Die Unveränderlichkeit des Evangeliums und die Schärfe des Paulus
Es war uns beim letzten Mal sehr wichtig, dass Paulus mit großer Schärfe spricht. Immer wieder gibt es Christen, die behaupten, ein gläubiger Christ dürfe nur säuseln und nur liebliche Worte sprechen. Das ist jedoch nicht richtig.
Es gibt ein ganz großes Übel. Was ist das größte Übel? Wenn man das Rettungsseil ins Wasser wirft und es dann, wenn man es braucht, nicht mehr da ist. Das, was uns zur Rettung dient – das Evangelium –, wenn es so zerstört und verfälscht wird, dass es keine Menschen mehr rettet, dann ist das das Schlimmste, was man tun kann.
Dafür gibt es keine liebliche Entschuldigung mehr. Paulus kennt in einem solchen Fall nur noch Schärfe und Härte. Das hat uns beim letzten Mal bewegt, wie wir auch heute verstehen, dass das Evangelium nicht verändert werden darf.
Es gibt nur ein Evangelium, sagt Paulus. Es gibt kein anderes Evangelium – außer dem derer, die verwirren wollen. Dieses eine Evangelium muss verkündigt werden.
Er sagt, wenn jemand das Evangelium verändern will, gibt es keinen Pluralismus. Wir haben beim letzten Mal gesagt: Es gibt keine Vielfalt von Meinungen, die sich gegenseitig ergänzen. Das gibt es nicht im Evangelium.
Bei politischen Meinungen gibt es das. Auch im Verständnis unserer Wirtschaftsordnung gibt es pluralistische Ideen. Aber nicht im Verständnis des Evangeliums.
Hier steht Paulus mit seiner Schärfe da.
Die göttliche Offenbarung des Evangeliums an Paulus
Jetzt Vers elf: Denn ich verkünde euch, liebe Brüder, dass das Evangelium, das ich predige, nicht von menschlicher Herkunft ist. Ich habe es weder von einem Menschen empfangen noch gelernt. Auch nicht von einem Theologen, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi.
Ihr habt ja gehört von meinem früheren Leben im Judentum. Wie ich die Gemeinde Gottes über alle Maßen verfolgte und zu zerstören suchte. Ich übertraf im Judentum viele meiner Altersgenossen in meinem Volk und eiferte über alle Maßen für die Satzungen der Väter.
Als es aber Gott gefiel, der mich von meiner Mutterleib an durch seine Gnade als Ausgesonderten berufen hat, offenbarte er seinen Sohn in mir. Damit ich ihm das Evangelium unter den Heiden verkündigen sollte, besprach ich mich nicht erst mit Fleisch und Blut. Ich ging auch nicht hinauf nach Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern zog nach Arabien und kehrte dann zurück nach Damaskus.
Drei Jahre später kam ich nach Jerusalem, um Kephas, das ist Petrus, kennenzulernen. Ich blieb fünfzehn Tage bei ihm. Von den anderen Aposteln sah ich keinen, außer Jakobus, des Herrn Bruder. Was ich euch schreibe, siehe, Gott weiß, ich lüge nicht.
Danach ging ich in die Länder Syrien und Silizien. Ich war aber den christlichen Gemeinden in Judäa unbekannt von Angesicht. Sie hatten nur gehört: Der, der uns früher verfolgte, predigt jetzt den Glauben, den er früher zu zerstören suchte. Und sie priesen Gott über mir.
Die innere Gefahr für die Gemeinde und die Notwendigkeit der Treue zum Evangelium
Wir leben in einer schlimmen, gottlosen Welt, in der viel Böses geschieht. Trotzdem geht die größte Gefahr für die christliche Gemeinde niemals von dieser gottlosen, bösen Welt aus. Es besteht oft das Missverständnis, als ob die Welt für uns Christen eine Bedrohung wäre.
Jesus hat uns jedoch oft darauf hingewiesen und gesagt, dass die größte Gefahr mitten aus der Gemeinde selbst kommt. Paulus sprach nicht anders in seiner berühmten Abschiedsrede zu den Ältesten von Ephesus, die er in Milet gehalten hat. In dieser Rede, die am Sonntag zitiert wurde, sagte er: „Aus eurer Mitte werden gräuliche Wölfe aufstehen.“
Durch zweitausend Jahre Kirchengeschichte hat sich immer wieder bestätigt, dass alle Zerstörung der Gemeinde von innen kam. Die Verfolgung von außen konnte die Gemeinde Jesu nie zerstören. Weder die Verfolgung im Dritten Reich, noch unter dem Kommunismus oder im Islam war wirklich schlimm für die Gemeinde. Im Gegenteil: Sie hat den Glauben nur gefestigt.
Was jedoch so schlimm ist, ist, dass mitten aus der Gemeinde alle Formen der Verdrehung kommen. Der Teufel verstellt sich als Engel des Lichts und benutzt den Glauben und die Hingabe, um von innen heraus die Gemeinde aufzuweichen und zu verfälschen.
Das beobachten wir schon in der frühen Christenheit. Ich habe beim letzten Mal gesagt: Es gibt keinen Brief im Neuen Testament, der nicht in dieser Auseinandersetzung geschrieben wurde. Es ist wirklich verwirrend, denn kaum kommt ein Mensch zum Glauben an Jesus, wird er schon in eine falsche Richtung hineingezogen.
Nun muss man fragen: Wie kann ich dann überhaupt wissen, dass ich richtig liege? Ich liege nur richtig, wenn ich auf dem Fundament der Apostel und Propheten bleibe. Es ist ein wunderbares Wissen und ein festes Fundament für uns, dass wir sagen können: Gott wird sein Wort nicht ändern. Gott wirft nicht um, was er gesprochen hat. Das bleibt bestehen.
Ich muss immer wieder prüfen, ob mein Glaube mit den großen Verheißungen Gottes übereinstimmt, mit dem Bericht der Apostellehre und mit dem Wort der Apostel in den Briefen, mit der Lehre.
Die zeitlose Gültigkeit des Evangeliums und die Herausforderung der heutigen Zeit
Das ist heute an einer Stelle für mich ganz wichtig, besonders in Bezug auf die Gestaltung unseres Lebens. Wenn man heute gelegentlich im Fernsehen Diskussionen verfolgt, wird immer wieder darüber gesprochen – etwa in den Debatten um den Drewermann und Ähnliches –, ob die Zeit heute nicht ganz anders sei.
Die Zeit verändert jedoch nicht den Glauben. Die Lebensgestaltung und die Auslegung der Gebote Gottes sind unabhängig von der Zeit. Das bestimmt nicht Herr Drewermann, wie das heute zu verstehen ist, sondern ich muss zurückfragen: Was ist von der Bibel her richtig? Wir müssen immer wieder prüfen, was in unserer Zeit das klare Reden Gottes ist.
Jesus hat gewarnt, dass die Gesetzlosigkeit überhandnimmt. Man beobachtet es auch in den christlichen Gemeinden, dass die einfachsten Tatbestände nicht mehr klar sind: Was heißt Wahrheit? Was heißt Ordnung? Was sind die Gottesgebote? Wir müssen darauf achten, dass wir die Wege wieder auf dem Grund der Apostel und Propheten gehen.
Paulus hat auch viel darüber gesprochen. Im Korintherbrief etwa hat er sehr deutlich immer wieder die Maßstäbe herausgestellt. Hier spricht er gegen eine Verdrehung des Evangeliums.
Um was ging es den Galatern? Zur Erinnerung für diejenigen, die nicht dabei waren: Damals meinten die Galater, Gott besonders treu zu sein, wenn sie das jüdische Zeremoniengesetz wieder aufleben ließen. Es ging also um den Brauch der Beschneidung, wobei man wirklich sagen könnte, es mache doch nichts, schaden könne es nichts.
Warum nicht? Heute empfehlen viele das aus medizinischen Gründen. Man könnte auch sagen, dass das Händewaschen vor dem Essen nicht schlecht ist, und hinter den Reinheitsvorschriften stehen ja auch viele vernünftige Dinge.
Warum greift Paulus dann so vehement ein und sagt: Ihr dürft das Evangelium nicht verfälschen? Es gibt nur eins, und das eine habe ich euch verkündigt. Und wehe dem, der kommt und sagt etwas anderes! Dann spricht er dieses Anathema aus – der ist verflucht.
Das darf man heute ja gar nicht mehr sagen, weil dann die Leidenschaft kommt, von anderen zu hören: Man darf doch nicht, man muss geduldig sein. Ich weiß nicht. An dieser Stelle müssen wir bei der Lehre immer wieder deutlich fragen, ob sie übereinstimmt.
Die klare Abgrenzung des Evangeliums von Nebensächlichkeiten
Interessant ist, dass Paulus nie über Praktiken und Formen gestritten hat, wie man Kinder oder Erwachsene tauft. Auch über die Einsetzung von Ämtern hat er keine Streitigkeiten geführt.
Er hat zwar einige Regelungen getroffen und zum Beispiel im Blick auf die Ehe immer klar unterschieden, ob etwas sein persönliches Gebot oder das Gebot des Herrn ist. Manche Dinge hat er offengelassen, andere eindeutig geregelt. Doch in der Sache des Evangeliums hat er kompromisslos gesprochen.
Deshalb müssen wir immer unterscheiden, was das Evangelium ist. Es ist die Verkündigung von Jesus Christus und was Jesus für mein Leben bedeutet. Paulus sagt: Allein Jesus ist wichtig. Er ist derjenige, der mein Leben befreit.
Letztes Mal hatten wir das Bild für das Evangelium, es ist die Siegesbotschaft, die nach dem Sieg von Marathon über die Perser in die griechische Stadt getragen wurde. Die Nachricht lautete: Die Perser sind besiegt.
Hier ist die große Nachricht, dass Jesus unser Leben total verändert. Nicht das jüdische Zeremoniengesetz oder das, was ich tue, ist entscheidend. Der springende Punkt im Glauben ist, dass Menschen Jesus annehmen müssen.
Ich freue mich sehr, wenn ich erlebe, wie Sie das in Ihrem Zeugnis schaffen: einem Menschen in aller Schlichtheit zu sagen, dass er jetzt in die Kirche gehen, beten, die Bibel lesen und sich bemühen muss, ein anderer Mensch zu werden.
Wichtig ist, dass sie ihm sagen: Du musst Jesus kennenlernen. Und wenn du ihn kennst, wird dein Leben neu. Das ist der entscheidende Punkt. Nicht, ihm tausend andere Dinge zu sagen.
Diese anderen Dinge kommen dann von selbst. Sie sind Ordnungen, wenn man das neue Leben irgendwie fassen und formen will.
Die Offenbarung des Evangeliums als göttliches Wunder
Paulus erklärt noch einmal, wie es bei ihm war. Er sagt: Liebe Brüder, dieses Evangelium ist die Nachricht von Jesus. Jesus, der Gottessohn, ist für die Sünden der Welt gestorben. Er allein befreit uns vom Zwang, sündigen zu müssen, und besiegt das Böse in unserem Leben. Dieses Evangelium, diese Nachricht, habe ich nicht durch Lernen erhalten. Das ist der erste Satz: Man kann das Evangelium nicht studieren.
Man kann es nicht in einem Buch nachlesen und sich einbläuen. Man kann es nicht durch Gedankengänge verstehen, denn unser menschlicher Verstand kann das nicht erfassen. Da ist bei uns eine Sperre, weil wir das göttliche Denken nicht verstehen. Und jetzt wissen Sie wieder, wie oft Sie auch darüber nachgegrübelt haben.
Paulus sagt das ganz offen: Man kann das nicht lernen, man kann es nicht studieren. Es ist nicht von menschlicher Art. Sicher gibt es in der menschlichen Wissenschaft viele schwierige Lehrinhalte, zum Beispiel moderne Physik oder organische Chemie. Das sind ganz schwierige Vorgänge. Man kann in philosophischen Gedanken sagen, das ist schwierig, aber man kann es lernen, wenn man den nötigen menschlichen Verstand hat.
Aber Paulus sagt, kein einziger Mensch, weder jetzt noch früher noch später, kann mit seinem Verstand das Evangelium begreifen. Und das ist wichtig. Für uns ist es an den Universitäten oft problematisch, dass genau diese Sache zu wenig betont wird. Ich kann erst mit dem Studieren beginnen, wenn ich die erste Voraussetzung anerkenne und sage: Gott muss ein Wunder tun und mir das offenbaren. Dann kann ich auch über Gott nachdenken.
Es ist ganz wichtig: Vom menschlichen Denken her komme ich nicht an das Geheimnis des Evangeliums heran. Deshalb muss die Theologie oft einen Vorschlaghammer, eine Säge oder eine Dampfwalze nehmen, um das irgendwie aufzubrechen. Und dann kommt nichts mehr heraus, alles ist kaputt. Man legt Sprengstoff hin und meint, so könne man das Geheimnis herauskriegen. Das Geheimnis kann ich aber nicht mit menschlichem Verstand und menschlicher Art lernen.
Auch Paulus hat es so nicht gelernt. Er sagt: Ich habe es nicht von einem Menschen empfangen oder gelernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi. Wenn ein Mensch zum Glauben kommt, muss Gott ein Wunder tun und einen Riegel wegschieben. Offenbarung heißt, dass Gott den Vorhang wegzieht. Und auf einmal: Ach so, jetzt verstehe ich. So ist es auch bei Ihnen gewesen.
Was kann der Mensch eigentlich dazu tun? Er kann nur sagen: Herr, nimm mir meine Blockierung weg. Ich kann nicht sagen: Herr, lass mich glauben. Gott lässt Sie glauben. Ich kann nur sagen: Herr, nimm meine Finsternis weg. Das Finstere ist bei mir, meine Augen sind blind.
Das Evangelium ist gar nicht unverständlich, es ist auch nicht schwierig. Es ist kinderleicht und kann von jedem geistig Behinderten verstanden werden. Aber wir sind blockiert, wir verstehen es nicht, weil unsere menschliche Art so sehr in das Wesen dieser Welt verkrallt ist.
Jetzt haben wir mehr Barmherzigkeit mit zweifelnden Menschen. Wir verstehen Ungläubige in unserer Umgebung besser und wissen, warum es jedes Mal von Gott her einen besonderen Schritt braucht: eine Offenbarung, eine Enthüllung.
Beispiele folgen.
Beispiele für die göttliche Offenbarung und die persönliche Verantwortung
Im Neuen Testament ist es besonders schön beschrieben, als Paulus nach Europa kam. Dort traf er einige jüdische Frauen am Wasser, die Gottesdienst hielten. Unter ihnen war die Boutikbesitzerin Lydia, die uns Konrad Eisler am Adventsabend so lieb gemacht hat.
Plötzlich heißt es: „Der tat der Herr das Herz auf, dass sie acht hatte, was da geredet wurde.“ Wenn überhaupt in den letzten zweitausend Jahren Menschen das Wort Gottes verstanden haben, dann war das jedes Mal ein ganz besonderes Handeln Gottes.
Man kann natürlich viele Fragen stellen, zum Beispiel: Warum macht Gott es hier und dort nicht? Oder: Ich habe doch gebetet, warum passiert nichts? Wir können nicht alle Geheimnisse enthüllen. Aber festzuhalten bleibt: Nur Gott kann die Blockade im Herzen lösen.
Dass ich nicht glaube, ist immer meine Schuld. Es liegt an meinem tauben Hören, meinem tauben Ohr, das das Wort nicht aufnehmen will, und meinem blinden Auge, das es nicht erfassen will. Obwohl Gott mich oft gerufen hat und mir oft in den Weg getreten ist, liegt die Schuld bei mir.
Trotzdem muss Gott das Wunder vollbringen. Eine Offenbarung Jesu ist notwendig.
Die zentrale Botschaft des Evangeliums
Und dann: Was ist das Evangelium in seinem Inhalt?
Wenn Sie sagen, ich bin neulich aus einer Predigt leer herausgegangen und das hat mich nicht angesprochen, kann es ja sein, dass ein anderer sagt, es war toll. Der Prediger hat die Zeit analysiert und alles gemacht.
Was erwarten Sie denn im Evangelium? Dass Jesus geoffenbart wird? Was erwarten Sie von einer Beerdigungsansprache oder von einer Hochzeitsansprache? Was erwarten Sie von einem Sonntagsgottesdienst? Was erwarten Sie von einer Bibelstunde? Dass Jesus groß wird, denn das ist Evangelium.
Das hat noch einige Folgen und Auswirkungen für mein Leben, aber es muss auf Christus hinweisen. Evangelium heißt: Jesus, der Gottessohn, der in seiner Liebe uns beschenkt und jetzt vor allem unser Leben neu macht. Er verändert es, indem er uns aus den dunklen Beziehungen der Sünde herausholt und durch eine Offenbarung Jesu Christi verändert.
Wenn ich heute immer wieder, morgen Abend haben wir unseren Jugendbibelkreis, und wenn man da mit unseren jungen Leuten spricht, dann geht es in ihrem Religionsunterricht immer bloß um die Frage: Wer ist Jesus? Ist das nicht bloß der Mann von Nazaret, ein ganz gewöhnlicher Mensch? Das ist die Urfrage.
Und ohne Offenbarung kann das niemand verstehen. Aber die Bibel sagt: Er ist doch Gottes Sohn, natürlich. Und das erwarten wir, dass das überall laut wird, dass die Stimme des Evangeliums verkündigt wird, die uns Mut, Hoffnung, Zuversicht und Freude gibt.
Paulus’ früheres Leben und die göttliche Berufung
Vers 13 und 14 erzählt Paulus, wie er früher im Judentum ein Verfolger der Christen war und sie vernichten wollte. Er beschreibt, wie er in der Religion lebte.
Was ist Religion? Religion ist immer etwas, das Menschen tun. Sie beschäftigen sich mit Gott. Es gibt auch viel christliche Religion, bei der Menschen sich mit Gott auseinandersetzen, über Gott nachdenken und versuchen, ihren Lebensstil an Gott auszurichten. Man kann religiös sein und sich mit frommen Themen beschäftigen.
Paulus sagt jedoch, dass das nicht sein Christentum war. Er war eifriger als viele Christen im Befolgen des Gesetzes. Er legte großen Wert darauf, alle Reinheitsvorschriften einzuhalten und untadelig zu leben. Er betont: Ich war kein Christ. Nicht das Tun macht mich zum Christen, sondern dass es Gott gefällt.
In Vers 15 heißt es nun: Gott offenbarte seinen Sohn in mir. Das ist ein Wunder, und diese Schwelle muss überschritten werden. Ich habe auch den Eindruck, dass es in unserer Zeit bei vielen Mitchristen immer wieder daran fehlt. Wir sollten daher darauf dringen, diesen Dienst zu tun – vielen Menschen zu erzählen und zu sagen: Du müsstest Jesus kennenlernen.
Es gibt so viele Vorträge, Problemanalysen, Bildungsarbeit und vieles mehr. Aber die Menschen heute kennen Jesus nicht. Wenn sie ihn erkennen würden, würden sie auch plötzlich verstehen, was das Wort Gottes ihnen sagt. Sie könnten manches Problem lösen, und ein helles Licht würde in ihr Leben fallen.
Man muss an der richtigen Stelle anfangen. Deshalb ist es uns immer wieder so wichtig, im evangelistischen Dienst die Leute direkt anzusprechen. Tun Sie das auch in Ihren Gesprächen. Sagen Sie, wenn sie Gott bitten, er möge ihnen die Augen erleuchten, den Blick öffnen, wird er es erhören.
Ich bin überzeugt: Wenn jemand das bittet, sieht er, versteht und kann glauben. Er hat Christus in sich offenbart.
Umgang mit schwierigen Bibelstellen und die Bedeutung der Mitte
Heute wird oft zu sehr darauf eingegangen, dass es in der Bibel schwierige oder dunkle Stellen gibt. Welche das genau sind, ist oft unklar. Sicher gibt es einige Passagen, die auch ich nicht verstehe.
Ein Beispiel, das ich immer wieder nenne, ist die Szene, in der die Jünger zu Jesus in der Gefangennahme sagen: „Herr, hier sind zwei Schwerter.“ Jesus antwortet darauf: „Das ist genug.“ Ich weiß nicht genau, was diese Stelle bedeutet, warum gerade zwei Schwerter genannt werden und warum Jesus sagt, dass das genug sei.
Es gibt also manche Stellen in der Bibel, die ich nicht verstehe, und ich lasse sie einfach stehen. Wichtig ist mir jedoch, dass ich die Mitte verstehe. Und diese Mitte ist: Jesus Christus ist der Sohn Gottes, der Heil in die Welt bringt, der mich herausreißt und rettet.
Das ist die Botschaft für alle Zeiten, die unser Leben wendet und verändert.
Die Lehre der Galater und die Gefahr der Menschenordnungen
Was war denn die Lehre der Galater? Die Galater betonten, wie wichtig es ist, den Menschen zum Glauben zu verhelfen.
Ich möchte sagen, dass dies durch alle Jahrhunderte hindurch immer wieder eine Not war. Die Menschen sagten oft, dass es nicht ausreiche, in der Verkündigung immer wieder Christus herauszustellen. Sie meinten, das sei zwar für den Anfang richtig. Denn sie hätten oft gehört, dass sie Vergebung ihrer Sünden brauchen, und das sei gut für ihre Bekehrung gewesen. Diese Botschaft hätten sie gerne angenommen.
Doch dann kam immer ein zweiter Schritt. Die Menschen sagten, es müsse auch eine Unterweisung geben, wie man richtig lebt. Es müssten Ordnungen erlassen werden, Lehren aufgestellt und eine Kontrolle eingeführt werden.
Wenn man die Geschichte der Kirche betrachtet, sieht man, dass durch diese Haltung über die Jahrhunderte hinweg eine furchtbare Menschenherrschaft entstanden ist. Die Not der katholischen Unterdrückung, der Fasterei und der Möncherei geht immer wieder auf solche Menschenordnungen zurück.
Ein Durchbruch war die Reformationszeit, als Luther sagte: Allein Jesus macht uns gerecht. Jesus ergreift uns, er ist im Himmel und hat die Türen offen. Dieses Evangelium besitzt eine so große Kraft, eine dynamische Kraft in unserem Leben, dass es unseren Lebensstil revolutioniert.
Das betont auch Paulus. Er fordert im Galaterbrief: Lasst diese Kraft wirken! Nur Christus allein kann die Kraft zum neuen Tun sein. Nicht neue Vorschriften, Zwänge, Gesetze oder Verordnungen. Christus in mir, Christus, der lebt, ist der Motor.
Wir müssen das immer wieder neu in die Mitte stellen. Wir brauchen auch immer wieder eine Erweckung zum Glauben, das heißt eine Belebung, bei der wir immer wieder auf Christus blicken und ihm allein vertrauen.
Die eigenständige Berufung des Paulus und die Abgrenzung von jüdischen Traditionen
Paulus legt in den folgenden Versen großen Wert darauf und sagt: Ich habe mir dieses Evangelium nicht von den anderen Aposteln geben lassen. Das, was ich hier verkündige, ist an einer wesentlichen Stelle anders.
Das wissen Sie, weil die ersten Jünger alle noch in der jüdischen Tradition lebten. Sie gingen zum Tempel hinauf. Paulus sagt, der Herr habe ihm ganz bewusst gesagt, dass allein sein Kreuzestod für uns unser Leben reinigt und neu macht. Diesen Mittelpunkt will er allein behalten – diese Kraft.
Ich würde jetzt gern mit Ihnen einmal durch die Geschichte der Christen gehen und Ihnen zeigen, wie es immer wieder dort allein war, wo Menschen in einer Ausschließlichkeit Jesus entdeckt haben. Wo ihr Herz so bewegt war – ich habe es am Sonntag erzählt vom Bodelschwingen. Oder wenn wir uns die ersten Pioniere der Mission ansehen: Sie waren so bewegt von dem Opfer Jesu, dass sie ihr Leben als Märtyrer hingaben oder ihr Leben im Dienst der Nächstenliebe verbrachten. Nicht weil eine Verordnung oder ein Gesetz es verlangte und nicht weil sie mussten, sondern weil sie es aus Dankbarkeit tun wollten für das, was Christus ihnen geschenkt hat.
Umgekehrt ist es immer so, dass die meisten Christengemeinden starr und stumpf werden in einer menschlichen Gesetzlichkeit. Das ist sehr schlimm. Da herrscht eine Haltung von: Jetzt muss man das, jetzt muss man in die Kirche, jetzt muss man lieb sein, jetzt darf man das nicht mehr. Ich habe viele Diskussionen im Bibelkreis erlebt, bei denen Christen ganz offen gesagt haben: Wenn man sich auf dem Sterbebett noch bekehren kann, dann wollte ich am liebsten auch noch in der Sünde der Welt mitmachen. So eine Sehnsucht – eigentlich schön, aber leider darf man es ja nicht. Als wäre da irgendetwas Schönes daran, und es geht keine Kraft mehr davon aus, weil man die Kraft Jesu nicht entdeckt hat.
Sie können mir ein Beispiel sagen: Wenn ich im Wasser schwimme, ist es eigentlich relativ egal, ob ich Brustschwimmen oder Rückenschwimmen mache. Ich bin im Wasser und kann mich mit den Armen und Beinen fortbewegen. Wenn ich aber aus dem Wasser steige und an Land laufe, dann bin ich auf einem anderen Grund.
Der entscheidende Unterschied ist doch: Ich komme aus den Kämpfen mit der Sünde gar nicht frei, auch wenn ich mich noch so sehr bemühe. Sie können es in Ihrem Leben noch einmal ausprobieren und sagen: Ich möchte in meinem Leben gegen Versuchungen ankämpfen, ich will den Teufel besiegen. Sie kommen mit Ihrer Willenskraft keinen Schritt weiter.
Sie können nur dankbar annehmen, was Jesus für Sie getan hat. Sie sagen: Ich bin frei, ich bin gereinigt, weil er vor mir gestorben ist. Und Sie werden auf einmal erleben, dass die Sünde und das Böse keine Macht mehr über Sie haben, wenn Sie unter den Gaben und der Befreiung Jesu leben.
Paulus sagt: Das habe ich nicht gelernt, sondern offenbart bekommen. Das hat mir Christus gezeigt. Er hatte nur eine Leidenschaft: den Gemeinden Christus vor die Augen zu malen, und zwar als Gekreuzigten. Das ist der Mittelpunkt.
Dieses Evangelium bewegt, dieses Evangelium macht frei.
Die Kraft der einfachen Jesusverkündigung
Ich weiß nicht, ob Sie die liebe Schwester kennen. Es gibt auch so ein Büchlein von einer aus Köln, die wirklich unter Rauschgiftsüchtigen, Homosexuellen und so weiter missioniert – Diakonissen und so. Nichts anderes als die schlichteste Jesusverkündigung führt zu tollsten Bekehrungen. Super!
Das müssen wir wieder lernen. Wir machen es oft viel zu kompliziert, obwohl Jesus genau dort wirkt, wo wir einem Menschen das Evangelium verkündigen. Ganz gleich, wo jemand gefangen ist oder in der Sünde lebt – und jetzt auch für uns: Dort, wo Jesus in der Mitte steht, geschieht Veränderung.
Wir erleben das doch in der Gemeinde. Ich danke allen Jugendmitarbeitern, die das so schön umsetzen. Wenn wir erleben, dass junge Leute aus gottlosesten Familien plötzlich Jesus entdecken können – schlicht Jesus entdecken – und die Freiheit haben, das anzunehmen, was er an ihnen tut, dann ist das großartig.
Jetzt müssen wir auch aufpassen, dass wir nicht wieder andere Dinge dazwischenbringen, wie es Paulus so wichtig war. Bleibe bei Jesus! Wenn er der Herr deines Lebens ist, wirst du die richtigen Wege gehen. Er wird dich leiten und dir zeigen, was du tun sollst.
Die eigenständige Autorität des Paulus und die Ablehnung eines päpstlichen Lehranspruchs
Und deshalb sagt er: Ich habe auch nicht jetzt die anderen Apostel um ihre Genehmigung gefragt. Es war ja immer wieder die Frage: Wie ist denn das? Sondern er sagte: Das hat der Herr mir als Apostel aufgetragen, und ich lasse mir das von euch in Galatien nicht mehr durcheinanderbringen.
Offenbar gab es in der frühen Christenheit immer wieder Stimmen, die sagten: Ja, aber Petrus ist doch ein bisschen dafür, man soll doch noch die jüdischen Reinheitsvorschriften halten. Es war ja nachher in Jerusalem auch beim Paulus ein großer Streit, etwa um die Frage der Beschneidung. Es ist ja immer ein bisschen schwierig, das Thema zu erörtern.
An der Stelle wird es eigentlich deutlich, dass Paulus sagt: Ich habe ihnen widerstanden bis aufs Blut und habe gesagt, das darf nicht mehr auferlegt werden. Wer Jesus hat, hat das Leben, und er braucht nichts mehr dazu. Es darf keine Nebenordnung geben.
Ich würde heute auch dazusetzen: Setze nicht irgendwelche anderen Formen und Praktiken noch dazu und das auch noch, und das musst du eben auch noch machen, und nach dem Ritus noch. Sondern es genügt, dass einer Jesus als einen Heiland erkennt. Dann hat er die Kraft des Evangeliums erfahren.
Paulus hat sich stark dagegen gewehrt, dass irgendetwas anderes noch eingeschoben wird, daneben hingestellt wird.
Interessant ist ja auch, dass es etwa nach dieser Stelle keinen Anspruch des Petrus gab, in der Urchristengemeinde päpstlich zu bestimmen. Ganz wichtig: Dass der Bischof von Rom in der Nachfolge des Petrus ein besonderes Recht hätte, in Lehrfragen für die Kirche zu sprechen, das gibt es erst seit dem vierten Jahrhundert. Das gab es in der Urchristenheit überhaupt nie.
Der Petrus, hier auch Kephas genannt, sagt: Ich habe ihn gesprochen. Aber er hat nie gesagt, der Kephas habe es bestätigen müssen als Papst.
Dann hat er gesagt, das ist der Grund, warum wir hier an dieser Stelle – wir wollen nicht giftig sein und auch nicht polemisieren – aber wir können einfach sagen: Wir können einen Anspruch eines Bischofs von Rom nie akzeptieren, als ob er in Lehrfragen für die Weltchristenheit sprechen dürfte. Sondern wir gucken nach dem biblischen Wort, und das ist der Paulus für uns Apostel.
Und nach dem sehen wir hier auch Jakobus, der ja sehr den Lebenswandel betont. Am Jakobus sprechend: Nein, ich habe sie gesehen, aber niemand hat mir hier eine Auflage gemacht, sondern alle haben das anerkannt, dass ich das Evangelium von Jesus für die Heiden habe.
Die Heiden müssen nicht erst jüdisch werden. Das heißt: Die Weltvölker, die nichtjüdischen Völker – wir gehören dazu – wir müssen nicht erst Juden werden.
Sondern ganz bewusst haben die damals auch den Bruch vollzogen und sind dann vom Sabbat zum Auferstehungstag, zum Sonntag, gegangen. Das verstehen unsere adventistischen Freunde nicht. Es war ein Zeichen, damit wir uns nicht unter das jüdische Gesetz stellen, sondern bewusst sagen: Christus ist der Herr unseres Lebens.
Alles, was uns in der Bibel unverkürzt gelassen wurde als das Reinheitsgebot und das Zeremoniengesetz, wurde weggetan und gesagt: Das ist Christus erfüllt. In ihm habe ich Gerechtigkeit, in ihm habe ich Frieden, und in ihm bin ich frei.
Zusammenfassung und Ausblick
Es ist wichtig, dass wir einen neuen Blick auf Jesus gewinnen. Ich bin dankbar, dass Sie heute Abend gekommen sind. Damit fasse ich auch noch einmal zusammen, was wir beim letzten Mal gehört haben: Es gibt nur eine Verkündigung des Evangeliums.
Es geht uns darum, dass dies nicht nur eine Auslegungssache von uns ist. Bei Paulus lässt sich das Evangelium nicht anders verstehen. Das war ihm sehr wichtig. Manche Theologen behaupten, Paulus hätte das Evangelium verfälscht oder verändert, im Gegensatz zu dem, was Jesus gelehrt hat.
Übrigens, was heute im Fernsehen erzählt wird, ist oft großer Unsinn. Man fragt sich, was dort überhaupt noch verkündigt werden darf. Theologisch und wissenschaftlich ist es falsch zu sagen, dass bestimmte Dinge aus den Qumran-Rollen nicht zugänglich sind. Karsten Peter Thiede, der im Evangeliumsrundfunk arbeitet, hat im Fernsehen erklärt, dass er all diese Urkunden gesehen hat. Es wird nichts unter Verschluss gehalten.
Vielmehr lassen sich die Wissenschaftler viel Zeit, um diese kritischen Ausgaben zu erstellen. Es gibt keine Verschlusssache in Bezug auf Jesus oder seine Botschaft. Es ist vielmehr hochinteressant, dass das, was Paulus predigt, genau mit dem übereinstimmt, was die Evangelien sagen: Jesus ist der Heiland der Welt, er stirbt für die Sünden der Menschen und ist der alleinige Erlöser.
Das entspricht auch dem prophetischen Wort. Es gibt keinen Widerspruch. Das ist die Mitte des Evangeliums. Lebensfragen und Ordnungsfragen können wir dann anders regeln. Beim Galaterbrief werden wir noch manches Gute und Positive erleben. Paulus spricht dort auch davon, wie wir das Gesetz Christi erfüllen können und wie der Geist Gottes uns zum Handeln antreibt.
Paulus erklärt, dass der Heilige Geist in einen Christen kommt, sobald dieser sich für Christus öffnet. Der Geist ist die Triebkraft, die uns zu Liebe, Freude und Frieden führt – nicht unsere eigene Willenskraft, sondern der Geist Gottes, der in uns Raum gewinnt.
Der Galaterbrief ist ein wichtiger Brief. Er ist auch als Lehre für uns sehr bedeutsam und hilft uns immer wieder, geduldig zu sein. In unserer Umgebung merken wir, dass viele Gruppen und Kreise sagen: „Jetzt musst du dies tun, dorthin gehen, dieses Buch kaufen, diesen Evangelisten hören, diese Segnung empfangen oder diese Weihe erhalten.“
Doch man darf sagen: „Ich habe alles in dir, Herr Jesus Christus, und das ist die Fülle des Evangeliums.“ Darüber hinaus kann man auch in den Gnadengaben nicht mehr kommen, als dass man als verlorener, sündiger Mensch von Jesus angenommen ist. Wenn er in meinem Leben wohnt, gibt es keine größere Gnade, als dass Gottes Geist in mir wohnt.
Das erfahre ich, sobald ich zu Christus komme. Dort darf ich all das erleben. Dort bin ich auf dem Gipfel. Es gibt keine weiteren oder höheren Segnungen mehr. Das war mir an dieser Stelle einfach wichtig klarzumachen.
Ich habe nicht zu aktuellen Themen gesprochen, sondern zur Grundlage des Glaubens. Das wollte ich an dieser Stelle deutlich machen.