Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 318: Mission als Herausforderung, Teil 9
Einführung in das Thema Gefühle und ihre Bewertung
Bevor wir in der nächsten Episode mit Matthäus 10 weitermachen, möchte ich noch das Thema Gefühle aus der letzten Episode abschließen.
Ich hatte gesagt, dass die Gefühle, die wir in einer bestimmten Situation empfinden, wesentlich davon abhängen, wie wir diese Situation bewerten. Vereinfacht ausgedrückt kann man sich ein Stück weit aussuchen, was man in einer bestimmten Situation fühlen will.
Ein ganz einfaches Beispiel: Wenn meine Frau mich bittet, den Müll runterzubringen, dann kann ich mich ärgern, weil dieser unangenehme Job wieder an mir hängen bleibt, insbesondere weil ich ja von zu Hause aus arbeite. Oder ich freue mich darüber, dass meine Frau mir die Möglichkeit gibt, Liebe zu zeigen, und dass ich so ein bisschen mehr ein Ehemann nach dem Vorbild Jesu werden darf – so, wie Gott es sich wünscht.
Meine Beurteilung einer Situation bestimmt also ganz wesentlich, was ich fühle.
Ein Vorteil vom Bibellesen und Bibelverse auswendig Lernen besteht darin, dass Gott unser Denken prägt. So versorgt er uns mit Ideen, um Situationen im Leben neu und anders als bisher zu bewerten. Diese neue Bewertung ist näher an der Realität.
Wer schon einmal zornig war und sich im Nachhinein gefragt hat, warum er eigentlich so aus der Haut gefahren ist, obwohl es eigentlich gar keinen Grund gab, weiß genau, wovon ich spreche.
Geistliches Leben, vor allem das Heiligungsleben, hat viel damit zu tun, dass wir lernen, unsere Erfahrungen aus Gottes Perspektive zu bewerten.
Das klingt vielleicht sehr theoretisch, aber es ist wichtig, dass wir als Christen begreifen: Nicht jedes Gefühl, das spontan in uns entsteht, ist ein Ausdruck objektiver Wahrheit. Es ist erst einmal nur ein Gefühl – und mehr nicht.
Wir können und sollen als Christen dafür sorgen, dass wir nicht einfach irgendetwas fühlen, sondern das Richtige.
Dabei ist Vorsicht geboten: Auch negative Gefühle wie Zorn, Trauer, Hass oder Verachtung können richtig sein. Wer angesichts mitleidlosen Unrechts nicht zornig wird, ist emotional nicht gesund.
Woher weiß ich das? Weil ich bei Markus davon lese, dass der Herr Jesus in genau einer solchen Situation eine Gruppe von Synagogenbesuchern zornig anblickt (Markus 3,5).
Umgang mit Furcht in Verfolgungszeiten
Aber kommen wir zu dem Gebot, das wir in Verfolgungszeiten halten sollen: Fürchtet euch nun nicht!
Die Gefahr, dass wir uns fürchten, scheint groß zu sein, denn in Matthäus 10 wird dieses Gebot innerhalb von sechs Versen dreimal wiederholt.
Die Frage ist also: Wie helfen uns die drei Punkte, die der Herr Jesus gegen die Furcht ins Feld führt? Wie unterstützen sie uns dabei, unsere Angst in den Griff zu bekommen? Immerhin ist das eigentliche Problem, die Verfolgung, dadurch ja nicht gelöst.
Schauen wir uns die drei Punkte noch einmal kurz an.
Alles wird ans Licht kommen
Punkt eins: Alles, was geschieht, wird ans Licht kommen.
Punkt zwei: Wirkliche Furcht verdient nur Gott.
Punkt drei: Wir sind Gott absolut wichtig. Wenn Gott uns gebietet, dass wir uns nicht fürchten sollen, dann müssen wir die konkrete Situation, die uns Angst macht, lernen, anders zu bewerten. Tun wir das, wird auch unsere Furcht wenigstens teilweise verschwinden.
Punkt eins: Alles wird ans Licht kommen. Jede Ungerechtigkeit wird einmal als solche erkannt und gerichtet werden. Oder noch deutlicher: Gott wird das Böse, das mir angetan wird, einmal rächen.
Wenn ich das verstanden habe, dann kann ich die Menschen, die mich verfolgen und mir Angst einjagen, mit anderen Augen sehen. Sie sind Marionetten eines bösen Systems, dem sie sich freiwillig zur Verfügung stellen. Sie sind Handlanger des Bösen und damit ganz arme Menschen – Menschen ohne Hoffnung auf ewiges Leben. Menschen, die, egal ob Verführer oder Verführte, dem endgültigen Untergang geweiht sind.
Wie wollen sie vor einem allwissenden Richter bestehen, der die Motive ihres Herzens erforscht? Wie soll das gehen? Vor solchen Menschen muss man sich nicht fürchten, man sollte Mitleid mit ihnen haben. Für sie beten, sie segnen und ihnen das Evangelium erklären.
Wenn wir so über unsere Feinde denken, dann bin ich mir sicher, dass die Furcht weniger wird.
Wirkliche Furcht verdient nur Gott
Punkt zwei: Wirkliche Furcht verdient nur Gott. Wer ihn richtig kennt und weiß, wem es zu heiligen und wem es zu dienen gilt, kann dieses Wissen nutzen, um die Furcht vor Menschen zu überwinden.
Ich muss mir nur klar machen, für wen ich kämpfe. Nehemia hat diesen Zusammenhang gut verstanden. Deshalb ermutigt er mutlose Krieger mit den Worten aus Nehemia 4,8: „Und als ich ihre Furcht sah, da machte ich mich auf und sagte zu den Edlen und zu den Vorstehern und zum Rest des Volkes: Fürchtet euch nicht vor ihnen! An den Herrn denkt, den großen und furchtbaren, und kämpft für eure Brüder, eure Söhne und eure Töchter, eure Frauen und eure Häuser.“
Es gibt diesen großen und furchtbaren Gott, und ihm gehört mein Leben. Wenn der Herr der Heerscharen wirklich mein Gott ist und mich als seinen Botschafter losschickt, um ein Zeuge der Wahrheit zu sein, dann will ich ihn auf keinen Fall enttäuschen – nicht diesen Gott.
Mögen meine Feinde sich mit ihm anlegen, ich will das nicht. Das ist absolut wichtig.
Wir sind Gott absolut wichtig
Das ist genau das, was Verfolgung erreichen will. Sie möchte uns einreden, dass Gott sich nicht um uns kümmert und dass wir ihm egal sind. Denn wenn er sich wirklich kümmern würde, dann würde es uns besser gehen.
Aber was wäre, wenn ich in den Momenten, in denen Menschen mich anfeinden und ich mich allein und auch ein bisschen verlassen fühle, anfangen würde, die Wahrheit zu denken? Eine Wahrheit, die frei macht – auch von Furcht? Wenn ich mich traute, diese Wahrheit zu denken und vielleicht sogar meinem Vater im Himmel dafür zu danken, dass er mich sieht und kennt, dass er da ist und mir in jedem Moment genau der ist, zu dem Hagar in größter Not sagt: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“
Wie tröstlich ist es zu wissen, dass Gott mich sieht! Es mag sein, dass er mich nicht rettet, aber sein Trost ist da. Es mag auch sein, dass ich leiden muss, weil es sein Wille ist, dass ich leide. Aber er lässt mich nicht allein, sondern will mit mir durch das Leid gehen. Ich leide nicht, weil er mich vergessen hat.
In Matthäus 10,29 heißt es: „Werden nicht zwei Sperlinge für eine Münze verkauft, und nicht einer von ihnen wird auf die Erde fallen ohne euren Vater?“ Das Bild ist interessant: Vögel, die auf die Erde fallen, sind hilflos. Christen in Verfolgung sind es oft auch.
„Fürchte dich, denn da ist niemand, der dir jetzt noch helfen kann.“ Das ist falsch, ganz falsch. Mein Vater ist da, er sieht mich, er weiß, wie es mir geht. Ich bin ihm wichtig – das ist die Realität.
Wir sind aktuell nicht oder nur sehr wenig mit Verfolgung konfrontiert. Aber wenn sie kommt und mit ihr die Furcht, dann hoffe ich, dass wir diese Furcht besiegen werden. Und zwar, indem wir ihr drei Wahrheiten entgegenhalten. Drei Wahrheiten, die uns helfen, angstmachende Situationen neu zu bewerten.
Erstens: Gott deckt alles auf, was passiert, und wehe denen, die sich an uns vergehen.
Zweitens: Gott ist Richter, und ich tue gut daran, nie zu vergessen, dass er auch mich beurteilt.
Drittens: Gott mag mich, und ich bin in seinen Augen unglaublich wertvoll.
Wenn er mir Schwierigkeiten zumutet, wie kann ich dann glauben, dass es dafür keinen guten Grund gibt?
Abschluss und praktische Anwendung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest noch einmal das Konzept durchdenken, wonach wir durch die Bewertung einer Situation darüber entscheiden, was wir fühlen.
Wie könntest du dieses Prinzip heute gewinnbringend in deinem Leben umsetzen?
Das war's für heute. Wenn du ihn noch nicht kennst, schau mal bei meinem YouTube-Kanal vorbei.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
