Einführung in das Thema der Ruhe
Hört mal ganz genau hin – hört ihr das? Ruhe! Ruhe ist etwas Schönes. Zum Beispiel die Ruhe nach einem anstrengenden Arbeitstag oder die Ruhe, wenn die Kinder endlich im Bett sind. Viele von uns sehnen sich nach Ruhe.
Genau mit diesem Thema der Ruhe wollen wir uns heute beschäftigen. In unserem Text lesen wir von einer Ruhe, in die Jesus uns hineinführen will. Dabei geht es ganz konkret um verschiedene Arten der Ruhe. Wir werden sehen, welche Arten von Ruhe nur vorübergehend sind und welche die eigentliche Ruhe ist.
Natürlich betrachten wir dieses Thema biblisch. Wir wollen uns die Bibelstellen anschauen. Es geht dabei nicht um irgendwelche Methoden, wie wir zur Ruhe kommen können. Das ist heute nicht das Thema. Vielmehr soll es darum gehen, wie wir zur wahren, zur besseren Ruhe in Jesus gelangen können.
Ich finde es schön, dass ihr wieder dabei seid, und wünsche euch viel Freude an der heutigen Einheit.
Die Bedeutung des Hörens auf Jesus im Hebräerbrief
Das haben wir in den letzten Malen schon ausführlich gehört: Jesus ist einfach besser. Doch der Hebräerbrief bleibt nicht dabei stehen. Es geht auch darum zu zeigen, dass es deshalb umso wichtiger ist, auf Jesus zu hören. Ebenso wichtig ist es, die Worte Jesu im Glauben anzunehmen und Jesus selbst anzunehmen.
Wenn wir uns zurückerinnern an Hebräer 2,1-4, haben wir gesehen, dass Jesus höher ist als die Engel. Darauf folgte die Aussage: Wenn es schon wichtig war, auf die Engel zu hören, wie viel wichtiger ist es dann erst, auf Jesus zu hören.
Ganz ähnlich ist die Situation jetzt bei Mose. Am Anfang von Kapitel 3 haben wir festgestellt, dass Jesus natürlich höher ist als Mose. Denn im Gegensatz zu Mose ist Jesus der Mensch gewordene Gott. Er ist nicht einfach ein Mensch wie du und ich, kein Mitarbeiter im Reich Gottes, sondern Gott selbst.
Deshalb enthält auch unser heutiger Text, in dem wir uns mit der Gottesruhe beschäftigen, immer wieder diese Ermahnung und Hauptbotschaft: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verstockt eure Herzen nicht.“
Der Aufruf zur Wachsamkeit und das Beispiel des ungehorsamen Volkes
Ich möchte mit euch jetzt den ersten Teil unseres heutigen Textes lesen, und zwar aus Hebräer 3,7-19. Es geht darum, wie der Heilige Geist heute spricht:
„Wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht, wie es geschah bei der Verbitterung am Tage der Versuchung in der Wüste, wo mich eure Väter versuchten und prüften und doch meine Werke gesehen haben vierzig Jahre lang.“
Darum wurde ich zornig über dieses Geschlecht und sprach: „Immer irren sie im Herzen, aber sie verstanden meine Wege nicht.“ So schwor ich in meinem Zorn, dass sie nicht zu meiner Ruhe kommen sollten.
Seht zu, liebe Brüder, dass keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe, das abfällt von dem lebendigen Gott. Sondern ermahnt euch selbst alle Tage, solange es heute heißt, dass nicht jemand unter euch verstockt werde durch den Betrug der Sünde.
Denn wir haben an Christus Anteil bekommen, wenn wir die Zuversicht vom Anfang bis zum Ende festhalten. Wenn es heißt: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören würdet, so verstockt eure Herzen nicht, wie es bei der Verbitterung geschah“ – wer hat sie denn gehört und sich verbittert?
Waren es nicht alle, die von Ägypten auszogen mit Mose? Und über wen war Gott zornig vierzig Jahre lang? War es nicht über die, die sündigten und deren Leiber in der Wüste zerfielen?
Wem aber schwor er, dass sie nicht zu seiner Ruhe kommen sollten, wenn nicht den Ungehorsamen? Und wir sehen, dass sie nicht dahin kommen konnten wegen des Unglaubens.
Das Inspirationsverständnis der Schrift und die Rolle des Heiligen Geistes
Lasst uns jetzt diesen ersten Abschnitt Schritt für Schritt durchgehen. Es ist ganz spannend. Am Anfang entdecken wir etwas, das eigentlich gar nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hat. Dennoch erfahren wir dabei etwas über das Inspirationsverständnis der Schrift.
In Vers 7 lesen wir: Wie der Heilige Geist spricht. Wenn wir Gottes Wort lesen, dann spricht der Heilige Geist zu uns. Es folgt hier ein Zitat aus Psalm 95.
Nun kommt die Quizfrage: Wer hat Psalm 95 geschrieben? Wer weiß es? Natürlich nur der Verfasser des Hebräerbriefs. Wenn wir nämlich in den Psalmen nachschauen, finden wir keine Verfasserangabe. Doch der Hebräerbrief gibt uns später im vierten Kapitel, Vers 7, die Antwort, dass das heute von David gesagt wurde.
Aber das ist ja auch nicht ganz richtig. Viel entscheidender ist die Frage: Wer ist der eigentliche Autor? Der eigentliche Autor ist der Heilige Geist. Das heißt auch später in Hebräer 4,7, wo es heißt, dass er abermals einen Tag bestimmt und ein Heute, und er spricht nach so langer Zeit durch David: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört.“ Hier wird deutlich gemacht, dass es Gott ist, dass es Gottes Geist ist, der durch David spricht.
Es ist also ganz wichtig, wenn es darum geht, ob die Bibel wirklich Gottes Wort ist, dass gerade diese Stellen in Hebräer 3 und 4 zeigen, dass es Gott ist, der durch David spricht.
So sehen wir, wie das Schriftverständnis zumindest im Neuen Testament ist und wie ein innerbiblischer Beweis dafür aussieht, dass die Bibel wirklich vom Heiligen Geist eingegeben ist.
Das heißt, der Geist Gottes spricht durch die biblischen Autoren zu den Menschen damals, aber auch ganz konkret zu uns heute.
Die Hauptbotschaft des Textes: Wachsamkeit und Glauben
Und da kommen wir jetzt auch schon zum zweiten Punkt: Was ist die Hauptbotschaft dieses Abschnitts? Das hatte ich ja anfangs schon ein bisschen erwähnt. Die Hauptbotschaft, die gleich dreimal in unserem Text, in Kapitel 3 und 4, vorkommt, lautet: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verstockt eure Herzen nicht.“
Diese Botschaft gilt einerseits ganz konkret den Menschen in der Wüste, dem Volk Israel – dieses Beispiel greift der Hebräerbrief auf, und darauf werden wir gleich noch etwas genauer eingehen. Gleichzeitig spricht dieses Wort Gottes aber auch in die Zeit der Abfassung und bis in unsere heutige Zeit hinein. Denn dieselbe Botschaft gilt auch uns: Heute, wenn wir seine Stimme hören – jetzt im Moment, wenn wir die Worte des Hebräerbriefs lesen –, heißt es: „Wenn ihr meine Worte hört, dann verstockt eure Herzen nicht.“
Der Schreiber des Hebräerbriefs möchte seine Leser, die Juden, die er hier im Blick hat, darauf aufmerksam machen: „Schaut mal, ihr wollt auf Mose hören, dann müsst ihr auch auf Jesus hören.“ Zwischen Mose und Jesus passt kein Blatt Papier. Im Gegenteil: Wer auf Mose hört, der muss erst recht auf Jesus hören.
Deshalb gilt: Wenn ihr jetzt das Wort Gottes hört, das durch Jesus offenbart ist, dann verstockt eure Herzen nicht. Denn welche Konsequenzen das hat, könnt ihr nur verstehen, wenn ihr in eure eigene Geschichte schaut.
So führt er die Leser zurück in die Geschichte, in die Zeit der Wüstenwanderung. Er zeigt auf, dass dieses Volk, das Gott aus Ägypten herausgeführt hat, um in das Land Kanaan einzuziehen, nicht auf Gott gehört hat. Sie haben ihre Herzen verstockt und waren nicht bereit, das zu tun, was Gott von ihnen forderte.
Wir sehen also die Geschichte eines ungehorsamen Volkes. Gleichzeitig sehen wir auch die Konsequenzen: Gott sagt, dass das Volk nicht in seine Ruhe einkehren darf.
Die Bedeutung der Ruhe im Alten Testament und ihre Vorläufigkeit
Was ist mit der Ruhe gemeint? Das heißt, das Volk durfte nicht in das verheißene Land, in das Land Kanaan, einziehen. Das war die Strafe für ihren Ungehorsam. Sie wollten nicht zu dem Zeitpunkt in das Land hinein, als Gott es ihnen sagte. Sie hatten Angst vor den Kanaanitern.
Die Strafe Gottes war, dass sie vierzig Jahre in der Wüste umherirren mussten. Die verantwortliche Generation starb letztendlich in der Wüste und konnte somit die Ruhe des Landes Kanaans nicht genießen. Erst die Generation danach durfte diese Ruhe erleben.
Diese Beispielgeschichte wird nun aufgegriffen und angewendet. Wenn also das Volk Israel aufgrund seines Ungehorsams nicht in die Ruhe eingehen konnte, warum sollte es uns heute anders ergehen? Wenn wir Gott gegenüber ungehorsam sind, wenn wir Jesus nicht im Glauben annehmen und nicht auf seine Worte hören, dann könnte uns dasselbe Schicksal drohen wie damals den Israeliten. Die Ruhe, die Gott für uns vorbereitet hat, würde in weite Ferne rücken.
Jetzt rede ich die ganze Zeit von Ruhe. Am Anfang habe ich ja das Beispiel genannt, wenn man vom Arbeiten heimkommt und die Ruhe, den Feierabend genießen kann. Wenn die Kinder im Bett sind – zumindest bei uns eine ganz konkrete Situation – und abends einfach Ruhe einkehrt, dann genießt man das.
Aber wenn ich hier von Ruhe rede, dann geht es offensichtlich um etwas ganz anderes. Was meine ich denn mit Ruhe? Das geht hier nicht nur um Stille, sondern scheinbar um ein viel größeres Konzept.
Genau darauf wollen wir jetzt genauer eingehen. Welche Konzepte von Ruhe gibt es in der Bibel? Wir lesen zum einen von einer Ruhe, die Gott festsetzt. Dabei wollen wir feststellen, dass diese Ruhe eigentlich nur vorübergehend ist.
Dann kommen wir zu einer ewigen, besseren, der wahren Ruhe.
Die Verheißung der Ruhe und der Glaube als Zugang
Wenn wir nun zu Kapitel vier gehen, lesen wir dort die logische Schlussfolgerung in Bezug auf die Gedanken oder Ausführungen, die der Hebräerbrief zuvor in Kapitel drei gemacht hat.
Jetzt folgt nämlich die Aufforderung an die Menschen. Ich möchte dazu Hebräer 4,1-3 lesen:
»So lasst uns nun mit Furcht darauf achten, dass keiner von euch etwa zurückbleibe, solange die Verheißung noch besteht, dass wir zu seiner Ruhe kommen. Denn es ist auch uns verkündigt wie jenen, aber das Wort der Predigt half jenen nichts, weil sie nicht glaubten, als sie es hörten. Denn wir, die wir glauben, gehen ein in die Ruhe.«
Schon in diesen wenigen Versen machen wir eine wichtige Entdeckung. Die erste ist eine ziemlich erleichternde: Der Zugang zur Ruhe ist noch möglich. Die Zeit ist noch nicht vorbei, das Heute besteht noch.
Damit verbunden ist natürlich gleich die Frage: Wie soll das denn bitte schon gehen? Das Volk Israel ist doch schon längst ins Land Kanaan eingegangen, das war auch das Beispiel, das gerade genannt wurde. Wie kann es jetzt sein, dass wir noch an dieser Ruhe teilhaben können? Dazu kommen wir gleich.
Gleichzeitig wird uns aber auch deutlich, wie man zu dieser Ruhe kommt, wie sich diese Verheißung erfüllt – nämlich durch den Glauben. Es geht schlicht und einfach darum, Gott zu glauben, ihm zu vertrauen. Dann erfüllen sich die Verheißungen auch für dich und für mich.
Die Vorläufigkeit der Ruhe im Land Kanaan
Ich habe gerade schon erwähnt, dass es mit dieser Ruhe ein paar Probleme gibt. Das liegt daran, dass wir das Beispiel aus der Wüstenwanderung kennen, mit der Hoffnung auf das verheißene Land, auf die Ruhe dieses Landes. Doch diese Hoffnung ist längst zerschlagen, sie ist schon lange vorbei.
Was bedeutet das also konkret für uns heute? Um welche Ruhe geht es hier eigentlich?
Interessanterweise geht es gerade nicht um diese Ruhe. In Kapitel 4, Vers 8 heißt es zum Beispiel: „Denn wenn Josua sie zur Ruhe geführt hätte, würde Gott nicht danach von einem anderen Tag geredet haben.“ Das zeigt, dass es noch eine Ruhe für das Volk Gottes gibt. Josua hat das Volk nicht in die eigentliche Ruhe geführt. Er hat sie zwar ins Land Kanaan geführt, aber selbst dieses Land war nur ein Vorbild für die eigentliche Ruhe.
Am Ende von Vers 3 wird noch ein weiterer Punkt angesprochen: „Nun waren ja die Werke von Anbeginn der Welt fertig“, so heißt es an anderer Stelle vom siebten Tag, „und Gott ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken.“ Doch an dieser Stelle wird gesagt: „Sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.“
Hier wird ein Vergleich gemacht: Gott ruhte am siebten Tag, und durch das Feiern des Sabbats sollte auch das Volk Israel in diese Ruhe eingehen. Gleichzeitig wird jedoch gesagt, dass sie diese Ruhe verwirkt haben. Wie passt das zusammen? Wie können sie wöchentlich den Sabbat feiern und trotzdem nicht in die Ruhe eingehen?
Das bedeutet ganz einfach, dass auch die Sabbatruhe nicht die eigentliche Ruhe ist. Die Sabbatruhe ist, genauso wie das Land Kanaan, nur eine vorübergehende Ruhe. Im Grunde ist sie nur eine Vorschattung auf die eigentliche Ruhe, um die es hier im Hebräerbrief geht. Und um die es nicht nur im Hebräerbrief geht, sondern auch ganz konkret in unserem Leben.
Die Bedeutung des Sabbats als Zeichen der Heiligung
Wir sehen, heute dreht sich nicht so stark um die Person Jesus, wie wir es bisher hatten – dass Jesus besser ist als die Engel oder besser als Mose. Hier zeigt sich uns, wohin Jesus uns führt und was es bedeutet, wenn wir an Jesus glauben. Das wollen wir jetzt vertiefen.
Fangen wir doch einfach mal mit dem Sabbat an. Welche Bedeutung hat der Sabbat? Klar, Gott hat in sechs Tagen die Welt geschaffen und am siebten Tag ruhte er. Genau in diesem Sinne ging der Auftrag auch an das Volk Israel in der Wüste. Sie sollten sechs Tage lang ihr Manna jeden Tag sammeln und keine Vorräte anlegen. Denn alles, was sie mehr gesammelt hatten, verdarb am nächsten Tag. Am sechsten Tag sollten sie jedoch doppelt so viel sammeln. Interessanterweise blieb diese Menge dann auch für den siebten Tag gut, sodass sie an diesem Tag nichts sammeln mussten.
Dieser Gedanke wird noch einmal vertieft in den Zehn Geboten. Das heißt, das Volk Israel sollte den Sabbat heiligen. Sie sollten sechs Tage arbeiten, aber am siebten Tag von ihrem Werk ruhen. Der Sabbat ist also ein Ruhetag. Er wurde von Gott eingeführt, damit die Menschen von ihren Werken ruhen.
Doch da steckt noch mehr dahinter. In 2. Mose 31,13 lesen wir, dass Gott zu Mose sagt: „Sage den Israeliten, haltet meinen Sabbat, denn er ist ein Zeichen zwischen mir und euch von Geschlecht zu Geschlecht.“ Er fordert also, den Sabbat zu halten, weil dieser ein Zeichen zwischen Gott und seinem Volk ist.
Die spannende Frage ist nun: Wofür ist dieser Sabbat ein Zeichen? Damit ihr erkennt, dass ich der Herr bin, der euch heiligt. Der Sabbat ist ein Zeichen dafür, dass Gott die Menschen heiligt. Er ist nicht einfach nur ein Ruhetag, sondern macht gleichzeitig deutlich, dass Gott derjenige ist, der den Menschen heilig macht. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, und darauf kommen wir gleich noch zurück.
Die neutestamentliche Sicht auf den Sabbat
Wie geht es jetzt im Neuen Testament weiter? An verschiedenen Stellen sehen wir, dass Jesus Kranke heilt und dass er es zulässt, dass die Jünger sich um Ehrungen streiten. An manchen Stellen deutet Jesus dies an und sagt, dass zum Beispiel Krankenheilungen erlaubt sind.
Aber gerade beim Streit um Ehrungen macht Jesus selbst deutlich, dass dies eigentlich nicht legitim ist. Gleichzeitig betont er, dass er der Herr über den Sabbat ist und dass deshalb bestimmte Handlungen wiederum legitim sind.
Hebelt Jesus einfach willkürlich das Gesetz aus? Nein. Wir müssen den Sabbat auch im Neuen Testament betrachten. In Kolosser 2,16-17 lesen wir: „So lasst euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes oder Sabbats. Das alles ist nur ein Schatten des Zukünftigen, leibhaftig aber ist es in Christus.“
Hier steht schwarz auf weiß, dass Paulus deutlich macht: Der Sabbat ist nur ein Schatten des Zukünftigen, das in Christus wirklich vorhanden ist. Das heißt, der Sabbat ist nichts anderes als ein Bild auf Jesus. Paulus bestätigt das genau an dieser Stelle.
Das bedeutet, wir sehen, dass der Sabbat von Gott eingeführt wurde, um die Ruhe zu bezeugen, die noch kommen soll. Er ist eine Vorschau darauf. Gott erinnert Woche für Woche das Volk Israel daran, dass sie irgendwann in die wahre Ruhe eingehen werden. Er ist derjenige, der sie heiligt.
Diese wahre Ruhe ist in Jesus erfüllt. Was das konkret bedeutet, wird man gleich sehen.
Das Land Kanaan als Vorbild für die wahre Ruhe
Lasst uns vorher noch einen Blick auf das Land Kanaan werfen, denn wie wir in unserem Text gesehen haben, ist das Land Kanaan ein Vorbild für die eigentliche, die wahre Ruhe.
Was war das Land Kanaan? Zum einen lesen wir immer wieder, dass Gott dem Volk Israel versprochen hat, dass dieses Land ihr Besitz und ihre Heimat sein wird. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, denn bisher war das Volk Israel immer nur als Fremdling in diesem Land gewesen.
Es fing schon bei Abraham an. Übrigens, nebenbei bemerkt, stammt daher auch der Name Hebräer. Sie wurden Hebräer genannt, was „Fremdling“ bedeutet. Abraham war also in dem Land Kanaan nur ein Fremdling, kein Einheimischer, er kam von außerhalb. Das änderte sich nicht bis zur Zeit von Jakob und Joseph.
Dann zog das Volk erst einmal für eine längere Zeit nach Ägypten, wo sie wiederum Fremdlinge waren und schließlich sogar Sklaven wurden. Danach zogen sie durch die Wüste, heimatlos.
Endlich stand ihnen die Heimat vor Augen. Sie hatten endlich die eigentliche, die wahre Heimat vor sich, die Gott für sie vorbereitet hatte. Dafür steht das Land Kanaan.
Gleichzeitig symbolisiert das Land Kanaan auch irdischen Segen. Es wird immer wieder davon gesprochen, dass es ein Land sei, in dem Milch und Honig fließen, ein Land, in dem es ihnen gut geht.
Als letzter Punkt ist damit natürlich auch Ruhe verbunden. Das Land steht für Frieden. Es soll dort Frieden herrschen, weil Gott das Volk dorthin führt und dort Frieden sein wird.
Die Begrenztheit des irdischen Segens und die Notwendigkeit der Treue
Jetzt fragt sich der eine oder andere: Wenn sich das alles so anhört, dann klingt es ja ziemlich utopisch. Vor allem, wenn man in der Bibel weiterliest – in den Büchern Josua, Richter, Könige –, sieht alles ganz anders aus. Dort wirkt es nicht so, als sei das Land ein fester Besitz des Volkes Israel oder als gäbe es dort ununterbrochen Segnungen und Frieden.
Das Problem wird schon am Ende des fünften Buches Mose deutlich. Im Kapitel 28 ist von Segen und Fluch die Rede. Gott verheißt dem Volk, dass Segen über sie kommen wird, wenn sie ihm treu bleiben. Sind sie jedoch untreu, lösen sich all diese Segnungen des Landes auf: Das Land wird von anderen erobert, es gibt Hungersnöte und Ähnliches.
Das bedeutet, der Segen ist an die Treue des Volkes gebunden. Offensichtlich ist dieser Segen, wenn er an die Treue von Menschen geknüpft ist, nur vorübergehend oder immer wieder kurzfristig möglich. Langfristig war von Anfang an klar, dass die Ruhe, in die Josua das Volk geführt hat, nur vorübergehend sein kann.
Das bestätigt auch der Schreiber des Hebräerbriefs. Er macht deutlich, dass Josua das Volk nicht in die endgültige Ruhe geführt hat. Wäre das der Fall, würde David nicht schon wieder von einem neuen „Heute“ sprechen.
Es geht also im Grunde um eine andere, eine viel größere Ruhe.
Die vier wesentlichen Aspekte der wahren Ruhe
Es ist interessant zu sehen, dass der Hebräerbrief diese eigentliche, wahre Ruhe gar nicht näher beschreibt. Er macht auch keine Zusammenfassung davon, die ich gleich noch geben werde. Offensichtlich geht der Brief davon aus, dass es dem Juden, der ihn liest, völlig klar ist, was diese eigentliche Ruhe bedeutet, wenn er den Sabbat und das Land Kanaan betrachtet.
Ich möchte diese Zusammenfassung trotzdem kurz machen und vier wesentliche Aspekte, die diese Ruhe auszeichnen, mit euch anschauen.
Der erste Aspekt ist die Heimat. Das haben wir gerade in Bezug auf das Land Kanaan gehört. Jesus gibt uns die wahre Heimat, die himmlische Heimat. In Hebräer 13,14 steht: „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Wir sind hier nur Fremdlinge in dieser Welt. Für jemanden, der Jesus nachfolgt, ist diese Welt nur eine Übergangsstation. Wir sind sozusagen auf der Durchreise und auf dem Weg in unsere eigentliche Heimat. Wir sind nicht mehr von dieser Welt, oder wie Albert Frey so schön singt: mitten in dieser Welt, doch nicht von dieser Welt. Wir gehören zu dir und doch sind wir noch hier. Genau das ist der Gedanke dieser Ruhe: Jesus schenkt uns eine neue Heimat.
Der zweite Aspekt ist, dass Jesus uns Frieden schenkt. Zum einen schenkt er Frieden in unseren Herzen, aber gleichzeitig auch den Frieden, der für uns Menschen unmöglich war – nämlich Frieden mit Gott. In Römer 5,1 heißt es: „Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Dass Jesus uns in die Ruhe führt, in die wahre Ruhe, bedeutet, dass er jetzt Frieden mit Gott schafft.
In Bezug auf das Land Kanaan haben wir gerade gehört, dass es mit einem Land verglichen wurde, in dem Milch und Honig fließen – ein Land, in dem reicher irdischer Segen auf das Volk Israel wartete. Was zeichnet also die Ruhe Jesu aus? Die Ruhe in Jesus zeichnet sich dadurch aus, dass wir gesegnet sind, aber nicht mit irdischem Segen, sondern mit geistlichem Segen. In Epheser 1,3 heißt es: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.“ Er hat uns nicht nur ein bisschen gesegnet oder hier und da ein paar geistliche Segnungen zukommen lassen. Nein, mit allem geistlichen Segen hat er uns gesegnet.
Nun kommen wir zum letzten, dem vierten Punkt, nämlich der Frage: Wer ist derjenige, der heiligt? Diese Frage ist eng verknüpft mit dem Gedanken der Ruhe und dem „Werkenruhen“. In der Ruhe Jesu zu sein bedeutet, dass wir nichts mehr tun müssen und auch nichts mehr tun können. Es ist jemand anders, der für uns wirkt, jemand, der uns heiligt. So wie wir es in 2. Mose 31 gelesen haben: Gott heiligt uns Menschen.
Ich nehme jetzt eine Belegstelle aus dem Alten Testament, die so schön prägnant und passend ist und natürlich auch geistlich übertragen werden muss. In 2. Mose 14,14 heißt es: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“ Das ist übrigens auch wieder das Evangelium. Es bedeutet, wie wir es am Anfang hatten, Christus in uns. Er ist derjenige, der uns verändert und der uns gebraucht. Es sind nicht unsere Werke, die Frucht bringen, sondern seine Werke. Er heiligt uns.
Wir dürfen von unseren Werken ruhen. Das heißt nicht, dass wir uns aufs Sofa legen, die Arme verschränken und einfach abwarten, was Gott tut. Nein, es bedeutet, dass wir fröhlich losgehen, aber ohne den Druck, jetzt das Reich Gottes bauen oder Menschen in Scharen zum Glauben führen zu müssen. Das können wir gar nicht. Wir können ganz entspannt von Gott gebraucht werden, in dem Wissen, dass er der Handelnde ist. Auch das zeichnet die Ruhe in Jesus aus.
Das Prinzip des „Schon jetzt und noch nicht“ in der Ruhe Jesu
Wenn wir uns diese Ruhe jetzt noch einmal etwas intensiver anschauen, merken wir, dass das, was wir hier erleben, diese Ruhe, in die wir durch Jesus einkehren können und zu der wir jetzt Zugang haben, noch nicht die endgültige Ruhe ist.
Auch hier gilt wieder das Prinzip des Schon-jetzt-und-noch-nicht: Schon jetzt gehen in Jesus Dinge für uns in Erfüllung, die wir als Christen auch heute in diesem Leben schon erfahren dürfen. Gleichzeitig ist noch nicht alles vollkommen erfüllt.
Bezüglich der Heimat heißt das ganz einfach: Wir haben schon jetzt eine neue himmlische Heimat, aber wir leben noch nicht dort.
Oder in Bezug auf den Frieden: Wir haben schon jetzt Frieden mit Gott, aber noch nicht sind alle unsere zwischenmenschlichen Beziehungen so, dass wir mit allen Menschen Frieden haben können. Dieser universale Frieden kommt erst in der Ewigkeit.
Wir sind schon jetzt gesegnet mit allem geistlichen Segen, leiden aber heute noch an Krankheiten, Schmerzen, Sünde und Tod. All das wird mit Offenbarung 21 in der Ewigkeit nicht mehr sein. Dann wird der Segen Gottes vollkommen sein.
In Bezug auf die Heiligung: Ja, Gott arbeitet an uns, er verändert uns auch schon jetzt und wirkt in uns. Trotzdem sind wir noch meilenweit von der Vollkommenheit entfernt. Heiligung bedeutet Wachstum im Glauben, aber die Vollendung findet ebenfalls erst in der Ewigkeit statt.
Das heißt, wir sind schon jetzt in die Ruhe Jesu eingegangen, aber die vollkommene, ewige Ruhe wartet auf uns in der Ewigkeit bei Gott. Zugang zu dieser Ruhe haben wir nur durch den Glauben an Jesus.
Wer diese Botschaft Jesu nicht glaubt und Gott ungehorsam ist, steht unter dem Zorn Gottes. Dann heißt es: Ihr werdet nicht in meine Ruhe eingehen.
Diese Botschaft gibt uns der Hebräerbrief hier weiter.
Abschluss mit der Kraft des Wortes Gottes und der Aufforderung zur Umkehr
Ich möchte die heutige Einheit mit Kapitel vier, den Versen zwölf und dreizehn abschließen. Dort lesen wir zum Ende unseres Abschnitts: Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig, schärfer als jedes zweischneidige Schwert. Es dringt durch, bis es Seele und Geist, auch Mark und Bein, scheidet. Es ist ein Richter der Gedanken und Absichten des Herzens.
Kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen. Das Wort Gottes ist unser Recht. Gott kennt unsere Gedanken, er kennt unseren Glauben und weiß ganz genau, was echt ist und was Schein ist.
Dieser Hinweis galt zum einen auch damals den Juden, an die dieser Brief gerichtet ist. Er sagt, ob ihr Gott wirklich liebt oder ob eure ganze Religiosität letztendlich nur eine Scheinfrömmigkeit ist, ob sie aufgesetzt ist. Gott weiß es, er kennt euer Herz. Aber auch für das Volk Gottes, für Israel, ist noch eine Ruhe vorhanden. Deshalb der Aufruf: Kehrt um, hört auf Jesus!
Die Gefahr, wenn wir uns mit solchen Texten beschäftigen und auch mit der ursprünglichen Hörerschaft, ist oft, dass wir das aus einer Zuschauerperspektive betrachten. Wir sehen den Hebräerbriefschreiber, der die Juden davon überzeugen möchte, Jesus als Messias anzunehmen. Das ist spannend, manchmal gerade dann, wenn es einen selbst gar nicht betrifft. Man kann da völlig unbeteiligt zuhören.
Aber das ist nicht der Anspruch des Wortes Gottes. Heute, wenn wir seine Stimme hören, dürfen wir unsere Herzen nicht verstopfen. Jesus kennt auch unsere Herzen ganz genau. Er weiß, ob unser Glaube echt ist oder nur aufgesetzt. Er achtet nicht darauf, wie fromm wir reden können oder wie gut wir uns nach außen religiös geben, oder wie gläubig uns die anderen halten. Nein, Gott kennt unser Herz und achtet genau darauf. Auch wenn wir allen anderen etwas vormachen könnten, ihm können wir nichts vormachen.
Deshalb möchte ich die heutige Einheit mit einer Predigt abschließen. Dabei denke ich nicht an eine lange Predigt. Nein, ich möchte mit einer ganz kurzen, knappen und schlichten Predigt enden. Es ist im Prinzip die erste Predigt von Johannes dem Täufer, auch die erste Predigt von Jesus und die erste Predigt von Petrus, nachdem Jesus gegangen ist: Tut Buße, kehrt um und folgt Jesus nach. Denn nur dann werdet ihr in seine Ruhe eingehen.
Wenn ihr aber die Worte Jesu nicht zu Herzen nehmt und nicht bereit seid, umzukehren, dann steht dieses Gerichtswort Gottes über eurem Leben, dass ihr nicht in seine Ruhe eingehen werdet.
Ich wünsche mir, dass sein Geist, wenn er heute zu uns spricht durch sein Wort, unsere Herzen verändert. Dass er Glauben entstehen lässt und Wachstum im Glauben bewirkt. Herr Jesus, genau darum bitten wir dich: Verändere du unsere Herzen! Du siehst, unsere Herzen sind von Natur aus verstockt. Nur du kannst sie weich machen. Nur du kannst, so wie David es gebetet hat, uns ein neues Herz und einen neuen Geist schenken – ein Herz, das dir nachfolgt.
So möchte ich dich bitten, Herr, lass uns wachsen im Glauben, in der Liebe zu dir und zueinander und auch in der Erkenntnis. Damit wir dir immer ähnlicher werden, dich verherrlichen und letztendlich in deine Ruhe einkehren dürfen. Amen!
Ausblick und Ermutigung zur weiteren Beschäftigung
Die Hälfte ist schon geschafft, Teil vier ist zu Ende. Nächste Woche geht es weiter mit Teil fünf: Jesus, der bessere oder der wahre Hohepriester.
Ich möchte euch an dieser Stelle noch einmal ermutigen, die Dinge, die ich jetzt alles gesagt habe, selbst in der Bibel nachzulesen. Forscht selbst und prüft, ob das, was ich sage, auch wirklich stimmt.
Gerne könnt ihr euch auch schon vorbereitend mit dem Thema beschäftigen. Lest zum Beispiel die Hebräer-Texte, die beim nächsten Mal dran sind. Schaut vielleicht sogar jetzt schon ganz konkret beim Hohenpriester im Alten Testament nach und lest, was dort über den Hohenpriester alles gesagt wird.
Ich freue mich, wenn wir uns nächste Woche wiedersehen – oder vielleicht auch schon früher, falls ihr die Videos in einer anderen Taktung anschaut. Ich finde es schön, dass ihr dabei seid und dass wir uns hier gemeinsam auf den Weg machen.
Vielleicht, ich kann euch ja leider nicht sehen, sehen wir uns ja mal beim BSK bei einem Vortrag oder einer Predigt. Dann könnt ihr natürlich gerne auf mich zukommen, wenn noch Fragen sind. Ansonsten besteht weiterhin die Möglichkeit, Fragen zu schreiben. Am Ende kann ich dann auf diese Fragen eingehen.
Ich wünsche euch alles Gute, Gottes Segen und dass ihr behütet bleibt. Denkt gerne auch an uns, ans BSK, in euren Gebeten.
Macht’s gut! Bis zum nächsten Mal, ciao!
