Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zugleich zum theologischen Denken anregen.
Man sagt ja schnell mal: „Ich glaube, ich kriege die Krise.“ Aber manchmal sagt man das nicht nur so – man steckt wirklich in einer Krise. Man sieht das Gute im Leben gar nicht mehr, sondern eher das Niederdrückende. Man lässt sich auch von den Nachrichten herunterziehen, in denen es ja oft um Krisen geht.
Deshalb lautet die Frage in diesem Podcast: Wie kann ich mit Krisen umgehen – mit Krisen, mit denen ich konfrontiert werde, und auch mit Krisen im persönlichen Leben?
Thomas, warum reagieren wir so gestresst auf Krisen, und warum machen Krisen so viel mit uns?
Krisen sind ja Ausnahmesituationen, und diese sind wir, wie der Name schon sagt, nicht gewöhnt. Sie sind eben Ausnahmen, die uns in der Regel auch emotional tief bewegen. Das ist kein Normalablauf, den wir wie eine Checkliste einfach abhaken können. Wir müssen uns auf die einzelne Situation immer wieder neu einstellen und mit ihr umgehen. Das kostet Kraft und nimmt uns innerlich oft mit.
Das Schwierige ist, wenn die Krisenstimmung das Steuerruder auf meinem Lebensschiff übernimmt. Wenn ich mich dann nur noch, wie du es eben gesagt hast, auf diese Krise fixiere und das Positive gar nicht mehr sehe. Wenn ich Christ bin, kommt eine weitere Komponente hinzu: Ich komme sehr schnell dazu zu denken: „Hey, ich verstehe Gott nicht mehr. Warum mutet er mir diese Krise zu? Warum muss ich das jetzt aushalten?“ Dann habe ich den Eindruck, ich bin nur auf mich selbst gestellt und denke ständig darüber nach, wer mir helfen könnte und wie ich wieder aus der Krise herauskomme.
Die allgemeinen Krisen scheinen mir in letzter Zeit ziemlich gehäuft zu kommen. Ich denke da an die Finanzkrise, die Flüchtlingskrise, die Coronakrise – manche sagen immer die sogenannte –, die Krise um den Krieg in der Ukraine, die Inflation und noch manches andere mehr. Hast du den Eindruck, dass dieser ständige Krisenmodus, in dem wir uns fast schon befinden, auch etwas mit uns innerlich macht?
Das glaube ich wirklich ganz bestimmt. Das ist es, was innerlich mit uns passiert. Womit ich mich beschäftige, prägt mich ja ganz grundsätzlich und bestimmt mein Denken. Durch unsere Medien heute – wenn ich es mal übertrieben sage – weiß ich wenige Minuten später, dass in China ein Sack Reis umgefallen ist. Das beschäftigt mich dann.
Oder ich bin voll dabei, wenn nach Lösungen gesucht wird: Politiker Hans sagt das so, Politiker Peter sagt das anders, Christian kommentiert es noch irgendwie. Es geht hin und her, und ich bin mittendrin und versuche mitzudenken. Natürlich prägt mich das auch.
Ich glaube, ich muss mir bewusst machen: Krisen hat es schon immer gegeben. Es hat schon immer Kriege, Inflation, Hunger und Krankheit gegeben. Wenn ich die Bibel aufschlage, dann ist sie voll davon. Auch die vier Reiter in der Offenbarung stehen für massive Krisen. Oder Matthäus 24, wo Jesus Krisen voraussagt.
Wenn ich da zurückschaue, ist mir wichtig geworden, dass die größte Krise in 1. Mose 3 stattfand. Dort lesen wir, wie Menschen sich von Gott abgewandt haben. Damit begann diese endlose Krise, die erst endet, wenn Jesus wiederkommt – also ab dem Sündenfall.
Wenn man das theologisch sagen wollte, ist diese Welt im Krisenmodus. Sie war schon immer so, seitdem ich lebe, und auch davor, bis Jesus wiederkommt. In der Geschichte gab es immer wieder Krisen. Die Pest war eine Krise, die Spanische Grippe war eine Krise. Corona ist nicht die erste Gesundheitskrise gewesen. Aber sie hat die Nachrichten und unser Denken beherrscht.
Heute sind es wieder andere Themen und Nachrichten, die uns beherrschen – und damit auch unser Denken. Das macht etwas mit uns. Das war deine Frage.
Ich kenne manche Leute, die sagen, sie hören gar keine Nachrichten mehr. Das kenne ich auch, zum Beispiel sehr bekannte Leute. Ich habe das in diesem Jahr tatsächlich mal ausprobiert: Seit dem 1. Januar habe ich keine Nachrichten gehört oder gelesen.
Ich denke, dass ich einige Sachen verpasst habe, aber Wesentliches wie Erdbeben oder Anschläge in Israel bekomme ich mit, wenn Leute sich unterhalten. Aber ich merke, ich bin nicht mehr drin in diesem ständigen Gedanken-Pingpong: Der eine sagt das, der andere sagt das. Das hilft mir, mich stärker zu konzentrieren.
Ich glaube nicht, dass ich auf Dauer keine Nachrichten mehr hören werde, aber ich bin in diesem Selbstversuch gerade drin. Es ist gar nicht so schwer. Am Anfang ist es ungewohnt, aber es gibt einem doch einiges an Zeit.
Ich muss aber sagen, ich habe relativ viele Nachrichten konsumiert, und die haben mich auch mitgeprägt. Da habe ich gedacht: Das kann nicht sein, dass ich so viel Zeit dafür investiere. Deshalb habe ich sie jetzt einfach mal sein lassen.
Das sind die allgemeinen Krisen um uns herum, die oft unser Denken prägen. Aber es gibt auch persönliche Krisen. Da nützt es nichts, wenn du sagst, du machst mal weniger Nachrichten. Das merkst du sehr schnell, wenn Geldsorgen, Krankheit oder Einsamkeit hereinbrechen. Es gibt viele Themen, die dich betreffen können.
Das stimmt, und da hast du völlig Recht. Diese Krisen kann ich natürlich nicht abschalten. Sie sind da, und ich muss mit ihnen umgehen. Ich denke da an Paulus, der in 1. Korinther 1,9 sagt: Wir haben in uns selbst schon das Urteil des Todes erhalten. Dann sagt er, damit wir nicht auf uns selbst vertrauen, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt.
Paulus befindet sich hier tatsächlich in einer persönlichen Krise. Interessant ist, dass die Krise auch etwas in seinem Leben erschüttert hat. Krisen erschüttern uns, und deshalb sind sie vielleicht so schwer auszuhalten. Bei Paulus hat die Krise auch das Vertrauen in sich selbst erschüttert.
Das ist eine wichtige Frage bei persönlichen Krisen: Was erschüttert diese Krise eigentlich in meinem Leben? Denn eine Krise macht immer offenbar, worauf ich mich verlasse, worauf ich mich stütze. Wenn mir diese Stütze genommen wird, komme ich in eine Krise wie Paulus.
Deshalb lässt Gott in meinem Leben auch Krisen zu, damit mein eigenes Fundament erschüttert wird – wie bei Paulus zum Beispiel das Vertrauen in sich selbst. Ich glaube, ich soll tiefer dahin kommen, Gott zu vertrauen. Dazu hilft mir eine Krise, auch wenn sie nicht angenehm ist.
Ich kann nicht vor der Krise weglaufen, aber mir ist wichtig, vielleicht ein anderes Mindset auf eine Krise zu setzen. Zu sagen: „Hey, ich kann aus dieser Krise auch etwas lernen. Sie zeigt mir realistisch, worauf ich mich verlasse.“
Krisen decken immer etwas auf. Das heißt, Gott hat sie zugelassen, weil er es gut meint. Das klingt ein bisschen wie Römer 8,28, wo steht: „Denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Guten.“ Das ist auch ein Gedanke, der hier mitspielt.
Ja, ich glaube, Römer 8,28 ist ein sehr wichtiger Vers, wie wir mit Krisen umgehen können. Ich muss mir natürlich gut überlegen, wenn ich mit jemandem in einer tiefen Lebenskrise spreche, wann ich diesen Vers zitiere oder ob ich ihn überhaupt erwähne. Denn das kann sehr niederschmetternd sein, wenn ich ihn zum falschen Zeitpunkt anführe.
Aber in diesem Podcast wollen wir auch mal den Blick auf Vers 29 werfen. Dort steht, was das Gute ist: Ich soll dem Bild seines Sohnes gleichförmig werden. Das heißt, eine Krise soll bewirken, dass ich dem Herrn Jesus ähnlicher werde.
Der Herr Jesus selbst sagt in Johannes 12: „Vater, ich bitte nicht, dass du mich aus dieser Krise nimmst, sondern dass du deinen Namen verherrlichst.“ Das sollte meine Haltung sein, auch wenn es ein Prozess ist. Es ist ein Weg. Ich kann mir das nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln und sagen: „Römer 8,28 – alles klar.“
Manchmal ist das ein Kampf, der auch über Monate andauert. Aber es ist das Ziel, dass die persönliche Krise mir hilft, Jesus ähnlicher zu werden und dass ich mich frage: Wie gehe ich mit dieser Krise um?
Ich darf nicht vergessen: Gott hat wirklich alles in der Hand – mich und auch die Krise. Wenn ich nicht verstehe, warum ich in dieser Situation bin und die Situation mir wehtut, darf ich trotzdem nicht vergessen, dass Gott mitten in der Krise da ist. Auch wenn ich seine Gegenwart im Moment nicht spüre.
Das ist ja gerade Glaube: Ich bete trotzdem, ich sage: „Herr, du bist da, das will ich glauben, auch wenn ich dich nicht erlebe. Hilf mir, dass im Umgang mit dieser Krise nicht mein Frust deutlich wird, sondern dein Name groß gemacht wird.“ Dass der Blick praktisch von der Krise weg auf Gott gerichtet wird – so wie Paulus es auch gesagt hat.
Ich fand die Aussage von Paulus interessant und ein bisschen überraschend, dass er sagt: „Wir vertrauen auf den Gott, der uns von den Toten auferweckt.“ Das heißt ja, dann bist du ja tot. Aber dahinter steckt: Das Schlimmste, was mir passieren kann, ist der Tod, aber ich werde auferweckt.
Er weiß nicht, ob die Krise gelöst wird, aber er wendet sich von der Krise weg zu dem Höheren, das dahinter steckt. Das zeigt auch, wie groß Gott ist. Er kann von den Toten auferwecken. Er kann es möglich machen, dass die Krise in meinem Leben vorbeigeht oder ich daraus lerne.
Gleichzeitig war Paulus bis zum Tod betrübt – gefühlsmäßig also nicht immer hoch. Das ist natürlich ein Kampf.
Würdest du sagen, Krisen sind auch Chancen, wo man Gott erleben kann, wie er am Ende alles in der Hand hat?
Auf jeden Fall. Aber das sieht man leider erst im Rückblick. Wenn man mittendrin steckt, ist es nicht so einfach, die Krise als Gottes Plan zu sehen, der mir hilft, Jesus ähnlicher zu werden.
Das weiß ich theoretisch: Krisen sind Möglichkeiten, Gottes Handeln zu erleben. Aber ich muss es mir immer wieder selbst sagen oder andere müssen es mir sagen. Ein guter Freund kann mir das sagen, damit mein Blick für diese Tatsache geschärft wird.
Sonst verliere ich aus den Augen, dass Krisen nicht nur negativ sind. Ich erlebe sie zwar negativ, aber ich darf das Positive, das Gott dadurch tun möchte, nicht aus den Augen verlieren.
Ich brauche andere Christen, die mir sagen: „Schau mal, das und das ist in deinem Leben passiert.“ Gerade letzte Woche hatten wir ein Krisengespräch. Zwei Leute hatten eine Krise. Wir haben versucht zu zeigen: „Hey, da ist so viel Positives passiert. Gott ist wirklich weitergegangen in ihrem Leben.“
Wenn man drinsteckt, übersieht man das oft. Ich glaube, es ist wichtig, im Blick zu behalten, dass Krisen Zeiten sind, in denen uns Gottes Verheißungen oft wichtiger werden – gerade wenn es uns nicht gut geht. Dann können wir uns an Gottes Zusagen klammern.
Dass man praktisch zu sich selbst sagt: „Gott hat es in der Hand“ – das ist eine Chance, Jesus ähnlicher zu werden.
Gibt es noch etwas, das du in so einer Situation sagen würdest, wenn man in einer Krise steckt?
Das kommt natürlich darauf an, was für eine Krise es ist. Aber wenn es eine handfeste Krise ist, würde ich sagen: Lies Psalmen! Lies auf jeden Fall Psalmen, in denen der Beter mit Gott über seine Krise spricht. Mach diese Worte, die er benutzt, zu deinem Gebet.
Manchmal denkt man: Geht das über meine Lippen? Aber das, was im Wort Gottes steht, halte ich für sehr wichtig. So bleibe ich mit Gott im Gespräch.
Ganz schlecht ist es, wenn die Krise mich von Gott wegdrückt – nach dem Motto: „Gott, wenn du das in meinem Leben zulässt, dann gehe ich erst mal auf Distanz zu dir.“
Es ist viel besser, wie in Psalm 10 zu beten: „Warum herrschst du fern? Warum verbirgst du dich in Zeiten der Bedrängnis? Warum darf der Gottlose Gott verachten? Zerbrich den Arm des Gottlosen!“
Man merkt hier schon die Emotionalität. Das sind Gebete eines krisengeschüttelten Gläubigen. So kann ich mit Gott im Gespräch bleiben, auch wenn ich nicht verstehe, warum er manche Krise zulässt.
Vielleicht bekomme ich auf dieser Erde gar keine Antwort darauf, warum er es zulässt. Aber es ist sehr wichtig, nicht stehen zu bleiben, sondern weiterzugehen und zu wissen: Der Herr Jesus meint es gut.
Das sehe ich, wenn ich in Gedanken unter seinem Kreuz stehe. Nicht, wenn ich die Krise erlebe, aber wenn ich unter seinem Kreuz stehe, weiß ich: Herr, du meinst es gut, auch wenn ich es im Moment nicht greifen kann.
Also: Über die Psalmen nachbeten, mit Gott im Gespräch bleiben – das habe ich jetzt mitgenommen.
Gibt es noch andere Dinge, die du persönlich machst, wenn du in Krisen bist?
Ich bin ja nicht der große Krisenberater. Es ist nicht so, dass ich in einer Krise eine Checkliste abarbeite und dann wird alles gut.
Mir ist grundsätzlich wichtig: Ich bin auf Gottes Nähe angewiesen, auf seine Führung und seine Kraft. Es ist der Heilige Geist, der mich in eine Krise hineinführt, mich in der Krise führt und aus der Krise herausführt.
Er hat einen Zeitplan dafür, aber den kenne ich nicht.
Es gibt keine fünf Punkte, wie ein Christ aus seiner Krise herauskommt. Es ist eine Beziehung zu einer Person – und ich bleibe mit dieser Person, mit Gott, in Verbindung. Er steht praktisch neben mir.
Genau, ich bleibe in seiner Nähe, rede mit ihm im Gebet, lese sein Wort oder lasse es mir vorlesen. Es gibt Krisen, da kann ich Gottes Wort gar nicht mehr selbst erfassen. Und auch wenn ich wenig mitnehme, ist das egal.
Es gibt Leute, die sind auf ziemlich tiefer geistlicher Nahrung angesetzt, aber sie überleben. Manchmal geht es im Krisenmodus wirklich nur darum, geistlich zu überleben.
Es geht vielleicht gar nicht mehr so sehr vorwärts in meinem Leben, aber ich sage: Herr, ich halte mich ganz bewusst an dir fest.
Das ist ein ganz wesentlicher Punkt.
Was mir auch wichtig ist: den Blick zu haben, dass ich nur vorübergehend auf dieser Erde bin. Das sage ich mal ganz persönlich, das vergesse ich oft.
Diese Erde ist nicht meine Heimat. Ich bin auf dem Weg zu einem Ziel, das alle Schönheit auf dieser Erde in den Schatten stellt.
Eine Kollegin von mir hat mal gesagt: „Thomas, wenn ich über den Himmel nachdenke, dann kommt mir auf dieser Erde alles so zweiklassig vor.“
Wenn ich das nicht tue, führe ich das mal weiter: Dann ist auf dieser Erde alles erstklassig. Und wenn dann Sachen nicht klappen, gerate ich in die Krise.
Deshalb ist es wichtig, den Blick zu haben: Nein, es gibt eine Ewigkeit, es gibt ein Ziel hinter diesem Leben, dahin bin ich unterwegs. Das, was ich erlebe, kann heftig sein, ist aber letztlich nur eine temporäre Angelegenheit.
Von der Ewigkeit her gesehen ist es wirklich nur ein Moment, den ich hier lebe.
Ein Vers, der mich immer wieder berührt, ist der von Paulus: „Diese Zeit Leiden, man könnte sagen, unsere ganzen Krisenpakete fallen nicht ins Gewicht, wenn man sie mit der Herrlichkeit vergleicht, die an uns geoffenbart werden soll.“
Da denke ich: Wow, das fällt wirklich nicht ins Gewicht! Für Paulus war diese Herrlichkeit so wichtig, dass die Krise nicht die Dominanz in seinem Leben hatte.
Das finde ich noch einen ganz wesentlichen Punkt: Um mit Krisen umzugehen – bleib in der Nähe Gottes, bleib im Gespräch mit ihm, aber bleib auf die Ewigkeit ausgerichtet.
Ein schönes Schlusswort von unserem Podcast heute, von der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen, auch in krisengeschüttelten Zeiten – ob allgemein oder persönlich, die natürlich immer Herausforderungen bleiben, aber wo wir wissen: Gott ist mit uns.
Wie immer, wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne auf Deutsch unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen!
Das sind jetzt die allgemeinen Krisen um uns herum, die oft unser Denken prägen. Aber es gibt auch persönliche Krisen. Da nützt es nichts, wenn du sagst: „Naja, ich schaue einfach weniger Nachrichten.“
Du merkst es sehr schnell, wenn zum Beispiel Geldsorgen, Krankheit oder Einsamkeit eintreten. Es gibt viele Themen, die dich betreffen können. Das stimmt, und da hast du völlig Recht. Diese Krisen kann ich natürlich nicht abschalten. Sie sind da, und ich muss mit ihnen umgehen.
Ich denke da an Paulus, der im 1. Korinther 15,9 sagt, wir hätten in uns selbst schon das Urteil des Todes erhalten. Dann sagt er, dass wir nicht auf uns selbst vertrauen sollen, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt. Hier ist Paulus tatsächlich in einer persönlichen Krise. Interessant ist, dass die Krise auch etwas in seinem Leben erschüttert hat.
Krisen erschüttern uns, und deswegen sind sie vielleicht so schwer auszuhalten. Bei Paulus hat die Krise auch das Vertrauen in sich selbst erschüttert. Das finde ich eine wichtige Frage, gerade bei persönlichen Krisen: Was erschüttert diese Krise eigentlich in meinem Leben? Denn eine Krise macht immer auch offenbar, worauf ich mich verlasse, worauf ich mich stütze.
Wenn mir diese Stütze genommen wird, komme ich in eine Krise wie Paulus. Deshalb lässt Gott in unserem Leben Krisen zu, damit unser eigenes Fundament erschüttert wird – wie bei Paulus zum Beispiel das Vertrauen in sich selbst.
Ich glaube, ich soll dadurch tiefer zu Gott vertrauen lernen. Dazu hilft mir eine Krise, auch wenn sie nicht angenehm ist. In der Krise erlebe ich, dass Gott alles in der Hand hat. Er hat die Krise zugelassen, weil er sie für hilfreich hält.
Ich kann nicht vor der Krise weglaufen. Mir ist wichtig, vielleicht ein anderes Mindset auf eine Krise zu setzen. Man sagt heute: ein anderes Mindset. Ich kann aus der Krise auch etwas lernen. Sie zeigt mir realistisch, worauf ich mich verlasse.
Krisen decken immer etwas auf. Gott hat sie zugelassen, weil er es gut meint. Das klingt auch ein bisschen wie in Römer 8,28, wo steht: „Denn denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Guten.“ Alle Dinge sind also hilfreich für sie. Das ist auch ein Gedanke, der hier mit hineinspielt.
Ja, ich glaube tatsächlich, dass Römer 8,28 ein sehr wichtiger Vers ist, wenn es darum geht, wie wir mit Krisen umgehen können.
Allerdings muss ich mir gut überlegen, wann ich diesen Vers in einem Gespräch mit jemandem zitiere, der sich in einer tiefen Lebenskrise befindet. Es kann sehr niederschmetternd wirken, wenn ich den Vers zum falschen Zeitpunkt anführe. Manchmal ist es besser, den Vers gar nicht zu erwähnen.
Im Podcast möchte ich auch den Blick auf Vers 29 lenken. Dort steht etwas sehr Ermutigendes: Ich soll dem Bild seines Sohnes gleichförmig werden. Das bedeutet, eine Krise soll bewirken, dass ich dem Herrn Jesus ähnlicher werde.
Jesus selbst sagt in Johannes 12, dass er nicht darum bittet, aus der Krise herausgenommen zu werden, sondern dass sein Vater seinen Namen verherrlicht. Das sollte auch meine Haltung sein. Natürlich ist das ein Prozess und ein Weg. Ich kann mir das nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln und sagen: Römer 8,28, alles klar! Manchmal ist es ein langer Kampf, der sich über Monate hinziehen kann.
Das Ziel ist, dass mich die persönliche Krise wirklich dabei unterstützt, Jesus ähnlicher zu werden. Ich sollte mich fragen: Wie gehe ich mit dieser Krise um? Dabei darf ich nicht vergessen, dass Gott alles in der Hand hat – mich und auch die Krise.
Auch wenn ich nicht verstehe, warum ich in dieser Situation bin und die Situation mir sehr weh tut, darf ich nicht vergessen, dass Gott mitten in der Krise da ist. Selbst wenn ich seine Gegenwart im Moment nicht spüre, ist er da. Und genau das ist Glaube.
Ich bete trotzdem und sage: Herr, ich will glauben, dass du da bist, auch wenn ich dich gerade nicht erlebe. Hilf mir bitte, dass im Umgang mit dieser Krise nicht mein Frust sichtbar wird, sondern dass dein Name groß gemacht wird.
Der Blick soll sich von der Krise weg und zu Gott hin wenden. So, wie Paulus es sagt: Wir vertrauen auf den Gott, der uns von den Toten auferweckt (Römer 8,28-39). Das hat mich überrascht, denn das bedeutet ja, dass wir im schlimmsten Fall sterben. Aber dahinter steckt die Hoffnung, dass wir auferweckt werden.
Paulus weiß nicht, ob die Krise sofort gelöst wird, aber er wendet sich von der Krise weg zu dem Größeren, das dahinter steht. Er zeigt damit, wie groß Gott ist. Er kann von den Toten auferwecken. Er kann auch bewirken, dass die Krise in meinem Leben vorübergeht oder dass ich daraus lerne.
Gleichzeitig war Paulus bis zum Tod betrübt – gefühlsmäßig also nicht immer obenauf. Es ist ein Kampf, der nicht einfach ist.
Würdest du sagen, Krisen sind auch Chancen, bei denen du Gott erleben kannst – am Ende, wenn du siehst, wie er alles in der Hand hat?
Auf jeden Fall. Das sieht man leider oft erst im Rückblick. Wenn man mitten in der Krise steckt, ist es nicht so einfach, diese schwierige Zeit als Gottes Plan zu erkennen oder als etwas, das einem hilft, Jesus ähnlicher zu werden. Theoretisch weiß ich, dass Krisen Möglichkeiten sind, Gottes Handeln zu erleben. Aber ich muss mir das immer wieder selbst sagen, oder andere müssen es mir sagen.
Ein guter Freund kann das zum Beispiel tun, um meinen Blick für diese Tatsache zu schärfen. Sonst verliere ich leicht aus den Augen, dass Krisen nicht nur negativ sind. Ich erlebe sie zwar als negativ, aber ich verliere dabei das Positive aus den Augen, das Gott durch die Krise bewirken möchte. Deshalb brauche ich auch andere Christen, die mir sagen: „Schau mal, das und das ist in deinem Leben passiert.“
Gerade diese Woche hatten wir ein Gespräch über Krisen. Zwei Leute hatten eine Krise. Ja, es war wirklich eine schwierige Zeit. Aber wir haben versucht, ihnen zu zeigen, dass so viel Positives passiert ist. Gott ist in ihrem Leben wirklich weitergegangen. Wenn man mitten in der Krise steckt, übersieht man das oft.
Ich glaube, es ist wichtig, im Blick zu behalten, dass Krisen Zeiten sind, in denen uns Gottes Verheißungen oft wichtiger werden – gerade wenn es uns nicht gut geht. Dann können wir uns an Gottes Zusagen klammern.
Zu sich selbst zu sagen: „Gott hat es in der Hand“ ist eine Chance, Jesus ähnlicher zu werden.
Gibt es noch etwas anderes, das du in einer solchen Situation sagen würdest, wenn man sich in einer Krise befindet? Natürlich hängt das davon ab, um welche Art von Krise es sich handelt. Aber wenn es eine handfeste Krise ist, würde ich sagen: Ja, lies Psalmen. Lies auf jeden Fall Psalmen, in denen der Beter mit Gott über seine Krise spricht. Nimm die Worte, die er benutzt, und mache sie zu deinem Gebet.
Oft denkt man: „Boah, geht das über meine Lippen?“ – also was da im Wort Gottes steht. Ich halte das für sehr, sehr wichtig: dass ich mit Gott im Gespräch bleibe. Denn ganz schlecht ist es, wenn die Krise es schafft, mich von Gott wegzudrücken, nach dem Motto: „Gott, wenn du das in meinem Leben zulässt, dann gehe ich erst mal auf Distanz zu dir.“
Da ist es viel besser, wie in Psalm 10 zu beten: „Warum herrschst du fern?“, heißt es dort. „Warum verbirgst du dich in Zeiten der Bedrängnis? Warum darf der Gottlose Gott verachten? Zerbrich den Arm des Gottlosen!“ Du merkst hier schon die Emotionalität. Das sind Gebete eines krisengeschüttelten Gläubigen. So kann ich mit Gott im Gespräch bleiben, auch wenn ich nicht verstehe, warum er manche Krise zulässt.
Vielleicht bekomme ich auf dieser Erde gar keine Antwort darauf, warum er es zulässt. Aber es ist sehr wichtig, nicht stehen zu bleiben, sondern weiterzugehen. Und ich weiß: Ja, der Herr Jesus meint es gut. Das sehe ich, wenn ich in Gedanken unter seinem Kreuz stehe. Nicht, wenn ich die Krise erlebe, aber ich stehe unter seinem Kreuz und weiß: Herr, du meinst es gut, auch wenn ich es im Moment nicht greifen kann.
Also: Über die Psalmen nachbeten, mit Gott einfach im Gespräch bleiben – das habe ich jetzt da mal mitgenommen.
Gibt es noch andere Dinge, die du machst, vielleicht auch persönlich, wenn du in Krisen bist?
Ja, ich bin ja nicht der große Krisenberater. Es ist auch nicht so, dass ich in einer Krise irgendeine Checkliste habe, die ich abarbeite, und dann wird alles gut. Für mich ist in jeder Krise grundsätzlich wichtig: Ich bin auf Gottes Nähe angewiesen, auf seine Führung, auf seine Kraft.
Es ist der Heilige Geist, der mich ja auch in eine Krise hineinführt, mich dann aber auch in der Krise führt und aus der Krise herausführt. Er hat einen Zeitplan dafür, aber den kenne ich nicht. Es gibt also keine festen fünf Punkte, wie ein Christ aus seiner Krise herauskommt.
Es ist einfach so unterschiedlich. Es ist eine Beziehung zu einer Person, und dass ich mit dieser Person, mit Gott, in Verbindung bleibe – dass er praktisch neben mir steht.
Genau, dass ich in seiner Nähe bleibe, mit ihm im Gebet rede, sein Wort lese oder es mir vorlesen lasse. Es gibt Krisen, da kann ich Gottes Wort gar nicht mehr selbst erfassen. Und auch wenn ich wenig mitnehme, ist das egal. Es gibt Leute, die sind auf ziemlich tiefer Nahrung angesetzt, aber sie überleben.
Manchmal besteht der Krisenmodus wirklich nur darin, geistlich zu überleben. Es geht gar nicht mehr so sehr vorwärts in meinem Leben, aber ich sage: Herr, ich halte mich ganz bewusst an dir fest. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt.
Was mir auch wichtig ist, ist dieser Blick: Ich bin nur vorübergehend auf dieser Erde. Und das sage ich mal ganz persönlich – das vergesse ich hier oft. Das ist hier nicht meine Heimat. Ich bin zu einem Ziel unterwegs, das alle Schönheit auf dieser Erde in den Schatten stellt.
Eine Kollegin von mir hat mal gesagt: „Du, Thomas, wenn ich über den Himmel nachdenke, dann kommt mir auf dieser Erde alles so zweiklassig vor.“ Wenn ich das eben nicht tue, dann führe ich mal weiter: Dann ist auf dieser Erde alles erstklassig. Und wenn dann irgendwelche Sachen nicht klappen, dann: Hilfe, ich bin in der Krise.
Deshalb ist es wichtig, diesen Blick zu haben: Nein, es gibt eine Ewigkeit, es gibt ein Ziel hinter diesem Leben. Dorthin bin ich unterwegs. Das, was ich erlebe, kann heftig sein, aber im Letzten ist es eine temporäre Angelegenheit.
Von der Ewigkeit her gesehen ist es wirklich nur ein Moment, den ich hier lebe. Ein Vers, der mich immer wieder berührt, ist der von Paulus. Er sagt, dass dieses zeitliche Leiden – man könnte sagen, unsere ganzen Krisenpakete – nicht ins Gewicht fallen, wenn man sie mit der Herrlichkeit vergleicht, die an uns geoffenbart werden soll (Römer 8,18).
Da denke ich: Wow, das fällt nicht ins Gewicht! Aber ihm war diese Herrlichkeit so wichtig, und deswegen hatte die Krise nicht so eine Dominanz in seinem Leben.
Das finde ich noch einen ganz wesentlichen Punkt.
Also, mit Krise umzugehen, ist ja unser Thema: Bleib in der Nähe Gottes, bleib im Gespräch mit ihm, aber bleib auf die Ewigkeit ausgerichtet.
Ein schönes Schlusswort zu unserem heutigen Podcast von der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart.
Wir hoffen, dass ihr einen Impuls für euch mitnehmen konntet – auch in krisengeschüttelten Zeiten. Das gilt sowohl allgemein als auch persönlich. Solche Zeiten bleiben natürlich immer herausfordernd, aber wir wissen: Gott ist mit uns.
Wie immer, wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne auf Deutsch unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen.