Wir sind in einer Reihe, die den Titel trägt: „Die Dynamik geistlichen Lebens“. Ich nehme euch gerade mit auf eine Reise durch verschiedene Aspekte, die das geistliche Leben prägen sollen. Es sind unterschiedliche Aspekte, von denen in der Bibel steht, dass sie uns, wenn sie in uns vorhanden sind und wachsen, in die Lage versetzen, den Herrn Jesus immer besser kennenzulernen.
Für mich ist diese Abfolge von Begriffen besonders spannend, weil es genau darum im Christsein geht: dass wir den Herrn Jesus immer besser kennenlernen. Wir sollen ihm auf eine immer intelligentere, persönlichere und intimere Weise nachfolgen können. Wir sollen zulassen, dass der Geist Gottes uns Schritt für Schritt, ein Leben lang, den Charakter des Herrn Jesus einprägt. Den Herrn Jesus kennenlernen, ihm folgen und ihn imitieren – das ist wahres Menschsein, zumindest wenn man es vom Neuen Bund her definieren möchte. Das ist wahres Menschsein nach dem Neuen Bund.
Als Leittext begleitet uns dabei 2. Petrus 1,5-7. Ich lese ihn noch einmal vor:
„Eben deshalb wendet allen Fleiß auf und reicht in eurem Glauben die Tugend dar, in der Tugend aber die Erkenntnis, in der Erkenntnis aber die Enthaltsamkeit, in der Enthaltsamkeit aber das Ausharren, in dem Ausharren aber die Gottesfurcht, in der Gottesfurcht aber die Gottseligkeit, in der Gottseligkeit aber die Bruderliebe, in der Bruderliebe aber die Liebe.“
Wir stecken also mittendrin in diesen acht Punkten. Wer mitgezählt hat, merkt: Das sind acht Aspekte. Daraus ergeben sich neun Predigten. Wir sind bei Predigt Nummer fünf.
Wenn ihr das lest, was davor steht, werdet ihr mitbekommen, dass Petrus etwa Folgendes argumentiert: Gott hat uns alles geschenkt, was wir brauchen. Und weil wir beschenkte Leute sind – nicht, um erst beschenkt zu werden, sondern weil wir es bereits sind – kommen wir als Christen nie aus einem defizitären Zustand. Wir kommen immer aus der Fülle.
Die Fülle Gottes ist uns geschenkt. Weil Gott uns befüllt und uns durch seinen Geist diesen Zugang zu einer ganz tiefen Beziehung mit sich schenkt, ist alles da. Es ist wie ein Buffet an einem Hochzeitstag: Du musst nur überlegen, möchtest du das oder das oder das? Du kannst überall hingehen, dir einen Teller nehmen und zugreifen.
So ist es auch im geistlichen Leben. Gott hat uns beschenkt, und weil wir beschenkt sind, kommen diese acht Aspekte ins Spiel. Deshalb reicht es nicht nur, ein bisschen Tugend oder Erkenntnis zu haben. Nein, „wendet allen Fleiß auf“! So stehen wir also mittendrin.
Letztes Mal haben wir uns mit dem Thema Tugend beschäftigt. Heute soll es um das Thema Erkenntnis gehen. Ich möchte noch einmal einen Rückblick machen, weil nach der letzten Predigt Bernhard auf mich zukam und meinte, es wäre total gut gewesen, wenn ich vielleicht noch auf diese preußischen Tugenden hingewiesen hätte.
Da dachte ich mir: Ja, warum nicht? Die Bibel hat ja nichts gegen Höflichkeit, Pünktlichkeit, Fleiß, Ordnung und was auch immer ihr sonst noch für typisch deutsch haltet. Es wäre aber viel – und ich meine wirklich viel – zu kurz gegriffen, wenn man denken würde, dass diese Dinge einen Christen ausmachen. Versteht ihr? Das eine ist gut, aber das ist natürlich nicht der Christ. Damit definiere ich ihn nicht so.
Als wir letztes Mal von Tugend sprachen, haben wir über einen Aspekt des Glaubens gesprochen, der aus dem Glauben heraus erwächst. Reicht in eurem Glauben die Tugend aus? Also der Tugendhafte ist der, der das Richtige tut – und zwar als Christ. Aber nicht, weil er eine tiefe Verbundenheit mit seiner deutschen Nationalität hat, sondern weil er als Christ an Christus hängt.
Wir leben nicht nach den Geboten, weil wir meinen, wir müssten Gebote erfüllen. Das ist so dicht dran und trotzdem total daneben. Hier wäre so der Inbegriff preußischer Tugenden: Ein Gedicht von Ludwig Hölty, schon ein bisschen älter:
„Üb immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab
Und weiche keinen Fingerbreit von Gottes Wegen ab,
Dann wirst du wie auf grünen Auen durchs Pilgerleben gehen,
Dann kannst du sogar Furcht und Grauen dem Tod ins Auge sehen.“
Das klingt nett, ja. Ich weiß nicht, ob ihr jetzt innerlich sagt: Ja oder Nein? Das ist gar nicht so leicht, denn das kommt aus einer kargistischen, reformierten Tradition. Da steckt ein bisschen Theologie drin. Trotzdem muss man sagen: Wenn man das liest, Vorsicht – das ist nicht das Evangelium.
Die Idee, „Üb immer Treue und Redlichkeit“ – ja, streng dich an, mach was, und wenn du dann so in den Linien bleibst, die man dir vorgibt, so als guter preußischer Staatsbürger, dann kommst du auch bei Gott an – nein, das ist nicht das Evangelium. Das ist nur dann Evangelium, wenn die Motivation dahinter stimmt.
Die Motivation für einen Lebensstil, der das Richtige tut, muss immer diese sein: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Es muss immer mit dem Herrn Jesus zu tun haben. Es muss immer den Aspekt haben: Ich tue das, weil ich meinen Herrn lieb habe.
Versteht ihr? Ich tue es weder, um in den Himmel zu kommen. Und ich drücke es mal brutal aus: Wenn ich morgen feststellen würde, dass es diesen Himmel gar nicht gibt – keine Sorge, ich glaube das nicht – ja, es wäre immer noch richtig, dem König zu folgen. Es wäre immer noch grandios, für diese wenigen Jahre dem Richtigen gedient zu haben.
So, jetzt gibt es den Himmel, das ist gut, und das lassen wir auch schön dabei. Also: Ich halte die Gebote, weil ich loyal bin, weil ich dankbar bin und weil ich leidenschaftlich an meinem König hänge, der mich gerettet hat.
Nun aber ein Stück weiter zu dem Aspekt, um den es heute gehen soll: 2. Petrus 1,5. Dort heißt es: "Eben deshalb wendet allen Fleiß auf und reicht in eurem Glauben die Tugend, in der Tugend aber die Erkenntnis dar."
Ich hatte beim letzten Mal aufgehört oder zumindest erwähnt, den Gedanken, dass aus der Tugend die Freiheit erwächst. Das richtige Tun lässt mich die Wahrheit erkennen, und dadurch werde ich frei von der Sklaverei der Sünde.
Wahrheit in der Bibel ist der Schlüssel zu echter Freiheit. Manchmal hat man den Eindruck, dass auch Christen, wenn es um biblische Wahrheiten geht, diese Wahrheiten, die sie in der Bibel lesen, als eine Last betrachten. Als etwas, was Gott ihnen auferlegt hat, etwas, das das Leben schwer macht, weil man eben nicht einfach so leben kann.
Aber dieser Eindruck – und das muss mit aller Deutlichkeit gesagt werden – ist total falsch. Der Eindruck, dass die Gebote Gottes schwer sind, ist falsch. Johannes schreibt an anderer Stelle: "Seine Gebote sind nicht schwer." Gott möchte uns mit seinen Geboten keine Last auflegen, keine Last, um unser Leben irgendwie komplizierter zu machen.
Gott will mich – und das müssen wir, glaube ich, tief verstehen – nicht belasten, sondern entlasten. Wahrheit macht wirklich frei. Und das tut sie auch, gerade dadurch, dass sie mich in den Konflikt mit der Sünde hineinstellt, die noch in mir da ist. Das tut sie, das weiß ich.
Und das ist dann auch der Punkt, warum es eben nicht angenehm ist, mit den Geboten konfrontiert zu werden. Dieser Konflikt ist nicht angenehm. Heiligung macht oft keinen Spaß. Wenn man immer wieder hingehen muss, sich entschuldigen muss, weil man etwas falsch gemacht hat – das ist kein Spaß.
Und doch ist dieser Prozess der Heiligung entlastend. Das heißt: Je mehr ich Sünde in meinem Leben loswerde, desto leichter wird mein Leben – ganz praktisch. Und ich weiß das aus eigener persönlicher Erfahrung.
Es lohnt sich, wenn es sein muss, jahrelang und zäh gegen Sünde zu ringen. Denn das, was hinten an Leben herauskommt, wenn ich nicht so einen falschen Kompromiss lebe, sondern mich darauf einlasse, die Sünde loszuwerden, ist unvergleichlich viel besser, als alles, was ich mir vorstellen kann.
Wisst ihr, es sind wahrscheinlich gerade diese – ich nenne sie mal – hartnäckigen Charaktersünden, also Sünden, die sich ganz lange widersetzen. Manchmal hat man Momente, in denen man denkt: "Ah, das wird ja nie was." Es sind Dinge, die ganz tief mit meiner Biografie verwoben sind, wo sich Gewohnheiten entwickelt haben, bei denen ich sage: "Ey, die sind ja hier oben förmlich verdrahtet."
Ich möchte dir von hier vorne Mut machen: Häng dich rein! Wir leben aus Gnade. Du darfst jeden Tag fallen, wieder aufstehen, Vergebung bitten und weiterlaufen. Häng dich rein!
Es sind diese Sünden, bei denen man vielleicht nach fünfzehn Jahren sagt: "Ja, ich bin einen Schritt weiter. Vielleicht noch nicht durch, aber ich bin einen Schritt weiter. Da löst sich was."
Ich habe gerade eine Sache, an der ich schon bestimmt fünfundzwanzig Jahre arbeite, und ich merke langsam, da löst sich was in meinem Charakter. Plötzlich wird etwas leichter. Da denkst du: "Boah, fünfundzwanzig Jahre – was soll denn der Geist nicht schaffen?"
25 Jahre kämpfst du gegen diese Sünde, und es lohnt sich einfach. Denn wenn du sie mal geknackt hast, wächst nicht nur diese Freiheit, sondern auch die tiefe Gewissheit, dass ich wirklich den Heiligen Geist in mir trage. Dass da wirklich Veränderung möglich ist, dass ich wirklich dazugehöre.
Dass ich nicht nur davon singe, dass Gott alles neu macht, sondern dass ich in meinem Leben sehen kann: "Hätte ich nie gedacht, an der Stelle tut sich noch was. Wahnsinn! Wahnsinn!"
Also, es lohnt sich meiner eigenen Erfahrung nach, dran zu bleiben. Aus der Tugend erwächst die Freiheit. Und aus dieser Freiheit – und ich glaube, dass sich Freiheit, wenn man sie emotional erfahren will, vor allem auf der Ebene von Beziehungen widerspiegelt.
Ich glaube, es sind unsere Beziehungen zu Menschen, wirtschaftlich und vielleicht auch zu unseren Kindern, zu unserem Ehepartner und auch die Beziehung zu Gott, die im Wesentlichen davon geprägt werden, dass wir heiliger werden – zum Guten.
Und das ist etwas ganz, ganz Großartiges. Einfach zu merken: Ich formuliere es mal für mich. Ich darf eine Beziehung zu meiner Frau leben, eine Qualität von Beziehung, bei der ich in meiner Familie schlichtweg der Erste bin. Das hatte mein Vater nie. Er hatte einfach auch nicht die Chance dazu. Da hat es ihm einfach an Ressourcen gefehlt.
Da steckt man dann eben in seiner Beziehungsunfähigkeit fest und kommt da auch nicht raus. Ich schaue mir das an und denke mir: Boah, was hat Gott an der Stelle gewirkt?
Erkenntnis – wir müssen mit diesem neuen Thema beginnen. Was ist Erkenntnis? Erkenntnis hat mit Verstehen und Wissen zu tun. Sie ist ein Aspekt unseres geistlichen Lebens, der ganz praktisch mit Dingen zu tun hat wie: Ich denke über etwas nach, ich lese etwas, ich höre eine Predigt, höre mir einen Podcast an oder schaue in ein Buch hinein.
Das ist etwas, was in den Augen mancher Leute nicht so gut dasteht. Es sind diese akademischen Disziplinen, bei denen man sagt: „Ja, das ist Jürgen, aber das bin ich nicht.“ Was soll ich sagen? Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll, aber das Christentum ist eine Buchreligion. Es war nicht meine Entscheidung, dass ein Buch geschrieben wurde. Wenn ihr euch beschweren wollt, dann beschwert euch bitte beim Heiligen Geist. Er hat im Wesentlichen entschieden, Menschen dazu zu bringen, Dinge aufzuschreiben und dafür zu sorgen, dass wir diese Schriften heute noch haben.
Das heißt: Er ist schuld. Ich kann nur sagen, das Christentum ist eine Buchreligion – ganz stark. Nicht nur logisch, weil wir in eine sehr persönliche Beziehung hineingleiten, aber wir starten damit, dass wir lesen und darüber nachdenken. Das merkt man von Anfang an: Die Leute werden gläubig in der Apostelgeschichte. Und was machen sie als Erstes? Sie gehen dorthin, wo sie die Lehre der Apostel hören.
Lehre ist im Christentum zentral. Sie ist so wichtig, dass Paulus dem Timotheus schreiben kann: „Habe Acht auf dich selbst und auf die Lehre“ (1. Timotheus 4,16). Und damit dieser Gedanke feststeht, schreibt er weiter: „Beharre in diesen Dingen. Denn wenn du dies tust, so wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, die dich hören.“
Wenn du dir manchmal die Frage stellst, warum ich die Art von Predigten mache, die ich mache – ich mache ja diese eher bibelorientierten Predigten, bei denen man immer Texte hat, die man mitlesen muss – dann ist das der Grund. Es gibt ja auch viele Predigten, bei denen eher eine Geschichte aus dem Leben erzählt wird, was man letzte Woche mit Gott erlebt hat. Dann pflanzt man noch ein paar Bibelverse ein, die fast passen. Das mache ich nicht.
Ich weiß, dass ich damit manchmal komisch wirke und völlig aus dem herausfalle, was gerade trendy ist. Aber dieser Vers motiviert mich: Menschen werden durch gute Lehre gerettet. Vielleicht denkst du jetzt: „Herr Jürgen, ich dachte immer, Lehre trennt.“ Nein, das ist falsch. Lehre rettet. Was trennt, ist Irrlehre oder vielleicht auch Streit über Nebensächlichkeiten. Aber Lehre an sich rettet.
Paulus spricht im gleichen ersten Timotheusbrief später von den gesunden Worten unseres Herrn Jesus Christus. Ich rede also von gesunder Lehre. Gesunde Lehre rettet. Falsche Lehre führt zu falschem Leben, gesunde Lehre zu gesundem Leben.
Der Aspekt Erkenntnis in 2. Petrus 1 beschreibt mein Verhältnis zum Wort Gottes, zu der Lehre der Apostel. Und ihr wisst schon: Wenn man sich so einen Aspekt anschaut, dann kann es entweder sein, man hat zu wenig, man hat genau richtig viel oder man hat zu viel. Ich schaue mir mit euch immer das Zuwenig und das Zuviel an. Logisch.
Wie sieht es aus, wenn man in diesem Bereich zu wenig hat? In der Bibel gibt es für den, der zu wenig Erkenntnis hat, einen besonderen Begriff. Er wird „der Einfältige“ genannt. So wird er zumindest in der Elberfelder Übersetzung bezeichnet. Der Einfältige ist derjenige, der unerfahren ist.
Jeder von uns startet im Umgang mit der Bibel als Einfältiger. Wir sind alle einmal an dem Punkt, an dem wir zum ersten Mal die Bibel aufschlagen, sie durchlesen und anfangen, darüber nachzudenken. Das ist völlig in Ordnung. Du darfst so sein, aber du darfst natürlich nicht so bleiben.
Wenn du merkst, dass du einen Mangel hast, dann ist das jemand, der zu wenig Wissen hat. Aber es ist nicht nur der, der am Anfang steht, sondern auch der, der irgendwann entschieden hat: „Ich brauche kein Wissen mehr.“ Wenn du in dir eine Tendenz spürst, Wissen zu verachten, dann wäre das wirklich schlimm.
Es gibt den hochmütigen Narren, der denkt, er wisse schon alles. Deshalb kann er auf Nachdenken, Studieren und Lernen verzichten. Die Antwort darauf ist falsch. Ich habe das an anderer Stelle schon gesagt: Es reicht nicht zu sagen, „Ich bin halt der Praktiker“. Zum Beispiel: „Ich bin der, der die Toiletten repariert, deshalb muss ich nicht in die Bibel schauen.“ Das ist falsch!
Wir reden hier über Aspekte des geistlichen Lebens, die für uns alle wichtig sind. Natürlich darfst du dich mit deinen praktischen Gaben einbringen – wirklich bis das letzte Klo repariert ist. Ich bin voll dafür! Wir kommen beim Thema Bruderliebe auch darauf zurück. Aber jetzt geht es um Erkenntnis.
Du darfst nie das eine gegen das andere ausspielen. In der Gemeinde hat Gott Lehrer eingesetzt, weil es etwas zu lernen gibt. Wer sagt: „Ich brauche keine Lehre, weil ich ja den Heiligen Geist habe“, der ist nicht geistlich, sondern hochmütig.
Jetzt könnte jemand sagen: „Stopp, da gibt es doch einen Vers in der Bibel, 1. Johannes 2,27: ‚Die Salbung, das ist der Heilige Geist, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand belehrt.‘ Da steht doch, dass wir keine Lehre brauchen. Ist das nicht ein Beleg dafür?“
In meinem Skript steht dazu: Schmunzle einfach. Denn wenn dieser Vers wirklich sagen würde, dass man keine Lehrer braucht, die uns belehren, warum schreibt Johannes dann seinen Brief als Lehrer, um die Empfänger zu belehren? Das funktioniert nicht. Man schreibt keinen Lehrbrief an Leute, die gar keine Belehrung brauchen.
Wenn ihr jemals mit diesem Vers konfrontiert werdet, dann sagt den Leuten einfach: Schaut euch den Zusammenhang an. Worum geht es an dieser Stelle? Geht es um Lehre im Allgemeinen? Nein! Es geht um Lehre im Speziellen. Es geht um das, was der Heilige Geist am Anfang des Glaubenslebens einem Menschen beibringt – und zwar über Jesus.
Der Heilige Geist überführt uns von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht – also die Bekehrung. Das ist ein Lernprozess, bei dem der Heilige Geist in uns klarzieht, wer Jesus ist. Wenn du das vom Heiligen Geist gelernt hast – dass Jesus der Christus ist – dann bleibe bitte dabei.
Im Blick auf diese Lehraussagen brauchen wir wirklich niemanden, der kommt und sagt: „Ich habe da noch eine Ergänzung.“ Das stimmt. Aber in Bezug auf viele andere Themen ist es sehr wohl nötig, dass jemand kommt und uns erklärt, wie Dinge zusammenhängen.
In diesem Zusammenhang geht es um Irrlehrer, die behaupten, dass Jesus nicht der Christus, nicht der Retter ist. In Bezug auf solche Lehren brauchen wir niemanden, der uns hilft. Denn wir tragen tatsächlich das Zeugnis des Heiligen Geistes vom Moment unserer Bekehrung an in uns.
Bitte lasst euch nie von so einem Vers ins Boxhorn jagen. Und merkt euch: Wenn jemand mit einem Vers kommt, lohnt es sich immer, auch die Verse davor und danach zu lesen, um den Zusammenhang zu verstehen. Aber das ist nicht unser Thema hier.
Zurück zum Thema Erkenntnis. Jetzt haben wir den Mangel gesehen. Den Mangel, jemanden, der sich selbst kritisch betrachtet, brauche ich nicht. Doch du brauchst das wirklich, und das ist sehr wichtig.
Gute Lehre und ein gutes Leben sind relativ einfach. Gibt es eine Überbetonung von Wissen? Und da kann man nur sagen: Natürlich! Ich meine jetzt nicht die Jungbekehrten, die vor lauter Eifer ein Buch nach dem anderen verschlingen. Das ist unproblematisch, das ist okay – habe ich auch gemacht. Aber es gibt noch eine andere Art von Überbetonung, und die möchte ich euch vorstellen. Diese Person kennen wir, weil wir den Titusbrief miteinander studiert haben. Dort wird sie als ein sektiererischer Mensch bezeichnet.
Das sind Christen, bei denen man nie genau weiß, woran man ist. Sie machen nebensächliche Themen zur Hauptsache – vor allem solche, über die man sich gut zerstreiten kann. Und wisst ihr, wenn dieses spezielle Wissen, in Anführungs- und Schlusszeichen, sich dann noch mit einem ungesunden Sendungsbewusstsein paart, kann das für eine Gemeinde sehr schnell anstrengend werden.
Wir wissen, was man dann tun muss: Titus 3,9-10. Man muss auf solche Leute zugehen und sie konfrontieren mit dem, was sie tun – nämlich Nebensächliches überbetonen. Man muss sie abweisen und sagen: „Hey, das wollen wir hier nicht. Als Gemeinde bringt uns diese Beschäftigung mit deinen Spitzfindigkeiten nicht weiter.“ Dabei ist es völlig unabhängig davon, ob das, was sie sagen, wahr oder falsch ist, ob sie Recht haben oder nicht, oder ob ich gerade ein Gegenargument habe. Das ist überhaupt nicht der Punkt.
Der Punkt ist: Was mich in Streit hineinführt und wo ich schon weiß, dass sich schon viele andere Gemeinden darüber zerstritten haben, das muss ich mir nicht in unsere Gemeinde holen. Wir haben den Kern, und diese Nebensächlichkeiten stellen für uns einfach keinen Gewinn dar.
Lehre rettet, aber nicht jede Lehrfrage ist gleich wichtig. Es gibt Lehrfragen, die tatsächlich im Zentrum stehen, und für diese muss man kämpfen. Johannes hat das im 1. Johannesbrief getan. Wenn Jesus nicht mehr der Christus ist, dann darfst du jede Waffe rausholen, die du willst. Da musst du kämpfen bis zum Schluss.
Aber bei anderen Fragen – ganz ehrlich – wenn es nicht um das Evangelium geht, dann gibt es einfach genug Fragen, die am Rand stehen. Vielleicht geht es euch auch so, dass ihr euch manchmal fragt, warum Gott manche Antworten auf theologische Fragen nicht klarer in die Bibel geschrieben hat.
Mir geht es oft so, dass ich mir denke: Am Ende wäre es einfach noch mal gut, wenn man manche Dinge, die man falsch versteht oder die missverstanden werden, an der einen oder anderen Stelle etwas klarer hätte. Als Bibellehrer steht man manchmal vor einem Text und denkt: „Jetzt kann ich den Vers so oder so auslegen. Was soll ich jetzt predigen?“ Ich weiß, dass sprachlich beides möglich ist.
Lege ich jetzt mein theologisches Konstrukt oben drüber, und das entscheidet dann, wie ich alles auslege? Eigentlich müsste es doch umgekehrt sein: Der Vers müsste das theologische Konstrukt beleuchten – und nicht das theologische Konstrukt den Vers.
Das ist der reale Irrsinn eines Bibellehrers: Du studierst einen Text, willst nur das Beste, und stellst fest: „Hm, jetzt kann ich natürlich eines machen. Ich kann einfach meine eigene Erkenntnis verabsolutieren.“ Also das, was ich verstanden habe, muss richtig sein. Könnte man ja machen, weil man so lange darüber nachgedacht hat und sich eigentlich nicht vorstellen kann, dass man sich irrt.
Aber dann merkt man schon: Das ist ganz schön viel „ich“. Mir fehlt da auch der nötige Hochmut, um so aufzutreten. Trotzdem gibt es diese theologischen Fragen, bei denen die Antworten einfach nicht so leicht sind. Warum ist das so in der Bibel? Wenn Lehre rettet, warum ist dann nicht alles so klar, wie man es sich wünschen würde? Wie ich es mir wünsche – ich gebe zu, das bin jetzt ich – das würde meinen Job leichter machen.
Warum ist das so? Ich gebe euch jetzt eine erste Antwort auf diese Frage. Vielleicht werde ich sie in fünf Jahren anders beantworten, denn das ist ein Thema, über das ich noch nicht sehr lange nachdenke. Meine Antwort ist die: Weil Gott sich Einheit wünscht.
Ich hoffe, ich habe euch noch. Ich habe all diese Halbfertigkeiten, weil Gott sich Einheit wünscht. Ich muss das ein bisschen erklären.
Also, eigentlich müsstest du jetzt stutzen: Sind es nicht gerade die Lehrstreitigkeiten unter Christen, die uns seit zweitausend Jahren trennen? Das ist doch eigentlich unser großes Problem, warum wir nicht eins sind. Warum glaube ich jetzt, dass manche Fragen, die sich nicht so schnell lösen lassen und zu denen es unterschiedliche, gut begründete Positionen gibt, trotzdem so in der Bibel stehen, weil sich Gott Einheit wünscht?
Meine Erklärung geht ungefähr so: Wenn man eine Lektion aus der Kirchengeschichte lernen kann, dann ist es diese: Der Versuch, die Christenheit durch ein möglichst genau ausformuliertes Bekenntnis zu einen, hat nicht funktioniert. Ich sage das noch einmal: Der Versuch, die Christenheit dadurch zu einen, dass wir ein möglichst umfassendes Bekenntnis formulieren, bei dem dann alle sagen: „Ja, so ist es“, hat nicht funktioniert.
Von Anfang an, mit dem ersten Konzil, haben wir uns die Karten gelegt und am Ende nur Spaltung und Streit produziert, aber nicht Einheit. Das heißt, wir haben irgendwo angefangen, eine Linie oder einen Pflock einzuschlagen. Und statt dass uns das geholfen hätte, hat es uns eigentlich voneinander getrennt.
Ich wiederhole noch einmal: Wir brauchen im Zentrum Lehrpositionen, die unverhandelbar sind, sonst gibt es kein Christentum. Wenn das Evangelium weg ist, ist Jesus weg, und dann ist auch das ewige Leben weg. Das streiche ich nicht durch. Ich kann, wie die Gemeinde in Sardis, über die es in der Offenbarung heißt, den Namen haben, dass da noch Christsein draufsteht, aber ich kann tot sein. Da ist kein Christsein mehr drin. Die tun noch so, als hätten sie ewiges Leben, aber das ist schon lange weg. Das ist eine Realität.
Ich kann mich nicht Christ nennen und in die Hölle kommen. Lehre rettet.
Aber wenn es um die Einheit unter Christen geht – und das wäre mein wichtigster Gedanke heute – dann kann Lehre nicht ersetzen, was Liebe leisten muss. Ich sage das gerne noch einmal: Wenn es um die Einheit unter Christen geht, kann Lehre nicht ersetzen, was Liebe leisten muss.
Ich mag den Gedanken zum Schluss noch ein bisschen ausführen, weil ich ihn wichtig finde. Lieber würde ich nächstes Mal noch ein bisschen das Thema Erkenntnis weiterführen.
Wichtig ist, dass wir eines begreifen: Christen sind schon eins. Es geht nicht darum, dass wir eine Einheit schaffen. Wir können sie bestenfalls kaputtmachen, wir können sie niemals schaffen. Wir sind schon eins.
Epheser 4,3: Befleißt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens. Es geht nicht darum, sie zu schaffen, sondern sie zu bewahren. Und dann erklärt uns Paulus auch, was uns miteinander verbindet. Es ist nicht die Zeit, die einzelnen Punkte durchzugehen, aber dort heißt es in Epheser 4,4-6:
Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist.
Das sind Dinge, die unverhandelbar sind. Das ist das, was uns eint.
Während diese Dinge hier verbinden, wird über Erkenntnis gesagt, dass sie stückweise ist. Versteht ihr? Sie ist stückweise. Es gibt einen Kern, den wir bewahren müssen, und dann scheint es Unterschiede im Erkenntnisprozess zu geben. Diese Unterschiede dürfen uns jetzt aber nicht trennen oder frustrieren im Umgang mit dem Anderen. Sie ermöglichen es uns vielmehr, geistlich zu wachsen.
Vielleicht siehst du die Unterschiede als Herausforderung für dich – das tue ich ja auch.
Aber woran soll ich die Jünger Jesu erkennen? Und ihr wisst das alles. Woran erkenne ich, dass jemand Jünger Jesu ist? Daran, dass er meine Theologie teilt? Ja, im Kern liebt er Jesus, hat sein Leben ihm hingegeben und lässt Jesus Herr sein in seinem Leben – das muss sein.
Und dann hast du diesen Einbruch: Boah, in dem wirkt auch der Heilige Geist. Der hat irgendwie so eine Liebe, die übernatürlich ist. Ja, ja, ja. Aber ansonsten, was ist mit all diesen theologischen Randfragen? Kann es sein, dass Gott die Komplexität solcher Randfragen will? Weil er es ja so hingeschrieben hat, dass er das ganz bewusst will. Er möchte uns zwei Dinge vor Augen stellen: den Leib und die Liebe.
Was meine ich damit? Zum Leib: Wir sind Leib Christi, wir brauchen einander, jeder ist begabt. Und wir sind schnell dabei, das so zu sagen, oder? Wir brauchen einander. Ja, ja. Bis wir dann theologische Positionen haben, die uns trennen. Dann brauchen wir den anderen mit seiner Position nämlich nicht mehr. Und sind eigentlich auch ganz froh, dass er nicht in unserer Gemeinde ist, weil das uns viel leichter macht, Gemeinde so zu leben, wie ich glaube, dass es richtig sein muss.
Das ist ein ganz schwieriger Punkt. Faktisch passiert es, dass sich die Dinge immer weiter trennen. Was eigentlich mal zusammen gedacht war, um gemeinsam zu wachsen, findet immer weniger gemeinsames Wachstum statt. Oder anders ausgedrückt: Die Christenheit wird immer blöder. Ja, natürlich! Denn je weniger Input man von Leuten bekommt, die anders denken, desto weniger wird man herausgefordert, das eigene theologische System zu hinterfragen.
Und wehe, du bist in einem System groß geworden und stellst irgendwann fest: Hm, das glaube ich nicht mehr! Dann bist du der Nestbeschmutzer. Du bist nicht der, der kritisch hinterfragt und mal hermeneutische Regeln anbringen darf, die vielleicht nötig wären – also Auslegungsregeln. Nein, dann bist du der Nestbeschmutzer. Ganz schwieriger Punkt.
Paulus spricht davon, dass jedes Glied am Leib Christi gebraucht wird. Ich behaupte: Je mehr wir versuchen, durch Trennung – und zwar wegen theologischer Fragen, ich glaube, das ist fast immer so, das ist jetzt gar nichts anderes – je mehr wir versuchen, darüber Einheit zu schaffen, umso weniger lernfähig werden wir. Das ist total spannend.
Ein zweiter Punkt: Liebe. Ist es nicht so, dass die Andersartigkeit von Christen bei Themen, die mir wichtig sind – und jetzt vergebt mir, ich werfe mal ein paar Themen rein, die nicht mehr lapidar sind, bei denen jeder von uns sagt: „Jürgen, jetzt hast du aber eins gebracht, das ist mir auch wichtig“ – zum Beispiel Endzeit, Dienst der Frau in der Gemeinde, Heilszeitalter, Geistesgaben, Gottesdienstgestaltung – merk dir: Wahrscheinlich hat es bei jedem, der ein bisschen dabei ist, irgendwo kurz gezuckt und du denkst: „Das darfst du aber nicht bringen!“ Ja, ich bringe sie alle.
Ist es nicht so, dass bei diesen – und wenn du jetzt noch nicht dabei warst, such dir irgendein Reizthema aus, okay, es gibt noch mehr – an dieser Stelle eine Spannung entsteht, die wir im Miteinander leben müssen?
Ich habe diese Spannung mal aufgeteilt wie einen Fächer in vier Bereiche.
Ich habe nämlich eine feste, biblisch begründete Überzeugung, die ich nicht so schnell aufgebe, weil sie mein Leben prägt. Versteht ihr, ich habe diese Überzeugung, und ich möchte, dass jeder sie hat.
Daneben muss aber, als zweiter Punkt in dieser Spannungskette, immer die Idee stehen, dass ich mich irren könnte. Diese Idee muss weiterleben. Das ist schon mal eine schöne Spannung. Ich weiß nicht, ob ihr sie noch habt, aber wenn nicht, dann gönne ich sie euch. Hier ist meine feste Überzeugung, die ich begründen kann, wo ich Bibelverse fürzähle, und direkt daneben steht der Gedanke: Meine Argumente könnten falsch sein. Das weiß ich noch nicht, aber es könnte so sein.
Wenn es dir noch nie begegnet ist, dass du eine theologische Position in deinem Leben geändert hast, dann könnte es sein, dass du einfach nicht genügend Bücher von Leuten gelesen hast, die auch schlau sind, aber nicht deine Position teilen.
Also: Auf der einen Seite habe ich eine Überzeugung, und für die kämpfe ich. Wenn du mir eine Frage stellst, bekommst du die Position, das ist meine. Gleichzeitig gibt es aber dieses feste Wissen: Ich kann mich irren. Natürlich glaube ich nicht, dass ich in allen Punkten falsch liege, aber die Möglichkeit besteht, dass jemand mit einem richtig, richtig guten Argument kommt, und ich dann sage: „Oh, darüber habe ich noch nie nachgedacht.“ Dann muss ich wirklich einen Schritt zurücktreten und meinen ganzen Denkprozess noch einmal von vorne durchgehen.
Das finde ich grandios – haltet das fest!
Dritter Punkt in der Spannungsreihe: Selbst wenn ich von den Argumenten anderer Christen nicht überzeugt bin und mich vielleicht sogar die Art der Frömmigkeit irritiert, die sie leben, solange ich den Eindruck habe, dass sie aufrichtig den Herrn Jesus lieben und in der Heiligung des Geistes leben, schaffe ich es, mit ihnen so umzugehen, wie der Messias es tun würde. Sie sind Familie.
Sarah hat mir einen netten amerikanischen Apologeten mitgebracht, Mike Winger. Er macht viel Apologetik in verschiedene Richtungen, also die Verteidigung des christlichen Glaubens. Bei manchen Themen fängt er mit den Worten an: „Das ist jetzt eine Familienangelegenheit.“ Dann sagt er etwas dazu, aber es ist eine Familienangelegenheit. Da können wir uns als Christen unter Christen lieb haben und streiten. Ich habe eine Position, aber es ist eine Familienangelegenheit.
Das ist etwas anderes, als wenn ich gegen einen Irrlehrer wettere. Das ist eine Familienangelegenheit.
Hast du noch in deiner Spannung diese tiefe Liebe? Oder magst du Psalm 16, Vers 3? Das ist ein messianischer Psalm, und da heißt es: „An den Heiligen auf Erden, an den Herrlichen ist all mein Wohlgefallen.“
Kannst du sagen: „Ich habe keinen blassen Schimmer, was die mit dem Fahnen schwenken wollen und mit den Zungen reden und mit diesen Liedern, die so laut sind, dass ich mit Gehörstöpseln in den Gottesdienst kommen muss, aber ich sehe ihre Leidenschaft und ich werde mich an den Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen, freuen“? Punkt.
Oder bist du so weit, dass du sagst: „Nee, nee, Punkt eins: Ich habe immer Recht. Punkt zwei: Irren geht gar nicht. Und über die freue ich mich niemals.“ Versteht ihr, das ist eine Spannung.
Ich baue die Spannung noch ein kleines bisschen weiter. Und das geht so: Ich sage nicht nur, ich sehe, wie der Messias über sie denkt, sondern ich will mich auch über die freuen, die ich nicht verstehe, und sie lieben.
Das ist noch nicht unser Thema Liebe – das kommt noch. Aber das ist schon so eine Art Teaser für das, was wir in dieser Reihe noch vor uns haben: Ich will Leute lieben.
Ich gebe euch ein Beispiel, das vielleicht etwas ungewöhnlich klingt, aber wir haben einen direkten Zugang. Ich glaube, ich habe euch das schon einmal erzählt: Vor zwei Jahren, an Ostern, waren Christen in Sri Lanka von einem Bombenangriff auf ihre Gemeinden betroffen. Wir haben einen sehr persönlichen Kontakt zu ihnen. Wir kennen die einzelnen Familien und spenden Geld, damit diese Familien Unterstützung erhalten.
Wer sich ein wenig mit Sri Lanka auskennt, weiß, dass dort momentan kaum etwas zu holen ist. Das Land befindet sich im harten Lockdown, die Menschen leiden Hunger, die Preise steigen stark. Die Geschwister dort sind nicht reich.
Vor etwa zwei Wochen haben wir einen Notruf von den Geschwistern erhalten. Sie wussten nicht, was sie essen sollten. Es handelt sich um Pfingstler, versteht ihr? Sie bekommen sofort Geld von mir. Das ist wichtig. Wir können uns im Himmel noch über Frömmigkeit unterhalten, dafür bleibt noch Zeit. Aber jetzt geht es darum, dass ein Sack Reis ankommt. Das ist jetzt entscheidend.
Wenn dort Geld fehlt und ich es habe, weil ich hier im reichen Westen lebe, dann helfe ich. Für uns ist COVID-19 kaum noch ein Thema. Ich denke schon wieder darüber nach, wann ich mit meiner Frau vielleicht mal wieder in unser Lieblingsrestaurant gehe. Versteht ihr, das ist absurd.
Natürlich nehme ich, was ich habe, in die Hand, und wir sorgen dafür, dass die Geschwister dort etwas zu essen haben.
Und als unser Freund dort zeigte, dass er noch von der Kinderbibelwoche hat, unterstützte er auch noch ein paar andere Familien. So half er ihnen ebenfalls.
Wir sind nun am Ende dieser Predigt angelangt. Ich möchte die Predigt mit den bekannten Versen aus Johannes 13, Verse 34 und 35 abschließen.
Es ging heute um Erkenntnis. Ihr habt sicher bemerkt, dass wir versucht haben, das Thema Erkenntnis nicht falsch zu verstehen. Niemand braucht einen Mangel an Erkenntnis, aber ebenso wenig ein Übermaß an „ich und mein kleines theologisches Thema“ oder „ich und meine hundertprozentig richtige Gemeinderichtung, die im Himmel die einzige sein wird“.
Hier müssen wir vorsichtig sein, damit wir nicht in solche Extreme verfallen.
Deshalb zum Schluss nochmals Johannes 13, Verse 34 und 35:
„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt.“
Dieses Gebot ist neu, weil es die Liebe mit einer besonderen Qualität verbindet: der Bereitschaft, für den anderen zu sterben. Diese Qualität von Liebe möchte der Herr Jesus bei seinen Jüngern sehen.
Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.
Deshalb gilt: Bei aller Liebe zum Thema Lehre ist unser Umgang mit den Geschwistern, die nicht unseren geistlichen Stallgeruch besitzen, der wahre Indikator dafür, ob wir geistlich reif sind.
Amen.
Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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