Einleitung: Lob und Dank an Jesus Christus
Lieber Jesus Christus, auch an diesem Abend wollen wir dich von Herzen loben und dir die Ehre geben. Wir haben unendlich viel Grund, dir zu danken, dir zu singen, dich zu ehren und uns an dir zu freuen.
Wir dürfen immer wieder erfahren, wie du Menschen erreichst, wie du ihnen auf deinen ganz eigenen Wegen begegnest und sie zu dir hinziehst, zum Vater führst. So beginnt ein völlig neues Leben.
Das haben wir in unserem eigenen Leben erlebt. Wir wünschen uns, dass auch viele Menschen um uns herum, die mit uns leben – manche noch weit von dir entfernt – diese Erfahrung machen dürfen.
Wir bitten dich, dass du uns ein gutes Wort gibst, damit wir dich bezeugen und bekennen können. So sollen auch in dieser Zeit Menschen zu dir finden und ganz neu mit dir beginnen.
Wir danken dir jetzt für den Abend, der vor uns liegt, und bitten dich, uns durch dein Zeugnis, dein Wort und das, was wir miteinander hören dürfen, zu segnen.
Herzlichen Dank, dass du mitten unter uns bist. Dich wollen wir ehren und deinen Namen groß machen. Amen.
Trost und Glaubensstärke in schweren Zeiten
Ich darf Ihnen wieder einige Lieder besonders ans Herz legen. Viele Lieder passen eigentlich zu jedem Thema, aber heute, zum Leiden, möchte ich besonders das Lied von Paul Gerhardt hervorheben: „Gib dich zufrieden und sei stille.“
Von Paul Gerhardt wissen wir viel aus seinem Leben. Er hat sehr viel Schweres mitgemacht. So musste er vier seiner fünf Kinder begraben und dazu noch seine geliebte Frau, die er so dringend brauchte. Außerdem verlor er seine Anstellung, weil er sich nicht fügen konnte. Er sagte, die Kirche könne nicht vom Staat regiert werden, sondern die Gemeinde müsse sich souverän nach Gottes Wort allein richten können. Deshalb verlor er seine Stelle.
In dieser Zeit starb auch seine geliebte Frau, die er so dringend brauchte, und er blieb mit einem kleinen Kind alleine zurück. Er verlor sehr viel: Sein geerbtes Gut brannte ab, er verlor im Grunde alles. Trotzdem hielt er sich fest an seinen Herrn und Heiland.
Deshalb ist dieses Lied so besonders: „Gib dich zufrieden und sei stille.“
Im Gott deines Lebens ruht aller Freudenfülle. Ohne ihn mühst du dich vergebens. Er ist dein Quell und deine Sonne, die täglich hell zu deiner Wonne scheint. Gib dich zufrieden! Er ist voll lichtes Trosts und Gnaden, eines ungefärbten, treuen Herzens. Wo er steht, tut er dir keinen Schaden, auch nicht die Pein des größten Schmerzens.
Kreuz, Angst und Not kann er bald wenden, ja, auch den Tod hat er in Händen. Gib dich zufrieden!
Wie es dir und anderen oft ergeht, ist ihm wahrlich nicht verborgen. Er sieht und kennt aus der Höhe die Sorgen der betrübten Herzen. „Erzählt den Lauf der heißen Tränen und fast zuhauf all unser Sehnen.“ Gib dich zufrieden!
Für ihn ist keine Träne verborgen, die wir weinen, wenn gar kein einziger mehr auf Erden da ist, dessen Treue du darfst trauen. Dann will er dein Treuster werden und zu deinem Besten schauen.
Er weiß um dein Leid und deine heimlichen Gräben, auch um deine schwere Zeit, dir es abzunehmen. Gib dich zufrieden!
Er hört die Seufzer deiner Seele und das stille Klagen deines Herzens. Was du niemandem erzählen darfst, magst du Gott getrost sagen. Er ist nicht fern, steht mitten unter uns und hört bald und gern die Bitten der Armen.
Persönliche Erfahrungen mit Leiden und Glauben
Gib dich zufrieden: In diesem Lied ist das Wort Gottes zusammengefasst – die ganze Glaubensgewissheit, der Trost, den man im Gotteswort erfährt. Es gibt noch viele schöne Verse. Man muss einfach diese Lieder selbst wieder hernehmen.
Ein weiteres Lied stammt von Karl Friedrich Hartmann. Er war ein Prediger, der zunächst hocherhoben wurde und eine Anstellung an der Solitude, dem Schloss Solitude in Stuttgart, bekam. Doch bald merkte der Herzog, dass Hartmann ihm nicht nach dem Mund redete. Stattdessen kritisierte er deutlich das ausschweifende Leben des Herzogs. Deshalb wurde Hartmann bald versetzt – aufs Land, wo er vielleicht nicht mehr so viel Schaden anrichten konnte.
Das hat Hartmann sehr gekränkt. Doch er erkannte, dass auch das aus Gottes Hand kommt. Er füllte diesen Platz aus, erlebte aber auch sehr persönliches Leid. Nach sechsjähriger Ehe starb seine Frau und ließ ihn mit zwei kleinen Kindern zurück. Dieses Lied schrieb er am Sarg seiner Frau – sehr erschütternd.
Er schrieb: „Ich habe das Leiden wegbeten wollen, ohne zu fragen, warum Gott es sendet, und als ob es an uns nichts zu läutern gäbe.“ Er hat das Leiden angenommen. Sicher hat er sehr um das Leben seiner Frau gebetet und gemerkt, dass Gott auch an ihm noch läutern will. Im Leiden nimmt der Herr Dinge von uns weg, die er für die Ewigkeit läutert.
Dieses Lied – Nr. 305 – hat er auf den Tod eines Freundes gedichtet. Dort heißt es: „Endlich bricht der heiße Tiegel, und der Glaube empfängt sein Siegel.“ Dieses Lied findet man in unserem alten Gesangbuch, in dem ich noch sehr lebe. Es ist aber auch in anderen Liederbüchern enthalten. Man kann es einfach unter der Überschrift „Endlich bricht der heiße Tiegel, und der Glaube empfängt sein Siegel“ suchen.
Das Lied beginnt: „Als im Feuer bewährtes Gold, da der Herr durch tiefe Leiden uns hier zu den hohen Freuden jener Welt bereiten will.“ Unter Leiden prägt der Meister in die Herzen und Geister sein allgeltendes Bildnis ein. Wie er diesen Leib töpferte, will er auch als künftiger Schöpfer auf dem Weg der Leiden sein.
Leiden bringt empörte Glieder endlich zum Gehorsam zurück und macht sie Christus untertan. So kann er die gebrochenen Kräfte zu dem Heiligungsgeschäft sanft und still erneuern. Leiden sammelt unsere Sinne, damit die Seele nicht in den Bildern dieser Welt zerfließt. Es ist wie eine Engelwache, die im innersten Gemach des Gemütes Ordnung hält.
Im Vers sieben heißt es: „Leiden macht das Wort verständlich, Leiden macht in allem gründlich.“ Diese Beobachtung ist wunderbar: Leiden – wer ist deiner Wert? Hier auf der Erde nennt man dich eine Bürde, droben bist du eine Würde, die nicht jedem widerfährt.
Zum Schluss: „Jesus, lass zu jenen Höhen heller stets hinauf uns sehen, bis die letzte Stunde schlägt, da auch uns nach treuem Ringen heim zu dir auf lichten Schwingen eine Schar der Engel trägt.“
Die Bedeutung des Leidens für die Lebensperspektive
Ich denke, gerade dieses Leiden macht uns vieles bewusst, was eigentlich unser Herz und Leben erfüllt, aber auf einmal unwesentlich erscheint. Wir merken, wo die wichtigen Dinge im Leben liegen und worauf es wirklich ankommt. Ob das Fußballspiel verloren wird oder nicht, ist im Blick auf die Ewigkeit ganz egal. Ob ein Auto einen Kratzer hat oder man etwas verliert, ist im Hinblick auf die Ewigkeit nicht wichtig.
Es ist bedeutsam, dass wir erkennen, was wirklich zählt. Dass uns der Herr das Große groß und das Kleine klein macht.
Ein weiteres Lied von August Hermann Francke:
Was von außen und von innen täglich meine Seele drückt
und hält Herz, Gemüt und Sinnen unter seiner Last gebückt,
in dem allem ist dein Wille, Gott, der aller Unruh wehrt
und mein Herz hält in der Stille, bis es deine Hilf erfährt.
Auf dich harr ich, wenn das Leiden nicht so bald zum Ende eilt.
Dich und mich kann's nimmer scheiden, wenn's gleich noch so lang verweilt.
Und auch dies mein gläubig Hoffen hab ich nur allein von dir.
Durch dich steht mein Herz dir offen, dass du solches schaffst in mir.
Bei dir ist mein Heil und Ehre, meine starke Zuversicht.
Willst du, dass die Not sich mehre, weiß ich doch, du lässt mich nicht.
Meint der Feind, mich zu erreichen und zu werfen unter sich,
will ich auf den Felsen weichen, der wirft alles unter mich.
Zeugnisse von Glauben und Dankbarkeit trotz schwerem Leiden
Eines der schönsten Lieder im Leiden, das ich selbst einmal erlebt habe, hat mich eine Frau gelehrt, die ganz, ganz schwer krank war. Sie litt so sehr unter Gicht und verschiedenen anderen Beschwerden, dass sie im Bett kaum noch ihre Bettdecke selbst hochziehen konnte. Von Schmerzen ganz eingehüllt, kam bei einem Besuch nie ein Wort der Klage über ihre Lippen.
Ich fragte sie einmal: „Wie schaffen Sie das? Kein Jammern und das über Monate, Jahre dieses Leiden?“ Sie antwortete: „Wissen Sie, ich danke mich durch den Tag. Ich habe so viel Grund, Gott zu danken: der Sonnenstrahl, der auf mein Bett fällt, ein Vogelgezwitscher draußen, ein Besuch, der mich erfreut, der mir ein Wort Gottes mitbringt, und die Gewissheit, dass der Herr für mich sorgt. Er hat alles unter seiner Kontrolle. Wie könnte ich jammern und klagen? Ich danke mich durch den Tag.“
Das war für mich eine ganz große Predigt, als ich als gesunder Mensch dieses Krankenbett verlassen habe. Sie diktierte ihre Erfahrungen im Krankenbett anderen Schwerkranken. Erfahrungen von der Güte Gottes, von der Treue Gottes, von seiner Hilfe und seinem Trost. Damit stärkte und richtete sie viele Kranke auf, die sicher nicht so schwer krank waren wie sie.
Leiden im Leben – das ist unsere Armut, die ganz eng mit unserem westlichen Lebensstil zusammenhängt. Für uns bibeltreue Christen sind leider auch Wohlstand und Gesundheit – also die wichtigste Gebetserfahrung und rundum Sorglosversicherung – das Wichtigste. Unser Herr hat jedoch ein anderes Ziel: Er will uns auf die Ewigkeit vorbereiten. Er will uns nicht in dieser Welt sesshaft machen.
Das ist ein Problem, das nur wir in den westlichen Ländern haben. Gehen Sie nach Afrika oder Asien – dort ist das nicht so. Deshalb haben wir diese Lieder verloren, unsere Gemeinden meinen, sie bräuchten sie nicht mehr. Ich weiß nicht, in welche Tiefen wir noch hinunter müssen, wenn wir das nicht wenigstens in unserem Umkreis wieder lebendig machen und in die Kreise hineintragen.
Ich lese aus 2. Korinther 4: „Wir haben diesen Schatz des Christusgeheimnisses in irdenen Gefäßen“ (2. Korinther 4,7). Gefäße, die rissig sind, zerbrechlich – das ist unser Leib, unser Leben, ein sehr brüchiges Gefäß. Das merken wir nicht nur an wackelnden Zähnen oder daran, dass die Gedanken sich nicht mehr konzentrieren können. Diese irdenen Gefäße sind dazu da, damit die überschwängliche Kraft von Gott in uns wirke und nicht von uns selbst.
Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leben offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden immer wieder den Tod erleiden um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu offenbar werde an unserem sterblichen Fleisch.
So ist nun der Tod mächtig in uns, aber das Leben in euch. Weil wir aber denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht: „Ich glaube, darum rede ich“, so glauben wir auch und reden auch. Denn wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, uns auch auferwecken wird mit Jesus und uns vor sich stellen wird samt euch.
Denn es geschieht alles um eurer willen, damit die überschwängliche Gnade durch die Danksagung vieler noch reicher werde zur Ehre Gottes. Darum werden wir nicht müde. Wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft uns eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit.
Wir sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.
Hast du auch schwache Stunden? Wir genieren uns oft, das offen zu sagen. Heute gibt es viele junge Prediger mit einem Burnout, die in Psychotherapie gehen. In unseren Gemeinden wird immer noch so behandelt, als sei es der Normalzustand, dass Christen ausgebrannt und kraftlos sind.
Vielleicht war es ganz toll, dass wir gerade das Fußballspiel haben – das ist die Welt, in der der Stärkste siegt. Aber wo war denn die Stärke von Paulus bei den Irrlehrern? Die Irrlehrer prahlten: „Wir können alles, wir sind so toll, blendend, schön, mit Pomadenfrisur.“ Sie sagten, Paulus sei ärmlich, mickrig, seine Erscheinung arm. Doch die Kraft lag im Wort, das der Geist Gottes bevollmächtigt hat.
Paulus hatte eine ärmliche Erscheinung, war körperlich so angeschlagen, um es noch einmal mit seinen Worten zu sagen: Er hatte einen Pfahl im Fleisch – nicht einen Spreisel unter dem Nagel, sondern einen Pfahl im Fleisch, der weh tat. Dreimal hat er gebetet, doch dann hörte er auf und sagte: „Lass dir an meiner Gnade genügen.“ Das haben wir heute in den westlichen Ländern oft vergessen.
In den verfolgten Kirchen weiß man das, und darum wächst dort die Gemeinde. Nichts wirkt so stark wie das schlichte Zeugnis schwacher Christen, die an die Wand gedrückt sind und keine Macht mehr vorspielen können. Ich möchte auch sagen: Wir tun falsch daran, wenn wir unseren jungen Leuten immer nur Sportler vorführen, die vor Körperkraft strahlen und dann sagen: „Ich glaube auch an Jesus, und Jesus ist der Beste, ein toller, erfolgreicher Mann.“
Lassen Sie einen alten, kranken Menschen zu jungen Leuten sprechen. Gehen Sie mit den jungen Leuten an Sterbebetten, und dann erleben Sie, wie diese Menschen vom Zeugnis Jesu dieser Schwachen gepackt werden. Denn dort hat Jesus am meisten Raum, sich zu verwirklichen.
Wir sind auf einem totalen Irrweg, wenn wir heute meinen, wir müssten die Größe des Evangeliums an weltlicher Macht darstellen. Die Schleierhalle in Stuttgart war mit zehntausend Menschen gefüllt, als vor zwei Jahren ein Evangelist aus Haifa dieses schreckliche Evangelium verbreitete, das die ganze Welt erfasst: „Wenn du glaubst, hast du nie Geldprobleme“, verkündete er und rief Tausende auf: „Schick mir zuerst deine tausend Euro, dann wirst du erleben, dass es stimmt.“
Solche Dinge sind im Evangelium nirgendwo begründet, nicht einmal die Zusage der Heilung. Dass Heilung bei uns eine so große Rolle spielt, ist nur eine Verkehrung. Warum spielte sie bei Paulus keine Rolle? „Lass dir genügen an meiner Gnade; denn meine Kraft vollendet sich in deiner Schwäche.“ Wie viele kranke Menschen haben das erlebt: Ludwig Hofacker, der unser Württemberg-Land geprägt hat, Jean Calvin, der große Reformator – man kann sie alle aufzählen, die schwere Leiden ertragen haben.
Paulus erzählt im 2. Korintherbrief Kapitel 1, dass er in Asien so verzagt war, dass er meinte, er müsse sterben. Das geschah, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns, sondern auf den Gott setzen, der Tote lebendig macht.
Kennen Sie Elija? Der Mann vor Ahab, der vor Ahab stand und nichts fürchtete. Aber als die Ischäbel ihre Politik weitertrieben, knickte er ein wie ein Taschenmesser, lag unter einem Busch in der Wüste und sagte: „Ich will sterben.“ Es gibt zwei Arten gläubiger Christen, und die schönsten Erweckungslieder sind von Leuten gedichtet, die am Leben verzweifelt sind.
Das Lied „Es ist ein Born, daraus heilt das Blut“ hat ein Mann gedichtet, der mehrere Selbstmordversuche in der Depression unternahm. Er fand die Rettung seines Lebens nur noch im Blut von Jesus. „Das hält mich, dass Jesus mich trägt.“ Ganz wunderbar.
Das ist die Gruppe um John Newton, wenn Sie das Buch von Wilberforce lesen, das er mittags noch geschrieben hat. Ganz wunderbar, was dort unter John Newton, dem bekehrten Mann, geschehen ist, der so viel gegen die Sklaverei unternommen hat. Ganz wunderbar, was Jesu Gnade aus dem Leben zerbrochener Menschen gemacht hat – immer.
Petrus wurde uns nicht als Held mit starker Faust groß, sondern als der, der Jesus verleugnet hat. Doch Jesus fragt: „Hast du mich lieb?“ Jesus liebt es groß in deinem Leben. Das macht dich stark und unüberwindlich.
Das ist der Normalfall: Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir haben keine Angst mehr, denn Jesus gibt uns Frieden. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Dieses Geheimnis können Sie mit Ihrer Vernunft gar nicht erklären. Es ist das Geheimnis des Heiligen Geistes.
Das Kreuz – dieses schreckliche Bild, wie Jesus die ganze Last der Sünde der Welt an seinem Leib aushält, das schreckliche Gericht Gottes, der Spott der Menschen – und doch siegt er. Wunderbar, wie Jesus diese Welt überwunden hat.
Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wenn Sie das erleben, wie ich es neulich bei einer Evangelisation in Gummersbach in einer Gemeinde russischer Aussiedler erlebt habe, ist das sehr bewegend. Diese Leute erzählen, was sie in Sibirien in schrecklicher Verlassenheit erlebt haben. Das ist für uns fremd.
Aber ich sage noch einmal: Nur die verfolgte Gemeinde wächst. Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche – heute in Kuba, Usbekistan, China, Nordkorea und überall. Denn Christus kann sich erst recht verherrlichen.
Darum ist es so wunderbar, wenn Sie Ihre Zeugnisse weitergeben, was Sie in großer Schwachheit erlebt haben, in kranken Zeiten. Wir sollten vorsichtig sein, immer nur die Siegesberichte zu veröffentlichen.
Das größte Echo hatte in meiner Gemeinde einmal das Zeugnis eines Malermeisters im Gottesdienst, der erzählte, wie er alkoholabhängig war, eine Kur machte und jetzt jeden Tropfen Alkohol fürchten muss, aber dankbar ist, dass er so weit gekommen ist. Ich wurde dauernd angerufen: „Haben Sie mir die Telefonnummer von diesem Mann gesagt? Wer sind Sie? Ich will Ihnen meinen Namen nicht sagen, ich schäme mich, aber ich will den Namen des Mannes haben, der erzählt, wie der Herr Jesus in seiner Schwachheit gesiegt hat.“
Das Geheimnis, das größte Zeugnis sind nicht die großen Erfolgsberichte unserer Wundertaten, die oft auch noch frisiert sind. Selbst nach der größten Krankenheilung wissen Sie nicht, ob die Krankheit übermorgen nicht wiederkommt. Wir sind sterbliche Menschen. Niemand garantiert, dass nicht die nächste Krankheit kommt. Es ist nur eine kurze Zeit.
Und das tut der Herr in Massen, das haben wir selbst erlebt. Wir tragen das Sterben Jesu in unserem Leib, damit auch das Leben Jesu offenbar werde an unserem Leib. Das ist so wunderbar.
Paulus sagt: „Das geschieht für euch.“ Er sagt offen: „Ich trage gern die Schwachheit meines Lebens.“ Er redet ganz offen davon: „Ich will mich am allerliebsten rühmen meiner Schwäche.“
Das Rühmen ist bei Christen oft ein Problem. Ich kann es heute nicht mehr hören, wenn in idea steht, dass einer sagt: „Ich habe viertausend Predigthörer.“ Der Herr will keinen Ruhm haben. Er zerschlägt die Hochmütigen, auch im geistlichen Sinn. Es geht nie gut, und viele Christen sind immer wieder gefallen. Aber er hebt den Niedrigen empor.
Das ist das wunderbare Geheimnis: der schlichte Jesus-Singer, der seine Hausbesuche macht und seine Zeugnisse von Jesus geehrt wird.
Für mich war die schlimmste Katastrophe, die ich je in der Missionsgeschichte gehört habe, die Geschichte der ermordeten Auka-Missionare. Es ist eine bewegende Geschichte von jungen, sportlichen Amerikanern, die damals zu den Aukars vordringen wollten und dann vielleicht durch Missverständnis umgebracht wurden.
Der Tod der Auka-Missionare war der größte Durchbruch, der größte Jesus-Sieg in der Mission. Im ersten Jahr meldeten sich 3000 junge Leute, die in die Lücke treten wollten. Noch 50 oder 60 Jahre später melden sich immer noch junge Leute und sagen: „Die Geschichte der Auka-Missionare hat mich bewegt, heute stelle ich mein Leben für Jesus zur Verfügung.“
Gerade der Tod dieser Leute ist sehr interessant, weil dort am stärksten der Sieg von Jesus zum Zuge kommt. Paulus sagt: Wichtig ist ihm nur, dass die Kraft von Christus in seinem inneren Leben siegt. Das ist so wichtig, dass wir uns ihm ganz zur Verfügung stellen und dass die Kraft von Christus unser Herz verändern kann, dass wir von ihm erfüllt sind.
Wir sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Der innere Mensch wird von Tag zu Tag erneuert. Ganz ähnlich sagt Paulus das im Philipperbrief, was oft in seinen Briefen vorkommt: „Nicht, dass ich schon ergriffen habe, der vollkommene Christ zu sein.“ Was? Paulus, du bist kein vollkommener Christ? Manche sagen: „Seit meiner Bekehrung habe ich nicht mehr gesündigt.“ Ich denke: Von wegen.
Frau Präsidentin, wollen habe ich wohl, aber vollbringen schaffe ich nicht. Aber ich klammere mich an Christus, damit die Kraft von Christus in meinem Leben offenbar werde. Und das ist auch so wichtig, wenn wir das anderen sagen.
Bis in unsere Todesstunde hinein haben wir die Versuchungen des Teufels zu kämpfen. Wir wissen, wie oft bei alten Christen die Sünde noch da ist. Ich denke an alte, bewährte Christen, bei denen die Kinder sagten: „Welcher Schmutz noch aus dem Mund unseres Vaters kommt! Wir wussten gar nicht, dass das in seinem Kopf drin ist.“
Wir brauchen das Blut von Jesus zur Reinigung. Und unser Ruhm sei: „Mach vollende uns und mach uns neu durch dein Blut.“ Aber es ist so herrlich, dass er sagt: Das ist keine Schande, sondern dass Jesus in unserem Leben ganz wunderbar wirken will.
Er hat diesen kostbaren Schatz seines Evangeliums in schwache Menschen hineingegeben, in ganz schwache, zerbrechliche Gefäße. So tragen sie mit ihrem zerbrechlichen Leben diese herrliche Botschaft weiter.
Paulus ist der allergrößte Missionar aller Zeiten. In der kurzen Zeit, in der er wirken konnte, trug er das Evangelium durch das ganze Römische Reich. Unglaublich, welche Frucht er hinterlassen hat.
Wir haben von Hillerson gesprochen, der nicht einmal mehr unter vier Augen sprechen konnte. Am rechten war seine Stimme, dann wurden es die Lieder, die unzählige Menschen aufgerichtet und getröstet haben.
Denken Sie an das Lied: „Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig, alles legt Gott ihm zu Fuß.“ Das ist so wichtig, weil bei uns in den westlichen Ländern, die mit Wohlstand zusammenhängen, das Leidensthema verdrängt wird.
Wir reden nicht mehr darüber, dabei spricht die Bibel dauernd vom Leiden: „Denn durch viel Trübsal müssen wir in das Reich Gottes eingehen.“ In jeder Gemeinde sind so viele Leidende, und das ist das Bewährungsfeld für uns. Wir müssen das wieder entdecken: Dieses Leiden ist ein Segen.
Das Lied, das meine Frau vorhin erwähnt hat, ist ja das einzige Leidenslied, das überhaupt im Gesangbuch stand – ein richtiges Lied, das das Leiden biblisch erklärt. Es wurde von Karl Friedr. Hertmann geschrieben, der übrigens auch sein Pfarramt verlor, weil er gegen Herzog Karl Eugen protestierte.
Der Herzog baute das Ludwigsburger Schloss, das größte Barockschloss Europas mit 452 Zimmern, und Hertmann kämpfte gegen diese Pracht und mit dem schlichten Evangelium und erkannte: „Ich bin ein Zeuge Jesu.“
Bischof Dietz-Felbing in München sagte nach einem schweren Herzinfarkt, der einzige Trost sei dieses Lied aus einem Büchlein „So der Herr will und wir leben“. Das sind Erfahrungen, die ganz große Leute plötzlich machen: Das Leiden hat einen Sinn. Jetzt will Jesus an mir arbeiten – und das erleben sie.
Wenn Sie plötzlich hören, warum ein Mensch so schwer geführt wird, warum der Fuß oder das Bein amputiert wird oder er eine schwere unheilbare Krankheit hat, dann sagen Sie: Jetzt ist Jesus da. Jetzt muss man auf ihn achten und nicht nach dem heidnischen Gedanken gehen, möglichst viel von den Gütern dieser Welt zu haben.
Jetzt soll es ein Segen werden. Sie wissen, wie auch ein Begräbnis ein Segen werden kann, wo Gott ganz besonders zu uns redet. Nicht weil das Sterben wichtig ist, sondern weil Jesus etwas Neues macht – schon den Anfang des neuen Lebens.
Das ist so interessant bei den vielen Begegnungen, die wir mit afrikanischen und asiatischen Christen hatten: Ein völlig normaler Gedanke ist bei ihnen drin. Auch bei Begräbnissen holen sie Trompeten hervor, jubeln und singen Osterlieder. Die Hoffnung ist da.
Wir haben eine unendlich große Zuversicht, und das müssen wir immer wieder sagen. Jesus hat sich verpfändet, dass er uns seinen Segen gibt. Die Begegnung mit Christus ist viel, viel größer als alles, was er uns nehmen kann.
Hast du das vom Tobias Beck noch? Oder so ähnlich? Der große Bibeltheologe Johann Tobias Beck hat seine Frau und zwei Kinder verloren. Ein ganz wunderbarer Mann, der einen Lehrstuhl in Basel hatte und unser Land vor über 200 Jahren stark geprägt hat.
Er betonte die Bibel in einer Fülle, wie selten andere Theologen. Doch über diesen Schmerz war er sehr schwer getroffen. Als ein Freund von ihm seine Frau verlor, sagte er, er habe die Erfahrung gemacht: Der Trost des Wortes Gottes war in der Trauerzeit so groß, dass er nicht wüsste, was er wählen würde, wenn er seine Lieben wiederhaben könnte, dafür aber den Trost der Trauerzeit hergeben müsste.
So groß hat Gott in seinem Wort zu ihm gesprochen. Wir haben das in dem Buch „Mit Freuden ernten“ drin. Wenn ein Mensch so etwas sagt, ist man erstaunt: Der größte Schatz im Leben ist Christus. Und das ist das Allergrößte in der Ewigkeit, dass wir Christus haben.
Dass das schon in dieser Welt da ist, sagt Paul Gerhard so majestätisch in seinen Liedern. Er schildert die Glaubensfreude und macht sie groß, damit wir sie haben und verkünden.
Darum ist es wichtig, dass wir mit unseren Schwächen und Nöten wunderbar umgehen und diesen Dienst tun.
Neulich traf ich einen Mann, der sehr bekümmert war, weil seine erwachsene Tochter eine sehr schwere, unheilbare Krankheit hatte, eine besonders schwierige Art. Er erzählte, dass es ganz merkwürdig war, als sie die endgültige Nachricht erhielten. Es war eine Krankheit mit Lähmung, und die Losungen in diesen Tagen waren so wunderbar.
Solche schönen Losungen standen noch nie im Losungsbüchlein. Waren die Losungen anders? Hat er sie anders gelesen oder durch die Kraft des Geistes anders gehört? Das dürfen wir immer wieder wissen: Der Herr gibt herrlichen Beistand.
Denn im Leiden erstrahlt die Herrlichkeit ganz wunderbar. Wenn der äußere Mensch verfällt, wird auch der innere von Tag zu Tag erneuert. Christus will sich in unserem vergänglichen Leben groß und wunderbar darstellen – das ist herrlich.
Im Gesangbuch ist es sogar so schön, dass viele Lieder in den Schlussversen in die Ewigkeitsfreude übergehen, auch in die Not des Sterbens. In den Pfingstliedern ist das ganz wunderbar.
Wenn wir endlich sterben, unser Leben in den Rachen des Todes werfen, da leuchtet die Herrlichkeit von Christus auf einmal auf.
Wir leben in einer Welt des Leidens. Der Normalzustand dieser Welt ist Leiden. Leben ist Leiden. Schon die Babys leiden. Wir waren gestern bei unseren Urenkeln, die in der Nähe wohnen. Die kleinen Kinder haben Angst, bis sie aufwachsen, die Eltern gehen weg, und die Krankheitsnöte, die man bei Kindern durchkämpft – das ist alles unser Leben.
Meine Frau war als junges Kind schon dreimal dem Tod übergeben, von den Ärzten aufgegeben. Das ist ein Leben voller Leiden. Und es ist wunderbar, dass wir die Herrlichkeit des Herrn auch in Wunden erfahren – natürlich in Wunden.
Es ist doch ein begrenztes Leben, nur ein Vorgeschmack, eine Vorbereitung auf die Herrlichkeit. Wir, die jetzt alt sind – viele von Ihnen, aber auch ganz junge Hüpfer heute hier – wollen daran denken, uns zubereiten zu lassen, damit das Neue in uns Gestalt gewinnt.
Ich hörte von einem Mann, dessen Arzt sagte: „Ich habe eine schlechte Nachricht.“ Nach der Befundanalyse sagte der Arzt: „Sie leben nicht mehr lange.“ Das sei eine gute Nachricht, denn er wisse doch, wohin er gehe.
Dass wir das so annehmen und wissen: Wir sind in der Hand von Jesus geborgen.
Ich darf Ihnen noch einmal sagen: Das Gesangbuch ist das schönste Erbauungsbuch. Nehmen Sie Ihre alten Gesangbücher wieder zur Hand – kostbare Lieder, ein Schatz von Albert Knapp, der dreitausend ausgewählte Lieder schrieb.
Nehmen Sie das alte Philadelphia-Buch oder freikirchliche Gesangbücher, wo Sie wollen. Streichen Sie sich die Lieder an. Auch im Herrnhuter Gesangbuch der Brüdergemeinde findet man wunderbare Verse.
Bei Zinzendorf findet man schöne Verse über die Überwindung des Leidens. Selbst im Missionslied „Die Sache ist dein, Herr Jesu Christ“ von Preiswerk und Graf Zaremba, dem polnischen Grafen von Petersburg, der Missionar im Kaukasus wurde, heißt es: „So führ uns allzugleich zum Teil am Leiden und am Reich.“
Wir wollen teilhaben am Reich Gottes, aber ich kann am Reich Gottes nicht anders teilhaben als am Leiden. Deshalb brauchen Sie keine Sorge zu haben, wenn Sie kein Leiden haben. Gottes Güte, es ist ein Wunder, man kann nur danken. Aber umso mehr will ich teilhaben am Leiden der anderen und die leidenden Christen mittragen.
Das ist das Allerschönste. Jeder Krankenbesuch, den Sie bei gläubigen Christen machen, ist für sie der größte Segen.
Ich sage meiner Frau manchmal am Sonntag, wenn wir zwei Predigten haben: „Dumme gehen noch da vorbei, dann machen wir noch einen Besuch.“ Die Männer sind ja Bruttler, aber ich folge dann doch, und dann gehen wir.
Wir gehen jedes Mal gesegnet weg. Selbst wenn es das ärgste Jammerbild ist, das Größte, wenn wir dann ein Lied singen oder einen Vers sagen, „Jesu geh voran“ oder Ähnliches, und dann erleben, wie ein Mensch zu leuchten anfängt und mitredet – was da geschieht, ist das Allerschönste.
Wenn wir in dieser trostlosen Welt die Hoffnung von Jesus weitergeben, gibt es nichts Größeres. Die Welt überwinden mit all ihren Schrecken.
Und das ist auch im Tod so herrlich, dass wir diesen Dienst tun und sagen: Wir wollen dabeibleiben, wenn jemand von dieser Welt Abschied nimmt. Dann wollen wir die schönen, großen Predigtworte aus der Bibel sagen und die Liedverse von Philipp Spitta, der eine herrliche Bekehrung bei August Tholuck hatte.
Tholuck war ein Theologe, der von der „Höllenvater-Selbsterkenntnis“ der Sünde unseres Lebens sprach, wo man erst die „Himmelfahrts-Gotteserkenntnis“ haben kann.
Der große Theologe in Halle weckte bei Philipp Spitta das schöne Lied „Bei dem Jesus will ich bleiben“. Es sind drei Verse, die alle gut zum Friedhof und zur Beerdigung passen. Sie schließen mit: „Ich ziehe fröhlich hinüber“, wie man nach der Heimat reist – Hoffnungslieder.
Das Leiden überwinden – das Leiden ist nicht das Thema, sondern die Herrlichkeit, die Jesus heute schon schaffen will. Das ist so groß, so wunderbar.
Die Mutter des baltischen Märtyrers Traugott Hahn, Lalla Hahn, hatte ein furchtbar schweres Leiden und verbrachte die meiste Zeit ihres Lebens im Rollstuhl. Da kam ein Mann auf der Straße, traf einen Pastor und sagte: „Ich habe einen kurzen Besuch bei Ihrer Frau gemacht. Wir konnten nicht viel reden. Aber diese wenigen Minuten mit Ihrer todkranken Frau waren mehr als hundert Predigten von Ihnen.“ Und das waren gesegnete Predigten.
Da wissen wir, was Leidensüberwindung ist – ein allergrößtes Zeugnis. Wir wollen uns das für uns selbst vornehmen, wenn der Herr Leiden für uns bereit hat, dass wir unseren Kindern verwandelt sagen können: „Das ist viel, viel größer, was wir empfangen.“ Die Worte von Jesus sind wahr, und wir können uns auf sie verlassen.
Gerade die Lieder, die wir haben, werden noch viele entdecken – im Reichsliederbuch, bei den Erweckungsliedern, aber auch bei den Gesangbuchliedern, die uns Trost geben.
Ich möchte einfach, dass in Ihren Gemeinden wieder einige davon die Augen öffnen und sagen: „Du darfst den Schatz nicht verlieren.“ Denn wenn wir diesen Schatz verlieren, sind wir unendlich arm und können den großen Trost nicht mehr weitergeben.
Wir wollen noch beten: Lieber Herr, ganz herzlichen Dank, dass du uns diesen Schatz gibst – diese Beispiele von Menschen, die Zeugen des Glaubens sind, die uns das vorgelebt und dieses Erbe hinterlassen haben.
Wir sind so froh, dass keine Not und kein Leiden uns von dir trennen kann und dass wir Sieger sein dürfen in all dem Schweren, das um uns da ist.
Darum bitten wir dich auch, uns einzuüben, diese Schwäche und Belastungen, die du uns auflegst, zu akzeptieren. Sie sind nicht schwer, sie kommen aus deiner lieben Hand. Wir dürfen sie nutzen und umfunktionieren zum Lobpreis für dich.
So wie es die Zeugen des Glaubens, auch die Apostel und Propheten getan haben mit den schweren Wegen, die sie gegangen sind – ja, wie du selbst mit deinem Kreuzesweg den herrlichsten Ostersieg daraus gemacht hast.
Herr, wir freuen uns: Es ist nur noch eine kurze Zeit, bis wir dich in der Herrlichkeit schauen. Wir wollen uns darauf freuen und sehnen uns danach.
Wir wollen treu sein in den Jahren, die du uns noch hier lässt und in denen wir Aufgaben haben. Aber wir wollen uns nicht von den schweren Dingen niederdrücken lassen.
Unser Lob soll nie verstummen, und unser Dank gilt dir. Amen.
Der Schatz des Glaubens in zerbrechlichen Menschen
Ich lese aus 2. Korinther 4:
Wir haben diesen Schatz des Christusgeheimnisses, den Christusschatz, in irdenen Gefäßen, in Gefäßen, die rissig und zerbrechlich sind. Das ist unser Leib, unser Leben – ein sehr brüchiges Gefäß. Das merken wir nicht nur daran, dass die Zähne wackeln oder die Gedanken sich nicht mehr konzentrieren können. Diese irdenen Gefäße sind dazu da, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.
Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben von Jesus an unserem Leben offenbar werde.
Denn wir, die wir leben, werden immer wieder den Tod erleiden um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar werde. So ist nun der Tod mächtig in uns, aber das Leben in euch.
Weil wir denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht: "Ich glaube, darum rede ich", so glauben wir auch, darum reden wir auch. Denn wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, uns auch auferwecken wird mit Jesus und uns vor sich stellen wird samt euch.
Denn es geschieht alles um eueretwillen, damit die überschwängliche Gnade durch die Danksagung vieler noch reicher werde, zur Ehre Gottes.
Darum werden wir nicht müde. Wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft uns eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit.
Wir sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.
Umgang mit Schwäche und geistlicher Kraft
Hast du auch schwache Stunden? Wir schämen uns oft, das offen zuzugeben. Heute gibt es viele junge Prediger mit Burnout, die in Psychotherapie gehen. In unseren Gemeinden wird oft behandelt, dass es normal sei, als Christ ausgebrannt und kraftlos zu sein.
Vielleicht ist es gerade gut, dass wir das Fußballspiel haben, denn dort gilt: Der Stärkste siegt. Aber wo war die Stärke von Paulus im Umgang mit den Irrlehrern? Diese Irrlehrer haben geprahlt: „Wir können alles, wir sind so toll, schön, mit Pomadenfrisur.“ Sie sagten, Paulus sei ärmlich, mickrig und seine Erscheinung schwach.
Doch die Kraft lag im Wort, das vom Geist Gottes bevollmächtigt war. Paulus hatte eine ärmliche Erscheinung und war körperlich angeschlagen. Er selbst beschreibt es als einen „Pfahl im Fleisch“, nicht nur einen kleinen Splitter unter dem Nagel. Das tut weh.
Dreimal hat Paulus gebetet, doch dann hat er aufgehört und gesagt: „Lass dir an meiner Gnade genügen.“ Das haben wir heute in den westlichen Ländern oft vergessen. In den verfolgten Kirchen weiß man das noch, und deshalb wächst die Gemeinde dort. Nichts wirkt so stark wie das schlichte Zeugnis schwacher Christen.
Im Sozialismus Chinas, in Nordkorea oder Kuba sind es gerade diese schwachen Christen, die an die Wand gedrückt werden und nichts Machtvolles mehr vorspielen können. Und ich möchte noch einmal betonen: Wir irren, wenn wir jungen Leuten immer nur Sportler vorführen, die vor Körperkraft strahlen und sagen: „Ich glaube an Jesus, und Jesus ist der Beste, ein toller, erfolgreicher Mann.“
Lassen Sie einen alten, kranken Menschen zu jungen Leuten sprechen. Gehen Sie mit jungen Menschen an Sterbebetten. Dann erleben Sie, wie diese vom Zeugnis Jesu dieser schwachen Menschen tief berührt werden. Denn dort hat Jesus den meisten Raum, sich zu verwirklichen.
Wir sind auf einem totalen Irrweg, wenn wir heute meinen, die Größe des Evangeliums müsse durch weltliche Macht dargestellt werden.
Zeugnisse von Glauben in Verfolgung und Schwäche
Die Schleierhalle in Stuttgart war mit zehntausend Menschen gefüllt, als vor zwei Jahren ein Evangelist aus Haifa dieses schreckliche Evangelium verkündete, das sich in der ganzen Welt verbreitet. Er behauptete, Jesus habe nie Geldprobleme gehabt, und rief Tausende von Menschen dazu auf: „Schick mir zuerst deine tausend Euro, dann wirst du erleben, dass es bei dir stimmt.“ Solche Behauptungen sind im Evangelium nirgendwo begründet, nicht einmal die Zusage der Heilung. Dass Heilung bei uns so eine große Rolle spielt, ist nur eine Verkehrung. Warum spielte sie bei Paulus keine Rolle? Er sagt: „Lass dir genug sein an meiner Gnade, denn meine Kraft vollendet sich in deiner Schwäche.“
Wie viele kranke Menschen haben das erlebt! Unser Ludwig Hofacker, der unser württembergisches Land geprägt hat, Jean Calvin, der große Reformator, und viele andere, die schwere Leiden ertragen mussten. Paulus erzählt im zweiten Brief, im ersten Kapitel, dass er in Asien verzagt war und meinte, er müsse sterben. Das geschah, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzen, sondern auf den Gott, der Tote lebendig macht.
Kennen Sie Elija? Der Mann, der vor Ahab stand und keine Furcht zeigte. Doch als Isebel ihre Politik weitertrieb, selbst nach dem Gottesurteil am Karmel, brach Elija zusammen wie ein Taschenmesser. Er lag unter einem Busch in der Wüste und sagte: „Ich will sterben.“ Es gibt viele gläubige Christen, und die schönsten Erweckungslieder stammen von Menschen, die am Leben verzweifelt waren.
Das Lied „Es ist ein Born, draus heilt das Blut“ wurde von einem Mann gedichtet, der mehrere Selbstmordversuche in der Depression unternommen hatte. Er fand die Rettung seines Lebens nur noch im Blut von Jesus. „Das hält mich, dass Jesus mich trägt.“ Ganz wunderbar ist das. Das ist diese Gruppe um John Newton, wenn Sie das Buch von Wilberforce lesen, das er mittags noch geschrieben hat. Ganz wunderbar, was dort unter John Newton, dem bekehrten Mann, der so viel gegen die Sklaverei unternommen hat, geschehen ist. Ganz wunderbar, was Jesu Gnade aus dem Leben zerbrochener Menschen gemacht hat – immer wieder.
Petrus wurde uns nicht als der Held mit der starken Faust groß, sondern als der, der Jesus verleugnet hat. Denn Jesus fragt: „Hast du mich lieb?“ Jesus liebt es am meisten in deinem Leben. Das macht dich stark und unüberwindbar. Das ist der Normalfall. Wir haben Ängste, wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir haben keine Angst mehr, weil Jesus uns den Frieden gibt. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.
Dieses Geheimnis können Sie mit Ihrer Vernunft gar nicht erklären. Es ist das Geheimnis des Heiligen Geistes, dass das Kreuz – dieses schreckliche Bild, wie Jesus die ganze Last der Sünde der Welt an seinem Leib aushält, das schreckliche Gericht Gottes, der Spott der Menschen – überwunden wird. Wunderbar, wie Jesus diese Welt besiegt.
Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wenn Sie das erleben, wie ich es bei einer Evangelisation in Gummersbach erleben durfte, in einer Gemeinde russischer Aussiedler, dann bewegt das. Diese Menschen erzählen, was sie in Sibirien, in der schrecklichsten Verlassenheit, erlebt haben. Das ist für uns fremd, aber ich sage noch einmal: Nur die verfolgte Gemeinde wächst. Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Kirche. Das gilt heute in Kuba, in Usbekistan, in China und in Nordkorea, überall. Denn Christus kann sich erst recht verherrlichen.
Darum ist es so wunderbar, auch wenn Sie Ihre Zeugnisse weitergeben, was Sie in großer Schwachheit erlebt haben, in kranken Zeiten. Wir sollten vorsichtig sein, immer nur die Siegesberichte zu veröffentlichen. Das größte Echo hatte in meiner Gemeinde einmal das Zeugnis eines Malermeisters, der erzählte, wie er alkoholabhängig war, wie er eine Kur machte und jetzt jeden Tropfen Alkohol fürchtet, aber dankbar ist, dass er so weit gekommen ist.
Ich wurde ständig angerufen: „Haben Sie die Telefonnummer von diesem Mann? Wer sind Sie? Ich will meinen Namen nicht sagen, ich schäme mich, aber ich will den Namen von dem Mann haben, der erzählt, wie der Herr Jesus in seiner Schwachheit gesiegt hat.“ Das ist das Geheimnis, das größte Zeugnis – nicht die großen Erfolgsberichte unserer Wundertaten, die oft auch noch frisiert sind.
Selbst nach der größten Krankenheilung wissen Sie nicht, ob die Krankheit nicht übermorgen wiederkommt. Wir sind sterbliche Menschen. Niemand garantiert, dass nicht die nächste Krankheit kommt. Es ist nur noch auf kurze Zeit. Und das tut der Herr in Massenweise, das haben wir selbst erlebt.
Wir tragen das Sterben Jesu in unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde. Und das ist alles so wunderbar. Paulus sagt: „Das geschieht für euch.“ Er sagt auch ganz offen: „Ich trage gern die Schwachheit meines Lebens.“ Und er redet davon, dass er sich am allerliebsten „rühmt meiner Schwäche.“
Die Bedeutung von Demut und Zeugnis in der Gemeinde
Das mit dem Rühmen ist bei den Christen ganz schlimm. Ich kann es heute nicht mehr hören, wenn in Idea wieder steht, dass jemand sagt: „Aber ich habe viertausend Predigthörer.“ Der Herr will keinen Ruhm haben. Er zerschlägt die Hochmütigen, auch im geistlichen Sinn. Es geht nie gut, und es sind viel zu viele Christen immer wieder gefallen. Aber er hebt den Niedrigen empor, und das ist das wunderbare Geheimnis.
Der schlichte Jesussinger, der seine Hausbesuche macht und seine Zeugnisse von Jesus gibt, wird geehrt. Für mich war die schlimmste Katastrophe, die ich je in der Missionsgeschichte gehört habe, eine Geschichte, die ich schon als junger Schüler einst gelesen habe: Als die Auka-Missionare ermordet wurden. Es ist eine bewegende Geschichte von jungen, sportlichen Amerikanern, die damals zu den Aukars vordringen wollten und dann vielleicht durch ein Missverständnis umgebracht wurden.
Der Tod der Auka-Missionare war der größte Durchbruch und der größte Jesus-Sieg in der Mission. Im ersten Jahr haben sich 3000 junge Leute für den Missionsdienst gemeldet, die in die Lücke treten wollten. Und heute, noch 50 oder 60 Jahre später, melden sich bei uns immer noch junge Leute und sagen: „Die Geschichte der Auka-Missionare hat mich bewegt, heute mein Leben für Jesus zur Verfügung zu stellen.“
Gerade der Tod dieser Leute ist sehr interessant, weil hier am stärksten der Sieg von Jesus zum Zuge kommt. Das ist wunderbar. Wie Paulus sagt, ist ihm nur wichtig, dass die Kraft von Christus in seinem inneren Leben siegt. Und das ist so wichtig: dass wir uns ihm ganz zur Verfügung stellen und dass die Kraft von Christus unser Herz verändern kann, dass wir von ihm erfüllt sind.
Wir sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Der innere Mensch wird von Tag zu Tag erneuert. Ganz ähnlich sagt das Paulus im Philipperbrief. Das kommt ganz oft in seinen Briefen vor: „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe, den vollkommenen Christ.“ Was? Paulus, du bist doch nicht ein vollkommener Christ? Manche sagen: „Seit meiner Bekehrung habe ich nicht mehr gesündigt.“ Ich denke: von wegen!
„Frau Präsidentin, wollen habe ich wohl, aber vollbringen schaffe ich nicht.“ Aber ich klammere mich an Christus, damit die Kraft von Christus in meinem Leben offenbar werde. Und das ist auch so wichtig, wenn wir das anderen sagen: Bis zu unserer Todesstunde hinein haben wir wieder die Versuchungen des Teufels zu kämpfen.
Wir wissen, wie oft bei alten Christen die Sünde noch da ist. Ich denke an alte, bewährte Christen. Da sagten die Kinder: „So schwer ist das bei dem Vater, welcher Schmutz noch aus seinem Mund kommt! Wir wussten gar nicht, dass das im Kopf unseres Vaters drin ist.“ Wir brauchen das Blut von Jesus zur Reinigung. Und unser Ruhm sei: „Mach vollende uns und mach uns neu durch dein Blut.“
Aber es ist so herrlich, dass Paulus sagt, das ist keine Schande, sondern dass Jesus in unserem Leben ganz wunderbar wirken will. Er hat diesen kostbaren Schatz seines Evangeliums in schwache Menschen hineingegeben, in ganz schwache, zerbrechliche Gefäße, damit sie mit ihrem zerbrechlichen Leben diese herrliche Botschaft weitertragen.
Paulus ist der allergrößte Missionar aller Zeiten. In der kurzen Zeit, in der er überhaupt wirken konnte, trug er das Evangelium durch das ganze Römische Reich. Es ist unglaublich, welche Frucht er hinterlassen hat und wie viele andere es waren. Wir haben von Hillerson gesprochen, der nicht einmal mehr unter vier Augen sprechen konnte. Am rechten Ohr war seine Stimme, und dann wurden es die Lieder, die unsäglich viele Leute aufgerichtet und getröstet haben.
Denken Sie an das Lied „Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß.“ Das ist so wichtig, weil bei uns in den westlichen Ländern, bedingt durch unseren Wohlstand, das Leidensthema verdrängt wird. Wir reden nicht mehr darüber, dabei spricht die Bibel dauernd davon, vom Leiden, dass wir durch viel Trübsal ins Reich Gottes hineingehen.
In jeder Gemeinde sind so viele Leidende, und das ist das Bewährungsfeld für uns. Wir müssen das wieder entdecken: Dieses Leiden ist ein Segen.
Das Leiden als biblisches Thema in Liedern und Gemeinde
Dieses Lied, das meine Frau vorhin erwähnt hat, ist das einzige Leidenslied, das überhaupt im Gesangbuch steht. Es ist ein richtiges Lied, das das Leiden biblisch erklärt, geschrieben von Karl Friedi Hertmann. Er hat übrigens auch sein Pfarramt verloren, weil er im Protest gegen Herzog Karl Eugen kämpfte. Dieser Herzog bewohnte das Ludwigsburger Schloss, das größte Barockschloss Europas mit 452 Zimmern.
Hertmann hat gegen diese Pracht des Herzogs gekämpft und sich mit dem schlichten Evangelium auseinandergesetzt. Dabei hat er erkannt: Ich bin ein Zeuge Jesu. Bischof Dietz-Felbing in München sagte nach einem schweren Herzinfarkt, dass der einzige Trost dieses Lied war, das in einem Büchlein mit dem Titel »So der Herr will und wir leben« enthalten ist.
Das sind Erfahrungen, die auch ganz große Leute plötzlich machen: Das Leiden hat einen Sinn. Jetzt will Jesus an mir arbeiten, und das erleben sie tatsächlich. Wenn Sie plötzlich hören, warum ein Mensch so schwer geführt wird – etwa wenn ein Fuß oder ein Bein amputiert wird oder er eine schwere, unheilbare Krankheit hat – dann sagen Sie: Jetzt ist Jesus da. Jetzt muss man auf ihn achten und nicht nach heidnischen Gedanken schauen, wie wir möglichst viel von den Gütern dieser Welt haben.
Stattdessen soll es ein Segen werden. Sie wissen, wie auch ein Begräbnis ein Segen werden kann, wo Gott ganz besonders zu uns redet. Nicht weil das Sterben wichtig ist, sondern weil Jesus etwas Neues macht – den Anfang eines neuen Lebens.
Das ist besonders interessant durch die vielen Begegnungen, die wir mit afrikanischen und asiatischen Christen hatten. Dort ist dieser Gedanke völlig normal. Auch bei den Begräbnissen holen sie die Trompeten hervor, dann wird gejubelt und die Osterlieder werden gesungen. Die Hoffnung ist da. Wir haben eine unendlich große Zuversicht.
Das müssen wir immer wieder sagen, weil Jesus sich verpfändet hat, dass er uns seinen Segen gibt. Die Begegnung mit Christus ist viel, viel größer als alles, was er uns nehmen kann. Viel, viel größer als alles, was uns genommen wird.
Trost in der Trauer und das Erbe großer Glaubenszeugen
Der große Bibeltheologe Johann Tobias Beck hat seine Frau und zwei Kinder verloren. Er war ein ganz wunderbarer Mann. Beck hatte einen Lehrstuhl in Basel und war ein sehr berühmter Theologe. Seit über zweihundert Jahren prägt er unser Land maßgeblich. Er betonte die Bibel in einer Fülle, wie es nur wenige Theologen getan haben.
Doch dieser Schmerz traf ihn sehr schwer. Als ein Freund von ihm seine Frau verlor, erzählte Beck, dass er die Erfahrung gemacht habe: Der Trost des Wortes Gottes war in dieser Trauerzeit so groß, dass er, wenn er seine Lieben wiederhaben könnte, aber dafür den Trost, den er in der Trauerzeit empfangen hat, hergeben müsste, nicht wüsste, was er wählen sollte. So groß hat Gott in seinem Wort zu ihm gesprochen.
Wir haben dies in dem Buch „Mit Freuden ernten“ von Johann Tobias Beck ausführlich dargestellt. Wenn man das liest und hört, wie ein Mensch so etwas sagt, ist man erstaunt. Der größte Schatz im Leben ist Christus. Und das ist das Allergrößte in der Ewigkeit: dass wir Christus haben.
Schon in dieser Welt gilt: „Habe ich doch Christus noch, wer will mir den nehmen? Wer will mir den Himmel rauben, den mir schon Gottes Sohn im Glauben beigelegt hat?“ Gerade Paul Gerhardt hat diese Glaubensfreude so majestätisch verstanden und uns beschrieben. Er macht uns bewusst, wie groß dieses Geschenk ist – und dass wir es verkünden müssen.
Darum ist es wichtig, dass wir mit unseren Schwächen und Nöten ganz wunderbar umgehen und jetzt auch diesen Dienst tun.
Zeugnisse von Glauben in schweren Prüfungen
Neulich traf ich einen Mann, der sehr bekümmert war, weil seine bereits erwachsene Tochter einen sehr schweren Befund erhalten hatte. Es handelte sich um eine unheilbare Krankheit, eine besonders schwierige Art.
Dann erzählte er von diesen Tagen, als sie die endgültige Nachricht über den Zustand ihrer Tochter bekamen. Es war eine Krankheit mit Lähmungen. In dieser Zeit waren die Losungen ganz wunderbar. So schöne Losungen standen noch nie im Losungsbüchlein.
Er fragte, ob die Losungen anders waren oder ob er sie anders gelesen oder durch die Kraft des Geistes anders gehört habe. Das dürfen wir immer wieder wissen: Der Herr gibt diesen herrlichen Beistand.
Denn gerade im Leiden erstrahlt die Herrlichkeit ganz wunderbar. Wenn der äußere Mensch verfällt, wird auch der innere von Tag zu Tag erneuert. Christus will sich in unserem vergänglichen Leben groß und wunderbar darstellen – das ist herrlich.
In unserem Gesangbuch ist es sogar so schön, dass die Lieder immer wieder in den Schlussversen in die Ewigkeitsfreude übergehen. Auch in der Not des Sterbens wird das deutlich, zum Beispiel in den Pfingstliedern. Im Gesamtbuch heißt es: Wenn wir endlich sterben sollen und unser Leben in den Rachen des Todes werfen, da leuchtet die Herrlichkeit von Christus auf einmal auf.
Das Leben als eine Welt des Leidens und die Hoffnung auf die Herrlichkeit
Wir leben in einer Welt des Leidens. Der Normalzustand dieser Welt ist Leiden. Leben bedeutet Leiden – schon die Babys leiden. Gestern waren wir bei unseren Urenkeln, die in der Nähe wohnen. Die kleinen Kinder leben in Angst, bis sie aufwachsen. Die Eltern sind oft weg, und die Krankheitsnöte, die man bei den Kindern durchkämpft, gehören zu unserem Leben dazu.
Meine Frau wurde als junges Kind schon dreimal dem Tod übergeben, von den Ärzten aufgegeben. Das ist ein Leben voller Leiden. Und es ist ganz wunderbar, dass wir die Herrlichkeit des Herrn erfahren – auch in Wunden, natürlich in Wunden. Es ist doch ein begrenztes Leben. Es ist nur ein Vorgeschmack, eine Vorbereitung auf die Herrlichkeit.
Wir, die jetzt alt sind – viele von Ihnen –, und auch die ganz jungen Hüpfer unter uns heute hier, sollten daran denken, dass wir uns zubereiten lassen wollen. Dass dieses Neue in uns Gestalt gewinnt.
Ich hörte neulich von einem Mann, dessen Arzt nach der Befundanalyse sagte: „Ich habe eine schlechte Nachricht, Sie leben nicht mehr lange.“ Doch für ihn war das eine gute Nachricht. Er wusste, wohin er geht. Dass wir das so natürlich nehmen und wissen: Wir sind in der Hand von Jesus geborgen.
Ich darf Ihnen noch einmal sagen: Das Gesangbuch ist das schönste Erbauungsbuch. Nehmen Sie Ihre alten Gesangbücher wieder zur Hand – kostbare Lieder! Der Schatz von Albert Knapp enthält dreitausend ausgewählte Lieder. Nehmen Sie das alte Philadelphia-Buch oder freikirchliche Gesangbücher, wo Sie wollen, und streichen Sie sich die Lieder an.
Auch im Herrnhuter Gesangbuch der Brüdergemeinde findet man wunderbare Verse. Bei Zinzendorf findet man schöne Verse über die Überwindung des Leidens. Selbst im Missionslied „Die Sache ist dein, Herr Jesu Christ“ findet man Preiswerk. Dann der Graf Zaremba, der polnische Graf von Petersburg, der ein Missionar im Kaukasus wurde – so führen sie uns zugleich zum Teilhaben am Leiden und am Reich.
Wir wollen teilhaben am Reich Gottes. Aber ich kann am Reich Gottes nicht anders teilhaben, als am Leiden teilzuhaben. Deshalb brauchen Sie jetzt keine Sorge zu haben. Ich habe gar kein Leiden, ich muss mir keine Tabletten nehmen. Gottes Güte – es ist ein Wunder, dafür kann man nur danken.
Umso mehr will ich teilhaben am Leiden der Anderen und die leidenden Christen mittragen. Und das ist das Allerschönste.
Die Bedeutung von Krankenbesuchen und Gemeinschaft im Glauben
Ich sage: Jeder Krankenbesuch, den Sie bei gläubigen Christen machen, ist für sie der größte Segen.
Manchmal sage ich meiner Frau, gerade sonntags, wenn wir zwei Predigten haben: „Dumme gehen noch da vorbei, dann machen wir noch einen Besuch.“ Die Männer sind ja oft Bruttler, aber meiner Frau folge ich dann doch, und so gehen wir. Jedes Mal gehen wir gesegnet weg.
Selbst wenn das Bild das ärgste Jammerbild ist, das Größte an Not, dann sagen wir einen Liedvers oder singen „Jesu geh voran“ oder etwas Ähnliches. Und plötzlich erleben wir, wie ein Mensch anfängt zu leuchten, wie er mitredet und was da geschieht. Das ist das Allergrößte: In dieser trostlosen Welt die Hoffnung von Jesus weiterzugeben.
Größeres gibt es ja gar nicht mehr: Die Welt zu überwinden mit all ihren Schrecken. Und das ist auch im Tod so herrlich, dass wir diesen Dienst tun und sagen: Wir wollen dabei bleiben, wenn jemand von dieser Welt Abschied nimmt. Dann wollen wir die schönen, großen Predigten Gottes, die Worte aus der Bibel, vortragen. Und die schönen Liedverse von Philipp Spitta, der ebenfalls eine herrliche Bekehrung bei August Tholuck erfahren hat.
Von Tholuck, dem Theologen, von dem wir schon sprachen, der die „Höllenvater-Selbsterkenntnis“ der Sünde unseres Lebens betonte – erst durch diese Erkenntnis kann man die Himmelfahrt Gotteserkenntnis erlangen. Der große Theologe aus Halle hat bei Philipp Spitta das schöne Lied geweckt, in dem es heißt: „Jesus, will ich bleiben.“ Dieses Lied steht in einem Diensteschen und besteht aus drei Versen. Alle passen gut auf den Friedhof zur Beerdigung.
Sie schließen mit der Aussage: „Ich ziehe fröhlich hinüber, wie man nach der Heimat reist.“ Es sind Hoffnungslieder. Das Leiden zu überwinden ist nicht das Thema, sondern die Herrlichkeit, die Jesus heute schon schaffen will. Und das ist so groß, so wunderbar groß.
Zeugnisse von Glauben trotz schwerer Krankheit
Die Mutter des baltischen Märtyrers Traugott Hahn, Mutter Lalla Hahn, war die Ehefrau eines Evangelisten und Pastors der baltischen Kirche. Sie litt unter einem sehr schweren Leiden und verbrachte die meiste Zeit ihres Lebens im Rollstuhl.
Eines Tages begegnete ein Mann auf der Straße einem Pastor. Er sagte: „Herr Pastor, ich habe einen kurzen Besuch bei Ihrer Frau gemacht. Wir konnten nicht viel reden. Aber diese wenigen Minuten mit Ihrer todkranken Frau waren mehr wert als hundert Predigten von Ihnen – und Sie sind ein gesegneter Prediger.“
Dieses Erlebnis zeigt, was Überwindung im Leiden bedeutet. Es ist ein ganz großes Zeugnis. Wir sollten uns vornehmen, wenn der Herr auch für uns Leiden bereithält, dass wir diese verwandeln. So können wir auch sagen, dass das, was wir empfangen, viel, viel größer ist. Die Worte von Jesus sind wahr, und wir können uns auf sie verlassen.
Gerade die Lieder, die wir haben, geben uns diesen Trost. Im Reichsliederbuch findet man viele davon – sowohl Erweckungslieder als auch Lieder aus dem Gesangbuch. Sie schenken uns Trost in schweren Zeiten.
Ich wünsche mir, dass in den Gemeinden die Menschen wieder einige dieser Lieder entdecken und ihre Augen dafür öffnen. Sie dürfen diesen Schatz nicht verlieren. Wenn wir diesen Schatz verlieren, sind wir unendlich arm. Dann können wir den großen Trost nicht mehr weitergeben.
Schlussgebet: Dank und Bitte um Treue und Lobpreis
Wir wollen noch beten.
Lieber Herr, ganz herzlichen Dank, dass du uns auch diesen Schatz gibst: diese Beispiele von Menschen, die Zeugen des Glaubens sind, die uns das vorgelebt haben und dieses Erbe hinterlassen haben. Wir sind so froh, dass keine Not und kein Leiden uns von dir trennen kann und dass wir Sieger sein dürfen, trotz all der schweren Dinge, die um uns herum sind.
Darum bitten wir dich, uns auch einzuüben, diese Schwäche und die Belastungen, die du uns auflegst, zu akzeptieren. Sie sind ja nicht schwer, denn sie kommen aus deiner lieben Hand. Wir dürfen sie nützen und umfunktionieren zum Lobpreis für dich.
So wie es die Zeugen des Glaubens getan haben, auch die Apostel und Propheten, mit den schweren Wegen, die sie gegangen sind. Ja, wie du selbst mit deinem Kreuzesweg den herrlichsten Ostersieg daraus gemacht hast.
Herr, wir freuen uns, denn es ist noch eine kurze Zeit, bis wir dich schauen in der Herrlichkeit. Wir wollen uns darauf freuen und uns danach sehnen.
Wir wollen treu sein in den Jahren, die uns hier noch bleiben und in denen wir noch Aufgaben haben. Aber wir wollen uns nicht niederdrücken lassen von den schweren Dingen. Unser Lob soll nie verstummen, und unser Dank an dich soll immer da sein.
Amen.
