Einführung in das Thema Handauflegung
Das Auflegen von Händen – fünf wichtige theologische Aspekte, die dich im Glauben wachsen lassen, praktisch für deinen geistlichen Impuls des Tages.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um das Einsetzen in einen Dienst. Das Auflegen von Händen ist ein merkwürdiges Thema. Einerseits gehört es zu den Grundlagen des Glaubens, andererseits ist es ein eher unbekanntes Thema, mit dem viele Christen wenig bis gar nichts anzufangen wissen.
Was wissen wir bereits? Das Auflegen von Händen ist Ausdruck einer Beziehung. Handauflegen ist nicht magisch. Es geht also nicht darum, dass durch meine Hände Kraft fließt.
Aber auch wenn das Auflegen von Händen nichts Magisches an sich hat, so ist es doch etwas – nämlich ein Ausdruck von Identifikation. Ich mache mich ganz bewusst eins mit einer Person. Ich schaffe Nähe, ganz bewusste Nähe. Damit wird Handauflegung zu einem sichtbaren Ausdruck von Gemeinschaft. Und das erscheint mir heute wieder extrem wichtig.
Gesellschaftlicher Kontext und Bedeutung von Gemeinschaft
Ein Einschub: Lasst mich euch kurz die Lonely Crowds vorstellen. Wenn wir uns damit beschäftigen, wie diese Welt tickt, in der wir leben, dann sind wir im Zeitalter der Authentizität angekommen. Wir leben in einer Welt, in der die größte Sünde darin besteht, so zu sein wie alle anderen.
Das Mantra der westlichen Welt lautet: Du musst dein unnachahmliches, einzigartiges Leben führen. Das Leben, das dir entspricht – sei authentisch du selbst. Du musst deine Musik finden, dein Tattoo, deine Einstellung zur Politik, deinen Traumurlaub, deinen Guru – alles maßgeschneidert von dir ausgewählt aus unendlich vielen Möglichkeiten.
Lebe deinen Traum, mit Betonung auf deinen, und lebe ihn in einer klaren Abgrenzung zu allen anderen. Es ist deine Sicht auf die Dinge, und es sind deine Vorlieben, auf die es ankommt. Lass dir da bloß nicht reinreden. Du bist das Maß aller Dinge, und nur wenn du es auch wirklich bist, kannst du dein Glück finden – auch das natürlich maßgeschneidert. Sarkasmus Ende.
Was dieses Zeitalter eines expressiven, das heißt sich nach außen hin darstellenden Individualismus produziert, sind sogenannte Lonely Crowds. Man trifft sich in der Menge, aber man bleibt bei sich – Einsamkeit in der Masse.
Wer sich bekehrt und aus einer solchen Gesellschaft kommt, in der er nie echte Gemeinschaft erfahren hat, der weiß nicht, was die Bibel mit Gemeinschaft meint. An genau der Stelle wird das Handauflegen als Ritus plötzlich total wichtig, weil es Nähe und Interesse und eine bewusste Beschäftigung mit der Schwester und dem Bruder in der Gemeinde bedeutet.
Denn da, wo ich segne oder mich auf andere Weise eins mache, da stehe plötzlich nicht mehr ich mit meinem Glück im Mittelpunkt. Da gestalte ich Gemeinschaft – eine Gemeinschaft der Liebe. Liebe, die entsteht, weil ich mich vom Ich zu einem Wir bekehrt habe.
Handauflegung als Zeichen von Leitungsverantwortung im Alten Testament
Schauen wir uns einen weiteren Bereich an, in dem die Handauflegung eine besondere Rolle spielt. Wir beginnen erneut im Alten Testament, 4. Mose 27,18-23.
Der Herr sprach zu Mose: „Nimm dir Joshua, den Sohn des Nun, einen Mann, in dem der Geist ist, und lege deine Hand auf ihn. Stelle ihn vor den Priester Eleasar und vor die ganze Gemeinde und beauftrage ihn vor ihren Augen. Lege von deiner Würde einen Teil auf ihn, damit die ganze Gemeinde der Söhne Israel ihm gehorcht.“
Mose tat, wie der Herr ihm geboten hatte. Er nahm Joshua, stellte ihn vor den Priester Eleasar und vor die ganze Gemeinde. Dann legte er seine Hände auf ihn und beauftragte ihn, wie der Herr durch Mose geredet hatte.
Hier geht die Leitungsverantwortung von Mose auf Joshua über. Joshua wird der Nachfolger des Mose und führt nach ihm das Volk Israel an. Wer Autorität hat, kann Autorität übertragen, trägt aber auch Verantwortung für das Handauflegen.
Das Auflegen der Hände stellt eine Verbindung zwischen zwei Parteien her. Dabei wird deutlich, dass die empfangende Partei im Auftrag oder im Geist der handauflegenden Partei handelt.
Derjenige, der die Hände auflegt, bringt durch diese Geste sichtbar zum Ausdruck: „Was du tust, ist eine Verlängerung meines Dienstes. Was du tust, fällt auf mich zurück. Ich übernehme für diese Einsetzung die Verantwortung.“ So und...
Handauflegung im Neuen Testament: Diakone und Missionare
Wenn wir die Idee der Weitergabe von Verantwortung im Neuen Testament verfolgen, sehen wir dies zum Beispiel bei den Diakonen.
In Apostelgeschichte 6,5-6 heißt es: „Und die Rede gefiel der ganzen Menge, und sie erwählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, sowie Philippus, Prochorus, Nicanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochia. Diese stellten sie vor die Apostel. Als sie gebetet hatten, legten sie ihnen die Hände auf.“ Damit wurden die Diakone eingesetzt.
Dasselbe sehen wir bei der Aussendung von Missionaren. In Apostelgeschichte 13,1-3 steht: „Es waren aber in Antiochia in der dortigen Gemeinde Propheten und Lehrer: Barnabas, Simeon, genannt Niger, Lucius von Kyrene, Manaen, der mit Herodes dem Vierfürsten aufgezogen worden war, und Paulus. Während sie dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe. Da fasteten und beteten sie, und als sie ihnen die Hände aufgelegt hatten, entließen sie sie.“
Eine solche Einsetzung lässt, wie schon gesagt, beide Parteien Verantwortung übernehmen.
Warnung vor leichtfertiger Einsetzung und Verantwortung der Berufenen
Auf der einen Seite müssen wir darauf achten, dass wir nicht leichtfertig die Falschen in Verantwortung einsetzen. Paulus warnt Timotheus diesbezüglich in 1. Timotheus 5,22, wenn er schreibt: „Die Hände lege niemand schnell auf und habe nicht teil an fremden Sünden, bewahre dich selbst rein.“ Im Kontext geht es um Älteste.
Es liegt also nahe, auch hier an die Einsetzung von Ältesten zu denken, zumal das Thema Leitung im ersten Timotheusbrief sehr präsent ist. In Ephesus gibt es ein Leitungsproblem, und Timotheus muss die richtigen Männer einsetzen, damit die aktuellen Probleme in der Gemeinde nicht noch größer werden. Deshalb die Warnung: „Die Hände lege niemand schnell auf“ – keine überhastete Ältesteneinsetzung.
Wenn der Bewerber nämlich untauglich ist, weil er geistlich noch nicht reif für den Dienst ist, fällt seine Sünde auf den zurück, der ihn eingesetzt hat, der ihm die Hände aufgelegt hat. Das ist die eine Seite.
Natürlich gilt auch das Gegenteil. Paulus erinnert Timotheus daran, dass er den Moment seiner eigenen Einsetzung nicht vergessen soll. In 1. Timotheus 4,14 heißt es: „Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältestenschaft.“
Aus der Tatsache, dass jemand unter Handauflegung eingesetzt wurde, erwächst natürlich auch die Verantwortung, dieser Berufung durch ein hingegebenes Leben gerecht zu werden.
Schlussgedanken und praktische Anregungen
So viel zum Thema Handauflegung und die Einsetzung zum Dienst.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir Gedanken darüber machen, wie wichtig dir gelebte Gemeinschaft ist. Was bist du bereit, dafür zu investieren?
Das war's für heute. Bete heute für die Verantwortlichen deiner Gemeinde. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
