgöttern, denen ihr gedient habt, zum lebendigen Gott.
Wir warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet.
Die Teamarbeit des Apostels Paulus und seiner Mitarbeiter
Wie hat Paulus gearbeitet? Wir haben ein klares Bild vom Apostel Paulus. Wahrscheinlich ist Ihnen nie richtig aufgefallen, dass Paulus immer im Team gearbeitet hat und nie allein. Paulus, Silvanus und Timotheus bildeten gemeinsam ein Team.
Der Brief wurde diktiert. Wahrscheinlich führte der Jüngste, Timotheus, den Griffel. Es wurde oft auf Wachsplatten oder ähnlichem geschrieben. Die Technik ist dabei gar nicht so wichtig. Paulus arbeitete immer mit anderen zusammen und handelte nie allein.
Das ist ein Problem in unserer evangelischen Kirchenform heute: Das Pfarramt wird oft isoliert betrachtet. In Wirklichkeit wissen Sie, wie es in unserer Gemeinde ist: Es gibt eine große Gemeinschaft von Menschen, die einmütig im Glauben bezeugen. Schade, dass wir es im Gottesdienst nicht besser schaffen, diese Vielfalt auch zum Ausdruck zu bringen.
Ich freue mich jedoch, dass dies in Hauskreisen aufgegriffen wird. Auch beim Mütterfrühstück oder anderen Treffen zeigt sich, dass viele gemeinsam den einen Glauben an Jesus predigen und verkündigen. Das geschieht auch bei der Gymnastik, bei Besuchen oder im Gemeindedienst. Nur so entsteht wirklich Ausstrahlung.
Natürlich ist auch Evangelisation wichtig. Doch trotz aller Würdigung eines einzelnen Mitarbeiters wird es erst richtig schön, wenn eine große, breite Mannschaft dahintersteht und das Werk trägt. Wie wir das besser darstellen können, darüber denke ich oft nach. Vielleicht bin ich auch manchmal ungeschickt darin.
Eine Gemeinde lebt nicht durch einen einzelnen Verkündiger, sondern durch eine enge Bruderschaft vieler, die auf ihre Weise an ihrem Platz Jesus groß machen.
Dadurch war der Platz des Apostels Paulus nie infrage gestellt. Er wusste genau, welche Autorität und welchen Auftrag sein Apostelamt hatte. Gleichzeitig unterwarf er sich immer der Kritik der Brüder. Das ist wichtig, denn sonst wird man zum Einzelgänger – und das braucht man nicht.
Den Silvanus sollten wir noch einmal genauer beobachten.
Die Rolle des Silvanus in der Urgemeinde
Bevor wir dazu kommen, habe ich mir 2. Korinther 1,19 aufgeschrieben. Dort wird auch Silvanus erwähnt. Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, wurde unter euch durch uns gepredigt – durch mich, Silvanus und Timotheus. Man sieht hier deutlich, dass Paulus in Korinth gesagt hat, dass sie das gemeinsam gemacht haben. Urchristliche Evangelisation geschah in einer breiten Teamarbeit, und das segnet Gott.
Jetzt wollen wir Silvanus einmal genauer betrachten. Wahrscheinlich ist Silvanus der Silas, der Begleiter in der Apostelgeschichte. Wo begegnet uns Silas? In Philippi, im Gefängnis, beim Kerkermeister. Dort wird Silas erwähnt. Es ist gut möglich, dass er einen römischen Pass hatte und deshalb zwei Namen trug. Das ist geschickt. Paulus hatte ja auch zwei Namen: der jüdische Name Saulus und der römische Name Paulus. Er hat sich den römischen Namen Paulus gegeben, ein lateinisches Wort, während Saulus sein jüdischer Name war. Wahrscheinlich ist Silvanus der gleiche Name wie Silas.
In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie der Kerkermeister zum Glauben kam. Wenn Sie nun einmal nachschauen, dann sehen Sie, dass es in der Apostelgeschichte Kapitel 15 und 16 um Silas geht. Zunächst in Kapitel 15, Vers 22, erfahren wir mehr über Silvanus. Ein Bibellexikon hilft Ihnen dabei sehr. Die Apostel und Ältesten beschlossen, aus ihrer Mitte einige Männer auszuwählen und mit Paulus und Barnabas nach Antiochien zu senden. Diese Männer waren Judas, genannt Barsabas, und Silas.
Silvanus beziehungsweise Silas war also ein wichtiger Mann in der judenchristlichen Gemeinde. In den Versen 32 bis 34 erfahren wir noch mehr über ihn. Die ganze Lebensgeschichte wird dort deutlicher. Man könnte fast einen Bibelabend über Silvanus halten. Judas und Silas, die selbst Propheten waren und als Wortführer auch zugespitzt reden konnten, ermahnten die Brüder mit vielen Reden und stärkten sie. Nachdem sie eine Zeit lang dort verweilt hatten, ließen die Brüder sie mit Frieden gehen zu denen, die sie gesandt hatten. Paulus und Barnabas blieben in Antiochien.
Silas hat seine Aufgabe in Antiochien sehr gut erfüllt. In Vers 40 steht, dass Paulus Silas auswählte und fortzog, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen. Barnabas trennte sich von Paulus, Silas aber blieb Paulus’ Begleiter.
Wir können also kurz zusammenfassen: Silvanus stammt aus der Jerusalemer Urgemeinde und ist ein Judenchrist. Er wurde nach Antiochien geschickt und hat sich dort, wie in den Versen 32 bis 34 beschrieben, außerordentliches Vertrauen erworben. Er blieb in der Gemeinde von Antiochien, der ersten Missionsgemeinde, und lernte dort Evangelisation. Später war er ein unermüdlich wirkender Begleiter des Paulus.
Seinen Namen finden wir noch einmal als Gruß am Ende des 1. Petrusbriefes. Das sollten Sie im Hinterkopf behalten: Theologen neigen dazu, alles zu trennen und zu sagen, Paulus, Petrus und Johannes seien ganz unterschiedlich. Wenn Silvanus aber sowohl bei Paulus als auch bei Petrus war, dann gab es in der Urgemeinde ganz gewiss keine Kluft. Sie haben hier und dort in großer Harmonie mitgearbeitet.
Deshalb ist es mir wichtig, dass am Ende des 1. Petrusbriefes Silvanus noch einmal mit einem Gruß auftaucht. Die Kluft, von der Theologen sprechen, ist im Neuen Testament Unsinn und völliger Wahnsinn. Hier sehen wir Silvanus als einen wichtigen Mann, der die Gemeinde aufbaut. Sein Gruß an die Gemeinde zeigt seine Bedeutung deutlich.
Die geistliche Identität der Gemeinde
Und nun die Anrede der Gemeinde an die Gemeinde in Thessalonich – so würden wir sagen: Was ist eine Gemeinde? Eine Organisationsform, eine Struktur. Und er sagt: „Eine Gemeinde in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“
Ich sage es ja immer gern mit den Worten einer Gemeindedienstfrau in Tuttlingen, die damals, als ich Vikar war, unseren Dekan Stichler schier zur Verzweiflung brachte. Sie sagte: „Herr Dekan, Kirche ist doch eine Latte, ein Laden.“ So wollte sie mit dem Ganzen eine erbärmliche Gestalt ausdrücken. Manchmal muss man in der Kirche schon sagen: Das ist ein scheußlicher Laden zuweilen.
Und doch ist das Geheimnis, dass dieser oft so umstrittene Organismus eine Gemeinde ist, in der Gott zeltet. So geht es einem, wenn man schwache Gemeinden in Ungarn sieht und plötzlich merkt, dass die Gegenwart Jesu da ist. Bloß schlimm wird es, wenn wir meinen, die Gegenwart Gottes sei in Kirchengebäuden oder in Titeln oder Ämtern verfasst. Die Gegenwart ist immer unsichtbar im Geist Gottes.
Eine Gemeinde in Thessaloniki, die eine kleine, schwache Gemeinde war, war eine Gemeinde in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Das war ihre Würde, ihre Größe, ihre Schönheit. Ich kann nicht verstehen, dass Leute immer wieder sagen: Ich möchte mal schauen, welcher Gemeinde ich mich anschließe, wo das Wort richtig ausgeteilt wird, ganz gleich welcher Tradition das entspricht – baptistischer, methodistischer, lutherischer oder reformierter Tradition. Dort ist doch Gemeinde Jesu, dort ist seine Gegenwart, und da suchen wir die Gemeinschaft und werden gesegnet.
Man kann solche Erfahrungen im Leben immer wieder machen. Gemeinde ist ein Tempel, das Grundfeste der Wahrheit, überall, in aller menschlichen Schwäche und Unvollkommenheit. Darum ist es kein Laden, sondern etwas ganz Großes.
Oft geht man verdrossen und müde wieder in den Gottesdienst, sagt: Heute geht es fast nicht mehr, man ist halb krank oder es ist im Urlaub schwierig, eine Gemeinde zu finden. Wie wird man dann beschenkt? Weil einem Christus begegnet und Gott, der Vater, einen segnet.
Dann dieser Gruß: „Gnade sei mit euch und Friede.“ Das, was Paulus dieser Gemeinde wieder sagen kann, ist sein Evangelium. Euch gilt die Vergebung Jesu, euch gilt, dass Gott sich euch zuwendet.
Was wir der Welt zu bringen haben, sind doch nicht Lehren für die Welt. Das wollen wir in einer unheimlichen Welt sagen: Gott wendet sich uns zu, Menschen finden Frieden mit Gott, Gott repariert die Beziehungen, Menschen dürfen Gott wiederfinden.
Das ist es, was Gemeinde bringen kann. Im Gottesdienst können wir nicht das politische Wort finden und nicht die Sozialprobleme lösen. Wir können nicht manches Notvolle machen, das Erziehungsprobleme oder andere Belastungen betrifft. Aber wir können Menschen mit Gott zusammenbringen. Von daher wird sich manches in der Welt auch wieder heilen lassen.
Das ist die Aufgabe der Gemeinde: Gnade Gottes zu verkünden und den Frieden Gottes.
Die Bedeutung des Friedens und der Gnade Gottes
Wie furchtbar ist die ganze Euphorie unserer weltlichen Friedensbewegung in diesen Tagen gefallen. Man möchte es nicht aussprechen, weil sonst manche meinen könnten, es sei Schadenfreude. Doch wir leiden ja darunter.
Früher dachte man, mit ein paar brennenden Kerzen könne man die Weltprobleme lösen. Man wollte Hände reichen und Glocken läuten lassen. Die Welt aber ist von einem wahnsinnigen Unfrieden befallen – in den Familien, in den Häusern, unter den Kollegen und überall herrscht eine Unruhe der Menschen, eine Angst vor der Vergänglichkeit.
Wenn Menschen jedoch den Frieden Gottes wieder erleben, sind sie in dieser Welt geborgen und im Frieden. Das ist etwas Großes, das der Herr uns schenken will.
Kommen wir nun zum Gebet. Das war der erste Punkt des Grußes, die Teamarbeit, das Wesen der Gemeinde. Jetzt ein paar Worte zum Gebet.
Es ist heute Mode geworden, dass manche sagen, man dürfe nur noch loben. Man dürfe nur noch danken, aber man dürfe beim Beten überhaupt alles, was man will. Beim Beten darf man so sprechen, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Man darf klagen, man darf bei Gott weinen. Gott hat uns keine Vorschriften über das Gebet gegeben.
Bei Paulus fällt uns auf, wie viel er dankt. Man kann es vergleichen mit seinen anderen Briefen, etwa dem Philipperbrief oder dem Römerbrief. Auch dort beginnt er mit dem Gruß, mit dem Segenswort und mit dem Gebet. Für Paulus war das Gebet das Wichtigste.
Oft beginnen wir mit der Ermahnung: mehr beten! Und das Merkwürdige ist, dass Paulus selbst für die Gemeinden, um die er große Sorge trägt, zuerst dankt. Er sagt: „Wir danken Gott allezeit für euch alle“, obwohl dort schwere Nöte und Problemfälle waren. Er freut sich an der Bruderschaft.
Die Kraft des Dankens im Gebet
Wissen Sie, was es mir immer wieder bedeutet, Sie zu sehen? Das wissen Sie gar nicht. Dass die Gemeinde da ist, dass sie nicht davonläuft, dass sie sich selbst vom Wort stärken lässt und den Weg geht. Es ist eine Ermutigung, andere zu sehen und Gemeinschaft zu erleben, um den Weg zu wissen.
Grüße darf ich von Steisslinger sagen. Die habe ich heute besucht – einfach so. Es ist wichtig, dass man an sie denkt, voneinander weiß und sich freut, dass sie auch jetzt im Alter mit uns verbunden sind und dem Herrn treu bleiben.
Alle Zeit für euch alle – das ist ein Gebet, das sich durch den Tag zieht, im Seufzen, im Danken und im Singen weitergeht. Für euch alle gedenken wir in unserem Gebet.
Das Danken ist deshalb so wichtig, weil Gott gesagt hat, dass man durch das Danken sein Heil versteht. Wenn einer Glaubensprobleme hat, soll er das Danken lernen. Das ist der Weg, den ich ihm zeige: mein Heil durch das Danken, nicht durch das Grübeln, sondern durch das Danken. Also darf man auch klagen, aber man muss einfach wissen, dass das Danken eine besondere Verheißung hat (Psalm 50,23).
Und jetzt sagt er, was ihn am meisten freut an diesen Christen in Thessaloniki: wie sie anders sind, wie sie anders leben als die Umwelt.
Die Tätigkeit hier in der Hofhacker-Gemeinde ist richtig begriffen: Die machtvollste Evangelisation, die man heute halten kann, wird gar nicht durch große Versammlungen gemacht. Es gibt da oft den falschen Blick, obwohl natürlich auch so ein Gemeindetag mit seiner Ausstrahlungskraft schön ist.
Das Wunderbarste ist eine Gemeinde, die an Ort und Stelle Tag für Tag ihr Zeugnis gibt. Durch die Jahre hinweg hat das einfach eine Ausstrahlung, eine Bedeutung. So war es in Thessaloniki. Da war eine Gemeinde, und das ist so groß und wie eine Stadt auf dem Berge – das ist von Bedeutung.
So wie Sie an Ihrem Platz, in Ihrer Familie sagen: Das weiß jeder, wo ich denke, das hört jeder von mir. Und das darf ich immer weiter sagen: An meinem Platz gebe ich mein Zeugnis weiter.
Unsere liebe Frau Hochtaxis hat das immer so schön gemacht. In der Gesellschafterversammlung der Firma hat sie zu den Herren gesagt: „So, jetzt muss ich zuerst die Losung lesen. Sie können machen, was sie wollen. Ich lese die Losung.“ Ich finde es so wunderbar, wenn einer das sagt: „Ich will gar nicht viel tun, aber ich will an meinem Platz mein Zeugnis geben und dem Herrn verkünden, so wie ich es kann.“
Zeugnis im Alltag und die Bedeutung von Lebensfreude
Sie müssen wissen, dass die Menschen dieser Welt durch all die Jahrtausende hindurch wahnsinnig resigniert und müde sind. Der Drogenkonsum nimmt zu. Das kann man doch nicht stoppen, nur noch durch den erleichterten Vorschlag, jedem frei und kostenlos Methadon auszugeben. Das Rauschgiftproblem wird dadurch bekämpft, indem man es freigibt und für jeden zugänglich macht. Mal eine tolle Lösung? Das ist die Kapitulation, weil der Mensch keinen Lebensinhalt mehr hat.
Sie wissen gar nicht, was es bedeutet, wenn man einfach sagt: Ich freue mich an diesem Tag, ich weiß, wofür ich lebe, ich weiß, dass mein Leben Sinn hat und ich gehöre meinem Herrn. Das Schlimme ist, dass wir meinen, wir müssten die Leute erst zu ganz großen, tiefen theologischen Überzeugungen bringen.
Ich glaube, dass das Normale schon das Weitergeben der Lebensfreude ist. Dass ein Mensch sagt: Ich bin geborgen. In der Krankheit sagt er: Ich bin nicht verzweifelt, sondern ich trage das, und ich weiß, Gott hat mir das zugemessen. Dass alte Menschen im Altenheim sagen: Doch, auch mein Leben steht im Glanz des Lichts Gottes. Und ich weiß, wer Gott ist, und ich gehöre ihm.
Das ist für eine Gemeinde ganz wichtig, dieses Zeugnis weiterzugeben. Paulus beschreibt das, wie die das hier machen: Euer Werk im Glauben, eure Arbeit in der Liebe, eure Geduld in der Hoffnung. Werk im Glauben ist eigentlich ein Widerspruch. Wir meinen immer, das Werk sei ein Gegensatz zum Glauben. Aber darum stellt Paulus das zusammen und sagt: Das ist so schön, wir arbeiten mit Leidenschaft und Hingabe und doch wissen wir, dass Gott das Entscheidende schaffen muss.
Das ist doch prima! Wir schaffen mit Hingabe und doch im Glauben, weil wir uns nicht erzwingen wollen. Das macht uns nicht verbissen, darum sind wir nicht fanatisch, sondern im Glauben gehen wir die Dinge an. Wir arbeiten, schaffen mit Schweiß, vielleicht auch mit Tränen, aber in der Liebe, nicht verzwungen und geduldig. Geduldig heißt standfest in der Hoffnung, weil wir wissen, Gott wird etwas daraus werden lassen.
Darum werden wir auch nicht so verbissen, dass wir meinen, wir müssten überall Erfolg durchdrücken. Ganz schlimm ist es, wenn Leute missionieren und das mit dem letzten Druck erzwingen wollen: Jetzt musst du! Nein, geduldig in der Hoffnung Saat ausstreuen, ganz vornehm, nie aufdringlich, nie verzwungen – das ist biblisch.
Evangelisation und praktische Arbeit in Thessaloniki
Die griechisch-evangelischen, evangelikalen Gemeinden in Thessaloniki haben eine großartige Arbeit begonnen. Sie haben uns Fotos geschickt, ich glaube, sie nennen diese Orte „Stecki“, ich weiß nicht, wie das auf Griechisch heißt. Es sind so Rockerlokale.
Als ich die Bilder gesehen habe, wurde mir ganz angstig. Es sieht aus wie bei uns, wie eine schlimme Diskothek – ganz wild. Dort sind viele junge Burschen versammelt, die sehr ausgelassen wirken. Ich möchte jetzt nicht näher darauf eingehen, damit sich niemand verletzt fühlt. Aber man möchte nachts keinem jungen Mann dort begegnen.
Dort betreiben sie eine Art Teestube, in der das Evangelium verkündet wird. Diese Einrichtung hat eine enorme Anziehungskraft. Frau Polzin, so war es damals, als der Pfarrer Kaloterakis dort erzählt hat, ganz fröhlich und lebendig. Ich denke fast: Gott hat uns auch Grenzen gesetzt, was wir leisten können, aber für eine Stadt ist es wichtig, einfach mit Liebe auf die Menschen zuzugehen.
Jeden Abend ist es dort rappelvoll. Als ich die Fotos gemacht habe, war ich beeindruckt. Es ist unheimlich, wie man sonst in das schlimmste Rockerlokal geht – aber dort natürlich ohne Alkohol, nur mit Liebe und der Verkündigung des Evangeliums. Die Menschen fühlen sich dort wohl.
Wenn Sie einmal nach Thessaloniki kommen, können Sie bei der Gemeinde nachfragen, wo Sie das sehen und miterleben können. Es ist so schön, wenn Menschen auf diese liebenswürdige und gewinnende Art Jesus weitergeben.
Zeugnisse von Glaubensweitergabe und Kinderarbeit
Sie kennen doch die schöne Geschichte von dem Mann, der jetzt beim württembergischen Brüderbund Mitarbeiter ist. Er kam bei der alten Lehrerin mit dem schönen Namen Bieräugel in Schramberg zum Glauben.
Der Kakao, der dort ausgeschenkt wurde, war so gut, und beim Kakao wurde auch die biblische Geschichte erzählt. Man muss einfach wissen, dass es bei Kindern viel dazu gehört. Es gibt so manche Leute, die sagen: „Ja, in der Kinderkirche soll man keine Bildchen verschenken oder Briefmarken, sonst kommen die Kinder weg.“ Dem ist nicht so. Kinder sind Kinder.
Man muss die Herzen der Kinder gewinnen. Bei Erwachsenen ist es oft so, dass man mit Liebe etwas gestaltet. Und dann geben wir auch noch ein Zeugnis. Nicht, um jemanden damit zu „kaufen“, sondern um erfinderisch zu sein und nicht mit dem üblichen Druck zu arbeiten, sondern einfach im Zeugnis das auszudrücken, was hier beschrieben ist: Ihr seid von Gott geliebt.
Im Kommentar zum Thessalonicherbrief steht, dass er eben eine etwas barocke Sprache mit den Brüdern verwendet. Mir gefällt das immer noch sehr gut. Deshalb bin ich auch bei „Hilfe für Brüder“. Ich liebe die barocke Sprache.
In dieser Bruderschaft wird etwas mitgeteilt: Wir stehen durch Jesus in einem ganz engen Beziehungsgeflecht. Das Wort „Schwester“ ist durch unsere lieben Krankenschwestern etwas missverständlich geworden, darum ist es schwieriger, es zu gebrauchen. Aber die Bruderschaft und Brüderlichkeit ist nicht auf das Geschlecht bezogen. Es ist einfach eine ganz enge Verbindung, die uns in Jesus geschenkt ist – ob Mann oder Frau – und da sind wir zusammengebunden.
Und da sagt er: Ihr seid von Gott geliebt und ihr seid von Gott erwählt. Ich weiß, dass das vielen große Not bereitet und sie darüber grübeln. Aber man kann das nicht abschalten. Sie müssen wissen: Wenn Sie grübeln wollen, können Sie grübeln.
Ich möchte das jedem sagen, der einfach darüber grübelt, ob die Bibel nicht doch von Menschen geschrieben ist. Und sie können darüber grübeln, ob nicht doch heute Abend aus dem Wasserhahn vielleicht doch Ersehen kommt. Sie können grübeln, es könnte ja sein, dass doch jemand Gift hineingetan hat.
An dieser Frage können Sie so lange zweifeln, dass Sie sagen: Ich trinke kein Wasser mehr, ich trinke bloß noch jeden Haus-Sprudel. Aber da kann es ja auch drin sein.
Ich habe hier mal einen psychisch kranken Mann betreuen müssen. Der hat mich in einer Situation eingeholt. Da hat ein Mann gesagt, seine Familie wollte ihn immer vergiften. Ich habe dann versucht, auf ihn einzureden. Er war durchgedreht, bis man ihn in polizeilichen Gewahrsam und psychotherapeutische Behandlung bringen konnte. Aber er war durch nichts zu bewegen.
Da habe ich gesagt: Was ist jetzt? Da sagt er: Er hat im Kiosk Tabak gekauft, er war Pfeifenraucher, und er weiß ganz genau, dass er auch wieder vergiftet ist. Das hätte die Familie schon wieder hintenrum fertiggemacht.
Also, wenn man zweifeln will, kann man theoretisch alles bezweifeln.
Und mit der Erwählung können Sie auch grübeln und sagen: Hat Gott mich wirklich erwählt? Bin ich erwählt? Und warum hat er mich erwählt?
In der Bibel wird umgekehrt darüber gesprochen, aber nur im großen Jubel, in der Freude: Ich bin von Gott erwählt.
Was ist mit den anderen? Darüber wird nicht nachgedacht.
Und das meine ich jetzt schon als eine krankhafte Fragestellung. Lassen Sie es Gottes Geheimnis sein.
Die Gewissheit der Erwählung und das Zeugnis des Glaubens
Woran erkennt man, dass man erwählt ist? Daran, dass man sein Wort versteht. Das Wort hat Kraft in unserem Leben. Man sieht das schon daran, dass es Worte in der Bibel gibt, die Menschen bewegen. Der 23. Psalm zum Beispiel – wenn ich darüber spreche, ist das für viele eine Kraftquelle in schweren Stunden. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen das bestätigen können. Wenn ich Paare frage, die in der Nienerkirche waren, sagen sie oft, dass sie dort in der Bibel etwas gehört haben, das ihnen immer wieder im Kopf bleibt. Ganz erstaunlich, wie Gott in die Herzen der Menschen hineinredet.
Darum sage ich immer wieder das Beispiel: Die Erwählung ist eine theologische Einbahnstraße, die man nicht rückwärts fahren kann. Wenn man darüber grübeln oder philosophieren will, führt das nur zu falschen und unheimlichen Tiefen. Im Lobpreis kann ich das nur immer wieder in dieser Richtung bekennen. Ich darf viele Leute einladen und sagen: Ich bin überzeugt, nach ihrem Leben könnt ihr einstimmen in den Jubel: Er hat mich erwählt. Denn ich könnte gar nicht glauben, dass ich auch so im Denken der Menschen gefangen wäre, in einem Denken, das nur das Sichtbare anerkennt.
Aber Gottes Wort hat an mir gesprochen und mich gewiss gemacht. Ich habe das annehmen können. Sicher kommen wieder Stunden der Anfechtung. Doch dann geh wieder in die Gemeinschaft, suche die Seelsorge. Du wirst merken, wie der Herr dich tröstet und wieder ruhig macht. Dann sing die Lieder. Natürlich gibt es auch unruhige Zeiten. Doch geh wieder dorthin, wo Gott sprechen kann – in großer Gewissheit.
Das Schöne ist, dass diese Gemeinde das auch gelebt hat, einfach durch ihr Leben. Hier ist schön beschrieben, wie das einfache, natürliche Glaubensleben war: wie sie Familie lebten, wie sie unter Kollegen waren, wie sie ihr Lebensziel organisierten. Das hatte Einfluss und eine weite Ausstrahlung auf viele Menschen. Das ist jetzt auch wichtig zu betonen: Unser ganz normales, praktisches Leben in all unseren täglichen Bezügen hat eine große Bedeutung.
Ihr seid unserem Beispiel gefolgt und dem Herrn. Die Orientierung unseres Glaubens geschieht an Jesus. Man kann das Glaubensleben ganz einfach umschreiben: mit Jesus leben, Gemeinschaft mit Jesus haben, ihm ganz nahe sein, ihn suchen – nicht Attraktionen. Lasst euch auch von Problemen nicht überwältigen. Einfach: Ich möchte mehr mit Jesus zusammen sein, mehr von ihm entdecken und von dort aus meine Probleme lösen, meine Alltagsfragen in seinem Licht klären. Das haben die Christen in Thessaloniki getan.
Das hatte Ausstrahlung. Vor allem haben sie das Wort mit großer Bedrängnis, aber mit Freude aufgenommen. Ich bin oft innerlich unruhig, ob ich nicht doch mehr reden müsste. Ich halte mich aber zurück. Das merkt man auch bei der Frage, die viele von Ihnen beschäftigt: Wie stehen wir heute zu charismatischen Geisterfahrungen? Ich drücke das deshalb aus, weil wir sehen, mit welcher großen Not Menschen in unserer Mitte, die krank sind, von solchen Gemeinden oft weggestoßen werden, wenn sie nicht gesund werden. Und dann sagen sie Jesus am Ende ab.
Das ist so schlimm, wenn man Menschen einredet, dass sichtbare Folgen des Glaubens wie Heilung oder sichtbare Gefühle dazugehören. Das ist nicht wahr. Vielleicht habe ich es neulich zu kurz dargestellt, dass sich die Gemeinschaft in die Gemeinschaft der Leiden Jesu hineingezogen fühlt – so wie Paulus es in Philipper 3 beschreibt. Es ging um das Bekehrungsgebet: Mit 17 Jahren in der Gemäldegalerie damals dachte ich: „Das tat ich für dich, was tust du für mich? Ich möchte für dich leiden!“ Und hier wieder: Ihr habt das Wort mit Bedrängnis aufgenommen, nicht mit einem großen Begeisterungssturm und einer Fülle von Erfahrungen.
Bei euch war es nicht so, dass die Leute zu Hunderttausenden zusammenliefen. Nein, es gab gleich Widerstand und Feindschaft. Das ist der Normalfall der Wirkung Gottes, denn bei Jesus war es nicht anders. Ich bestreite nicht, dass Gott große Wunder tut. Ich habe immer wieder gesagt, dass unser Familienleben, das, was wir selbst erleben oder in der Gemeinde erleben, voll von Wundern ist – jedes Gebet, das wir erbeten, wird erhört.
Aber wir können Gott dabei nicht festhalten, denn oft will Gott uns demütigen. Das sind die größten geistlichen Erfahrungen. Wenn das verkürzt wird, entsteht furchtbare Not. Deshalb will ich das an dieser Stelle immer wieder betonen. Es geht nicht um Abgrenzung gegen irgendwelche Gruppen, sondern um Treue gegenüber dem Wort Gottes.
Hier steht es wieder: Ihr habt das Wort aufgenommen – nicht im großen Begeisterungssturm und mit vielen Erfahrungen. Das hat Christen durch zweitausend Jahre begleitet. Die einen sagen: „So, jetzt haben wir es erlebt.“ Aber Gott wirkt oft ganz anders – in aller Stille, im Leiden, in der Trübsal.
Ich weiß, dass das auch gefährlich sein kann, wenn man sagt, dass es nur im Leiden geschieht. Nein, seien Sie nicht einseitig. Lassen Sie es so geschehen, wie Gott es bei Ihnen tut. Wir freuen uns, wo Gott Sieg schenkt, und leiden mit, wo Gott durch Trübsal führt.
Aber wie viele haben wir allein in unserer Mitte, die krank sind, schwer an ihren Lasten tragen und ganz besonders Jesus nahe sind. Sie stehen unter seiner segnenden Hand und nehmen das Wort mit großer Bedrängnis, aber mit Freude auf. Gerade darin jubeln sie. Das laute Halleluja singen wir erst, wenn wir durch sind, Freunde – das richtige Halleluja.
Hier weinen wir manchmal auch die Tränen unserer Augen. Das gehört zum natürlichen christlichen Leben dazu. In der Bibelstunde müssen Sie das aushalten und verstehen. Wir brauchen immer wieder biblische Kriterien, um den Weg durch diese Zeit zu finden.
Die Ausbreitung des Glaubens und die Bekehrung der Gemeinde
Und jetzt noch, dass das Wort des Herrn durch Mazedonien und Achaia ausgeschollen ist. Das ist das Mazedonien, um das jetzt wieder der Streit zwischen Griechenland und der selbständigen Republik Mazedonien entbrennt. Achaia ist eine andere Provinz von Griechenland.
An all diesen Orten ist euer Glaube an Gott bekannt geworden, so dass wir es nicht nötig haben, etwas darüber zu sagen. Es ist etwas Wunderbares, wenn man bloß merkt: In der Kantine ist einer, der betet auch. Das ist etwas Wunderbares. Es ist eine Bekennung zu Jesus.
Sicher wollen wir noch mehr sagen, doch das bleibt nicht verborgen. Ihr selbst berichtet uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch bekehrt habt, zu Gott, von den Abgöttern zu dienen, dem lebendigen und wahren Gott.
Das ist unser Lebensziel: Gott zu dienen. Damit kann man sein Leben umschreiben. Das wollen wir. Wir wollen Gott dienen, auch in unseren täglichen Berufsverpflichtungen.
Sie sitzen wieder an der Schreibmaschine und sagen: „Ich will Gott dienen, will sein Leibeigener sein, ihm zu dienen und auf ihn zu warten.“ Diese wunderbare Ewigkeitshoffnung, die wir neulich in Philipper 3 hatten: „Ich jage ihm aber nach, ich will seine Kraft der Auferstehung ergreifen.“ Darum sind die Tage des Alters nie Tage des Abnehmens, sondern immer näher auf die große Zukunft hin, mit einer gewaltigen Dynamik ihm entgegenzugehen.
Und heute möchte ich nur ihm dienen, ihn verkündigen und seinen Ruhm laut werden lassen vor der Welt.