Gebet und die Herausforderung mit den ungeborenen Kindern
Also die ersten zwanzig Jahre haben sie für die Kinder gefleht. Ob sie in den zweiten zwanzig Jahren auch gefleht haben, weiß ich nicht. Jedenfalls hat der Herr das Gebet erhört, und Jahwe ließ sich erbitten. Rebekka, die Frau Isaaks, wurde schwanger.
Die Kinder stießen sich gegenseitig in ihrem Innern, und sie sprach: „Wenn es so ist, warum geschieht mir dieses?“ Jetzt hatte sie Probleme mit den Kindern.
Was macht man, wenn man Probleme mit den Kindern hat? Sie waren noch nicht einmal geboren, aber sie hatte bereits Schwierigkeiten mit ihnen. Was tut man in so einer Situation? Man geht ins Gebet.
Wieder ging sie ins Gebet, und sie handelte genau richtig. Sie ging hin, um den Herrn zu fragen – vorbildlich. „Herr, was bezweckst du? Herr, du siehst, ich habe Schwierigkeiten mit meinen Kindern.“
Gottes Offenbarung über die Zwillinge und ihre Bedeutung
Der Herr sprach zu ihr: „Zwei Völker sind in deinem Leib, und zwei Völkerschaften werden sich aus deinem Schoß scheiden. Ein Volk wird dem anderen überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.
Der Ältere wird dem Jüngeren dienen. Das heißt, die Erstgeburtsreihenfolge wird umgedreht werden.
Dann werden diese Kinder geboren. Der Jakob heißt der Fersenhalter, der Betrüger. Er hat bei der Geburt die Ferse des Esau gehalten, denn er kam hinter Esau heraus.
Esau war der Erste. Esau heißt behaart, und er war auch behaart, rau – rau war seine Haut, aber auch sein Wesen war rau. Später hieß er auch Edom. Edom bedeutet rot. Er hatte eine rötliche Haut (Vers 25).
Esaus Siedlungsgebiet wurde später Edom genannt, wo er im Gebirge Seir wohnte. Seir bedeutet ebenfalls rau. Das Gebirge Seir liegt in Edom.
Es heißt deshalb Edom, weil es dort rötliche Felsen gibt. Daneben liegt das Rote Meer.
Charaktere und Lebensweisen von Esau und Jakob
Vers 27: Die Knaben wuchsen heran, und Esau wurde ein erfahrener Jäger, ein Mann des freien Feldes, der sich dort gern aufhielt. Jakob hingegen war ein eher schlichter Mann, jemand, der bei den Zelten blieb. Das hebräische Wort für „schlicht“ hat eine tiefere Bedeutung: es heißt auch gesittet, fromm, einfach und still. Jakob blieb also zuhause bei seiner Mutter, wo es ihm gefiel. Dort lernte er, wie man Kleider webt und herstellt. Er war gerne zu Hause.
Wir lesen weiter: Isaak liebte Esau. Das ist bemerkenswert, denn hier beginnen bereits Fehler. Isaak betrachtete seine Kinder und erkannte ihre Unterschiede. Er sah Esau und dachte, er sei wie sein Vater Abraham: ein richtiger Draufgänger, der Knechte anführen kann und gegen Feinde kämpft. Ein Mann, der draußen unterwegs ist, ein geeigneter Clanchef oder Stammeshäuptling. Isaak freute sich an diesem Sohn.
Diese Haltung erinnert auch an die Mutter, die eine starke Persönlichkeit war, obwohl Esau nicht ihrem Mann glich. Isaak selbst war eher ruhig, besonnen und nachdenklich. Jakob ähnelte ihm in dieser Hinsicht, denn er war still und blieb zu Hause. Mit Jakob konnte Isaak wenig anfangen, da er ihm zu ähnlich war. Beide Söhne hätten Männer Gottes werden können, doch Isaak hätte sich für beide einsetzen müssen.
Stattdessen bevorzugte er Esau, der ihm gefiel und gutes Essen mitbrachte. Isaak aß gern von dem, was Esau erjagte. Das war für ihn ein Zeichen von Segen: Wenn der Herr das Feld segnet und es viel Ertrag gibt, dann ist das ein Grund zur Freude. So liebte Isaak Esau, der ihm gute Speisen nach Hause brachte. Liebe ging bei Isaak durch den Magen – das war sein Motto.
Wir wollen Isaak nicht zu negativ beurteilen, doch hier machte er eindeutig einen Fehler. Oft machen wir denselben Fehler, wenn wir Kinder unterschiedlich behandeln, je nachdem, wie sie uns liegen. Esau liebte ebenfalls das Essen und war bereit, viel dafür zu geben. In diesem Punkt ähnelten sich die Brüder.
Isaak war der Schwächere, ein Friedliebender, während Jakob seinem Vater ähnlich war. Isaak wünschte sich einen starken Mann und dachte deshalb, Esau werde als Erstgeborener der Stammhalter.
Von Rebekka heißt es, dass sie Jakob liebte. Allein diese Tatsache war ein großer Fehler. Der Vater liebte den einen Sohn, die Mutter den anderen – sie machten einen Unterschied. Rebekka liebte „ihr“ Muttersöhnchen, der ihrem Mann ähnlich war. Das ist verständlich und leichter zu handhaben, doch hier begann das Leid: Lieblingskinder zu haben ist ein Fehler.
Ein zweiter Fehler liegt in der Sinnlichkeit bei Isaak. Essen war ihm wichtig. Er sah darin den Segen des Herrn. Doch das kann eine gefährliche Eigendynamik entwickeln, wenn man nur noch den Segen sieht und nicht mehr den Herrn selbst.
In 5. Mose 32 heißt es: „Jescheron wurde fett“ – damit ist gemeint, dass Israel reich wurde und den Herrn vergaß. Das darf nicht geschehen.
Esaus Erstgeburtsrecht und Jakobs List
Vers 29: Jakob kocht ein Gericht, als Esau vom Feld kommt und müde ist. Es geht jetzt um Esau. Wir wollen sehen, wie Esau zum Segen steht.
Esau kommt vom Feld heim, wahrscheinlich von der Arbeit, nicht von der Jagd. Er sagt zu Jakob: „Lass mich doch von dem Roten essen, denn ich bin müde.“ Deshalb nannte man ihn Edom, Rot, der Rötliche.
Jakob antwortet: „Verkauf mir heute dein Erstgeburtsrecht.“ Das Erstgeburtsrecht war etwas Besonderes. Der Erstgeborene war das besondere Eigentum des Herrn. In der späteren Geschichte Israels bekam der Erstgeborene zwei Drittel des Erbes, der andere nur ein Drittel.
Das Erstgeburtsrecht beinhaltet das Vorrecht, geistliches Haupt der Familie in der Zukunft zu sein, also für die nachfolgende Generation. Der Erstgeborene ist ein geistlicher Vater. Gott hatte sogar verheißen, dass Könige aus dem Erstgeborenen kommen sollten.
In unserem Fall ist das Erstgeburtsrecht noch etwas ganz Besonderes, denn der Erstgeborene erhält den Segen Abrahams. Das ist der Erstgeburtssegen, der Segen, den Gott Abraham verheißen hat: eine große Nachkommenschaft, durch die die ganze Welt gesegnet werden soll.
Wie denkt Esau über den Segen? Er interessiert sich nicht für zukünftige geistliche Segnungen. Er denkt: „Ich muss sowieso sterben. Was interessieren mich die Nachkommen der Nachkommen?“ Er hat jetzt Hunger und will essen. Vom Erstgeburtsrecht wird sein Bauch nicht voll.
Esau lebt nach dem Prinzip „Hier und Jetzt“. Heute ist wichtig, morgen nicht so sehr. Das ist ein großer Fehler. Für den gegenwärtigen Genuss und die Befriedigung verkauft er seine Zukunft.
Der Schreiber des Hebräerbriefs nimmt Esau als warnendes Beispiel. Er warnt die Geschwister: Passt auf, dass ihr euer Erstgeburtsrecht nicht verkauft. Ihr seid die Gemeinde der Erstgeborenen. Keiner von euch soll wie Esau sein, der für die Hurerei dieser Welt lebt, für die Dinge dieser Welt, für den jetzigen Genuss.
Ob Esau tatsächlich ein Hurer war, wissen wir nicht. Es heißt nur, dass keiner unter euch ein Hurer sein oder wie Esau das Erstgeburtsrecht verkaufen soll – also weltlich gesinnt sein soll. Sicher ist, dass ihm die Segnungen Gottes nicht wichtig waren.
Man braucht Glauben, um sich für die Segnungen Gottes wirklich zu interessieren. Esau lebte für gegenwärtige Befriedigung – das war sein Motto.
Jakob hingegen ist am Segen interessiert. Er weiß genau, was er tun muss, um den Segen zu erhalten. Seine Mutter hat ihm gesagt, dass es ein Wort von Gott gibt: Der Ältere wird dem Jüngeren dienen. Jakob denkt: „Dann werde ich der Erste sein, ich bin der Erstgeborene, und der Herr wird mir das Erstgeburtsrecht geben. Dann bekomme ich den Erstgeburtssegen.“
Wenn er den Erstgeburtssegen hat, dann ist das ein Segen von Gott. Das ist wichtig, das muss er haben. Er will den Segen Gottes.
Die Art und Weise, wie er sich den Segen holt, ist etwas anderes und nicht so wichtig. Aber seine Motivation war grundsätzlich gut: Er wollte den Segen, er wollte etwas von Gott haben.
Natürlich hatte Jakob auch seine negativen Seiten. Er war ein Betrüger und setzte List ein. Er war von sich aus schwach. Hätte er damals nicht gelogen, als die Mutter kam und ihm sagte, er solle lügen oder den Vater anlügen? Er war schwach und zum Betrug bereit.
Aber er legt Wert auf den Segen. Später erfahren wir auch, dass er beten kann. Er kann auf momentane Befriedigung verzichten. Und später lässt er sich von Gott züchtigen.
Er will den Segen, und das ist hier das Wichtige.
Isaaks Glaubensweg und seine Haltung zum Segen
Und Isaak – was erfahren wir von ihm? Wie hat er sich dem Segen gegenüber verhalten? Isaak war ein Glaubensmensch, genau wie Abraham. Doch Abraham war natürlich das große Vorbild. Wenn man einen so wichtigen Vater hat, einen bedeutenden Vorfahren, der bekannt ist für seinen Glauben, ist es oft nicht einfach, ihm nachzufolgen und in seine Fußstapfen zu treten.
Isaak wollte aber genau das tun: Er wollte Abraham nachfolgen. Abraham hatte gesagt: „Bleib im Land, gehe nicht nach Ägypten, wenn eine Hungersnot kommt. Ich sage euch, macht nicht die gleichen Fehler wie ich.“
Dann kam eine Zeit, in der es schwierig wurde im Land Kanaan. Isaak ging in Richtung Ägypten, doch er erinnerte sich wieder daran, und auch der Herr erinnerte ihn: „Gehe nicht nach Ägypten, bleib im Land!“ So blieb er schließlich dort. Davon lesen wir in Kapitel 26.
Isaak wollte den Segen. Abraham hatte ihm beigebracht, das zu beachten, was Gott verheißen hatte. Er sollte das im Auge behalten, diese Vision vom großen Segen. Gott hatte gesagt: Dieses Land wird eines Tages uns und unserer Nachkommenschaft gehören. Aber Isaak musste sein Glaubensauge auf Gott gerichtet halten. Das war der Weg des Segens: Bleib im Land, auch wenn es trocken wird.
Dort gruben sie Brunnen. Den ersten Brunnen fanden sie mit Wasser. Doch dann kamen die Philister und schütteten ihn mit Steinen zu. Isaak grub daraufhin einen zweiten Brunnen, und wieder fand er Wasser. Doch auch diesen Brunnen schütteten die Philister zu.
Er grub einen dritten Brunnen, doch auch dieser wurde entweder zugeschüttet oder die Philister stritten mit ihm und nahmen ihn weg. Einen Brunnen schütteten sie zu, einen anderen nahmen sie einfach weg.
Isaak grub einen vierten Brunnen. Er stritt nicht lange mit den Philistern, denn er war der friedliebende Isaak. Doch er blieb im Land.
Was lesen wir weiter? Der Herr segnete ihn. Er wurde reich, und die Feinde, die Philister, kamen zu ihm und sagten: „Wir sehen, du bist der Gesegnete des Herrn.“ Isaak erlebte großen Segen und hatte eine gute Haltung dem Segen gegenüber.
Doch dann wurde der Segen so groß, dass er in den Genuss des Segens kam und vor lauter Genuss Gott ein wenig aus den Augen verlor. Isaak mochte das Essen gern. Am Ende seines Lebens, als er alt wurde, dachte er: „Jetzt werde ich wohl bald sterben. Jetzt muss ich noch meine Söhne segnen. Den Erstgeborenen muss ich segnen.“
Er hatte feste Vorstellungen vom Erstgeborenen. Esau – das war genau der Mann, an den er dachte. Dabei hatte er nicht daran gedacht, was Gott damals zu Rebekka gesagt hatte: Der Ältere wird dem Jüngeren dienen. Die Reihenfolge sollte umgekehrt werden.
Isaak dachte überhaupt nicht an Gottes Wort. Woran dachte er? Er sagte zu Esau: „Komm her, jetzt wirst du gesegnet.“ Aber zum Segnen braucht man eine bestimmte Stimmung. „Du gehst jetzt jagen, holst mir einen guten Hirschbraten. Dann wird gegessen. Und wenn ich den Segen des Herrn rieche und sehe, wie der Herr das Feld gesegnet hat, die Jagd gesegnet hat und überhaupt wieder gesegnet hat, dann werde ich dich segnen.“
Er schickte Esau auf die Jagd, um den Segen zu holen: zuerst den Hirsch als Segen, und dann sollte Esau den Segen vom Vater bekommen.
Die Gefahr, Gott aus den Augen zu verlieren durch den Segen
Es ist so eine Sache mit dem Segen – es ist auch eine Gefahr. Geschwister, auch für uns birgt der Segen eine Gefahr. Es ist schön, wenn der Herr uns segnet. Doch vor lauter Erfahrungen mit dem Segen Gottes kann man Gott selbst aus den Augen verlieren.
Auch im geistlichen Bereich passiert das. Man kommt zum Herrn, erhält Vergebung und freut sich darüber. Es ist so herrlich: Der Herr hat mir vergeben, Preis dem Herrn! Man freut sich über die Freude, die man durch die Vergebung hat. Doch später fragt man sich: Wo ist eigentlich jetzt die Freude? Ich brauche wieder dieses Gefühl der Freude, dieses Springen vor Freude. Ich habe es nicht mehr.
Dann sucht man eine Erfahrung, ein Gefühl, eine Emotion. Das kann einen ein bisschen ablenken, wenn man sich plötzlich von den Gefühlen leiten lässt. Die Schrift sagt uns nicht, dass Gefühle oder Emotionen das Wichtigste sind. Manchmal nimmt der Herr uns ganz bewusst Dinge weg, und dann erleben wir keine Freude. Und dann denkt man, der Herr ist weg. Nein, der Herr lehrt mich nur, dass ich jetzt lernen soll, dass der Himmel nicht auf Erden ist und dass ich nicht aus den Gefühlen heraus leben soll.
Wenn wir gehorchen, bekommen wir Segen. Wenn wir gehorsam sind, kommt oft Freude. Dann suchen wir die Emotion, doch der Herr zeigt uns: Nein, du musst jetzt lernen, auch mir zu gehorchen, wenn keine emotionalen Erfahrungen da sind. Du musst lernen zu glauben – Glauben an die Tatsachen.
Der einzige sichere Weg in unserem Leben ist Glauben und Vertrauen. Ihr kennt wahrscheinlich dieses schöne Bild: Vorne ist die Lokomotive, die heißt Tatsache. Dann kommt der Waggon, der heißt Glaube. Und hinten ist der letzte Waggon, der heißt Gefühl oder Erfahrung. Das ist die Reihenfolge.
Vorne fährt die Tatsache. Solange sich der Glaube an der Tatsache hält und seinen Blick auf die Tatsache richtet, geht alles gut. Wenn er sich aber umdreht, abkoppelt und sich um Gefühl und Erfahrung kümmert, funktioniert es nicht mehr. Die Tatsache fährt unbeirrt weiter, aber er hängt nicht mehr dran und hält sich nicht mehr an die Lokomotive, an die Tatsache.
Die Tatsache ist Gottes Wort, und ich muss lernen, auf Gottes Wort zu vertrauen. Dann werden die Emotionen und Erfahrungen schon kommen. Ich muss mich nicht immer nach den Erfahrungen ausstrecken, sondern nach Gottes Wort. Ein großer Teil des Glaubenslebens wird ein Leben ohne gewaltige Erfahrungen sein.
Musik, Gefühle und die Gefahr der Verwechslung mit Anbetung
Das Gleiche gilt auch für das Thema Musik, das kennen wir alle. Man möchte etwas erleben, während man singt. Man möchte eine richtig schöne Stimmung spüren. Doch plötzlich wird die Stimmung wichtiger als der Text, den man singt, und warum man überhaupt singt.
„Ich singe dir, Herr, dir allein singe ich.“ Isaak hatte fünf Sinne. Einer davon war nicht mehr so gut: die Augen. Er war fast oder sogar ganz blind. Er hatte noch vier Sinne: den Gehörsinn, den Geruchssinn, den Geschmackssinn und den Tastsinn.
Isaak sitzt da, und da kommt der Junge herein. Wenn er sich auf das Gehör verlässt, hört er die Stimme. Die Stimme ist Jakobsstimme. Doch dann denkt er: Nein, warte! Riechen tut er wie Esau, denn der Junge trägt die Kleider von Esau und hält den Braten in der Hand, der immer so gut riecht, so wie Esau seinen Braten macht.
Dann kommt der Tastsinn ins Spiel: „Lass mich dich tasten.“ Aha, sagt Esau. Geruchssinn, Tastsinn, Geschmackssinn – ja klar, der Braten ist nicht ganz wie bei Esau, da täuscht er sich. Warum täuscht er sich? Weil er sich auf die Sinne verlässt, die mit dem fleischlichen Leib zu tun haben, mit Emotionen und dem Fleischlichen.
„Fühlen, fühlen, fühlen“ – das ist sein Motto. Hätte er sich auf das verlassen, was er gehört hat, dann hätte er gewusst: Das ist Jakob, nicht Esau. Auf der Basis des Fühlens segnete er den Mann, der vor ihm stand. Daraus entsteht ein großes Dilemma.
Wir wollen oft mehr fühlen und weniger hören. Ich weiß nicht, wie es hier ist, aber in der Christenheit heute haben wir ein großes Problem. Das Problem heißt: weniger Wort, mehr Stimmung. Weniger Wort, mehr fetzige Musik oder mehr Stimmungsmusik. Mehr Musik, die uns so richtig zum Anbeten treibt, damit man so richtig anbeten kann.
Doch man hat eine ganz falsche Vorstellung von Anbetung. Man verwechselt die Gefühle, die man hat, mit der Anbetung. Man betet sich selbst an und seine eigenen Gefühle und meint, das sei göttliche Anbetung. Göttliche Anbetung ist Huldigung, bei der man sich vor Gott niederwirft und ihn über alles stellt. Das hat nicht viel mit Gefühlen zu tun.
Heute verstehen viele Menschen unter Anbetung etwas anderes. Das Wort „Anbetung“ hat einen ganz eigenen Geschmack bekommen, vor allem unter manchen Christen. Anbetungslieder heißen Anbetungslieder, man braucht mehr Anbetungslieder. Doch man meint Lieder, die einen fleischlich stimulieren, die zu einem gewissen Gefühl führen. Das ist ganz, ganz verkehrt.
Das ist eine große Not heute, besonders unter Jugendlichen in vielen Gemeinden der christlichen Welt, vor allem in der evangelikalen Welt. Weniger der Text, mehr das Gefühl, das man hat, während man den Text singt – das ist entscheidend. Weniger Wort Gottes. Wir fühlen uns gut, wir lieben diese Gefühle, und wir wollen weniger vom Wort Gottes.
Das ist langweilig, das ist mühsam. Da muss man arbeiten, da muss man lesen, da sind Buchstaben, da muss man nachdenken. Das sind schwierige Sätze, lange Sätze – ach nein! Und was passiert? Die Gemeinde Jesu geht heutzutage kaputt darunter. Die Gemeinde Jesu wird zerstört, weil die Christen nicht mehr gewohnt sind, wirklich mit dem Wort Gottes zu leben.
Das Bild, die PowerPoint mit wunderbaren Bildern, Hauptsache sind schöne Bilder dabei, Hauptsache noch eine gute musikalische Untermalung. Vor kurzem habe ich gelernt, dass es jetzt schon eine extra Untermalungsmusik fürs Beten gibt. In manchen Gemeinden gibt es so eine Hintergrundmusik, und dann heißt es: Beten. Sie beten, während die Hintergrundmusik spielt, damit sie in eine Gebetsstimmung kommen.
So wie Isaak, der in Segensstimmung kommen musste, braucht er ein Essen. Der andere braucht eine Melodie oder irgendeine Stimmung, die durch Musik hervorgerufen wird. Musik ist sehr gut, wenn sie so gespielt wird, dass sie dem Text entspricht – wie diese Lieder, die heute Morgen gesungen wurden und auch heute Nachmittag. Lieder, die den Text unterstreichen, Lieder, die genau dem Text gemäß sind.
Eheprobleme und die Folgen von Rebekkas Eingreifen
Jakob achtete nicht mehr so stark auf das Wort Gottes. Es war ihm nicht mehr so wichtig, er hatte es irgendwie nicht mehr im Sinn. Dann kam das nächste Problem: ein Eheproblem. Der Herr hatte ihn mit einer Frau gesegnet, einer tüchtigen Frau, die alles für ihren Mann verlassen hatte. Sie war eine starke Frau, kein Schwächling. Wenn jemand 800 Liter Wasser schöpft, dann ist er kein Schwächling. Auch vom Gemüt her war sie stark. Das war gut so, denn Isaak brauchte so eine Frau.
Doch dann gab es Meinungsverschiedenheiten, besonders in Sachen Erbfolge und den Erstgeborenen. Ob sie darüber diskutierten oder nicht, ist unklar. Jedenfalls, als wir Kapitel 27 aufschlagen, reden sie nicht mehr miteinander über dieses Thema. Zu der Zeit, als Isaak Esau und Jakob segnen will, herrscht Schweigen zwischen ihnen.
Rebecca hört, dass Isaak Esau segnen will. Sie geht schnell zu Jakob und sagt: „Du Jakob, er will Esau segnen, wir müssen jetzt schnell handeln.“ So entstehen viele Probleme im Hause Isaak.
Wie verhält man sich dem Segen gegenüber? Jakob ist ein gemischter Typ. Einerseits will er den Segen, andererseits macht er es falsch. Er lässt sich zu einem Betrug verführen. Dann sagt er noch zur Mutter: „Aber Mama, was ist, wenn der Vater das merkt? Kann es nicht sein, dass er den Segen in einen Fluch verwandelt?“ Sie antwortet ihm und lehrt ihn die fromme Lüge: „Junge, du machst das jetzt!“ Jakob, wie er es gewohnt ist, gehorcht der Mutter. Er ist nicht stark genug, sich dagegen zu stellen.
Die Mutter sagt: „Der Fluch komme auf mich, mein Junge, der Fluch komme auf mich!“ Wunderbar, Mama übernimmt alles, wie immer, auch den Fluch.
Wie steht Rebecca zum Segen? Sie hat ein großes Problem. Ihr Prinzip lautet: „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Hauptsache, der Zweck ist gut. Wie sie den Segen bekommen, ist geheiligt, weil sie ja etwas Gutes wollen. Und es ist ja etwas Gutes, den Segen zu bekommen, denn Gott hat gesagt, Jakob bekommt den Segen. Also holen sie sich den Segen – Lug und Betrug sind erlaubt, wenn es nur der Sache Gottes dient.
Die Jesuiten handeln ähnlich. Ihr Motto lautet: „Wir dürfen alle Menschen umbringen, Hauptsache, Gott wird geehrt.“ Rebecca will den Segen für Jakob um jeden Preis. Sie ist ihrem Sohn, den sie so liebt, keine Hilfe, sondern lehrt ihm, wie man das Gewissen totschlägt. „Der Fluch komme auf mich, der Fluch sei auf mir. Mein Sohn, hör nur auf meine Stimme und hole mir die Ziege usw.“
Der Fluch kam. Was der Mensch sät, das wird ernten. Der Schaden, den Rebecca angerichtet hat, war groß. Sie hat ihren Ehemann betrogen, den Esau vergrämt und seinen Hass erregt. Esau hasst seinen Bruder zu Tode. Jakob wird in die Verbannung geschickt, und der Ruf des Hauses wird geschädigt. Doch Rebecca wollte den Segen hier und jetzt. Hier und jetzt will sie den Segen Gottes haben, egal was es kostet.
Hier sind also verschiedene Menschen, die unterschiedlich zum Segen stehen.
Übrigens, als Esau dann heimkommt, zeigt sich sein wahres Gesicht. Er merkt, was ihm Jakob angetan hat. Gott war ihm bisher egal gewesen, doch jetzt zeigt sich sein wahres Wesen. Er will alles haben. „Vater, hast du für mich auch einen Segen? Gib mir einen Segen!“ Der Vater sagt: „Ich habe keinen Segen mehr.“ Es ist zu spät.
Esau war ein geistlicher Nachkomme Kains, bereit, seinen Bruder umzubringen. Doch er ist schlimmer als Kain. Kain erschlug seinen Bruder aus dem Affekt heraus. Esau hingegen plant kaltblütig und berechnend: „Warte nur, wenn Papa tot ist, bringe ich dich um.“ Er sagt es nicht direkt, aber indirekt. Jakob ist ein toter Mann, wenn Isaak tot ist.
Rebecca erfährt davon. Was macht sie? Sie begeht wieder einen großen Fehler. Statt zu sagen: „Kommt alle zusammen, lasst uns einen Familienrat halten. Ich bin schuld, ich habe das angezettelt. Ich wollte unbedingt auf eigenem Wege den Segen Gottes holen. Ich bitte um Vergebung. Können wir nicht Frieden finden und gemeinsam einen Weg gehen?“
Nein, sie hört, dass Esau Jakob töten will. Sie geht zu Jakob und sagt: „Hast du gehört? Er will dich töten. Du gehst jetzt nach Mesopotamien. Du verschwindest, bis die Luft rein ist. Wenn die Luft rein ist, hole ich dich zurück. Ich habe alles im Griff.“ Doch nichts hat sie im Griff.
Was macht sie dann? Sie geht zu Isaak, ihrem Ehemann, und sagt: „Die Frauen von Esau sind furchtbar, das sind Kanaaniterfrauen. Hätte Jakob doch keine Kanaaniterin geheiratet! Was soll mir das Leben? Dann sterbe ich lieber.“ Sie schlägt vor, Jakob solle zu ihren Verwandten gehen und sich dort eine Frau holen.
Isaak denkt nach und sagt: „Gute Idee. Jakob, du gehst jetzt nach Mesopotamien.“ Jakob meint, das sei seine Idee gewesen. In Wirklichkeit hat ihn Rebecca manipuliert.
Sie geht den Weg der Manipulation und redet wieder nicht mit ihrem Mann, sondern zuerst mit Jakob. Ein großes Problem in dieser Ehe: das Kommunikationsproblem.
Die fünf häufigsten Eheprobleme und ihre Bedeutung
Kennt ihr die fünf Eheprobleme? Es gibt genau fünf Eheprobleme, nicht mehr und nicht weniger. Wenn irgendwo Ehen auseinandergehen, dann war mindestens eines dieser fünf Probleme beteiligt. Manchmal sind es auch mehrere davon.
Was sind diese fünf Eheprobleme? Erstens: Kommunikation. Zweitens: Probleme bei der Kindererziehung. Drittens: Schwierigkeiten mit den Schwiegereltern. Viertens: Probleme mit der Sexualität. Und das fünfte? Das fünfte Eheproblem ist Geld beziehungsweise Finanzen.
Man könnte jetzt sagen, das fünfte Problem sei Gottesfurcht. Das ist eine allgemeine, übergeordnete Sache, also das Gesamtbild. Aber ich spreche hier ganz konkret von Problemen, die in der Ehe entstehen und die auf diesen fünf Gebieten liegen.
Natürlich hat all das auch eine geistliche Grundlage. Wenn es keine oder nur eine schwache Beziehung zu Gott gibt, wenn wenig miteinander gebetet wird und so weiter, dann verschärft das die Probleme. Das ist klar. Aber das eigentliche Problem liegt in diesen fünf Bereichen.
Hier ist also die Kommunikation. Und was lernen wir daraus? Ich habe bewusst nur kurz darüber gesprochen, um das Wesentliche herauszuarbeiten. Die Menschen, von denen hier die Rede ist, haben unterschiedliche Einstellungen zum Segen, und deshalb kann der Herr nicht so segnen, wie er möchte.
Isaaks bewusster Segen für Jakob und Gottes Verheissung
Das Schöne ist, Isaak – jetzt dämmert es ihm. In Kapitel 28, Vers 1, als er Jakob wegschickt, segnet er ihn mit dem Segen Abrahams. Ganz bewusst, wie wir in Kapitel 28, Vers 3 lesen, ruft er seinen Sohn Jakob herbei, segnet ihn und gebietet ihm Folgendes:
„Du sollst keine Frau von den Töchtern Kanaans nehmen. Mach dich auf, geh nach Paddan-Aram, zum Haus Betuers, des Vaters deiner Mutter, und nimm dir dort eine Frau von den Töchtern Labans, des Bruders deiner Mutter.“
Dann spricht er weiter: „Gott, der Allmächtige, segne dich, mache dich fruchtbar und mehre dich, damit du zu einer Schar von Völkern wirst. Er gebe dir den Segen Abrahams, dir und deinem Samen nach dir, damit du das Land deiner Fremdlingschaft besitzt, das Gott deinem Vater, Abraham, gegeben hat.“
Also, jetzt kommt es: Isaak segnet bewusst und im Glauben. Wie es im Hebräerbrief Kapitel 11 heißt, segnete Isaak den Jakob im Glauben.
Die Folgen von Rebekkas Handeln und die Zerbrochenheit der Familie
Was ist das Ergebnis von dem Ganzen? Wir lernen hier sehr viel über die Ehe – eine Ehe, die gut begonnen hat. Doch im Verlauf haben sich Probleme eingeschlichen, und nun ist daraus ein Desaster, eine Katastrophe geworden.
Der Fluch trifft Rebekka: An einem Tag verliert sie beide Kinder. Jakob geht nach Haran in Mesopotamien und kehrt nie wieder zurück. Für Rebekka bedeutet das, dass sie ihren Sohn wahrscheinlich nie mehr sieht. Als Jakob zwanzig Jahre später heimkommt, wird von Rebekka nichts mehr berichtet. Wir lesen noch von der Beerdigung Isaaks, aber von Rebekka hören wir nichts mehr.
Ja, ich habe alles im Griff, ich habe alles im Griff! Doch Gott lässt sich nicht spotten. Was der Mensch sät, das wird er ernten. Wer auf das Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten.
Rebekka hat den Fluch erhalten, denn auch den Esau hat sie verloren. Sein Herz war von den Eltern abgewandt, die Beziehung war zerbrochen. Er zieht nach Seir, ins Gebirge, und heiratet dort zwei Kanaaniterinnen. Mittlerweile hat er also schon vier Frauen. Er suchte die Nähe der Frauen, um seine Eltern noch mehr zu ärgern.
Ehe als Herausforderung und die Notwendigkeit von Reparatur
Ich soll meine Ehe überdenken – sind Reparaturen nötig? Unser Auto hatte so ein Geräusch, es quietschte ständig, und ich dachte: „Oh, irgendetwas ist da nicht in Ordnung.“ Wenn wir beim Auto solche Misstöne hören, gehen wir doch gleich zur Reparatur, oder?
Und in der Ehe, wenn es Misstöne gibt – in der Ehe? Dann ist Reparatur nötig. Wir gehen zu einem Ehemechaniker, zum besten aller Ehemechaniker: Gott. Er möge uns auch helfen. Vielleicht ist es auch gut, eine richtige Eheselsorge in Anspruch zu nehmen, mit Brüdern, die uns ganz konkret weiterhelfen können.
Service ist nötig. Es gibt keine Ehe ohne Krisen. Ich glaube nicht, dass es eine Ehe gibt, die absolut ohne Krisen auskommt. Wenn ich die Bibel lese, sehe ich sehr viele Krisen, weil wir Sünder sind. Es heiraten zwei Sünder. Und die jungen Leute, die hier sitzen, sei euch klar und bewusst: Ihr werdet einen Sünder heiraten, und ihr selbst seid auch einer.
Deshalb brauchen wir den Herrn dazwischen. Ehe heißt: Einer da, und einer da, und in der Mitte der Herr – Ehe. Oft merkt die Frau zuerst, dass es in der Ehe nicht klappt. Du fragst den Heinrich: „Wie geht es in der Ehe?“ Er sagt: „Blendend.“ Du fragst die Maria: „Wie geht es in der Ehe?“ Sie sagt: „Katastrophe.“
Beziehung zu den Kindern und die Bedeutung von Offenheit
Mein Verhältnis zu den Kindern überdenken, wenn ich Schwierigkeiten mit ihnen habe: Was genau ist das Problem? Warum lügt mich das Kind an? Ja, das Kind hat gelogen, und jetzt wird es bestraft. Aber halt, warum hat das Kind, der Teenager, gelogen? Spiegelt es vielleicht meine eigenen Fehler wider? Ist es ein Spiegel meiner eigenen Fehler?
Warum rennt das Kind davon? Es kommt zwar nach einer Stunde zurück, aber warum läuft es überhaupt weg? Habe ich vielleicht etwas in meiner Beziehung zu ihm vernachlässigt?
Die Beziehung zu den Kindern ist sehr wichtig. Jakob zum Beispiel hat keine Beziehung zum Vater, aber zur Mutter besteht eine gute Beziehung. Der Vater kann jedoch nichts mit Jakob anfangen. Gibt es in meinem Leben etwas zu korrigieren?
Jemand hat gesagt: „Ich habe meinen Kindern schon so oft gesagt, wie man es machen muss, und sie machen mir alles nach.“ Doch vielleicht machen sie mir alles nach, weil ich selbst ein schlechtes Vorbild bin.
Es ist wichtig, offen und liebevoll miteinander zu sprechen. Kann ich zuhören, wenn der Teenager mich kritisiert, oder reagiere ich sofort gereizt? „Du hast den Vater nicht zu kritisieren, du bist gefälligst still, fertig!“ Vielleicht hat der Teenager gerade Recht. Die Art und Weise ist vielleicht nicht richtig, aber die Sache selbst könnte stimmen.
Schimpfe ich ihn zusammen, wenn er mir ins Wort fällt? Oder kann ich nachdenken und in Ruhe anhören, was er mir zu sagen hat?
Jemand hat gesagt: „Du brauchst das Herz deines Kindes, du brauchst das Herz. Wenn du das Herz hast, dann hast du dein Kind.“ Der Vater sagt zum Sohn: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz“ (Sprüche 23). Siehst du, ich meine es ehrlich, ich liebe dich.
Ich weiß nicht, ob Isaak so mit seinem Sohn gesprochen hat. Das Öffnen des Herzens beginnt mit dem Öffnen der Ohren. Wenn das Kind den Eindruck hat, Papa hat sowieso nie Zeit, dann wird es auch nicht zu mir kommen, wenn es dreizehn ist.
Familie lebt vom gemeinsamen Gespräch. Gemeinsames Gespräch heißt nicht, dass Rebekka mit dem einen Sohn redet und er mit dem anderen, Isaak, sondern es bedeutet Offenheit, Gebet, Buße tun und miteinander reden.
Der Vater sagt zum Teenager: „Du, es tut mir leid, ich habe einen großen Fehler gemacht. Kannst du mir vergeben?“ Der Teenager fängt an zu weinen, dann weint der Vater auch. Beide sitzen da und weinen. Preis sei dem Herrn, preis sei dem Herrn. Da kann man sich aussprechen.
Prioritäten in der Familie und der Umgang mit schwierigen Ehepartnern
Was die Familie betrifft, habe ich etwas Wichtiges gelernt. Ein Bruder hat es einmal gesagt, und ich habe es für mein Leben behalten. Er sagte: Zuerst kommt ich und meine Beziehung zu Gott. Dann kommt ich und meine Beziehung zu meiner Frau. Und erst danach kommt die Beziehung zu den Kindern.
Zuerst muss meine Beziehung zu Gott in Ordnung sein. Danach muss meine Beziehung zu meiner Frau wirklich in Harmonie sein. Erst dann kann ich mich richtig um die Kinder kümmern. Sonst funktioniert es nicht.
Aber was, wenn der eine Partner nicht mitmacht? Wenn ein Partner nicht mitgeht, legt der Herr mir eine besondere Last auf. Dann habe ich ein besonderes Los. Wenn der Mann oder die Frau nicht mitmacht, darf ich mit dem Herrn zum Herrn gehen und mich selbst prüfen. Soweit es an meiner Seite liegt, soll ich alles tun.
Das ist der schwerere Weg. Aber denken wir daran: Jakob hat sieben Jahre für Rahel gearbeitet. Sieben Jahre Arbeit für Rahel – sie war ihm das wert. Vielleicht soll ich es jetzt auch probieren: sieben Jahre dienen meinem Ehepartner, ohne etwas zu verlangen.
Jakob hat sieben Jahre für Rahel gearbeitet, ohne von ihr etwas zu verlangen. Und vielleicht ist das auch heute der Weg: sieben Jahre für den anderen dienen, ohne etwas zu fordern, einfach nur dienen, dienen, dienen.
Der Herr hat besondere Führungen, wenn ein Partner nicht gläubig ist oder wenn ein Partner gläubig ist, aber nicht zugänglich. Solche Situationen gibt es. Es gibt schwierige, verfahrene Situationen, die echte Buße vor dem Herrn brauchen, ein heiliges Leben vor dem Herrn und auch das Bitten um Vergebung.
Da fängt es an: Wenn es Streit in der Ehe gibt, muss einer aufhören. Wenn nur einer streiten will, erstickt der Streit. Es ist möglich.
Manchmal ist die Frau streitsüchtig. Wenn sie streitsüchtig ist und ich zornig werde, was zeige ich ihr dann? Ein schlechtes Vorbild. Ich bin ihr keine Hilfe mehr.
Wenn sie zornig ist und ich bleibe ruhig, ganz ruhig, dann bin ich ihr ein Vorbild. Ich brauche keine Vorwürfe zu machen, ich muss ihr nicht sagen: Du sündigst, du bist zornig. Nein, ich sage nichts.
Wenn sie zornig ist, kann ich ruhig bleiben und ihr freundlich und ruhig antworten. Dann sieht sie: So hätte ich eigentlich reagieren sollen. Dann bin ich ihr eine Hilfe.
Es bringt nichts, ihr eine Moralpredigt zu halten. Dadurch verändere ich sie nicht. Es ist nicht meine Aufgabe, meine Frau zu verändern. Und du, Frau, es ist nicht deine Aufgabe, deinen Mann zu verändern.
Die Bibel sagt nirgends: Ihr Männer, verändert eure Frauen. Die Bibel sagt auch nicht: Ihr Männer, macht euch eure Frauen untertan! Das hat der Herr nicht gesagt.
Schlusswort und Dank an Gott für den Segen Abrahams
Gut, wir sind am Ende, und ich habe meine Zeit schon wieder überschritten. Ich musste diese Dinge jetzt ansprechen, und möge der Herr uns Gnade schenken.
Es tut mir leid, dass ich gerade dieses Thema angesprochen habe – vielleicht tut es mir nicht wirklich leid, aber es hat sich einfach so ergeben.
Wollen wir dem Herrn danken, dass wir von Isaak und Rebekka so viel lernen dürfen. Von diesem Ehepaar, das so gut begonnen hat, aber am Ende etwas Ermutigendes zeigt: Jakob hat schlecht begonnen, aber wunderbar geendet.
Jakob hat wirklich eine schlechte Partnerwahl getroffen. Gott hätte ihm die andere Frau geben können, doch er wacht auf und sieht Lea. Und dann denkt er sich: „Oh nein, Lea, ich wollte Rahel.“ Er denkt überhaupt nicht an Gott, sondern nur an Rahel. Statt zu sagen: „Herr, wenn du es so geführt hast“, will er seine Rahel.
Wer hatte den geistlicheren oder besseren Charakter? Nein, die hübschere war Rahel. Den besseren Charakter hatte Lea. Man kann das an Lea erkennen, sie war anders als Rahel – so zeigt es auch sein eigenes Studium.
Möge der Herr uns Gnade schenken. Vielen Dank für eure Geduld und für die Gemeinschaft mit euch.
Wollen wir uns dem Herrn anvertrauen: Herr, wir danken dir, dass wir den Segen Abrahams empfangen durften, wie wir gerade gebetet haben. Dass der Segen Abrahams in Jesus Christus zu uns, den Heiden, gekommen ist und dass wir jetzt in ihm Gesegnete sein dürfen.
Wir danken dir für alles, was wir in dir besitzen dürfen, und dass du dein Königreich heute unsichtbar und morgen sichtbar in dieser Welt aufbaust. Mögest du heute in unseren Familien und Herzen regieren, damit dein Name geehrt wird, Herr.
Danke auch für die lieben Geschwister hier. Mögest du sie segnen, bewahren und zum Segen für ihre Umgebung machen. Amen!
