Die Bedeutung des Heiligen Geistes in der Geschichte der Christenheit
Nie mehr denken, als ob wir den Geist Gottes, den Heiligen Geist, nicht ganz wichtig nehmen würden. In diesem Lied kommt zum Ausdruck, wie wichtig er durch die Geschichte der Christenheit immer war.
Herr Jesus Christus, gib uns deinen Geist, nimm uns ganz in Besitz. Wohne du in uns und regiere uns – unsere Gedanken, unsere Worte, unser Herz mit all den Wünschen. Unsere Gedanken und alles, was wir machen, sollen zu deinem Lob und zu deiner Ehre sein.
Ganz besonders gilt das im Blick auf das Leiden und auch im Blick auf unser Sterben. Dass wir auch dort dich vor Augen haben, fröhlich heimgehen und hinübergehen, wie man nach der Heimat reist.
Amen.
Das Zeugnis des Stephanus und die Kraft der Diakonie
Wir lesen jetzt nicht die Rede, die Stephanus gehalten hat, obwohl sie sehr wichtig wäre. Auch haben wir nicht alle Verse am Ende von Kapitel 6 gelesen. Das sollten Sie unbedingt nachholen, denn dort zeigt Stephanus ein klares Jesuszeugnis.
Heute Morgen haben wir deutlich ausgesprochen: Die Kraft der Diakonie liegt in ihrem klar ausgesprochenen Jesuszeugnis mit dem Mund. Wenn in der Diakonie nicht mehr enthalten ist, dass die Diakone Jesus als Herrn und Heiland bekennen, dann haben sie das Wichtigste verloren – das Wichtigste ihres Dienstes.
Bei der Rede, die Stephanus hält, ist interessant, dass er den Israeliten zeigt, dass sie Gottes Reden immer wieder nicht verstanden haben. Er vergleicht sie mit den Söhnen Jakobs, die Joschua als Sklaven hergegeben haben. So machen sie es jetzt wieder. Sie haben Joschua dahingegeben.
Dann fährt er fort: Ihr habt zu Mose gesagt: „Geh weg, wir wollen dich nicht hören!“ Dabei war Mose der von Gott bestimmte Retter. Als Mose die Gesetzestafeln brachte, habt ihr ein goldenes Kalb aufgerichtet. Und jetzt macht ihr es erneut so, dass ihr den von Gott Gesandten abweist.
Mose sagte: „Einen Propheten wie mich wird der Herr erwecken.“ Da wird noch einmal einer kommen wie Mose – und er ist gekommen. Doch er wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Dann sagt Stephanus diese klaren Worte: „Ihr Halsstarrigen mit verstockten Herzen und tauben Ohren!“
Stephanus hat ein klares Jesuszeugnis. Manche sagen, man müsse den Leuten nicht gleich auf die Nerven fallen. Nein, er sagt bloß: „Ihr seid so stur! Wenn ihr euch doch einfach öffnen würdet und merken würdet, wie Jesus euch sucht, trotz eurer Schuld! Ihr habt ihn ans Kreuz genagelt – warum seid ihr denn so hart?“
Er sucht euch in seiner Liebe. Doch mit euren verstockten Herzen bleibt ihr in eurer Ablehnung, und eure Ohren sind taub. Ihr begreift nicht einmal, was die Schrift sagt. Wie eure Väter, so auch ihr. Ihr tötet wie eure Väter die Propheten, die euch das Evangelium Gottes verkünden.
Dann brach ein Sturm los. Vers 54: „Als sie das hörten, ging es ihnen durchs Herz.“ Was sie besonders ärgerte, war der Vers davor: „Ihr habt das Gesetz empfangen durch Weisung von Engeln und habt es nicht gehalten.“ Ihr könnt das Gesetz ja auch nicht halten.
Ich bedrücke mich immer wieder, wenn man mit Reisegruppen von Gläubigen in Israel ist und die frommen, strenggläubigen Juden beten sieht. Sie verneigen sich und beugen sich mit dem ganzen Körper. Immer wieder sagen einige Fromme aus der Reisegruppe: „Das beeindruckt mich, das ist viel mehr als das, was ich tue.“
Ich sage dann immer: „Nein, in der äußeren Frömmigkeit ja. Aber es ist ein toter Brauch. Ich kann Ehrfurcht davor haben, aber ich muss wissen, dass es viel wunderbarer ist, dass ich zu Jesu Herz durchdringen darf mit meinem Gebet.“
Da gibt es doch diesen Gang, diesen unterirdischen Wasserkanal, wo die Palästinenser in die Fada begonnen haben. Wenn man da unten reingeht, kommt man ganz nah an das Gebiet, wo das Allerheiligste war. Dort standen wieder strenggläubige jüdische Frauen mit Kopfbedeckung, die fast hysterisch schrien, weil sie bis auf vielleicht 35 Meter an das Allerheiligste herankamen.
Das ist für Juden sehr bedeutend, denn sie dürfen ja nicht oben auf den Tempelplatz. Nun gehen sie unten in diesen Abwasserkanal von Herodes, und dort sind sie ganz nah am Allerheiligsten. Sie schreien: „Wir sind ganz nah dort, wo Gottes Ehre wohnt!“
Man möchte dazwischenfahren und sagen: „Leute, wenn ihr den Namen Jesus anruft, dann seid ihr in der Mitte. Ihr braucht nicht auf 35 Meter an das alte Allerheiligste vom Tempel heranzukommen. Denn in Jesus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“
Das ist das ganz wichtige Zeugnis, das wir Israel heute schulden. Bei aller Liebe und Verehrung muss das klar sein. Und hier ist der Widerstand, wo das Evangelium nicht aufgenommen werden kann.
Sie knirschten mit den Zähnen. Stephanus aber, voll heiligen Geistes, sah auf zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehen zur Rechten Gottes und sprach: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“
Sie schrien aber laut, hielten sich die Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn ein. Sie stießen ihn aus der Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes ab, der Saulus hieß. Sie steinigten Stephanus.
Er rief den Herrn an und sprach: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ Er fiel auf die Knie und schrie laut: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ Und als er das gesagt hatte, verschied er.
Zunächst, bevor wir noch einmal diese Todesstunde des Stephanus an uns vorüberziehen lassen, möchte ich Sie informieren, wie Stephanus viele Spuren hinterlassen hat.
In Ägypten gibt es in einem Elendsviertel, in den Slums, einen Stephanusdienst. Interessant ist, dass ihn eine koptische Frau ins Leben gerufen hat. Koptin bedeutet, sie gehört zur koptisch-orthodoxen Kirche. Sie ist eine Jesus-Jüngerin, zusammen mit ihrem Mann, der Professor an der amerikanischen Universität von Kairo ist.
Sie selbst stammt aus einer sehr reichen Familie. Sie fahren die dicksten Mercedes, haben Chauffeure und was weiß ich. Sie hat zwei Kinder. Da starb ihre Tante. Die Frau heißt Maggie Gobran.
Diese Tante hat viel Gutes getan und diese Frau immer bewundert. Als die Tante starb, sagte Maggie, Mutter von zwei Kindern und Frau des Professors: „Wer macht eigentlich jetzt das weiter, was sie getan hat?“ Sie merkte, dass sie in diese Lücke treten und diesen Dienst übernehmen muss.
Sie gründete einen Dienst und nannte ihn Stephanusdienst – auf Englisch „Stephen’s Ministry“. Dann zog sie in das Viertel, wo die Müllmenschen leben. Das ist in Kairo sehr schlimm. Es gibt 17 Millionen Menschen, aber keine Müllabfuhr.
Dort leben Zehntausende von Menschen. Die einzige Einkommensmöglichkeit ist, den Müll an den Straßenrändern aufzusammeln und zu versuchen, Flaschen oder Metall zu verkaufen. Das Schlimme ist, dass sie den Müll verbrennen müssen, um ihn auszusortieren. Man kann sich nicht vorstellen, wie es dort stinkt.
Als Tourist kommt man dort gar nicht hinein. Es ist erstaunlich, wie Maggie Gobran inzwischen 50 solcher Kindertagesstätten für diese Müllkinder gebaut hat. Das Schlimme ist, die Kinder wohnen oft zu acht oder neun auf wenigen Quadratmetern zusammen.
Dort geschieht auch Schreckliches, zum Beispiel Missbrauch an den Kindern. Sie haben die schlimmsten Krankheiten. Maggie hat ein großes Team von Sozialarbeitern angestellt, die diese Kinder besuchen und betreuen.
Die Kinder lernen dort das Alphabet, werden schulisch gebildet – bis zur Lehre geht das weiter. Zurzeit werden 15 Kinder von diesem Dienst betreut.
Als wir sie neulich bei uns hatten, trug sie nur ein schlichtes Kleid. Sie hatte allen Schmuck abgelegt. Ihr Mann sagte, wenn die Leute wüssten, wie gern sie Goldschmuck getragen hat.
Sie trinkt gar nichts, keinen Kaffee, nur Wasser. Sie lebt ganz bewusst bescheiden, wie die Kinder leben. Als wir sie da hatten, war sie bewegt und sagte: „Ich möchte ganz nah bei Jesus sein. Ich will gar nichts machen, nur ganz nah bei Jesus sein. Das will ich den Kindern weitergeben, was Jesus mir an Liebe und Güte schenkt.“
Es war beeindruckend, heute in diesen Tagen einen Menschen zu finden, der das lebt. Weiterhin ist sie in der Familie, gibt aber ihre ganze Freizeit her. Sie steigt nicht mehr in den Mercedes ihres Mannes, sondern fährt mit einem ganz alten, rostigen Kleinwagen in die Viertel der Müllkinder.
Dort ist inzwischen eine große Erweckung ausgebrochen. Die koptische Kirche Ägyptens hat auch ein ganz klares Jesuszeugnis. Wenn man das erlebt: Sie sammeln sich in großen Höhlen hinter den Müllvierteln, den Bergen dort mitten in Kairo.
Abends sind acht oder neun Menschen zur Evangelisation beisammen. Es gibt einen Videofilm, den Sie kostenlos bei uns in der Geschäftsstelle ausleihen können. Der Ömrup-Filmdienst aus Holland hat ihn in deutscher Sprache aufgenommen.
Den können Sie im Hauskreis auch zeigen. Das ist ein geschicktes Beispiel unserer Arbeitshilfe für Brüder, was Einheimische machen, die wir fördern können.
Wir haben gerade wieder beschlossen, ein neues Kinderheim zu fördern, auch eine Drogenrehabilitation, die sie aufbaut. Es ist wunderbar, wenn das weitergeht, was Stephanus erfüllt hat: Menschen, voll Heiligen Geistes, die dienen und das weitergeben.
Doch ihr Wirken stößt auf entschlossenen Widerstand. Es ist erschütternd, wie die alttestamentliche Gemeinde reagiert hat. Herr, bewahre uns davor, dass wir nicht das geistliche Leben lähmen und behindern.
Warum bäumen sich Menschen so auf? Am Jesusnamen entzündet sich viel Widerstand, weil dadurch die Gesetzlichkeit und Werkgerechtigkeit durchgestrichen wird. Man kann sich den Himmel nicht mit seinen Taten verdienen.
Erinnern Sie sich noch an die Pfingstpredigt? Die Leute fragten: „Was können wir denn tun?“ Die Menschen meinen immer, sie könnten sich den Himmel durch Tun erkaufen. Doch man kann ihn nur gratis durch Jesus empfangen, der die Vergebung gibt.
Das bleibt ein anstößiges Evangelium durch alle Zeiten hindurch. Dann knirschen die Menschen mit den Zähnen. Das steckt tief in uns allen drin: Wir meinen, wir könnten uns mit unserer Treue, Hingabe, unseren Opfern und Werken den Himmel erkaufen.
Dann meinen wir, wir seien besser und vergessen das bis in unsere Todesstunde. Der einzige Grund, wenn die Himmelstür aufgeht, ist Christi Blut und Gerechtigkeit. Jesus ist für meine Sünde gestorben.
Das muss in unseren Versammlungen immer wieder deutlich werden. Es gibt keinen, der weniger dies bedarf. Wir sind alle davon abhängig. So wie der schlimmste Terrorist, wenn er selig wird, sind wir genauso der Gnade bedürftig wie alle bösen Menschen, Mörder und Verbrecher.
Das ist wichtig. Das war die Botschaft des Stephanus, und darum hat sich der Widerstand entzündet.
Es wäre so wichtig, dass wir in unseren Predigten und Bibelstunden immer wieder dieses Evangelium der Rechtfertigung, wie man vor Gott gerecht wird, in die Mitte stellen und uns freuen: „Er hat mich angenommen, ich bin versöhnt mit Gott, die Schuld ist erlassen, alles ist vergeben.“
Keine Sterbegeschichte wird erzählt, außer dem Tod von Jesus und Stephanus. Interessant ist, dass mich jetzt interessiert, wie eigentlich der Apostel Paulus gestorben ist. Es gibt Legenden darüber, auch über Petrus, aber es steht nicht in der Schrift.
Beim Jakobus gibt es ein paar Zeilen von seinem Tod. Das ist ganz richtig so. Sterbegeschichten sind bewegend, aber sie sind nicht das Letzte.
Wir haben eine Botschaft vom Leben, und an dieser Schwelle bewegt es uns immer wieder, wie die letzten Worte waren, die ein lieber Mensch gesprochen hat.
Aber wir müssen ganz klar sagen: Wenn einer von uns heute Abend heimgerufen wird, ist das für den Betroffenen herrlich. Ich hoffe, Sie haben Ihr Haus bestellt.
Können Sie sich eine größere Beförderung vorstellen? Alle Orte der Bundesrepublik sind doch läppisches Blech gegenüber dem, wenn der Herr uns zu seinen himmlischen Heerscharen bestellt, damit wir einstimmig auf einen Lobgesang einstimmen.
Wir müssen immer wieder die Linien klarrücken. Es ist die schönste Beförderung, die uns geschehen kann: heimzugehen zur Ehre Gottes und dort vor dem Thron Gottes zu stehen.
Für die Angehörigen ist es schwierig, sie bleiben zurück und haben die Trauer. Aber für den Betroffenen, der sein Leben geordnet hat, ist es eine große Freude.
Das dürfen wir doch auch bei der Beerdigung sagen: Wenn ein Mensch im Glauben an Jesus stirbt, ist es eine herrliche Sache. Darum wird in der Bibel nicht viel über die Todesstunde gesprochen.
Wir müssen uns bewusst machen: Unser Leben ist sehr vergänglich. Keiner weiß, ob er morgen früh noch lebt. Ich weiß es nicht. Wenn der Herr uns heimholt, sind wir wie ein Dampf.
Wenn bei Ihnen morgens im Bad der Duschspiegel beschlägt, verstehen Sie, so sind wir: es vergeht.
Aber wir haben diese großen Zusagen von Jesus: „Wer an mich glaubt, wird nicht sterben, sondern leben. Er wird den Tod nicht schmecken, sondern er ist schon vom Tod zum Leben hindurchgegangen.“
Darum ist das ganz, ganz groß, eine ganz wunderbare, eine ganz große Freude. Das sehen wir auch bei Stephanus in diesem Augenblick des Sterbens. Er weiß jetzt, was kommt.
Und das ist ein unglaublicher Moment. Was sieht er? Er sagt in Vers 56: „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“
Das Wort „Menschensohn“ kommt aus dem Propheten Daniel und meint den Weltenrichter Jesus, der alle Gewalt im Himmel hat. Jesus, der Weltenrichter, steht zur Rechten Gottes. Den wirft niemand mehr um.
Ich wünsche Ihnen in Ihrer Sterbestunde diesen Blick.
Ich weiß nicht, wie wir es vermeiden können, dass in unserer Sterbestunde nicht bloß noch die Ärzte herumrennen, Beatmungsversuche machen und mit Elektroschocktherapie probieren, uns noch für ein paar Stunden am Leben zu erhalten.
Sicher haben Sie auch hinterlassen, dass Sie keine lebensverlängernden Maßnahmen wollen. Hoffentlich haben Sie Ihre Angehörigen informiert, so wie es einst Bundespräsident Heinemann ganz klar verfügt hat: „Ich will keine lebensverlängernden Maßnahmen.“
Schmerz lindern ja, aber nicht mehr. So ist er dann noch einige Tage im Krankenhaus gewesen, bis ihn der Herr heimgeholt hat.
Dann wollen wir Seelsorger um unser Bett haben, die uns die großen Gottesworte zurufen: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst.“ Damit unser Blick auf Jesus groß wird.
Das ist das Amt des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist macht Jesus groß. Ich verstehe immer nicht, warum so viele uns heute verwirren, die mit dem Heiligen Geist alle verrückten und schwärmerischen Dinge in Verbindung bringen.
Jesus hat gesagt: „Ich werde euch den Tröster senden, und er wird mich verklären.“ Das ist das Amt des Heiligen Geistes.
Er macht uns Jesus groß, damit wir in den Engsten dieser Welt auf Jesus blicken können und ganz große Ruhe und Frieden haben.
Das kann man nicht machen. Und das geht auch über alle kreatürliche Angst hinaus.
Dass Stephanus plötzlich so stark war, ist eine Frucht des Heiligen Geistes. Wir freuen uns, dass der Herr dies wirkt und diese Gewissheit gibt.
Ich sehe Jesus, den Menschensohn, in der Herrlichkeit Gottes, Jesus zur Rechten Gottes stehen. Dort, wo Gott wirkt, kann niemand ihn aufhalten.
Auch wenn diese Menschen jetzt so wüten, können sie den Ratschluss Gottes nicht ändern.
Darum sollten wir nicht feilschen um ein paar Wochen, Monate oder Jahre unseres Lebens.
Wenn der Herr will, dass er uns heimholt, wollen wir ihn nicht aufhalten.
Die anderen schrien laut, hielten sich die Ohren zu, stürmten einmütig auf ihn ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.
Es war furchtbar, wenn die großen Pflastersteine auf Stephanus niederprasselten.
Bei den Hugenottenverfolgungen gab es eine alte gräfliche Dame, Madame de Graveron. Sie hatte Angst, war eine Bekennerin des Evangeliums und eine so sensible Frau, dass sie nicht ohne Regenschirm hinausgehen konnte, um ihre zarte Haut zu schützen.
Sie sagte: „Wie wird das sein, wenn sie mich greifen, diese rohen Soldatenhände, und wenn sie mich auf den Scheiterhaufen binden?“
Madame de Graveron wurde vom Heiligen Geist so stark, dass sie eines der mutigsten Bekenntnisse in den züngelnden Flammen hinausrief und die Lieder des Glaubens sang.
Sie dürfen nur bitten: „Herr Jesus, tu doch das Wunder bei mir auch!“
Keiner von uns hat die Stärke, in der Todesstunde festzubleiben und durchzublicken.
Welch ein Trost kann das sein für die Zurückbleibenden, wenn man das so sagen kann!
Was Stephanus gerufen hat, waren gar keine verletzten Gefühle, kein „Ihr Mörder“ oder so. Es war ihm nur eins wichtig – das hat er bei Jesus gelernt: „Vater, vergib ihnen!“
Ich habe Menschen sterben sehen, die in der Todesstunde noch ein Gebet hatten, dass die Glieder ihrer Familie zum Glauben an Jesus finden.
Wunderbar, wenn das uns bis in die Todesstunde erfüllt, damit sie doch das Leben finden.
So sagt der Herr: „Rechne ihnen diese Sünde nicht zu.“ Er bleibt nicht in der Bitterkeit stehen.
Ich kann mir vorstellen, dass mich in der Todesstunde sehr bewegt, wie die Dinge weitergehen.
In unseren Werken „Hilfe für Brüder“ habe ich viele Jahre lang immer mit unserem Vorsitzenden Fritz Laubach darüber gesprochen.
Er hat mir gesagt: „Was ist eigentlich, wenn du von einer Reise nicht mehr heimkommst?“
Wir haben ganz offen besprochen, welche Lösungen es gibt und wie wir das regeln.
Es bewegt uns ja. Wir wollen keine ungeordneten Verhältnisse zurücklassen, wenn der Herr uns unerwartet wegnimmt.
Bewegt das Stephanus nicht? Wie geht es mit seinem Diakonenamt weiter? Wer tritt in die Lücke? Wen sollen die Apostel berufen?
Kein Wort wird da gesprochen. Warum?
Da ist Stephanus ein Mann des Glaubens: „Ich bin es.“ Das möchte ich von Stephanus lernen.
Er sorgt gar nicht, weil er sagt: „Das wird der Herr schon zeigen. Der Herr wacht über sein Werk.“
Da brauchen wir gar keine Notlösungen machen.
Welchen Nachfolger wollte Stephanus bestimmen? Der Nachfolger steht schon da. Das ist der, der die Kleider in seiner Hand hat – dieser Hasser Saulus.
Stephanus konnte gar nicht daran denken, dass dieser Saulus der große Völkerapostel Paulus wird.
Welch einen Triumph kann der Herr aus einem Todesfall machen!
Wir brauchen gar nicht zu denken, wir hinterlassen eine Lücke. Der Herr kann den größten Sieg für sein Reich daraus machen, dass er noch viel tollere Lösungen hat als vorher.
Natürlich bleibt es schwer, und das will ich immer wieder zum Trost für die unter uns sagen, die jetzt diesen Schmerz empfinden und als Trauernde hier sind.
Es ist schwer, man findet sich in dieser Welt nicht mehr zurecht, wenn der liebste Mensch fehlt.
Das ist schwer. Das steht auch in der Bibel.
Jesus konnte mitweinen mit den Trauernden und mitfühlen.
Aber wichtig ist, dass der Herr das alles regelt.
Wichtig ist nur, dass ich meinen Geist in die Hände von Jesus legen und ihm mich anvertrauen darf in meiner Todesstunde.
Es gibt so herrliche Verse.
Sie denken an das Lied, das wir nachher singen, von Philipp Spitta: „Wird mein Auge dunkler drüber, dann erleuchte mein Geist, dass ich fröhlich ziehe hinüber, wie man nach der Heimat reist.“
Wir denken auch an Paul Gerhardt, der das in seinen Liedern immer so sang, zum Beispiel im Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“:
„Erscheine mir zum Schilde, zum Trost in meinem Tod, und lass mich sehen dein Bild in deiner Kreuzesnot.“
Jemand hat jetzt in diesen Tagen gesagt, wie wir über die Lieder sprachen, dass in den Liedern immer die letzten Verse vom Sterben handeln.
Ja, das ist gut so.
Wir sind eigentlich dumm, dass wir bloß noch Lieder singen wie „Sag ja mal, wir erheben dich“, dabei erheben wir den Herrn gar nicht.
Er ist von allein hoch genug, er braucht unser Heben gar nicht.
Wir entwürdigen ihn leider oft.
Herr, wir schämen uns, dass wir dich so offen in den Dreck treten sollten.
Wir sollten singen und umkehren.
Die Lieder, diese herrlichen Verse – gerade wenn Sie an Oster- oder Pfingstlieder denken – in jedem Pfingstlied kommt es vor, dass der Geist Gottes uns ganz festmacht und im Sterben ganz gewiss macht.
„Soll ich mein Leben in des Todes Rachen geben, dann, Herr, erscheine mir in dieser Not!“
Ich habe mir in meiner Gemeinde angewöhnt, immer wieder der Gemeinde zu sagen, was einst der Märtyrer Traugott Hahn sagte.
Er wurde im Baltikum von den Bolschewisten erschossen.
Für ihn war lange eine Frage, ob er nicht fliehen sollte, als damals diese Revolutionskomitees der Kommunisten kamen und die Deutschen als Geiseln genommen wurden.
Er tröstete sich mit den Worten: „Jesus hat schon die Umstände meines Sterbens geordnet. Ich brauche mich gar nicht zu sorgen, darum brauche ich auch nicht zu fliehen.“
Das habe ich gern der Gemeinde zugerufen und will es Ihnen heute sagen:
Denken Sie immer daran: Wenn Sie Ihr Leben in die Hand Jesu geben, schauen Sie, der Herr hat schon geordnet.
Ich sorge mich noch, wie die Krankheit weitergeht, was morgen kommt.
Der Herr hat schon geordnet.
Sie dürfen ihn bitten, ihm Ihr Herz ausschütten.
Aber wissen Sie, er sorgt auch für seine Leute und treibt alles zum Besten.
Er hat nicht Gedanken des Leides, sondern des Friedens.
Und Sie werden alle einmal sagen: „Ich schäme mich meiner bösen Gedanken, die ich gehabt habe. Ich kann am Ende der Herrlichkeit nur loben, wie er es ausgeführt und zu Ende gebracht hat.“
Auch der Tod Stephanus war kein Schlag gegen die Gemeinde, sondern der Anfang einer großen Erweckung.
Die Vertriebenen zogen weiter, gingen nach Zypern, überall entstanden christliche Gemeinden.
Jetzt merken wir erst, dass sie noch gar nicht zur Weltmission gestartet waren.
Die Apostel saßen noch in Jerusalem.
Erst durch diese Verfolgung, die sich über den Tod von Stephanus erhob, gingen sie hinaus.
Dann entstand die erste heidenchristliche Gemeinde, in der alle aus den Heidenvölkern waren, in Antiochien.
Die Apostel erfuhren erst später davon, als ob es von selbst entstanden wäre.
Dort wurde zum ersten Mal der Name „Christen“ erfunden.
Weil man vom Christus, vom Messias erzählte, gab man ihnen den Spitznamen: „Das sind die Christusleute.“
So entstand in Antiochien eine große Gemeinde.
Dort kam Paulus zum ersten Mal in seine Wirksamkeit.
Barnabas holte ihn und sagte, das sei eine Aufgabe für den jung Bekehrten Paulus.
Die anderen dachten immer noch, er sei ein falscher Fünfziger, wie wir sagen.
Sie hielten ihn für einen geheimen Stasi-Spitzel, der die Gemeinde ausspionieren wollte.
Sie hatten es nicht begriffen.
Dort hat Gott alles gefügt, alles durch den Tod von Stephanus.
Aus der Sicht Gottes sieht das, was bei uns so böse und dunkel aussieht, plötzlich ganz herrlich aus.
Vor Jahren schrieb ein Vater bei „Hilfe für Brüder“ an unser Missionsbüro, wir sollten die Adresse seiner Tochter streichen.
Das passiert oft, wenn ein Ehepaar angeschrieben wird, meist mit dem Mann und der Frau und den Kindern.
Die Tochter war vor über einem Jahr verstorben, der Mann war Witwer.
Ich habe dann angerufen und mich erkundigt.
Er erzählte mir, dass Helga im Alter von 31 Jahren heimgegangen sei.
Ich war erschüttert. Sie hatte zwei Kinder.
Ich drückte meine Anteilnahme aus.
Dann schrieb der Witwer mir einen Zettel mit den Worten, die diese sterbende 31-jährige Mutter von zwei Kindern gerade in den Adventstagen schrieb, als sie wusste, es sei nur noch ganz kurz, bis der Herr sie heimholt.
Das muss ich Ihnen sagen: Ich verstehe nicht, wie ein Mensch so etwas schreiben kann.
Denn jeder hat die natürliche Sehnsucht, so lange wie möglich zu leben, erst recht eine Mutter mit Kindern.
Sie schrieb:
„Das ist nicht der Tod, sondern Herrlichkeit.
Es ist kein Dunkel, sondern Licht.
Das ist kein Stolpern, Tasten oder Verharren, sondern Sehen.
Es ist kein Kummer, sondern das Wegwischen meiner letzten Träne.
Das ist Sonnenaufgang, der Morgen meines ewigen Tages.
Das ist nicht einmal beten, es ist Reden von Angesicht zu Angesicht, ein Zuhören und Schauen der Wunder seiner Gnade.
Es ist das Ende des Bittens um Kraft, meine Schmerzen zu ertragen.
Nicht einmal die dunklen Erinnerungen an den Schmerz werden wieder aufleben.
Ich habe dieses Erdenleben ertragen, um Jesus gegenüberzustehen, dem einen, der mich gesucht, errettet und durch seine Gnade erhalten hat.
Mein größter Wunsch ist es, dass noch viele Jesus persönlich begegnen und ihm ihr Leben geben.“
Sehen Sie, das macht der Heilige Geist. Das können Sie sonst gar nicht verstehen.
Sie brauchen jetzt nicht bloß sagen: „Das ist ein Wunder!“
Der Herr Jesus will Ihnen seinen Geist geben, damit Sie durchblicken können durch das Grauen.
Das ist für uns alle schwer.
Wir brauchen auch Seelsorger, Freunde, die uns entscheidend helfen, auch über diese letzte Schwelle hinüberzugehen.
In dem rasenden Getümmel gib uns Glaubensheiterkeit!
Diese Formulierung von Spitta brauchen wir.
Dann denken wir an den Heimgang vieler lieber Menschen in Afrika.
Dort machen sie immer einen Jubeltrausch aus der Beerdigung.
Sie holen Trompeten, es wird gelacht und gesungen.
Einer ist wieder durch und hat es geschafft, ist heimgegangen zur Herrlichkeit.
Wir haben einen komischen Trauerritus.
Ich denke, es wird einen großen Eindruck machen, wenn wir den Mut haben, uns auch da zu unterscheiden.
In Afrika sagt man: „He was promoted to glory“ – er wurde zur höchsten Ehre befördert.
He was promoted to glory – wunderbar.
Auch wir sagen mit dem Wort „Heimgang“ etwas Schönes: nach Hause gehen.
Wir wollen beten:
Lieber Herr, hilf uns auch jetzt, dass wir nicht vor dem Tod stehenbleiben und die Macht des Todes anbeten.
Du hast ihn am Ostermorgen schon durchbrochen, erschüttert und seine Macht genommen.
Er kann uns noch ängstigen, aber nicht mehr wirklich, weil wir wissen, du lebst.
Wir wollen unseren Blick immer mehr fixieren auf dich, den lebendigen und auferstandenen Herrn.
Ganz herzlichen Dank, dass du das wahr machst, so wie unzählige vor uns, dass du uns diese Gewissheit und Freude des Glaubens schenkst.
Das ist nicht unser Werk.
Unser Glaube ist nicht einmal unser Werk, das ist eine Frucht deines Geistes.
Wir brauchen deine Erleuchtung, damit du uns fest und gewiss machst.
Amen.
Und nun singen wir noch 376 „Bei dir, Jesu, will ich bleiben“, und da steht dieser schöne Vers, dass ich fröhlich ziehe hinüber, wie man nach der Heimat reist.
Wir singen aber zunächst die ersten Verse von 376 „Wieder ein Fisch in Italien“.
Die Todesstunde des Stephanus und sein Vermächtnis
Er rief den Herrn an und sprach: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ Er fiel auf die Knie und schrie laut: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ Und als er das gesagt hatte, verschied er.
Zunächst, bevor wir noch einmal die Todesstunde des Stephanus an uns vorüberziehen lassen, möchte ich Sie noch einmal informieren, wie Stephanus viele Spuren hinterlassen hat.
In Ägypten gibt es in einem Elendsviertel, in den Slums, einen Stephanusdienst. Interessant ist, dass diesen eine koptische Frau ins Leben gerufen hat. Koptin bedeutet, dass sie der koptisch-orthodoxen Religion angehört. Doch sie ist eine Jesus-Jüngerin zusammen mit ihrem Mann. Der Mann ist Professor an der amerikanischen Universität von Kairo, und sie selbst stammt aus einer sehr reichen Familie. Sie fahren die dicksten Mercedes, haben Chauffeure und vieles mehr. Sie hat zwei Kinder.
Dann starb ihre Tante. Die Frau heißt Maggie Gobran. Diese Tante hat viel Gutes getan und bewunderte Maggie sehr. Als sie starb, fragte sich Maggie, Mutter von zwei Kindern und Frau dieses Professors: „Wer macht eigentlich jetzt das weiter, was sie getan hat?“ Sie bemerkte plötzlich, dass sie in diese Lücke treten und diesen Dienst übernehmen musste. So gründete sie einen Dienst und nannte ihn Stephanus-Dienst, also nach Stephanus, auf Englisch „Stephen’s Ministry“.
Dann zog sie in das Viertel, wo die Müllmenschen leben. In Kairo ist das besonders schlimm: 17 Millionen Menschen leben dort, es gibt keine Müllabfuhr, aber Zehntausende von Menschen leben in diesen Elendsvierteln. Die einzige Einkommensmöglichkeit besteht darin, den Müll an den Straßenrändern aufzusammeln und zu versuchen, Flaschen oder Metall zu verkaufen. Das Schlimme ist, dass sie, um den Müll auszusortieren, den ganzen Müll verbrennen müssen. Man kann sich kaum vorstellen, wie es dort stinkt. Als Tourist wird man niemals hineinkommen.
Erstaunlich ist, dass Maggie Gobran inzwischen 50 solcher Kindertagesstätten für diese Müllkinder gebaut hat. Die Kinder wohnen oft zu acht oder neun auf wenigen Quadratmetern. Dort geschehen auch schreckliche Dinge, wie Missbrauch. Die Kinder haben die schlimmsten Krankheiten. Maggie hat ein großes Team von Sozialarbeitern angestellt, die diese Kinder überall besuchen und betreuen. Dort lernen sie das Alphabet, erhalten schulische Bildung bis zur Lehre.
Zurzeit werden 15 Kinder von diesem Dienst betreut. Als wir sie neulich bei uns hatten, trug sie nur ein schlichtes Kleid und hatte allen Schmuck abgelegt. Ihr Mann sagte, wenn man wüsste, wie gern sie Goldschmuck getragen hat. Sie trinkt nichts, keinen Kaffee, nur Wasser. Sie lebt bewusst bescheiden, wie die Kinder, die sie betreut.
Als wir sie bei uns hatten, bewegte sie etwas sehr. Sie sagte nur: „Ich möchte ganz nah bei Jesus sein. Ich will gar nichts anderes machen, nur ganz nah bei Jesus sein.“ Das möchte sie auch den Kindern weitergeben: die Liebe und Güte, die Jesus ihr schenkt.
Es war beeindruckend, heute in diesen Tagen einen Menschen zu finden, der das so lebt. Sie ist weiterhin in der Familie, gibt aber ihre ganze Freizeit her. Sie steigt nicht mehr in den Mercedes ihres Mannes, sondern fährt mit einem alten, rostigen Kleinwagen, den man kaum sieht, in die Viertel der Müllkinder.
Dort ist inzwischen auch eine große Erweckung ausgebrochen. Die koptische Kirche Ägyptens gibt ein klares Jesuszeugnis. Wenn man das erlebt, sieht man, wie sie sich in großen Höhlen hinter den Müllvierteln, in den Bergen mitten in Kairo, abends zu Evangelisationen versammeln. Dort sind acht oder neun Menschen zusammen.
Es gibt einen Videofilm, den Sie kostenlos bei uns in der Geschäftsstelle ausleihen können. Der Ömrup-Filmdienst aus Holland hat ihn in deutscher Sprache aufgenommen. Sie können ihn auch im Hauskreis zeigen. Das ist ein gelungenes Beispiel unserer Arbeitshilfe für Brüder, was Einheimische machen, die wir fördern können.
Wir haben gerade beschlossen, ein neues Kinderheim zu fördern, ebenso eine Drogenrehabilitation, die Maggie aufbaut. Es ist wunderbar, wenn das weitergeht, was Stephanus erfüllt hat: Menschen, die voll des Heiligen Geistes sind, die dienen und das weitergeben.
Doch wir stoßen auch auf entschlossenen Widerstand. Es ist erschütternd, wie es schon in der alttestamentlichen Gemeinde war. Herr, bewahre uns davor, dass wir unser geistliches Leben lähmen und behindern.
Warum wehren sich Menschen so? Am Namen Jesus entzündet sich viel Widerstand, weil die Gesetzlichkeit und Werkgerechtigkeit durchgestrichen werden. Man kann sich den Himmel nicht durch eigene Taten verdienen.
Erinnern Sie sich noch an die Pfingstpredigt? Die Leute fragten: „Was sollen wir denn tun?“ Die Menschen meinen immer, sie könnten sich den Himmel durch eigene Werke erkaufen. Doch man kann ihn nur gratis durch Jesus empfangen, der die Vergebung schenkt. Das bleibt ein anstößiges Evangelium durch alle Zeiten hindurch, und dann knirschen sie mit den Zähnen.
Das steckt tief in uns allen drin: Wir meinen, wir könnten uns mit unserer Treue, Hingabe, mit unseren Opfern und Werken den Himmel erkaufen. Dann meinen wir, wir seien besser und vergessen das bis in unsere Todesstunde.
Der einzige Grund, wenn die Himmelstür aufgeht, ist Christi Blut und Gerechtigkeit. Jesus ist für meine Sünde gestorben. Das muss in unseren Versammlungen immer wieder deutlich werden. Es gibt keinen, der weniger dies bedarf. Wir sind alle davon abhängig.
So wie der schlimmste Terrorist, wenn er selig wird, brauchen wir ebenso die Gnade wie alle bösen Menschen, wie ein Mörder oder Verbrecher. Das ist wichtig. Das war die Botschaft des Stephanus, und darum hat sich der Widerstand entzündet.
Es wäre wieder so wichtig, dass wir in unseren Predigten und Bibelstunden immer wieder dieses Evangelium der Rechtfertigung in die Mitte stellen. Wie man vor Gott gerecht wird, und uns daran freuen: „Er hat mich angenommen, ich bin versöhnt mit Gott, die Schuld ist erlassen, alles ist vergeben.“
Keine Sterbegeschichte wird erzählt, außer dem Tod von Jesus und von Stephanus. Interessant ist, dass mich jetzt interessiert, wie eigentlich der Apostel Paulus gestorben ist. Es gibt Legenden darüber, ebenso über Petrus, aber es steht nicht in der Schrift. Beim Jakobus finden sich ein paar Zeilen über seinen Tod, das ist ganz richtig so.
Sterbegeschichten sind bewegend, aber sie sind das Letzte. Wir haben eine Botschaft vom Leben. An dieser Schwelle bewegt es uns immer wieder, welche letzten Worte ein lieber Mensch gesprochen hat.
Aber wir müssen ganz klar sagen: Wenn einer von uns heute Abend heimgerufen wird, ist das für den Betroffenen doch herrlich. Ich hoffe, dass Sie Ihr Leben geordnet haben. Können Sie sich eine größere Beförderung vorstellen? Alle Ämter in der Bundesrepublik sind doch läppisches Blech gegenüber dem, wenn der Herr uns zu seinen himmlischen Heerscharen ruft, dass wir einstimmig ein Lobgeschehen anstimmen.
Wir müssen immer wieder die Linien klarrücken: Es ist die schönste Beförderung, die uns geschehen kann, dass wir heimgehen zur Ehre Gottes und dort vor dem Thron Gottes stehen.
Für die Angehörigen ist es schwierig, für die Zurückbleibenden. Natürlich stehen sie dann allein da und haben die Trauer. Aber für den Betroffenen, der sein Leben geordnet hat, ist es eine große Freude. Das dürfen wir auch bei der Beerdigung sagen: Wenn ein Mensch im Glauben an Jesus stirbt, ist das eine herrliche Sache.
Darum wird in der Bibel nicht viel über die Todesstunde gesprochen. Wir müssen uns bewusst machen: Unser Leben ist sehr vergänglich. Keiner weiß, ob er morgen früh noch lebt. Ich weiß es nicht.
„Ihr seid wie ein Dampf“, heißt es. Wenn am Morgen bei Ihnen im Bad der Duschspiegel beschlägt, verstehen Sie das. So sind wir – es vergeht.
Aber wir haben die großen Zusagen von Jesus: „Wer an mich glaubt, wird nicht sterben, sondern leben. Er wird den Tod nicht schmecken, sondern ist schon vom Tod zum Leben hindurchgegangen.“
Darum ist das ganz groß, eine wunderbare, große Freude. Das sehen wir auch bei Stephanus in diesem Augenblick des Sterbens. Er weiß jetzt, was kommt.
Und das ist ein unglaublicher Moment. Was sieht er? Er sagt im Vers 56: „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zu Rechten Gottes stehen.“ Das Wort „Menschensohn“ kommt aus dem Propheten Daniel und meint den Weltenrichter Jesus, der alle Gewalt im Himmel hat.
„Herr Jesus, der Weltenrichter, ich sehe ihn zu Rechten Gottes stehen. Den wirft niemand mehr um.“ Ich wünsche Ihnen in Ihrer Sterbestunde diesen Blick.
Ich weiß nicht, wie wir es vermeiden können, dass in unserer Sterbestunde nur noch Ärzte herumrennen, Beatmungsversuche machen und mit Elektroschocktherapie probieren, uns noch für ein paar Stunden am Leben zu erhalten.
Sicher haben Sie es auch hinterlassen: „Ich möchte keine lebensverlängernden Maßnahmen.“ Hoffentlich haben Sie Ihre Angehörigen informiert. So hat es einst Bundespräsident Heinemann ganz klar verfügt: „Ich will keine lebensverlängernden Maßnahmen. Schmerz lindern ja, aber nicht mehr.“ So war es dann einige Tage im Krankenhaus, bis ihn der Herr heimgeholt hat.
Dann wollen wir Seelsorger um unser Bett haben, die uns die großen Gottesworte zurufen: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst.“ Dass uns der Blick auf Jesus groß wird. Und wir wissen: Das ist das Amt des Heiligen Geistes.
Der Heilige Geist macht Jesus groß. Ich verstehe immer nicht, warum so viele heute den Heiligen Geist mit verrückten und schwärmerischen Dingen in Verbindung bringen.
Jesus hat gesagt: „Ich werde euch den Tröster senden, und er wird mich verklären.“ Das ist das Amt des Heiligen Geistes. Er macht uns Jesus groß, damit wir in den Engen dieser Welt auf Jesus blicken können und große Ruhe und großen Frieden haben.
Das kann man nicht machen. Und das geht über alle kreatürliche Angst hinaus. Dass Stephanus plötzlich so stark war, ist eine Frucht des Heiligen Geistes.
Wir freuen uns darüber, dass der Herr wirkt und diese Gewissheit gibt: „Ich sehe Jesus, den Menschensohn, die Herrlichkeit Gottes, Jesus zu Rechten Gottes stehen.“ Dort, wo Gott wirkt, kann niemand ihn aufhalten.
Auch wenn die Menschen jetzt so wüten, können sie den Ratschluss Gottes nicht ändern. Darum sollten wir nicht um ein paar Wochen, Monate oder Jahre unseres Lebens feilschen. Wenn der Herr uns heimholen will, wollen wir ihn nicht aufhalten.
Die anderen schrien laut, hielten sich die Ohren zu, stürmten einmütig auf ihn ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Es war furchtbar, wenn die großen Pflastersteine auf Stephanus niederprasselten.
Bei den Hugenottenverfolgungen war eine alte gräfliche Dame, Madame de Graveron, die Angst hatte. Sie war eine Bekennerin des Evangeliums und so sensibel, dass sie bei Sonnenschein nie ohne Regenschirm hinausging, um ihre zarte Haut zu schützen.
Sie sagte: „Wie wird das sein, wenn sie mich greifen, diese rohen Soldatenhände? Und wenn sie mich auf den Scheiterhaufen binden?“
Diese Madame de Graveron wurde vom Heiligen Geist so stark, dass sie eines der mutigsten Bekenntnisse in den züngelnden Flammen abgelegt hat und Lieder des Glaubens sang.
Sehen Sie, Sie dürfen nur bitten: „Herr Jesus, tu doch das Wunder auch bei mir!“ Keiner von uns hat die Stärke, in der Todesstunde festzubleiben und durchzublicken.
Welch ein Trost kann das sein für die Zurückbleibenden, wenn man das so sagen kann.
Was Stephanus rief, waren keine verletzten Gefühle, kein „Ihr Mörder!“ oder Ähnliches. Ihm war nur eins wichtig, das hat er bei Jesus gelernt: „Vater, vergib ihnen!“
Ich habe Menschen sterben sehen, die in der Todesstunde noch ein Gebet hatten, dass die Glieder ihrer Familie zum Glauben an Jesus finden. Wunderbar, wenn uns das bis in die Todesstunde erfüllt, damit sie doch das Leben finden.
So sagt der Herr: „Rechne ihnen diese Sünde nicht zu.“ Stephanus bleibt nicht in der Bitterkeit stehen.
Ich kann mir vorstellen, dass ihn in der Todesstunde sehr bewegt hat, wie es weitergeht. In unseren Werken „Hilfe für Brüder“ – christliche Fachkräfte – habe ich viele Jahre lang mit unserem Vorsitzenden Fritz Laubach darüber gesprochen.
Er fragte mich: „Was ist eigentlich, wenn du von einer Reise nicht mehr heimkommst?“ Wir haben offen darüber gesprochen, welche Lösungen es gibt und wie wir das regeln.
Es bewegt uns ja, wir wollen keine ungeordneten Verhältnisse zurücklassen, wenn uns der Herr unerwartet wegnimmt.
Bewegt das Stephanus nicht? Wie geht es mit seinem Diakonenamt weiter? Wer tritt in die Lücke? Wen sollen die Apostel berufen?
Kein Wort wird darüber gesprochen. Warum? Stephanus ist ein Mann des Glaubens, der sagt: „Das wird der Herr schon zeigen. Der Herr wacht über sein Werk. Wir brauchen keine Notlösungen.“
Welche Nachfolger wollte Stephanus bestimmen? Der Nachfolger steht schon da: der, der die Jacken in seiner Hand hat, dieser Hasser Saulus.
Stephanus konnte nicht ahnen, dass dieser große Völkerapostel Paulus wird. Welch ein Triumph kann der Herr aus einem Todesfall machen!
Wir brauchen nicht zu denken, wir hinterlassen eine Lücke. Der Herr kann den größten Sieg für sein Reich daraus machen und noch viel tollere Lösungen haben als vorher.
Natürlich bleibt es schwer, und das will ich immer wieder sagen, auch zum Trost für diejenigen unter uns, die jetzt diesen Schmerz empfinden und als Trauernde hier sind.
Es ist schwer, man findet sich in dieser Welt nicht mehr zurecht, wenn der liebste Mensch fehlt. Das steht auch in der Bibel. Jesus konnte mit den Trauernden mitweinen und mitfühlen.
Aber wichtig ist, dass der Herr das alles regelt. Wichtig ist nur, dass ich meinen Geist in die Hände von Jesus legen und mich ihm in meiner Todesstunde anvertrauen kann.
Es gibt herrliche Verse. Sie denken an das Lied, das wir nachher singen, von Philipp Spitta: „Wird mein Auge dunkler drüber, dann erleuchte mein Geist, dass ich fröhlich ziehe hinüber, wie man nach der Heimat reist.“
Wir denken auch an Paul Gerhardt, der das in seinen Liedern immer so gesungen hat, im Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“: „Erscheine mir zum Schilde, zum Trost in meinem Tod, und lass mich sehen dein Bild in deiner Kreuzesnot.“
Jemand hat in diesen Tagen gesagt, wie wir so über die Lieder sprachen, dass in den Liedern immer die letzten Verse vom Sterben handeln. Ja, das ist gut so.
Wir sind eigentlich dumm, wenn wir nur noch Lieder singen wie „Sag ja mal, wir erheben dich“, dabei erheben wir den Herrn gar nicht. Er ist von allein hoch genug und braucht unser Heben gar nicht.
Wir entwürdigen ihn leider oft. Herr, wir schämen uns, dass wir dich so offen in den Dreck treten sollten. Wir sollten singen und umkehren.
Aber die Lieder, diese herrlichen Verse, gerade ob Sie an Oster- oder Pfingstlieder denken: In jedem Pfingstlied kommt das zum Ausdruck, dass der Geist Gottes uns festmacht und uns im Sterben ganz gewiss macht.
„Soll ich mein Leben in des Todes Rachen geben, dann, Herr, erscheine mir in dieser Not!“
Ich habe mir in meiner Gemeinde angewöhnt, der Gemeinde immer wieder zu sagen, was der Märtyrer Traugott Hahn gesagt hat. Er wurde im Baltikum von den Bolschewisten erschossen.
Für ihn war lange die Frage, ob er nicht fliehen sollte, als damals die Revolutionskomitees der Kommunisten kamen und die Deutschen als Geiseln genommen wurden.
Er tröstete sich mit den Worten: „Jesus hat schon die Umstände meines Sterbens geordnet. Ich brauche mich gar nicht zu sorgen, darum brauche ich auch nicht zu fliehen.“
Das habe ich gern der Gemeinde zugerufen: Denken Sie immer daran, wenn Sie Ihr Leben in die Hand Jesu geben, schaut der Herr schon darauf und hat alles geordnet.
Sie dürfen ihn bitten, Ihnen Ihr Herz ausschütten, aber wissen, dass er für seine Leute sorgt und alles zum Besten führt. Er hat nicht Gedanken des Leides, sondern des Friedens.
Und Sie werden eines Tages sagen: „Ich schäme mich meiner bösen Gedanken, die ich gehabt habe. Ich kann am Ende der Herrlichkeit nur loben, wie er es ausgeführt und zu Ende gebracht hat.“
Auch der Tod Stephanus war kein Schlag gegen die Gemeinde, sondern der Anfang einer großen Erweckung.
Die Vertriebenen zogen weiter, nach Zypern, und überall entstanden christliche Gemeinden. Jetzt merken wir erst, dass sie noch gar nicht zur Weltmission gestartet waren.
Die Apostel saßen noch in Jerusalem. Erst durch die Verfolgung, die sich über den Tod von Stephanus erhob, gingen sie hinaus.
Dann entstand die erste heidenchristliche Gemeinde, in der alle aus den Heidenvölkern waren, in Antiochien. Die Apostel erfuhren erst später davon, als wäre sie von selbst entstanden.
Dort wurde zum ersten Mal der Name Christen erfunden, weil man vom Christus, vom Messias, erzählte und ihnen den Spitznamen gab: „Das sind die Christusleute.“
So entstand in Antiochien eine große Gemeinde. Dort kam Paulus erstmals in seine Wirksamkeit.
Barnabas holte ihn und sagte, das sei eine Aufgabe für den jungen Bekehrten Paulus. Die anderen dachten noch, er sei ein falscher Fünfziger, wie wir sagen, ein Mann, der sich einschlägt, vielleicht ein Stasi-Spitzel, der die Gemeinde ausspionieren will.
Sie hatten es nicht begriffen. Dort hat Gott alles gefügt, alles durch den Tod von Stephanus.
Aus Gottes Sicht sieht das, was bei uns so böse und dunkel aussieht oder so schwer ist, plötzlich ganz herrlich aus.
Vor Jahren schrieb ein Vater bei uns, bei „Hilfe für Brüder“, an unser Missionsbüro und bat, die Adresse seiner Tochter zu streichen.
Das passiert oft, wenn ein Ehepaar angeschrieben wird, meist Mann und Frau mit Vornamen. Die Tochter war vor über einem Jahr verstorben. Der Mann war Witwer.
Ich rief an, um mich zu erkundigen, und er erzählte mir, dass Helga im Alter von 31 Jahren heimgegangen sei. Ich war erschüttert. Sie hatte zwei Kinder.
Ich drückte meine Anteilnahme aus. Dann schrieb der Witwer mir einen Zettel, den diese sterbende 31-jährige Mutter von zwei Kindern in den Adventstagen geschrieben hatte, als sie wusste, dass es nur noch kurz ist, bis der Herr sie heimruft.
Das muss ich Ihnen sagen: Ich verstehe nicht, wie ein Mensch so etwas schreiben kann, denn jeder hat die natürliche Sehnsucht, so lange wie möglich zu leben, erst recht eine Mutter mit Kindern.
Sie schrieb: „Das ist nicht der Tod, sondern Herrlichkeit. Es ist kein Dunkel, sondern Licht. Das ist kein Stolpern, Tasten oder Verharren, sondern Sehen.
Es ist kein Kummer, sondern das Wegwischen meiner letzten Träne. Das ist Sonnenaufgang, der Morgen meines ewigen Tages.
Es ist nicht einmal Beten, es ist Reden von Angesicht zu Angesicht, ein Zuhören und Schauen der Wunder seiner Gnade.
Es ist das Ende des Bittens um Kraft, meine Schmerzen zu ertragen. Nicht einmal die dunklen Erinnerungen an den Schmerz werden wieder aufleben.
Ich habe dieses Erdenleben ertragen, um Jesus gegenüberzustehen, dem Einen, der mich gesucht, errettet und durch seine Gnade erhalten hat.
Mein größter Wunsch ist, dass noch viele Jesus persönlich begegnen und ihm ihr Leben geben.“
Sehen Sie, das macht der Heilige Geist. Das können Sie sonst gar nicht verstehen.
Sie brauchen jetzt nicht nur zu sagen: „Das ist ein Wunder.“ Der Herr Jesus will Ihnen seinen Geist geben, damit Sie durchblicken können durch das Grauen.
Das ist für uns alle schwer. Wir brauchen auch Seelsorger, Freunde, die uns entscheidend helfen, auch über diese letzte Schwelle hinüberzugehen.
„In dem rasenden Getümmel gib uns Glaubensheiterkeit!“ Diese Formulierung von Spitta brauchen wir.
Dann denken wir an den Heimgang vieler lieber Menschen in Afrika. Dort machen sie oft einen Jubeltrausch aus der Beerdigung.
Sie holen Trompeten, es wird gelacht und gesungen. Einer ist wieder durch und hat es geschafft, ist heimgegangen zur Herrlichkeit.
Wir haben einen komischen Trauerritus. Ich denke, es wird einen großen Eindruck machen, wenn wir den Mut haben, uns auch da zu unterscheiden.
In Afrika sagt man: „He was promoted to glory.“ Er wurde zur höchsten Ehre befördert.
„He was promoted to glory“ – wunderbar. Auch wir sagen mit dem Wort „Heimgang“ etwas Schönes: nach Hause gehen.
Wir wollen beten: Lieber Herr, hilf uns auch jetzt, dass wir nicht vor dem Tod stehenbleiben und die Macht des Todes anbeten.
Du hast ihn am Ostermorgen schon durchbrochen, erschüttert und seine Macht genommen.
Er kann uns noch ängstigen, aber nicht mehr wirklich, weil wir wissen, du lebst.
Wir wollen unseren Blick immer mehr auf dich fixieren, den lebendigen und auferstandenen Herrn.
Ganz herzlichen Dank, dass du das wahr machst, so wie unzählige vor uns, dass du uns die Gewissheit und Freude des Glaubens schenkst.
Das ist nicht unser Werk. Unser Glaube ist nicht einmal unser Werk, das ist eine Frucht deines Geistes.
Wir brauchen deine Erleuchtung, damit du uns fest und gewiss machst. Amen.
Und nun singen wir noch 376 „Bei dir, Jesu, will ich bleiben“, und da steht dieser schöne Vers: „Ich ziehe fröhlich hinüber, wie man nach der Heimat reist.“
Wir singen aber zunächst die ersten Verse von 376 „Wieder ein Fisch in Italien“.
Die Bedeutung des Sterbens im Glauben
Keine Sterbegeschichte wird erzählt, außer dem Tod von Jesus und von Stephanus. Das ist interessant. Mich interessiert jetzt: Wie ist eigentlich der Apostel Paulus gestorben? Es gibt ja Legenden darüber, ebenso über Petrus, aber es steht nicht in der Schrift. Beim Jakobus finden sich ein paar Zeilen über seinen Tod, und das ist ganz richtig so.
Sterbegeschichten sind bewegend, aber sie sind das Letzte. Wir haben eine Botschaft vom Leben, und an dieser Schwelle bewegt es uns immer wieder, wie die letzten Worte eines lieben Menschen lauten. Aber wir müssen ganz klar sagen: Wenn einer von uns heute Abend heimgerufen wird, ist das für den Betroffenen doch herrlich. Ich hoffe, dass Sie Ihr Haus bestellt haben.
Können Sie sich eine größere Beförderung vorstellen? Alle Orte der Bundesrepublik sind doch läppisches Blech gegenüber dem, wenn der Herr uns zu seinen himmlischen Heerscharen bestellt, damit wir einstimmig auf einen Lobgesang einstimmen.
Wir müssen immer wieder die Linien klarrücken. Es ist doch die schönste Beförderung, die uns geschehen kann, dass wir heimgehen zur Ehre Gottes und dort in der Schach vor dem Thron Gottes stehen.
Für die Angehörigen ist es schwierig, für die, die zurückbleiben. Natürlich stehen sie allein da, sie haben die Trauer. Aber für den Betroffenen, der sein Leben geordnet hat, ist es die große Freude. Das dürfen wir doch auch bei der Beerdigung sagen: Wenn ein Mensch im Glauben an Jesus stirbt, ist es eine herrliche Sache.
Darum wird in der Bibel nicht viel über die Todesstunde gesprochen. Wir müssen uns bewusst machen, dass unser Leben sehr vergänglich ist. Keiner weiß, ob er morgen früh noch lebt – ich weiß es nicht. Wenn der Herr uns heimholt, sind wir wie Dampf. Wenn am Morgen bei Ihnen im Bad der Duschspiegel beschlagen ist, verstehen Sie das Bild: So sind wir, es vergeht.
Aber wir haben diese großen Zusagen von Jesus: Wer an mich glaubt, wird nicht sterben, sondern leben. Er wird den Tod nicht schmecken, sondern er ist schon vom Tod zum Leben hindurchgegangen.
Darum ist das ganz, ganz groß und eine ganz wunderbare, eine ganz große Freude.
Der Blick des Stephanus in seiner Todesstunde
Und das sehen wir auch bei Stephanus in dem Augenblick seines Sterbens. Er weiß jetzt, was kommt. Und das ist ein unglaublicher Moment. Was sieht er denn? Er sagt sehr deutlich: „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zu Rechten Gottes stehen.“ (Apostelgeschichte 7,56)
Das Wort „Menschensohn“ stammt aus dem Propheten Daniel und bezeichnet den Weltenrichter Jesus, der alle Gewalt im Himmel hat. Jesus, der Weltenrichter, steht zu Rechten Gottes. Den wirft niemand mehr um.
Ich wünsche Ihnen in Ihrer Sterbestunde diesen Blick. Ich weiß nicht, wie wir es vermeiden können, dass in unserer Sterbestunde nicht nur noch die Ärzte herumrennen, Beatmungsversuche machen und mit der Elektroschocktherapie probieren, uns für ein paar Stunden länger am Leben zu erhalten.
Sicher haben Sie es auch festgelegt: Ich möchte keine lebensverlängernden Maßnahmen. Hoffentlich haben Sie Ihre Angehörigen informiert, so wie es einst Bundespräsident Heinemann ganz klar verfügt hat: „Ich will keine lebensverlängernden Maßnahmen. Schmerz lindern, ja, aber nicht mehr.“ So ist er dann noch einige Tage im Krankenhaus gewesen, bis ihn der Herr heimgeholt hat.
Und dann wollen wir Seelsorger um unser Bett haben, die uns die großen Gottesworte zurufen: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst.“ So wird unser Blick auf Jesus groß. Und wir wissen: Das ist das Amt des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist macht Jesus groß.
Ich verstehe immer nicht, warum so viele heute verwirren, die mit dem Heiligen Geist alle verrückten und schwärmerischen Dinge in Verbindung bringen. Jesus hat gesagt: „Ich werde euch den Tröster senden, und er wird mich verklären.“ (Johannes 16,14) Das ist doch das Amt des Heiligen Geistes. Er macht uns Jesus groß, damit wir in den Engen dieser Welt auf Jesus blicken können und große Ruhe und großen Frieden haben.
Das kann man nicht machen. Und das geht auch über alle kreatürliche Angst hinaus. Dass Stephanus plötzlich so stark war, ist eine Frucht des Heiligen Geistes. Wir freuen uns darüber, dass der Herr dies wirkt und diese Gewissheit gibt.
Ich sehe Jesus, den Menschensohn, die Herrlichkeit Gottes, Jesus zur Rechten Gottes stehen. Dort, wo Gott wirkt, kann niemand ihn aufhalten. Und auch wenn diese Menschen jetzt so wüten, sie können den Ratschluss Gottes nicht ändern.
Darum sollten wir nicht um ein paar Wochen, Monate oder Jahre unseres Lebens feilschen. Wenn der Herr will, dass er uns heimholt, dann wollen wir ihn doch nicht aufhalten.
Die Steinigung des Stephanus und sein Gebet für seine Feinde
Die anderen schrien laut, hielten sich die Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn ein. Sie stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Es war furchtbar, wenn diese großen Pflastersteine auf Stephanus niederprasselten.
Bei den Hugenottenverfolgungen gab es eine alte gräfliche Dame, Madame de Graveron. Sie hatte Angst, war aber eine Bekennerin des Evangeliums. Sie war eine so sensible Frau, dass sie nicht hinausgehen konnte, wenn die Sonne schien, ohne einen Regenschirm zum Schutz ihrer zarten Haut.
Sie sagte: „Wie wird das sein, wenn sie mich greifen, diese rohen Soldatenhände, und wenn sie mich auf den Scheiterhaufen binden?“ Diese Madame de Graveron wurde vom Heiligen Geist so stark erfüllt, dass sie eines der mutigsten Bekenntnisse in den züngelnden Flammen hinausgerufen hat. Sie hat die Lieder des Glaubens gesungen.
Sehen Sie, man darf nur bitten: „Herr Jesus, tu doch das Wunder bei mir auch.“ Keiner von uns hat die Stärke, in der Todesstunde festzubleiben und durchzublicken. Welch ein Trost kann das für die Zurückbleibenden sein, wenn man das so sagen kann.
Was Stephanus gerufen hat, waren gar keine verletzten Gefühle oder Vorwürfe wie „Ihr Mörder“. Ihm war nur eins wichtig, das hat er bei Jesus gelernt: „Vater, vergib ihnen.“
Ich habe Menschen sterben sehen, bei denen es in der Todesstunde noch ein Gebet war, dass die Glieder ihrer Familie zum Glauben an Jesus finden. Wunderbar, wenn uns das bis in die Todesstunde erfüllt, dass sie doch das Leben finden.
Und so sagt der Herr: „Rechne ihnen diese Sünde nicht zu.“ Er bleibt nicht in der Bitterkeit stehen.
Die Nachfolge des Stephanus und Gottes Führung
Ich kann mir vorstellen, dass mich in der Todesstunde sehr bewegt, wie es weitergeht. In unseren Werken, in denen wir Brüdern und christlichen Fachkräften helfen, habe ich viele Jahre lang immer wieder mit unserem Vorsitzenden Fritz Laubach darüber gesprochen. Er hat mir gesagt: Was ist eigentlich, wenn du von einer Reise nicht mehr heimkommst?
Wir haben ganz offen darüber gesprochen, welche Lösungen es gibt und wie wir das regeln können. Es bewegt uns ja, denn wir wollen keine ungeordneten Verhältnisse zurücklassen, falls uns der Herr unerwartet wegnimmt.
Bewegt das Stephanus nicht? Wie geht es mit seinem Diakonenamt weiter? Wer tritt in die Lücke? Wen sollen die Apostel berufen? Kein Wort wird darüber gesprochen. Warum? Stephanus ist ein Mann des Glaubens, so wie ich es bin. Das möchte ich von ihm lernen. Er sorgt sich nicht, weil er sagt: Das wird der Herr schon zeigen. Der Herr wacht über sein Werk, und deshalb brauchen wir keine Notlösungen.
Welche Nachfolger wollte Stephanus bestimmen? Der Nachfolger steht schon da. Das ist der, der die Jacken in seiner Hand hält, dieser Hasser Saulus. Stephanus konnte nie daran denken, dass dieser Mann der große Völkerapostel Paulus werden würde. Welch einen Triumph kann der Herr aus einem Todesfall machen!
Wir brauchen gar nicht zu denken, dass wir eine Lücke hinterlassen. Der Herr kann den größten Sieg für sein Reich daraus machen und noch viel tollere Lösungen finden als zuvor.
Natürlich bleibt es schwer. Das möchte ich immer wieder sagen, auch zum Trost für die unter uns, die jetzt diesen Schmerz empfinden und als Trauernde hier sind. Es ist schwer; man findet sich in dieser Welt nicht mehr zurecht, wenn der liebste Mensch fehlt. Das ist schwer, und das steht auch in der Bibel.
Jesus konnte mit den Trauernden mitweinen und mitfühlen. Aber wichtig ist, dass der Herr alles selbst regelt. Und wichtig ist nur, dass ich meinen Geist in die Hände von Jesus legen kann und mich ihm in meiner Todesstunde anvertrauen darf.
Trost und Zuversicht für die letzte Stunde
Es gibt so herrliche Verse. Sie denken an das Lied, das wir nachher singen, von Philippe Spitta: „Wird mein Auge dunkler drüber, dann erleuchte mein Geist, dass ich fröhlich ziehe hinüber, wie man nach der Heimat reist.“
Wir denken aber auch an Paul Gerhardt, der das in seinen Liedern immer so gesungen hat, zum Beispiel im Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“: „Erscheine mir zum Schilde, zum Trost in meinem Tod, und lass mich sehen dein Bild in deiner Kreuzesnot.“
Es hat ja einer jetzt in diesen Tagen gesagt, als wir über die Lieder sprachen, dass in den Liedern immer die letzten Verse vom Sterben handeln. Ja, das war gut so. Und wir sind eigentlich dumm, dass wir bloß noch Lieder singen. Sag ja mal, wir erheben dich – dabei erheben wir den Herrn gar nicht. Er ist von allein hoch genug, er braucht unser Heben gar nicht. Wir entwürdigen ihn ja leider oft. Herr, wir schämen uns, dass wir dich so offen in den Dreck treten sollten. Sollten wir singen und wollen umkehren?
Aber die Lieder, diese herrlichen Verse – gerade wenn sie an die Osterlieder oder an die Pfingstlieder denken: In jedem dieser Pfingstlieder kommt das zum Ausdruck, dass der Geist Gottes uns ganz festmacht, im Sterben ganz gewiss macht.
„Soll ich mein Leben in des Todes Rachen geben, dann, Herr, erscheine mir in dieser Not!“
Ich habe mir in meiner Gemeinde immer angewöhnt, der Gemeinde immer wieder zu sagen, was einst der Märtyrer Traugott Hahn gesagt hat. Er wurde im Baltikum von den Bolschewisten erschossen. Es war für ihn lange eine Frage, ob er nicht fliehen soll, als damals diese Revolutionskomitees der Kommunisten waren und die Deutschen als Geiseln genommen wurden.
Da hat er sich immer getröstet gesagt: Jesus hat schon die Umstände meines Sterbens geordnet, ich brauche mich gar nicht zu sorgen. Darum brauche ich auch nicht zu fliehen.
Das habe ich gern der Gemeinde zugerufen, und ich will es Ihnen heute sagen: Denken Sie immer daran, wenn Sie Ihr Leben in die Hand Jesu geben, schauen Sie, der Herr hat schon geordnet.
Ich sorge mich noch, wie die Krankheit weitergeht, was morgen kommt – der Herr hat schon geordnet. Sie dürfen ihn bitten, Sie dürfen ihm Ihr Herz ausschütten. Aber wissen Sie, dass er auch für seine Leute sorgt und alles zum Besten treibt.
Dass er nicht Gedanken des Leides, sondern des Friedens hat. Und dass Sie alle einmal sagen: „Ich schäme mich meiner bösen Gedanken, die ich gehabt habe.“
Ich kann am Ende der Herrlichkeit nur loben, wie er es so ausgeführt und zu Ende gebracht hat. Auch der Tod Stephanus’ war gar kein Schlag gegen die Gemeinde, sondern der Anfang einer ganz großen Erweckung.
Die Vertriebenen sind weitergezogen, sind nach Zypern gegangen, überall sind christliche Gemeinden entstanden. Und jetzt merken wir es erst: Die sind ja noch gar nicht zur Weltmission gestartet. Die Apostel saßen noch in Jerusalem. Erst durch diese Verfolgung, die sich über den Tod von Stephanus erhob, sind sie hinausgegangen.
Dann entstand die erste heidenchristliche Gemeinde, wo alle aus den Heidenvölkern waren, in Antiochien. Die Apostel haben erst später davon erfahren, als wäre es von selbst entstanden. Dort wurde zum ersten Mal der Name Christen erfunden.
Weil man vom Christus, vom Messias erzählt hatte, gab man ihnen den Spitznamen: Das sind die Christusleute. So ist in Antiochien eine große Gemeinde entstanden. Dort ist zum ersten Mal Paulus in seine Wirksamkeit hineingekommen.
Barnabas holte ihn und sagte, das wäre eine Aufgabe für den jung Bekehrten Paulus. Die anderen dachten immer noch, das sei ein falscher Fünfziger, wie wir sagen, so ein Mann, ein Geheimer, der sich einschlägt, vielleicht ein Stasi-Spitzel, der bloß noch die Gemeinde aushorchen will.
Sie haben es gar nicht begriffen. Dort hat Gott alles gefügt, alles durch den Tod von Stephanus. Aus der Sicht Gottes sieht das, was bei uns so böse und dunkel aussieht oder so schwer ist, plötzlich ganz herrlich aus.
Vor Jahren hat ein Vater bei uns, bei Hilfe für Brüder, an unserem Missionsbüro geschrieben, wir sollten doch die Adresse seiner Tochter streichen. Das ist immer so: Wenn ein Ehepaar angeschrieben wird, dann meist der Mann und die Frau mit Vornamen, und die Tochter sei vor über einem Jahr verstorben. Der Mann sei Witwer.
Ich habe dann angerufen und mich erkundigt. Er erzählte mir, Helga sei im Alter von 31 Jahren heimgegangen. Ich war erschüttert. Ich war im Fränkischen, und sie hatte zwei Kinder. Ich habe dann meine Anteilnahme ausgedrückt.
Der Witwer schrieb mir noch einen Zettel, was diese sterbende 31-jährige Mutter von zwei Kindern gerade in den Adventstagen geschrieben hat, als sie wusste, es ist nur noch ganz kurz, bis der Herr mich heimholt.
Das muss ich Ihnen sagen: Ich verstehe nicht, wie ein Mensch so etwas schreiben kann, denn jeder hat die natürliche Sehnsucht, so lange wie möglich zu leben, erst recht eine Mutter mit ihren Kindern.
Sie schrieb: „Das ist nicht der Tod, sondern Herrlichkeit. Es ist kein Dunkel, sondern Licht. Das ist kein Stolpern, Tasten oder Verwahren, sondern Sehen. Es ist kein Kummer, sondern das Wegwischen meiner letzten Träne. Das ist Sonnenaufgang, der Morgen meines ewigen Tages.
Es ist nicht einmal Beten, es ist Reden, von Angesicht zu Angesicht, ein Zuhören und Schauen der Wunder seiner Gnade. Es ist das Ende des Bittens um Kraft, meine Schmerzen zu ertragen. Nicht einmal die dunklen Erinnerungen an den Schmerz werden wieder aufleben.
Ich habe dieses Erdenleben ertragen, um Jesus gegenüberzustehen, dem Einen, der mich gesucht, errettet und durch seine Gnade erhalten hat. Mein größter Wunsch ist es, dass noch viele Jesus persönlich begegnen und ihm ihr Leben geben.“
Sehen Sie, das macht der Heilige Geist. Das können Sie sonst gar nicht verstehen. Und Sie brauchen jetzt nicht bloß sagen: Das ist ein Wunder, sondern der Herr Jesus will Ihnen seinen Geist geben, damit Sie durchblicken können durch das Grauen.
Das ist für uns alle schwer. Wir brauchen auch Seelsorger, Freunde, die uns entscheidend helfen, auch über diese letzte Schwelle hinüberzugehen.
In dem rasenden Getümmel gib uns Glaubensheiterkeit! Diese Formulierung von Spitta brauchen wir.
Dann denken wir an den Heimgang vieler lieber Menschen in Afrika. Dort machen sie immer einen Jubeltrausch aus der Beerdigung. Sie holen Trompeten, es wird gelacht und gesungen: Einer ist wieder durch und hat es geschafft, ist heimgegangen zur Herrlichkeit.
Wir haben einen komischen Trauerritus. Ich denke, es wird einen großen Eindruck machen, wenn wir den Mut haben, uns auch da zu unterscheiden. In Afrika sagen sie: „He was promoted to glory“ – er wurde zur höchsten Ehre befördert.
„He was promoted to glory“, der Wunderbare. Auch wir sagen mit dem Wort Heimgang etwas Schönes: nach Hause gehen.
Wir wollen beten: Lieber Herr, hilf uns auch jetzt, dass wir nicht vor dem Tod stehenbleiben und die Macht des Todes anbeten. Du hast ihn am Ostermorgen schon durchbrochen, erschüttert und seine Macht genommen.
Er kann uns noch ängstigen, aber nicht mehr wirklich, weil wir wissen: Du lebst. Wir wollen unseren Blick immer mehr fixieren auf dich, den lebendigen und auferstandenen Herrn.
Ganz herzlichen Dank, dass du das wahr machst, so wie unzählige vor uns, dass du uns diese Gewissheit und Freude des Glaubens schenkst. Das ist nicht unser Werk. Unser Glaube ist nicht mal unser Werk. Das ist eine Frucht deines Geistes.
Wir brauchen deine Erleuchtung, dass du uns fest und gewiss machst. Amen.
Und nun singen wir noch 376 „Bei dir, Jesu, will ich bleiben“. Dort steht dieser schöne Vers: „Dass ich fröhlich ziehe hinüber, wie man nach der Heimat reist.“
Wir singen aber zunächst die ersten Verse von 376 „Wieder ein Fisch in Italien“.
Zeugnis einer jungen Mutter über den Tod und die Hoffnung
Vor einigen Jahren schrieb ein Vater an unser Missionsbüro bei "Hilfe für Brüder" mit der Bitte, die Adresse seiner Tochter aus unseren Unterlagen zu streichen. Wenn es sich um ein Ehepaar handelt, schreiben wir meist den Mann mit Nachnamen und die Frau mit Vornamen an. In diesem Fall informierte er uns, dass seine Tochter vor etwa einem Jahr verstorben sei und er nun Witwer sei.
Daraufhin rief ich an, um mich zu erkundigen. Dabei erfuhr ich, dass Helga im Alter von 31 Jahren heimgegangen war. Diese Nachricht erschütterte mich sehr. Ich war zu dieser Zeit im Fränkischen und wusste, dass sie zwei Kinder hatte. Ich drückte meine Anteilnahme aus.
Kurze Zeit später schrieb mir der Witwer einen Zettel mit den Worten, die seine sterbende Tochter, die 31-jährige Mutter von zwei Kindern, gerade in den Adventstagen verfasst hatte. Sie wusste, dass ihre Zeit nur noch kurz war, bis der Herr sie heimholen würde. Ich konnte kaum fassen, wie jemand so etwas schreiben kann. Denn jeder Mensch hat die natürliche Sehnsucht, so lange wie möglich zu leben – erst recht eine Mutter mit ihren Kindern.
Sie schrieb: „Das ist nicht der Tod, sondern Herrlichkeit. Es ist kein Dunkel, sondern Licht. Es ist kein Stolpern, kein Tasten oder Verharren, sondern Sehen. Es ist kein Kummer, sondern das Wegwischen meiner letzten Träne. Das ist Sonnenaufgang, der Morgen meines ewigen Tages. Es ist nicht einmal Beten, sondern Reden von Angesicht zu Angesicht, ein Zuhören und Schauen der Wunder seiner Gnade. Es ist das Ende des Bittens um Kraft, meine Schmerzen zu ertragen. Nicht einmal die dunklen Erinnerungen an den Schmerz werden wieder aufleben. Ich habe dieses Erdenleben ertragen, um Jesus gegenüberzustehen, dem Einen, der mich gesucht, errettet und durch seine Gnade erhalten hat. Mein größter Wunsch ist es, dass noch viele Jesus persönlich begegnen und ihm ihr Leben geben.“
Sie fügte hinzu: „Sehen Sie, das macht der Heilige Geist. Das können Sie sonst gar nicht verstehen. Und Sie brauchen jetzt nicht bloß sagen, das sei ein Wunder. Der Herr Jesus will Ihnen seinen Geist geben, damit Sie durchblicken können durch das Grauen. Das ist für uns alle schwer. Wir brauchen auch Seelsorger und Freunde, die uns entscheidend helfen, auch über diese letzte Schwelle hinüberzugehen.“
Glaubensheiterkeit und der Heimgang zur Herrlichkeit
In dem rasenden Getümmel gib uns Glaubensheiterkeit! Diese Formulierung von Spita brauchen wir.
Dann denken wir an den Heimgang vieler lieber Menschen in Afrika. Dort machen sie aus der Beerdigung oft einen Jubeltrausch. Sie holen Trompeten, lachen und singen. Einer ist wieder durch und hat es geschafft – er ist heimgegangen zur Herrlichkeit.
Wir haben einen komischen Trauerritus. Ich denke, es wird einen großen Eindruck machen, wenn wir den Mut haben, uns auch da zu unterscheiden. In Afrika sagen sie: "He was promoted to glory" – er wurde zur höchsten Ehre befördert.
"He was promoted to glory" – der Wunderbare! Auch wir sagen mit dem Wort Heimgang etwas Schönes: nach Hause gehen.
Wir wollen beten: Lieber Herr, hilf uns auch jetzt, dass wir nicht vor dem Tod stehenbleiben und die Macht des Todes anbeten. Du hast ihn am Ostermorgen schon durchbrochen, erschüttert und seine Macht genommen. Er kann uns noch ängstigen, aber nicht mehr wirklich, weil wir wissen, dass du lebst.
Wir wollen unseren Blick immer mehr auf dich fixieren, den lebendigen und auferstandenen Herrn. Ganz herzlichen Dank, dass du das wahr machst – so wie unzählige vor uns. Du schenkst uns diese Gewissheit und Freude des Glaubens. Das ist nicht unser Werk. Unser Glaube ist nicht einmal unser Werk, sondern eine Frucht deines Geistes.
Wir brauchen deine Erleuchtung, damit du uns fest und gewiss machst. Amen.
Gemeinsames Singen als Ausdruck des Glaubens
Und nun singen wir noch das Lied 376: Bei dir, Jesu, will ich bleiben. Dort steht dieser schöne Vers, dass ich fröhlich hinüberziehe, so wie man in die Heimat reist.
Zunächst singen wir jedoch die ersten Verse von Lied 376: Wieder ein Fisch in Italien.
