Sommerbibelschule 2025
Der erste Korintherbrief, Kapitel 1 bis 6
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch.
Dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ich darf euch drei Wochen lang die Predigten der Sommerbibelschule 2025 präsentieren.
Die Bedeutung von Binden und Lösen im geistlichen Kontext
Ein kleiner Werbeblock: Wer sich näher für das Thema Binden und Lösen interessiert, kann gerne in meinen Podcast „Jesu Leben und Lehre“ hineinhören, insbesondere in Episode 416.
Ohne hier näher darauf einzugehen, wird deutlich, was Jesus damit meint. Wir sollen als geistliche Geschwister Sünde nicht ignorieren, sondern den Sünder überführen – wenn möglich zunächst unter vier Augen.
Gelingt das nicht, erfolgt die Überführung im kleinen Kreis. Am Ende soll die ganze Gemeinde beziehungsweise diejenigen, die geistlich genug sind, um das Problem ernst zu nehmen, den Sünder überführen. Wenn er nicht hört, soll ihm auch die Zugehörigkeit zur Gemeinde abgesprochen werden.
Wenn der Sünder jedoch auch auf die Gemeinde nicht hört, so soll er behandelt werden wie ein Heide oder Zöllner. Er gehört dann nicht mehr zur Gemeinschaft.
Paulus’ Autorität und das Urteil über den Sünder
Und genau darauf besteht Paulus, wenn er in 1. Korinther 5 etwas merkwürdig formuliert.
1. Korinther 5,3: „Denn ich, zwar dem Leibe nach abwesend, aber im Geist anwesend, habe schon als Anwesender das Urteil gefällt über den, der dieses so verübt hat, wenn ihr und mein Geist mit der Kraft unseres Herrn Jesus versammelt seid, einen solchen im Namen unseres Herrn Jesus dem Satan zu überliefern.“
Paulus ist aktuell nicht bei ihnen, aber er sagt, dass er, auch wenn er dem Leibe nach abwesend ist, im Geist anwesend ist. Er spricht aus der Ferne über den Sünder ein Urteil. Dabei möchte er, dass sie als Gemeinde dieses Urteil umsetzen.
Paulus setzt die Autorität seiner Persönlichkeit und seines Apostelamtes hier bewusst ein, damit die Korinther tun, was er verlangt. Die Sache ist so ernst und gefährlich, dass Paulus hier richtig Druck macht.
Die Konsequenzen des Gemeindeausschlusses
Was soll die Gemeinde tun? Sie soll den unbußfertigen Sünder dem Satan überliefern. Eine interessante Formulierung, oder? Was ist damit gemeint, jemandem dem Satan zu überliefern?
Die Gemeinde ist ein Schutzraum. Wenn ich jemanden aus der Gemeinde ausschließe, dann drücke ich damit aus, dass ich ihn – um die Worte Jesu noch einmal zu verwenden – für einen Heiden und Zöllner halte. Ich gehe davon aus, dass der Betroffene nicht mehr zur Ekklesia des Messias gehört, also nicht mehr zur Gemeinschaft derer, die Jesus zu Recht Herr nennen.
Und wenn ich nicht mehr Jesus folge – was ich ja durch mein Leben zeige –, also wenn ich bewusst sündige, wem folge ich dann? Nun, dann bleibt als Alternative nur der Teufel.
Versteht ihr das? Der unbußfertige Sünder folgt bereits durch seine Sünde dem Teufel. Er ist quasi dorthin zurückgekehrt, wo er schon einmal war. Er lebt so wie vor seiner Bekehrung. Jetzt macht die Gemeinde durch den Ausschluss diese Tatsache, nämlich dass er dem Teufel folgt, nur offiziell.
Voraussetzungen und Grenzen des Gemeindeausschlusses
Wichtig ist, was hier steht: die Sache mit dem Satan, der überliefert wird, und dem Gemeindeausschluss.
Was hier beschrieben wird, gilt nur für einen gerechtfertigten Gemeindeausschluss. Wenn mich ein Gremium aus nichtigen Gründen aus der Gemeinde ausschließt – zum Beispiel, weil ich mir die Haare färbe oder ins Freibad gehe – dann handelt es sich um einen Akt der Eigenwilligkeit. In diesem Fall liegt Machtmissbrauch vor, und die Gemeindeleitung, die diesen Ausschluss zu verantworten hat, versündigt sich.
Von solchen Fällen spricht Paulus hier nicht. Paulus behandelt hier ausschließlich einen gerechtfertigten Fall.
Die doppelte Zielsetzung des Ausschlusses
Warum ist es so wichtig, dass ich den Sünder ausschließe?
Fangen wir vorne an: 1. Korinther 5,5 sagt: „Einen solchen im Namen unseres Herrn Jesus dem Satan zu überliefern zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet wird am Tag des Herrn.“
Hier geht es um zwei Aspekte: Erstens zum Verderben des Fleisches und zweitens darum, dass der Geist am Tag des Herrn gerettet wird.
Mit „Fleisch“ ist hier – wie wir an anderer Stelle schon gesehen haben, zum Beispiel in meinem letzten Vortrag über 1. Korinther 3 – das rebellische, fleischliche Denken und Verhalten des Unzüchtigen gemeint. Der Ausschluss soll also dazu führen, dass der Sünder Buße tut. Die alte sündhafte Natur, das Fleisch, muss weg – zum Verderben des Fleisches. Das ist der erste Aspekt.
Der zweite Aspekt ist: Damit der Geist am Tag des Herrn gerettet wird. Merkt ihr? Der Ausschluss hat ein doppeltes Ziel: Das Falsche muss weg, damit das zweite Ziel erreicht wird, nämlich dass der Geist gerettet wird.
Der Geist ist das Gegenstück zum Fleisch. Fleisch ist der alte Jürgen, Geist ist der neue Jürgen. Der Ausschluss ist wichtig, damit der neue Jürgen am Tag des Herrn – das ist der Tag, wenn Jesus wiederkommt – gerettet wird.
Die Bedeutung von Buße und Warnung vor Sünde
Vorsicht: Das Wort „damit“ drückt hier eine Absicht aus. So wenig, wie das Fleisch automatisch durch den Ausschluss vernichtet wird, so wenig wird der Geist automatisch durch den Ausschluss gerettet.
Der Ausschluss ist ein Angebot an den Sünder. Er muss Buße tun, sich zurechtbringen lassen und die Ketten sprengen, die ihn an die Sünde binden. Wenn er das nicht tut und bewusst weiter sündigt, kann es sein, dass er am Tag des Herrn nicht gerettet wird.
Es reicht nämlich nicht aus, sich Christ zu nennen. Man muss es wirklich sein, um gerettet zu werden.
Ich weiß, dass Christen beim Thema der Wiederverlierbarkeit der Rettung sehr unterschiedliche Meinungen haben. Ich werde das jetzt nicht thematisieren. Ich möchte nur jeden warnen, der leichtfertig mit grober Sünde spielt.
Mehrfach spricht Paulus davon, dass sich niemand selbst betrügen soll. Wer als Rebell lebt und sein eigenes Ding durchzieht, wird das Reich Gottes nicht erben. Ihr werdet das morgen in der Begegnungszeit in 1. Korinther 6 lesen.
Ergänzende biblische Hinweise zur Heiligkeit
Hier noch eine andere Stelle, damit ihr sie mal gehört habt: Epheser 5,5.
Dort heißt es: Denn dies sollt ihr wissen und erkennen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – denn er ist ein Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes.
Niemand verführe euch mit leeren Worten. Denn wegen dieser Dinge kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams. Seid also nicht ihre Mitteilhaber!
Die Gefahr der Sünde für die Gemeinde
Was tun die Korinther? Sie lassen den Mann, der eine Beziehung zu seiner ungläubigen Stiefmutter hat, einfach gewähren.
Wir sind ja so aufgeklärt. Oder wie lautet der Slogan der Korinther? „Alles ist mir erlaubt, wir leben aus Gnade, Sünde spielt keine Rolle mehr.“
Das ist falsch, ganz falsch. Wer so ein Evangelium verkauft, der verkauft eine Lüge.
1. Korinther 5,6: „Euer Rühmen ist nicht gut. Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert?“
Das ist ein zweites Problem. Das erste war: „Ich muss den Sünder ausschließen, damit er gerettet werden kann, wenn er Buße tut.“
Der zweite Grund, warum Ausschluss so wichtig ist: Die Korinther schaden nicht nur dem Sünder, sondern der ganzen Gemeinde.
Wie Sauerteig einen ganzen Teig durchsäuert, so kann Sünde eine ganze Gemeinde zerstören.
Das war’s für heute. Noch mehr Vorträge zum Ersten Korintherbrief findest du auf www.frogwords.de.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.