Einleitung
Es gibt Dinge, die einem in sehr guter Erinnerung bleiben. Jahre später kann man bis in Detail berichten. Es gibt aber auch Sachen die man nicht mehr so genau weiss, vielleicht sind sie einem gar nicht aufgefallen. Paulus schildert deshalb seinen Dienst in Thessalonich, um sie daran zu erinnern wie er gehandelt hat. Damit sie erkennen können, wer ein wahrer christlicher Botschafter ist. Text lesen
I. Betraut von Gott (1-4)
Nachdem Paulus, Timotheus und Silvanus von Philippi nach Thessalonich kamen, merkten sie immer noch Schmerzen den: Erzählen: und führten sie den Stadtrichtern vor und sprachen: Diese Menschen bringen unsre Stadt in Aufruhr; sie sind Juden / und verkünden Ordnungen, die wir weder annehmen noch einhalten dürfen, weil wir Römer sind. / Und das Volk wandte sich gegen sie; und die Stadtrichter ließen ihnen die Kleider herunterreißen und befahlen, sie mit Stöcken zu schlagen. / Nachdem man sie hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und legte ihre Füße in den Block. Apg.16,20-24. Nach einer solchen Behandlung müsste man eigentlich Ferien machen, um sich richtig zu erholen - körperlich und seelisch. Vor allem ist es gar nicht so einfach von neuem wieder anzufangen und weiterzumachen. Paulus hatte oft damit zu ringen. Diese Erfahrungen, wie z.B. in Philippi machten ihm sehr zu schaffen und er hatte auch mit der Angst zu kämpfen. Den Korinthern schreibt er über seinen Zustand, als er bei Ihnen das Evangelium verkündigte folgendes: Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; 1.Kor.2,3. Paulus, kannte unsere Gefühle, die wir auch kennen, wenn wir das Evangelium verkündigen. Paulus kam sich oft vor wie der Abschaum der Menschheit, er schreibt: und mühen uns ab mit unsrer Hände Arbeit. Man schmäht uns, so segnen wir; man verfolgt uns, so dulden wir's, / man verlästert uns, so reden wir freundlich. Wir sind geworden wie der Abschaum der Menschheit, jedermanns Kehricht, bis heute. 1.Kor.4,12-13. Wie hat er das nur gemacht, dass er nicht aufgab, dass er sich nicht zur Ruhe setzte und trotz allen Ängsten wieder in Thessalonich das Evangelium verkündigen konnte? Er sagt es so: Wir haben Mut gewonnen in unserem Gott, euch das Evangelium Gottes zu sagen, unter viel Kampf. V.2. d.h. Sie haben nicht auf die Menschen gesehen, mit all den Möglichkeiten der Reaktionen auf ihre Verkündigung, sondern sie haben auf Gott gesehen, in ihm wurden sie Mutig. Sie traten ja auch nicht mit einer eigenen Botschaft auf, sondern sie verkündigen das Evangelium Gottes. Paulus war so gepackt, im war die Botschaft des Evangeliums so klar, dass er es einfach verkündigen musste. Er schreibt: Denn daß ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muß es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte! 1.Kor.9,16.
Im ging es so wie Petrus und Johannes, denen der Hohe Rat verbieten wollte, dass sie weiter im Namen Jesu lehrten. Sie sagten: Wir können's ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben. Apg.4,20. Diese Haltung können nur Menschen haben, die wirklich den Herrn klar vor Augen haben, die wirklich begriffen haben um was es geht im Leben. Nun sagt er, dass er nicht ermahnte, in betrügerischer Absicht, hinterhältig oder listig, sondern was er verkündigt, also er verfolgt kein persönliches Ziel, sondern wir sind für tauglich befunden worden von Gott, betraut mit der Verkündigung der Frohen Botschaft. 2,4. Gott selbst hat sie geprüft und für tauglich befunden, deshalb reden wir, aber nicht um den Menschen zu gefallen, sondern Gott wollen sie gefallen: ...sondern Gott der unsere Herzen ständig prüft. 2,4. Paulus und seine Mitarbeiter sind also wirklich nur Boten, die von Gott geprüft sind und mit dieser Botschaft betraut werden. Gott ist weiter mit ihnen und prüft ihre Herzen. Sie wissen sich also völlig abhängig von Gott und sie wissen sich auch verantwortlich vor Gott. Darum können sie trotz allen Ängsten das Evangelium unerschrocken und klar predingen. Sie sind also von Gott betraut.
Paulus und seine Mitarbeiter hatten die selben Probleme wie wir, wenn sie das Evangelium verkündigen. Sie hatten Angst und wurden oft mutlos. Jedoch im Blick auf den Herrn fanden sie wieder Mut das Evangelium zu verkündigen. Auch wir können dieses Mut nur finden, wenn wir auf den Herrn sehen und uns bewusst sind, wie heilig er ist. Wenn wir uns bewusst sind, dass er der Herr aller Herren ist. Dass allein seine Botschaft dem Menschen hilft. Ja der Mensch ist ohne diese Botschaft völlig hoffnungslos. Vielleicht denkst du, der Paulus war ja Apostel und er hatte besondere Vollmacht, er kannte die Botschaft genau. Wir kennen die Botschaft aber auch genau, Paulus sagte mal den Glatern: Aber auch wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein Evangelium predigen würden, das anders ist, als wir es euch gepredigt haben, der sei verflucht. Gal.1,8. Wenn Paulus dies so deutlich sagt, so können wir davon ausgehen, dass wir in der Bibel die genaue Botschaft haben. Wir kennen das Evangelium sehr genau. So sind auch wir als Gemeinde mit einer Botschaft betraut, die wir im Blick auf unseren Herrn klar weiter geben sollen.
II. Bewährt gegenüber den Menschen (5-9)
Nun kann Paulus dies natürlich sagen, und es könnte ja einfach seine fixe Idee sein. Es könnte ja seine Masche sein, die Menschen auf diesem Weg zu gewinnen. Er war ja nicht der einzige, der sich als Botschafter eines Gottes verstanden hat. Damals gab es auch Orakel, die man befragen konnte. Man ging zum Priester und liess das Orakel durch ihn befragen. Es gab auch viele Wanderprediger, die durch die Lande reisten und für eine Philosophie oder für einen Götzen Menschen zu gewinnen. Sehr deutlich wird dies als Paulus in Athen war: Einige Philosophen aber, Epikureer und Stoiker, stritten mit ihm. Und einige von ihnen sprachen: Was will dieser Schwätzer sagen? Andere aber: Es sieht so aus, als wolle er fremde Götter verkündigen. Er hatte ihnen nämlich das Evangelium von Jesus und von der Auferstehung verkündigt. / Sie nahmen ihn aber mit und führten ihn auf den Areopag und sprachen: Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du lehrst? / Denn du bringst etwas Neues vor unsere Ohren; nun wollen wir gerne wissen, was das ist. / Alle Athener nämlich, auch die Fremden, die bei ihnen wohnten, hatten nichts anderes im Sinn, als etwas Neues zu sagen oder zu hören. Apg.17,18-21.
Paulus war also nicht der einzige, der in Anspruch nahm im Namen eines Gottes zu sprechen. Auch die Juden waren fleissig im Reisen, so sagte Jesus über die Schriftgelehrten und Pharisäer: Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Meer durchzieht, damit ihr einen Judengenossen gewinnt; und wenn er's geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, doppelt so schlimm wie ihr. Mt.23,15. Was unterscheidet sie denn von den anderen Verkündigern? Paulus sagt: wir sind nie mit Schmeichelworten umgegangen, ... noch mit versteckter Habsucht, wir haben auch nicht Ehre gesucht bei den Leuten, weder bei euch noch bei andern. genau das, was die anderen Prediger auszeichnete, daß sie letztlich die Ehre von Menschen suchten, daß sie mit Schmeichelworten Leute an sich zogen usw. Dies taten sie eben nicht. Die Thessalonicher wussten genau, was Paulus meinte und dieser Unterschied war bestimmt sehr deutlich. Gegegenüber den Galatern sagte es Paulus so: Predige ich denn jetzt Menschen oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen gefällig zu sein? Wenn ich noch Menschen gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht. Gal.1,10. Paulus meint natürlich nicht, dass es das Ziel eines christlichen Botschafters ist, den Menschen zu missfallen. Denn er fordert von einem Bischof: Er muß aber auch einen guten Ruf haben bei denen, die draußen sind, damit er nicht geschmäht werde und sich nicht fange in der Schlinge des Teufels. 1.Tim.3,7. Schließlich sollen wir freundlich sein gegenüber anderen Menschen: Eure Güte laßt kundsein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Phil.4,5.
Wieso kann man denn den Menschen nicht gefällig sein als Christi Botschafter? Weil die Botschaft so ernst und so absolut ist. Da heisst es z.B. Und es ist in keinem anderen die Rettung, denn auch kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, in dem wir erettet werden. Apg.4,12. oder Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. 1.Joh.5,12. Das ist natürlich sehr absolut, und in der damaligen Welt war das für viele empörend. So schrieb beispielsweise Plinius dem römischen Kaiser Trajan über die Christen: Was es auch sein mochte, das sie zu gestehen hatten - ihr Starrsinn und ihre trotzige Verstocktheit verdienten auf jeden Fall Bestrafung.[1] Aber auch in unserem christlichen Abendland ist es empörend, wenn man diesen Anspruch Jesu, dass nur er den Menschen retten kann, heute vertritt. Es wird oft als extrem Empfunden, wenn wir sagen, dass man ohne Jesus verloren geht und nur er ewiges Leben schenkt. Dazu kommt der Anspruch Jesu, dass wir unser Leben ändern und ihm dienen. Gott gibt sich mit religiösem Handeln nicht zufrieden. Er will uns ganzen Leben. Hast Du ihm Dein Leben wirklich gegeben? Es gibt nichts wichtigeres im Leben, als dass wir dies tun. Dafür hat Paulus sein Leben verzehren lassen, um dies den Menschen zu sagen.
Paulus predigte in der Tat nicht Menschen zuliebe. D.h. nicht um Menschen für sich zu gewinnen, sondern Menschen für Christus zu gewinnen, so sagte er: Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, daß er der Herr ist, wir aber eure Knechte um Jesu willen. 2.Kor.4,5. Die Botschaft des Paulus ist nicht ein Vorwand, um Menschen für sich zu gewinnen und selbst dann Nutzniesser zu sein, und je nachdem kann man sie den Menschen anpassen. Nein, Paulus verkündigt eine Botschaft die absolut wahr ist und nicht einfach abgeändert werden darf. Auch nicht, wenn sie den Menschen missfällt. Darin hat er sich gegenüber den Thessalonicher als treu erwiesen, denn weder bei den anderen noch bei der Gemeinde suchte er die Ehre der Menschen. Selbst in der Gemeinde, also wenn jemand schon zu den Gläubigen zählte, liess sich Paulus nicht einschüchtern, sondern er predigte das Evangelium unerschrocken, denn er suchte die Ehre bei Gott und nicht bei den Menschen. Jesus sagte einmal: [Jesus sagt] Ich nehme nicht Ehre von Menschen; / Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt, und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, sucht ihr nicht? Joh.5,41+44. Dass er die Ehre tatsächlich bei Gott sucht wird dadurch ganz deutlich, dass sie nicht auf ihre Vollmacht pochen, und sich versorgen lassen, sondern sie verdienen sich ihren Lebensunterhalt selbst und geben sich mit ihrem ganzen Leben in die Gemeinde hinein. Sie erweisen sich also auch in den praktischen Belangen als glaubwürdig. Dass sie von Gott betraut sind bewährt sich in ihrem Verhalten gegenüber den Menschen.
Wie glaubwürdig sind wir? Unterstreicht unser Leben unsere Botschaft? Stehen wir zu der Botschaft, die wir glauben? So einfach ist das gar nicht immer, deshalb ermahnt Paulus auch den Timotheus nicht aufzugeben, indem er schreibt: Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. / Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, 2.Tim.4,2-3. Unser Problem liegt oft darin, dass wir die Ehre bei den Menschen suchen und nicht bei Gott. Von wem willst Du geehrt werden? Beides geht nicht, wenn uns dies auch sehr gut gefallen würde. Wir sollen als Christen die Ehre bei Gott suchen. Machen wir das? Oder gehören wir zu den Wendehälsen, die ihren Kopf jeweils in die günstigste Richtung strecken, oder wie ein Chamäleon, das sich der Gegend so gut anpassen kann?
III. Bestätigt durch die Lebensführung (10-12)
Wie sich Paulus nun als Verkündiger verhalten hat, was er erzählte, bewies er durch seine Lebensführung. Sie lebten vorbildlich innerhalb der Gemeinde, jedenfalls so vorbildlich, dass es Paulus wagen kann den Thessalonichern zu schreiben: Ihr und Gott seid Zeugen, wie heilig und gerecht und untadelig wir bei euch, den Gläubigen gewesen sind. 2,10. Ja, wie ein Vater seine Kinder, so kümmerten sie sich um jeden einzelnen, ermahnten, trösteten, beschworen. Das Ziel war auch klar, nicht dass sie gegenüber ihnen hörig wurden, nicht dass sie die Macht über die Gemeindeglieder ausüben konnten. Sie wollten erreiche, dass jeder sein Leben Gott würdig lebt, d.h. also die Ehre bei Gott sucht. Botschaft Christi sind also keine Herrscher so schrieb Paulus: Nicht daß wir Herren wären über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude; denn ihr steht im Glauben. 2.Kor.1,24. Keine Herren des Glaubens und der Gläubigen, sondern Diener, die als erstes vorbildlich leben und sich darum bemühen, dass die Gläubigen, dem Herrn würdig wandeln. Nicht das sie Ehre erlangen, sondern das der Herr geehrt wird. Dieses Ermahnen nahm Paulus sehr ernst, dies zeigt seine Zeit in Ephesus, er sagt: Darum seid wachsam und denkt daran, daß ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen. Apg.20,31. Man könnte einige Stellen anführen, woraus deutlich wird, dass Paulus ein ernstes Anliegen hatte, dass die Gläubigen wirklich ein Leben führen, das dem Herrn würdig ist. Denn wir sollen nicht vergessen Christen leben in einem anderen Reich: der euch berufen hat zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit. 2,12b. Bei dieser hohen Berufung sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, daß wir dem Herrn würdig wandeln.
Sind wir bereit uns zu Heiligen? Wollen wir überhaupt ein Leben führen das dem Herrn würdig ist? Oder ruhen wir uns auf der Erlösung aus? Wer sich auf der Erlösung ausruhen will, der bildet sich seine Erlösung vermutlich nur ein, denn wer Erlöst ist, der will Gott gefallen und will sein Leben so führen, wie es ihm gefällt. Lernen wir doch empfänglich zu sein für Ermahnung, Trost, Ermunterung. Sei dies aus der Schrift oder sei dies durch Geschwister.
Schluß
Paulus hat diese Dinge nicht gesagt, um sich indirekt zu rühmen, wie er doch gut gearbeitet hat. Er schrieb dies vermutlich, dass sich die Gemeinde nicht so schnell bereden lässt von anderen Predigern und dass sie lernt zu erkennen wo die Unterschiede liegen. Wir können froh sein, daß dieses Evangelium an das wir Glauben, durch solche Boten ausgerichtet wurde. Dies macht doch für uns das, was wir als Apostellehre vor uns haben enorm glaubwürdig. Und es spornt uns an, auf sie zu hören und ihnen nachzueifern. Amen ----------------------- [1]Plinius: Der Briefwechsel mit Kaiser Trajan, 96.