Begrüßung und Eröffnung des Gottesdienstes
Damit will ich Sie grüßen. Das Wort aus dem 23. Psalm erfüllt sich, weil Jesus jetzt mitten unter uns ist und Sie segnen sowie aufrichten will.
Ich weiß, dass viele von Ihnen heute mit viel Not, Druck, Ängsten und Sorgen hierhergekommen sind. Deshalb wollen wir gemeinsam zum Lobe Gottes das Lied 288 singen: "In dir ist Freude" (288).
Wir wollen beten: Du starker und mächtiger Heiland, du bist jetzt mitten unter uns. Wir bringen dir auch die Not, die viele in unserer Mitte bewegt. Du kennst die Kranken, die mit Sorge Erfüllten, die Verzweifelten, die Mutlosen und die Depressiven. Oft können wir unsere Gedanken gar nicht fassen und hören nicht auf dein Wort.
Vergib uns unseren Kleinglauben. Wir wollen dir unsere Lieder singen und dir danken, dass du mitten unter uns bist. Du trägst die Dornenkrone und hast die Wundmale. Du kennst die Leiden dieser Welt, hast alles durchlitten für uns und kannst mitfühlen mit uns.
Dann wollen wir jubilieren und triumphieren, weil wir alles einfach auf dich abwälzen können. Du sorgst wunderbar für uns und führst alles herrlich hinaus, sodass wir nur staunen können.
Ja, gib uns heute Glauben. Wecke du Glauben durch dein Wort. Mach uns zu Hörern und Tätern deines Wortes. Wenn jetzt auch so viel Schuld uns beim Hören hindert, dann reinige zuerst unser Herz und unsere Sinne. Vergib uns, lieber Herr, über allem, was wir gesündigt haben, damit wir Hörer sein können auf das, was du uns sagen willst.
Wir wollen in der Stille dir alles bringen, was uns umtreibt. Wir beten in der Stille.
Du, Herr, bist nahe denen, die zerbrochene Herzen haben, und hilfst denen, die ein zerschlagenes Gemüt besitzen! Amen!
Einführung in den Missionsbericht und persönliche Erfahrungen
Wir hören unsere Posaunen. Heute ist ein besonderer Sonntag. Anschließend an diesen Gottesdienst laden wir Sie ein, drüben im großen Saal den Bericht von Claudia und Paul Münzenmay aus Stuttgart-Ulbach zu hören. Sie waren sechs Jahre im völlig abgelegenen Süden Äthiopiens tätig.
Manche fragen sich, warum denn Baumpflanzen zum christlichen Dienst dazugehören. Wenn Sie wissen, wie furchtbar die Menschen dort leben, ohne jegliche Möglichkeit, sich ein Feuer zu machen, um ihre Mahlzeiten hygienisch abzukochen, wird das vielleicht verständlicher. Dort läuft eine wunderbare Evangeliumsbewegung, lebendige Kirchen entstehen in Gebieten, in denen es noch keine Straßen gibt.
Ich freue mich, dass Frau Claudia Münzenmay uns nun ein Wort sagen wird – einfach einen kurzen Zeugnisbericht aus ihrem Dienst. Wir sind dankbar, dass wir den Gottesdienst mal wieder live miterleben können und nicht nur über Kassetten.
Ich möchte sagen, dass wir diese Jahre in Äthiopien als eine sehr gesegnete Zeit empfunden haben. Wir haben persönlich viel gelernt, besonders immer wieder darüber, wie treu Gott eigentlich ist. Vielleicht merkt man das dort noch besonders stark im Vergleich zu hier, weil man dort in ganz alltäglichen Dingen bewusst von Gott abhängig ist und immer wieder auf seine Hilfe angewiesen ist.
Die letzte Zeit unseres Einsatzes war noch recht aufregend. Vielleicht wissen Sie noch aus den Nachrichten, dass im Mai dieses Jahres in Äthiopien die kommunistische Regierung gestürzt wurde. Verschiedene Befreiungsbewegungen, die schon lange im Norden des Landes einen Bürgerkrieg führten, sind an die Macht gekommen.
In dieser Zeit waren wir noch in Äthiopien, allerdings schon mehr oder weniger im Aufbruch. Paul musste noch viele Berichte zu Ende schreiben, die Arbeit übergeben und den Haushalt auflösen. Wir hofften immer, dass wir bis zum Schluss bleiben konnten, obwohl immer wieder von möglichen Evakuierungen die Rede war.
Eines Abends hörten wir im Radio den Aufruf der deutschen Botschaft, das Land unverzüglich zu verlassen. Am nächsten Tag ging das letzte Flugzeug. Wir saßen jedoch zwei Tagesreisen entfernt von der Hauptstadt und hatten keinerlei Möglichkeit mehr, dieses Flugzeug zu erreichen. So sind wir geblieben und hatten wie immer an diesem Samstagabend einen Gottesdienst – einen kleinen, nur unter uns im Haus.
Wir suchten ein Lied heraus. Ich schlug das Liederbuch auf, und mir fiel ein Wort aus Jesaja 55 ins Auge: „Ihr sollt in Freuden ausziehen und in Frieden geleitet werden.“ Es war so passend und treffend für unsere Situation, dass wir es wirklich als Gottes Wort an uns angenommen haben.
Es sah erst einmal ganz anders aus: Die Hauptstadt wurde von den Befreiungsbewegungen eingenommen, es kam zu Widerstand und Schießereien. Der Flughafen war gesperrt. Die Unruhen setzten sich immer weiter in den Süden fort, Banditen kamen auf die Straßen, und in wenigen Tagen verfiel das Land in Chaos.
Dann ging es aber doch so schnell, dass die neue Regierung wieder die Kontrolle gewann und wir wie geplant ausreisen konnten. Der Flug, den wir Monate vorher schon gebucht hatten, war der erste reguläre Linienflug, der wieder startete.
So ist dieses Wort wirklich wahr geworden. Das Schöne war noch, dass wir am letzten Tag in Kamba auf unserer Station, bevor wir aufbrachen, die Losung gelesen haben. Dort stand noch einmal: „Ihr sollt in Freuden ausziehen und in Frieden geleitet werden.“ Für uns war das kein Zufall mehr.
Wir haben vieles Gute erfahren und sind sehr dankbar für diese Zeit. Wir können wirklich nur Mut machen, sich auf Gott zu verlassen. Er ist wirklich treu.
Vielen Dank. Wir haben es ja auch erlebt, zum Beispiel in der schweren Erkrankung unseres Kindes, damals beim Baby, unserem ersten Kind. Wir haben viele Wunder Gottes erfahren.
Gemeinsames Singen und Einführung in die Predigt
Jetzt singen wir gemeinsam das schöne Lied „Ich stehe in meines Herrn Hand“. Es ist ein Lied des Uhrmachers Philipp Spitta. Er war jedoch nicht nur als Uhrmacher bekannt, sondern auch als ein großer Sänger des Herrn.
Wir singen alle fünf Verse. Dieses Lied führt uns hinein in unsere eigenen Glaubenserfahrungen (306, 1-5). Man sollte es auf die persönlichen Schwierigkeiten übertragen. So kann man es singen und in den kommenden Tagen und Wochen immer wieder durchleben. Ein herrliches Lied!
Nun lesen wir als Predigttext 2. Mose 13,14. In den nächsten Sonntagen möchte ich mit Ihnen einige Geschichten von der Wüstenwanderung des Volkes Israel behandeln. Ich denke, dass diese Ihnen ganz neu helfen können, auch mit Schwierigkeiten in Ihrem Leben besser fertig zu werden.
Der Auszug aus Ägypten und Gottes Führung
2. Mose 13, Vers 17: Die Israeliten hatten das Passa gefeiert und waren dann ausgezogen. Die Erstgeburt in den Häusern der Ägypter war gestorben. Die Leichen lagen in den Gassen und Straßen.
Als nun der Pharao das Volk ziehen ließ, führte Gott sie nicht den Weg durch das Land der Philister, der am nächsten war. Denn Gott dachte, es könnte das Volk erschrecken, wenn sie Kämpfe vor sich sehen. Sie könnten dann wieder nach Ägypten umkehren. Darum ließ er das Volk einen Umweg machen und führte es durch die Wüste zum Schilfmeer.
Israel zog wohlgeordnet aus Ägyptenland aus. Das hebräische Wort, das dort steht, kann in einer Fünfergliederung verstanden werden, ähnlich wie es beim Militär üblich war: Seitenschutz und vorne und hinten ganz ordentlich geordnet.
Mose nahm die Gebeine Josefs mit. Das hat auch eine Bedeutung, die ich später erklären werde. Denn Josef hatte den Söhnen Israels einen Eid abgenommen und gesagt: Gott wird sich gewiss euer annehmen. Dann führt meine Gebeine von hier mit euch fort.
So zogen sie aus von Gott und lagerten sich in Etam am Rande der Wüste. Der Herr zog vor ihnen her am Tag in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen. Bei Nacht war es eine Feuersäule, die ihnen leuchtete, damit sie Tag und Nacht wandern konnten. Niemals wich die Wolkensäule bei Tag von dem Volk, noch die Feuersäule bei Nacht.
Der Herr redete mit Mose und sprach: Rede zu den Israeliten und sprich, dass sie umkehren und sich lagern bei Pi-Harjot, zwischen Migdol und dem Meer. Sie sollen umkehren!
Das klingt merkwürdig, verstehen Sie? Dann wird die Bibel interessant, wenn man richtig reagiert. Man lässt sich manches bei der Predigt gefallen und hört andächtig zu. Aber was soll das jetzt bedeuten?
Zwischen Migdol und dem Meer, bei Vorbal und Zephon, gegenüber davon soll das Volk lagern. Der Pharao aber wird sagen, dass sich die Israeliten verirrt haben im Land, weil sie eine Kreisbewegung machen. Die Wüste hat sie eingeschlossen.
Ich will sein Herz verstocken, dass er ihnen nachjagt. So will ich meine Herrlichkeit an dem Pharao erweisen, an aller seiner Macht. Die Ägypter sollen erkennen, dass ich der Herr bin.
Als es dem König von Ägypten angesagt wurde, dass das Volk geflohen war, wurde sein Herz und das Herz seiner Großen gegen das Volk verwandelt. Sie sprachen: Warum haben wir das getan und Israel ziehen lassen, so dass sie uns nicht mehr dienen?
Er spannte seinen Wagen an, nahm sein Volk mit sich und sechshundert auserlesene Wagen. Dazu kamen alle Wagen Ägyptens mit Kämpfern auf jedem Wagen.
Der Herr verstockte das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, sodass er den Israeliten nachjagte. Doch die Israeliten waren unter der Macht einer starken Hand.
Die Bedrängnis am Schilfmeer und Gottes Zuspruch
Die Israeliten waren aus Ägypten ausgezogen, und die Ägypter jagten ihnen mit Rossen, Wagen, ihren Männern und dem ganzen Heer des Pharao nach. Sie holten sie ein, als sie sich am Meer bei Pihahiroth vor Baal Zephon gelagert hatten.
Als der Pharao nahe herankam, hoben die Israeliten ihre Augen auf und sahen, dass die Ägypter hinter ihnen herzogen. Sie fürchteten sich sehr und schrien zu dem Herrn. Dann sprachen sie zu Mose: „Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? Haben wir das nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben.“
Da sprach Mose zum Volk: „Fürchtet euch nicht! Steht fest und seht zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“
Frieden als Geschenk Gottes trotz Leid und Krieg
Wenn ich aufstehe, freue ich mich, dass Gott uns unverdient Frieden schenkt. Ich genieße diesen Frieden. Als Kind habe ich Krieg erlebt, viele wissen gar nicht, was Krieg bedeutet. Umso mehr genieße ich den Frieden.
Glauben Sie nur nicht, dass irgendjemand diesen Frieden durch politische Kunst oder andere Leistungen verdient hätte. Es ist Gottes großes Wunder, seine unverständliche Liebe zu uns, dass er uns Frieden gibt. Und nicht nur das: Er hat heute Morgen unseren Tisch reich gedeckt. Wir konnten aufstehen und haben liebe Menschen um uns herum.
Es bedrückt mich sehr, wenn ich im Fernsehen sehe, wie Frauen und Kinder vor den zerschossenen Häusern in Jugoslawien stehen. Diese Häuser können sie nie mehr aufbauen. Was für ein Leid! Mein Freund Kabi Kangmi hat mir gestern von Nordostindien erzählt, wie viele Tränen dort vergossen werden, wie viel Angst die Menschen dort haben und wie sie leben.
Wir sorgen uns gerade um unsere Mitarbeiter von Christlichen Fachkräften International in Zair, Dr. Thomas Spengler und Margrit Tum, wenn dort marodierende Soldaten herumlaufen. Dass Menschen ganz verlassen in Zair leben müssen, ist doch furchtbar.
Warum gibt es eigentlich so schlimme Dinge? Und wir könnten noch so vieles aufzählen.
Ich könnte heute Morgen einmal so formulieren: Jeder Mensch hat doch ein Menschenrecht auf ein kleines Stückchen friedvolles und behagliches Leben. Hat ein Mensch das nicht? Er braucht ja gar keinen Luxus und keinen Überfluss, sondern nur die Möglichkeit, in Frieden zu leben – mit ein paar netten Leuten, in einer harmonischen Ehe, mit lieben Kindern und dem nötigen Geld, das man zum Leben braucht.
Und mehr wollen wir doch gar nicht. Unsere Bitten zu Gott sind doch so einfach: „Er gib mir doch das, heile mich, mach mich gesund, hilf mir aus der Schwierigkeit heraus.“
Die Realität des Lebens und Gottes Wege
Jetzt muss ich Ihnen heute Morgen etwas Hartes zumuten. Wenn ich die Bibel richtig verstehe, hat uns Gott das nicht versprochen. Wir wünschen uns ein behagliches Leben, aber Gott hat seinem Volk das nicht versprochen. Er stellt sie mitten hinein in eine grausame Welt.
Wenn wir empört fragen: „Wie kann Gott das zulassen?“, dann sagen wir, es ist eine Welt, die Menschen so furchtbar gestalten. Gott lässt sein Volk mittendrin leben. Es sind nicht die Kriegsgeschichten Gottes, sondern die Kriegsgeschichten des Pharao. Die Tyrannei, wie die Ägypter die Israeliten ausbeuten – das ist die Welt, in der das Gottesvolk lebt.
Und wir wünschen uns immer wieder: Lieber Herr, hast du nicht für mich ein Plätzchen auf der Ofenbank? Ich will ein bisschen aus dem Getränge der Welt heraus. Hast du mir nicht einen Platz im Feierabendheim? Ich halte das nimmer durch mit meinen Nerven. Ich suche ein windgeschütztes Plätzchen.
Aber Gott sagt: Nein, meine Leute müssen mittendurch. So wie sie das erleben. Wir können das jetzt in einem Gottesdienst fast einmal durchexerzieren, aber wir machen es nicht. Das ist ihre Privatsphäre. Wie viel unaussprechliches Leid hat Gott nur hier in unsere Schar hineingelegt! Und was sie oft noch zu Hause zurückgelassen haben. Was sie noch bewegt in ihrer Arbeits- und Geschäftswelt. Dinge, über die sie kaum mit anderen reden können. Das mutet ihnen Gott zu.
Und da stellt er sie mitten hinein. Das ist eine Welt, in der nicht nur die Gewaltigen herrschen und wüten, sondern wo man auf Schritt und Tritt erlebt: Der Teufel ist das! Der Widersacher Gottes hat das Heft in der Hand. Er kann zuschlagen. Die Krankheiten haben eine unumschränkte Macht, und der Tod kann wüten.
Wo ist denn Gott?
Gottes Wege bleiben unergründlich
Keiner kann Gottes Wege verstehen.
Die Israeliten waren ausgezogen. Sie hatten noch das Passah miteinander gefeiert, den Lobgesang gesprochen, das Lamm gegessen und das Blut an die Türrahmen geschmiert. Der Würgengel ging an diesen Häusern vorüber. War das nicht genug an Glaubensproben? Sie hatten doch schon so viel in den Zwangsarbeitslagern der Ägypter durchlitten, und nun gingen die Prüfungen gerade weiter.
Gott führt sie – so singen wir es ja so gerne: „So nimm denn meine Hände und führe mich“. Haben Sie mal darüber nachgedacht, dass Gott uns Wege führt, die uns nicht passen, die uns unerklärlich sind, rätselhaft, dunkel und wider unsere Vernunft? Wege, bei denen wir sagen: Das ist doch verrückt, das geht doch gar nicht!
Der direkte Weg ins verheißene Land führt entlang der Küste durch das Philisterland. Die Landkarte kennen Sie doch. Und ich habe es durchgelesen: Gott sagt, da sollen sie nicht durch. Sie müssen vorher noch etwas erleben, sie müssen noch etwas erkennen. Sonst kehren sie zu schnell zurück. Sie sollen die Macht Gottes erfahren, dem lebendigen Gott begegnen.
Ich könnte mir vorstellen, dass es für Mose, den verantwortlichen Führer des Volkes Israel, besonders schwer war. Er kannte sich in der Wüste aus, war ja Hirte bei seinem Schwiegervater Jethro auf dem Sinai gewesen. Als ihm Gott die Marschroute vorschreibt, hätte ich gesagt: „Lieber Gott, ich verstehe mehr als du, lass mich mal.“ So wie wir ja immer wieder der Führung Gottes hineinfuschen und sagen: „Ich muss das jetzt mit meinem Kopf selber entscheiden. Ich kann nicht nach dem Wort Gottes hier leben.“
Wir widersprechen oft freimütig auch einem Seelsorger, wenn er uns rät, weil wir unseren Kopf für entscheidend wichtig ansehen. Und dann auf einmal lässt Gott sie ostwärts ziehen. Das war verrückt – in die Wüste! Wenn Sie wissen, mit so einer großen Schar von Menschen, ohne Wasser, ohne Versorgung.
In der amerikanischen Armee kommen, glaube ich, auf einen kämpfenden Soldaten zehn Mann in der Logistik. So etwas braucht man einfach. Wie soll der ganze Nachschub funktionieren für so eine große Horde Menschen? Und Gott führt sie – verrückt, unerklärlich und rätselhaft. Gottes Wege kann keiner verstehen.
Wenn Sie meinen, Sie könnten Gottes Wege verstehen, dann wären Sie der Erste. Vor Ihnen hat es noch niemand verstanden. Die Wege Gottes sind auch in der Bibel rätselhaft und dunkel. Am Ende führt Gott sein Volk in eine Schlucht. Man kann es genau rekonstruieren: eine große, tiefe Talschlucht, die vorne am Roten Meer endet. Das Volk ist gefangen in der Falle.
Als dann noch die Ägypter mit ihren Streitwagen auftauchen, war die Katastrophe perfekt. Es gab kein Entrinnen mehr. So führt Gott seine Leute. Es steht da, dass diese Stätte Bal Zevon heißt, das ist der Schutzgottes Pharao. Zwei Kapitel weiter vorne hat Gott schon angekündigt: „Ich möchte meine Herrlichkeit vor den Götzen der Ägypter offenbaren.“
Wissen Sie, warum Gott sie in solche Sackgassen hineinführt, wo sie immer klagen und verzweifelt sind? Weil Gott seine Herrlichkeit in diesen furchtbaren Situationen an ihnen groß machen will. Er will sich mächtig als Gott und Herr erzeigen.
Woher kann man wissen, dass das Gottes Wege sind? Die Wolkensäule und die Feuersäule zogen vor ihnen her, bei Tag und bei Nacht. Keinen einzigen Augenblick hatten sie auch nur den Eindruck, von Gott verlassen zu sein.
Wissen Sie das auch in den schweren Wegführungen Gottes: dass er bei ihnen ist? Es ist doch tröstend, wenn jemand zu ihnen kommt, mit ihnen betet, ihnen ein Wort Gottes sagt in diesen schweren Stunden. Und wenn gesagt wird: Jesus ist bei ihnen, er hält sie, er lässt sie nicht los. Sonst kann man das überhaupt nicht durchstehen, sonst wird das alles viel zu schwer.
Die Wege Gottes kann man nicht verstehen. Wir dürfen auch immer wieder freimütig sagen, dass wir sie nicht begreifen. Da stirbt ein Kind, da wird eine Mutter von einer Familie weggerissen, da wird der Vater plötzlich unheilbar krank. Wir verstehen das nicht, es bleibt uns rätselhaft.
Aber wir wollen auf diesen Wegen wissen, dass Gott, der Herr, mitgeht. Dass er da ist in seiner ungebrochenen Gegenwart. Niemals ist die Gegenwart Gottes von ihnen gewichen. Niemals ist die Gegenwart Gottes von ihnen gewichen.
Die Bedeutung der Gebeine Josephs und der geistliche Kampf
Jetzt muss ich noch ein Wort zu den Gebeinen Josephs sagen. Warum nahmen sie die alte Mumie mit? Joseph hatte seinen Kindern ja schon Hunderte von Jahren vorher eingeschärft: „Nehmt mich mit ins verheißene Land.“ Das war sein Sehnsuchtstraum. Er wusste nicht viel über die Auferstehung der Toten und auch nicht viel vom kommenden Messiaskönig. Aber er wollte mitgenommen werden, um dort zu ruhen, wo das Verheißungswort Gottes hinzielt.
Es ist so schön, wenn wir auch in der Spur der Glaubenszeugen der vorigen Jahrhunderte leben. Wir wollen in der Spur der ersten Christen stehen, der Kämpfer der Reformation, von Luther, Prenz, den Hugenotten und wie sie alle hießen, den Waldensern, unseren schwäbischen Erweckungspredigern und all denen, die uns vorangegangen sind. Wir brauchen nicht die Gebeine mitzuführen, aber wir wollen diese Linie auch in unserer Zeit weitergehen.
Das ist interessant: Gott führt uns in den Kampf. Heute ist eine Zeit, in der jeder Frieden will. Da wird es überhaupt nicht mehr verstanden, wenn wir vom Kampf reden. Welchen Kampf meint ihr denn? Wenn jemand Jesus nachfolgt, wird er oft isoliert von seiner Umwelt. Er steht plötzlich ganz allein da. Es kann sogar sein, dass der Ehegatte ihn nicht mehr versteht.
Unsere jungen Leute sind oft schrecklich allein in ihren Familien, wenn sie mit Jesus gehen. Sie werden von ihren Kameraden gehänselt, verspottet und verlacht. Wenn sie dann sagen: „Ich will nicht mehr in die Sünde einwilligen“, dann beginnt das Hohngelächter und der Spott.
Es war so schön, wie unser Kabi Kang sagte: Wir als gläubige Christen werden nie bei den Guerillas mitkämpfen können, denn wir lehnen Gewalt ab. Aber es geht um einen Geisteskampf in unserer Welt. In dieser Welt beginnt der Terror gegen den, der mit Jesus lebt. Die Welt ist duldsam gegen alles, selbst gegen die schlimmsten Sünden, selbst gegen Mädchen. Aber wenn jemand Gott ungebrochen dient, ist er nicht mehr zu ertragen. Dann beginnt das Gelächter und der Spott, dann wird gehöhnt und gelacht.
Für die Israeliten war es gar nicht leicht, sich aus Ägypten aufzumachen, einfach dem Ruf Gottes folgend. Dann ziehen sie in die Fremde und wollen dort Gott dienen. Sagen Sie mal, warum lässt Gott die Israeliten so leiden? Darf ich mal ganz klar sprechen: Will Gott sie nur foppen? Sie kennen doch die Fernsehsendungen mit der versteckten Kamera. Ist das alles nur so ein Trick, eine Show, bei der irgendwas bloß zur Schau gestellt wird? Was will das? Gott könnte die Israeliten doch einfach herausführen.
Nein, Gott will an seinen Leuten arbeiten. Haben Sie das schon einmal begriffen? Mit dem Pharao wird Gott leichtfertig, mit den Naturgewalten, mit dem Roten Meer wird Gott leichtfertig, Gott gebietet über Vulkane und Blitze. Gott wird mit dem Teufel leichtfertig. Nur mit einem wird Gott nie fertig: mit unserem trotzigen Herzen, mit unserem frommen Herzen.
Das lesen Sie in der Bibel am meisten auf dem Wüstenzug. Sie haben eine ehrende Stirn, ein trotziges Herz, sie widerstreben dem Willen Gottes. Kennen Sie das aus Ihrem Leben? Wenn Sie wissen wollen, wo der Kampf eigentlich läuft, von dem da im Wüstenzug gesprochen wird: Er läuft nicht gegen Menschen und nicht gegen die Heere der Ägypter.
Wer einmal mit Gott loszieht, kämpft den Kampf in seinem eigenen Herzen. Da muss man sagen: Herr, die Feinde sind bei mir, die mich in meinem Gehorsam dir gegenüber und in der Nachfolge Jesu aufhalten. Kaum sind wir aufgebrochen in der Bekehrung und wollen Gott dienen, spüren wir, dass unheimliche Kräfte in unserem eigenen Leben und Wesen uns hinunterziehen in die Sünde. Unglaube und Zweifel sind Mächte, die wir gar nicht steuern können. So können wir Gott gar nicht dienen.
Ach, was ist das für ein dummes Reden immer wieder bei uns, wenn wir so tun und sagen: „Ich möchte schon mit eigener Kraft Gott dienen.“ Wir können es doch gar nicht. Wer hat je Gott dienen können? Das Einzige, was wir erkennen, ist, dass Gott uns oft durch ganz schwere Trübsal führen muss, bis wir erkennen, dass er uns errettet hat. Die Gnade hat uns herausgegriffen. Er hat doch die Kinder Israel aus der Wüste geholt, das Volk erlöst und errettet.
Und Sie mit Ihrem stolzen Herzen! Diese Israeliten, die ausgezogen sind, das war doch eine Schar wehrfähiger Leute. Ich bewundere sie. Sie sind nachts losgezogen, sie haben sich auf dieses kühne Unternehmen eingelassen. Denken Sie nicht, das waren glaubenslose Leute. Aber sie sind in ihrem Glauben zerbrochen, haben Elendschiffbruch erlitten und erst dann begriffen, dass die Gnade und Barmherzigkeit Gottes es ist, die sie hält und trägt.
Ihm darf ich es zutrauen, dass er mich hält. Auf ihn darf ich schauen.
Gottes souveräne Macht über Leben und Tod
Im Alten Testament steht ein wunderbares Lied, das viele von Ihnen sicherlich schon einmal gehört haben. Doch seine tiefere Bedeutung und Aussage haben Sie vermutlich noch nie wirklich verstanden. Mir ist das erst bei der Vorbereitung dieser Predigt bewusst geworden. Es handelt sich um das Lied der Hanna, der Mutter von Samuel, das im 1. Samuel 2 zu finden ist.
Im Vers 6 heißt es: „Der Herr tötet und macht lebendig.“ Viele von Ihnen haben diese Erfahrung gemacht. Der Herr kann töten und zugleich wieder lebendig machen. Er führt uns sogar in die Hölle – wörtlich – und holt uns wieder heraus. Das ist ungeheuerlich.
Gott führt uns in Gewissenskämpfe, nicht weil er uns quälen will, sondern weil er unseren Stolz brechen muss. Was ist das nur unter den Christen, dass sie ständig sagen: „Ich brauche keinen Jesus, ich brauche keine Sündenvergebung, ich werde mit meiner Schuld selbst fertig.“ Hören Sie sich doch einmal um, was wir schon trotzig gesprochen haben!
Da steht eine arme Frau, Hanna, die von ihrer Nebenfrau Peninna ausgestochen wurde. Peninna sagte: „Ich bekomme Kinder“, während Hanna keine Kinder hatte. Diese Not hat Hanna tief getroffen. Jedes Mal, wenn sie zum Heiligtum pilgerte, sagte Peninna: „Ich bin eine richtige Frau, und du bist nur eine halbe Frau.“ Das hat Hanna sehr wehgetan.
Doch Hanna erkannte, dass Gott das zulässt, um ihren Stolz zu brechen. Können Sie auch jetzt die ganz realistischen Nöte Ihres Lebens als etwas erleben, das Gott zulässt? Vielleicht können Sie ihn nicht immer verstehen. Aber Sie brauchen ihn nicht vollständig zu verstehen.
Wichtig ist, dass Sie wissen: Gott arbeitet an Ihnen. Er tut all das, weil er Ihnen letztlich seine Gnade erfahren lassen will.
Die Realität der Gemeinde und Gottes Wirken trotz Schwäche
Ich möchte an dieser Stelle ganz klar sagen, dass ich es nicht mehr hören kann, wenn manche immer noch so tun, als würden die bibeltreuen Gemeinden heute triumphieren und wachsen.
Die bibeltreuen evangelikalen Gemeinden sind so schwach wie alle Gemeinden Gottes auf dieser Welt. Sie werden Schritt für Schritt von Niederlage zu Niederlage geführt – Gott sei Lob und Dank auch unsere Gemeinde.
Doch wir haben einen wunderbaren Herrn, der immer wieder mit ganz zerbrochenen Menschen arbeitet und seine Siege erringt. Darum führt Gott sein Volk durch die Wüste, damit am Ende die Lobgesänge von Gott gesungen werden und nicht von uns.
Es soll nicht gesagt werden, dass wir etwas darstellen können, sondern dass der Herr groß ist und sich der Elenden erbarmt.
Vertrauen auf Gott führt nicht zur Enttäuschung
Wer auf den lebendigen Gott vertraut, wird nicht enttäuscht. Das, was wir hier vom Volk Israel lesen, hat sich immer wieder durch alle Generationen bis in unsere Tage hinein fortgesetzt.
Für die Jünger war es nicht verständlich, als Jesus ihnen sagte, dass er den Weg zum Kreuz gehen würde. Sie dachten: "Das widerfahre dir nur nicht, da wollen wir dich schonen." Doch Jesus will nicht schonen. Wir müssen die Welt überwinden.
Jesus sagt: "Was ich tue, das weißt du nicht, du wirst es aber hernach erfahren." Deshalb verrät uns Jesus so wenig über die Zukunft. In Johannes 13,7, bei der Fußwaschung, heißt es: "Ich werde dir das jetzt noch nicht sagen, aber du wirst staunen." Oder in Johannes 16,12 sagt Jesus im Vers 12: "Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es nicht ertragen."
Man könnte fragen: "Was habt ihr denn noch zu hören? Was habt ihr denn noch?" Vielleicht sagen manche jetzt: "Jetzt habe ich Angst, jetzt macht es mich bedrückt." Doch dann hätten sie meine Predigt total missverstanden und die Geschichte nur halb gelesen.
Am Ende des Kapitels stehen sie doch da als die Jauchzenden. Da holt Mirjam die Pauke, haut drauf, dass es knallt, und sagt: "Wir haben einen herrlichen Gott! Es gibt keine Not in der Welt, wo man traurig sein muss."
Am Freitag haben Sie mich ins Büro geholt. Da sagte jemand: "Ja, so ein Arzt aus dem Sudan, aus Chuba." Chuba ist diese eingekesselte Stadt im Süden Sudans, wo ein furchtbarer Bürgerkrieg tobt. Die Flugzeuge können nur die halbe Ladung mitnehmen, weil sie in so engen Spiralen landen müssen, da sie beschossen werden.
Das ist ein ganz alter Missionsarzt, der gern von uns Nachfolger hätte. Vielleicht gibt es unter uns Ärzte, und einer erklärt sich bereit, hinauszugehen nach Chuba, um den Menschen dort die Liebe Jesu zu zeigen.
Ich fragte ihn: "Kann man denn da überhaupt sicher leben?" Er lachte nur und sagte: "Ach wissen Sie, da schlagen immer wieder Granaten auf unserem Grundstück ein. Unter der schützenden Hand Gottes lebt man immer sicher." Anders können Sie Ihr Christenleben nie führen.
Was wird heute landläufig für ein Christenleben verkündigt? Es wird erzählt, als ob es einem immer gut geht – so ein Wohlfühlchristentum, neulich nannte es jemand ein Happy-Christentum, ein schönes, behagliches Leben wie im Ruhestand.
Aber Gott führt uns in die Welt hinein, in den Kampf, in die Auseinandersetzung, in die Schwierigkeiten. So zogen die Israeliten unter einer starken Hand hin. Darum waren sie sicher.
Es bedrückt mich, wie der Glaube der Israeliten zerbrochen ist. Jene kühnen Frauen und Männer, die so wagemutig mit Mose gezogen waren und ihm vertraut hatten, konnten ihren Glauben nicht durchhalten.
Liebe Schwestern und Brüder, es gibt keinen hier in dieser Kirche, dessen Glaube nicht zerbricht wie ein dünnwandiges Glas. Keiner von uns kann sagen, dass er in den Prüfungen seines Lebens festbleiben wird. Mein Glaube zerbricht wie eine Seifenblase.
Doch der Herr redet auch zu den Angefochtenen. Wenn sie rufen und sagen: "Wären wir doch lieber in Ägypten geblieben!", da redet Mose. Wenn sie in den Anfechtungen ihres Lebens das Gotteswort haben, die Bibel, und sagen: "Mir sagt mein Gott, ich halte mich an sein Wort", dann sind sie gewiss.
Darum gehen sie ihre Straße fröhlich. Es kann ihnen nichts geschehen, weil Gott mit ihnen ist. Sie vertrauen ihm. Was Gott ihnen zugesprochen hat, das gilt. Sollte er uns in Jesus nicht alles schenken?
Wenn Sie fragen, was das Pfand ist: Er hat seinen Sohn Jesus für gottlose Leute sterben lassen. Für solche Leute wie ich bin, für Menschen, die oft im Glauben Schiffbruch erlitten haben, die oft kleinmütig und verzagt waren. Für solche ist er gestorben.
In seiner unendlichen Liebe will er sie tragen. Es gilt uns heute in diesem Gottesdienst, dass er uns alles schenken will, wenn er uns immer wieder das Groß macht: "Ich trage dich, fürchte dich nicht, ich bin doch da."
Und wenn ich es Ihnen immer wieder sagen kann, sollen Sie nie vergessen: Ich will Ihnen nur das eine predigen: Er ist der Halt, der nicht zerbricht. Wer sich an ihn hält, ist nicht verlassen, er enttäuscht nie. Und sie werden es erfahren und entdecken.
Lied und Gebet zum Abschluss
Wir werden heute nach der Predigt ein Lied von Paul Fleming singen. Er war ein junger Arzt, der seine Doktorarbeit über die Pest schrieb und dann selbst mit dreißig Jahren an der Pest starb. Er hat das schöne Liebeslied vom getreuen Herzen gedichtet, von dem seine Braut Liesgen dann in Professorin Dorpat geheiratet hat, bevor er von seiner Auslandsreise zurückkam.
Paul Fleming erlebte menschliche Untreue. Er reiste mit einer großen Delegation nach Moskau und wäre auf dem Kaspischen Meer fast ertrunken, wenn er sich nicht an ein Holzfass hätte klammern können. Als er zurückkam und seine Arztstelle antreten wollte, hat ihn der Herr bereits heimgerufen. Von ihm singen wir nachher ein Lied.
Paul Fleming hat einmal gebetet: „Was er legt auf, das hilft er selber tragen.“ So macht er es mit all unseren Plagen, sodass man am Ende nichts anderes sagen kann als: wohlgetan.
Wir hatten am Dienstag eine Bibelstunde über die Heilsgewissheit. Vorhin hat mich noch jemand bei der Gebetsgemeinschaft daran erinnert. Heilsgewissheit – ja, in einer Welt, in der der Teufel los ist, in der man hin- und hergerissen wird. Viele von Ihnen sagen: „Mir kraut sich alles schon zusammen, wenn ich am Morgen daran denke.“ Doch dann ist da Jesus, der sagt: „Wir haben heute Gottesdienst begonnen, er führt mich auf rechter Straße, auch wenn es durch die Wüste geht, in die Falle.“
Er führt herrlich hinaus. Ihr könnt es jetzt noch nicht verstehen, aber er wird sich herrlich vor euch erweisen. Der lebendige Herr steht da und sagt: „Seht, welches Heil der Herr heute an euch tun wird.“ Ihr werdet nicht kämpfen müssen. Der Herr wird es selbst machen. Legt es in seine Hand! Ihr braucht nur noch als Statisten dazustehen und zuzusehen, was er tun muss.
Was wollten die Israeliten? Sie wollten zurück, wieder nach Ägypten. Nein, das nie! „Nie mehr! Wohin soll ich wieder gehen? Zurück in diese Welt? Meine Lebensziele so setzen wie die anderen Leute? Nein! Wenn mein Leben nur so lange Gott etwas austragen kann, damit die Herrlichkeit Gottes darin sichtbar wird – das ist ein Lebensziel. Und ich will meine Straße fröhlich gehen.“
Da ist der ganze Berg, das Rote Meer mit seiner Angst. Die Israeliten stehen davor und fragen: „Jetzt wohin?“ Und da sind die Heere des Pharao. Sie erschrecken. In der Bibel wird das immer so anschaulich beschrieben: Sie hoben ihre Augen auf – man sieht das so richtig – und dann kommt der Schreck. Dann sind sie stach, so wie bei uns auch. Dann können wir gar nicht mehr, dann fallen wir in die Depression.
Doch dann sagt Gott: „Wirf’s weg, wirf’s weg! Ich bin da!“ Die auf Jesus sehen, werden erquickt, und ihr Angesicht wird nicht zu Schanden gehen. Sie gehen mitten hindurch, Gott sendet sie! Amen!
Nun singen wir dieses Lied „In allen meinen Taten“ (Nr. 292). Wir singen nicht alle Verse, das wäre erst richtig schön. Es ist ein Lied, das wir gerne auch benutzen, wenn wir Mitarbeiter in so schwierige Situationen in der Dritten Welt aussenden.
Wir singen die Verse 1 bis 3 und dann 7 bis 9, also 1 bis 3 und 7 bis 9.
Wir wollen beten:
Ach Herr, wir können das jetzt so schön in der Gemeinschaft singen. Aber wenn wir nachher wieder allein sind und an die vielen denken, die du auf das Krankenbett gelegt hast, wird es uns oft schwer. Auch an die anderen, die durch so viel Traurigkeit gehen.
Du kannst unser Herz festmachen, Herr. Vergib uns, wo wir immer wieder unsere eigenen Wege festhalten und dir nicht zutrauen, dass du uns wunderbar führst, dass du deine Macht erweist – auch in all der unbegreiflichen Not. Und dass wir dich entdecken dürfen, auch in Krankheit, Schrecken, Angst und Schwierigkeiten mit Menschen, die uns umgeben.
Ja, lieber Herr, wir wollen uns von dir neu senden lassen, jeder in seine Aufgabe, in seinen Platz hinein. So wie du uns jetzt wieder sendest an ganz verschiedene Plätze, so wissen wir auch, dass der Segen mitgeht. Wir dürfen gewiss sein, dass du da bist – einfach weil du gern Wohnung machst bei den zerbrochenen Herzen und weil du zu sündigen Menschen einkehrst. Zu solchen, die es nicht wert sind – dazu wollen wir gehören.
Vielen Dank, lieber Herr, dass wir staunen dürfen über deine großen Taten. Und dann dürfen wir auch bitten, für all die Gebiete, von denen wir gesprochen haben. Wir empfehlen dir all die, die deinen Schutz jetzt besonders nötig haben.
Gib uns auch heute einen Eindruck von der Weltmission, von deinem Wirken unter allen Völkern. Wir freuen uns, bis wir einmal zusammen sein werden mit der Schar aus allen Völkern und Nationen vor deinem Thron in der Ewigkeit.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Abschluss und Hinweise zum weiteren Ablauf
Nehmen Sie bitte noch einmal einen Augenblick Platz. Wir haben gleich im Anschluss drüben im großen Saal diesen Missionsbericht. Die jungen Leute gehen schon rüber und richten den Saal her.
Mir tut es leid, Sie verstehen sicher, wenn ich sage, dass ich einen zweiten Gottesdienst halten muss. Ich hätte den Bericht gern selbst gehört. Aber Sie haben die Möglichkeit dazu. Wir haben ja festgestellt, dass diese Zeit nach dem Gottesdienst so eine hohle Zeit ist. Da können Sie zwar Sonntag Aktuell lesen, im Fernsehen kommt noch nichts Vernünftiges. Deshalb ist das eine gute Gelegenheit, etwas aus der Weltmission Gottes zu hören – auch darüber, was Gott Großes getan hat.
Das war damals auch für uns ein großes Wunder, als die beiden von der Rettungsflugwacht rausgeflogen wurden, nach Frankfurt in die Uniklinik. Und all die Geschichten, die sie so erlebt haben – und das Ganze, ohne dass es uns einen Pfennig gekostet hat. Ein Flug für 45 Mark – also Gott kann immer schon machtvoll handeln. Aber man erlebt auch viel Schweres, und wie die Leute dort leiden, das tut uns auch wieder gut zu hören. Unvorstellbar.
Wir essen dann noch gemeinsam zu Mittag. Nun weiß ich, dass Sie zu Hause kulinarische Genüsse haben, aber verzichten Sie mal darauf. Was Sie heute in die Opferbüchsen werfen, ist für dieses Werk bestimmt, für unsere christlichen Fachkräfte international.
Neulich hat jemand gefragt: Geht das alles dahin? In unserer Gemeinde werden alle Kollekten, die nicht vom Oberkirchenrat vorgeschrieben sind, in die Weltmission oder in dringende diakonische Aufgaben gegeben – ohne Abzug. Denn das ist das Feld, wo heute die größte Not herrscht. Dort sind Leute in der Arbeit, die Rückendeckung brauchen.
Ich habe Ihnen vorher von den beiden in Zaire erzählt. Wir haben ja 75 Mitarbeiter draußen bei christlichen Fachkräften international. Dafür ist das bestimmt. Hinten liegt das Blatt, falls Sie es noch nicht haben. Ich glaube aber nicht, dass das ganz neueste Blatt dort liegt. Das wird dann am nächsten Sonntag hinten ausliegen.
Am Büchertisch möchte ich Sie auf zwei Bücher hinweisen: Hartmut Steeb und die Evangelische Allianz haben ein Buch herausgegeben mit dem Titel Zwischenbilanz – Evangelikale unterwegs im Jahr 2000. Es enthält interessante Artikel von den Leitern der Allianz, von Landesbischof Hans von Kehler und anderen. Das Buch ist hinten am Büchertisch zu haben und bietet wichtige Standortbestimmungen über heute und unseren Dienst als evangelische Christen.
Ein kleines Missgeschick ist am letzten Sonntag passiert: Das Buch von Doktor Laubach wurde angekündigt, war dann aber nicht am Büchertisch, sondern stand noch vorne. Jetzt ist es da: Krankheit und Heilung. Wir hatten ja auch in der Bibelstunde zweimal das Thema. Dabei haben Sie interessiert gefragt: Wie ist das? Gott tut Wunder, aber warum tut er sie manchmal nicht? Und wie geschieht das? Wir wollen Gott ehren – was steht in der Bibel?
Ein ganz wunderbares Buch mit Zeugnissen, darunter auch die Mutter von Manfred Siebal, die nicht geheilt wurde, und andere, die geheilt wurden. Das einmal auseinanderzusetzen, liegt drüben auch am Büchertisch. Es kostet sieben Mark fünfundneunzig.
Bestattet wurde in der vergangenen Woche Frau Sophie Hoeneß, ein treues Mitglied unserer Gemeinde, auch im Seniorenkreis, 94 Jahre alt, wohnhaft in der Hohenheimer Straße 38. Wir hörten bei der Trauerfeier das Wort: „Niemand kann sie, meine Schafe, aus meiner Hand reißen.“
Und nun bitten wir um den Segen des Herrn: Herr, segne uns und behüte uns! Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig! Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!
