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Schuf Gott durch Evolution?

Kreatikon 2023, Teil 8/21
02.10.2023
EVENT - Teil 8 / 21Kreatikon 2023
Eine Wasserscheide hat eine Keilform und trennt zwei Wassertropfen scharf von einander ab. Wie hängt das mit dem Sündenfall, Kreationismus und auch deiner persönlichen Lebensentscheidung zusammen?

Liebe Zuhörer, ich begrüße euch zu dem Vortrag mit dem Titel „Der Sündenfall“.

Einführung in das Thema und Motivation

Wasserscheide des Kreationismus, zusammengestellt für die Kreatikon, einer Konferenz, bei der es um die Untersuchung von Ursprungsfragen geht. Dabei besteht das Selbstverständnis, Wissenschaft in einer geschaffenen Welt zu betreiben.

Meine Motivation, mich damit auseinanderzusetzen, ist die Liebe zu meinem Jesus, der Glaube an ihn und der Wunsch, sein Schöpfungs- und Heilshandeln durch die Offenbarung in seinem Wort, der Bibel, besser zu verstehen.

Vielleicht sollte ich den Titel etwas erklären. Den Sündenfall muss ich hoffentlich nicht erläutern. In dem Vortrag setze ich daher die Kenntnis der ersten elf Kapitel der Genesis, also 1. Mose 1 bis 11, voraus. Diese Kapitel behandeln Schöpfung und Urgeschichte. Den Sündenfall finden wir in Kapitel 3.

Die theologische Bezeichnung dafür ist „Lapsus“. Das klingt irgendwie nach Lappalie, aber das war es ganz und gar nicht. Der Sündenfall war die folgenschwerste Entscheidung des Menschen – eine Entscheidung gegen Gott.

Kreationismus muss ich auf dieser Konferenz wahrscheinlich auch nicht erklären. Er bezeichnet die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Fragen des Ursprungs vor dem Hintergrund eines Schöpfungshandelns, also eines schaffenden Gottes, und stellt eine Schöpfungsauffassung dar.

Symbolik und Bedeutung der Wasserscheide

Wasserscheide – ja, das sollte ich vielleicht doch erklären.

Das Hintergrundbild zeigt eine Aufnahme, die von der ISS, der Raumstation in 417 Kilometern Höhe, gemacht wurde. Zu sehen ist ein Sonnenaufgang über dem Pazifik. In der Bildmitte erkennt man die Atmosphäre. Diese ist das Ergebnis einer Wasserscheidung.

Im Schöpfungsbericht lesen wir, dass Gott die Wasser unterhalb von den Wassern oberhalb der Ausdehnung schied. Die Ausdehnung, die in der Mitte entsteht, ist die Atmosphäre. Wenig später wird erwähnt, dass die Vögel angesichts dieser Ausdehnung fliegen. Die Zuordnung ist hier also nicht schwer.

Doch um diese Wasserscheide geht es nicht. Sie bleibt immer im Hintergrund, weil sie sozusagen sortiert ist: oben der Himmel, unten die Erde. Dazwischen verläuft eine Trennlinie. Darauf werden wir noch öfter zurückkommen und besprechen, was das alles symbolisch bedeutet.

Ich hoffe, ich überfordere eure Phantasie jetzt nicht, wenn ich die Wasserscheide, von der ich spreche, als Illustration verwende. Schauen wir uns das jetzt mal an.

Illustration des Prinzips Wasserscheide anhand von Regentropfen

Also, Wasserscheide: Hier ist ein Regentropfen. Dieser Regentropfen vertritt eine Position in der Ursprungsfrage und gibt folgendes Statement ab: „Gott ist der Schöpfer und erschuf durch Evolution.“ Das hört man gar nicht so selten. Evolution wird naturalistisch gedacht, aber dann doch göttlich gesteuert – also Evolution als Schöpfungsmethode Gottes.

Hier ist sein zweiter Wassertropfen, ebenfalls mit einem Statement: „Bei Gott ist ein Tag wie tausend Jahre. Der Schöpfungsbericht macht keine wirklichen Zeitangaben.“ Nun ja, dass Gott außerhalb der Zeit steht, Zeit zur Schöpfung gehört und mithin die Zeitangaben des Schöpfungsberichts vielleicht gar nicht wörtlich zu verstehen sind als irdische Zeit, ist ebenfalls eine verbreitete Auffassung.

Und dann haben wir noch einen dritten: Vor dem Sündenfall ernährten sich die Tiere vegetarisch, deshalb müssen die Fossilien später entstanden sein. Hardliner zu sein, da zucken manche etwas zusammen, das klingt biblicistisch – so könnte man meinen, wörtliches Verständnis.

Nun ja, so gibt es verschiedene Annahmen, verschiedene Settings. Man sieht hier, dass sie dicht beieinanderliegen und man könnte denken: Naja, keiner weiß es ganz genau, es gibt auch keinen, der keine Fragen mehr hat. Also ist das vielleicht nicht so wesentlich.

Wir sehen auch, dass sie in der gleichen Richtung unterwegs sind, wie Regentropfen das nun mal sind, die mit zwanzig bis dreißig Stundenkilometern Richtung Erde fallen. Und man sieht auch: Hier oben sind solche sogenannten Kondensationskeime. Die sind himmlischen Ursprungs, sie befinden sich in der Atmosphäre – Muspartikel, Aerosole, Stäubchen, irgendwas. Wasser braucht eine Oberfläche, um zu kondensieren, und die stecken dann auch in den Regentropfen.

Diese werden von den Regentropfen vom Himmel auf die Erde gebracht. So ein Kondensationskeim sei mal so ein Bild für etwas, was alle gemeinsam haben, also der Glaube: Es gibt da einen Schöpfer, es gibt zumindest ein schöpferisches Prinzip. Irgendwas verbindet sie alle.

Ja gut, und da sie so dicht beieinander sind und in der gleichen Richtung unterwegs, könnte man jetzt denken, das macht keinen großen Unterschied, wo sie am Ende landen. Und da kommt dann das Prinzip Wasserscheide ins Spiel.

Das Prinzip der Wasserscheide als Trennungslinie

Hier seht ihr einige Wasserscheiden, dargestellt als kleine Baumahnmäler, Denkmäler oder ähnliches. Man nennt sie auch Spalterinnen, Trennsteine oder Scheidebrunnen. Diese sind trennscharf und keilförmig gestaltet.

Wenn zwei Wassertropfen nebeneinander aufkommen, werden sie in unterschiedliche Richtungen sortiert und fließen somit in verschiedene Richtungen ab.

Bei dieser Keilform wird einigen mulmig, denn sie erinnert direkt an Polarisation. Wir sortieren uns, wir polarisieren – wollen wir das? Eigentlich möchten wir uns doch alle liebhaben, und das ist auch wirklich unser Wunsch.

Dennoch ist es gut, wenn es um Entscheidungen geht, eine trennscharfe Entscheidungsgrundlage zu haben. So kann man erkennen, welche Konsequenzen es hat, sich auch nur wenige Millimeter in die eine oder andere Richtung zu bewegen.

Auf einem Trennstein sieht das noch nicht so dramatisch aus, aber wir schauen uns einmal genauer an, was eine Wasserscheide bedeutet.

Wasserscheiden in Europa als Beispiel für weitreichende Folgen

Hier sind also die großen Wasserscheiden Europas in der Karte eingezeichnet. Man sieht, dass sie Becken voneinander trennen. Zum Beispiel das Donaubecken: Es umfasst halb Osteuropa, dieses ganze Binnenland, das durch die Donau entwässert wird. Jeder Niederschlag, der dort fällt, gelangt über Zuflüsse in die Donau und schließlich durch die Donau ins Schwarze Meer.

Angrenzend an dieses Flussgebiet der Donau liegen andere Flussgebiete. Dort gibt es eine Besonderheit, die sogenannte Triebelscheide. In unserem Beispiel hatten wir drei Wassertropfen, und an diesem Punkt stoßen tatsächlich drei Wasserscheiden aufeinander.

Fällt ein Tropfen an diesem Trennpunkt nur ganz leicht in Richtung Ostmeer, landet er über die Donau im Schwarzen Meer. Fällt er ein kleines Stück weiter nördlich, gelangt er durch den Rhein in die Nordsee. Und fällt er ein wenig weiter südlich, fließt er über den Po in die Adria.

Wenn man sich anschaut, wie dicht diese Punkte beieinander liegen und wo das Wasser am Ende herauskommt, erkennt man beeindruckende Entfernungen: Die Mündung des Rheins liegt tausend Kilometer von der Mündung des Po entfernt. Die Mündung des Po ist etwa 1.300 Kilometer von der Mündung der Donau im Schwarzen Meer entfernt. Und die Mündungen der Donau und des Rheins liegen sogar zweitausend Kilometer auseinander.

Man gelangt also ganz woanders hinaus. Genau das ist die Frage, mit der wir uns beschäftigen wollen, wenn es um das Prinzip der Wasserscheide geht: Wohin führt die Reise? Wo komme ich am Ende an?

Erkenntnishorizont als weiteres wichtiges Prinzip

Und wir machen jetzt weiter mit einem zweiten wichtigen Prinzip: dem Prinzip Erkenntnishorizont. Diese Folie passt gut dazu, weil sie den Horizont zeigt. Dabei ist es wichtig festzuhalten, dass es prinzipielle Erkenntnisgrenzen gibt. So wie der irdische Horizont unser optisches Erkennen begrenzt, gibt es auch Dinge, die außerhalb unseres geistlichen und geistigen Erkenntnishorizonts liegen.

Zum Beispiel erfahren wir im Schöpfungsbericht Dinge, die außerhalb unserer Wahrnehmung sind. Wir erfahren, dass es einen ewigen Gott gibt, der außerhalb der Schöpfung steht. Sonst müsste er sich selbst geschaffen haben – das ist logisch. Der Schöpfer steht außerhalb seiner Schöpfung. Wir erfahren, dass es einen ewigen Gott gibt, der keinen Anfang und kein Ende hat. Dazu gibt es einige Bibelstellen.

War das alles, was am Anfang da war, als Gott offenbarte, dass er schafft? Was ist mit den Engeln? Das ist nicht ganz klar. Es gibt eine Bibelstelle im Buch Hiob, die man so verstehen könnte, dass die Engel Zeugen der Erschaffung der Erde waren. Es kann also durchaus sein, dass es Engel schon gab, als Gott die Erde schuf und die sechs Tage der Schöpfung beschrieb.

Horizontbegrenzung zwischen sichtbarer und verborgener Wirklichkeit

Nach dem Prinzip der Wasserscheide betrachten wir nun das Prinzip des Erkenntnishorizonts. So wie auf der Hintergrundfolie ein Horizont zu sehen ist und der irdische Horizont am Himmel unser optisches Erkennen begrenzt, gibt es auch Horizonte, die unser geistiges und geistliches Erkennen einschränken.

Alles, was oberhalb dieses Horizonts liegt – hier dargestellt durch den Himmel – sind Dinge, die uns nur durch Offenbarung zugänglich sind, nicht unmittelbar. Der Schöpfungsbericht als Teil der Bibel, also Gottes Offenbarung in der Bibel, ist uns anvertraut und zum Teil direkt zugänglich.

Vom ewigen Gott wissen wir, weil er sich in der Bibel offenbart. Wir können ihn jedoch nicht direkt wahrnehmen. Einige Bibelstellen bestätigen, dass es sich wirklich um einen ewigen Gott handelt, der keinen Anfang und kein Ende hat.

Die Bibel beginnt damit, zu berichten, wie Gott Himmel, Erde, Meer und alles, was in ihnen ist, erschafft. Dieser Ausdruck wird mehrfach wiederholt und scheint alles einzuschließen, was wir irgendwie wahrnehmen können und was uns umgibt.

Die Frage stellt sich: Gilt das auch für die Engel? Im Buch Hiob gibt es zumindest eine Stelle, die andeutet, dass die Engel bei der Grundsteinlegung der Erde, also bei ihrer Erschaffung, anwesend waren.

Vielleicht sind die Engel, wenn es in Vers 1 heißt: „Im Anfang schuf Gott die Himmel“, mit eingeschlossen, da sie zuerst genannt werden. Das Wort „Himmel“ ist ein Mehrzahlwort, „haschamaim“, das offenlässt, ob es einen oder mehrere Himmel gibt.

Was am Anfang war und uns heute wissenschaftlich unmittelbar zugänglich ist, sind die Werke der Schöpfung – so wie es in Römer 1,20 heißt. Eine genaue Bibelübersetzung gibt hier die direkte Wiedergabe des griechischen Wortes wieder: „Gemachtes“, also das, was gemacht wurde.

Dieses Gemachte können wir untersuchen. Nach Römer 1,20 führt uns die Untersuchung des Gemachten dazu, eine Ahnung davon zu bekommen, wer Gott ist.

Grenzen des wissenschaftlichen Zugangs und Fragen zur Schöpfung

Was ist mit Raum und Zeit? Diese sind uns ebenfalls auf gewisse Weise zugänglich, auch wenn wir ihr Wesen vielleicht noch nicht vollständig verstehen.

Wie verhält es sich mit etwas wie dem Quantenschaum? Dieser ist eine Entität, die sich per Definition in keiner Weise manifestiert und nicht detektierbar ist. War der Quantenschaum bereits vor der Schöpfung vorhanden? Das sind Fragen, auf die noch Antworten ausstehen. Wir besitzen ein gewisses Verständnis von Quantenfeldern, das uns möglicherweise weiterführt und uns mehr von Gott erkennen lässt – vielleicht aber auch nicht.

Es ist gut möglich, dass Quanten, selbst wenn sie nicht wahrgenommen werden können, einfach in dem Ausdruck „Himmel und Erde, Meer und alles, was in ihnen ist“ eingeschlossen sind. Hier haben wir Dinge, die wir nicht direkt zuordnen können.

In Vers 3 heißt es, Gott sprach: „Es werde Licht.“ Was hat es mit diesem Licht auf sich? Heute kennen wir Licht, das von Himmelskörpern auf die Erde fällt. Die Himmelskörper entstanden jedoch erst am dritten Tag der Schöpfung, nicht bereits am ersten Tag, als Gott sprach. Woher kam also dieses Licht? Wer brauchte dieses Licht? Das ist schwer zu erkennen.

Natürlich wissen wir, wie es im 2. Korinther 4,6 heißt, dass Gott Licht in sich selbst hat und aus der Finsternis Licht scheinen lassen kann, ohne sich der Himmelskörper zu bedienen. Doch heute können wir nicht mehr genau beschreiben oder untersuchen, was es mit diesem Licht auf sich hat.

Wir sehen heute Sonne, Mond und Sterne, die später erwähnt werden und die Gott erschuf. Dann werden die Wasser genannt, die oberhalb der Ausdehnung sind. Es ist mir sympathisch, wenn jemand sagt, er verstehe den Schöpfungsbericht wörtlich – das denke ich auch. Aber was ist mit diesen Wassern, die oberhalb der Ausdehnung sind? Diese können wir nicht vorführen.

Wir kennen heute die Weltmeere und viel Wasser auf der Erde. Zudem gibt es Wasser in der Atmosphäre, in der Ausdehnung, allerdings eher unterhalb als oberhalb. Das hätte nicht unbedingt geschehen müssen, denn die Wasser unterhalb sind durch einen hydrologischen Kreislauf direkt verbunden – es ist gewissermaßen dasselbe Wasser.

Was hat es also mit den Wassern oberhalb der Ausdehnung auf sich? Und was bedeutet es, wenn Gott Tiere und Pflanzen nach ihrer Art erschafft? Was uns heute zugänglich ist, sind Taxa, Arten, die taxonomisch unterschieden werden können und nach bestimmten Merkmalen klassifiziert werden.

Es gibt gute Ansätze, Grundtypen zu definieren, die man eventuell mit den geschaffenen Arten gleichsetzen kann – vielleicht bei den Tieren auf der Verwandtschaftsebene der Familien. Genau wissen wir das jedoch nicht.

Wir lesen, dass Gott die Tiere nach ihrer Art schuf, und wir finden eine Schöpfung vor, die unserer Untersuchung zugänglich ist.

Das Bild Gottes im Menschen und die Folgen des Sündenfalls

Was bedeutet es, dass der Mensch im Bild Gottes erschaffen wurde? Das ist eine spannende Frage. Die Bibel verbindet mit dem Bild Gottes viele Funktionen, vor allem Stellvertreterfunktionen. Außerdem geht es um Abbildbarkeit und Ähnlichkeit in Eigenschaften. Es heißt ja, der Mensch sei nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen.

Nach dem Sündenfall lesen wir von Adam, dass er einen Sohn zeugt, den Seth. Dieser wird ebenfalls im Bild und nach dem Gleichnis Adams geboren. Dieses Bild Adams ist das, was wir heute vorfinden. Trägt der Mensch heute noch das Bild Gottes? Kann man das wirklich eins zu eins sagen? Das sind viele Fragen, und wir sind erst auf der ersten Seite der Bibel. Die Schöpfungs- und Urgeschichte enthält noch viele weitere solcher Fragen.

Im Anschluss folgt der Bericht über die Sintflut, in den Kapiteln sechs bis neun. Auch hier gibt es zahlreiche Fragen. Dieser Erkenntnishorizont ist schwer zu durchdringen. Wir wissen nicht, wie die Erde vor der Flut beschaffen war und was genau geschah. Auch die Quellen der großen Tiefe bleiben unklar. Sicherlich handelt es sich dabei nicht einfach um unser Grundwasser. Dieses hätte nicht das Potenzial, die Erde so zu überfluten und hervorzubrechen, wie es in der Bibel beschrieben wird.

Wie waren die Lebensbedingungen vor der Flut? Wie war das Klima? Was geschah mit der kosmischen Strahlung? Wie hoch waren die Konzentrationen von Sauerstoff und CO2 in der Atmosphäre? Warum wurden die Menschen damals uralt, danach aber nicht mehr? Diese Fragen bleiben offen.

Man kann diese Themen auch als Denksportaufgaben betrachten: Was bedeutet die Sintflut als Erkenntnishorizont? Welche Bedeutung hat die Sprachverwirrung für die Geschichte der Menschen? Wie weit waren sie kulturell vor der Flut? Die Bibel beschreibt, dass sie eine gemeinsame Sprache hatten, eine Sprache mit einerlei Worten. Welche Sprache war das? Wie weit lässt sich das rekonstruieren?

Ist das, was wir archäologisch im Zweistromland finden, einfach die Fortsetzung dieser ersten Hochkultur in Babel? Oder gab es danach einen gewaltigen Rückfall? Das sind alles Fragen, die offen bleiben müssen. Sie liegen hinter einem Erkenntnishorizont, den wir nicht vollständig durchdringen können.

Der Sündenfall als scharfer Erkenntnishorizont

Aber wir müssen jetzt zu unserem Thema kommen: dem Sündenfall.

Beim Sündenfall sehen wir, dass ein sehr scharfer und undurchdringlicher Erkenntnishorizont existiert, hinter dem viele Dinge absolut verborgen bleiben. Was geschah geistlich beim Sündenfall? Sicher ist, dass eine Trennung zwischen Gott und den Menschen stattfand, ein scharfer Einschnitt. Der Mensch wurde im Zustand der Unschuld erschaffen. Adam und Eva waren nackt und schämten sich nicht.

Nach dem Sündenfall sehen wir als Folge der Erkenntnis von Gut und Böse, dass sie erkannten, dass sie nackt waren. Eine Folge davon ist Scham. Das ist nicht uninteressant, denn Scham kennt jeder Mensch in allen Kulturen. Woher kommt das? Adam und Eva heften Feigenblätter zusammen. Irgendwie zeigen sie damit, dass sie ein Empfinden davon haben, dass es etwas zu bedecken gibt, Schuld zu verbergen ist. Es ist eine religiöse Handlung – sie müssen etwas tun.

Und das ist wieder interessant: Keine Kultur ist ohne Religion. Der Mensch ist, wie jemand einmal sagte, unheilbar religiös. Das ist kaum zu erklären, wenn es nicht so etwas wie einen Einschnitt gegeben hätte, durch den der Mensch so geworden ist.

Die Bibel beschreibt das so, dass die Sünde durch die Tat eines Menschen in die Welt kam und der Mensch sich seitdem dieser Sünde auch bewusst ist. Jesus selbst führt das so aus, wenn er sagt, von Anfang an sei es nicht so gewesen, wenn er über die Herzenshärte des Menschen spricht. Manche machen da einen Unterschied. Sie sagen, was Jesus gesagt hat, drucken wir in der Bibel rot, das sei besonders zentral und wichtig.

Ich sehe es sehr kritisch, diesen Unterschied zu machen. Die ganze Bibel ist Gottes Wort. Wer aber etwas vom Herrn selbst hören möchte: Diese Herzenshärte beschreibt der Herr sehr klar. Sie ist etwas, das von Anfang an nicht so war, sondern erst durch einen Umbruch dazugekommen ist.

Ja, wir können diese Dinge natürlich wissenschaftlich, naturwissenschaftlich schwer fassen, zum Beispiel die Entstehung von Moral. Ein starkes Argument ist für ein theistisches Weltbild, also man kann stärkere Argumente dafür gewinnen, dass es Gott geben muss, wenn man sich den Menschen in seiner moralischen Verfasstheit anschaut. Wissenschaftlich gesehen gibt es kaum Alternativen dazu.

Man kann Moral als ein Epiphänomen auffassen, als etwas Emergentes. Und das Schöne – in Anführungsstrichen – bei Emergenz ist, dass ich das nicht auf der darunterliegenden Ebene begründen kann. Es fehlt die Begründbarkeit. Ich erkenne das einfach als etwas an, das wie aus dem Nichts auftaucht, Emergenz eben, Auftauchen ohne Begründbarkeit.

Dann kann man sich damit behelfen, dass Moral etwas Emergentes ist. Aber wissenschaftlich gesehen wäre das doch sehr dünn. Das wird in einem Werk von Markus Wienmeier mit dem Titel Moral ohne Gott sehr deutlich ausgeführt.

Historische Betrachtung der Schlange im Sündenfall

Ja, was passierte historisch, wenn wir mal diese geistlichen Dinge, die natürlich zentral sind beim Sündenfall, ausblenden? Wenn wir auch das Handeln Satans außer Acht lassen – was wäre geschehen, wenn wir daneben gestanden hätten?

Die Schlange war listiger als alle Tiere und sie sprach. Heute kennen wir Schlangen als stumme, kriechende und stumpfsinnige Reptilien. Wenn wir uns die kognitiven Leistungen von Reptilien insgesamt und Schlangen im Besonderen anschauen, finden wir nichts, was wir als listig oder intelligent im Vergleich zu anderen Tieren bezeichnen würden. Eine Schlange, die spricht – da steige ich aus. Das ist für mich nicht historisch, das ist mystisch, das ist unwissenschaftlich.

Man könnte sagen: Das ist unvollziehbar. Jemand, der wissenschaftlich denkt und wie ein Gott, der ein Universum ins Dasein rief, Leben und Bewusstsein erschaffen hat, bei einer Schlange, die spricht, steigt aus. Wo ist da die Logik?

Es ist die erste historische Handlung überhaupt – diese Begegnung des Menschen Adam und Eva mit der Schlange –, abgesehen vielleicht davon, dass Adam davor den Tieren Namen gab, wie es in 1. Mose 2 beschrieben wird. Aber es war nicht das erste Mal hier und nicht das einzige Mal, dass ein Tier spricht. Wir finden noch ein sprechendes Tier in der Bibel: den Esel Bileams.

Dort haben wir das Gleiche: Ein Esel öffnet den Mund und spricht. Das ist für uns unfassbar. Doch im Neuen Testament erwähnt Petrus das in seinem Brief. Er schreibt: „Ein sprachloses Lasttier“ – im Griechischen „aphonos“, was völlig offensichtlich ist –, „redete, weil Gott seinen Mund öffnete.“

Und wenn Gott, der Gott ist, der ein Universum ins Dasein rief und alles erschaffen hat, warum sollte er nicht Tiere in bestimmten Situationen sprechen lassen? Bei der Schlange lesen wir im Hintergrund, dass Satan der Aktive war, der durch die Schlange sprach. Aber wenn Satan diese Kompetenz hat, dann hat Gott erst recht die Macht, den Mund der Tiere zu öffnen und sie mit Menschenstimme reden zu lassen, obwohl das absolut übernatürlich ist.

Und das ist die Frage: Was lassen wir Gott tun? Die Geister unterscheiden sich da. Wenn wir Verse lesen, wie sie im Neuen Testament aufgegriffen werden – diese Geschichte des Sündenfalls in 1. Mose 3 –, dann schreibt Paulus darüber, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte. Das entspricht eins zu eins dem, was dort beschrieben wird.

Manche bekommen bei diesem Vers Zweifel und sagen: „Das ist doch eine Legende.“ Aber Paulus behandelt es, als wäre es wirklich passiert. Interessant ist, dass jede Begebenheit aus den ersten elf Kapiteln, die im Neuen Testament zitiert wird, als historisches Geschehen angeführt wird – ohne jeden Abstrich.

Jetzt ist klar: Paulus glaubte die Geschichte von der sprechenden Schlange genauso wie Petrus die von dem sprechenden Esel glaubte. Da geht kein Blatt dazwischen.

Die Erschaffung Adams und Evas als erste Wasserscheide

Die Erschaffung von Adam und Eva ist, wenn man es genau betrachtet, eine Art Wasserscheide. Sie stellt eine erste Trennlinie dar, weil sie jeder alternativen Schöpfungsvorstellung, die in einem menschlichen Übergangsfeld angenommen wird, einen Riegel vorschiebt.

Es ist nicht denkbar, dass es heißt: „Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva.“ Adam wurde nicht betrogen, die Frau jedoch wurde betrogen und fiel in Übertretung. Dieser Satz – „Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva“ – schließt in keiner alternativen Schöpfungsvorstellung aus, dass Männer vor Frauen auf der Erde waren, wenn man ein solches Menschtier-Übergangsfeld annimmt. Er bezieht sich konkret auf die Erschaffung des Menschen, wie sie in 1. Mose 2 berichtet wird.

Die Lehre des Neuen Testaments wird hier mit Versen aus dem Neuen Testament selbst begründet. So ist die Gemeinde nach Epheser 2, Vers 20 aufgebaut – auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Jesus Christus selbst der Eckstein ist. Dazwischen geht kein Blatt.

Man kann dies nicht rechtfertigen oder argumentativ in Frage stellen, indem man behauptet, Paulus beziehe sich auf eine mystische Idee. Er begründet damit, dass es genau so war, weshalb er manche Dinge in dieser Reihenfolge anordnet. Und mit den anderen Begebenheiten verhält es sich nicht anders.

Persönliche Einschätzung zum Verhältnis von Wissenschaft und Offenbarung

Ich möchte ein persönliches Statement dazu abgeben, wie ich diese Sache sortieren würde.

Wenn ich mich einmal entschieden habe, das Wirken der geistigen Größe, Gott, in meinem Weltbild zu akzeptieren, dann ist es nicht sinnvoll, es im nächsten Moment mit wissenschaftlichen Argumenten einschränken zu wollen. Ich nehme das Gesamtpaket an. Die Wissenschaft ist nicht die Instanz, die beurteilt, was Gott kann und was nicht. Sie ist ein mächtiges Werkzeug, um das Gemachte zu untersuchen. Daneben haben wir die biblische Offenbarung, die den Rahmen dafür setzt.

So einfach ist das von der Bibel ausgehend. Dort finden wir zum Beispiel den Sündenfall: „So sei der Erdboden verflucht, Dornen und Disteln wird er sprossen lassen.“ Das ist der sogenannte Sündenfluch, den Gott als Folge des Ungehorsams der Menschen ausspricht. Dornen und Disteln – wir wissen nicht, was alles passierte. Dieser Vers steht eben oben und ist eine biblische Offenbarung. Gott teilt uns durch die Bibel mit, dass Dornen und Stacheln Teil der Schöpfung sind.

Die Bibelstellen, die Dornen und Disteln erwähnen, werden in etwa 14 Versen zusammen als Symbol des Gerichts genannt. Ausgehend von der ersten Erwähnung haben Dornen in der Bibel immer wieder diese Funktion. Bis hin zur Dornenkrone, die der Herr trug – als äußeres Bild dafür, was am Kreuz geistlich geschah: Er hat diesen Sündenfluch auf sich genommen.

Ein interessanter Unterschied in der Biologie ist, dass Rosen keine Dornen, sondern Stacheln haben. Disteln hingegen haben keine Stacheln, sondern Dornen – also genau andersherum, als man denkt. Ein Botaniker kann das unterscheiden, wenn er sich die histologische Struktur ansieht. Es gibt viele rätselhafte Dinge in diesem Umbruch der Schöpfung.

Vor dem Sündenfall heißt es, dass Gott allen Tieren der Erde, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt – also sehr umfassend – alles grüne Kraut zur Speise gegeben hat. Das wird zweimal wiederholt. Später finden wir, dass der Mensch eine andere Zuordnung bekommt. Nach der Sintflut gibt es einen Umbruch, der durch sie markiert wird.

Wann genau dieser Umbruch eintrat, wissen wir nicht. Ob der Mensch vor der Flut schon Fleisch gegessen hat, ohne die Erlaubnis Gottes zu haben, ist unklar. Da sich so gut wie nichts erhalten hat, könnte das sein. Sicher wissen wir, dass der Mensch heute Fleisch isst. Es gibt viele Tiere, die sich von anderen Tieren ernähren – in allen Kategorien: Landtiere, Vögel und auch kriechende, sich auf der Erde bewegende Tiere, wie Insekten, die andere Insekten oder sogar Fleisch fressen.

Also haben wir heute eine völlig anders geartete Schöpfung vor uns als die ursprüngliche. Dieser Umbruch ist eine Folge des Sündenfalls, das erfahren wir indirekt. Was sich sonst noch alles geändert hat, wissen wir nicht.

Was wir sehen, ist, dass Fossilien durchweg zeigen, dass die Dinge, die als Folge der Sünde beschrieben werden, bereits vorhanden waren, als diese Fossilien gebildet wurden. Wir finden viele Belege dafür, dass Tiere einander fraßen und in dieser Situation versteinert wurden – manchmal sogar dreifach. Das bedeutet, dass ein Tier ein anderes Tier im Magen hatte, dessen Magen wiederum ein anderes Beutetier enthielt.

Sehr spannende Dinge gibt es da. Für alle Klassen und Arten von Tieren ist Fleischverzehr als räuberische Ernährungsweise nachgewiesen. In der Bildmitte sehen wir zum Beispiel ein Krebsgeschwür in einem Dinosaurierknochen. Tumore, Missbildungen, Krankheit, Leid und Tod – das ganze Programm ist fossil nachweisbar, besonders schön sind hier die fossilen Dornen zu sehen.

Es ist überhaupt keine Frage, dass alles, was wir als Zeugen über die Vergangenheit haben, in dem Bereich, den wir untersuchen können, uns diese Schöpfung nach dem Fall zeigt. Wir haben überhaupt keine Ahnung, wie die Welt vor dem Fall aussah – eben eine Welt ohne Tod. Gott sagt das hier in Bezug auf den Menschen: Er durfte nicht vom Baum des Lebens nehmen und essen, um ewig zu leben.

Der Mensch war also von Gott verflucht und zum Tode bestimmt. Jetzt ist das Rätsel, was es mit diesem Baum des Lebens auf sich hat. Offensichtlich hätte Adam durch das Essen von dem Baum des Lebens diesen Fluch in Bezug auf sich selbst aufheben können und ewig gelebt. Das verhindert Gott, indem er ihn durch einen Engel vom Garten trennt.

Dieser Sündenfluch gilt bis heute. Wir erleben, was Gott sagt: Wir kehren zur Erde zurück, denn wir sind von ihr genommen. „Staub bist du und zum Staub wirst du zurückkehren.“ Soweit wir die Menschheitsgeschichte sehen, ist das der Fall. Es hat noch niemand ewig gelebt.

Empfehlung zur vertieften Beschäftigung mit dem Thema Tod und Sünde

Wer sich intensiver mit der Frage beschäftigen möchte, was es bedeutet, wenn der Tod durch die Sünde in die Welt eingedrungen ist, dem möchte ich dieses Buch empfehlen. Es ist zwar schon dreißig Jahre alt und mittlerweile vergriffen, aber oben ist ein Link angegeben, über den man es als PDF herunterladen kann. Das Buch enthält eine sehr ausführliche biblische Begründung, warum sich der Tod der Tiere nicht vom Tod des Menschen trennen lässt.

Das Thema wird mehrfach im Neuen Testament aufgegriffen, zum Beispiel in Römer 8, Römer 5 und 1. Korinther 15. Es zeigt auch den Zusammenhang zwischen Krankheit, Leid und Sünde auf und stellt weiterführende Fragen, die zum Nachdenken anregen. So wird gefragt, was es bedeutet, dass die gesamte Schöpfung der Nichtigkeit unterworfen wurde.

Der Sündenfall hat möglicherweise noch weitreichendere Veränderungen zur Folge gehabt, auch in Bezug auf physikalische Gegebenheiten wie Radioaktivität, Thermodynamik oder Ähnliches. Solche Veränderungen lassen sich für uns heute kaum wissenschaftlich nachvollziehen und noch weniger in Modellen darstellen. Alles, was wir wissen, ist, dass die Naturgesetze keine unabhängigen Instanzen sind. Sie sind Beschreibungen der Abläufe, die wir heute in einer gefallenen Schöpfung nach dem Sündenfall beobachten.

Man muss ganz klar sagen, dass eine Welt, besonders biologisch betrachtet, ohne Tod für uns überhaupt nicht denkbar ist. Dabei erkennt man aber auch, dass dem Tod biblisch gesehen eine ganz andere Rolle zugewiesen wird, als er zum Beispiel in der Evolutionslehre hat. Nach der Bibel ist der Tod, wie es in 1. Korinther 15,26 heißt, der letzte Feind. Er ist primär destruktiver Natur und nicht ein kreativer Faktor, durch den alles auf der Erde weiterbewegt wird.

Natürlich muss man zugestehen, dass der Tod heute ein regulierender und stabilisierender Faktor ist. Die Schöpfung funktioniert heute eben nur durch den Tod. Das bedeutet aber nicht, dass Gott nicht auch eine andere Möglichkeit hat. Ich denke, wir werden das erleben.

Dass ich mir als Biologe eine Schöpfung ohne Tod überhaupt nicht vorstellen kann, bedeutet nicht, dass es sie nicht gegeben hat. Meine Vorstellbarkeit kann nicht das Kriterium sein. Ich kann mir viele Dinge nicht vorstellen – und ich hoffe, es geht euch nicht anders.

Ich kann mir zum Beispiel die Ewigkeit nicht vorstellen: die ewige Existenz Gottes, weder rückblickend noch vorausschauend, dass er schon immer war und dass er immer sein wird. Ich kann mir auch meine eigene ewige Existenz nicht vorstellen, was es bedeuten könnte, ewiges Leben zu haben. Und doch glaube ich, dass das zutrifft, dass die Bibel das sagt und dass es wahr ist.

Überlegungen zur Evolution als Schöpfungsmethode Gottes

Diese Folie ist eher für das Selbststudium gedacht. Der Inhalt ist zu umfangreich und zu klein dargestellt, um ihn jetzt einzeln durchzugehen.

Sie bezieht sich darauf, ob Evolution die Schöpfungsmethode oder das Schöpfungsprinzip Gottes sein könnte. Dies wird in vielen theistischen Evolutionsmodellen angenommen.

Dabei ist zu sagen, dass nicht nur der Tod den Unterschied ausmacht – das ist sicherlich der wichtigste Punkt –, sondern dass es viele weitere Voraussetzungen gibt. Diese wären bei der Evolution ganz anders, als wir das Schöpfungshandeln Gottes in der Bibel beschrieben finden.

Ich werde diese Folie jetzt einfach überspringen. Sie enthält eine Aufzählung von Punkten, die alle sehr zum Nachdenken anregen.

Gründe für die Ablehnung der jungen Schöpfung in der Christenheit

Warum wird das heute überhaupt so weitgehend abgelehnt? Wenn man die Christenheit insgesamt betrachtet und sieht, wie sie sich in Bezug auf die Schöpfungsfrage positioniert, dann erkennt man, dass die junge Schöpfung – und nur in der jungen Schöpfung macht der historische Sündenfall wirklich Sinn – eine Minderheitenposition einnimmt.

Der Hauptgrund dafür ist sicher der Paradigmenrahmen, in dem heute Altersbestimmungen vorgenommen werden. Dieser geht davon aus, dass der Kosmos etwa 13,8 Milliarden Jahre alt ist, unsere Erde oder das Sonnensystem ungefähr 4,6 Milliarden Jahre alt sind und die Menschheit, je nachdem wie man den Menschen definiert, etwa 300.000 Jahre existiert. In diesem Rahmen wird geforscht und publiziert.

Unpassende Befunde, die total aus diesem Rahmen fallen, wie zum Beispiel eine junge Erde, können darin nicht dargestellt werden. Sie lassen sich nicht an die anderen Datierungen andocken und werden deshalb ausgeblendet.

Deshalb die erste Anmerkung: Die Datenlage ist komplexer. Es handelt sich um ein komplexes Mosaik, das normalerweise nicht vollständig dargestellt wird. Es wird immer nur eine Selektion von Daten gemeinsam publiziert.

Wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass es durchaus Kosmologen gibt, die Befunde zusammentragen, die für ein viel jüngeres Alter des Kosmos sprechen. Ebenso gibt es Geologen, die zeigen, dass viele geologische Prozesse – besonders in katastrophischen Modellen – sehr viel schneller ablaufen können, als es in der herkömmlichen alten Erde-Geologie angenommen wird.

Auch zur Menschheitsgeschichte gibt es sehr interessante Zusammenstellungen. Zum Beispiel hat Michael Brandt starke Argumente dafür, dass die Menschheit viel kürzer existieren muss als die oft genannten 300.000 Jahre.

Mich persönlich interessiert besonders ein Aspekt, weil wir hier an einer Steilküste in Portugal wohnen: die Erosions- und Abtragungsraten. Hat sich da schon mal jemand so konkret mit beschäftigt? Hier sehen wir Brandungsfeiler, die etwa 60 Millionen Jahre repräsentieren sollen – diese Schichtfolge, die im Meer steht. Die Küste ist einer sehr starken Wassererosion ausgesetzt.

Wir können das beobachten: Ich wohne jetzt erst vier Jahre hier. Nach starken Regenfällen gibt es Abgänge, und riesige neue Brocken liegen dann am Strand, die vorher irgendwo oben an der Kante hingen. Wenn man das hochrechnet, was man hier in kurzer Zeit erlebt, denkt man, das kann nicht viele Tausende, geschweige denn Millionen Jahre so weitergegangen sein.

Gerade bei Orten, die starker Wassererosion ausgesetzt sind, wie hier an der Küste, oder starker Winderosion, wie im Hochgebirge, ist das bemerkenswert. Selbst wenn man nur eine Abtragungsrate von einem Millimeter in zehn Jahren annimmt, sind das in zehn Millionen Jahren schon Kilometer an Abtragung.

Und das bei so vielen alten Schichten, die so dicht unter der Oberfläche liegen und Fossilien enthalten, die ebenfalls so alt datiert werden. Ich bin da sehr skeptisch, ob das überhaupt funktioniert.

Ich würde mich sehr interessieren, ob es dazu mehr Daten gibt. Wie gesagt, in dem derzeitigen Rahmen wird natürlich nicht geforscht, denn das Modell und diese Altersvorstellung stehen fest.

Mir scheinen da viele ganz offensichtliche Widersprüche vorzuliegen. Ähnlich verhält es sich mit den Verlandungsraten von Seen: Wenn man sieht, wie viel Sediment heute eingetragen wird und das einfach zurückrechnet, dürfte es sehr alte Seen, zum Beispiel in Europa, gar nicht mehr geben.

Das ist also ein Argument: Viele unpassende Befunde, die auf ein jüngeres Alter des Kosmos, der Erde und der Menschheit hindeuten, werden nicht dargestellt.

Erwachsener Kosmos und scheinbares Alter in der Schöpfung

Der zweite Einwand betrifft die biblische Darstellung der Schöpfung. Nach der Bibel haben wir es bei der Schöpfung mit einem erwachsenen Kosmos zu tun – einem fertigen, funktionierenden Universum. Die Erde wird als kalt und wasserbedeckt beschrieben, nicht als eine glühende Feuerkugel, die aus einer protoplanetaren Scheibe hervorgegangen ist. Die Entstehung wird ganz anders dargestellt, und es handelt sich um ein erwachsenes Menschenpaar.

Alles besitzt am Tag der Schöpfung ein scheinbares Alter. Ob man dieses Alter als geschaffenes Alter, Modellalter oder geschaffene Vergangenheit bezeichnet – es handelt sich immer um dasselbe Prinzip. Nichts ist am Tag seiner Erschaffung, wenn wir von der biblischen Schöpfungswoche ausgehen, so alt, wie es äußerlich erscheint. Sobald man von einer unmittelbaren oder spontanen Schöpfung Gottes ausgeht, ist klar, dass es ein scheinbares Alter gibt. Dieses Modellalter gilt, wenn man annimmt, dass alles so entstanden ist, wie wir es heute beobachten oder berechnen können.

Der Begriff „Erdeschöpfung“ wird häufig verwendet. Dabei wird der Kosmos, das Weltall, oft ausgeklammert. Das finde ich persönlich etwas irritierend, denn viele Autoren beanspruchen für kosmische Altersangaben eine Sonderstellung. Wenn man von der Bibel ausgeht und bereit ist, für den Menschen und die Erde ein junges Alter anzunehmen, wird dem Kosmos trotzdem ein hohes Alter von Milliarden Jahren zugestanden. Das entspricht den Modellen, die in der Kosmologie hauptsächlich diskutiert werden.

Dabei ist der vierte Schöpfungstag nicht grundlegend anders als die anderen Schöpfungstage. Das „Gott sprach“ ist ein schöpferisches Handeln, das etwas ins Dasein ruft. So heißt es in Psalm 33, Vers 9: „Gott spricht, und es wird; er gebietet, und es steht da.“ Ebenso hat Gott den Kosmos ins Dasein gerufen. Das gleiche Prinzip, das wir auf die anderen Schöpfungswerke anwenden – geschaffene Vergangenheit oder Modellalter –, sollte auch hier gelten.

Es werden durchaus Modelle diskutiert, wie die Konvention der Lichtkegelgleichzeitigkeit oder Zeitdilatationsmodelle, die uns helfen könnten, diese kosmische Realität besser zu verstehen. Zum Modell der Lichtkegelgleichzeitigkeit habe ich hier einen Link, den ich für sehr interessant halte. Wer weiß, ob uns das weiterführt, die Entstehung des Kosmos besser zu formulieren.

Versteht mich nicht falsch: Ich bin kein Kosmologe. Aber ich habe den Eindruck, dass sich Aspekte der Kosmologie etwas verselbständigen. Es ist natürlich großartig, dass der Kosmos physikalischer Natur ist und sich mathematisch gut beschreiben lässt. Lebewesen sind um Größenordnungen komplexer und nicht in gleicher Weise wissenschaftlich zugänglich. Dennoch führt das manchmal dazu, dass kosmologische Modelle als absolut gesetzt betrachtet werden.

Wichtig ist festzuhalten, dass der Kosmos keinen Selbstzweck hat. Betrachtet man die Bibel, haben die Himmelskörper des Kosmos keinen anderen Zweck als den, auf die Erde zu leuchten. Alles ist aus der Perspektive des Menschen zu sehen. Gott schafft den Kosmos für den Menschen. Die Himmelskörper verkünden seine Herrlichkeit und Größe, sind Zeichen und ermöglichen Orientierung in Raum und Zeit. Deshalb schuf Gott die Sterne am vierten Schöpfungstag.

Wenn es darüber hinaus andere Entitäten gibt – nichtleuchtende wie schwarze Löcher, dunkle Materie oder dunkle Energie –, dann haben sie die Aufgabe, den Kosmos zu strukturieren und zu stabilisieren. Falls wir sie erforschen können, demonstrieren sie ebenfalls die Größe Gottes, der den Kosmos so gestaltet hat.

Die Vorstellung, der Schöpfungsbericht müsse in die Kosmosgeschichte integriert werden, sollten wir verwerfen. Vielmehr hat Gott in sehr einfacher Weise die Erschaffung des Kosmos in den Schöpfungsbericht aufgenommen. Wenn ich das richtig verstehe, ist die Erschaffung des Raumes von der Erschaffung der Gestirne unabhängig zu betrachten. Das scheint mir ein starker Hinweis zu sein, dass die Erschaffung des Raumes und die der Gestirne getrennt zu sehen sind.

Was das für kosmologische Modelle bedeutet, weiß ich nicht. Es ist jedoch ein Hinweis darauf, dass das, was Gott getan hat, nicht ohne Weiteres mit unseren heutigen Modellen erklärbar ist.

Vergleich verschiedener Ursprungsmodelle und die Rolle des Sündenfalls

Ich möchte nun einen Vergleich vorstellen, den ich aus dem Buch „Mapping the Origins Debate“ entnommen habe und den ich sehr hilfreich finde. In diesem Buch werden sechs verschiedene Auffassungen zur Ursprungsfrage gegenübergestellt. Anhand dieses Vergleichs lässt sich gut aufzeigen, warum der Sündenfall eine solche Wasserscheidenfunktion hat.

In keinem der ersten fünf Modelle lässt sich klar zeigen, wann in der Vergangenheit die Schöpfung als „sehr gut“ hätte bezeichnet werden können, so wie wir es in 1. Mose 1 finden. Jedes abgeschlossene Schöpfungswerk wird als gut bezeichnet, und das Ganze schließlich zusammenfassend als sehr gut. Es ist jedoch nicht erkennbar, wo der Bruch liegt, den wir bei einem Sündenfall erkennen, wie ihn die Bibel beschreibt. Dieser Umbruch fehlt in diesen Modellen.

Betrachten wir die mittleren vier Positionen, wenn man die naturalistische Evolution ausklammert, da sie im Grunde keine Schöpfungsvorstellung im eigentlichen Sinne ist, weil Gott dabei ausgeblendet wird. Die anderen Modelle führen alle an irgendeiner Stelle einen sogenannten „Pferdewechsel“ durch. Das heißt, sie ersetzen wissenschaftliche Erklärbarkeit durch göttliches Eingreifen – allerdings an unterschiedlichen Stellen.

Das zweite Modell ist die nicht zielgerichtete Evolution. Hier wird angenommen, dass Gott lediglich den Rahmen setzt, also eine Art deistische Funktion ausübt. Gott lässt etwas entstehen, und der Rest geschieht von selbst, naturgesetzlich erklärbar. Dieses Grundsetting würde zum Beispiel die Argumente des „fine tuned universe“ etwas entkräften. Man könnte sagen: Gott hat die Rahmenbedingungen, die Feineinstellung der Konstanten, geschaffen, und ab dann ist alles erklärbar.

Die zweite Kategorie ist die geplante Evolution. Hier wird davon ausgegangen, dass Gott zumindest das Leben erschaffen hat. Die Entstehung des Lebens naturalistisch zu erklären, gilt heute als nahezu aussichtslos. Es gibt keine vernünftigen Theorien, nicht einmal zu einzelnen Aspekten oder Unteraspekten der Lebensentstehung. Das wird anerkannt, und es wird gesagt: Gott gibt das Leben, und der Rest ist naturgesetzlich erklärbar.

Bei der gesteuerten Evolution wird es noch etwas differenzierter. Es wird angenommen, dass Makroevolution nach heutigem Wissensstand keine wirklich tragfähige Theorie hat, wie sie abgelaufen sein könnte. Die moderne Genetik und Molekularbiologie zeigen, dass Makroevolution momentan nicht ausreichend erklärt werden kann. Deshalb wird gesagt: Auch diese wesentlichen Evolutionsschritte hat Gott direkt bewirkt. Gesteuerte Evolution bedeutet partielles Eingreifen Gottes zu bestimmten Phasen der Entwicklung.

Bei der alten Erdeschöpfung geht man noch einen Schritt weiter. Hier wird der Mensch, Adam und Eva, in den meisten Modellen als erwachsene Schöpfung vorausgesetzt. Gott hat also an dieser Stelle eingegriffen, aber erst nach Millionen von Jahren natürlicher Wirkgeschichte. Es gibt verschiedene Modelle, wie evolutiv das aussieht. Der Tod ist dabei ein wichtiger Faktor, der nicht weggedacht werden kann.

Nur bei der jungen Erdeschöpfung wird anerkannt, dass der Tod nicht zur ursprünglichen Schöpfung gehört. An dieser Stelle unterscheiden sich die Modelle deutlich. Trotzdem bilden alle Modelle, die göttliches Eingreifen anerkennen und wissenschaftliche Erkenntnisse einbeziehen, eine Art „Intelligent Design Allianz“. Die Daten, die in diesen Modellen erhoben werden, sind unabhängig vom Modell nutzbar, weil sie Wissenschaft verwenden, um auf Schwachstellen naturalistischer Erklärungen hinzuweisen, die Gott außen vorlassen. Das ist im Gesamtkontext sehr nützlich.

Die Frage ist dann immer: Warum setze ich an der einen oder anderen Stelle einen Halt und sage nicht, wenn Gott so mächtig ist und es egal ist, was er tut – selbst wenn er nur die Konstanten eingestellt hat, die das Universum möglich machen –, warum traue ich diesem Gott dann nicht zu, dass er sich konkret offenbart? Dass die Bibel seine Offenbarung ist? Dass er auch alles andere tut, was die Bibel ihm zuschreibt? Warum mache ich diese Abstufung? Warum traue ich diesem Gott nicht alles zu?

Wasserscheide als Entscheidungshilfe im Glauben

Ich möchte nun zum Abschluss noch einmal die Wasserscheide aus einer ganz anderen Perspektive betrachten. Die Wasserscheide als Entscheidungshilfe: Welches Schöpfungsmodell oder welche Schöpfungsvorstellung halte ich für biblisch? Das haben wir bereits ausführlich besprochen. In diesem Vortrag ging es darum. Doch bei der Wasserscheide denke ich noch an etwas ganz anderes.

Hier sehen wir eine Skulptur namens „Scheitelhaltung“ des Künstlers Hansjörg Voht am Main-Donau-Kanal. Sie markiert ebenfalls eine Wasserscheide. Das ist an dieser Stelle etwas erstaunlich, denn das Wasser im Kanal steht still. Dennoch ist dieser Kanalabschnitt an beiden Seiten durch Schleusen abgegrenzt. Wenn es regnet, sieht man, wie sich das Wasser verteilt – nach rechts und links. Das ist tatsächlich eine Wasserscheide. Das Wasser endet an weit entfernten Punkten, wie wir es schon gesehen haben: über den Main und den Rhein in der Nordsee und über die Donau im Schwarzen Meer. Was hier an dieser Stelle ins Wasser fällt, verteilt sich also in zwei verschiedene Richtungen.

Aus einer bestimmten Perspektive wirkt die Skulptur tatsächlich wie eine scharfe Schnittkante, die die Landschaft durchschneidet. Eine Wasserscheide erinnert uns daran, dass auch wir eine Entscheidung treffen müssen. Eine Entscheidung, die viel wichtiger ist als die Frage, welches Ursprungsmodell ich für das biblischste und wahrscheinlichste halte. Diese Entscheidung betrifft das Kreuz.

Vor dem Kreuz steht man auf einem Scheideweg: Was mache ich mit Jesus? Das ist die Wasserscheide der Geschichte. So hat es der Autor Eugen Rosenstock-Huessy formuliert: Wenn Jesus nicht die Wasserscheide der Geschichte ist – und das ist er – dann sollten wir uns lieber nicht weiter mit diesem „unehelichen Kind aus Nazareth“ beschäftigen. Denn er wäre nur dann der Herr, wenn er nicht der wäre, der er vorgab zu sein: der Sohn Gottes, Gott selbst.

Am Kreuz stehen wir an diesem Scheideweg und müssen uns für oder gegen Jesus entscheiden. Was mache ich mit Jesus? Glaube ich ihm? Vertraue ich ihm? Bekenne ich ihm meine Sünden? Werde ich sein oder nicht?

Diese Entscheidung lässt sich nirgendwo besser demonstrieren als bei der Kreuzigung selbst, historisch betrachtet. Dort hingen zwei Männer rechts und links neben Jesus, vielleicht mit ähnlicher Biografie. Beide waren für dieselbe Straftat verurteilt worden. Der eine lehnt Jesus ab und wird dafür ewig gerichtet – nicht wegen der Ablehnung Jesu, sondern wegen seiner Sünden. Er hätte Jesus annehmen können, tut es aber nicht. Der andere Mann, der kurz vor dem Tod neben Jesus hängt, glaubt an ihn. Jesus sagt ihm: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Dieser Mann hat die richtige Entscheidung an der Wasserscheide getroffen – am Kreuz Jesu.

Abschluss mit einem poetischen Appell

Ich habe das Ganze poetisch verarbeitet, und damit möchte ich enden. Es geht um die wichtigste Entscheidung, und ich möchte es vorlesen:

Wasserscheide, scharf wie eines Schwertes Schneide,
weist dir Gottes Wort am Ende den Bestimmungsort.

Reden, Tun, Motiv, Gedanke
scheidet sich an dieser Schranke.

Hier sortiert sich alle Welt:
Wer bleibt bestehen, und wer fällt?

Entscheidend ist, wohin du gehst,
nicht, wo du herkommst und aktuell stehst.

Läufst du vielleicht seit Jahren schon
vor Jesus, der dich liebt, davon?

Dann solltest du nicht mehr weiter fliehen,
denk an den Mann am Kreuz neben ihm.

Egal, wer du bist und was du getan,
er, Jesus, bietet dir ewiges Leben an.

Stehst du draußen, bist du drinnen?
Du allein musst das bestimmen.

Entscheide dich für die Himmelsseite,
tu es noch heute, heute, heute.