Begrüßung und Einstimmung zum Gottesdienst
Was ist heute für ein Fest? Ganz normaler Sonntag, Tag des Herrn. Wir freuen uns, dass Sie mit uns diesen Gottesdienst feiern.
Es hat sich so ergeben, dass gerade der Posaunenchor von Hohenhaslach draußen in Giebel eine Freizeit gemacht hat. Ich war gestern bei ihnen, und sie besuchen uns heute. Das ist schön.
Außerdem haben wir hier eine große festliche Ausstattung durch unseren Chor und viele Instrumentalisten. Sie werden uns nachher die Kantate von Dietrich Buxtehude vorspielen.
Alles, was ihr tut, tut mit dem Wort. Ich möchte Sie auch grüßen: Alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
Wir wollen jetzt miteinander singen: „Morgenglanz der Ewigkeit“, Nummer 450, die Verse 1 bis 3. Wir stimmen gleich ohne Vorspiel mit den Posaunen ein: „Morgenglanz“, Nummer 450.
Gebet zur Begegnung mit Jesus und Bitte um Vergebung
Wir wollen beten, Herr Jesus Christus. Heute Morgen möchten wir eine Begegnung mit dir haben, und du sollst zu uns sprechen können.
Du siehst, wie viele Spannungen und Nöte unser Leben prägen. Oft sind wir bedrängt, und es gibt viele schwierige, unlösbare und auch schlimme Situationen. Du kannst uns heute Morgen freimachen.
Wir wünschen uns, dass unser ganzes Leben von dir geprägt ist. Alles, was wir tun, auch unsere alltäglichen Verrichtungen, soll ein Lobpreis für dich sein. Alles wollen wir in deinem Namen tun.
Darum legen wir zuerst bei dir ab, was nicht recht war – in den letzten Tagen, in denen wir übel gehandelt und dein Gebot gebrochen haben. Du weißt, wie tief das bis in unser Innerstes hineinreicht. Wir danken dir, dass deine Vergebung uns jetzt freimachen und loslösen kann.
Hilf uns, dass du an diesem Morgen neu mit uns beginnen kannst und unser Leben segnest.
In der Stille wollen wir dir all die Nöte bringen, die uns oft so bedrücken.
Wir beten in der Stille.
Bei dir, Herr, ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht!
Amen.
Lobpreis und Einstimmung auf das Thema der Predigt
Wir wollen das aufnehmen. Es ist mehr als ein klatschender Beifall, wenn sich das Echo in der ganzen kommenden Woche bei uns fortsetzt.
Alles, was wir tun, geschieht zur Ehre Gottes und zu seinem Lob. Euch gilt unser herzlicher Dank, dass ihr es uns ins Herz gesungen habt.
Wir wollen nun nahtlos mit Lied 385 weitermachen: "Jesus hat dieses Wort geprägt" – ein Lied von der Nachfolge. Es zeigt uns, wie Jesus uns die Spur vorzeichnet in all den schwierigen täglichen Entscheidungen des Lebens.
"Mir nach" – er geht voraus und zeigt uns den Weg. Wir singen Lied 385, die Verse 1 bis 4.
Einführung in den Predigttext: Galater 6,2 und seine Bedeutung
Galater 6,2 in den Bibeln, die bei Ihnen ausliegen, finden Sie auf Seite 227 im Neuen Testament. Es ist gut, wenn Sie es aufschlagen, denn wir wollen die Verse im Zusammenhang betrachten.
Jesus möchte uns ganz konkret im Dickicht und in den Schwierigkeiten des täglichen Lebens eine Spur zeigen, der wir folgen können. Das ist heute der Wochenspruch. Sie kennen dieses Wort alle: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“
Das ist etwas Schönes, wenn andere unsere Lasten mittragen. Haben Sie das schon einmal erlebt? Sie mussten zur Operation, und jemand ruft an und sagt: „Ich denke morgen an dich und bete für dich.“ Oder Sie sind in großen Schwierigkeiten oder vor einer Prüfung. Sie wissen, das sind treue Freunde, die mittragen.
Ich habe das in meinem Leben oft als beglückend erfahren. Ich habe viel zu danken für unsagbar viel Liebe in schwierigen Stunden. Wie sehr uns das aufrichtet und ermutigt!
Ich weiß, es gibt auch Menschen, die sagen: „Ich spreche nicht von meinen Schwierigkeiten. Sagt niemandem etwas, wenn ich ins Krankenhaus muss. Ich schaffe das alleine.“ Vielleicht ist das ein falscher Stolz.
Es ist etwas Wunderbares, wenn Gemeinschaft zusammensteht – ganz besonders für Christen. Wir tragen einander!
Die Tragweite des Tragens der Lasten im christlichen Leben
Das gilt erst recht für die Nöte, die Gott uns auferlegt hat. Wir werden durch das Reich beschenkt – auch durch die Pflegebedürftigen, durch ein behindertes Kind, durch Berufsschwierigkeiten, Schulnöte und vieles mehr.
Wenn Paulus dieses Wort schreibt, meint er noch viel mehr. Das ist bereits eingeschlossen, aber er denkt darüber hinaus. Ich finde es schön, wenn Sie später beim Hinausgehen jemandem an der Treppe helfen und sagen, dass Sie Menschen in Ihrer Umgebung haben, für die Sie sich einsetzen.
Paulus schließt all das ein und meint noch mehr. Er denkt nämlich an die allerschlimmste Last, die man tragen muss.
Was ist die allerschlimmste Last? Unheilbare Krankheit, Verlust eines lieben Menschen, Trauer, Todesfall, Einsamkeit – und noch schlimmer: Was ist denn noch schlimmer? Wenn dein bester Freund versagt und an dir sich versündigt hat.
Haben Sie das schon einmal erlebt? In der Ehe kommt das vor. Ich hätte nie gedacht, dass mein Mann dazu fähig ist.
Umgang mit Verfehlungen in der Gemeinde: Sanftmut und gegenseitige Hilfe
Es steht ja im Vers davor, und den müssen wir jetzt lesen. Es ist immer gut, wenn man ein Wort im Zusammenhang liest.
Wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird – also wenn er selbst nicht gedacht hat, dass so etwas möglich ist – dann hat er etwas Schlimmes getan, eine ganz böse Sache. Diese Verfehlung sitzt dann ganz aktiv in ihm.
Dann helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid. Sieht dabei auf euch selbst, damit ihr nicht auch Versuchung werdet. Tragt einer des anderen Last.
Jetzt steht es hier schwarz auf weiß. Es gibt nur ganz wenige Stellen in der Bibel, wo es so klipp und klar steht, dass Christensündigen auch.
Ich darf hinzufügen: Es gibt keinen Tag, an dem gestandene Christen nicht schuldig bleiben und enttäuschen. Das ist eine schlimme Sache.
Wir wollen doch gar nicht mehr in die alten Sünden zurückfallen. Wir haben es doch satt und wir hassen die Sünde und das Böse.
Was das ist, kann verschieden sein: Hochmut oder Geiz, ein scharfes Wort, Verurteilung oder Gebotsübertretungen.
Erster Punkt: Notwendigkeit der gegenseitigen Zurechtweisung unter Christen
Zuerst möchte ich das Gesagte etwas ordnen und meinen ersten Punkt klarstellen: Wir müssen einander zurechthelfen. Gerade deshalb, weil Christen einander oft verletzen und viele Übertretungen und Verfehlungen begehen – auch unter Christen.
Man sagt gern: „Das hätte ich nie gedacht, dass ein Christ so etwas tun kann.“ Doch genau das gibt es. Paulus schreibt das ja an die Gemeinden in Galatien. Wer den Galaterbrief kennt, weiß, dass diese Christen oft überkorrekt und übereifrig waren.
Es ist bei Christen oft so, dass sie mit einer Pünktlichkeit ohnegleichen die Gebote Gottes ganz genau erfüllen wollen. Sie sagen: „Ich möchte es ganz, ganz richtig machen.“ Gerade dieser gesetzlich orientierten Gemeinde sagt Paulus am Ende dieses Briefes, dass es bei ihnen fortwährend vorkommt, dass sie von Verfehlungen ereilt werden. Diese Fehler passieren einfach, sie schleichen sich ein.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir nicht länger heucheln, uns nicht mehr anlügen und nicht so tun, als wären wir besser als die anderen.
Die Gefahr von Schadenfreude und die Notwendigkeit von Offenheit
Warum war es Paulus so wichtig? Ich spreche hier von etwas ganz Intimem und Privatem. Wissen Sie, dass keiner von uns davor gefeit ist, sich hämisch zu freuen, wenn er die Fehler eines anderen beobachtet? Keiner ist davor gefeit. Es kann sogar eine richtige Schadenfreude entstehen: „Guck, der ist auch nicht besser als ich.“ Wir wissen ja, dass wir nicht vollkommen sind. Aber jetzt können wir uns wenigstens trösten: Der andere ist auch nicht besser als ich – als ob das ein Trost wäre.
Das ist eine ganz dumme Sache, die in unserem Herzen steckt. Da baut sich so viel auf, weil wir über diese Dinge nie offen reden. Es müsste eigentlich so sein, dass alle Leute, die zum ersten Mal hierher kommen, sagen: „Die sprechen schonungslos offen von ihren Verfehlungen.“ Sie reden nicht, als ob sie über andere sprechen, sondern sie kämpfen mit sich selbst und geben ganz freimütig zu, wie viel Schuld sie im Leben tragen.
In wie vielen Ehen, Familien oder Freundschaften ist das über die Jahre so kalt und routinemäßig geworden, weil man nichts mehr sagen will? Ich weiß nicht, wie viele Jahre es her ist, da hat mir eine Frau mal ganz leidenschaftlich gesagt: „Das werde ich nie vergeben können, das sitzt viel zu tief.“ Und dann lebt man noch miteinander, aber man kann nicht vergeben.
Ich weiß nicht, was bei Ihnen bei diesem Thema aufwacht. Wir können jetzt keinen Austausch haben, aber es wäre schön, wenn man in einer kleinen Runde erzählen könnte. Bei mir sind es ganz bittere Erlebnisse. Wurden Sie betrogen oder angelogen von einem Menschen, dem Sie es am wenigsten zugetraut hätten? Wurden Sie hintergangen? Sind Ihnen Informationen zugefallen, über die Sie mit niemandem reden können? Sie hätten nie gedacht, dass Ihr bester Freund so etwas über Sie sagt.
Verfehlungen – schlimme Verfehlungen: verlogene, hinterhältige, grausame, gemeine Vergehen gegen mich, gegen Sie. Da sind Wunden, die sitzen ganz tief. Und jetzt soll man einfach diese Last tragen – Paulus redet von der Last der Versündigung, der Verfehlung meines besten Freundes, meines Mannes – einfach in Liebe und Barmherzigkeit? Das kann ich nicht. Ich kann es nicht.
Wenn Sie ehrlich sind, müssen Sie sagen: Keiner kann das. Keiner kann das, es ist viel zu schwer. Jetzt verstehen Sie, warum Paulus im Galaterbrief immer wieder gesagt hat: Wenn man nur die Gesetzesforderung sieht, „das musst du eben“, dann tötet das dich. Das macht dich fertig. Da bist du am Ende. Das schaffst du nie mit deinem ganzen Wesen. Das treibt dich vielleicht noch in Heuchelei und Lüge. Du kannst so tun, als ob du es schaffen würdest, aber das stimmt nicht. Du wirst vielleicht blind für deine eigene Verfehlung. Es kann gar keiner.
Es gibt Leute, die haben das in überwältigender Weise geschafft, für uns zur Beschämung. Aber auch sie haben es nicht lange durchgehalten. Mich hat immer ein Beispiel geprägt, das ich Ihnen heute sogar mitgebracht habe. Übermorgen ist es 75 Jahre her, ein Jubiläum: Ich habe hier eine alte Zeitung aus dem Jahr 1922. Dort wurde der Reichsaußenminister Walter Rathenau vor seiner Berliner Villa erschossen.
Walter Rathenau war Präsident der AEG, damals noch ein bisschen mehr als heute Daimler-Benz. Er saß in 84 Aufsichtsräten der Industrie, war ein musischer Mensch. Jeden Tag spielte er eine halbe Stunde am Klavier Beethoven und Händel, er war Junggeselle. Dann wurde er deutscher Reichsaußenminister und schaffte in wenigen Monaten, was nach dem Ersten Weltkrieg keiner für möglich hielt – sogar die erste Annäherung mit dem kommunistischen Russland im Vertrag von Rapallo.
Dann starb dieser Mann an einer hoffnungsvollen Stelle unserer deutschen Geschichte. Man möchte fragen: Wie wäre die deutsche Geschichte weitergegangen, wenn Walter Rathenau nicht erschossen worden wäre? Da steht die Mutter am Sarg ihres ermordeten Sohnes und schrieb einen Brief. Jemand hat das so gekonnt wiedergegeben, dass es mich erdrückt.
Sie schrieb einen Brief an die Mutter des Mörders, im namenlosen Schmerz. Ich zitiere aus der Zeitung: „Im namenlosen Schmerz reiche ich Ihnen, Sie Ärmste aller Frauen, die Hand. Sagen Sie Ihrem Sohn, dass ich ihm im Namen und Geist des Ermordeten verzeihe, wie Gott ihm verzeihen möge, wenn er vor der irdischen Gerechtigkeit ein volles, offenes Bekenntnis ablegt und vor der göttlichen Gerechtigkeit bereut. Mögen diese Worte Ihrer Seele Frieden geben.“
Nein, die Mörder haben sie selbst erschossen. Wir wollten das nicht. Aber ich erdrücke das. Wie kann man denn das? Wie können wir einander helfen, wenn solche Dinge geschehen? Bei uns ist es oft kein Mord, aber dieses Erdrückende, das einen nicht mehr atmen lässt.
Jetzt sind wir beim zweiten Punkt: Wer gibt uns denn diesen Befehl, „einer trage des anderen Last“? Wer gibt uns diesen Befehl? Paulus sagt es den Galatern immer wieder: Das Gesetz tötet. Das Gesetz erreicht gar nichts, es wirbelt nur Staub auf. Es bringt es nicht fertig. Das ist für uns ganz wichtig, weil wir immer wieder meinen, mit rigorosen Mahnungen könnte man das Böse in der Welt besiegen.
Schauen Sie mal in unsere Zeitungen, unsere Publikationen, unsere Fernsehsendungen: Überall ist die Empörung über das Böse groß, als ob das die Welt verändern würde. Hat es doch gar keinen Wert. Wer sagt uns denn so ein Gebot? Das ist ein Gebot Jesu, ein Gesetz Jesu. Das ist doch der Jesus, der sich selbst mit seinem ganzen Leben als Lastträger, als Kuli, der sich unter die schwerste Last dieser Welt beugt, gesprochen hat.
Jetzt ist es ja immer wieder so schlimm in unseren Gottesdiensten, dass das bei uns zur Plattenangewohnheit wird. Ja, das muss man reden, vom Kreuz, da wissen wir genug. Erleben Sie das heute Morgen ganz neu! Wie Jesus, der Heiland und Sohn Gottes, Ihre fiesen und gemeinen Verfehlungen heute Morgen austilgen will. Mit welcher Güte und Liebe er in der immer alten Schuld Ihres Lebens alles durchstreicht, wie er Sie überschüttet mit Güte.
Blicken Sie doch auf diesen Jesus! Wie sagt Paulus: Ich habe ihn euch doch vor Augen gemalt. Wie er am Kreuz hängt, wie er blutet. Er hat doch für euch das alles vollbracht. Du kannst doch diesen ganzen schrecklichen Zusammenhang deiner Verfehlungen nicht sühnen und nicht abarbeiten. Guck doch auf Jesus – er hat es vollbracht.
Aber jetzt darfst du auch den anderen die beglückende Botschaft weitergeben. Man kann es nur bei Jesus deponieren. Wir sind doch bloß Seelsorger. Ist es so, dass sich bei uns Straffällige, Gescheiterte, Schuldig Gewordene wohlfühlen, weil sie spüren, bei denen lebt Jesu Barmherzigkeit? Die haben es selbst erfahren. Da weiß man vom ersten Satz an: Der ist kein Stück besser als ich. Der ist durch die gleiche Not gegangen, aber frei geworden.
Und das ist so wichtig, dass unser hartes Herz jetzt erweicht wird. Es kann nur im Anblick Jesu erweicht werden, damit wir die schweren Lasten der Verfehlungen anderer von Herzen gerne mittragen – in Liebe, in Güte barmherzig sein.
Können Sie das jetzt zusammenbringen, diese zwei entgegengesetzten Pole? Ich will es noch mal im Bild klar machen. Ich wandere gern im Gebirge, und da gibt es riesige Abgründe, steile Felswände. Da komme ich nicht hoch, das weiß ich schon, wenn ich unten stehe. Kann mir einer Pickel, Nägel und Seile geben, ich komme nicht hoch. Das hat gar keinen Wert, das schaffe ich nicht.
Doch ich komme hoch – in acht Minuten oder in sechs Minuten. Da gibt es Bergbahnen, Lifte. Ganz einfach sitzt man in dem Sessel drin, nicht mal ein Tropfen Schweiß kostet das. Und dann schaut man runter und sieht, wie die da unten rackern in den ersten Metern. Die kommen ja auch nicht hoch.
So einfach ist das Ergreifen, das einfache Ergreifen: die Vergebung, die Gnade, das Angenommensein bei Gott. Das Alte, die Verfehlungen, sind ausgelöscht. Ich darf Ihnen sagen: Kein einziger hat es in der ganzen Weltgeschichte je durch eigene Anstrengungen geschafft.
Setz dich in den Lift der Liebe und Barmherzigkeit, Jesus. Lass dich emportragen. Erlebe zuerst an dir selbst, was das heißt, dass die Last getragen und vergeben ist.
Aber jetzt noch ein Letztes möchte ich anfügen: Wir müssen einander zurechthelfen – das war das eine. Und dann blicke auf Jesus – das ist das Letzte.
Und doch ist es eine verpflichtende Lebensordnung. Wir Christen haben am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts ganz besondere Schwierigkeiten damit. Ich hätte nie geahnt, was durch die Studentenrevolution von 1968 in der Gemeinde Jesu passiert ist.
Fast alle Gebote sind, wenn nicht außer Kraft gesetzt, so eingeengt, eingeebnet oder in die Beliebigkeit eines jeden gestellt. Heute ist das fast üblich. Aber man darf doch nicht mehr nach den Ordnungen der Bibel fragen: Ist das verpflichtend im Zusammenleben? Die Gebote Gottes darf man doch auch freimütig interpretieren.
Jesus will das Gesetz erfüllen, auch mit der Bergpredigt, und zwar hundertmal stärker, als es der eifrigste Gesetzesgehorsam im alten Bund Israels tun konnte. Paulus selbst sagt: Das Gesetz ist heilig, recht und gut. Nicht ein Stückchen darf in deinem Leben anders sein, als das Gesetz befiehlt.
Aber das Wunderbare ist, dass Jesus sagt, er erfüllt das Gesetz. Niemand kommt zum Vater außer durch ihn. Auch die Gesetze, auch alle Gebote – ob das um Vater und Mutter ehren oder um die Wahrheitsfrage geht – werden durch Jesus erfüllt. Jesus will die Spur geben für unser Leben.
Darum ist es wichtig, dass wir auch in der Gemeinde einander sehr deutlich ermahnen. Wir wollen nicht einfach alles zuschmieren und verharmlosen, sondern sagen: Es geht um das Gesetz Christi. Auch Jesus hat uns damit behaftet. Wir können viele Ordnungen sehen, am deutlichsten in der Bergpredigt, wie klar die Kommandos sind, so dass jeder von uns überführt ist.
Aber Jesus will es erfüllen. Es geht darum, dass die neue Humanität in unserem Leben gelebt wird. Aber die kann nur Jesus schaffen, der das neue Herz gibt. Und das ist so schön von Paulus ausgedrückt: Ihr seid doch geistlich, der Heilige Geist schafft das.
Das ist die tollste Wirkung des Heiligen Geistes, das größte Wunder, dass er aus Sündern gerechte Leute macht. Dass die Frucht des Geistes – Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Sanftmut – aus unserem verkorksten Leben heraustreibt. Lasst den Geist Gottes in euch wirken! Du bist doch geistlich, du bist doch geistlich!
Im Rabbinertum gab es eine alte Anschauung: Es gab zweitausend Jahre ohne Tora, ohne Gesetz, dann zweitausend Jahre mit Tora, und dann kommt der Messias. Er erfüllt die Tora und legt sie ganz neu aus – das Gesetz Christi.
Im Jakobusbrief wird eine wunderbare Formulierung gebraucht, die ich für eine der schönsten des Neuen Testaments halte: Das königliche Gesetz der Freiheit. Das ist für uns bindend, verpflichtend. Christenleben ist nicht gesetzlos. Sie leben im königlichen Gesetz der Freiheit, nicht im Gesetz, das uns tötet und erdrückt.
Soweit wir Jesus lieben, tun wir so viel. Und da wird erfüllt, was er sagt, oder Paulus sagt: Ich bin im Gesetz Christi drin, ich bin nicht gesetzlos, ich bin im Gesetz Christi, das alles erfüllt.
Jetzt ist es so wichtig, ob wir das umsetzen. Mir nach, spricht Christus, unser Held. Ich bin überzeugt, es dauert bei Ihnen gar nicht lange, da fängt es schon an, dass Sie es umsetzen müssen, dass Sie Lastenträger sein müssen.
Da wird nicht von allgemeiner Güte und Barmherzigkeit gesprochen, sondern die Prinzipien und Ordnungen Gottes werden sehr wohl bewahrt. Da müssen wir manchmal auch sagen: So geht es nicht, das ist nicht recht, was du tust. Aber wo ein Mensch bekennt, bereut und sich lossagen will, da ist unendliche Barmherzigkeit.
Das ist das Geheimnis der Gemeinde, wo sie den Heiligen Geist leben darf.
Werner Bergengrün hat eine schöne Novelle geschrieben mit dem Titel „Das Netz“. Da war eine Fischersfrau, ihr Mann war lange Zeit verreist, aber sie fiel in Ehebruch. Die Strafe war deutlich: Sie muss vom Felsen gestürzt werden.
Die Frau bittet: „Jetzt warte doch bitte, bis mein Mann kommt.“ „Nein, das Gesetz muss vollstreckt werden.“ Niemand weiß, dass in der Nacht – so schreibt Werner Bergengrün – bevor die Frau hinuntergestürzt wird, der Mann zurückkommt.
Was tut er? Bis zum Morgengrauen spannt er alle Fischernetze, die er finden kann, unter dem Felsen auf, damit seine schuldig gewordene Frau darin hineinstürzt und gerettet wird.
Die Erzählung von Werner Bergengrün stimmt nicht ganz, weil es bei uns meist die Frauen sind, die die Netze spannen für die Männer. Aber es ist wunderbar, wenn Jesus sagt: „Gehe hin und tue das Gleiche!“
„Nimm von meinem Geist, der Jesus so erfüllt hat: Alles, was ihr tut, hat der Chor gesungen, mit Worten oder mit Werken, das tut im Namen und im Geist Jesu.“ Amen.
Und nun singen wir ein Lied von Philipp Friedrich Hiller aus der Gemeinschaft. Im vierten Vers wird sogar ausdrücklich auf unseren Vers Bezug genommen, aber wir wollen alle Verse singen: 253.
Ich glaube, dass die Heiligen im Geist, im Heiligen Geist Gemeinschaft haben. Es ist der Geist, der uns zum Tragen, zum Barmherzigsein und zum Überwinden der notvollen Verfehlungen hilft.
Wir singen alle fünf Verse.
Wir wollen beten:
Du barmherziger Heiland, du musstest uns ganz genau wieder zeigen, wie viele Lasten du heute schon wieder an uns trägst: üble und fiese Verfehlungen, schlimme Wortbrüche und viel Ungehorsam und Unreinheit.
Jetzt muss deine Vergebung doch bei uns einen Widerhall wecken, einen Widerhall der Liebe und Barmherzigkeit, wenn wir auf solche treffen, die noch gefangen sind.
Herr, gib uns doch immer wieder den klaren Blick, den du von uns hast, damit wir uns richtig sehen können in deinem Licht.
Dann danken wir dir, dass dein Wort uns immer wieder aus falscher Sicherheit herausholt. Wir danken dir für das Wunder dieses herrlichen Lifts, dass du uns gerecht machst durch dein Blut, ohne irgendwelche Eigenleistung, und dass wir das einfach im Glauben annehmen dürfen.
Jetzt bitten wir dich wieder für unsere oft so schwierigen Familienverhältnisse, unsere spannungsvollen Formen des Zusammenlebens mit anderen Menschen.
Wir danken dir für alle Liebe, die wir erfahren, für alle Güte, wo Menschen sich freundlich um uns kümmern.
Aber wir wollen jetzt ganz besonders auch an die denken, die schwer leiden, dass wir nicht nur von ihnen reden, sondern dass wir sie aufsuchen und aufrichten: die Kranken und Alten, die Behinderten, die Lasten tragenden, die Entmutigten und Schwermütigen.
Richte du sie auch heute Morgen auf, weil du der Lastträger bist, der allergrößte Lastträger.
Und das tut so wohl, wenn man weiß, du trägst auch das Schwere mit, das du uns auferlegst. Und die Last kann nicht so schwer werden, dass sie uns erdrückt.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigen. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!
Nehmen Sie bitte noch mal einen Moment Platz.
Sie kommen gerade geschwind: Familie Rühl kommt hierher auf die Kanzel.
Darf ich noch erinnern: Am Mittwoch haben wir einen Halbtagsausflug nach Ulm. Im Anschluss kann man sich gleich an Frau Waldmann wenden. Sie bleibt noch hier in der Kirche, und es freut uns, wenn noch jemand mitgehen kann.
Hier können Sie gerade durchgehen, da ist ein Durchgang auf der Seite des Kriegers geschaffen.
Dann liegt der neue Notizzettel auf Ihren Plätzen, wenn Sie ihn mitnehmen. Es fehlen die Termine, die jetzt ganz nahe liegen. Die waren im Alten drin. Ich denke vor allem an den Sommerabend am 1. Juli, den können Sie sich nur merken.
Und da ist der alte Zettel. Das ist wichtig, auch wegen der Beiträge. Man kann sich auch am kalten Buffet beteiligen. Ich will das jetzt nicht alles aufzählen. Wichtig ist nur, dass das nicht untergeht.
Und jetzt freuen wir uns. Kommt nochmal geschwind hierher. Ich sage noch ein Wort.
Sie haben jetzt, ich weiß nicht wie viele Monate, so treu in unserer Gemeinde gelebt und warteten auf das Visum nach Indonesien.
Es ist ja tragisch: Er geht als Dozent für Umwelttechnik an die christliche Universität nach Jakarta.
Michael und Monika Rühl aus Köln – und jetzt hat es geklappt.
Viele haben dafür gebetet. Nach den Parlamentswahlen gab es einen Ruck, und am 30. Juni, Montag, fliegt er 15,5 Stunden bis Jakarta.
Jetzt sagt er noch ein Wort, und das ist für uns wichtig.
Erst einmal freuen wir uns, dass wir in dieser Zeit hier sein durften. Wie gesagt, wir gehen nach Indonesien, nach Jakarta an die Universitas Christen Indonesien.
Es klappt jetzt, wir fliegen am 30. Juni, und wir freuen uns einfach darauf und sind gespannt.
Wir hoffen, dass wir dort zu Studenten und Arbeitskollegen Kontakt bekommen, aber auch einfach um uns herum die Menschen, dass wir da ein offenes Haus haben.
Ja, natürlich, Monika, komm, das ist am allerschönsten!
Ich möchte mich einfach für uns auch noch mal ganz herzlich bedanken.
Wir sind jetzt seit Januar hier, auch in dieser Gemeinde, und sind sehr herzlich aufgenommen worden.
Es ist wirklich viel für uns gebetet worden, und das wissen wir, und dafür möchten wir einfach danken.
Wir wissen, dass wir das ohne Gebet nicht schaffen können.
Ein Anliegen für uns persönlich ist jetzt noch, dass wir gar nicht genau wissen, was uns erwartet, auch wohnungsmäßig, dass Gott es einfach richtig vorbereitet.
Darauf wollen wir vertrauen und möchten Sie bitten, weiter für uns zu beten.
Vielen Dank!
Es ist schon eine Sache, dass junge Leute und eine Familie nicht fragen, was da ist, sondern einfach hinausgehen.
Das ist das bevölkerungsreichste Moslemland der Welt. Viele sind Moslems, die sie in ihr Haus einladen werden.
Mehr will ich hier gar nicht sagen. Sie wissen, wie gefährlich das heute ist.
Wir wollen, dass sie Zeugen Jesu sind, und wir beten für sie, dass diese Zeit für sie persönlich Frucht bringt, eine ganz schöne Zeit wird, aber dass Frucht in der Ewigkeit gefunden wird.
Jetzt ist es so: Beim Verabschieden ist es immer schwierig. Ich kann Sie ja nicht alle verabschieden, deshalb lasse ich das jetzt mal. Es verwirrt auch immer meinen älter werdenden Kopf.
Deshalb sage ich immer: Am schönsten ist es, wenn Sie miteinander reden beim Hinausgehen, einander die Hand geben – das ist am aller schönsten – und einander Lasten tragen.
Wir wollen um den Segen bitten, und dann spielen die Posaunen noch. Wer will, kann noch zuhören. Wir freuen uns. Eigentlich hatten wir geplant, das im Freien zu machen, aber es regnet so stark. Dann hören wir das im Anschluss.
Wir bitten um den Segen.
Das Opfer ist heute für die Aussendung von Familie Rühl und für ihren Dienst bestimmt.
Sie bekommen nur ein Taschengeld, aber dieser Dienst draußen in der Nähe in Jakarta, in einem muslimischen Land, an einer christlichen Universität, kann geschehen.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
Die Überforderung durch das Gesetz und die Notwendigkeit der Gnade
Jetzt verstehen Sie, warum Paulus im Galaterbrief immer wieder betont hat: Wenn man nur die Forderungen des Gesetzes sieht – „Das musst du eben tun“ – dann tötet das einen. Es macht einen fertig, man ist am Ende. Man schafft das mit seinem ganzen Wesen einfach nicht.
Das führt vielleicht sogar dazu, dass man in Heuchelei und Lüge verfällt. Man tut so, als ob man es schaffen würde, aber das stimmt gar nicht. Man wird vielleicht sogar blind für die eigenen Verfehlungen. Niemand kann das wirklich schaffen.
Es gibt zwar Menschen, die das in überwältigender Weise geschafft haben – für uns zur Beschämung. Aber auch sie haben sich nicht lange durchgehalten.
Mich hat immer ein Beispiel geprägt. Ich habe es Ihnen heute sogar mitgebracht.
Beispiel aus der Geschichte: Vergebung im Angesicht von Mord
Übermorgen jährt sich zum 75. Mal ein bedeutendes Ereignis – ein echtes Jubiläum. Ich habe hier eine alte Zeitung aus dem Jahr 1922. Darin wird berichtet, dass der Reichsaußenminister Walter Rathenau vor seiner Berliner Villa erschossen wurde.
Walter Rathenau war Präsident der AEG, einem Unternehmen, das damals noch bedeutender war als heute Daimler-Benz. Er saß in 84 Aufsichtsräten der Industrie. Rathenau war ein musischer Mensch. Jeden Tag spielte er, so glaube ich, eine halbe Stunde Klavier, insbesondere Werke von Beethoven und Händel. Er war Junggeselle und wurde innerhalb weniger Monate deutscher Reichsaußenminister.
In dieser Position erreichte er etwas, was nach dem Ersten Weltkrieg kaum jemand für möglich hielt: die erste Annäherung mit dem kommunistischen Russland, damals im Vertrag von Rapallo festgehalten, auch Vertrag von Kahn genannt.
Dann starb dieser Mann an einer hoffnungsvollen Stelle unserer deutschen Geschichte. Man fragt sich: Wie wäre die deutsche Geschichte weitergegangen, wenn Walter Rathenau nicht erschossen worden wäre?
An seinem Sarg stand seine Mutter. Sie schrieb einen Brief, der mich tief berührt und erdrückt. In diesem Brief wandte sie sich an die Mutter des Mörders, aus einem namenlosen Schmerz heraus. Ich zitiere aus der Zeitung:
„Im namenlosen Schmerz reiche ich Ihnen, Sie Ärmste aller Frauen, die Hand. Sagen Sie Ihrem Sohn, dass ich ihm im Namen und Geist des Ermordeten verzeihe, so wie Gott ihm verzeihen möge, wenn er vor der irdischen Gerechtigkeit ein volles, offenes Bekenntnis ablegt und vor der göttlichen Gerechtigkeit bereut. Mögen diese Worte ihrer Seele Frieden geben.“
Doch die Mörder haben sie selbst erschossen. „Wir wollten das nicht“, heißt es. Aber ich erdrücke das. Wie kann man so etwas nur tun? Wie können wir einander helfen, wenn solche Dinge geschehen?
Das ist bei uns oft kein Mord. Aber dieses Erdrückende, das einen anderen nicht mehr atmen lässt – das bleibt.
Zweiter Punkt: Die Quelle des Gebots „Einer trage des andern Last“
Jetzt sind wir beim zweiten Punkt. Wer gibt uns denn den Befehl, einer trage des anderen Last? Wer gibt uns diesen Befehl?
Das sagt Paulus, der es den Galatern immer wieder gesagt hat: Das Gesetz tötet. Das Gesetz erreicht gar nichts, es wirbelt nur Staub auf. Es bringt es nicht fertig.
Das ist für uns ganz wichtig, weil wir immer wieder meinen, mit rigorosen Mahnungen könnte man das Böse in der Welt besiegen. Schauen Sie mal unsere Zeitungen an, unsere Publikationen, unsere Fernsehsendungen. Überall ist die Empörung über das Böse groß, als ob das irgendwie die Welt verändern würde. Hat doch gar keinen Wert.
Wer sagt uns so ein Gebot? Das ist doch ein Gebot Jesu, ein Gesetz Jesu. Das ist doch der Jesus, der sich selbst mit seinem ganzen Leben als der Lastträger, der Kuli, der sich unter die schwerste Last dieser Welt beugt, gesprochen hat.
Jetzt ist es ja immer wieder so schlimm in unseren Gottesdiensten, dass das bei uns eben doch zur Plattenangewohnheit wird. Ja, man muss vom Kreuz reden, da wissen wir genug. Erleben Sie das heute Morgen ganz neu! Wie Jesus, der Heiland und Sohn Gottes, Ihre fiesen und gemeinen Verfehlungen heute Morgen austilgen will, mit welcher Güte und Liebe er in der immer alten Schuld Ihres Lebens alles durchstreicht, wie er Sie überschüttet mit Güte.
Blicken Sie doch auf diesen Jesus! Wie sagt Paulus: Ich habe ihn euch doch vor Augen gemalt. Wie er am Kreuz hängt, wie er blutet, er hat doch für euch das alles vollbracht.
Du kannst doch diesen ganzen schrecklichen Zusammenhang deiner Verfehlungen nicht sühnen und nicht abarbeiten. Guck doch auf Jesus! Er hat es vollbracht.
Aber jetzt darfst du auch den anderen die beglückende Botschaft weiterbringen. Man kann es bloß bei Jesus deponieren.
Wir sind doch bloß Seelsorger. Ist es so, dass sich bei uns Straffällige, Gescheiterte, Schuldig Gewordene wohlfühlen, weil sie spüren, bei denen lebt Jesu Barmherzigkeit? Die haben das selber erfahren. Und da weiß man vom ersten Satz an: Der ist kein Stückchen besser als ich. Der ist durch die gleiche Not gegangen, aber frei geworden.
Und das ist so wichtig, dass unser hartes Herz jetzt erweicht wird. Es kann nur im Anblick Jesu erweicht werden, dass wir diese schweren Lasten der Verfehlungen anderer von Herzen gerne mittragen, in der Liebe, in der Güte barmherzig sein.
Bildhafte Verdeutlichung der Gnade und Aufforderung zur Annahme
Können Sie das jetzt zusammenkriegen, diese zwei entgegengesetzten Pole? Ich will es noch einmal mit einem Bild verdeutlichen.
Ich wandere gern im Gebirge, und dort gibt es riesige Abgründe und steile Felswände. Wenn ich unten stehe, weiß ich schon: Selbst wenn mir jemand Pickel, Nägel und Seile gibt, ich komme nicht hoch. Es hat keinen Wert, ich schaffe das nicht.
Doch es gibt auch eine andere Möglichkeit: In acht Minuten oder in sechs Minuten kommt man mit Bergbahnen oder Liften ganz einfach nach oben. Man sitzt bequem in einem Sessellift, ohne auch nur einen Tropfen Schweiß zu vergießen. Von oben schaut man hinunter und sieht, wie die unten in den ersten Metern mühsam klettern. Auch sie schaffen es nicht so leicht nach oben.
So einfach ist das Ergreifen – das einfache Ergreifen der Vergebung, der Gnade und des Angenommenseins bei Gott. Das Alte, die Verfehlungen, sind ausgelöscht. Ich darf Ihnen sagen: Kein einziger Mensch in der ganzen Weltgeschichte hat es jemals durch eigene Anstrengungen geschafft.
Setzen Sie sich in den Lift der Liebe und Barmherzigkeit, Jesus. Lassen Sie sich emportragen und erfahren Sie zuerst an sich selbst, was es bedeutet, wenn die Last getragen und vergeben ist.
Verpflichtung zur gegenseitigen Hilfe und Ermahnung in der Gemeinde
Aber jetzt will ich noch ein letztes hinzufügen. Wir müssen einander zurechthelfen, das war das eine. Dann blicke auf Jesus, das ist das Letzte. Und doch ist es eine verpflichtende Lebensordnung.
Wir Christen haben am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts ganz besondere Schwierigkeiten damit. Ich hätte nie geahnt, was durch die Studentenrevolution von 1968 in der Gemeinde Jesu passiert ist. Fast alle Gebote sind, wenn nicht außer Kraft gesetzt, so eingeengt, eingeebnet oder in die Beliebigkeit jedes Einzelnen gestellt. Das ist heute fast üblich. Aber man darf doch nicht mehr nach den Ordnungen der Bibel fragen: „Ist das verpflichtend im Zusammenleben?“ Die Gebote Gottes darf man doch auch freimütig interpretieren.
Jesus will das Gesetz erfüllen, auch mit der Bergpredigt. Und zwar hundertmal stärker, als es der eifrigste Gesetzesgehorsam im alten Bund Israels tun konnte. Paulus selbst sagt: Das Gesetz ist heilig, recht und gut. Nicht ein Stückchen darf in unserem Leben anders sein, als das Gesetz befiehlt. Aber das Wunderbare ist, dass Jesus sagt, er erfüllt das Gesetz. Niemand kommt zum Vater als durch ihn. Auch die Gesetze, all die Gebote — ob es um das Ehren von Vater und Mutter geht oder um die Wahrheitsfrage — werden durch Jesus erfüllt. Jesus will uns die Spur geben, am Leben zu bleiben.
Darum ist es wichtig, dass wir auch in der Gemeinde einander sehr deutlich ermahnen. Wir wollen nicht einfach alles zuschmieren und vergleisen, sondern sagen: Es geht um das Gesetz Christi. Auch Jesus hat uns dabei behaftet. Wir können viele Ordnungen sehen, am deutlichsten in der Bergpredigt, wie klar die Kommandos sind, sodass jeder von uns überführt ist. Aber Jesus will es erfüllen.
Es geht darum, dass die neue Humanität in unserem Leben gelebt wird. Aber diese neue Humanität kann nur Jesus schaffen, indem er uns ein neues Herz gibt. Das ist so schön von Paulus ausgedrückt: Ihr seid doch geistlich, der Heilige Geist schafft das. Das ist die tollste Wirkung des Heiligen Geistes, das größte Wunder, dass er aus Sündern gerechte Leute macht. Die Frucht des Geistes — Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Sanftmut — treibt das Verkorkste aus unserem Leben heraus.
Lasst den Geist Gottes in euch wirken! Du bist doch geistlich, du bist doch geistlich! Im Rabbinertum gab es eine alte Anschauung: Es gab zweitausend Jahre ohne Tora, ohne Gesetz, dann gab es zweitausend Jahre die Tora, und dann kommt der Messias. Er erfüllt die Tora und legt sie ganz neu aus — das Gesetz Christi.
Im Jakobusbrief wird eine wunderbare Formulierung gebraucht, die ich für eine der schönsten im Neuen Testament halte: Das königliche Gesetz der Freiheit. Das ist für uns bindend und verpflichtend. Christenleben ist nicht gesetzlos. Sie leben im königlichen Gesetz der Freiheit, nicht im Gesetz, das uns tötet und erdrückt.
Soweit wir Jesus lieben, tun wir so viel. Da wird erfüllt, was er spricht, oder wie Paulus sagt: Ich bin im Gesetz Christi drin, ich bin nicht gesetzlos, ich bin im Gesetz Christi, das alles erfüllt.
Jetzt ist es so wichtig, ob wir das umsetzen. Mir nach spricht Christus, unser Held. Ich bin überzeugt, dass es bei Ihnen gar nicht lange dauert, bis Sie es umsetzen müssen, dass Sie Lastenträger sein müssen. Da wird nicht von allgemeiner Güte und Barmherzigkeit gesprochen, sondern die Prinzipien und Ordnungen Gottes werden sehr wohl bewahrt. Manchmal müssen wir auch sagen: So geht es nicht, das ist nicht recht, was du tust.
Aber wo ein Mensch bekennt, bereut und sich lossagen will, da ist eine unendliche Barmherzigkeit. Das ist das Geheimnis der Gemeinde, wo sie den Heiligen Geist leben darf.
Werner Bergengruen hat eine schöne Novelle geschrieben mit dem Titel „Das Netz“. Dort war eine Fischersfrau, deren Mann lange Zeit verreist war. Sie fiel in Ehebruch, und die Strafe war deutlich: Sie musste vom Felsen gestürzt werden. Die Frau bittet: „Bitte warte, bis mein Mann kommt.“ Doch es wird gesagt: „Nein, das Gesetz muss vollstreckt werden.“ Niemand weiß, dass in der Nacht, so schreibt Werner Bergengruen, bevor die Frau hinuntergestürzt wird, der Mann zurückkommt.
Was tut er? Bis zum Morgengrauen spannt er alle Fischernetze, die er finden kann, unter dem Felsen auf, damit seine schuldig gewordene Frau darin hineinstürzt und gerettet wird.
Die Erzählung von Werner Bergengruen stimmt zwar nicht ganz, weil bei uns meist die Frauen die Netze für die Männer spannen. Aber es ist wunderbar, wenn Jesus sagt: „Gehe hin und tue das Gleiche.“ Nimm von meinem Geist, der Jesus so erfüllt hat.
Alles, was ihr tut — sei es mit Worten oder Werken — tut es im Namen und im Geist Jesu. Amen.
Nun singen wir ein Lied von Philipp Friedrich Hiller aus der Gemeinschaft. Im vierten Vers wird sogar ausdrücklich auf unseren Vers Bezug genommen, aber wir wollen alle Verse singen: Nr. 253. Ich glaube, dass die Heiligen im Geist, im Heiligen Geist Gemeinschaft haben. Es ist der Geist, der uns zum Tragen, zum Barmherzigsein und zum Überwinden der notvollen Verfehlungen hilft.
Wir singen alle fünf Verse.
Lasst uns beten:
Du barmherziger Heiland, du musstest uns ganz genau wieder zeigen, wie viele Lasten du heute schon wieder an uns trägst: üble und fiese Verfehlungen, schlimme Wortbrüche, viel Ungehorsam und Unreinheit.
Jetzt muss deine Vergebung doch bei uns einen Widerhall wecken — einen Widerhall der Liebe und Barmherzigkeit, wenn wir auf solche treffen, die noch gefangen sind.
Herr, gib uns doch immer wieder den klaren Blick, den du von uns hast, damit wir uns richtig sehen können in deinem Licht.
Dann danken wir dir, dass dein Wort uns immer wieder aus einer falschen Sicherheit herausholt. Wir danken dir für das Wunder dieses herrlichen Lifts, dass du uns gerecht machst durch dein Blut, ohne irgendwelche Eigenleistung, und dass wir das einfach im Glauben annehmen dürfen.
Aber jetzt bitten wir dich wieder für unsere oft so schwierigen Familienverhältnisse, für unsere spannungsvollen Formen des Zusammenlebens mit anderen Menschen.
Wir danken dir auch für alle Liebe, die wir erfahren, für alle Güte, wo Menschen sich freundlich um uns annehmen.
Aber wir wollen jetzt ganz besonders auch an die denken, die schwer leiden, damit wir nicht nur von ihnen reden, sondern sie aufsuchen und aufrichten: die Kranken und die Alten, die Behinderten, die Lasten tragen, die Entmutigten und die Schwermütigen.
Richte du sie auch heute Morgen auf, denn du bist der Lastenträger, der allergrößte Lastenträger.
Es tut so wohl, wenn man weiß, dass du auch das Schwere mitträgst, das du uns auferlegst. Die Last kann nicht so schwer werden, dass sie uns erdrückt.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!
Nehmen Sie bitte noch einmal Platz.
Ihr kommt gerade geschwind vor, Familie Rühl kommt hierher auf die Kanzel.
Ich darf noch erinnern: Am Mittwoch haben wir einen Halbtagsausflug nach Ulm. Im Anschluss können Sie sich gleich an Frau Waldmann wenden. Sie bleibt noch hier in der Kirche und freut sich, wenn noch jemand mitgehen kann.
Hier können Sie gerade durchgehen, da ist ein Durchgang auf der Seite des Kriegers geschaffen.
Dann liegt der neue Notizzettel auf Ihren Plätzen. Wenn Sie den mitnehmen, fehlen die Termine, die jetzt ganz nahe liegen. Die waren im Alten drin. Ich denke vor allem an den Sommerabend am 1. Juli. Das können Sie sich nur merken.
Und da ist der alte Zettel. Das ist wichtig, auch wegen der Beiträge. Man kann sich auch am kalten Buffet beteiligen. Ich will das jetzt nicht alles aufzählen, wichtig nur, dass das nicht untergeht.
Jetzt freuen wir uns — kommt noch einmal geschwind hierher.
Ich sage noch ein Wort: Sie haben jetzt, ich weiß nicht, wie viele Monate, so treu in unserer Gemeinde gelebt und auf das Visum nach Indonesien gewartet.
Es ist ja tragisch: Er geht als Dozent für Umwelttechnik an die christliche Universität nach Jakarta. Michael und Monika Rühl aus Köln — jetzt hat es geklappt.
Viele haben dafür gebetet. Nach den Parlamentswahlen gab es einen Ruck, und am 30. Juni, einem Montag, fliegt er 15,5 Stunden bis Jakarta.
Jetzt sagt er noch ein Wort, und das ist für uns wichtig:
„Erst einmal freuen wir uns, dass wir in dieser Zeit hier sein durften. Wie gesagt, wir gehen nach Indonesien, Jakarta, an die Universitas Kristen Indonesia. Es klappt jetzt, wir fliegen am 30. Juni und freuen uns einfach darauf. Wir sind gespannt.
Wir hoffen, dass wir dort Kontakt zu Studenten und Arbeitskollegen bekommen, aber auch einfach um uns herum die Menschen, dass wir dort ein offenes Haus haben.“
„Ja, natürlich, Monika, komm, am allerschönsten!“
„Ich möchte mich einfach für uns auch noch einmal ganz herzlich bedanken. Wir sind jetzt seit Januar hier, auch in dieser Gemeinde, und sind sehr herzlich aufgenommen worden. Es ist wirklich viel für uns gebetet worden, und das wissen wir. Dafür möchten wir einfach danken, weil wir wissen, dass wir das ohne Gebet nicht schaffen können.
Ein Anliegen für uns persönlich ist jetzt noch: Wir wissen gar nicht richtig, was uns erwartet, auch wohnungsmäßig. Wir vertrauen darauf, dass Gott es richtig vorbereitet. Darauf wollen wir vertrauen und möchten Sie einfach bitten, da weiterzuweten. Vielen Dank!“
Es ist schon eine Sache, dass junge Leute und eine Familie nicht fragen, was da ist, sondern einfach hinausgehen.
Das ist das bevölkerungsreichste Moslemland der Welt. Viele sind Muslime, die sie in ihr Haus einladen werden.
Mehr will ich hier gar nicht sagen. Sie wissen, wie gefährlich das heute ist.
Wir wollen, dass ihr Zeugen Jesu seid, und wir beten für euch, dass diese Zeit für euch persönlich Frucht bringt, eine ganz schöne Zeit wird, aber dass Frucht in der Ewigkeit gefunden werde.
Jetzt ist es so: Beim Verabschieden ist es immer schwierig. Ich kann ja nicht Sie alle verabschieden, deshalb lasse ich das jetzt mal. Es verwirrt auch immer meinen älter werdenden Kopf.
Deshalb sage ich immer: Am schönsten ist es, wenn Sie miteinander reden beim Hinausgehen, sich die Hand geben — das ist am allerschönsten — und einander Lasten tragen.
Wir wollen um den Segen bitten, und dann spielen die Posaunen noch. Wer will, kann dann noch zuhören. Wir freuen uns. Eigentlich hatten wir geplant, dass das im Freien geht, aber es regnet so arg. Dann hören wir das im Anschluss.
Wir bitten um den Segen.
Das Opfer ist heute für die Aussendung von Familie Rühl und für ihren Dienst bestimmt. Sie bekommen nur ein Taschengeld. Aber dieser Dienst draußen, in der Nähe von Jakarta, kann heute geschehen, an einer christlichen Universität in einem muslimischen Land.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
Lied und Gebet zur Gemeinschaft im Geist
Und nun singen wir ein Lied von Philipp Friedrich Hiller von der Gemeinschaft. Im vierten Vers wird sogar ausdrücklich auf unseren Vers Bezug genommen. Wir wollen jedoch alle fünf Verse singen: 253 Ich glaube, dass die Heiligen im Geist, im Heiligen Geist Gemeinschaft haben. Es ist der Geist, der uns zum Tragen, zum Barmherzigsein und zum Überwinden der notvollen Verfehlungen hilft. 253
Wir singen alle fünf Verse.
Wir wollen beten:
Du barmherziger Heiland, du musstest uns ganz genau wieder zeigen, wie viele Lasten du heute schon wieder an uns trägst: üble und fiese Verfehlungen, schlimme Wortbrüche, viel Ungehorsam und Unreinheit. Und jetzt muss deine Vergebung doch bei uns einen Widerhall wecken – einen Widerhall der Liebe und Barmherzigkeit, wenn wir auf solche treffen, die noch gefangen sind.
Herr, gib uns doch immer wieder den klaren Blick, den du von uns hast, damit wir uns richtig sehen können in deinem Licht. Und dann danken wir dir, dass dein Wort uns immer wieder aus einer falschen Sicherheit herausholt. Wir danken dir für das Wunder dieses herrlichen Lifts, dass du uns gerecht machst durch dein Blut, ohne irgendwelche Eigenleistung, und dass wir das einfach im Glauben annehmen dürfen.
Aber jetzt bitten wir dich wieder für unsere oft so schwierigen Familienverhältnisse und unsere spannungsvollen Formen des Zusammenlebens mit anderen Menschen. Wir danken dir auch für alle Liebe, die wir erfahren, für alle Güte, wo Menschen sich freundlich um uns annehmen. Aber wir wollen jetzt ganz besonders auch an die denken, die schwer leiden, damit wir nicht nur von ihnen reden, sondern dass wir sie aufsuchen und aufrichten: die Kranken und die Alten, die Behinderten, die Lasten tragen, die Entmutigten und die Schwermütigen. Richte du sie auch heute Morgen auf, weil du der Lastträger bist, der allergrößte Lastträger.
Und das tut so wohl, wenn man weiß, du trägst auch das Schwere mit, das du uns auferlegst. Und die Last kann nicht so schwer werden, dass sie uns erdrückt.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigen. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!
Informationen zum Gemeindeleben und Verabschiedung von Familie Rühl
Nehmen Sie bitte noch einmal Platz. Sie kommen gerade sehr schnell vor. Familie Rühl kommt jetzt hierher auf die Kanzel.
Ich möchte noch an den Halbtagsausflug am Mittwoch nach Ulm erinnern. Im Anschluss können Sie sich direkt an Frau Waldmann wenden. Sie bleibt noch hier in der Kirche, und es freut uns, wenn noch jemand mitgehen kann. Hier können Sie gerade durchgehen, es gibt einen Durchgang auf der Seite des Kriegers.
Auf Ihren Plätzen liegt der neue Notizzettel. Wenn Sie ihn mitnehmen möchten: Es fehlen die Termine, die jetzt ganz nahe liegen. Diese waren im alten Zettel enthalten. Ich denke vor allem an den Sommerabend am 1. Juli. Diesen Termin können Sie sich schon einmal merken. Der alte Zettel liegt ebenfalls aus. Wichtig ist das auch wegen der Beiträge. Man kann sich auch am kalten Buffet beteiligen. Ich möchte jetzt nicht alles aufzählen, aber es ist wichtig, dass das nicht untergeht.
Jetzt freuen wir uns, dass Familie Rühl noch einmal hierher kommt. Ich sage noch ein Wort zu ihnen. Sie haben jetzt, ich weiß nicht wie viele Monate, so treu in unserer Gemeinde gelebt und auf das Visum für Indonesien gewartet. Es ist ja tragisch und zugleich schön: Michael Rühl geht als Dozent für Umwelttechnik an die christliche Universität nach Jakarta.
Michael und Monika Rühl kommen aus Köln, und jetzt hat es geklappt. Viele haben dafür gebetet. Nach den Parlamentswahlen gab es einen Ruck, und am 30. Juni, einem Montag, fliegt er 15,5 Stunden bis Jakarta.
Jetzt sagt er noch ein Wort, das für uns wichtig ist:
„Erst einmal freuen wir uns, dass wir in dieser Zeit hier sein durften. Wie gesagt, wir gehen nach Indonesien, nach Jakarta an die Universitas Kristen Indonesia. Es klappt jetzt, wir fliegen am 30. Juni, und wir freuen uns einfach darauf und sind gespannt.
Wir hoffen, dass wir dort Kontakt zu Studenten und Arbeitskollegen bekommen, aber auch einfach zu den Menschen um uns herum, sodass wir ein offenes Haus haben.
Ja, natürlich, Monika, komm, das ist am allerschönsten! Ich möchte mich einfach für uns auch noch einmal ganz herzlich bedanken. Wir sind seit Januar hier, auch in dieser Gemeinde, und wurden sehr herzlich aufgenommen. Es ist wirklich viel für uns gebetet worden, und das wissen wir. Dafür möchten wir einfach danken, denn wir wissen, dass wir das ohne das Gebet nicht schaffen können.
Ein Anliegen für uns persönlich ist noch, dass wir jetzt gar nicht genau wissen, was uns erwartet, auch wohnungsmäßig. Wir bitten darum, dass Gott alles richtig vorbereitet. Darauf wollen wir vertrauen und möchten Sie bitten, weiter für uns zu beten. Vielen Dank!“
Es ist schon eine große Sache, wenn junge Leute und eine Familie nicht fragen, was da ist, sondern einfach hinausgehen. Indonesien ist das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt. Viele Menschen dort sind Muslime, die sie in ihr Haus einladen werden.
Mehr möchte ich hier gar nicht sagen. Sie wissen, wie gefährlich das heute ist. Wir wollen, dass Sie Zeugen Jesu sind, und wir beten für Sie, dass diese Zeit für Sie persönlich Frucht bringt, eine ganz schöne Zeit wird, aber vor allem, dass Frucht für die Ewigkeit gefunden wird.
Abschluss und Segen
Jetzt ist es so: Beim Verabschieden ist es immer schwierig. Ich kann ja nicht alle einzeln verabschieden, deshalb lasse ich das jetzt mal. Es verwirrt auch immer meinen älter werdenden Kopf.
Deshalb sage ich immer: Am schönsten ist es, wenn Sie miteinander reden, beim Hinausgehen einander die Hand geben. Das ist am aller schönsten, wenn Sie einander Lasten tragen.
Wir wollen um den Segen bitten, und dann spielen die Posaunen noch. Wer will, kann dann noch zuhören. Freuen wir uns! Eigentlich hatten wir geplant, das im Freien zu machen, aber es regnet so stark. Deshalb hören wir das im Anschluss drinnen.
Wir bitten um den Segen.
Das Opfer ist heute für die Aussendung von Familie Rühl und für ihren Dienst bestimmt. Sie bekommen nur ein Taschengeld. Aber dieser Dienst kann draußen in der Nähe von Jakarta stattfinden, in einem muslimischen Land, an einer christlichen Universität.
Herr, segne uns und behüte uns! Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!