Einführung in das Thema Gemeinde und Gemeinschaft
Ja, unser Thema ist heute Morgen und auch morgen noch Gemeinde und Gemeinschaft. Wie gehen wir miteinander um?
Ich möchte heute am Anfang ein paar grundlegende Dinge über den Leib Christi sagen. Schreibt nur das mit, was ihr noch nicht wisst, sonst wird es zu viel. Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr einfach unterbrechen, die Hand heben oder euch auf andere Weise bemerkbar machen – das merke ich jedenfalls. Das soll nicht einfach nur ein Vortrag sein, sondern auch ein Gespräch. Wenn ihr nicht mitkommt oder es zu schnell geht, meldet euch einfach.
In der Lehre kann man die Bibel auf verschiedene Arten betrachten. Man kann die Bibel exegetisch lesen, das heißt buchmäßig, briefmäßig und versmäßig. Oder man geht sie thematisch an. Beides ist wichtig, denn die Gemeinde Jesu braucht beides. Hier arbeiten wir jetzt ein bisschen thematisch.
Es gibt die Lehre von der Gemeinde, die Lehre über Christus, die Lehre über den Heiligen Geist, die Lehre über Gott, die Lehre über den Menschen, die Lehre über die Zukunft und die Lehre über das Heil. Es gibt viele solcher Themen, die sich durch die Bibel ziehen.
Jetzt zur Lehre von der Gemeinde: Diese kann man wieder aufteilen. Das ist gut, weil wir so denken. Wir denken in Schubladen. Deshalb haben wir auch in der Schule Fächer und nicht alles durcheinander. Der Mensch lernt so und deshalb muss er die Dinge in kleinere Einheiten zerlegen. Das ist wichtig.
Ich habe hier zum Beispiel acht Themen zur Lehre der Gemeinde:
- Das Wesen der Gemeinde – also, was ist die Gemeinde?
- Die Leitung der Gemeinde – wie wird der bestimmte Weg der Gemeinde bestimmt?
- Die Gemeinschaft der Gemeinde
- Wie entsteht Gemeinde und wie wächst sie?
- Die Ausrüstung der Gemeinde mit Gaben und Kraft usw.
- Der Auftrag der Gemeinde – dazu gehören Lehren, Evangelisieren, Visionieren usw.
- Zeichenhafte Handlungen – Taufe und Abendmahl usw.
- Die Hoffnung der Gemeinde, was auch das Thema der Zukunft ist. Das könnte man auch wieder ausklammern.
Es sind also verschiedene Themen. Ich sage das nur, damit ihr wisst, wo wir uns befinden.
Ich möchte mich hauptsächlich in diesen Tagen mit dem Wesen der Gemeinde und der Gemeinschaft der Gemeinde beschäftigen. Das ist das, was uns jetzt interessiert. Einleitend möchte ich ein paar Punkte nennen, die uns darauf hinführen sollen.
Die Kostbarkeit und Bedeutung der Gemeinde
Die Gemeinde ist etwas ganz Kostbares. Das ist der erste Punkt. Denn der Herr Jesus liebt die Gemeinde, wie es im Epheser 5 heißt. Er hat sich selbst für sie hingegeben. In Johannes 17, Vers 22 lesen wir: „Ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben.“ Der Herr Jesus gibt das Schönste und das Beste der Gemeinde.
Die Gemeinde ist etwas ganz Besonderes in den Augen Gottes, und er möchte, dass sie bei ihm ist. Das Sein wie Seinen, seine Gemeinde, soll bei ihm sein. Jetzt schon im Geist möchte er bei uns sein, und wir bei ihm. Er möchte, dass unsere Gedanken bei ihm sind. Eines Tages werden wir ganz bei ihm sein, so dass wir auch ihn sehen werden. Die Gemeinde ist sehr kostbar – das ist der erste Satz.
Der zweite Satz lautet: Gott hat sehr viel in die Gemeinde investiert. In Apostelgeschichte 20, Vers 28 heißt es: „Die Gemeinde Gottes, die er durch das eigene Blut erworben hat.“ Durch sein eigenes Blut hat er sie erworben, gekauft. Er hat viel gegeben, er hat sich selbst gegeben.
In Kolosser 1, Verse 21-22 steht: „Euch, die ihr einst entfremdet wart und Feinde, versöhnte er nun aber ganz in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch darzustellen als Heilige und Tadellose und Unsträfliche vor seinem Angesicht.“ Er hat die einzelnen Menschen versöhnt, um sie als Heilige und Tadellose eines Tages vor seinem Angesicht zu haben. Und jetzt schon, nicht nur eines Tages, sondern jetzt schon durch Jesus Christus, durch das, was er getan hat, werden wir in Christus als Heilige und Tadellose dargestellt.
Das heißt: Wenn Gott die Gemeinde anschaut, dann sieht er Christus, weil die Gemeinde in Christus ist. Jesus nimmt einen Menschen aus der Welt heraus und versetzt ihn in Christus hinein. Jeder Christ ist in Christus. Wenn Gott die Gemeinde anschaut, dann schaut er Christus an, denn dort sind wir drin. Das ist unsere Gerechtigkeit, unser Heil, unser Friede und unsere ganze Hoffnung – dieser Christus.
Der dritte Satz, das ist alles nur eine Einleitung, lautet: Gott eifert für die Gemeinde. Wer rächt die Gemeinde? Gott eifert für die Gemeinde. Aber bitte: Wenn man weiß, dass man etwas später bekommt, passt man schlechter auf. Das ist erwiesen, das hat man wissenschaftlich festgestellt.
Wenn du weißt, dass du alles nachher bekommst, dann tue so, als ob du es nicht bekommst. Gott eifert für die Gemeinde, er rächt sie. In 1. Korinther 3, Vers 17 steht ein sehr ernster Satz: „Wenn jemand das Tempelheiligtum Gottes verdirbt, wird Gott ihn verderben.“ Hier spürt man, wie Gott für seine Gemeinde eifert.
Wenn du meine Kinder kaputt machst, dann mache ich dich kaputt. Wenn du mein Volk ins Wasser wirfst, Pharao, dann wirf ich dich ins Wasser. Wenn du die Babys in den Nil wirfst, dann wirst du im Roten Meer ertrinken. So ist es auch im Neuen Testament. Gott wird den verderben, der das Tempelheiligtum Gottes, also die Gemeinde, verdirbt.
Denn das Tempelheiligtum Gottes ist heilig, und das seid ihr – ihr seid dieses Tempelheiligtum (1. Korinther 3,4.17). Die Gemeinde ist also ein Heiligtum für Gott. Das darf nicht kaputt gemacht werden. Wehe dem, der die Gemeinde oder einzelne Glieder der Gemeinde zerstört oder verdirbt.
Der vierte Satz lautet: Paulus wünscht, dass wir Gläubige geöffnete Augen haben für die Gemeinde, für die herrliche Zukunft der Gemeinde, für den herrlichen Reichtum der Gemeinde und für die große Kraft der Gemeinde. Diese geöffneten Augen haben wir nicht von Natur aus. Wir müssen darum bitten, dass der Herr uns die Augen öffnet. Auch wenn wir Christen sind, brauchen wir immer wieder, dass Gott uns die Augen öffnet.
Das gilt auch, während wir zusammen sind. Betet und beten wir immer wieder zum Herrn. Man kann auch während des Zuhörens beten, dass der Herr uns die Augen öffnet für die Schönheit seiner Gemeinde. Das wird sich auf die Praxis auswirken, auf das Thema Gemeinschaft, denn wir wissen, wie kostbar die Gemeinde ist.
Die Gemeinde hat eine gewaltige Hoffnung, also eine gewaltige Zukunft. Paulus betet, dass die Gläubigen die Augen öffnen für diese Zukunft, zu der sie berufen sind. Die Hoffnung ist der zweite Punkt. Der Reichtum, die Herrlichkeit seines Erbes, ist der dritte Punkt. Gott hat ein Erbe, und dieses Erbe heißt Gemeinde. Er wird es uns einmal geben.
Wie reich ist dieses Erbe, wie herrlich ist die Herrlichkeit dieses Erbes? Da möge uns Gott die Augen öffnen. Und das Dritte ist: Diese Gemeinde hat Kraft, eine überschwängliche große Kraft. Diese Kraft ist da, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, weil er in uns lebt, mit uns und durch uns.
Da ist eine große Kraft vorhanden, und Paulus betet, dass die Christen die Augen aufgehen für diese große Kraft, die die Gemeinde hat. Das ist der vierte Satz.
Der fünfte Satz lautet: Auch den Engeln, den himmlischen Wesen, ist die Gemeinde kostbar. Nicht nur uns und nicht nur Gott, sondern auch den Engeln der Himmelswelt. In Epheser 3, Vers 10 heißt es: „Damit nun den Erstrangigen, also den Fürsten und Autoritäten in der Himmelswelt, durch die Gemeinde die sehr mannigfaltige Weisheit Gottes kundwerden würde.“
Deshalb hat Paulus den Auftrag bekommen, zu verkündigen, damit die Fürsten und Autoritäten in der Himmelswelt durch die Gemeinde die so mannigfaltige Weisheit Gottes kennenlernen. An der Gemeinde sieht man, wie weise Gott ist, was Gott in unserer Zeit tut, was Gott in den letzten zweitausend Jahren getan hat und was Gott vor dem Kommen Christi im Volk Israel getan hat.
Darin steckt gewaltige Weisheit Gottes, und die Engel staunen. Die Engel sind dabei. Als Jesus geboren wurde, waren Engel da. Als er gestorben ist, waren Engel da. Als er auferstanden ist und in den Himmel aufgefahren ist, waren Engel da.
Wir sind ein Schauspiel für die Engel, heißt es im ersten Korintherbrief. Auch in 1. Petrus 1,11 steht: „In diese Dinge begehren auch Engel, hinein zu spähen, hineinzublicken“ – in die Dinge, die Petrus verkündigt, die Dinge über die Gemeinde Gottes.
Die Gemeinde ist also auch für die Engel etwas Kostbares.
Begriffsklärung: Was ist Gemeinde?
Was ist eigentlich Gemeinde?
Das griechische Wort dafür ist Ekklesia. Ekklesia kommt von „herausrufen“. Im Griechischen wird dieser Begriff auch für eine politische Versammlung oder eine politische Gruppe verwendet. Dabei werden die Menschen aus ihren Häusern herausgerufen, zum Beispiel auf den Marktplatz, und dann kommen sie alle zusammen.
Wenn das Wort jedoch in der Bibel auf Christen oder das Gottesvolk bezogen wird, bedeutet es, dass die Schar Gottes gerufen ist. Diese Menschen sind zu Christus gekommen. Das Wort Gemeinde bedeutet also eine Schar, eine Menge, eine Masse oder eine Gruppe. Gleichzeitig bedeutet Gemeinde auch eine Versammlung. Es ist also beides: eine Gruppe und eine Versammlung.
Alle Wiedergeborenen bilden die Gemeinde. Wenn sie sich versammeln, dann ist die Gemeinde in der Gemeinde. Wenn sie nicht versammelt sind, dann sind sie nicht in der Versammlung, aber sie bleiben trotzdem Gemeinde. Die Menschen sind Gemeinde, und das, was sie tun, wenn sie zusammenkommen, ist ebenfalls Gemeinde.
In der Bibel hat das Wort Gemeinde zwei Bedeutungen: Zum einen bezeichnet es die Gruppe selbst, zum anderen die Versammlung, wenn sie zusammenkommen. Wir nennen das Versammlung oder Zusammenkunft. Man muss den Kontext in der Bibel beachten, um zu erkennen, welche Bedeutung gemeint ist. Manchmal steht das Wort für die Gruppe, manchmal für die Versammlung.
Zum Beispiel heißt es im 1. Korinther 14: Wenn ihr zusammenkommt, alle an einem Ort, wenn die ganze Gemeinde, die ganze Gruppe zusammenkommt, dann kommt die Gemeinde als Gemeinde zusammen.
Gemeinde sind Menschen, nur Menschen – nämlich besondere Menschen, die von Gott erlöst wurden. Das ist Gemeinde. Diese Menschen sind immer Gemeinde, egal wo sie sind. Selbst wenn sie einzeln sind, ist jeder einzelne ein Teil der Gemeinde.
Versammlung hingegen ist eine Handlung, etwas, das man tut. Ein Beispiel: Wenn jemand sagt, er habe seine Bibel in der Gemeinde vergessen, ist das falsch. Man kann eine Bibel in einem Gemeindesaal vergessen, aber nicht in der Gemeinde selbst. Denn die Gemeinde ist nicht an einem Ort, sondern die Menschen sind verteilt, zum Beispiel alle zu Hause. Die Bibel liegt dann irgendwo in einem Saal herum.
Das heißt, wir müssen vorsichtig sein, wie wir das Wort Gemeinde verwenden. Gemeinde sind Menschen, oder Gemeinde ist die Versammlung selbst.
Gemeinde ist zu unterscheiden von Gemeinschaft. Gemeinschaft ist das, was man hat, eine Qualität, eine besondere Art des Zusammenseins. Man hat Gemeinschaft. Darauf werden wir später noch zurückkommen.
Gemeinschaft ist also eine Qualität von Zusammensein. Das war jetzt nur eine Erklärung der Begriffe, damit wir wissen, wovon wir sprechen.
Biblische Bilder der Gemeinde
Die Bibel enthält viele Bilder, die die Gemeinde beschreiben. Leider ist es nicht möglich, hier auf jedes einzelne Bild einzugehen, da die Zeit dafür nicht ausreicht. Dennoch werden in der Bibel verschiedene Bilder verwendet, um die Gemeinde darzustellen.
Zum einen gibt es das Bild von einem Bau. Dabei wird die Gemeinde als ein Tempel, ein Heiligtum, eine Wohnstätte, ein Bethaus oder eine Säule der Wahrheit beschrieben. Es handelt sich um einen Bau, der feststeht und Bestand hat.
Ein weiteres Bild ist das der Geliebten. Die Gemeinde wird entweder als verheiratete Frau oder als Verlobte dargestellt. Im 1. Korintherbrief wird sie als Verlobte beschrieben, im Epheserbrief hingegen als verheiratete Frau. Es ist also nicht so, dass die Gemeinde immer als Verlobte bezeichnet wird. In Epheser 5 ist sie ganz klar die Frau. Der Zusammenhang ist dabei immer entscheidend. Die Verlobte ist ebenfalls eine Frau.
Das dritte Bild ist das vom Leib, das wir uns noch näher anschauen werden.
Das vierte Bild ist das einer Familie. Die Gemeinde besteht aus vielen Brüdern, wobei auch die Schwestern als Brüder bezeichnet werden. Alle gehören zur Familie Gottes und werden als ein Volk bezeichnet. Ein Volk ist im Grunde eine große Familie, nur eben vergrößert.
Warum werden die Schwestern als Brüder bezeichnet? Das hängt mit der Geschichte zusammen. Im Alten Testament erhält der Sohn das Erbe, nicht die Tochter. Die Tochter wird „weggeheiratet“ und gehört dann einer anderen Familie an. In der Gemeinde Jesu aber sind geistlich gesehen alle Söhne Gottes. Wir haben die Sohnschaft empfangen, wie es in Römer 8,15 und Galater 4,4 heißt. Dort ist von der Sohnschaft oder besser gesagt von der Sohnesstellung die Rede.
Jede Schwester hat eine Sohnesstellung, ebenso jeder Bruder. Jeder Christ, ob männlich oder weiblich, hat von Gott her eine Sohnesstellung erhalten. Er wird eingesetzt wie ein reifer Sohn.
Bei den Israeliten war es so, dass der Vater zu seinem Sohn sagte: „Bis jetzt warst du mein Bub, der einfach zu tun hatte, was ich gesagt habe, so wie ein Sklave.“ Aber ab einem gewissen Alter wurde der Sohn als Gegenüber des Vaters behandelt. Er war zwar immer schon der Sohn, aber nun wurde er als solcher anerkannt und nicht mehr wie ein Knecht behandelt. Er erhielt eine erhabene und würdige Stellung.
Das ist sehr schön: Gott hat ein Gegenüber bekommen – das sind wir. Sobald wir in Christus sind, haben wir die Sohnesstellung. Das gilt nicht erst nach vielen Jahren des Glaubens, sondern ab dem Moment, in dem jemand zum Glauben kommt. In der ersten Sekunde sagt Gott: „Du bist jetzt mein Sohn.“ Und er behandelt uns nicht mehr wie Babys, sondern als Söhne, mit denen er sich unterhält und seine Pläne teilt.
Darin sind auch die Schwestern eingeschlossen. Deshalb sprechen wir von einer großen Bruderschaft, einem großen Volk.
Weitere Bilder für die Gemeinde sind die Herde – alle sind eine große Schafherde oder eine Ziegenherde, je nachdem. Dann gibt es das Bild der Priesterschaft: Alle sind Priester. Das ist etwas ganz Besonderes, denn alle dürfen sich in der Nähe Gottes aufhalten und zu ihm hinzutreten. So haben alle eine direkte Beziehung zu Gott.
Die Gemeinde wird auch als Königreich bezeichnet, wie zum Beispiel im Kolosserbrief. Sie wird als ein neuer Mensch beschrieben. Es gibt viele weitere Bilder, etwa den Leuchter oder die Stadt. Das neue Jerusalem ist die Gemeinde, die Erlösten des Herrn aller Zeiten bilden seine Stadt.
Manchmal wird die Gemeinde auch als Braut dargestellt oder als ein Brief. Sie ist ein Brot, wie in 1. Korinther 5, ihr seid das Brot, ohne Sauerteig sollt ihr sein. Ebenso wird sie als fruchtbarer Acker beschrieben.
Es gibt also viele solche Vergleiche, auf die ich hier aber nicht näher eingehen werde.
Ein Bild möchte ich jedoch etwas ausführlicher betrachten: den Leib. Dazu habe ich acht, neun oder zehn Punkte vorbereitet. Dieses Bild betrifft auch das Thema Gemeinschaft, das uns in diesen Tagen besonders interessiert: der Leib Jesu Christi.
Gibt es noch Fragen zur Einleitung?
Zum Begriff „Kirche“: Dieses Wort ist ein eingedeutschtes griechisches Lehnwort. Es stammt von „Kyriake“ ab, was „die dem Herrn gehörige“ bedeutet. Ursprünglich bezeichnete Kyriake also „die dem Herrn gehörige Schar“.
Im Deutschen hat sich das Wort „Kirche“ jedoch vor allem auf das Gebäude bezogen. Deshalb verwenden wir das Wort „Kirche“ meist nicht für die Gemeinde als Gruppe.
Man könnte „Kirche“ aber auch im Sinne von Gemeinde verstehen. Die Engländer tun das: Dort bedeutet „Church“ sowohl das Gebäude als auch die Gemeinschaft der Gläubigen. Man sagt zum Beispiel „the church“, wenn die Gemeinde gemeint ist.
In unserem Sprachgebrauch hat sich das nicht durchgesetzt. Das ist eine Übereinkunft. Das Wort „Ekklesia“ könnte man mit „Kirche“ übersetzen, müsste dabei aber ausschließen, dass damit ein Gebäude gemeint ist. „Ekklesia“ heißt „Kirche“ oder „Gemeinde“, aber nicht das Gebäude.
In unseren Bibelübersetzungen wird „Ekklesia“ meist mit „Gemeinde“ wiedergegeben, um Missverständnisse zu vermeiden. Deshalb verwenden wir besser das Wort „Gemeinde“.
Der Leib Christi als Realität und Organismus
Der Leib Christi ist eine Realität
Der Leib Christi
Erster Punkt: Der Leib Christi ist nicht nur ein Bild, sondern eine Realität. Die Bibel sagt tatsächlich nicht nur, dass wir wie ein Leib sind und wie ein Leib funktionieren, sondern sie sagt, dass wir der Leib Christi sind. Christus ist der Kopf, und wir sind der restliche Leib.
In Römer 12 heißt es: „Gleichwie wir an einem Leib viele Glieder haben, nicht aber alle Glieder dieselbe Verrichtung, so sind auch wir, die vielen, ein Leib in Christus, als einzelne Glieder voneinander.“ Wir sind also einzeln genommen Glieder voneinander. So sind wir, die vielen, ein Leib in Christus. Das bedeutet, wir sind alle ein Leib und ein Christ.
Das ist vielleicht eines der wichtigsten Dinge über die Gemeinde überhaupt. Wenn man einem jungen Christen etwas über Gemeinde sagt, ist das wahrscheinlich das Wichtigste: Du bist Teil des Leibes Christi. Du bist ein Glied mit allen anderen Christen in Christus. Gott hat dich jetzt in Christus hineinversetzt. In Christus bist du verbunden mit allen anderen Gliedern dieses Leibes.
Das heißt, du bist jetzt Christ, verbunden mit allen wiedergeborenen Menschen dieser Welt – auch mit denen, die schon gestorben sind. Zu ihnen gehörst du ebenfalls. Wir sind ein Seinleib; in Christus sind wir ein Leib, nicht mehrere Leiber, sondern nur ein einziger. Das ist eine Realität.
Es ist wichtig, wie man sich selbst versteht. Man sollte sich überlegen: Was habe ich eigentlich für ein Selbstverständnis? Wie denke ich über mich? Wenn ich so über mich denke, dass ich ein Glied am Leib Jesu Christi bin, und mir das wirklich verinnerlicht habe, dann werde ich mich anders verhalten.
Ich werde nicht die anderen anlügen, denn wenn ich andere anlüge, lüge ich ein Stück meines eigenen Leibes an. Das macht man nicht. Man belügt sich selbst. Paulus sagt: „Lügt nicht untereinander, denn ihr seid voneinander Glieder“ (Epheser 4,25).
Das ist der erste Punkt. Hat das jemand gefunden? Epheser 4? Kann jemand vorlesen? Oder Vers 24? Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt, redet Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, dann ist mit euch der Fall in Ordnung. Das war Vers 25. Also redet die Wahrheit.
Wenn ich mir bewusst bin, dass ich ein Glied von anderen bin, werde ich nicht vortäuschen oder vorheucheln, was ich nicht bin.
Der Leib ist der Christus
Zweiter Punkt
Der Leib ist der Christus. Der Leib Christi ist der Christus – das sagen wir ja klar. Der Leib von Edgar ist Edgar. Wenn wir Edgar anschauen, erkennen wir ihn als Edgar. Ebenso ist der Leib von Christus Christus. Nicht nur der Kopf ist Christus, sondern der ganze Leib ist Christus.
1. Korinther 12,12: Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des einen Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, so ist auch Christus – der ganze Christus, Kopf plus Leib.
Noch einmal: So wie der irdische Leib, den du jetzt hast, ein Leib ist und viele Glieder hat, und alle vielen Glieder, obwohl viele, nur einen Leib bilden, genauso ist es mit Christus. Christus hat auch einen Kopf und viele Glieder, Hände, Füße und so weiter. Dieser Christus – der Kopf ist er selbst, und die Glieder sind die Gemeinde. Aber die Bibel nennt dieses Gebilde, Kopf plus Glieder, den Christus. Das heißt, die Gemeinde ist mit Christus identifiziert.
Nach diesem Text könnt ihr meinem Argument folgen. Ich versuche nur zu sagen, was der Text hier sagt, ohne etwas hineinzuinterpretieren oder hinzuzufügen. Der Text sagt: Christus und unser physischer Leib sind eine Einheit. Obwohl er viele Glieder hat, so ist es auch mit dem geistlichen Leib, nämlich Christus. Dieser geistliche Leib besteht aus Kopf plus Glieder. Die Gemeinde ist also der Christus.
Den Christus kann man nicht sehen. Die Gemeinde kann man nicht sehen. Das ist vielleicht eine neue Wahrheit für einige von uns. Die Gemeinde kann man nicht sehen – ist das bekannt? Vielleicht sagt ihr: Doch, die Gemeinde kann man sehen. Dann warten wir mal.
Grundsätzlich kann man die Gemeinde nicht sehen. Warum? Weil sie eine geistliche Größe ist und unser Leben mit Christus verborgen ist in Gott – unser neues Leben. Da ist jemand, lass mir das erklären: Jemand bekehrt sich. Jetzt ist er eine Sekunde Christ. Was hat sich geändert? Du schaust ihn an, wie er vorher war, und du schaust ihn an, wie er nachher ist. Es ist immer noch der gleiche Mensch. Was siehst du? Du siehst einen irdischen Menschen, nicht mehr.
Du siehst nicht seinen Geist. Der Geist ist etwas Unsichtbares. Du siehst nicht das Leben des Herrn Jesus Christus, das in diesem Moment in diesem Menschen angefangen hat zu pulsieren. Du siehst das Leben nicht. Das Leben des Herrn Jesus Christus kommt in einen Menschen hinein in dem Moment, wo er sich bekehrt. Aber du siehst es nicht. Du kannst nur sagen: Ich muss das glauben. Die Schrift sagt das. Der Geist Gottes kommt in den Menschen hinein. Den Geist Gottes siehst du auch nicht.
Das Leben Jesu Christi – unser Leben ist Christus, und Christus, unser Leben, ist verborgen in Christus.
Könnte jemand bitte Kolosser 3,3 vorlesen? Dort heißt es: Wenn ihr mit Christus gestorben seid, so ist euer Leben verborgen mit Christus in Gott.
Euer Leben, das neue, ist verborgen mit Christus in Gott.
Die Gemeinde ist aber sichtbar. Gemeinde ist nicht sichtbar, habe ich vorher gesagt, aber Gemeinde ist im irdischen Bereich sichtbar, wenn etwas geschieht, wenn irgendetwas funktioniert.
Wenn die Gemeinde als Leib funktioniert, das heißt, wenn irgendetwas getan wird, dann wird etwas vom Leib Jesu Christi sichtbar. Zum Beispiel, wenn wir einander dienen, dann sieht man den Herrn Jesus Christus, die Dienstgesinnung des Herrn Jesus Christus. Das ist etwas von dem Leben Jesu Christi.
Oder wenn wir füreinander sorgen, uns umeinander kümmern, anrufen, nachfragen, wie es einem geht und so weiter. Wenn wir füreinander beten und miteinander beten, dann drückt sich etwas aus. Dann wird etwas vom Leben Jesu Christi und vom Geist Jesu Christi sichtbar.
Wenn wir einander teilhaben lassen, Gemeinschaft pflegen, etwas geben und dem anderen Anteil haben lassen, wenn wir uns anschauen, freundlich zulächeln oder ein nettes Wort sagen, oder wenn wir Liebe auf irgendeine Weise ausüben, dann wird etwas von Jesus Christus sichtbar.
Wenn wir zusammenkommen und das Zusammenkommen in der richtigen Weise geschieht, wird auch etwas von Jesus Christus sichtbar. Das heißt, dann wird Gemeinde sichtbar. Das Leben der Gemeinde als Leib Jesu Christi wird dann sichtbar. Dort wird Christus dargestellt, sein Leben geoffenbart.
Es ist also nicht richtig, wenn man sagt, es gibt die sichtbare Gemeinde und die unsichtbare Gemeinde. Die sichtbare Gemeinde versammelt sich am Sonntag um zehn, eine Stunde lang, und die unsichtbare Gemeinde sind alle Christen in der Welt.
Das ist nicht richtig. So macht es die Bibel nicht. Die Bibel sagt, dass die Gemeinde beides ist: Die Gemeinde ist immer unsichtbar und wird immer dann sichtbar, wenn etwas geschieht, wo Christus sichtbar wird, wenn sie als Leib funktioniert.
Der Leib ist nur einer
Drittens: Der Leib ist nur einer – das sagen wir jetzt. Einige Verse haben wir schon in 1. Korinther 12 gelesen. Hier noch in Epheser 4: ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen wurdet zu einer Hoffnung eures Rufes. Ein Leib – es gibt nur eine Gemeinde.
Ich kann nicht mit der ganzen Gemeinde Gemeinschaft haben, denn ich habe nicht endlos Zeit. Außerdem kann ich mich nicht an mehreren Orten gleichzeitig aufhalten. Ich kann überhaupt nicht überall sein. Aber es ist ein Leib der ganzen Welt, eine Gemeinde.
Ab wann gehört man dazu? Man gehört dazu, sobald man Mitglied wird? Nein. Ab wann gehört ein Schaf zur Herde? Ab wann gehört ein Mensch zum Volk? Ab wann gehört ein Kind zur Familie? Genau: Es wird hineingeboren. Das Schaf, das Volksmitglied und das Familienmitglied werden hineingeboren.
Ab wann gehört ein Glied zum Leib? Ab dem Moment, wo es ein Glied wird. Ein Glied wird es durch Wiedergeburt.
Hat der Leib Mitglieder? Welche? Wie viele Mitglieder hat ein Leib? Es gibt keine Mitglieder in einem Leib. Es gibt nur Glieder. So einfach ist die Sache.
Gibt es Mitglieder in der Gemeinde? Es gibt keine Mitglieder in der Gemeinde. Es gibt nur Glieder. So einfach.
Wie viele Mitglieder habt ihr? Wurde ich gefragt. „Keine Ahnung, was ist ein Mitglied?“ In der Gemeinde gibt es keine Mitglieder. Ihr habt ja keine Mitglieder. Wo steht in der Bibel etwas von Mitgliedern?
Musste ein Bekehrter in Thessalonich etwas zusätzlich tun, um zur Gemeinde der Thessalonicher zu gehören? 1. Thessalonicher 1,1 und 10: „An die Gemeinde der Thessalonicher in Gott dem Vater!“ Wie kamen sie dazu? Dann beschreibt Paulus die Geschichte: „Ihr habt euch bekehrt von den toten Götzen, um einem lebendigen und wahren Gott zu dienen.“ (Vers 9)
Wie kamen sie dazu? Sie haben sich bekehrt. Jetzt sind sie die Gemeinde der Thessalonicher. Also, wie wird man Mitglied der Gemeinde der Thessalonicher? Indem man sich bekehrt.
Ob man Gemeinschaft hat, ist etwas anderes. Aber unser Thema ist noch nicht Gemeinschaft. Das Thema ist jetzt einmal Gemeinde: Ab wann gehört man dazu?
Apostelgeschichte 2, Vers 47: „Und täglich fügte der Herr der Gemeinde hinzu.“ Diejenigen, die gerettet wurden. Wer tut hinzu? Nicht der Gemeindeleiter und nicht ein Gremium. Der Herr tut hinzu. Wo wird man hinzugetan? Kapitel 2, Vers 47: zur Gemeinde.
Und wenn das nicht steht bei euch, gut, dann lesen wir Kapitel 11, Vers 24. Manche Bibeln haben hier das Wort „zur Gemeinde“ nicht dabei, Elberfelder ist nicht dabei. Dann lesen wir halt Kapitel 11, Vers 24:
„Er war ein Mann von Heiligkeitsglauben, der zahlbare Erwähnung von dem Herrn hinzugetan wurde.“ Ja, also wo wurde man hinzugetan? Dem Herrn. Dem Herrn, da ist der Herr, und dem wurden sie jetzt hinzugetan – dem Herrn.
Sobald sie dem Herrn hinzugetan sind, gehören sie ihm. Und sobald sie ihm gehören, sind sie seine Glieder, gehören sie zur Gemeinde.
Oder sind da Fragen dazu? Bei welchem Vers? 2,47
Der griechische Text, der uns überliefert wurde: Da gibt es ein paar Handschriften, die da „zur Gemeinde“ fehlen haben. Die meisten Handschriften haben es. Der sogenannte Mehrheitstext – das heißt die überwiegende Mehrheit, mehr als 95 % der griechischen Handschriften – haben „zur Gemeinde“. Ein paar Handschriften haben dieses Wort nicht. Deshalb fehlt es in manchen Übersetzungen.
Sieben Gründe gegen eine zusätzliche Gemeindemitgliedschaft.
Sieben Gründe gegen eine zusätzliche Gemeindemitgliedschaft
Nicht mitschreiben, sonst schafft ihr das nicht.
Erstens: Das wird nirgends im Neuen Testament erwähnt. Gemeindemitgliedschaft wird nirgends genannt, also gibt es sie auch nicht. Es ist nichts, was im Neuen Testament steht.
Zweitens: Gemeindemitgliedschaft fördert nicht die Verbindlichkeit. Manche sagen, ja, dann hast du ja verbindliche Leute, wenn sie Mitglieder sind. Doch was beweist die Praxis? Hast du wirklich mehr verbindliche Leute allein dadurch, dass du Mitgliedschaft einführst? Frag mal diejenigen, die Mitgliedschaft haben, ob sie alle treue, verbindliche Mitglieder sind.
Drittens: Gemeindemitgliedschaft verringert nicht die Verantwortung der Ältesten, und sie vergrößert auch nicht ihre Verantwortung. Kein Ältester hat Verantwortung für jeden Besucher. Als Christ habe ich immer Verantwortung für andere Christen, aber nur in dem Maße, wie ich überhaupt Möglichkeiten habe. Ich kann mich nicht verantwortlich fühlen für alle Christen der ganzen Welt, und ich kann mich auch nicht verantwortlich fühlen für alle Christen von Paderborn. Das geht nicht. Aber wenn der Herr mir eine Gelegenheit gibt, mit irgendwelchen Christen zu kommunizieren, und sie hören auf mich, dann habe ich Verantwortung, ihnen zu dienen und zu helfen.
Man sagt oft: Gemeindemitgliedschaft, wenn du das hast, dann kannst du mit denen, die Mitglieder sind, Verantwortung haben, und mit denen, die nicht Mitglieder sind, hast du keine Verantwortung. Wo steht so etwas in der Schrift? Das sind ganz menschliche Denkweisen.
Viertens: Gemeindemitgliedschaft erleichtert nicht die Gemeindezucht. Man sagt, ja, für die, die Mitglieder sind, kann man Gemeindezucht ausüben, und die, die nicht Mitglieder sind, kann man nicht zurechtweisen. Das ist ein Missverständnis von Gemeindezucht. Gemeindezucht hat nämlich mit Gemeinschaft und dem Entzug von Gemeinschaft zu tun. Das tut nicht nur der Älteste, das tut die ganze Gemeinde. Das letzte Mittel der Gemeindezucht ist, jemandem die Gemeinschaft zu entziehen. Das heißt, man pflegt nicht mehr Gemeinschaft mit ihm.
Das kann aber nur die ganze Gemeinde tun. Man kann nicht sagen, die Hälfte entzieht ihm die Gemeinschaft und die andere Hälfte macht nicht mit, dann hat er halt Gemeinschaft mit der anderen Hälfte. Das geht nicht. Gemeindezucht muss etwas sein, was jeder Christ sieht: "Das darf ich jetzt nicht. Ich darf ihn jetzt nicht so behandeln, als wäre er Christ oder als wäre er ein Christ ohne Probleme." Das kann ich aber mit jedem Christen tun, ob er Mitglied ist oder nicht. Das hat gar nichts mit Mitgliedschaft zu tun. Auch das ist eine menschliche Sache.
Fünftens: Gemeindemitgliedschaft verhindert nicht, dass es Mitläufer gibt. Manche sagen, wenn wir Mitglieder haben, dann schließen wir das Mitläufertum aus. Das stimmt nicht! Die Praxis beweist es: Es gibt genug Mitläufer, die Glieder sind. So genannte Glieder in der Gemeinde sind aber oft nur tote Glieder, mehr nicht.
Außerdem geht es ja um Beziehungen in der Gemeinde. Dort zeigt sich, ob jemand echt ist oder nicht. Wenn jemand in einer Gruppe in Unzucht lebt und die Geschwister ihn hinauswerfen, das heißt, sie entziehen ihm die Gemeinschaft, dann triffst du ihn auf der Straße, redest mit ihm usw. Er sagt dann vielleicht: "Die sind so blöd, die wollen keine unsittlichen Leute haben. Dabei lebe ich nur mit meiner Freundin zusammen, was haben die eigentlich?" Was machst du jetzt?
Wenn du weißt, dass jemand ganz klar gegen die Heiligung lebt, dann ist deine Verantwortung, mit den Ältesten zu reden. Denn das ist von der Schrift her ganz klar. Es muss ein klarer Fall sein. In 1. Korinther 5 wird genau aufgezählt, welche Leute gemeint sind. Dann muss man mit der Gemeinde reden und mit den Ältesten, die verantwortlich sind. Man muss von der Schrift her zeigen, warum sie nichts tun. Aber ist es nicht so, dass die Ältesten das Wort und die Verantwortung für die Gemeinde tragen, weil nicht alle in einem Fall involviert sind? Die Ältesten haben die Hauptverantwortung, genau dieses Ganze aufzudecken.
Da ist jetzt jemand, der mit seiner Freundin zusammenlebt und trotzdem Gemeinschaft haben möchte wie alle anderen. Die Ältesten müssen das zur Sprache bringen, mit ihm sprechen. Wenn er sagt, das interessiert mich nicht, was ihr sagt, dann muss die Sache an die Öffentlichkeit gebracht werden – zuerst mit zwei oder drei Zeugen oder so. Aber wenn es offensichtlich ist, braucht man keine Zeugen mehr, denn er steht ja selbst dazu: "Das ist meine Freundin, und ich lebe mit ihr."
Gut, jetzt muss die ganze Gemeinde erfahren, dass er und sie in Unzucht leben. Dann muss die ganze Gemeinde unterwiesen werden, was der Apostel Paulus in einem solchen Fall sagt. Man muss die ganze Gemeinde in 1. Korinther 5 lesen und schauen, was zu tun ist. Die Ältesten sagen dann: Schaut in die Bibel, was wir tun müssen. Dann ist es so klar, dass es keine Fragen mehr gibt.
Das heißt, wir müssen jetzt gehorchen. Die Geschwister müssen dann sagen: "Ja, natürlich, das ist offensichtlich. Er stellt sich dazu, er sagt, ich lebe mit ihr zusammen. Dann müssen wir euch die Gemeinschaft entziehen." Das heißt, wir können euch nicht so behandeln, als wärt ihr Christen. Wir können nicht so Umgang mit euch haben, als wärt ihr Christen. Das heißt nicht, dass sie nicht in die Versammlung kommen dürfen und die Predigt anhören – das dürfen sie. Aber damit ist es fertig.
In 1. Korinther 5 steht ja: Wenn jemand sich Bruder nennen lässt und unzüchtig lebt, darf man nicht einmal mit ihm essen, geschweige denn sonstige Gemeinschaft pflegen. Wenn man es nicht weiß, muss man es ja wissen – er sagt es ja selbst. Matthäus 18 ist ein ähnlicher Fall, da ist es zwar kein Unzuchtfall, aber im Wesen das Gleiche: Es geht um Unbewusstheit und Verhärtung, und derjenige will sich nichts sagen lassen. Aber es muss klar sein, man braucht Beweise, dass er schuldig ist. Die Beweise müssen dann der Gemeinde gebracht werden. Alle müssen überzeugt sein, dann wissen auch alle, was zu tun ist.
Wenn es nicht klar ist, muss man sagen, warum es nicht klar ist, denn vielleicht sind die Beweise nicht da. Mir ist es gar nicht schwer, zu sagen, wo fängt man an? Wenn jemand etwas tut und die Gemeinschaft nicht sieht, kann es anstrengend sein, zu entscheiden, wo man anfängt, ob in Frankfurt oder Hamburg. Wenn die Gemeinde ganz anders ist, wo ist mein Vater oder meine Mutter?
Wenn es sehr offensichtlich ist, wäre es schön, wenn du oder andere Geschwister mit den Ältesten seiner Gemeinde reden. Auch die sollen etwas lernen. Du redest ja von einer anderen Gemeinde, oder? Warum nicht die Ältesten dort fragen: "In eurer Gemeinde leben Geschwister in Unzucht, warum handelt ihr nicht?" Die Ältesten wollen ja hoffentlich mit dem Herrn leben. Sie müssen sich Rechenschaft geben über das.
Wenn sie sagen, sie handhaben das anders, dann ist das nicht auf dem Boden der Schrift. Man muss ihnen helfen, es zu verstehen. Wenn sie es nicht tun, hast du deine Verantwortung getan. Aber du kannst keine Gemeinschaft haben mit dem Bruder dort, der sich Bruder nennt.
Sechstens: Die Gemeindemitgliedschaft kann das Denken in Denominationen fördern. Das heißt, man denkt nicht im Sinne des Leibes Christi, sondern nur noch in "bei euch" und "bei uns". Man trennt stark und hat nichts mehr miteinander zu tun. Der Christ ist ja dort Mitglied, nicht bei uns. Wenn er dort Mitglied ist, habe ich nichts mit ihm zu schaffen. Das heißt, ich habe keine Verantwortung für ihn. Aber das stimmt nicht.
Warum sollte ich keine Verantwortung für einen Christen einer anderen Gemeinde haben, der Mitglied in einer anderen Gemeinde ist, wenn ich ihn jeden Tag im Zug treffe und wir reden miteinander? Warum sollte ich ihm nicht Gottes Wort sagen? Es ist nicht verboten, mit ihm zu sprechen oder ihm etwas zu sagen.
Offiziell entstanden ist der Begriff, weil das Mitgliedschaftssystem so schnell die Gemeinschaft beendet. Aber sich hier bei uns als "Fiss" zu nennen, mit kleinem oder großem Rahmen, lehnen sie ganz bewusst ab.
Wir haben immer wieder darüber geredet. Ein Argument war: Wir können ja niemanden ausschließen, der nicht kommen könnte. Andererseits müsste ich sagen, wenn es die Mitgliedschaft gar nicht gibt, also wenn es nicht um Kommen und Gehen geht, sondern um Gemeinschaft, dann müsste ich sagen, auch wenn jemand nicht kommt, muss ich die Gemeinschaftsbeziehungen nicht mehr pflegen.
Ich kann nicht mit ihm Mittagessen oder so tun, als ob nichts wäre, wenn ich ihn bei der Tankstelle treffe. Wenn ich ihn bei der Tankstelle treffe, kann ich ihn beim nächsten Mal fragen: "Wie sieht es jetzt aus? Hast du Buße getan über deine Situation?" Das heißt, ich muss ihn mit seiner Sünde konfrontieren. Und das ist gut, der Herr wird es gebrauchen. So wird er wieder wach, und sein Gewissen meldet sich.
Ansonsten habe ich keine Gemeinschaft. Aber dort, wo ich die Möglichkeit habe, ihn anzusprechen, muss ich das tun.
Wie sieht es aus, wenn das Geschützte aus der Gemeinde anders wird? Wenn wir sagen, wir versuchen jetzt, diesen Menschen irgendwie wiederzugewinnen, als ob er, sagen wir mal, Herr Matthias, so ein Heilungsland hat, dann muss er alles tun, damit sie zurückkommt.
Was ist, wenn jemand einfach anders ist und komplett gegen diesen Gemeinschaftsausschluss handelt? Zuerst muss ich klären: Gemeinschaftsausschluss heißt nicht, dass man nicht mehr mit ihm spricht. Man kann sprechen, aber die Frage ist, über welches Thema. Ich schaue, dass ich ihn wiedergewinne. Das ist das eine.
Wenn andere Christen das nicht so tun wollen und sagen, wir haben trotzdem Gemeinschaft mit ihm, dann handeln diese Christen eigentlich gegen 1. Korinther 5. Sie handeln gegen das, was Paulus sagt. Sie haben trotzdem Gemeinschaft mit ihm und handeln vor dem Herrn nicht richtig. Man müsste ihnen das von der Schrift her zeigen, dass das nicht in Ordnung ist.
Wenn es Familienmitglieder sind, müssen sie natürlich mit ihm essen, das ist keine Frage. Wenn es jetzt ein Junge ist, der nur in der Familie lebt, ist das nicht das Thema. Aber wenn es spezielle Situationen sind, wo man wirklich christliche Gemeinschaft zeigt und ihm Gemeinschaft gibt und sagt: "Wir wollen dich gewinnen", dann muss er sagen: "Wie lange macht ihr das? Wie lange geht das?"
Wenn du ihn gewinnen willst, wunderbar, aber dein Ziel muss immer sein, dass er über seine Sünde redet und klar wird, dass das nicht in Ordnung ist. Wenn man sich aber mit der Zeit so verhält, als ob das in Ordnung wäre, dass er zum Beispiel mit seiner Freundin zusammenlebt, dann handeln diese Christen nicht richtig.
Man müsste diese Christen immer wieder ermahnen: Leute, das ist nicht in Ordnung, wie ihr das macht. Der Herr ist der Gegner. Wie kannst du den Segen des Herrn erwarten, wenn du nicht richtig handelst? Er fühlt sich bestärkt: "Ah ja, der Bruder X ist so nett zu mir, und was habt ihr anderen? Ihr seid so engstirnig, aber der ist etwas liberaler eingestellt." Dann fühlt er sich bestärkt in seiner Sünde.
Wenn er anders handeln würde, wäre das gut für ihn. Dann würde er merken: "Da stimmt etwas nicht bei mir." Das ist schade. Solche Leute können ermahnt und korrigiert werden. Wenn sie sich nicht korrigieren lassen, ist es schwierig. Es gibt leider alles Mögliche in der Gemeinde Jesu.
Das Letzte, was ich noch habe: Die Gemeindemitgliedschaft trägt nicht zur Einheit des Leibes bei. Das bewirkt eher Gespaltenheit. Mitglied dort, Mitglied nicht bei uns – okay, er gehört zu denen dort. Damit lasse ich ihn fast fallen oder fühle mich nicht zugehörig zu ihm. Aber ich bin zugehörig zu ihm, denn er ist mein Bruder.
Ja, wir müssen hier schließen und eine Pause machen.
Bin ich falsch? Wie sind die Zeiten? Ach so, naja, nein, nein, ist mal lieber. Seid ihr noch da, alle? Ja, gut.
Der Leib ist ein Organismus
Vierter Punkt: Der Leib ist ein Organismus. Wenn das Wort „Leib“ verwendet wird, dann ist damit ein lebender Organismus gemeint. Der Leib ist mehr als eine reine Organisation; er lebt. Wenn die Gemeinde hier als der Leib Christi bezeichnet wird, will der Herr Jesus Christus durch Paulus sagen, dass es sich um einen lebendigen Organismus handelt. Das bedeutet, hier sind Glieder, die leben und miteinander Beziehungen haben.
Die Bibel nennt diese Beziehungen Gemeinschaft – persönliche Beziehungen. In 1. Korinther 12 wird das Bild vom Leib verwendet, in Epheser 4,16 werden wir das nachher noch lesen, und in Kolosser 3,15 heißt es: „Der Friede Gottes walte in euren Herzen wie ein Kampfrichter.“ Außerdem steht dort: „Der Friede Gottes walte in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen wurdet, in einem Leib.“
Der Leib ist nicht eine reine Organisation, er ist kein Gebäude, wie wir vorher schon gesagt haben. Er ist keine Religionsgemeinschaft oder ein Verein und auch kein einfaches irdisches Gebilde, wie es heute viele irdische Vereine, Konfessionen oder Denominationen gibt. Stattdessen besteht er aus Menschen mit Beziehungen, Menschen, die leben und das Leben Jesu Christi haben.
Der Leib Jesu Christi ist keine geschaffene menschliche Organisation, sondern besteht aus geretteten Menschen. Das habe ich schon gesagt, das ist nichts Neues für euch hier. Weil das so ist, müssen wir besonders darauf achten, wie die Beziehungen zueinander sind. Wir können also nicht einfach nach dem Motto handeln: Hauptsache, du existierst, Hauptsache, du bist da, Hauptsache, der Stuhl ist besetzt. Ziel der Versammlung ist es nicht, nur die Stühle zu füllen.
Die Versammlung der Christen ist dazu da, dass etwas geschieht, dass Interaktion stattfindet und dass man miteinander umgeht. Das gilt nicht nur für die Versammlung am Sonntagmorgen, sondern auch für Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und die anderen Tage. Denn wir haben auch außerhalb der Sonntagsversammlung viele Möglichkeiten zur Interaktion, besonders in unserer modernen Gesellschaft. Man kann jederzeit anrufen und sich schnell treffen.
Eine Organisation ist etwas Technisches, ein Organismus hingegen etwas Lebendiges. Genau das brauchen wir heute. Genau das fehlt oft: dass man einander dient, dass man füreinander da ist, dass man sagt: „Komm, ich bin für dich da, ich bleibe dir treu, ich bleibe bei dir, ich helfe dir.“ Das ist das, was das Gemeindeleben eigentlich ausmacht.
Oft ist es so, dass Christen sich einfach als Stuhlwärmer verstehen. In der Schweiz sagt man am Sonntag: Man geht zur Predigt, man geht in die Predigt. Das vermittelt schon den Sinn, dass man am Sonntagmorgen irgendwo hingeht, um sich eine Predigt anzuhören, und danach wieder nach Hause geht. Das ist aber nicht die Gemeinschaft der Gemeinde. Die Bibel versteht unter Gemeinde mehr als nur Predigt anhören. Natürlich gehört das dazu, sich eine Predigt anzuhören, vielleicht auch mehrere Predigten, wenn mehrere in der Gemeinde sprechen.
Aber es gibt noch viele andere Dinge: Man kümmert sich umeinander, man fragt nach Gebetsanliegen, man spricht mit dem einen und dem anderen. Man kann nicht mit allen sprechen, das ist klar. Man nimmt das mit nach Hause, man telefoniert wieder, und so lebt das Ganze.
Gemeinde ist ein Organismus, der Leib ist ein Organismus.
Fünftens, oder gibt es dazu Fragen zum Organismus? Ja, nein. Wir hatten mal die Frage bei uns, ob wir einen Verein brauchen. Wir haben uns entschieden, keinen zu gründen, weil wir so wenig Geldangelegenheiten haben. Wir zahlen nur eine Miete, und die zahlt ein Bruder von uns. Er sagt, wenn er kein Geld mehr hat, dann... Wir haben eine Kasse, und wenn die leer ist, um die Miete zu bezahlen, dann...
Andere, die ein Gebäude besitzen, brauchen einen Pro-forma-Verein. Wenn man ein Gebäude besitzt, könnte man einfach einen Hilfsverein gründen. Bei uns in Österreich heißt das Hilfsverein, ich weiß nicht, wie das hier heißt. Das braucht mindestens sieben Mitglieder, oder? Das ist auch gut, da braucht man nicht mehr. Das läuft so einfach für die Behörden. Aber solange man kein Gebäude hat, braucht man das nicht. Das ist der Hauptgrund.
Oder wenn man noch einen Buchhandel hat, vielleicht auch nicht. Wir mieten unsere Räume. Wir zahlen die Miete jeden Monat. Bei uns ist es nicht so, dass wir die ganze Zeit mieten. Wir mieten nur zwei Stunden am Sonntag. Wir bezahlen die Miete nur für diese Versammlung. Wenn wir Zusatzversammlungen haben, fragen wir einfach, ob man noch mehr Zeit mieten kann.
Das ist bei uns sehr schön. Die Gemeinde nutzt einen Raum, der der politischen Gemeinde gehört. Dort finden die Wahlen statt, und der Kindergarten ist im nächsten Raum. Das ganze Kindergartengebäude und die politischen Wahlen sind dort. Wenn politische Wahlen an einem Sonntag sind, versammeln wir uns woanders oder lassen die Versammlung ausfallen. Das gab es auch schon. Dann gehen die Geschwister woanders hin, um andere Geschwister in anderen Versammlungen zu besuchen.
Unter der Woche treffen wir uns in Privathäusern. Wir sind nicht so viele, das heißt, wir haben mehrere Hauszellen oder Hausgruppen. Man kann auch von Hausteilen sprechen. Wir sind nicht viele, mit den Kindern etwa sechzig Leute. Das ist die Gemeinde.
Die Leitung der Gemeinde entscheidet, wie die Arbeit organisiert wird. Ich bin noch in der Leitung, aber ich bin dabei, das aufzugeben, weil ich zu viel unterwegs bin. Das müssen dann andere Brüder übernehmen. Ich bin etwa an einem Drittel meiner Sonntage dort.
Die Einheit des Leibes bewahren
Über die Einheit noch etwas
Der Leib ist eine Einheit – das wird betont. Es heißt nicht nur, der Leib ist einer, sondern dieser eine Leib ist eine Einheit unter sich. Erste Gründe dafür finden wir in 1. Korinther 12,12 und Epheser 1,22. Ein Leib heißt es dort jeweils, mit Christus vereint und auch untereinander vereint.
Dazu möchte ich noch etwas sagen: Wie wird diese Einheit bewahrt? Dazu einige Punkte und Unterpunkte.
Der Text dazu steht in Epheser 4, Verse 2 bis 6:
„Ich rufe euch also auf, ich, der Gebundene im Herrn, in einer Weise zu wandeln, die würdig ist des Rufes, mit dem ihr gerufen wurdet.“
Übrigens, weil wir gestern über Bibelübersetzungen gesprochen haben, eine kurze Anmerkung: Es sollte „gerufen“ heißen, nicht „berufen“. Manchmal gibt es Übersetzungen, die unglücklich sind. Wir sind nicht berufen, wir sind gerufen. Was ist der Unterschied? Es ist schon ein Unterschied. Berufung klingt wie Beruf und Bestimmung, während „gerufen“ ein Ruf ist. Jemand hat gerufen und der andere hat geantwortet. Wir wurden gerufen und haben geantwortet.
Das, wohin wir gerufen sind, nennt die Bibel auch einen Ruf, also ein Gerufensein. Wir sollen würdig des Gerufenseins sein, des Standes, dieses Ziels, zu dem wir gerufen wurden. Wir wurden ja irgendwo hingebeten. Wohin wurden wir gerufen? Wir wurden gerufen in die Gemeinschaft mit Gott, und zwar in die ewige Gemeinschaft mit Gott. Das ist ein Königreich, ein herrliches Königreich, zu dem wir gerufen sind.
Der Herr ruft uns immer noch. Er hat uns gerufen, wir haben geantwortet, wir sind zu ihm gekommen, und jetzt ruft er weiter: „Komm!“ Der, der uns ruft, heißt im 1. Thessalonicher 5, zum Schluss, „der, der euch ruft, ist treu“. Nicht nur der, der euch gerufen hat, sondern der, der euch immer noch ruft (1. Thessalonicher 5,24).
Das bedeutet: Gott ruft immer wieder, „Mach weiter, komm!“. Es gibt ein Ziel vor uns, wir sind noch nicht zu Hause. Einmal hat er gerufen, wir sind gekommen, und er ruft weiter, bis wir am Ziel sind. Wir gehen weiter.
Aber jetzt zurück zum Thema – das war nur ein Exkurs.
Weiter heißt es: „Ich rufe euch also auf, ich, der Gebundene im Herrn, würdig zu wandeln des Rufes, mit dem ihr gerufen wurdet, mit aller Demut und Sanftmut und Langmut, wobei ihr einander in Liebe ertragt und euch dabei befleißigt, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens, ein Leib und ein Geist.“
„Entsprechend dem, dass ihr auch gerufen wurdet in einer Hoffnung eures Rufes: ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in euch allen ist.“
Hier haben wir einige Dinge, die uns helfen, die Einheit zu bewahren.
Er sagt, wir sollen fleißig sein, die Einheit des Geistes zu bewahren. Es ist die Einheit des Geistes. Es ist keine organisatorische Einheit, sondern eine Geisteinheit. Der Heilige Geist hat diese Einheit geschaffen, weil alle den Heiligen Geist bekommen haben. Dieser Geist ist der Geist von Christus. Dadurch, dass alle diesen Geist bekommen haben, sind sie miteinander verbunden. Alle haben den Geist Christi.
Aber diese Einheit, die durch den Geist Christi geschaffen wird, muss man halten und bewahren. Um das zu bewahren, muss man fleißig sein. Man darf nicht faul sein und glauben, das geht automatisch so weiter. Man muss etwas tun.
Was muss man tun? Er nennt Demut, Sanftmut, Langmut und Fleiß.
Fleiß hat zu tun mit dem Studieren des Wortes Gottes, Beten, Liebe, Üben und Ertragen. Das Band der Vollkommenheit muss gehalten werden. Das Band hält zusammen. Ein Band hält zusammen, wie man es beim Binden von Sträuchern oder beim Ernten tut.
Das Band ist der Friede, das Band des Friedens. Ich muss darauf achten, den Frieden zu bewahren. Der Friede muss erhalten bleiben, und das gelingt nur, wenn man sich darum bemüht. Es geht nicht automatisch. Wenn ich nichts tue, besteht die Tendenz, dass es auseinanderfällt.
Das heißt, ich muss dranbleiben und mich um den anderen kümmern. Ich muss darauf achten, dass kein Streit entsteht. Frieden bewahren bedeutet auch, manchmal Dinge zu ertragen und zu übersehen.
Wenn ich meiner Frau ständig jede Kleinigkeit vorhalte, die mir nicht gefällt, würde das unsere Ehe stark belasten. Umgekehrt genauso. Das geht nicht.
Manchmal muss ich Dinge einfach übersehen und tragen. Manche Dinge müssen wir noch besprechen, aber die Frage ist, wie wir miteinander reden. Paulus zeigt uns an anderen Stellen, wie man miteinander reden kann.
Man muss also fleißig sein und in der richtigen Haltung bleiben: Demut, Sanftmut, Langmut.
Demut bedeutet, eine niedrige Gesinnung von sich selbst zu haben. Sanftmut heißt, richtig über Gott und den anderen zu denken, nicht rebellisch zu sein.
Wenn ich mich ärgere, bin ich nicht sanftmütig. Dann muss ich mich fragen, warum ich mich ärgere. Meistens ärgere ich mich, wenn etwas nicht so läuft, wie ich es will. Aber warum ärgere ich mich darüber? Weil ich denke, da ist Gott gegen mich oder irgendetwas gegen mich. Das darf ich aber nicht.
Ich muss lernen zu sagen: „Okay, der Herr hat es zugelassen, dass es so passiert ist.“ Dann darf ich mich nicht ärgern. Wenn ich etwas ändern kann, gut, dann kann ich es ändern. Wenn nicht, muss ich es hinnehmen. Ich muss innerlich wieder ruhig werden.
Ich kann den anderen nicht verändern. Wenn mein Gegenüber unfreundlich mit mir redet, kann ich ihn nicht dadurch verändern, dass ich mich ärgere und ihm ins Gesicht sage: „Du bist unfreundlich!“
Ich darf den anderen nicht motivlich richten, das heißt, ich darf seine Beweggründe nicht beurteilen, ohne sie zu kennen. Ich kann nicht in das Herz eines anderen Menschen schauen.
Es sei denn, ich bin überzeugt worden und er hat mir gezeigt, was seine Beweggründe sind. Dann kann ich sagen: „Du hast nicht die richtigen Beweggründe.“ Aber wenn ich nur vermute, warum jemand etwas tut, dann beurteile ich seine Beweggründe, was ich nicht tun darf.
Ich darf erst beurteilen, wenn ich die Beweggründe kenne und Beweise habe. Vorher darf ich nicht urteilen.
Ist es nicht 1. Thessalonicher 5,24, wo steht: „Der euch ruft, ist treu“? Oder vielleicht Vers 25? Bitte prüfen.
Zurück zu Demut, Sanftmut, Langmut. Langmut hat mit Geduld zu tun. Im Griechischen gibt es das Wort „makrothymos“. „Makro“ heißt lang, „thymos“ heißt heiß – also lange brauchen, um heiß zu werden. Langmut ist sehr anschaulich. Es ist das gleiche Wort wie für Geduld.
Die Einheit des Geistes, wie schon gesagt, ist ein Abbild der Einheit Gottes (Epheser 4,4-6): ein Geist, ein Herr, ein Gott und Vater aller. So wie Gott einer ist, mit einem Geist, einem Herrn und einem Vater, und in dieser Dreieinigkeit eine Einheit herrscht, so soll auch unsere Einheit des Geistes dargestellt werden.
Wir sollen so wandeln und das praktisch ausleben. Der Geist Christi – wenn wir alle im Geist Christi wandeln und handeln, wird das gelingen.
Wenn ich mit meinen eigenen Vorstellungen komme, muss ich lernen, das abzulegen. Loslassen!
Man muss lernen, den Bruder loszulassen.
Es gibt Dinge, die man nicht ertragen darf. Zum Beispiel, wenn jemand mit seiner Freundin zusammenlebt – das darf ich nicht ertragen. Das wäre falsch. Da muss gehandelt werden.
Wo Sünde im Spiel ist und die Gemeinschaft durch Sünde gefährdet wird, wirkt die Sünde wie Sauerteig in der Gemeinde. Das ist etwas ganz anderes.
Da müssen wir handeln, mit demjenigen reden, die Sache in Ordnung bringen. Wenn er das nicht tun will, gibt es Probleme. Das haben wir schon besprochen.
Hier machen wir jetzt eine Pause.
