Einführung: Ein persönliches Beispiel zur Glaubwürdigkeit der Botschaft
Ja, viele von euch können es sich wahrscheinlich noch nicht vorstellen, aber es ist ein ausgedachtes Szenario. Sein Sohn ist inzwischen so groß, dass er auszieht und in einer anderen Stadt eine Ausbildung beginnt. Nach vier Wochen hat er eine Wohnung gefunden. Ich meine, das ist eh schon eine Sensation.
Nach vier Wochen kommt er zum ersten Mal wieder fürs Wochenende nach Hause. Die Mama fragt: „Ja, wie ist es? Hast du auch schon eine Gemeinde gefunden?“ Da sagt er: „Ja, gerade letzten Sonntag war ich in der Gemeinde. Es war richtig super, also richtig coole Musik, eine Menge junger Leute. Einige sind gleich auf mich zugekommen, und irgendwie war eine super Atmosphäre. Hat mir total gut gefallen. Ich kann mir vorstellen, dass ich da vielleicht dauerhaft hingehe.“
„Ja, gab es auch eine Predigt?“ – „Ja, es gab auch einen Prediger. Der war auch super, einfach klasse. Er hat wirklich alle mitgenommen, hatte tolle Beispiele und Geschichten. Man konnte ihm richtig gut zuhören.“
„Ja, und was war die Message?“ Jetzt wird es langsam kein Gespräch mehr, sondern ein Verhör. „Also, warte mal, die Message ... da hat sie sich irgendwie nicht so eingeprägt, aber es war cool, also ...“
Wir haben es gerade schon gesehen: Paulus geht in seinem Brief immer mehr in diese Richtung. Um glaubwürdig zu sein, brauchen wir auch eine Botschaft. Eine Botschaft, die irgendwie relevant ist und vor allem auch wahr ist.
Zunächst fliegen wir ein bisschen über die nächsten Abschnitte und kommen gleich zum Inhalt. Aber zunächst gibt Paulus noch einen anderen Punkt, was Glaubwürdigkeit betrifft. Und...
Die Bedeutung des persönlichen Einsatzes für Glaubwürdigkeit
Auf diesen Punkt kommt Paulus in seinem Brief immer wieder zurück. Morgen werden wir ebenfalls noch einmal darauf eingehen. Er sagt: Was unserem Dienst Glaubwürdigkeit verleiht, ist das, was wir investieren. Für uns ist es kein Hobby, das Evangelium zu verkünden. Es kostet uns wirklich etwas.
Es ist nichts, wovon wir materiell profitieren oder wovon wir etwas für uns herausholen. Es geht auch nicht darum, endlich andere Menschen mit unseren charismatischen Predigten zu beeinflussen. Dabei meine ich „charismatisch“ nicht im modernen 21. Jahrhundertsinn, sondern im Sinne von Persönlichkeiten mit einer Ausstrahlung.
Wir könnten also endlich Leute beeinflussen, Menschen hören auf uns, und das gibt uns viel. Paulus sagt jedoch, dass das nicht das ist, was unseren Dienst ausmacht. Es ist nicht so, dass wir daraus Macht ziehen oder unsere Sehnsucht nach Anerkennung ausleben. Wir haben keinen persönlichen Gewinn daraus. Stattdessen kostet es uns etwas.
Wenn ihr einmal mit offenen Augen betrachtet, was wir investieren und was uns das kostet, wird das wahrscheinlich auch euch helfen, unser Engagement und unseren Dienst als glaubwürdig wahrzunehmen. Vergleicht das einmal mit anderen, die bei euch auftreten und Einfluss gewinnen wollen. Schaut, welche Ziele sie verfolgen, was sie investieren und was sie persönlich daraus herausholen. Ihr werdet sehen, wie anders das bei uns ist.
Das ist der Punkt, mit dem Paulus nicht nur diesen Abschnitt beginnt. Wir werden gleich noch einige Verse aus Kapitel 6 lesen. Morgen werden wir ausführlicher auf Kapitel 6 eingehen und auch Kapitel 11 betrachten. An drei Stellen in diesem Brief finden sich Listen darüber, was Paulus und sein Team in ihre Arbeit investiert haben – was sie in Menschen investiert haben.
Heute ist das für uns eher ein Nebenthema, aber morgen wird es zu einem zentraleren Thema.
Der Schatz in zerbrechlichen Gefäßen und die Kraft Gottes
Er beginnt mit dem Satz in Kapitel 4, Vers 7: Diesen Schatz, dieses Leuchten, diese neue Herrlichkeit, die wir verbreiten, tragen wir in Tongefäßen, aus Keramik. Diese sind nicht sehr bruchsicher und auch nicht mit Edelmetall nach außen veredelt.
Damit soll deutlich werden, dass die Überschwänglichkeit der Kraft Gottes entspringt und nicht aus uns selbst.
Wir haben das bereits in Kapitel 12 gesehen, wie Paulus betont, dass es immer wieder darauf ankommt, dass Gott leuchtet. Nicht der Diener, der die Botschaft vermittelt, steht im Mittelpunkt, sondern letztlich Gott selbst. Das wird hier noch einmal hervorgehoben.
Unser Leben ist zerbrechlich. Wir erleben viele schwierige Situationen, viele Dinge, die wir uns nicht wünschen. Paulus sagt nicht, dass wir gerne tauschen oder denselben Weg gehen würden. Aber umso mehr scheint Gott durch uns hindurch. Er gebraucht uns, er verändert uns und dadurch verändert er auch andere Menschen.
Menschen sollen nicht bewundern, wie begabt, überlegen, gut ausgebildet, erfolgreich oder gesellschaftlich anerkannt wir sind. Letztlich sollen sie Gott bewundern. Darauf kommt es an.
Natürlich hat unsere Botschaft trotzdem durch das, was wir investieren, ein gewisses Gewicht. Und das ist gut so.
Die Lebensrealität von Paulus: Bedrängnis und Hoffnung
In allem bedrängt, aber nicht aufsichtslos; in die Enge getrieben, ratlos, aber nicht absolut ratlos; verfolgt, aber nicht im Stich gelassen; niedergeworfen, aber noch nicht umgebracht – so beschreibt Paulus viele Phasen seines Lebens. Es ist das Gefühl, immer am Rand der Existenz zu sein, an den Rand gedrängt, verfolgt, stets an der Kippe, ob es überhaupt weitergehen kann. In die Enge getrieben, aber noch nicht so weit, dass kein Ausweg mehr sichtbar ist.
In 2. Korinther 1 beschreibt Paulus eine Situation, in der er keinen Ausweg mehr sah. Solche Situationen erleben wir oft, wenn es ganz knapp ist, ob es noch einen Ausweg gibt – ratlos, aber eben noch nicht ganz verloren. Wenn man menschlich darüber nachdenkt, wie bedrückend und einengend es ist, ständig bedroht zu sein – ich weiß nicht, ob wir uns das vorstellen können. Menschen mit Verfolgungswahn fühlen sich so, und man lacht in Psychiatrien darüber. Paulus hatte jedoch keinen Verfolgungswahn, seine Bedrohung war real. Er wurde wirklich verfolgt. Doch ständig mit diesem Gefühl der Bedrohung umzugehen, das macht einen fertig.
Paulus sagt, das erleben wir: gedrängt, ratlos, verfolgt, niedergeworfen. Und dann kommt das Gleiche zurück, das ich schon erwähnt habe, noch einmal am Anfang des nächsten großen Abschnittes in Kapitel 6, Vers 4 zusammengefasst: „Wir erweisen uns selbst in allem als Diener Gottes, in vielem Ausharren, in Druck, in Not, in Enge.“ Merkt ihr, es ist wieder Enge – dieses Gefühl der Bedrohung. Es ist eine tolle Sache, wie wir leben. Das ist das, was wir freiwillig aushalten.
Er sagt, es gibt uns ein Dienstgewicht, dass wir das freiwillig tun. „Niedergeworfen, aber noch nicht umgebracht“ haben wir in Vers 9 gelesen. In Kapitel 6, Vers 9 steht: „Als Sterbende und siehe, wir leben; als Gezüchtigte, aber noch nicht getötet.“ Wir hatten schon das Bild von der Arena: Du hast einen übermächtigen Gegner, der dich schon am Boden hat, aber dich noch nicht umgebracht hat. Paulus sagt, das ist sein Lebensgefühl – oft liegt er schon am Boden und ist noch nicht umgebracht worden. Ich weiß nicht, ob ihr euch so ein Leben aussuchen würdet.
In 2. Korinther 4, Vers 10 heißt es noch einmal: „Allezeit das Sterben Jesu im Leib umhertragend.“ Jesus sagt: Paulus hat gelitten und ist gestorben. Früher oder später werden auch wir umgebracht werden. Das ist irgendwie schon in unsere Lebensgeschichte eingeschrieben, in unsere Erfahrung. Es kann nicht immer gut gehen. Irgendwann werden wir als Märtyrer enden – und Paulus hatte Recht, das passiert.
Denn wir, die wir leben, schreibt er in Vers 11: „Werden allezeit dem Tod überliefert um Jesu willen.“ Da ist immer jemand, der uns umbringen will, der unseren Dienst beenden will. Das ist eine Lebenserfahrung. Die Frage, die sich daraus ergibt, ist: Paulus, Silas, Timotheus, warum lebt ihr so extrem? Das ist doch verrückt! Warum setzt ihr euch freiwillig so einem Lebensstil aus?
Es ist ja nicht so, dass ihr in einem Land lebt, das plötzlich in Krieg verwickelt wurde – durch eigene oder fremde Schuld. Auf jeden Fall hat der Einzelne das nicht ausgesucht. Es gibt plötzlich Not und Hunger, und es könnte ständig eine Bombe auf deinen Kopf fallen. Da kannst du nichts dagegen tun. Aber das waren Leute, die hätten etwas dagegen tun können. Sie hätten nach Hause gehen oder den Mund halten können, und die Bedrohung wäre weg gewesen. Das war ja freiwillig.
Paulus ist doch irre, warum lebst du so? Paulus fasste seine Antwort, die im Wissen aus völliger Überzeugung ist, in einem kurzen Statement zusammen, 2. Korinther 4, Vers 13: „Wir glauben, darum reden wir.“ Er sagt: Weil wir das glauben – was unsere Botschaft ist –, darum reden wir. Und darum weichen wir dem nicht aus, dieser Bedrohung, diesem Wissen, dass es uns irgendwann erwischen wird. Wir glauben das wirklich. Das ist für uns nicht einfach eine interessante Idee, wir glauben das wirklich. Und darum hören wir nicht auf zu reden.
Das ist seine kurze Antwort darauf. Eine ausführlichere Antwort steht vorher in Vers 10 bis 12, ich lese das mal vor. Einen Teil haben wir schon gelesen: „Allezeit ist Sterben Jesu im Leib umhertragend.“ Und jetzt kommt ein Warum, nämlich damit. Er sagt, warum tun wir das, warum setzen wir uns diesem Druck, dieser Gefahr, dieser Drohung aus? Damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde.
Jetzt wieder: „Denn wir, die wir leben, werden allezeit dem Tod überliefert um Jesu willen.“ Und dann wieder mit dem Warum: „Damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar werde.“ So wirkt also der Tod in uns, das Leben aber in euch. Mit anderen Worten drückt er es ein bisschen kompliziert aus, aber was er unterm Strich sagt, ist: Wir leben dieses Leben mit Bedrohung, mit der Aussicht auf Märtyrertod, aus einem einzigen Grund: Weil es der Weg ist, euch Leben zu bringen.
Wir sind bereit, unser Leben ins Spiel zu setzen und zu opfern, weil wir überzeugt sind, dass das der Weg ist, euch ewiges Leben zu bringen. Bei uns wirkt der Tod, wir werden irgendwann umgebracht, aber das Ziel dieses Lebensstils ist, dass ihr Leben bekommt – Leben mit Gott und Leben in Ewigkeit. Und dafür sind wir bereit, alles zu investieren.
Wir haben das schon gelesen: Wir sind wie Eltern für ihre Kinder, jetzt in Bezug auf die Korinther, die alles investieren und sich selbst bereit sind zu investieren. Und er sagt, das ist unser Blick, schon auch für Menschen, die sich noch gar nicht bekehrt haben. Und das gibt unserer Botschaft Gewicht.
Der erste Grund, die erste Antwort, sagt Paulus auf eure Frage, warum lebt ihr Missionare so extrem, ist: Weil wir überzeugt sind, dass unsere Botschaft lebenswichtig ist. Darum leben wir so extrem, weil wir das wirklich glauben. Darum reden wir, weil es für uns nicht ein theologisches Konstrukt ist, nicht irgendwas, was wir mal gelernt haben und übernommen haben in unserem Denken, sondern weil wir das wirklich glauben, dass wir eine lebenswichtige Botschaft haben.
Glauben wir wirklich, was wir reden? Glauben wir wirklich, dass Menschen verloren gehen? Wenn wir das wirklich glauben würden, was würde dann „Liebe deinen Nächsten“ heißen? Das fordert mich heraus.
Es gibt aber einen zweiten Grund, der damit zusammenhängt. Paulus sagt: „Aber jetzt mal ganz ehrlich, das, was wir hier tun, ist nicht nur selbstlos.“ Ja, wir versuchen nichts aus unserem Dienst herauszuziehen, wir versuchen nicht, Macht über euch zu haben, wir versuchen, kein Geld damit zu verdienen, wir haben nichts davon auf dieser Erde. Trotzdem sagt er ganz ehrlich: Ganz selbstlos ist es nicht.
Weil wir an eine Ewigkeit glauben und an eine Belohnung in der Ewigkeit, und auch das glauben wir wirklich. Darum ist es für uns gar nicht so schlimm, unser Leben auf dieser Erde zu investieren. Er sagt das noch einmal in Vers 13: „Auch wir glauben, darum reden wir, da wir wissen, dass der den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und vor sich stellen wird mit euch.“
Das ist die Stelle, wo er die Korinther fragt: Glaubt ihr eigentlich an eine Ewigkeit? Glaubt ihr an eine Belohnung in der Ewigkeit? Wenn ihr es wirklich glaubt, dann würdet ihr vielleicht nicht mehr fragen, warum wir so leben.
Vers 16: „Deshalb lassen wir nicht nach“ – oder du kannst auch sagen: „Wir werden nicht müde“ oder „Wir geben nicht auf“ – „sondern wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, wenn uns dieser Lebensstil fertig macht, wenn es uns immer mehr an die Substanz geht“ – und es ist Paulus an die Substanz gegangen, körperlich, aber auch psychisch –, „auch wenn wir aufgerieben werden“, sagt er, „äußerlich wird unser innerer Mensch Tag für Tag erneuert.“ Und das ist vielleicht ein Wunder.
Aber das ist nicht der einzige Punkt, den Paulus uns sagen möchte. Unser innerer Mensch wird auch Tag für Tag erneuert, weil wir diese Perspektive in die Ewigkeit haben, weil wir diese Sichtweise haben. Das gibt uns immer wieder neues Leben, irgendwie neue Motivation innerlich.
Wir können jeden Tag neu anfangen. Wir gehen abends zerschlagen, müde, von Angst gebeutelt ins Bett, und wir machen stille Zeit mit dem Herrn. Er gibt uns einen neuen Blick auf das, was auf uns wartet in der Ewigkeit. Und es ist wie ein neuer Frühling, und wir können den neuen Tag wieder mit Kraft anfangen, weil wir wieder diese Perspektive haben.
Es ist nicht nur ein Wunder, es ist auch, weil wir uns diese Perspektive nicht rauben lassen. Auf den Herrn und auf das, was kommt, werden wir innerlich erneuert.
Dann sagt er in Vers 17: „Denn das flüchtige Leichte unserer Nöte bewirkt für uns ein unermessliches ewiges Gewicht an Herrlichkeit.“ Paulus sagt: Wir glauben an die Ewigkeit, wir glauben, dass es eine Belohnung gibt und dass das wirklich Gewicht hat. Er hat gesagt, ein unermessliches, ewiges Gewicht an Herrlichkeit. Das ist das, was wir sammeln.
Er sagt, wir sind Schatzgräber, und wir sammeln Herrlichkeit, wir sammeln einen Schatz durch unseren Einsatz, durch unsere Investition auf dieser Erde. Wenn wir anschauen, was da schon zusammengekommen ist und was wir bekommen werden in der Ewigkeit, das hat so viel Gewicht.
Dann legen wir all unsere Leiden, all unsere Verfolgung, all unsere Ängste auf die andere Waagschale – und es ist so flüchtig. Ich meine, Paulus würde nie sagen, dass sein Schicksal leicht ist. Er würde nie sagen, dass sein Schicksal leicht ist, wenn du von einer schweren Krankheit oder einer psychischen Krankheit geplagt wirst. Aber er sagt: Im Vergleich zu dem, was kommt, ist es leicht, gewichtig, es ist so unbedeutend, so vorübergehend, so kurzfristig.
Und das ist unsere Perspektive, sagt er. Durch diese Perspektive wird unser innerer Mensch Tag für Tag erneuert, wir bekommen Tag für Tag neue Motivation. Es gibt eine Belohnung, sagt er, und diese Belohnung hat für mich Gewicht. Das ist mir wichtig, gewichtig, dass mein Herr mir begegnen wird und dass er sagen wird: „Gut gemacht, der treue Knecht.“ Und dass er mir irgendwie eine Krone gibt – was, wie immer das aussieht, auch nur ein Symbol aus dem Sport –, dass er deutlich macht vor allen, die im Himmel sind, was ich gemacht habe, was ihm gefallen hat. Er zeichnet mich aus, weil ich sein Herz gewonnen habe, sagt Gott.
Paulus sagt: Es hat für mich Gewicht, dass so etwas auf mich wartet, und dafür bin ich bereit, diesen Lebensstil zu führen, dieses Investment hier auf dieser Erde zu machen.
Aber es kommt noch etwas dazu, sagt Paulus in seinen Briefen. Es ist nicht nur die Belohnung, die ich bekomme, es sind die geretteten, die veränderten Menschen, die ich mitnehmen kann. Denen ich begegne in der Ewigkeit, in deren Leben ich etwas investieren konnte. Ihr seid es, ihr Korinther, in deren Leben ich etwas investieren konnte. Das ist für mich Gewicht an Herrlichkeit.
Wir hatten den Vers schon mal, 2. Timotheus 2, Vers 10: „Deswegen erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie die Seligkeit erlangen, die in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit.“ Ich sammle nicht nur für mich Belohnung, Herrlichkeit für die Ewigkeit, sondern auch Menschen für den Himmel. Und auch sie werden eine ewige Herrlichkeit erleben, und das macht etwas von diesem Gewicht aus, das herauskommt, dadurch dass ich etwas Leichtes, Vorübergehendes, leichtgewichtiges, Vorübergehendes investiere: mein Leben. Das ist meine Perspektive, sagt Paulus.
Vers 18, Vers 15 noch einmal: „Denn alles ist um eueretwillen, damit die Gnade, überreich geworden durch die Vielen, die Danksagung zur Herrlichkeit Gottes überströmen lasse.“ Diese Gebete im Himmel von Leuten, die durch mich gerettet worden sind, oder Gläubigen, die ich erst kennengelernt habe – ob sie schon gläubig waren, aber in deren Leben ich etwas investieren konnte. Der Dank, den sie als himmlischer Chor sozusagen dem Herrn darbringen werden, das ist Herrlichkeit, das ist Gewicht und Herrlichkeit für mich.
Diese Perspektive habe ich, darum lebe ich, wie ich lebe.
Vers 18: „Wir fokussieren uns deshalb nicht auf das, was man sieht, sondern auf das, was man nicht sieht; denn das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig.“
Warum leben wir in dieser sichtbaren Welt so, wie wir leben?, sagt Paulus. Weil das Unsichtbare so viel mehr Realität hat als das Sichtbare, so viel länger dauert, so viel realer ist, wenn man über diese Zeit hinausblickt. Ja, er glaubt an die Ewigkeit.
Fliegen wir ganz kurz über den Anfang von Kapitel 5. Das nimmt thematisch genau an, wo wir gerade waren.
Vers 1: „Denn wir wissen, dass, wenn unsere irdische Behausung, das Zelt, abgeschlagen wird, wir einen Bau von Gott haben, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein ewiges in den Himmeln.“ Also hier geht es in der ersten Hälfte von Kapitel 5 um Auferstehung oder Entrückung. Wir werden das an diesem Wochenende nicht ausführlich betrachten.
Aber es ist typisch, was Paulus hier in seinem ersten Satz sagt. Er sagt: Dieses Leben, das ich jetzt führe, der Körper, den ich jetzt habe, das ist für mich wie ein Zelt. Ich bin campingmäßig auf dieser Erde unterwegs. Es ist nicht stabil, es wird irgendwann abgerissen, wahrscheinlich gewaltsam.
Aber es ist doch nur ein Zelt, in dem ich nur campe. Ich warte auf ein richtiges Haus, und dieses richtige Haus werde ich im Himmel bekommen – einen neuen Leib, eine neue Existenz, sehr viel stabiler. Ob dieses Zelt jetzt abgerissen wird, weil ich sterbe, oder ob ich irgendwie direkt zum Herrn komme – auf jeden Fall ist das meine Perspektive.
Das, was mein eigentliches Leben auf Dauer ausmachen wird, ist dieser neue Leib. Ich glaube an eine Ewigkeit. Ich glaube an Auferstehung.
Merkt man an deinem Leben, dass du an die Ewigkeit glaubst? Merkt man das an deinen Entscheidungen, an deinen Prioritäten, an dem, was du bereit bist zu investieren, in Menschen, in das Reich Gottes, in die Ewigkeit? Merkt man das?
Paulus sagt, wir haben die Frage, warum wir so leben, wie wir leben: Wir glauben an die Ewigkeit. Wir glauben an eine Auferstehung. Wenn wir hier umgebracht werden, glauben wir, dass es nicht das Ende ist und deshalb nicht die Katastrophe schlechthin.
Aber wenn es eine Ewigkeit gibt, hat das ein paar logische Konsequenzen, und darüber spricht Paulus jetzt kurz, zusammengefasst in Kapitel 5, Vers 9: „Deshalb wollen wir ihm, unserem Herrn, unbedingt gefallen, weil wir an eine Ewigkeit glauben.“
Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi erscheinen, damit jeder Einzelne empfängt, was er im Leib, also während seines irdischen Lebens, getan hat, nach dem, wie er gehandelt hat, sei es Gutes oder Böses.
Er sagt: Wenn es eine Ewigkeit gibt und wenn ich an die Ewigkeit glaube, dann glaube ich auch daran, dass ich irgendwann vor meinem Herrn stehe und dass er mein Leben beurteilen wird. Und das ist schon auch eine Perspektive, die mich bewegt, sagt Paulus, und die meine Entscheidungen und meinen Lebensstil beeinflusst.
In Kapitel 5 bis 11 knüpft er daran an. Er sagt: Leute, wir kennen den Schrecken des Herrn. Wir wissen, dass wir einmal vor diesem Gott stehen werden, vor unserem Herrn, der durch und durch durchschaut, warum wir wie gelebt haben, was unsere Motive sind, Sachen, wo uns sogar unser eigenes Gewissen vielleicht lange Zeit etwas vorgemacht hat.
Wir hatten den Eindruck, wir hätten reine Motive, und in Wirklichkeit wird der Herr uns zeigen: Na ja, es ist etwas, sagt Paulus, worauf auch selbst ich mit einem gewissen Schrecken hinlebe – so bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes zu sein, mit ihm konfrontiert zu werden.
Aber Paulus sagt: Eins ist gut, für mich geht es da nicht mehr um Tod und Leben, für mich geht es nicht mehr um Rettung oder Verlorenheit. Trotzdem hat es für mich noch genug Schrecken.
Und weil wir den Schrecken des Herrn kennen, sagt er, überreden wir – oder wörtlicher übersetzt: appellieren wir – an die Menschen (Kapitel 5, Vers 11). Das ist unsere Motivation. Wir wissen selbst, was wir dem Herrn begegnen, und wie viel dramatischer ist es für Leute, die nicht gerettet sind, die den Herrn noch nicht kennen. Und wir appellieren an die Menschen, dieses Gnadenangebot anzunehmen, sich diesem Gott rechtzeitig zu unterwerfen.
Dann unterbricht er diesen Gedanken und kommt fast wörtlich am Ende des Abschnitts wieder darauf zurück, Vers 20: „So sind wir nun Gesandte, Botschafter für Christus, überzeugt, dass Gott durch uns ermahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Er sagt, das ist unsere Botschaft.
Wir glauben an eine Ewigkeit, aber wir glauben auch an ein ewiges Gericht. Und wir sind mit dieser Botschaft unterwegs auf dieser Erde, als Botschafter Gottes, als Gesandte Gottes. Wir bitten an Christi Statt und ermahnen die Menschen: Lasst euch doch mit Gott versöhnen, solange es noch Zeit ist.
Das ist eigentlich ein völlig paradoxes Bild. Denn normalerweise im Altertum – wir kennen das so – gab es keine ständige Vertretung Deutschlands in Washington oder Paris. Das gab es damals so gut wie gar nicht. Sondern es gab Gesandtschaften.
In einer bestimmten Situation wurde eine Gesandtschaft in ein anderes Land geschickt. In den allermeisten Fällen war es so, dass eine unterlegene Macht eine Gesandtschaft mit einer Bitte an eine überlegene Macht schickte, an die Mächtigeren: entweder sie zu verschonen, irgendwie einen Tribut auszuhandeln, den man bezahlen kann, damit man nicht militärisch überrollt wird, oder um Unterstützung zu bitten, weil man von jemand anderem bedroht wird.
Ihr seid mächtiger als wir, könnt ihr uns helfen gegen diese Bedrohung? Meistens war es eine Gesandtschaft, die mit einer Bitte unterwegs war, um Hilfe bei jemand Stärkerem.
Paulus benutzt dieses Bild ganz bewusst paradox. Er sagt: Die mächtigste Macht im Universum schickt eine Gesandtschaft an machtlose Menschen mit einer Bitte: Lasst euch doch mit uns versöhnen! Das ist doch verrückt, oder?
Die, die die Macht haben, bitten die Unterlegenen, Gnade zu suchen und Versöhnung zu suchen. Paulus sagt: Solche Leute sind wir, solche Leute hat Gott geschickt. Wir bitten, wir appellieren an die Menschen, wir sind Gesandte für Gott.
Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!
Paulus sagt: Wenn es eine Ewigkeit gibt, dann ist das größte Bedürfnis des Menschen Versöhnung mit Gott. Gott ist zornig, sonst bräuchten wir keine Versöhnung. Er hat so viel so gut ausgedacht, und wir haben es kaputt gemacht.
Er hatte so viele gute Pläne für unser Leben, er hat so viele Möglichkeiten hineingelegt, und du hast es kaputt gemacht – zu vieles davon. Gott ist zornig, weil du seine Pläne zerstörst.
Gott hat Menschen schön gemacht und hat Pläne mit Menschen. Und du hast so viel Unheil angerichtet im Leben anderer Menschen, so viele Verletzungen gebracht, die du selbst nicht mehr wiedergutmachen kannst.
Gott ist zornig. Er sagt: „Wehe dem, der einem dieser Kleinen etwas antut. Es wäre besser, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er irgendwo im See oder Meer versenkt würde, als dass er noch einmal das tut.“
Gott ist zornig. Paulus sagt: Unsere Botschaft ist die Bitte Gottes, Versöhnung zu suchen.
Er hat extra einen Weg ausgedacht für Versöhnung. Unsere Bitte ist: Lasst euch mit Gott versöhnen. Er ist mächtiger als ihr, es gibt eine Ewigkeit, es gibt ein ewiges Gericht, Gott ist zornig, ihr braucht Versöhnung. Sucht diese Versöhnung, solange es noch Zeit ist.
Ihr hättet eine Gesandtschaft schicken müssen, sogar mit einer Bitte. Gott hat eine Gesandtschaft zu euch geschickt mit einer Bitte. Wie paradox! Aber jetzt nehmt doch dieses Angebot wenigstens an.
Paulus sagt, das ist unsere Botschaft, dass einundzwanzig von Kapitel 5: „Der, der der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.“
Jesus hat nicht gesündigt. Versteht ihr das? Gott hat Jesus zur Sünde gemacht. Er hat ihn an ein Kreuz gehängt und gezeigt, wie Sünde in seinen Augen aussieht, wie schlimm es ist, wie Menschen leben.
Er hat es demonstriert, für alle sichtbar, erhöht an einem Kreuz. Und er hat das Angebot gemacht. Er hat gesagt: So wie ich Jesus behandelt habe, als wäre er der letzte Sünder, so bin ich bereit, euch zu behandeln, als wärt ihr so gerecht wie er.
Ich kann euch zu einer Demonstration von Gerechtigkeit machen und zeigen, wie ich mit Gerechten umgehe. Ich kann euch das schenken. Ich bin bereit, eure Sünden zu vergeben und euch so zu behandeln, als wärt ihr so gerecht, wie mein Sohn gerecht gelebt hat.
Das, sagt Paulus, ist das Angebot Gottes. Deshalb leben wir, wie wir leben. Wir glauben an Ewigkeit, wir glauben an den Zorn Gottes und wir glauben an eine einzige Chance zur Versöhnung. Und darum sind wir mit dieser Botschaft unterwegs und darum leben wir so extrem, wie wir leben, mit all den Bedrohungen, die das für uns bedeutet.
Überspringen wir ein paar Verse. Er sagt daher in Vers 17 – ich meine, ich überspringe ein paar Verse dazwischen, wir haben den Anfang und das Ende von dem Abschnitt gelesen – Vers 17: „Daher, wenn jemand in Christus ist, ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden.“
Er sagt, wir haben diese Versöhnung erlebt und leben jetzt nach völlig anderen Maßstäben, nach völlig anderen Motiven, mit völlig anderen Prioritäten, weil wir an all diese Dinge glauben.
Jemand, der nur irdisch denkt, der nur irdisch tickt, kann uns nicht verstehen. Das kann keiner verstehen, der nicht diesen Blick in die Ewigkeit richtet, wie wir leben.
Wir leben auch so, wie wir vorher selbst nie gelebt hätten. Das ist eine neue Schöpfung. Wir ticken völlig anders als vorher. Das ist die Antwort auf eure Frage, warum wir so extrem leben: Weil wir diese andere Perspektive haben. Das hat nichts mehr mit unseren alten Lebensperspektiven zu tun.
Vers 14: „Denn die Liebe des Christus drängt uns, nur eine Möglichkeit offen zu lassen.“ Hier ist ein Wortspiel, das zwei Bedeutungen hat. Diese Liebe schränkt uns ein. Sie lässt uns eigentlich nur noch eine Alternative, wenn wir aufrichtig sein wollen, wie wir leben können.
Gleichzeitig drängt sie uns nach vorne. Das heißt, sie schränkt unsere Möglichkeiten extrem ein und drängt uns voran, dieses Leben zu führen, das aktiv ist, uns in diese Gefahren zu begeben.
Das macht die Liebe Gottes, das, was wir erfahren haben. Denn er ist für alle gestorben, damit die, Vers 15, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und der auch auferweckt wurde.
Nochmal Vers 18: „Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus.“ Wir haben selbst diese Versöhnung erlebt und haben uns den Dienst der Versöhnung gegeben.
Die zweite Hälfte von Vers 19: „Und hat das Wort der Versöhnung bei uns hinterlegt.“ Hier steht wörtlich „bei uns hinterlegt“, als wenn jemand ein Dokument an einem bestimmten Ort hinterlegt. Paulus sagt, dieses Angebot der Versöhnung ist bei uns hinterlegt. Nur bei uns könnt ihr das finden und nachlesen, sozusagen.
Das ist unsere Botschaft. Wir sind die Botschaft. Nur bei uns könnt ihr und natürlich bei denen, die dieselbe Botschaft in den Jahrhunderten und Jahrtausenden danach bringen werden, die Botschaft von der Versöhnung Gottes erleben.
Wir bitten an Christi Statt, wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!
Und jetzt, am Anfang von Kapitel 6, ist der Abschnitt noch nicht zu Ende. Die zwei letzten Verse für diese Session, denn jetzt wendet er sich noch einmal ganz persönlich an die Korinther.
Bisher hat er davon gesprochen, was seine Botschaft ist, warum sie so leben, wie sie leben, warum dieses Investment glaubwürdig macht: „Wir glauben, darum reden wir.“ Und jetzt wendet er sich noch einmal persönlich an die Korinther und sagt: „Mitarbeitend, aber ermahnen wir“, und dann zitiert er Jesaja: „Zur passenden Zeit habe ich dich gehört, am Tag der Rettung habe ich dir geholfen.“ Und ergänzt: „Siehe, jetzt ist die perfekt passende Zeit, siehe, jetzt ist der Tag der Rettung.“
Er sagt Leuten, die diesen Brief in Korinth lesen: Ich bin nicht sicher, ob ihr alle gerettet seid. Ob jetzt bei dieser Verlesung dieses Briefes Leute im Gottesdienst sitzen, die noch gar nicht gerettet sind.
Manche von euch haben sich so weit von uns und von Gott entfernt, dass ich fast den Eindruck habe, sie brauchen so etwas wie eine neue Rettung, eine neue Versöhnung mit Gott.
Und er sagt: Leute, ich habe euch gerade meine Botschaft geschildert und jetzt noch einmal an euch ganz persönlich die Aufforderung Gottes: Wenn du noch nicht versöhnt bist mit Gott heute Morgen – ich kenne euch nicht alle so gut –, wenn du noch nicht versöhnt bist mit Gott, Gott sagt: Jetzt ist die Zeit.
Siehe, jetzt, wörtlich Kapitel 6, Vers 2: „Jetzt ist die perfekt passende Zeit, jetzt ist der Tag des Heils.“ Wenn du noch nicht gerettet bist und versöhnt mit Gott, heute ist der Tag, der beste Tag, der ideal passende Tag, sagt Paulus, um das festzumachen. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt.
Die Überzeugung von der lebenswichtigen Botschaft und der ewigen Belohnung
Der erste Grund, die erste Antwort, die Paulus auf die Frage gibt, warum Missionare so extrem leben, ist, dass sie überzeugt sind, dass ihre Botschaft lebenswichtig ist. Darum leben sie so intensiv – weil sie es wirklich glauben. Sie reden darüber, weil es für sie kein theologisches Konstrukt ist, nichts, was sie nur gelernt und übernommen haben, sondern weil sie fest daran glauben, eine lebenswichtige Botschaft zu haben.
Glauben wir wirklich, was wir sagen? Glauben wir wirklich, dass Menschen verloren gehen? Wenn wir das wirklich glauben würden, was würde dann das Gebot „Liebe deinen Nächsten“ bedeuten? Das fordert uns heraus.
Es gibt aber einen zweiten Grund, der damit zusammenhängt. Paulus sagt: „Jetzt mal ganz ehrlich, das, was wir hier tun, ist nicht nur selbstlos.“ Ja, sie versuchen nichts aus ihrem Dienst herauszuziehen. Sie versuchen nicht, Macht über die Gemeinde zu gewinnen, verdienen kein Geld damit und haben nichts davon auf dieser Erde. Trotzdem sagt Paulus ganz ehrlich: Ganz selbstlos ist es nicht.
Denn sie glauben an eine Ewigkeit und an eine Belohnung in der Ewigkeit – und auch das glauben sie wirklich. Deshalb ist es für sie gar nicht so schlimm, ihr Leben auf diese Erde zu investieren. Paulus sagt, weil sie an eine Ewigkeit glauben.
Noch einmal in Vers 13: „Auch wir glauben, darum reden wir, da wir wissen, dass der den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und vor sich stellen wird mit euch.“ Das ist die Stelle, an der er die Korinther fragt: Glaubt ihr eigentlich an eine Ewigkeit? Glaubt ihr an eine Belohnung in der Ewigkeit? Wenn ihr das wirklich glaubt, würdet ihr vielleicht nicht mehr fragen, warum wir so leben.
Vers 16 lautet: „Deshalb lassen wir nicht nach“ – oder, man könnte sagen: „Wir werden nicht müde, wir geben nicht auf.“ Auch wenn unser äußerer Mensch aufgerieben wird, wenn uns dieser Lebensstil fertig macht und immer mehr an die Substanz geht – Paulus meint damit sowohl körperliche als auch psychische Belastungen –, auch wenn wir aufgerieben werden, sagt er: „Äußerlich wird unser innerer Mensch Tag für Tag erneuert.“ Das ist vielleicht ein Wunder.
Aber das ist nicht der einzige Punkt, den Paulus uns sagen möchte. Unser innerer Mensch wird auch Tag für Tag erneuert, weil wir diese Perspektive in die Ewigkeit haben, weil wir diese Sichtweise besitzen. Das gibt uns immer wieder neues Leben, neue Motivation – innerlich.
Wir können jeden Tag neu anfangen. Auch wenn wir abends zerschlagen, müde und von Angst gebeutelt ins Bett gehen, machen wir unsere stille Zeit mit dem Herrn. Er gibt uns einen neuen Blick auf das, was uns in der Ewigkeit erwartet. Das ist wie ein neuer Frühling, und so können wir den neuen Tag wieder mit Kraft beginnen, weil wir diese Perspektive haben.
Es ist nicht nur ein Wunder, sondern auch eine Folge davon, dass wir uns diese Perspektive nicht rauben lassen – auf den Herrn und auf das, was kommt. Dadurch werden wir innerlich erneuert.
Dann sagt Paulus in Vers 17: „Denn das flüchtige Leichte unserer Nöte bewirkt für uns ein unermessliches ewiges Gewicht an Herrlichkeit.“ Paulus sagt: Wir glauben an die Ewigkeit. Wir glauben, dass es eine Belohnung gibt – und dass diese wirklich Gewicht hat. Er nennt es ein unermessliches, ewiges Gewicht an Herrlichkeit.
Das ist das, was wir sammeln. Paulus beschreibt sich und seine Mitstreiter als Schatzgräber, die Herrlichkeit sammeln – einen Schatz durch ihren Einsatz und ihre Investition auf dieser Erde.
Wenn wir anschauen, was da schon zusammengekommen ist und was wir in der Ewigkeit bekommen werden, hat das so viel Gewicht. Dann legen wir all unsere Leiden, unsere Verfolgung und unsere Ängste auf die andere Waagschale – und sie erscheinen so flüchtig.
Paulus würde nie sagen, dass sein Schicksal leicht ist, wenn man von einer schweren Krankheit oder einer psychischen Belastung geplagt wird. Aber er sagt: Im Vergleich zu dem, was kommt, ist es leicht, unbedeutend und vorübergehend. Das ist unsere Perspektive.
Durch diese Perspektive wird unser innerer Mensch Tag für Tag erneuert. Wir bekommen jeden Tag neue Motivation. Es gibt eine Belohnung, sagt Paulus, und diese Belohnung hat für ihn Gewicht. Das ist ihm wichtig.
Es ist gewichtig, weil sein Herr ihm begegnen wird. Er wird sagen: „Gut gemacht, der treue Knecht.“ Er wird ihm eine Krone geben – was auch immer das genau bedeutet, es ist ein Symbol aus dem Sport. So wird deutlich gemacht, was der Knecht geleistet hat. Gott wird sagen: „Das hat mir gefallen. Ich zeichne ihn aus. Er hat mein Herz gewonnen.“
Paulus sagt: Es hat für mich Gewicht, dass so etwas auf mich wartet. Deshalb bin ich bereit, diesen Lebensstil zu führen und dieses Investment hier auf der Erde zu machen.
Die Bedeutung der geretteten Menschen als ewige Herrlichkeit
Aber es kommt noch etwas dazu, sagt Paulus in seinen Briefen. Es ist nicht nur die Belohnung, die ich erhalte, sondern auch die geretteten und veränderten Menschen, die ich mitnehmen darf.
Es sind die Menschen, denen ich in der Ewigkeit begegne, in deren Leben ich etwas investieren konnte. Ihr seid es, ihr Korinther, in deren Leben ich etwas investieren durfte. Das ist für mich Gewicht an Herrlichkeit.
Wir hatten den Vers irgendwann schon mal: 2. Timotheus 2,10: „Deswegen erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie die Seligkeit erlangen, die in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit.“
Ich sammle also nicht nur für mich Belohnung und Herrlichkeit für die Ewigkeit, sondern ich sammle auch Menschen für den Himmel. Diese Menschen werden ebenfalls eine ewige Herrlichkeit erleben. Und genau das trägt zu diesem Gewicht bei, das daraus entsteht, wenn ich etwas Leichtes, Vorübergehendes, leichtgewichtiges Vorübergehendes investiere: mein Leben.
Das ist meine Perspektive, sagt Paulus.
Vers 18, Vers 15 noch einmal: „Denn alles ist um eueretwillen, damit die Gnade, überreich geworden durch die Vielen, Danksagung zur Herrlichkeit Gottes überströmen lasse.“
Diese Gebete im Himmel von Menschen, die durch mich gerettet wurden, oder von Gläubigen, die ich erst kennengelernt habe – ob sie schon gläubig waren oder nicht, aber in deren Leben ich etwas investieren konnte – der Dank, den sie als himmlischer Chor sozusagen dem Herrn darbringen werden, das ist Herrlichkeit.
Das ist Gewicht und Herrlichkeit für mich. Diese Perspektive habe ich, und darum lebe ich so, wie ich lebe.
Vers 18: „Wir fokussieren uns deshalb nicht auf das, was man sieht, sondern auf das, was man nicht sieht, denn das, was man sieht, ist zeitlich; das aber, was man nicht sieht, ewig.“
Die Perspektive auf das Unsichtbare und die ewige Hoffnung
Warum leben wir in dieser sichtbaren Welt so, wie wir leben? Paulus sagt, es liegt daran, dass das Unsichtbare viel mehr Realität hat als das Sichtbare. Es dauert viel länger und ist viel realer, wenn man über diese Zeit hinausblickt. Ja, er glaubt an die Ewigkeit.
Wir fliegen ganz kurz über den Anfang von Kapitel 5. Thematisch nimmt er genau dort an, wo wir gerade waren. Vers 1: Denn wir wissen, dass, wenn unsere irdische Behausung, das Zelt, abgerissen wird, wir einen Bau von Gott haben, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein Ewiges in den Himmeln.
Hier geht es in der ersten Hälfte von Kapitel 5 um Auferstehung oder Entrückung. Wir werden das an diesem Wochenende nicht ausführlich betrachten. Aber es ist typisch, was Paulus in seinem ersten Satz sagt. Er vergleicht das Leben, das er jetzt führt, den Körper, den er jetzt hat, mit einem Zelt. Er ist sozusagen campingmäßig auf dieser Erde unterwegs. Es ist nicht stabil und wird irgendwann abgerissen, wahrscheinlich gewaltsam.
Doch es ist nur ein Zelt, in dem er campt. Er wartet auf ein richtiges Haus. Dieses richtige Haus wird er im Himmel bekommen – einen neuen Leib, eine neue Existenz, die viel stabiler ist. Ob dieses Zelt abgerissen wird, weil er stirbt, oder ob er direkt zum Herrn kommt, ist dabei egal. Auf jeden Fall ist das seine Perspektive: Sein eigentliches Leben auf Dauer wird dieser neue Leib ausmachen. Er glaubt an eine Ewigkeit. Er glaubt an Auferstehung.
Merkt man an deinem Leben, dass du an die Ewigkeit glaubst? Merkt man das an deinen Entscheidungen, an deinen Prioritäten, an dem, was du bereit bist zu investieren – in Menschen, in das Reich Gottes, in die Ewigkeit? Paulus sagt, wir haben die Frage, warum wir so leben, wie wir leben: Wir glauben an die Ewigkeit. Wir glauben an eine Auferstehung. Wenn wir hier getötet werden, glauben wir, dass es nicht das Ende ist und deswegen nicht die Katastrophe schlechthin.
Aber wenn es eine Ewigkeit gibt, hat das einige logische Konsequenzen. Darüber spricht Paulus jetzt kurz, zusammengefasst in Kapitel 5, Vers 9: Deshalb wollen wir unserem Herrn unbedingt gefallen, weil wir an eine Ewigkeit glauben. Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus erscheinen, damit jeder einzelne empfange, was er im Leib, also während seines irdischen Lebens, getan hat – nach dem, wie er gehandelt hat, ob Gutes oder Böses.
Er sagt: Wenn es eine Ewigkeit gibt und wenn ich an die Ewigkeit glaube, dann glaube ich auch daran, dass ich irgendwann vor meinem Herrn stehe und dass er mein Leben beurteilen wird. Das ist eine Perspektive, die mich bewegt, sagt Paulus, und die meine Entscheidungen und meinen Lebensstil beeinflusst.
In Kapitel 5, Verse 5 bis 11 knüpft er daran an. Er sagt: Leute, wir kennen den Schrecken des Herrn. Wir wissen, dass wir einmal vor diesem Gott stehen werden, vor unserem Herrn, der durch und durch durchschaut, warum wir wie gelebt haben, was unsere Motive sind. Dinge, bei denen uns vielleicht sogar unser eigenes Gewissen lange Zeit etwas vorgemacht hat, bei denen wir den Eindruck hatten, wir hätten reine Motive. In Wirklichkeit wird der Herr uns zeigen, dass dem nicht so ist.
Paulus sagt, es ist etwas, auf das auch er selbst mit einem gewissen Schrecken hinlebt: so bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes zu sein, mit ihm konfrontiert zu werden. Aber er fügt hinzu: Für mich geht es da nicht mehr um Tod und Leben, nicht mehr um Rettung oder Verlorenheit. Trotzdem hat es für mich noch genug Schrecken.
Weil wir den Schrecken des Herrn kennen, appellieren wir an die Menschen, Kapitel 5, Vers 11. Das ist unsere Motivation. Wir wissen selbst, was uns beim Herrn erwartet. Und wie viel dramatischer ist es für Leute, die nicht gerettet sind und den Herrn noch nicht kennen. Wir appellieren an sie, dieses Gnadenangebot anzunehmen und sich diesem Gott rechtzeitig zu unterwerfen.
Dann unterbricht Paulus diesen Gedanken und kehrt fast wörtlich am Ende des Abschnitts darauf zurück, Vers 20: So sind wir nun Gesandte, Botschafter für Christus, überzeugt, dass Gott durch uns ermahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott.
Er sagt: Das ist unsere Botschaft. Wir glauben an eine Ewigkeit, aber wir glauben auch an ein ewiges Gericht. Und wir sind mit dieser Botschaft auf dieser Erde unterwegs – als Botschafter Gottes, als Gesandte Gottes. Wir bitten an Christi statt und ermahnen die Menschen: Lasst euch doch mit Gott versöhnen, solange es noch Zeit ist.
Das ist ein völlig paradoxes Bild, denn normalerweise im Altertum gab es keine ständigen Botschaften wie heute. Wir kennen Botschafter, die ständige Vertretungen zum Beispiel Deutschlands in Washington oder Paris sind. So etwas gab es damals kaum. Stattdessen gab es Gesandtschaften. In einer bestimmten Situation wurde eine Gesandtschaft in ein anderes Land geschickt. Meistens war es so, dass eine unterlegene Macht eine Gesandtschaft mit einer Bitte an eine überlegene Macht schickte.
Entweder um verschont zu werden, um einen Tribut auszuhandeln, den man zahlen kann, damit man nicht militärisch überrollt wird, oder um Unterstützung zu bitten, weil man von jemand anderem bedroht wird. Ihr seid mächtiger als wir, könnt ihr uns helfen gegen diese Bedrohung?
Meistens war es also eine Gesandtschaft mit einer Bitte um Hilfe bei jemand Stärkerem. Paulus benutzt dieses Bild ganz bewusst paradox. Er sagt: Die mächtigste Macht im Universum schickt eine Gesandtschaft an machtlose Menschen mit einer Bitte: Lasst euch doch mit uns versöhnen! Das ist doch verrückt, oder?
Die Mächtigen bitten die Unterlegenen, Gnade zu suchen und Versöhnung zu suchen. Paulus sagt, solche Leute sind wir, solche Leute hat Gott geschickt. Wir bitten, wir appellieren an die Menschen. Wir sind Gesandte für Gott. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott.
Paulus sagt: Wenn es eine Ewigkeit gibt, dann ist das größte Bedürfnis des Menschen Versöhnung mit Gott. Gott ist zornig, sonst bräuchten wir keine Versöhnung. Er hat so vieles so gut ausgedacht, und wir haben es kaputt gemacht. Er hatte so viele gute Pläne für unser Leben. Er hat so viele Möglichkeiten ins Leben gelegt, und du hast zu vieles davon zerstört.
Gott ist zornig, weil du seine Pläne zerstörst. Gott hat Menschen schön gemacht und hat Pläne mit Menschen. Du hast so viel Unheil angerichtet im Leben anderer Menschen, so viele Verletzungen hineingebracht, die du selbst nicht mehr wiedergutmachen kannst. Und Gott ist zornig.
Gott sagt: Wehe dem, der einem dieser Kleinen etwas antut. Es wäre besser, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er irgendwo im See oder Meer versenkt würde, als dass er noch einmal so etwas tut. Gott ist zornig.
Paulus sagt: Unsere Botschaft ist die Bitte Gottes, Versöhnung zu suchen. Er hat extra einen Weg ausgedacht für Versöhnung. Unsere Bitte ist: Lasst euch mit Gott versöhnen. Er ist mächtiger als ihr. Es gibt eine Ewigkeit, es gibt ein ewiges Gericht, Gott ist zornig, ihr braucht Versöhnung. Sucht diese Versöhnung, solange Zeit ist.
Ihr hättet selbst eine Gesandtschaft schicken müssen, sogar mit einer Bitte. Gott hat aber eine Gesandtschaft zu euch geschickt – mit einer Bitte. Wie paradox! Nehmt doch wenigstens dieses Angebot an.
Paulus sagt, das ist unsere Botschaft. In Kapitel 5, Vers 21 heißt es: Der, der keine Sünde kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm. Jesus hat nicht gesündigt, aber Gott hat Jesus zur Sünde gemacht. Er hat ihn an ein Kreuz gehängt und gezeigt, wie Sünde in seinen Augen aussieht, wie schlimm sie ist, wie Menschen leben.
Er hat es demonstriert, für alle sichtbar, erhöht an einem Kreuz. Und er hat das Angebot gemacht. Er hat gesagt: So, wie ich Jesus behandelt habe, als wäre er der letzte Sünder, so bin ich bereit, euch zu behandeln, als wärt ihr so gerecht wie er.
Ich kann euch zu einer Demonstration von Gerechtigkeit machen und zeigen, wie ich mit Gerechten umgehe. Ich kann euch das schenken. Ich bin bereit, eure Sünden zu vergeben und euch so zu behandeln, als wärt ihr so gerecht, wie mein Sohn gerecht gelebt hat.
Das, sagt Paulus, ist das Angebot Gottes. Deshalb leben wir so, wie wir leben. Wir glauben an Ewigkeit, wir glauben an den Zorn Gottes und wir glauben an eine einzige Chance zur Versöhnung. Darum sind wir mit dieser Botschaft unterwegs und darum leben wir so extrem, mit all den Bedrohungen, die das für uns bedeutet.
Wir überspringen ein paar Verse. In Vers 17 sagt Paulus: Wenn jemand in Christus ist, ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden. Wir haben diese Versöhnung erlebt und leben jetzt nach völlig anderen Maßstäben, mit völlig anderen Motiven und Prioritäten, weil wir an all diese Dinge glauben.
Jemand, der nur irdisch denkt, kann uns nicht verstehen. Das kann keiner verstehen, der nicht diesen Blick in die Ewigkeit hat. So leben wir. Und wir leben auch so, wie wir vorher nie gelebt hätten. Das ist eine neue Schöpfung. Wir ticken völlig anders als vorher.
Das ist die Antwort auf die Frage, warum wir so extrem leben: Weil wir diese andere Perspektive haben. Das hat nichts mehr mit unseren alten Lebensperspektiven zu tun.
Vers 14: Denn die Liebe des Christus lässt uns nur eine Möglichkeit offen. Das Wort für „lässt uns nur eine Möglichkeit“ hat zwei Bedeutungen. Diese Liebe schränkt uns ein, sie lässt uns keine Lebensalternativen. Wenn wir aufrichtig sein wollen, bleibt uns nur noch eine Alternative, wie wir leben können.
Gleichzeitig drängt sie uns nach vorne. Sie schränkt unsere Möglichkeiten extrem ein und drängt uns nach vorne in ein aktives Leben, in das Risiko, uns Gefahren auszusetzen. Das macht die Liebe Gottes, das, was wir erfahren haben.
Denn er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und der auch auferweckt wurde (Vers 15).
Nochmal Vers 18: Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus. Wir haben selbst diese Versöhnung erlebt und haben den Dienst der Versöhnung bekommen.
In der zweiten Hälfte von Vers 19 heißt es: Und hat das Wort der Versöhnung bei uns hinterlegt. Das bedeutet wörtlich, dass jemand ein Dokument an einem bestimmten Ort hinterlegt. Paulus sagt: Dieses Angebot der Versöhnung ist bei uns hinterlegt. Nur bei uns könnt ihr es finden und sozusagen nachlesen.
Das ist unsere Botschaft. Wir sind die Botschaft. Nur bei uns könnt ihr und bei denen, die die gleiche Botschaft in den kommenden Jahrhunderten und Jahrtausenden bringen werden, die Botschaft von der Versöhnung Gottes erleben.
Wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!
Jetzt am Anfang von Kapitel 6 wendet sich Paulus noch einmal ganz persönlich an die Korinther. Bisher hat er davon gesprochen, was seine Botschaft ist, warum sie so leben, wie sie leben, und warum dieses Investment glaubwürdig ist: Wir glauben, darum reden wir.
Jetzt wendet er sich noch einmal persönlich an die Korinther und sagt: Mitarbeitende, ich ermahne euch. Dann zitiert er Jesaja: Zur passenden Zeit habe ich dich gehört, am Tag der Rettung habe ich dir geholfen, und ergänzt: Siehe, jetzt ist die perfekt passende Zeit, siehe, jetzt ist der Tag der Rettung.
Er sagt zu den Leuten, die diesen Brief in Korinth lesen: Ich bin nicht sicher, ob ihr alle gerettet seid. Vielleicht sitzen bei der Verlesung dieses Briefes im Gottesdienst Leute, die noch gar nicht gerettet sind. Manche von euch haben sich so weit von uns und von Gott entfernt, dass ich fast den Eindruck habe, sie brauchen eine neue Rettung, eine neue Versöhnung mit Gott.
Er sagt: Leute, ich habe euch gerade meine Botschaft geschildert. Jetzt noch einmal an euch ganz persönlich die Aufforderung Gottes: Wenn du heute Morgen noch nicht versöhnt bist mit Gott – ich kenne euch nicht alle so gut – wenn du noch nicht versöhnt bist mit Gott, dann sagt Gott: Jetzt ist die Zeit.
Wörtlich heißt es in Kapitel 6, Vers 2: Jetzt ist die perfekt passende Zeit, jetzt ist der Tag des Heils. Wenn du noch nicht gerettet und versöhnt mit Gott bist, dann ist heute der beste, der ideale Tag, um das festzumachen. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt.
Das paradoxe Bild der Gesandtschaft Gottes
Das ist eigentlich ein völlig paradoxes Bild. Im Altertum kannten wir das so: Es gab keine ständige Vertretung eines Landes, wie heute beispielsweise die Botschaft Deutschlands in Washington oder Paris. Stattdessen gab es Gesandtschaften. In einer bestimmten Situation wurde eine Gesandtschaft in ein anderes Land geschickt.
In den allermeisten Fällen war es so, dass eine unterlegene Macht eine Gesandtschaft mit einer Bitte an eine überlegene Macht schickte. Diese Bitte konnte sein, verschont zu werden oder einen Tribut auszuhandeln, den man zahlen konnte, um nicht militärisch überrollt zu werden. Oder es ging darum, Unterstützung zu erbitten, weil man von einer anderen Macht bedroht wurde. Meistens war es also eine Gesandtschaft, die mit einer Bitte um Hilfe bei jemand Stärkerem unterwegs war.
Paulus benutzt dieses Bild ganz bewusst paradox. Er sagt, die mächtigste Macht im Universum schickt eine Gesandtschaft zu machtlosen Menschen mit einer Bitte: Lasst euch doch mit uns versöhnen! Das ist doch verrückt, oder? Die, die die Macht haben, bitten die Unterlegenen, Gnade und Versöhnung zu suchen.
Paulus sagt, solche Leute sind wir. Solche Leute hat Gott geschickt. Wir bitten, wir appellieren an die Menschen. Wir sind Gesandte für Gott und bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott.
Paulus sagt, wenn es eine Ewigkeit gibt, dann ist das größte Bedürfnis des Menschen die Versöhnung mit Gott. Gott ist zornig, sonst bräuchten wir keine Versöhnung. Er hat sich so viel so gut ausgedacht, und wir haben es kaputt gemacht. Er hatte so viele gute Pläne für sein Leben, hat so viele Möglichkeiten hineingelegt, und du hast zu vieles davon zerstört.
Gott ist zornig, weil du seine Pläne zerstörst. Gott hat Menschen schön gemacht und hat Pläne mit ihnen. Du hast so viel Unheil angerichtet im Leben anderer Menschen, so viele Verletzungen verursacht, die du selbst nicht mehr wiedergutmachen kannst. Und Gott ist zornig. Er sagt: Wehe dem, der einem dieser Kleinen etwas antut. Es wäre besser, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er irgendwo im See oder Meer versenkt würde, als dass er noch einmal so etwas tut. Gott ist zornig.
Paulus sagt, unsere Botschaft ist die Bitte Gottes, Versöhnung zu suchen. Gott hat extra einen Weg für Versöhnung ausgedacht. Unsere Bitte lautet: Lasst euch mit Gott versöhnen! Er ist mächtiger als ihr. Es gibt eine Ewigkeit, es gibt ein ewiges Gericht. Gott ist zornig. Ihr braucht Versöhnung. Sucht diese Versöhnung so lange ihr könnt.
Eigentlich hättet ihr eine Gesandtschaft schicken müssen, sogar mit einer Bitte. Aber Gott hat eine Gesandtschaft zu euch geschickt – mit einer Bitte. Wie paradox das ist! Aber jetzt nehmt doch wenigstens dieses Angebot an.
Paulus sagt, das ist unsere Botschaft: Jesus, der von der Sünde nichts wusste, hat Gott für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit werden (2. Korinther 5,21). Jesus hat nicht gesündigt. Gott hat ihn zur Sünde gemacht. Er hat Jesus an ein Kreuz gehängt und so gezeigt, wie Sünde in seinen Augen aussieht, wie schlimm sie ist und wie Menschen leben.
Er hat das für alle sichtbar demonstriert, erhöht an einem Kreuz. Und er hat ein Angebot gemacht: So, wie ich Jesus behandelt habe, als wäre er der letzte Sünder, so bin ich bereit, euch zu behandeln, als wärt ihr so gerecht wie er. Ich kann euch zu einer Demonstration von Gerechtigkeit machen und zeigen, wie ich mit Gerechten umgehe. Ich kann euch das schenken.
Ich bin bereit, eure Sünden zu vergeben und euch so zu behandeln, als wärt ihr so gerecht, wie mein Sohn gerecht gelebt hat. Das, sagt Paulus, ist das Angebot Gottes. Deshalb leben wir, wie wir leben, sagt er. Wir glauben an Ewigkeit, an den Zorn Gottes und an eine einzige Chance zur Versöhnung.
Darum sind wir mit dieser Botschaft unterwegs und leben so extrem, wie wir leben – trotz all der Bedrohungen, die das für uns bedeutet.
Die neue Schöpfung und die veränderte Lebensweise
Überspringen wir ein paar Verse. In Vers 17 heißt es: „Daher, wenn jemand in Christus ist, ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden.“
Wir haben diese Versöhnung erlebt und leben nun nach völlig anderen Maßstäben, mit anderen Motiven und Prioritäten, weil wir an all diese Dinge glauben. Jemand, der nur irdisch denkt, kann uns nicht verstehen. Nur wer den Blick auf die Ewigkeit richtet, kann nachvollziehen, wie wir leben.
Wir leben auch so, wie wir vorher selbst nie gelebt hätten. Das ist eine neue Schöpfung – wir ticken völlig anders als zuvor. Das ist die Antwort auf die Frage, warum wir so extrem leben. Wenn wir diese andere Perspektive haben, hat das nichts mehr mit unseren alten Lebensweisen zu tun.
In Vers 14 steht: „Denn die Liebe des Christus…“ Wörtlich besetzt bedeutet es: Die Liebe des Christus lässt uns nur eine Möglichkeit offen. Hier ist ein Wort für „Wände“, das zwei Bedeutungen hat. Diese Liebe schränkt uns ein, sie lässt uns keine anderen Lebensalternativen. Wenn wir aufrichtig sein wollen, bleibt uns nur eine Art zu leben.
Gleichzeitig steckt darin auch eine Drängung nach vorne. Das heißt, die Liebe schränkt unsere Möglichkeiten extrem ein, aber sie drängt uns auch aktiv in ein Leben, das uns herausfordert, uns in Gefahren zu begeben. So wirkt die Liebe Gottes, die wir erfahren haben.
Denn Christus ist für alle gestorben, damit in Vers 15 diejenigen, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und auferweckt wurde.
Nochmal in Vers 18: „Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus.“ Wir haben diese Versöhnung selbst erlebt. Er hat uns den Dienst der Versöhnung gegeben.
In der zweiten Hälfte von Vers 19 heißt es: „Und hat das Wort der Versöhnung…“ Wörtlich steht hier „bei uns hinterlegt“. Es ist, als ob jemand ein Dokument an einem bestimmten Ort hinterlegt. Paulus sagt, dieses Angebot der Versöhnung ist bei uns hinterlegt. Nur bei uns könnt ihr es finden und sozusagen nachlesen.
Das ist unsere Botschaft – wir sind die Botschaft. Nur bei uns und bei denen, die in den Jahrhunderten und Jahrtausenden danach dieselbe Botschaft verkünden, könnt ihr die Botschaft von der Versöhnung Gottes erleben.
Wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!
Persönliche Aufforderung zur Versöhnung und der richtige Zeitpunkt
Und jetzt, am Anfang von Kapitel sechs, bleibt der Abschnitt noch unverändert, ebenso die zwei letzten Verse für diese Session. Denn nun wendet er sich noch einmal ganz persönlich an die Korinther.
Bisher hat er davon gesprochen, was seine Botschaft ist, warum sie so leben, wie sie leben, und warum dieses Investment das glaubwürdig macht. Wir glauben, darum reden wir. Und jetzt richtet er sich noch einmal persönlich an die Korinther und sagt: „Mitarbeitend, aber erwahnen wir…“ Dann zitiert er Jesaja: „Zur passenden Zeit habe ich dich gehört, am Tag der Rettung habe ich dir geholfen“ und ergänzt: „Siehe, jetzt ist die perfekt passende Zeit, siehe, jetzt ist der Tag der Rettung.“
Er spricht zu den Leuten, die diesen Brief in Korinth lesen. Er ist sich nicht sicher, ob alle gerettet sind, ob bei der Verlesung dieses Briefes im Gottesdienst Menschen anwesend sind, die noch gar nicht gerettet sind. Manche von euch haben sich so weit von uns und von Gott entfernt, dass er fast den Eindruck hat, sie brauchen eine neue Rettung, eine neue Versöhnung mit Gott.
Er sagt: Leute, ich habe euch gerade meine Botschaft geschildert und jetzt noch einmal ganz persönlich die Aufforderung Gottes an euch. Wenn du heute Morgen noch nicht versöhnt bist mit Gott – ich kenne euch nicht alle so gut – wenn du noch nicht versöhnt bist mit Gott, dann sagt Gott jetzt: „Jetzt ist die Zeit.“ Siehe wörtlich Kapitel sechs Vers zwei: Jetzt ist die perfekt passende Zeit, jetzt ist der Tag des Heils.
Wenn du noch nicht gerettet bist und versöhnt mit Gott, dann ist heute der Tag, der beste Tag, der ideal passende Tag, sagt Paulus, um das festzumachen. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt.
