Einstieg: Fragen zum Ersten Johannesbrief und seine Herausforderungen
Im Ersten Johannesbrief gibt es einige Stellen, die für mich nie ganz Sinn ergeben haben. Wer von euch hat den Ersten Johannesbrief schon einmal etwas genauer durchgelesen oder studiert? Kaum drei, vier, fünf, sechs, sieben, so ungefähr. Gelesen haben ihn vielleicht schon mehrere von euch. Es handelt sich um einen kurzen Brief, der ziemlich am Ende der Bibel steht und viel über Liebe spricht. Das ist eine schöne Sache.
Aber es gibt auch einige Verse, die mich nicht so sehr begeistern oder bei denen ich nicht genau wusste, wie ich sie verstehen soll. Ein Gedanke für heute Abend: Im Ersten Johannesbrief, Kapitel 2, Vers 15, lesen wir zum Beispiel Folgendes:
„Liebt weder die Welt noch die Dinge in der Welt. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist – die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens – ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“ (1. Johannes 2,15-17)
Widersprüche zwischen biblischer Weltliebe und persönlicher Lebensfreude
Wenn hier steht: „Liebet weder die Welt noch die Dinge der Welt“, klingt das für mich sehr negativ. Vielleicht liegt das an einem einfachen Grund: Ich liebe das Leben. Ich lebe gerne, überhaupt nicht ungern, und ich liebe die Dinge der Welt.
Hier steht: „Liebt weder die Welt noch die Dinge in der Welt. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ Diese Verse gibt es, aber über sie habe ich immer so hinweg gelesen. Ich dachte, das gehört schon irgendwie dazu, aber ich habe es nicht verstanden. Also habe ich weitergelesen, in der Hoffnung, dass es wieder besser wird.
Ich treffe auch Christen oder habe Christen kennengelernt, die sich relativ stark, mehr oder weniger, von dem, was sie unter dem Treiben dieser Welt verstehen, absondern. Das wären eher Christen, die auch nicht zum Tauernhof kommen, zumindest nicht zu einer Skifreizeit. Denn da fährt man lieber auf einen Missionstrip nach Rumänien oder in den Sudan, wo auch immer, weil das ja geistlich ist. Skifahren hingegen sind die Dinge dieser Welt, die man eigentlich nicht tun soll.
Es gibt auch Christen, die sich selbst als bibeltreue Christen bezeichnen. Sie haben auch mit Dauenhofer ein bisschen ein Problem, ebenso mit mir. Gerade in den letzten Monaten habe ich einige Internetbeiträge gelesen, in denen sie nicht nett über mich schreiben. Aber das ist überhaupt nicht tragisch. Ich bekomme so viel Lob, da kann man schon ein bisschen Kritik einstecken.
Diese Christen sind oft diejenigen, die sich von der Welt absondern, vom Treiben dieser Welt. Und jeder Christ, der sich dann auf das Treiben dieser Welt einlässt, ist nicht mehr ganz koscher. Er ist so lauwarm. Bei dem stimmt etwas nicht ganz.
Die biblische Perspektive auf die Freundschaft mit der Welt
Es gibt noch andere Verse, die dieses Absondern fast noch stärker betonen würden. Nur ein Vers noch, weil er hier in der Nähe steht: Im Jakobusbrief schreibt der Apostel Jakobus. Das ist ja weit hinten in der Bibel, aber manchmal sind die Bücher unterschiedlich angeordnet.
Im Jakobus 4,4 heißt es: „Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun ein Freund der Welt sein will, der wird Gottes Feind sein.“
Wir müssen sagen: Hier steht es klar. Wenn du ein Freund der Welt bist, kannst du kein Freund Gottes sein. Man bekommt den Eindruck, dass da etwas Wahres dran ist: Sich von allen Freuden dieser Welt zu distanzieren, macht einen erst richtig geistlich.
Gerade vor kurzem, das war, glaube ich, im Dezember in Deutschland, kam nach einem Vortrag ein Mädchen zu mir. Sie wollte mit mir reden und sagte, sie habe ein schlechtes Gewissen. Sie fragte, warum das so sei. Sie erzählte, sie habe einen Freund, der sehr geistlich sei, und sie selbst sei es nicht.
Sie sagte: „Warum ist dein Freund so geistlich?“ Ich fragte weiter, und sie antwortete: „Weil er viel geistlicher ist als ich.“
Ich fragte: „Warum?“ Sie sagte: „Weil ich gern mit meinen Freunden ausgehe, aber er bleibt zuhause und liest die Bibel. Ich gehe gerne ins Kino, aber er geht zum Bibelabend. Ich liebe es zu tanzen, aber das würde er nicht tun. Ich fahre gern Ski, aber er geht auf eine Missionsreise irgendwohin.“
Für dieses Mädchen bedeutete Geistlichkeit, sich möglichst von den Freuden dieser Welt fernzuhalten und sich den angeblich geistlichen Dingen zuzuwenden.
Aber, und das ist wichtig zu verstehen: Genau das lehrt die Bibel nicht. Das ist ein falsches Verständnis, das wir Christen manchmal haben. Ich kann mir auch vorstellen, dass Nichtchristen, wenn sie solchen Christen begegnen oder diese Bibelverse aus dem Zusammenhang lesen, sagen: „Ja, das Christentum ist eben so. Mit dem will ich nichts zu tun haben.“
Klärung durch Paulus: Genuss der Schöpfung als Gottes Geschenk
Ich möchte jetzt kurz zeigen, was die Bibel hier eigentlich lehrt. Das dauert nur etwa zehn Minuten.
Im 1. Timotheusbrief, Kapitel 4, lesen wir im Vers 4: „Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.“ Hier schreibt Paulus klipp und klar: Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut.
Im Vers davor, Vers 1, steht: „Der Geist sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige vom Glauben abfallen werden, weil sie verführerischen Geistern und Lehren der Dämonen glauben.“ Diese Abgefallenen handeln durch die Heuchelei der Lügenredner, die in ihrem Gewissen gebrandmarkt sind.
Interessant ist, was diese Lügenredner lehren. Sie gebieten, nicht zu heiraten und Speisen zu meiden, die Gott geschaffen hat. Paulus sagt, dass die Gläubigen und die, die die Wahrheit erkennen, diese Speisen mit Danksagung genießen sollen.
Das bedeutet, dass oft Leute behaupten, wenn man wirklich geistlich sein will, müsse man sich enthalten. Paulus bezeichnet solche Lehren jedoch als dämonisch und nennt sie Lügenredner – eine ziemlich starke Sprache, würde ich sagen.
Er betont vielmehr: Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und wir sollen es mit Danksagung empfangen und genießen.
Paulus schreibt auch an Timotheus, der offenbar etwas zur Gesetzlichkeit geneigt war und dadurch gefährdet war. Im Kapitel 5, Vers 23, sagt Paulus zu ihm: „Trink nicht nur Wasser, sondern nimm ein wenig Wein um deines Magens willen und deiner häufigen Krankheiten.“ Es sei keine Tugend, nur Wasser zu trinken; ein bisschen Wein schadet nicht.
Übrigens: Der Grund, warum wir am Dauernhof keinen Alkohol trinken, ist, dass wir interkulturell sind. Wir haben Christen aus verschiedenen Kulturen, die Probleme mit Alkohol haben. Deshalb vermeiden wir ihn. Es hat nichts damit zu tun, dass wir keinen Wein trinken dürfen.
Im Kapitel 6, Vers 17, schreibt Paulus außerdem: Gott gibt uns alles reichlich zum Genuss. Das heißt, ein Christ soll die Dinge dieser Welt genießen.
Verständnis von Johannes und Jakobus im Kontext
Jetzt stellt sich die Frage: Was meint Johannes, wenn er sagt, „liebe nicht die Welt“, und was meint Jakobus, wenn er sagt, „Freundschaft mit der Welt ist Feindschaft gegen Gott“? Was wollen sie damit ausdrücken?
Wir lesen dazu noch einmal genau diese Bibelstellen und betrachten einige Verse davor und danach. Übrigens ist es sehr wichtig, nicht nur einzelne Bibelverse herauszunehmen und zu interpretieren, sondern immer auch die Verse davor und danach zu lesen. Das ist eine einfache, aber äußerst wichtige Regel.
Ich lese zuerst im Jakobusbrief, Kapitel 4, Verse 1 bis 4 vor:
„Woher kommen Kriege und Streitigkeiten unter euch? Kommen sie nicht daher aus euren Begierden, die in euren Gliedern streiten? Ihr wollt etwas und bekommt es nicht, ihr tötet und neidet und könnt nichts erreichen. Ihr streitet und führt Krieg und habt nichts, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Begierden zu verschwenden. Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist?“
Was meint Jakobus mit „Freundschaft der Welt“? Er spricht hier über Krieg, Streitigkeiten, Gier, Begierden, Neid, Streiten, Töten und falsche Motive. Das sind die Dinge dieser Welt, die wir meiden sollen.
Er sagt: Wenn du jemand bist, der ständig streitet, gierig ist, neidisch ist und aus falschen Motiven bittet, dann bist du ein Freund der Welt. Und das sollst du nicht sein. Denn Freundschaft mit dieser Welt – Neid, Geiz, Bitterkeit – ist Feindschaft gegen Gott. Das sind die Dinge, die wir meiden müssen.
Im Johannesbrief, den ich ebenfalls herangezogen habe, steht etwas Ähnliches. Johannes 2, Vers 15:
„Liebet nicht die Welt noch die Dinge in der Welt! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.“
Worüber spricht Johannes hier? Er spricht von der Lust des Fleisches, also von Gier, von der Lust der Augen, also dem, was ich haben will, und vom Hochmut des Lebens, also vom Stolz. Er sagt, das sollt ihr meiden.
Gier, Neid und Stolz sind Dinge dieser Welt, auf die ihr euch nicht einlassen solltet. Freundschaft mit der Welt bedeutet, wenn du gierig, neidisch und streitsüchtig bist, bist du kein Freund Gottes.
Das ist ein gutes Beispiel. Ich erlebe leider immer wieder, dass Bibelverse von Gläubigen und Ungläubigen aus dem Zusammenhang gerissen werden. Dann sagen sie: „Schau, das ist die biblische Lehre.“ Dabei kann man die Bibel zitieren und genau das lehren, was die Bibel eigentlich nicht sagt.
Deshalb schätze ich gute Theologie so sehr. Besonders wenn man Lehrer ist, muss man die Bibel gut kennen, nicht nur einzelne Stellen oder Passagen. Sonst lehrt man etwas, was genau der Bibel widerspricht.
Kulturelle Einflüsse auf das Verständnis von Geistlichkeit und Welt
Übrigens nur nebenbei: Dieses Denken, dass wir irgendwie eine Abstinenz von Dingen als geistlicher ansehen als das dankbare Annehmen, habe ich oft beobachtet. Ich weiß gar nicht genau, woher das in unserer Zeit kommt, aber irgendwie steckt es tief in uns drin. Wenn sich jemand von allem enthält, denkt man sofort: Oh, das ist ja so gläubig, das ist ein geistlicher Mensch. Und ein anderer Christ, der die Dinge dieser Welt genießt, wird schnell als ein Freund der Welt angesehen, das ist dann nicht ganz koscher.
Dieses Denken stammt aus dem Griechischen, nicht aus dem hebräischen Denken. Im Griechischen gab es den Dualismus: Alles, was leiblich ist – also Leib, Fleisch – ist böse und schlecht. Nur der Geist ist gut. Das kommt aus dem Griechischen. Die Hebräer haben nie so gedacht. Die Hebräer, die Juden, lieben die Dinge des Lebens. Sie lieben den Wein, sie lieben Feste, sie tanzen gerne. Sie haben eine positive Sicht auf Sex mit der eigenen Frau und lieben Musik.
Diese Abspaltung, dieser Dualismus, wird in der Bibel auch Gnostizismus genannt. Manchmal bekomme ich gerade von jungen Leuten die Frage: Wie weit kann ich dann gehen? Kann ich beim Fortgehen ein Bier trinken, zwei oder drei? Wo ist die Grenze? Das kommt ein bisschen darauf an, was du verträgst, wenn wir über Alkohol sprechen.
Aber wisst ihr, was für mich ein Schlüssel ist? Das habe ich viele Jahre nicht gesehen. Im Alten Testament, 5. Mose 14,26, steht: Die Israeliten sollen, wenn sie nach Jerusalem gehen, Geld mitnehmen, Fleisch vom Lamm kaufen, Wein und starke Getränke und vor dem Herrn essen und trinken.
Das ist der Schlüssel: immer vor dem Herrn. Bei mir ist es so: Ich weiß ungefähr, wenn ich drei kleine Bier trinke, ist das kein Problem. Aber wenn ich dann merke, dass ich langsam zu viel trinke und Blödsinn rede, dann bringt mir das keine Ehre. Ich frage mich: Tue ich das vor dem Herrn?
Du kannst auch vor dem Kino stehen und dich fragen: Herr Jesus, sollen wir vor dem Herrn den Film anschauen? Wenn es ein billiger Film ist, der dir nicht gut tut, wird Christus sagen: Weißt du was, den Blödsinn kannst du lassen, da tun wir lieber etwas Gescheites. Wenn es ein guter Film ist, dann sagen wir: Ja, schauen wir uns den an.
Seht ihr, das Geheimnis ist, es vor dem Herrn zu tun. Trinkt vor dem Herrn, esst vor dem Herrn.
Unterschiedliche kulturelle Prägungen und geistliche Freiheit
Das ist ja auch interessant, weil gerade in Nordamerika die Kultur anders ist. Das hat nichts Geistliches zu tun. Wenn ich dort auch nur ein kleines Glas Bier trinken würde, würde mir niemand mehr zuhören. Da bist du unten, und da bist du weg. Ein Christ tut das nicht, ein Lehrer schon gar nicht.
Oder wenn du dort eine Zigarre oder etwas Ähnliches rauchen würdest, wäre das eine Katastrophe. Das ist schon weit weg von dem, was akzeptiert wird.
Interessant ist, dass wir in Österreich und Deutschland ein Glas Wein genießen können, und das ist für Christen normal. Die Holländer können rauchen und trinken, und das ist ebenfalls normal. In Nordamerika hingegen ist weder das eine noch das andere üblich.
Oft fällt mir in Nordamerika auf, dass die Leute relativ schwer sind und oft viel zu viel essen. Das wird aber als normal angesehen. Dabei sagt die Bibel zwar oft nichts direkt über das Trinken vor dem Herrn, aber sie sagt auch, dass wir nicht zu viel essen sollen.
Ich sage das, weil wir durch die Kultur bedingt gewisse Dinge geistlich nennen und andere als ungeistlich bewerten. Weder das eine noch das andere hat wirklich etwas mit der Bibel zu tun – und wenn, dann nur in begrenztem Maße.
Drei Bekehrungen: Jesus, Kirche und Welt
Ein deutscher Kirchenvater, Zinzendorf, hat es einmal gut formuliert: Ein Mensch braucht drei Bekehrungen. Das hat mir sehr gefallen.
Er sagte, ein Mensch braucht zuerst eine Bekehrung zu Jesus. Das bedeutet eine persönliche Beziehung mit Gott, deinem Schöpfer und Erlöser. Das ist das Erste. Aber das ist nicht genug, sagt er. Du brauchst auch eine Bekehrung zur Kirche, zur Gemeinschaft der Gläubigen.
In unserer individualistischen Kultur gibt es nicht wenige Christen, die zwar behaupten, sie hätten einen Glauben an Jesus, aber die Christen seien alles Heuchler. Sie sagen: "Das hat mit mir nichts zu tun. Ich lebe mit meinem Jesus."
Übrigens kam einmal jemand zum Pfarrer und sagte: "Haben Sie gemerkt, dass ich nie in die Kirche gehe?" Der Pfarrer antwortete: "Ja, das ist mir aufgefallen." Der Mann fragte: "Wollen Sie auch wissen, warum?" Der Pfarrer sagte: "Ja, gerne." Daraufhin meinte der Mann: "Weil in der Kirche sind nur Heuchler."
Der Pfarrer entgegnete: "Das ist kein Problem. Einen Platz haben wir noch frei." Wir brauchen also auch eine Bekehrung zur Kirche, zur Gemeinschaft von Gläubigen. Du bist kein Besserer, nur weil du glaubst, ein Individualist zu sein. Wir brauchen einander. Wir brauchen eine Bekehrung zur Kirche.
Aber Zinzendorf sagt, wir brauchen noch eine dritte Bekehrung, nämlich eine Bekehrung zur Welt. Denn es gibt Christen, die sagen: "Ich lebe wunderbar mit meinem Jesus, ich lebe auch in meinem Bibelkreis und in der Kirche. Aber die Welt da draußen, die ist schlecht."
Nein, wir müssen in die Welt hinaus. Wir brauchen eine Bekehrung zur Welt. Das sind die Menschen, mit denen wir leben, die wir lieben, auf die wir hören, zu denen wir reden und mit denen wir gemeinsam leben.
Drei Bekehrungen: zu Jesus, zur Kirche und zur Welt. Und ich glaube, ein gesunder Mensch ist jemand, der diese drei Bekehrungen erkannt hat und auch darin lebt.
Menschliche Beziehungen und Nächstenliebe als Ausdruck des Glaubens
Ich muss mich mehr erinnern: Ein lieber Bekannter von mir ist ein deutscher Sportmentor, der einige Spitzensportler betreut. Diese brauchen auch seelische und psychische Unterstützung, damit sie Höchstleistungen erbringen können.
Er hat mir erzählt, dass ihn einer der Spitzensportler einmal etwas gefragt hat. Als Christ und Mentor wurde er gefragt: "Wenn du wüsstest, dass ich mich den Rest meines Lebens nicht zu diesem Jesus bekehren werde, von dem du mir erzählst, würdest du mir trotzdem helfen?"
Er hat geantwortet: "Selbstverständlich. Ich helfe dir nicht, weil ich dich bekehren will, sondern weil ich dich gern habe und mir wünsche, dass du gut abschneidest."
Seht ihr, wir sollten die Menschen gern haben. Natürlich freuen wir uns, wenn sie zu Christus finden, weil wir wissen, dass ihnen nichts Besseres passieren kann. Aber das ist nicht der Grund, warum wir sie gern haben. Wir haben Menschen gern, weil sie Menschen sind – von Gott geliebt. Und genau darum sind sie so besonders.
Herausforderung der Wahrnehmung von Christen in der Gesellschaft
Und wisst ihr, manchmal ist es ein bisschen traurig, dass Christen oft eher dafür bekannt sind, wogegen sie sind. Es gab eine Umfrage, die in den USA gemacht wurde. Ich glaube, in Europa wäre es vielleicht nicht viel anders, aber dort wurde sie eben durchgeführt.
Dort wurden Leute gefragt: Was haltet ihr von denen, die sich Christen nennen und in die Kirche gehen? Es wurden keine Kirchenleute befragt, sondern ganz allgemein Menschen. Und grob 80 Prozent der Befragten sagten, auf die Frage, wofür diese Leute stehen: Christen sind gegen Homosexualität, Christen sind gegen Abtreibung, Christen sind Heuchler, Christen sind langweilig und unsensibel gegenüber anderen Meinungen. Außerdem hätten Christen wenig Bezug zur Realität des Lebens.
Das ist eigentlich herzzerbrechend, wenn man bedenkt, dass das Evangelium die gute Botschaft ist. Seht ihr, es ist eine Sache, gegen Abtreibung zu sein. Aber weiß die Welt auch, dass Christus und wir Christen für die Mütter da sind, die nicht wissen, was sie tun sollen?
Es ist eine Sache, Homosexualität als Schöpfungsvariante abzulehnen. Aber hören die Leute auch, dass wir Menschen mit homosexuellen Neigungen lieben, aufnehmen und ihre Freunde sein wollen?
Seht ihr, das ist immer der Unterschied: Weiß die Welt nur, wogegen Christen sind, oder weiß die Welt auch, wofür Christen sind?
Ermutigung zum Leben in Freude und Freiheit
Und darum wünsche ich euch für diese Woche einfach, dass ihr Freude habt. Genießt es, genießt das Skifahren und die Gemeinschaft. Freut euch an der Schöpfung und freut euch an Gott.
Wir haben einen guten Gott, und ich bin gerne Christ, weil es ein Leben der Freiheit ist. Eine Freiheit, die man nicht missbrauchen muss. Denn Freiheit, die du missbrauchst, wird dich am Ende missbrauchen.
Auch das muss nicht sein. Das ist eine wunderbare Freiheit, und ich wünsche mir, dass wir lernen, darin zu leben.
Widerlegung des Opfergedankens im Christsein
Ein letztes vielleicht noch: Manchmal hört man so ein bisschen durch, ja, aber Christ sein, das ist doch ein Leben des Opfers. Ein guter Christ ist anscheinend jemand, der dauernd Dinge tut, die keinen Spaß machen.
Aber erstens ist das nicht wahr, und zweitens ist das eine Heuchelei. Zum Beispiel: Ich weiß nicht, wer von euch verheiratet ist. Von ein paar weiß ich es jetzt, da sind ein paar Ehepaare. Ich selber bin verheiratet, natürlich.
Ich könnte fragen: Warum hast du geheiratet? War das eine harte Entscheidung, bei der zu dem Mädchen gesagt wurde: „Ich will ja nicht wirklich heiraten, aber ich glaube, es ist richtig von der Bibel her. Ich glaube, wir sollen es tun. Ich mag dich zwar nicht leiden, aber ich glaube, wir sollen heiraten.“ Und sie sagt zu ihm: „Ja, es kommt mir auch so vor. Ich bin ein aufopferungsbereiter Christ, ich glaube, ich soll dich heiraten, obwohl du hässlich bist und alles Mögliche. Wir müssen das tun, was recht ist.“
Weißt du, warum du geheiratet hast? Aus einem egoistischen Grund – weil du es wolltest. Das ist die Realität.
Dasselbe ist mit Kindern: Warum haben einige von euch Kinder? Warum hast du Kinder? Weil die Bibel sagt: „Füllt die Erde.“ Ich habe übrigens Neuigkeiten: Die Erde ist voll. Du kannst aufhören.
Warum haben wir Kinder? Sagt er zu ihr: „Was, weißt du, Kinder? Ich kann die überhaupt nicht leiden, aber die Bibel sagt, ihr sollt Nachkommenschaft erzeugen. Ich glaube, wir sollten das tun.“ Und sie sagt: „Ja, lasst uns tun, was richtig ist. Es bleibt uns ja nichts anderes übrig, weil wir sind gute Christen.“ Und dann kommt ein Kind.
So ist es nicht.
Weißt du, warum du Kinder hast? Weil du selbstsüchtig das wolltest und gesagt hast: „Ich will ein Kind.“ Und weißt du, was interessant ist? Das ist nur die Show da drüben.
Welche Eltern möchtest du lieber haben? Möchtest du Eltern haben, die später im Leben zu dir sagen: „Weißt du was, wir wollten dich ja nie, aber irgendwann haben wir gewusst, wir sollten ein Kind haben, und darum bist du halt da. Aber Freude haben wir nie gehabt, weil richtiger Christ hatte keine Freude, keinen Spaß.“ Oder möchtest du lieber Eltern, die dir sagen: „Weißt du, warum es dich gibt? Weil wir dich wollten. Das war unser Wunsch.“
Und seht ihr, dieses ganze Gerede, ein Christ ist der, der dauernd nur das tut, was er nicht will oder was opferbereit ist – ja, das gibt es auch, absolut. Aber Gott hat uns in diese Welt gesandt, um das zu genießen, was er uns geschenkt hat.
Ein hebräisches Sprichwort sagt, und das gefällt mir, damit schließe ich: Gott wird dich einmal zu allem zur Rechenschaft ziehen für all die Dinge, die er dir geschenkt hat und die du nicht genossen hast.
Wir sollten die Dinge genießen, die er uns schenkt. Das bedeutet auch manchmal, dass man etwas aufgibt oder hingibt. Aber prinzipiell ist alles, was Gott uns gegeben hat, gut.
Schlussgebet: Dankbarkeit und Freude am Leben
Und ich bete noch, und vielleicht gehst du danach noch weiter da drüben, obwohl das, glaube ich, der Abschluss ist. Ich weiß es nicht genau, ich habe schon lange nicht mehr geschaut.
Lieber Vater, wir möchten dir einfach danken dafür, dass du ein guter Gott bist. Du bist ein guter Gott, und du hast uns geschaffen, Herr, damit wir in Gemeinschaft mit dir und miteinander leben und die Dinge genießen, die du uns geschenkt hast.
Wir sind uns voll bewusst, dass es viele Menschen gibt, die viel weniger haben als wir. Es ist unser großes Vorrecht, teilen zu dürfen und denen etwas geben zu können, die weniger haben. Es ist unsere Freude, das genießen zu dürfen, was du uns geschenkt hast.
So danke ich dir auch für diese Woche, Vater, für eine Art Fest, wie es die Israeliten hatten: eine Woche, in der sie zusammenkamen, die Dinge taten, die sie gerne tun, Gemeinschaft hatten, auf den anderen hörten, wie anders er auch sein mag, und auf dich hörten, Herr, auf dein Wort, wie du uns gemeint hast, wie du diese Welt gemeint hast.
Und obwohl sie gefallen ist, finden wir so viel Schönes, und dafür danken wir dir. Wir wollen es dankbar annehmen und uns an dir und aneinander freuen.
So segne uns diese Woche, Vater. Wir freuen uns darauf und wollen lernen, mit dir wieder ganz neu zu leben. Amen.