Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Thomas Povileit und Jörg Lackmann.
Unser Podcast möchte dazu anregen, den christlichen Glauben praktisch im Alltag zu leben und zugleich zum theologischen Nachdenken einladen.
Über das Praktizieren der Totenverbrennung wird innerhalb der Kirchen und Gemeinden eher selten öffentlich diskutiert, obwohl diese Alternative zur Grablegung zu einem modernen Phänomen geworden ist. Das Thema Kremation beschäftigt Christen jedoch immer wieder. Wie ist die Praxis der Bibel auf der letzten Reise, und welche Gründe gibt es für die Art der Bestattung?
Die Feuerbestattung in Deutschland ist inzwischen die am weitesten verbreitete Bestattungsform geworden. Jörg, was hat zu dieser Entwicklung geführt? Das war ja nicht immer so.
Es ist ein gesellschaftlicher Trend, der in den letzten Jahren immer stärker zugenommen hat. Ich habe Daten von 2021 aus Deutschland: Da lag die Feuerbestattungsquote bei 77 Prozent. In den 1960er Jahren war das noch genau umgekehrt. Damals gab es eher 70 bis 80 Prozent oder noch mehr Erdbestattungen. Diese Zahlen haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert.
Es gibt verschiedene Gründe dafür. Ein wichtiger Faktor ist, dass die Kremation deutlich preiswerter ist. Zwar nicht mehr so günstig wie früher, aber es gibt auch relativ preiswerte Bestattungsformen, bei denen man nicht mehr sein eigenes Urnengrab hat. Stattdessen wird die Urne beispielsweise auf einer Rasenfläche unter Bäumen beigesetzt – bei uns am Friedhof ist das relativ günstig.
Ein weiterer Aspekt, der oft genannt wird, ist die Pflege des Grabes. Die Kinder wohnen häufig nicht mehr am Ort und können das Grab nicht pflegen. Wenn man ein Erdgrab mit Blumen schmücken will, ist das schon Arbeit. Man muss mehrmals im Jahr die Blumen wechseln. Im Sommer sieht man schnell, wenn nicht gegossen wird, was Nachbarn und andere Besucher bemerken. Wer öfter auf dem Friedhof unterwegs ist, kann davon einiges erzählen. Diese Dinge gehören, glaube ich, mit dazu.
Vielleicht spielen auch Umweltaspekte teilweise eine Rolle, ich glaube aber nicht, dass sie der Hauptgrund sind.
Generell kann man sagen: Gesellschaften, die sich vom christlichen Glauben entfernen, neigen eher zur Feuerbestattung. In Japan zum Beispiel liegt die Feuerbestattungsquote bei über 90 Prozent. Dort ist der Buddhismus verbreitet, und in Asien generell gibt es ein anderes Verständnis von Bestattungen. Da das Christentum hier immer schwächer wird, nimmt die Erdbestattung meines Erachtens auch ab.
Interessant ist, dass sich dieser Wandel in den letzten Jahren ohne große Diskussionen in den Kirchen vollzogen hat. Es ist einfach Fakt, dass man feststellt: Auf den Friedhöfen gibt es immer mehr Urnengräber oder Orte, an denen man anonym beigesetzt werden kann. Das ist einfach so. Über diese Entwicklung wurde jedoch nicht groß diskutiert.
Zumindest nicht in unserer bewussten Lebenszeit. Du warst ja schon auf der Welt, ich aber noch nicht.
Die Kremation gibt es in Deutschland seit 1878. Sie begann in Gotha und später in Heidelberg. Diese Entwicklung kam von den Freidenkern, die sich bewusst gegen die christlichen Kirchen stellten. Sie vertraten die Auffassung, dass nach dem Tod nichts mehr komme. Aus diesem Grund wollten sie, dass der Körper nicht mehr existiert. Es gibt demnach keine leibliche Kontinuität, dass der Körper, der zur Ruhe gebettet wird, wieder aufersteht. Stattdessen soll er zu Asche werden, vollständig zerstört, weil danach nichts mehr kommt.
Im 19. Jahrhundert begann diese Bewegung erneut. Davor, also etwa 1000 bis 1500 Jahre lang, gab es keine Kremation. Diskutiert wurde das Thema eher in den 1960er Jahren. 1963 zum Beispiel gab die katholische Kirche nach, nachdem die Feuerbestattungen in den 1950er und 1960er Jahren langsam zunahmen. Man erlaubte die Kremation. Davor war sie nicht erlaubt, und wer zuvor feuerbestattet wurde, erhielt keine kirchliche Bestattung mehr.
Bei der katholischen Kirche war das Thema 1963 weitgehend erledigt. Die evangelische Kirche war, wen wundert es, schon in den 1920er und 1930er Jahren offener und passte sich schneller dem Zeitgeist an. Heute ist die Diskussion darüber nicht mehr so groß.
Bevor wir aber tiefer in das Thema einsteigen, sei gesagt: Es geht hier nicht um heilsentscheidende Fragen. Man kann schon vorwegnehmen, dass es in der Bibel eher Richtung Erdbestattung geht. Das entscheidet aber nicht über das Heil. Das lässt sich, wenn nötig, auch noch näher begründen.
Genauso wie bei Taufe oder Abendmahl kann man in die Bibel schauen: Was wird dort gelehrt? Wie ist die Praxis? Was sind die Hintergründe? Das finde ich sehr interessant, gerade weil das Thema Kremation immer mehr zunimmt.
Wir hatten kürzlich in der Verwandtschaft einen Fall, bei dem jemand unter Betreuung stand. Der fremde Betreuer entschied dann, dass die Person eingeäschert wird. Das führte später zu ziemlich viel Ärger, vor allem wegen der Kosten. Die Einäscherung war günstiger, weil die Überlebenden noch betreut wurden. Bei einer Erdbestattung wäre weniger Geld verfügbar gewesen.
Das sorgte für Probleme. Ich denke, man sollte sich vorher Gedanken darüber machen. Auch wenn man selbst vielleicht keine bestimmte Bestattung wünscht, trifft das oft jemand aus der Verwandtschaft. Heutzutage sind etwa 80 Prozent der Menschen von Betreuung betroffen, die Mehrheit also.
Es ist sinnvoll, solche Wünsche schriftlich festzuhalten und klar zu sagen, dass man erdbestattet werden möchte. Das wäre eine Überlegung wert.
Wie ist das jetzt in der Bibel? Du hast es schon angesprochen: Habe ich dort eine Wahlmöglichkeit zwischen Erd- und Feuerbestattung? Als Bürger habe ich diese natürlich. Aber wenn ich sage, ich will biblisch bestattet werden, gibt es dann diese Wahlmöglichkeit?
Biblisch wird ja nicht umsonst immer 1. Mose 3,19 gelesen: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist; denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.“ Das ist eigentlich das Biblische. Wir sind aus Erde gemacht, nach dem Schöpfungsbericht, und wir werden auch wieder zur Erde. Insofern ist das die Grundlage schon in der Schöpfung, und alle Gläubigen haben es so praktiziert.
Bei Abraham war es so: Er hatte ja keine Wohnung und nichts. Der einzige Besitz, den er in Kanaan hatte, war sein Grab. Das war das einzige Stück Land, das er besaß. Ja, er hat von… wie heißt er noch mal? Machpelah? Nein, Machpelah war der Ort. Er hat dann den Acker gekauft. Auf diesem Acker war eine Höhle, und in dieser Höhle wurde er bestattet. Die gibt es übrigens heute noch. Hast du sie schon gesehen? In Hebron, ja.
Und Jakob genauso. Das können wir in 1. Mose 49 nachlesen. Er ordnete kurz vor seinem Tod an, dass seine Gebeine in der Höhle seiner Väter begraben werden sollen, sprich in dieser Höhle in Machpelah. Das war also ein Familiengrab, kann man daraus schließen.
Wir finden es in der Schöpfung: Erde zu Erde. Bei den Erzvätern Abraham und Jakob sieht man, dass sie es dann auch so gemacht haben – hier in einer Höhle. Man muss vielleicht unterscheiden: Es gab früher Erdbestattungen, wie wir sie heute kennen, bei denen der Körper in die Erde hinabgelassen wurde, oder der Körper wurde in eine Höhle hineingegeben, wie bei Abraham oder auch bei Jesus. Das war ja ein Höhlengrab, kein Erdgrab, wie wir es heute haben. Aber in beiden Fällen ist der Körper dann zerfallen, er wurde nicht verbrannt. Das ist der Unterschied.
Das heißt, wir haben hier schon eine gewisse Weite: Wir haben Höhlen- und Erdbestattungen im eigentlichen Sinne. Beides wurde im Laufe der Geschichte praktiziert.
Joseph ist, glaube ich, ein sehr interessanter Fall. Er war in Ägypten und hat seinen Brüdern schwören lassen – das kann man in 1. Mose 50 nachlesen, so gegen Ende des Kapitels. Er hat sie extra einen Eid schwören lassen und gesagt: „Gewisslich wird Gott euch heimsuchen.“ Sie werden also wieder aus Ägypten nach Israel zurückkehren, und sie sollen dann seine Gebeine von dort, also aus Ägypten, hinaufbringen.
Joseph starb hundertzehn Jahre alt, und man balsamierte ihn ein und legte ihn in einen Sarg in Ägypten. Hier kommt das erste Mal ein Sarg ins Spiel, denn Särge gab es ja nicht überall. Jesus wurde zum Beispiel nicht in einem Sarg bestattet, sondern mit Tüchern in einer Höhle. Das war kein Sarggrab, wie wir es heute kennen.
Ein kleiner Fakt nebenbei: Das Wort „Sarg“ kommt aus dem Griechischen „Sarkophagos“, was übersetzt „Fleischfresser“ heißt. Warum? Weil die Särge damals aus Kalkstein waren, der die Verwesung beschleunigte. So entstand der Begriff „Sarkophag“, aus dem dann „Sarkophag“ und schließlich „Sarg“ wurde – der Begriff, den wir heute haben.
Heutzutage musst du normalerweise in einem Sarg beerdigt werden. Bei den Muslimen gibt es Ausnahmen, da habe ich mich jetzt nicht näher informiert. Aber wenn du ein normaler, nicht muslimischer Bürger in Deutschland bist, brauchst du auf jeden Fall einen Sarg. Andere Regeln lassen wir jetzt mal weg, das ist zu sehr ins Detail.
In der Bibel war es also auch so: Joseph kam in einen Sarkophag, in einen Sarg. Man balsamierte ihn ein. Später, das können wir in 2. Mose 13 und Josua 24 nachlesen, wurden seine Gebeine – sein Körper war schon verwest, aber die Knochen bleiben ja sehr lange erhalten – mitgenommen und in Sichem beerdigt.
Ich finde spannend, was du sagst: Auf der einen Seite, dass sie ihn mitgenommen haben auf der ganzen Wanderung, dass man gesagt hat: „Wo ist der Josef?“ „Ja, ich habe ihn hier!“ Und dann sind sie mit ihm gezogen. Ich will ja nicht sagen, aber ich glaube, sie haben es etwas pietätvoll ausgedrückt.
Vielleicht, vielleicht.
Auch die Sache, die du mit dem Sarg gesagt hast: Wir haben ja, das ist nicht unser Thema, aber auch in Deutschland gibt es quasi so eine ganz neue Bewegung, die Reerdigung. Du hast gesagt, Sarg heißt „Fleischfresser“ – da legt man Leute in so einen Kokon, und dann werden sie von Bakterien zur Erde zersetzt, auch in 40 Tagen oder so.
Wir waren ja eigentlich bei Joseph. Joseph wurde eben einbalsamiert, und dann wurde so ein bisschen die ägyptische Bestattungsweise für ihn übernommen, oder?
Ja, das finde ich spannend. Die Ägypter waren Götzendiener, und diese Einbalsamierung hatte einen ganz klaren Grund: Sie dachten, sie müssten unversehrt im Jenseits eintreffen. Wenn sie reich waren, ließen sie sich teilweise Diener töten oder machten Gaben dazu, damit sie genug zu essen haben in der neuen Welt, in die sie dann kommen.
Diese Mumifizierung diente also dazu, weil sie sagten: Wenn du nicht mehr intakt bist als Körper, kannst du nicht richtig ins Jenseits gehen. Das ist schon durchaus problematisch, übrigens.
Die Könige haben das natürlich mit Einbalsamierung gemacht und dann nach einer gewissen Zeit – in den ganz alten Reichen wurde der Körper einfach äußerlich einbalsamiert. Später wurden dann die Innereien herausgenommen und ganz später wurden sie herausgenommen, einbalsamiert und wieder hineingelegt – in verschiedenen Phasen.
Bei den armen Leuten war das anders: Die hat man in den Wüstensand gelegt, und durch die Hitze wurden sie dann auch mumifiziert – durch das Klima dort.
Also durchaus problematisch, aber es wurde als Bestattungsform akzeptiert. Warum? Erde zu Erde. Dieses Prinzip war noch da, auch wenn das mit dem Jenseits natürlich von Gläubigen damals nicht so gesehen wurde. Aber da konnte er durchaus mit.
Also diese Bestattungsform war eine Möglichkeit. Insofern könnte man über diese Reerdigung nachdenken.
Ich wäre skeptisch, weil, wenn nach 40 Tagen dein Körper bis auf die Knochen schon verwest ist, fehlt mir ein bisschen die Bestattungskultur, die Trauermöglichkeit. Das ist mir zu schnell, das ist so eine Instant-Beerdigung.
Und das, glaube ich, ist für die Seele nicht gut. Sie kommt so schnell gar nicht nach.
Ob ich biblisch etwas dagegen habe? Es ist ja auch Erde zu Erde. Weiß ich nicht. Aber von der Nachkommenschaft und von der Trauerkultur her wäre ich da äußerst skeptisch, ohne dass ich mir da schon mehr Gedanken gemacht habe.
Ich habe jetzt einmal eine Werbung über das Thema gesehen. Das gibt es erst seit 2021 in Deutschland, aktuell oder so. Aber du kannst es sogar in Stuttgart machen lassen.
Ja, okay, genau.
Gut, wir haben jetzt über die Beerdigung „Erde zu Erde“ gesprochen. Aber wir reden ja über Kremation oder eben Erdbestattung. Gibt es denn Beispiele in der Bibel, wo Feuerbestattung praktiziert wurde? Wo man sieht, dass es tatsächlich so war? Das gibt es durchaus einige, allerdings durchgängig negativ – alles negativ. Deswegen bin ich da so zurückhaltend.
Amos 2,1 bringt das zum Ausdruck: „So spricht der Herr: Um drei, ja um vier Frevel willen derer von Moab will ich sie nicht schonen.“ Hier ist dieses Prinzip, das man auch in den Sprüchen kennt, von „drei oder vier Dingen“. Warum wird Moab nicht geschont? Weil sie die Gebeine des Königs von Edom verbrannt haben zur Asche. Dabei geht es nicht darum, dass sie ihn getötet haben, sondern um die Bestattungsform. Sie haben die Gebeine zu Asche verbrannt, natürlich um den König von Edom, ihren Gegner, nach dem Tod noch zu schänden. Das war der Hintergrund. Das war sehr negativ.
Sodom und Gomorra wurden ebenfalls durch Feuer vernichtet. Aber was ich für unseren Text interessanter finde, ist zum Beispiel 3. Mose 20,14: „Wenn jemand eine Frau nimmt und ihre Mutter dazu – also wenn jemand Geschlechtsverkehr hat mit der Mutter und der Tochter –, der hat eine Schandtat begangen. Man soll ihn mit Feuer verbrennen und die beiden Frauen auch, damit keine Schandtat unter euch sei.“ Hier ist die Verbrennung als Gericht gemeint.
Dasselbe sehen wir auch in 4. Mose 16,35 bei der berühmten Rotte Korach: „Da fuhr das Feuer aus von dem Herrn und fraß die zweihundertfünfzig Männer, die das Räucherwerk opferten, und sie wurden verbrannt.“ Das Feuer fuhr aus. Der Hintergedanke ist, dass nicht alle von Korach gestorben sind. Sie durften Gott dienen, also ist die Gnade Gottes auch immer da. Ich denke, auch wenn Verwandtschaft durchs Feuer umkam, hat das nicht unbedingt etwas mit Heil oder später mit Gnade zu tun. Aber hier ist eindeutig Gericht.
In 3. Mose haben wir das Gericht gelesen, hier ebenfalls. Joshua 7,15 handelt davon, dass sie Ai erobern wollten und geschlagen wurden. Dann wurde gefragt, wer schuld sei. Der Prophet wurde befragt, und Joshua sagte vorher: „Wer im Bann gefunden wird, das heißt, was Gott verboten hat, den soll man mit Feuer verbrennen, mit allem, was er hat, darum, dass er den Bund des Herrn übertreten und eine Torheit in Israel begangen hat.“ Wer das verbrochen hat, soll verbrannt werden.
Und so kam es auch. Zehn Verse später lesen wir: „Joshua sprach: ‚Weil du, Achan, uns betrogen hast, so betrübe dich der Herr an diesem Tage.‘“ Das ganze Land Israel steinigte ihn und verbrannte ihn, Achan und seine Familie und Tiere, mit Feuer. So kehrte sich der Herr von seinem Zorn ab. Auch hier ist Gericht – ja, Gericht.
In 1. Könige 13 sehen wir es noch deutlicher. Dort wird über Josia prophezeit: „Siehe, es wird ein Sohn im Haus Davids geboren werden mit Namen Josia, der wird auf dem Altar opfern, die Priester der Höhen, also die Götzendiener, die auf dir räuchern, und wird Menschengebeine auf dir verbrennen.“ Auf dem Altar werden Menschengebeine verbrannt. Das ist unrein, aber eben, weil sie schon unrein gemacht wurden durch die Priester der Höhen (1. Könige 13,2).
Das war die Prophezeiung. Nun schauen wir in 2. Könige 23,16, wie es dann gemacht wurde: „Josia wandte sich um, sah die Gräber, die auf dem Berge waren, und sandte hin und ließ die Knochen aus den Gräbern holen und verbrannte sie auf dem Altar und machte ihn unrein nach dem Wort des Herrn, das der Mann Gottes ausgerufen hatte, als er es verkündete.“ Das waren die Gebeine der Götzendiener, der Götzenpriester. Er hat sie sogar aus dem Grab geholt und dadurch den Altar unrein gemacht durch diese Verbrennung.
Interessanterweise lag bei diesen Leuten auch ein Gottesfürchtiger. Wie ging Josia mit ihm um? 2. Könige 23,17-18: „Da sprach er: ‚Was ist das für ein Grabmal, das ich hier sehe?‘ Die Leute der Stadt antworteten ihm: ‚Es ist das Grab des Mannes Gottes, der von Juda kam und diese Dinge, die du getan hast, wieder dem Altar zu Bethel ankündigte.‘ Da sprach er: ‚So lass ihn liegen, niemand rühre seine Gebeine an.‘“ So blieben seine Gebeine erhalten, ebenso die Gebeine des Propheten, der von Samaria gekommen war. Die Gottesfürchtigen wurden also in der Erde gelassen. Nur die Gottlosen wurden verbrannt.
Das zieht sich durch die ganze Bibel: Du wirst kein positives Beispiel einer Feuerbestattung finden, sondern überall Erdbestattung. Wenn eine Feuerbestattung vorkam, dann immer negativ.
Das deckt sich auch mit den Religionen. Die Juden praktizierten Erdbestattung, die Christen ebenfalls. Wer sie nicht praktiziert, sind zum Beispiel Hinduisten und Buddhisten. Diese verbrennen ihre Toten. In Japan gibt es Verbrennungsraten von über 90 Prozent. Warum? Weil im Hinduismus und Buddhismus der Körper sich auflöst und man mit dem Nirwana verschmilzt oder alles eins wird. Daher wird verbrannt.
Bei den Germanen, unseren Vorfahren, war es etwas anders und teilweise grausamer. Sie verbrannten ihre Toten, um die bösen Geister daran zu hindern, zurückzukehren und Schaden anzurichten. Das war ein tief religiöser Schutzgedanke.
Die Kanaaniter praktizierten Erdbestattung. Phönizier und Hethiter dagegen Feuerbestattung. Bei den Römern und Griechen war es je nach Zeit und Region unterschiedlich – mal das eine, mal das andere. Sie waren sehr variabel.
In vielen atheistischen Ländern wird ebenfalls verbrannt, oft aus Opposition gegen den Glauben und gegen das Weiterleben nach dem Tod.
Ganz klar ist: Die jüdisch-christliche Kultur bevorzugt die Erdbestattung. Andere Religionen und der Atheismus tendieren eher zur Feuerbestattung – nicht nur.
Es gibt auch Luftbestattung, zum Beispiel im Iran. Dort sollen das heilige Feuer und die heilige Erde nicht verunreinigt werden. Deshalb werden die Leichen den Vögeln überlassen, die sie zerfressen. Das ist eine grausame Praxis, aber sie existiert tatsächlich.
Man denkt oft, es sei nur ein normales Thema, aber man gerät sehr schnell ins Religiöse und in viele andere Bereiche hinein.
Ja, Erdbestattung und Feuerbestattung – darüber haben wir jetzt nachgedacht. Du hast gesagt, es gibt keine Feuerbestattung in der Bibel, die positiv dargestellt wird. Aber es gibt ja Menschen, die durch ein Unglück verbrannt sind oder sogar, weil sie mit Jesus unterwegs waren, verbrannt wurden.
Wie ist das zu sehen? Im Grunde genommen ist das auch ein äußeres Zeichen des Gerichts, oder? Wenn ich das Martyriums betrachten würde, würde ich es im Gegenteil als Ehre ansehen, wenn ich wegen meines Glaubens verbrannt würde. Das wäre für mich keine Schande. Du hast es nicht gewählt. Es ist natürlich ein Zeichen des Gerichts, aber ein Gericht, das auf die Leute kommt, die das gemacht haben.
Hier ist ein Vers aus Offenbarung 20,13, der da gilt: „Da gab das Meer die Toten heraus, die darin waren, und der Tod und sein Reich gaben die Toten heraus, die darin waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken.“
Also auch im Meer, wenn du zum Beispiel als Seemann ertrunken bist oder als Passagier, hast du ja keine Bestattung gehabt, wie du sie haben solltest. Auch dann wirst du später herausgegeben werden. Gott weiß genau, wo du warst und wo du bist. Er sieht das, und du wirst auferstehen mit einem neuen Körper, egal wie du jetzt umgekommen bist.
Wie gesagt, manche haben das ja absichtlich gemacht. Er kann dich bewahren davor, wie die Diener bei Daniel im Feuerofen Nebukadnezars. Wenn nicht, denke ich, wird er dich auch erwecken.
Wenn ich an Feuer denke – abgesehen von Beispielen wie beim Daniel oder Ähnlichem – dann fällt mir natürlich auch die Hölle ein: Feuer, Bestattung, Hölle. Denkst du, es besteht da eine Verbindung? Oder ist es nur so, dass einem das einfach in den Kopf kommt?
Ja und nein. Nein, insofern, als du ja mit deinem Körper in der Hölle bist. Die Verbrennung hat das Ziel, dass dein Körper nicht mehr existiert. In der Hölle jedoch bleibt dein Körper ganz und wird nicht vernichtet. Das ist also keine Übereinstimmung.
Das griechische Wort für Hölle, das verwendet wird, heißt Gehenna. Es stammt eigentlich von einem Tal, in dem früher Brandopfer, Feueropfer für den Moloch dargebracht wurden. Die Juden fanden das so schrecklich, dass sie sagten: Das ist die Hölle auf Erden, wenn Menschen, in dem Fall junge Kinder, verbrannt werden.
Jeremia 19,5-6 lesen wir zum Beispiel: „Sie haben auch die Höhen des Baal gebaut, um ihre Kinder dem Baal als Brandopfer mit Feuer zu verbrennen.“ Das war nicht erlaubt und wurde von Gott verurteilt. Dieses Tal, in dem das geschah, wurde später das Tal der Schlachtung genannt – auf Griechisch Gehenna. Das ist der Begriff, der für die Hölle benutzt wurde.
Insofern besteht schon eine gewisse Verwandtschaft zwischen den Themen. Feuer ist in der Bibel immer ein Zeichen des Gerichts. In der Hölle wird der Wurm nie aufhören zu nagen und das Feuer wird nicht verlöschen. Feuer ist also immer ein Gerichtszeichen. Man denke auch an den Heiligen Geist, der als Feuer vom Himmel kam – aber das ist ein anderes Thema, das wir hier nicht vertiefen.
Das Tal heißt Ben Hinnom. Die Tatsache, dass Kinder dem Moloch verbrannt wurden, sind alttestamentliche Tatsachenberichte. Jesus nennt im Neuen Testament in Anspielung auf diese alttestamentlichen Ereignisse diesen Ort Gehenna und verbindet ihn mit der Hölle.
Wie sieht es im Neuen Testament mit Bestattungen aus? Wurde dort etwas über Erbbegräbnis gesagt? Nicht im Sinne einer Lehre, denn das wurde schon im Alten Testament gelehrt und musste nicht wiederholt werden. Es wurde vielmehr praktiziert.
Lazarus wurde in einem Felsengrab bestattet. Jesus rief ihn heraus, und er kam in seinen Binden heraus. Ich glaube, das steht im Johannesevangelium, da ist die einzige Stelle, die das beschreibt. Auch Johannes der Täufer wurde auf übliche Weise bestattet. Er wurde von Herodes enthauptet, und seine Jünger nahmen seinen Leichnam und begruben ihn. Das steht in Matthäus 14,12.
Jesus selbst wurde ebenfalls begraben. Das ist sehr gut bezeugt. Im Johannesevangelium Kapitel 11 seufzte Jesus und ging zum Grab von Lazarus. Es war eine Höhle, auf die ein Stein gelegt war. Das bedeutet, die Bestattung erfolgte in der Erde, nicht davor. Es gab also beide Formen.
Archäologische Erkenntnisse bestätigen, dass damals unterschiedliche Bestattungsarten üblich waren. Jesus hob den Stein weg, Martha, die Schwester des Verstorbenen, sagte zu ihm, dass Lazarus schon vier Tage tot sei und es bereits rieche. Deshalb wurde damals auch balsamiert – nicht wie bei den Ägyptern zur Konservierung, aber mit Ölen, damit der Verwesungsgeruch gemindert wird.
In Johannes 11,43 rief Jesus mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“ Der Verstorbene kam heraus, an Händen und Füßen mit Grabtüchern umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch bedeckt. So war die Bestattungsform damals. Jesus sagte zu ihm: „Bindet ihn los und lasst ihn gehen.“ Es gab also keinen Sarg, sondern die Toten wurden mit Tüchern umwickelt, dann kam ein Tuch aufs Gesicht, und sie wurden in die Höhle gelegt.
Das war die normale Bestattungsform. In Apostelgeschichte 8,2 heißt es: „Es bestatteten aber den Stephanus gottesfürchtige Männer und hielten eine große Klage über ihn.“ Überall finden sich Bestattungen, aber keine Feuerverbrennungen.
Das sieht man im Neuen Testament. Es sind Praktiken, die damals üblich waren. Die Frage ist allerdings, ob diese Praktiken automatisch als Lehraussage für uns gelten. Wenn ich kritisch nachfrage: Was sollte man sonst tun?
Will man das machen, was in der ganzen Bibel nur negativ dargestellt wird – als Gericht? Ich denke, das ist von Anfang an, seit der Schöpfung, so. Deshalb musste es im Neuen Testament nicht noch einmal ausführlich gelehrt werden. Einige Dinge werden dort nicht wiederholt, weil sie schon im Alten Testament gründlich behandelt wurden und bis heute praktiziert werden.
So sehe ich das auch mit der Bestattung. Judas 9 erwähnt zum Beispiel, dass der Erzengel Michael mit Satan um den Leichnam des Mose stritt. Mose wurde versteckt begraben, damit kein Heiligenkult entsteht. Auch hier gab es einen Streit um den Leichnam.
Ich glaube, die Bestattungskultur sollte biblisch orientiert sein: Du bist von der Erde genommen und sollst wieder zur Erde werden. Das ist der natürliche Gang. Wenn es keine neue Lehre im Neuen Testament gibt, orientiere ich mich an den Praktiken, die auf der Lehre des Alten Testaments beruhen. Auch wenn es, wie gesagt, keine Heilsfrage ist – das wurde ja schon gesagt.
Wenn wir jetzt nach vorne schauen: Eine Beerdigung ist ja immer auch teilweise etwas Trauriges. Man blickt zurück und verliert jemanden. Aber wir werden ja eines Tages auferstehen. Wie ist denn die Beziehung zwischen Begräbnis und Auferstehung?
Dazu gibt es das schöne Kapitel 1. Korinther 15, das man ruhig ganz lesen kann. Ich picke jetzt mal zwei Verse heraus: Vers 37 und 38: „Was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, sei es von Weizen oder etwas anderem. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er es gewollt hat, und zwar jedem Samen seinen besonderen Leib.“
Und dann später in Vers 44: „Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib.“
Hier wird das Begräbnis mit dem Säen von Weizen oder einem anderen Korn verglichen. Das Korn wird ja auch in die Erde gelegt, könnte man sagen. Ja genau, nicht verbrannt nebenbei. Ein Bauer verbrennt nicht sein Saatgut, sondern er legt es in die Erde. Dann wird aus diesem Saatgut eine Pflanze.
Das ist der Vergleich, den Paulus hier beschreibt, um uns verständlich zu machen, was passiert, wenn wir sterben und in das Grab hinabsteigen. Dann ruht, sagt man ja, unser Körper. Der natürliche Körper wird beerdigt, aber ein geistlicher Körper wird später auferstehen.
In der Zwischenzeit existieren wir sowieso. Dazu gibt es mal eine Folge über den Himmel, die zweite, denke ich, ziemlich am Anfang. Das kann man gerne im Podcast nachschauen.
Auch hier das Bild: Jesus hat selbst gesagt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht.“ (Johannes 12,24)
Warum sagt er hier, dass das Weizenkorn in der Erde stirbt? Das sagt doch niemand wörtlich, es ist doch ein Bild. Das Korn stirbt sozusagen selbst. Und dadurch entsteht neue Frucht.
So sehen wir das als Christen: Wir sterben, sind dann aber wie ein Samenkorn. Und dann wird ein Auferstehungskörper kommen. Wir haben also immer Hoffnung – auch in all dem Schweren und all dem, was rund um das Grab zu regeln ist. Das sind Dinge, die um die Leichname gehen, um das Trauern und andere Dinge. Aber die Hoffnung bleibt: Aus diesem Samenkorn wird eine Frucht, wir werden auferstehen.
Mhm, schön. Das ist doch gut. Das ist ein sehr gutes Schlusswort. Wir bleiben nicht bei der Kremation stehen, sondern bei der Auferstehung.
Ja, und das war es schon wieder, der Podcast der Evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet für euch Klärung mitnehmen, wenn euch die Frage beschäftigt: Kremation oder Erdbestattung?
Wenn ihr Fragen habt, dürft ihr uns natürlich gerne schreiben oder eure Anmerkungen zu diesem Podcast mitteilen. Ihr könnt uns schreiben unter podcast@efa-stuttgart.de.
Und wenn euch der Podcast wirklich gefallen hat, bewertet ihn gerne positiv. So gebt ihr auch anderen Leuten die Möglichkeit, uns kennenzulernen und den Podcast zu entdecken – und für ihr geistliches Leben etwas mitzunehmen.
Wir wünschen euch Gottes Segen und, wenn ihr mögt, bis zum nächsten Mittwoch.