Einführung in das Thema der Versöhnung durch Christus
Zweiter Korinther 5, das ist Seite 216 in Ihren Bibeln, Zweiter Korinther 5, die Verse 19 bis 21.
In diesem Kapitel spricht Paulus vom Sterben, vom Zerbrechen unseres Leibes. Dann erwähnt er in Vers 10, dass wir alle vor dem Richterstuhl Christi stehen werden. Er betont, dass Gott zu fürchten ist.
Anschließend erzählt er von dem großen Wunder der Erlösungstat Jesu am Kreuz und wie diese Tat unser Leben völlig verändert. Wer in Christus ist, ist eine ganz neue Schöpfung, ein völlig umgewandelter Mensch.
Im Vers 19 heißt es: Gott war in Christus. Jesus ist nicht nur ein normaler Mensch; Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst. Er rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet.
So sind wir nun Botschafter an der Stelle Christi, an Christi statt, denn Gott vermahnt durch uns. Deshalb bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!
Denn Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.
Die Bedeutung des Karfreitags und die menschliche Reaktion
Was passiert da eigentlich an diesem Karfreitag? Grausames, Scheußliches. Mit welcher Leidenschaft quälen und foltern sie Jesus, wenn sie die Nägel durch seine Hände schlagen.
Immer wieder, wenn man davon hört, schüttelt man den Kopf. Man versteht es nicht. Was ist das für eine fanatisierte Masse, die da gegen Jesus tobt, brüllt, spottet und höhnt? Die anderen stehen dabei und freuen sich. Sie stiften noch an. So viel Gemeinheit, so viel Böses und ein so maßloses Unrecht geschieht da.
Da wird der zu Tode gemartert, der doch bloß Liebe war und Menschen in Not geholfen hat. Was ist das für ein Unrecht! Und die einen würfeln da unterm Kreuz, nur noch interessiert an diesem Fetzen Stoff und wer ihn bekommt.
Für viele Menschen heute unter uns ist der Karfreitag ein Mahnmal. Sicher wird er auch von vielen Kanzeln so vertreten, dass Leute sagen: Wir müssen gegen das Unrecht protestieren. Wir müssen Stellung nehmen gegen die Quälung unschuldiger Opfer. Und wir müssen heute die Welt kritisch beobachten, wo so etwas geschieht. Wir müssen für die Menschenrechte eintreten.
Ein Mahnmal – das stimmt uns traurig. Was für ein Mahnmal ist es? Ein Mahnmal der Unmenschlichkeit oder ein Mahnmal der Menschlichkeit? So sind Menschen. Oder waren das bloß die damals? Oder ist das unsere Art, die wir tragen?
Die biblische Perspektive auf das Kreuz und die Versöhnung
Wir müssen nur aufpassen: In der Bibel steht nirgendwo etwas davon, dass der Karfreitag ein Mahnmal sein soll oder gar ein Protest gegen irgendein Unrecht. Sie können die Bibel von vorne bis hinten durchlesen, und Sie werden keine Stelle finden, die so etwas rechtfertigt.
Nirgendwo findet sich in der Bibel ein solcher Ton. Es gibt keine Anklage, weder gegen die Römer noch gegen die Juden, weder gegen die Schriftgelehrten noch gegen die Soldaten. Es wäre sogar eine Verfälschung der Kreuzesbotschaft und des Berichts vom Karfreitag, wenn man so etwas behaupten würde. Denn dort liegt keine Trauer darüber, und auch keine Betroffenheit in der Art, wie sie heute oft in politischen Anklagen zum Ausdruck kommt.
Wenn Christen von diesem Geschehen gesprochen haben, dann war es für sie eine Ermutigung, eine Freude und eine enorme Zuversicht. Wir dürfen nicht bei dieser Fehldeutung stehen bleiben, auch wenn Sie heute im Radio, im Fernsehen oder in der Zeitung eine tiefsinnige Betrachtung hören oder lesen. Das stimmt mit der Bibel absolut nicht überein.
In der Bibel hat das, was an diesem Karfreitag geschieht, eine ganz andere Bedeutung. Das Kreuz ist ein Siegeszeichen. Das Kreuz ist ein Zeichen der enorm großen Liebe Gottes zu uns. Es ist ein Trost in der großen Trauer und Hoffnungslosigkeit der Welt.
Gottes Handeln inmitten menschlicher Bosheit
Jetzt muss ich erklären, warum das so ist. In diesem ganzen Geschehen handelt Gott. Ja, wo handelt Gott? Wir sehen doch, was Menschen tun. Im gesamten Karfreitagsgeschehen ist es erschütternd zu erkennen, was Menschen in ihrer Bosheit und Leidenschaft Schreckliches tun können. Sie sind dazu fähig.
Aber warum haben sie es eigentlich getan? Warum sind sie auf Jesus losgegangen? Was hat Jesus ihnen Böses getan? Wissen Sie warum? Wissen Sie, warum heute Menschen leidenschaftlich hassend reagieren, wenn wir von Jesus sprechen?
Der Grund liegt darin, dass eine Wunde in unserem Leben angerührt wird. Bei den Menschen damals war es genauso, und in unserem Leben ist es nicht anders. Da ist eine Wunde angerührt, und Jesus hat sie getroffen. Warum? Weil Jesus die Menschen auf ihre Schuld anspricht, auf ihre Versäumnisse vor Gott, auf ihre Sünde.
Wie reagieren wir darauf? Wir sagen: „Ich habe mir doch nichts vorzuwerfen, ich bin doch in Ordnung, ich bin ein rechtschaffener Mensch.“ Der Hass gegen Jesus hat seine Ursache darin, dass wir sagen: „Weg mit ihm, wir wollen ihn nicht mehr hören! Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn! Was hat er denn Übles getan? Weg mit ihm! Ich möchte meine Freiheit, ich möchte meine Ruhe haben.“
Sie können sich selbst prüfen, wenn Sie im Neuen Testament lesen, wie die Worte Jesu immer wieder in das Gewissen bohren. Das ist eine unangenehme Sache. Schon die Propheten des Alten Testaments haben immer wieder aufgedeckt, wo wir Gott den Gehorsam aufkündigen und unser Leben nach eigenen, egoistischen und selbstsüchtigen Maßstäben ausrichten.
Darum tobt diese Leidenschaft und Rebellion gegen Gott am Körper Jesu aus. Früher, wenn Jesus gepredigt hat, war es ganz einfach: Man konnte weglaufen und sagen, „Jetzt machen wir wieder etwas anderes, wir wollen nicht mehr länger hören.“ Aber jetzt, am Kreuz, wird die Rebellion offenkundig.
Sie müssen immer wissen, dass die gleiche Rebellion gegen Gott auch in meinem Herzen wohnt. Es gibt keinen Menschen auf der Welt, wirklich keinen, kein Kind, das geboren wird, das nicht diese Rebellion gegen Gott in seinem Herzen trägt. Sie ist so tief in uns verwurzelt, dass wir spätestens mit 14 oder 15 Jahren als junge Leute sagen: „Ich möchte jetzt mein Leben selbst gestalten, und ich will nichts mehr hören.“ Dann wird die Konfirmation egal, und man will nichts mehr vom Wort Gottes hören.
Oft ist dieses Davonlaufen, dieses Nein-Sagen zu Jesus so leidenschaftlich.
Gottes Liebe und Vergebung am Kreuz
Und was macht Gott? Ich weiß, dass dies heute die Hauptfrage ist, die unsere Generation immer wieder stellt: Wo ist Gott? Wo ist Gottes Gerechtigkeit oder wo ist Gottes Liebe?
Ich weiß nicht, das hört man ja bis zum Überdruss heute: Wo ist Gottes Liebe in den Katastrophen, in den KZ und in den Vernichtungslagern, in den Kriegen? Wo ist Gottes Liebe?
Jetzt schauen Sie mal auf das Geschehen am Karfreitag. Wo ist Gott? Gott war in Christus, auf dem Höhepunkt der Rebellion, der Sünde gegen ihn. Und was tut Gott? Keine Protestversammlung, keine Hohnworte gegen Menschen, kein Blitz, der Menschen vernichtet. Stattdessen spricht dieser sterbende Leichnam Jesu noch in den Todesqualen: Vater, vergib! Du musst doch eine Vergebung schaffen für diese maßlose Schuld des Menschengeschlechtes.
Und dann wissen Sie, was die schlimmste Sünde ist. Die schlimmste Sünde ist, sich gegen Gott aufzulehnen, sich die Ohren zuzuhalten und ungehorsam gegen Gott Sucht wuchern zu lassen. Und Gott vollbringt auf dem Höhepunkt der Rebellion eine Versöhnungstat. Verstehe, wer es will, verstehe, wer es will! Das ist das Kreuz Jesu.
Also, wenn Sie da nicht hineindringen, sind Sie kein Christ. Das Zentrum unseres Glaubens, das Zentrum des Evangeliums ist: So sehr hat Gott diese Welt geliebt – eine hassende, eine spottende, eine sich gegen Gott auflehnende Welt –, so sehr, dass er seinen eigenen Sohn dahingab zu einer Versöhnung. Versöhnung für deine Sünden, die dich anklagen.
Er hat unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet.
Die Herausforderung der Vergebung und die Botschaft der Versöhnung
Ich möchte genau das sagen: Das Wort von der Vergebung – ist das überhaupt möglich? Ich verstehe es nicht. Ich weiß, wie oft ich darüber gepredigt habe, und trotzdem kann ich es nicht ganz fassen. Ist es wirklich möglich, dass all die schmutzigen und abscheulichen Dinge meines Lebens, über die ich jetzt gar nicht sprechen möchte, von Gott einfach weggewischt und ausgelöscht werden? Die Handschrift ist zerrissen, die Zahlung ist vollbracht.
Geht das wirklich, dass Jesus das für mich erleiden kann? Gott müsste mich doch in die Hölle verstoßen – das hätte ich verdient! Und dann macht Gott aus dem Sterben Jesu keine Anklage gegen die Menschheit, keinen Protest. Stattdessen kommt das Wort von der Versöhnung: Kommt her! Wenn eure Sünden auch blutrot wären, um Jesu willen will ich sie euch vergeben.
Keine Liebe, die so groß ist, gibt es in der Welt wie die Liebe Gottes, die ihr am Kreuz im Sterben seines Sohnes erwiesen hat. In dem Augenblick, als die ganze Welt rebelliert, verstehen Sie, dass in dieser Rebellion auch meine Sünde mitschwingt, die Jesus quält und foltert? Und diese Liebe gilt gerade den Feinden, gerade den Hassern.
Gott hat unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet. Gott handelt in diesem grausamen Geschehen. Gott ist da, mittendrin, und handelt.
Die Berufung der Christen als Botschafter der Versöhnung
Jetzt sieht man noch etwas: Er hat uns zu Botschaftern dieser Versöhnung eingesetzt. Sie wissen doch, was ein Botschafter ist.
Es geht nicht nur darum, dass er im schicken Mercedes herumfahren darf. Das Schwierige am Botschaftersein ist, dass es gar nicht darauf ankommt, was er selbst denkt. Botschafter sind ja keine dummen Leute, aber sie müssen genau aufpassen, welche Auflagen ihnen das Auswärtige Amt oder das Außenministerium mitgibt.
Der amerikanische Botschafter in Peking kann nicht einfach sagen: „Jetzt habe ich hier meine eigenen Ideen, und die möchte ich verwirklichen.“ Stattdessen bekommt er von seiner Regierung genau die Vorgabe, welche Politik er in Peking vertreten soll.
So musste auch der Botschafter der Regierung Deutemann handeln. Das ist ein mutiger Mann. Er muss sich nicht an seine Umgebung anpassen, sondern zieht fröhlich seine Flagge hoch und sagt: „Ich gehöre zum exterritorialen Gebiet, ich gehöre zu den Vereinigten Staaten.“ Auch wenn er mitten in China lebt, vertritt er hier die Interessen seines Heimatlandes.
Wenn Gott uns zu Botschaftern einsetzt – das Wort finde ich ganz toll, weil es ein modernes Wort ist, das wir verstehen –, dann ist es ein unglaubliches Verbrechen, was Christen immer wieder tun: Sie reden darüber, wie sie die große Tat Gottes am Kreuz umdeuten, modern anpassen oder verständlich machen wollen.
Sie meinen, das sei doch ganz nett gemeint. Aber ein Botschafter hat zu vertreten, was der Auftrag ist. Und wir sind Botschafter. An der Stelle Christi heißt das hier: Im Auftrag von Christus sind wir da.
Zu was hat uns Christus in diese Welt gestellt? Warum leben Sie in einer gottlosen Umgebung? Warum leben Sie in Ihrer Familie oder unter Ihren Arbeitskollegen? Weil Sie ein Botschafter Christi sind.
Sie brauchen sich nicht zu genieren. Sie dürfen fröhlich Ihre Flagge hochziehen und sagen: „Ich gehöre zu Christus.“ Da brauchen Sie sich nicht zu schämen, auch wenn Sie in einer feindlichen Umgebung leben.
Aber Christus mahnt durch uns.
Die persönliche Verantwortung zur Versöhnung mit Gott
Jetzt muss ich Ihnen gestehen, dass ich bei der Predigtvorbereitung darunter gelitten habe, wie oft ich an Ihnen schuldig geworden bin.
Ich habe es nie getan, ich habe es nie geschafft, wenn ich Menschen besucht habe, ihnen zu sagen: Das Wichtigste meines Kommens ist, bringen Sie Ihr Leben mit Gott in Ordnung, bevor Sie im Gericht stehen. Das wäre meine Aufgabe gewesen.
Stattdessen haben wir vielleicht gesagt: Gott hat dich lieb. Dabei haben wir versäumt, auch zur Versöhnung aufzurufen: Lass dich mit Gott versöhnen!
Aber jetzt kann ich das ja nachholen, wenigstens was Sie betrifft. Ich will Sie einfach fragen: Haben Sie Ihr Leben ganz mit Gott in Ordnung gebracht? Oder haben Sie ganze Stücke noch nicht mit Gott versöhnt – Ihr Eheleben, Ihre Berufssachen, Ihre Beziehungen? Sind diese unter dem Ja Gottes geordnet, so dass Sie sagen können: Gott kann alles überprüfen, es ist alles klar bis ins Letzte hinein?
Wir haben gerade das Lied von Adam Thebesius gesungen, der viel Schweres erlebt hat – im Tod seiner Kinder, seiner Frau und durch schwere Gichtkrankheit. Aber was mich an diesem Mann immer beeindruckt, ist: Er hat jeden Abend gesagt, er gehe nicht zu Bett, bevor er alles, was an diesem Tag nicht recht war, mit Gott in Ordnung gebracht hat.
Das heißt ja in einem Abendlied so schön: Ein versöhntes Gewissen sei mein Ruhekissen, drum vergib die Schuld.
Jetzt wollen wir es heute am Karfreitag verstehen, dass es darum geht: Ich möchte mein Leben mit Gott in Ordnung bringen, weil das das Wichtigste ist. Dafür ist Jesus gestorben.
Die Wirkung der Versöhnung im Leben der Gläubigen
Und was geschieht denn in diesem Versöhnungshandeln Gottes? Gott macht die Gottlosen gerecht. Es sind Menschen, die gegen Gott gehandelt haben und sich in all den Ordnungen Gottes versündigt haben. Doch sie werden gerecht und versöhnt, dort wo sie die Vergebung Jesu jetzt und hier in Anspruch nehmen. So sind sie versöhnt.
Was bedeutet das? Ich bin ein Eigentum Gottes, ich bin angenommen. Ich weiß, Gott hat mich lieb. Und nun gelten all die herrlichen Trostworte und Segensworte: Fürchte dich nicht, ich bin mit dir.
Es ist eine unglaubliche Vollmacht, die Christen haben, anderen Sünden zu vergeben. Haben Sie das schon einmal wahrgenommen? Jeder Mensch hat seine Eigenheiten. Ich habe meine, wenn ich mit Ihnen das Abendmahl feiere. Ich möchte nie sagen, dass ich Ihnen nun die Vergebung zuspreche als berufener Diener der Kirche Christi. So heißt es dort, weil sonst jemand meinen könnte, nur die Kirche könne Sünden vergeben. Das stimmt nicht.
Wer darf denn Sünden vergeben? Jesus hat seine Jünger, die ihm nachfolgen, ermächtigt, anderen Sünden zu vergeben. Nicht nur Petrus hat die Schlüssel zum Himmelreich – das ist ein Missverständnis. Sie kennen doch die Bilder, auf denen Petrus mit dem Himmelsschlüssel dargestellt wird.
Sie haben den Himmelsschlüssel für viele Ihrer Freunde und Bekannten. So etwas Herrliches! In meinem Amtszimmer sind manche niedergekniet, und ich durfte ihnen die Hände auflegen und sagen: „Vergeben in Jesu Namen“ – und es wird nie mehr vorgeholt.
Das dürfen Sie genauso tun in Ihrer Wohnstube, wenn jemand kommt und sagt: „Mich beschäftigt das, ich werde damit nicht mehr fertig in meinem Leben.“ Sie sind in dieses Amt eingesetzt als Botschafter der Gnade Gottes.
Die Bedeutung der Versöhnung in der heutigen Kirche und Gesellschaft
Es ist heute tragisch, dass in vielen christlichen Kirchen kaum noch bekannt ist, dass der höchste Dienst die Versöhnung ist. Wenn man über Versöhnung spricht, hört man oft, dass die Kirche den Auftrag hat, in politischen Spannungen zu versöhnen. Dabei sind die Kirchen darin genauso hilflos.
Man weiß doch, dass es auch in den Kirchengemeinden Spannungen und Zwänge gibt. Wie soll man da versöhnen? Auch wir sind nicht besser als andere Menschen. Aber wir haben das Amt, mit Gott zu versöhnen, Menschen aus der Gottesferne zu Gott zurückzubringen. Dabei geschieht eine enorme Wende im Leben. Dieses Amt müssen wir wahrnehmen, und das ist so wichtig.
Heute sagen viele Verkündiger: „Der moderne Mensch will gar nichts wissen von seiner Sünde und Schuld.“ Doch wer ist dieser moderne Mensch überhaupt? Ich habe ihn in der beschriebenen Form noch nie getroffen. Schon seit Adam leugnet der Mensch seine Schuld. Er sagt: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“ Er will selbst damit fertig werden, trotzt und behauptet, er habe recht, und dass die Verhältnisse schuld seien.
Hier in Stuttgart lebte der Psychologe Dr. Affemann, der uns immer darauf hingewiesen hat: Im Unterbewusstsein eines jeden Menschen ist der Schrei nach Vergebung sehr groß. Das Wissen, dass von irgendwoher eine Sühne kommen muss, ist tief verankert. Dieses Unvermögen, sich selbst eine Sühne zu schaffen, ist Ursache unzähliger seelischer Erkrankungen – nicht aller, aber vieler.
Das Evangelium ist die befreiende Botschaft. Wenn wir den Menschen diese Botschaft vorenthalten und stattdessen über alles Mögliche im Christentum reden, verfehlen wir das Wichtigste. Als Botschafter haben wir den Auftrag, vom Ernst des göttlichen Gerichts zu sprechen. Wir müssen verkündigen, dass in Jesus eine Sühne geschaffen ist. Wer an Jesus glaubt, empfängt Befreiung.
Die Kraft der Passionsgeschichte für die Bekehrung
Wenn Sie wissen wollen, wie Menschen in der Welt überhaupt Christen geworden sind, ist das sehr interessant. Gerade beschäftigt uns das heute, weil bei uns so viel Unglauben herrscht. Wie kann man Menschen zu Christen machen? Wie funktioniert das überhaupt? Das ist das Problem.
Sie können alle Missionsbücher durchlesen, die Sie wollen – aber noch nie ist ein Mensch Christ geworden, weil man ihm von Sittlichkeit erzählt hat. „Du sollst nicht stehlen, du sollst nicht lügen“ und so weiter. Die Leute lachen einen nur aus und sagen: „Mach es doch selber, du bringst es ja nicht fertig.“
Wie sind Menschen also zu Christen geworden? Immer nur, indem sie die Passionsgeschichte begriffen haben: Jesus starb für mich. Lesen Sie die Geschichten von den alten Missionaren oder in Afrika, im Kongo, wo Gemeinden Jesu entstanden sind.
Und das ist meine Sorge: Ist das bei uns in Europa, in Deutschland, noch so? Deshalb gibt es so viel Unglauben.
Wenn wir evangelisieren oder anderen Menschen das Evangelium nahebringen wollen, dürfen wir alles machen. Wir können moderne Musik einsetzen, was immer wir wollen. Aber der entscheidende Punkt ist: Erzählen wir den Menschen das, was wir selbst im Kreuz Jesu gefunden haben? Dort ist die Liebe Gottes greifbar, dort werden Menschen mit Gott versöhnt – nirgendwo sonst, nirgendwo sonst!
Die Kirche hat kein Recht, Sünden zu vergeben. Das ist keine Organisationsfrage, sondern Jesus vergibt die Sünden. Jeder, der an Jesus glaubt, ist ein Botschafter der Versöhnung. So sendet uns Jesus in die Welt hinaus.
Nur das ist die Botschaft, die heute Menschen bekehrt. Wir sind Botschafter an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!
Aufforderung zur persönlichen Umkehr und Erneuerung
Ich möchte aus diesem Karfreitag etwas ganz Neues für meinen Dienst mitnehmen: Ich soll die Menschen auffordern, ihr Leben in Ordnung zu bringen.
Verschiebe es nicht bis zu deiner Todesstunde. Wer weiß, ob du noch Zeit hast? Bring dein Leben heute mit Gott in Ordnung und freue dich, wenn alles vergeben ist.
Die Verwandlung durch die Gerechtigkeit Christi
Noch ein letztes Mal geschieht eine ganz große Veränderung. Heute sind wir oft süchtig nach Taten. Doch was kommt wirklich daraus? Es kommt enorm viel heraus. Am Ende geht es darum, dass wir in Jesus Gerechtigkeit erfahren und gerechte Menschen werden.
Wenn ein Mensch einmal von seiner alten, bösen Art losgelöst ist, weiß er selbst, was für eine Befreiung das bedeutet. So war es zu allen Zeiten, wenn Menschen sich bekehrt haben. Es ist beeindruckend, dass aus einem Saulus ein Paulus wird – dass Menschen sich völlig verändern können.
Menschen, die voller Hass und Bitterkeit waren, können voller Liebe werden, weil Christus in seiner Gerechtigkeit in uns wirken kann. Davon spricht das Kreuz: Es ist ein Hoffnungszeichen für die Welt, eine Ermutigung. Niemand ist so schlecht, niemand ist so tief gefallen, niemand ist so weit weg, dass Jesus ihn nicht jetzt verändern und erneuern könnte.
Zeugnis aus der Mission und die Kraft der Liebe Jesu
Einer von Ihnen hat mir einen Freundesbrief in den Briefkasten geworfen. Er stammt von seinem Schwagerssohn, dem Missionar Werner Janke aus Indonesien. Ich lese solche Briefe immer gerne. Darin erzählt er, dass er in Bandung, Indonesien, ist. Diesen Brief habe ich gestern Abend zufällig in die Hand bekommen.
In Tassik, einem Ort in Indonesien, gab es viele radikale Moslems. Dort haben sie über hundert chinesische Geschäfte niedergebrannt und mehrere Kirchen zerstört. Es ist gelungen, die Anführerin dieser Gruppe von zweitausend radikalen Moslems gefangen zu nehmen und vor Gericht zu stellen.
Vor Gericht mussten die Christen aussagen. Es wurde gefragt, ob die Frau wirklich die Anführerin war und ähnliches. Einer der Zeugen sagte unter anderem, dass sie nicht wollen, dass diese Frau bestraft wird. Sie haben sie im Gefängnis besucht und wünschen sich nur, dass sie die Liebe Jesu erfährt – das Botschaft der Versöhnung.
Wenn es gelingt, dass die Liebe Jesu sie bewegt, dann können wir Gerechtigkeit und das neue Leben darstellen, das Jesus bei uns will. Das ist wunderbar und enorm.
Schlusswort: Die Kraft der Buße und Vergebung
Ludwig Hofacker schrieb einmal an einen Freund von den vielen Menschen, die zu seinen Predigten kommen. Er sagte: „Ich predige, was ich selbst brauche – Buße und Vergebung der Sünden. Ich predige nur Jesus, den Gekreuzigten. Das zieht, das zieht.“
Das ist heute nicht anders. Es ist wie am ersten Schöpfungstag. Gott will heute in Ihrem Leben etwas ganz, ganz Neues beginnen. Er will das Alte wegnehmen.
Er will bei Ihnen wahrmachen, dass jemand in Christus eine ganz neue Kreatur ist. Das Alte ist vergangen, alles ist neu geworden.
Er will Sie zu seinem Freund machen und in Ihrem Leben machtvoll wirken. Amen!
