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Die Vision bestimmt die Mission

24.02.2019Jesaja 6,1-13

Einladung zum Thron der Gnade trotz Unvollkommenheit

Bischof Vater, heilig, heilig, heilig – das bist du, und wir sind es nicht. Und doch lädst du uns ein, zu deinem Thron der Gnade zu kommen. Du, der Heilige, der so anders ist als wir, bist gleichzeitig ein nahbarer Gott, der sich bitten lässt und uns Menschen annimmt – trotz aller Sünde.

So wollen wir mutig vor deinen Thron der Gnade treten. Wir wollen für uns selbst beten, dass du uns bereit machst, auf dich zu hören. Dass wir dich neu in den Blick bekommen als den dreimal heiligen Gott.

Herr, wir wollen für die Geschwister beten, die aufgrund der Grippewelle heute nicht hier in diesem Gottesdienst sein können. Wir bitten, dass du den Livestream dieser Gemeinde heute gebrauchen mögest, damit er ihnen zum Segen wird und sie mit uns auf dein Wort hören können.

Wir wollen auch für Geschwister anderswo beten, die keine Gemeinden haben und so an diesem Gottesdienst hier in München teilnehmen. Wir bitten, dass du auch sie ermutigst und ansprichst.

Darüber hinaus wollen wir beten, dass du uns schnell wieder zusammenführst – besonders die, die verreist sind, krank sind oder aus anderen Gründen heute nicht hier sein können. Lass uns die Gemeinschaft erleben und erfahren, die du gestiftet hast. Wie gut ist es, sich zu versammeln, um dich in Liedern zu loben und auf dein Wort zu hören.

So gebrauche nun die Verkündigung deines Wortes, damit sie dich ehrt und deine Gemeinde erbaut. Deshalb bitten wir in Jesu Namen. Amen!

Ihr dürft euch gerne setzen.

Rückblick und Einführung in Jesaja 6

Wir befinden uns mitten in einer Predigtserie zum ersten Kapitel des Buches des Propheten Jesaja. Letzte Woche haben wir Jesaja 5 erreicht. Vielleicht erinnert ihr euch, diejenigen, die dabei waren – ich denke, ihr erinnert euch –, und ich denke, ihr erinnert euch auch daran, dass es ein eher deprimierendes, schweres Kapitel war.

Jesaja konfrontierte im Auftrag Gottes sein eigenes Volk, das Volk Juda, mit ihren Sünden. Er tat dies zunächst durch ein Gleichnis, das Gleichnis von einem Weinberg. In diesem Gleichnis investierte der Besitzer des Weinbergs – es war Gott – mit viel Liebe und allem Guten, wartete auf gute Frucht, doch es kam Schlechte.

Nach diesem Gleichnis, das zugleich Anklage und Gericht war, folgten sechs Aussagen, die jeweils mit „Weh“ begannen. „Weh, weh, weh, weh“ – so klagt Jesaja das Volk Juda für all seine Sünden an. Anschließend gab es vier Einschübe, die jeweils mit „Darum“ begannen. In diesen Einschüben kündigt Gott an, was er aufgrund der Sünden Judas tun wird. Diese Aussagen waren pures Gericht.

Dieses Kapitel war so hoffnungslos und deprimierend, dass ich bei der Predigt nicht anders konnte, als einen Schritt weiterzugehen – über das Ende von Kapitel 5 hinaus –, um uns eine Hoffnung zu verkünden, die die Bibel für uns bereithält.

Jesajas Herausforderung und Gottes Antwort in Jesaja 6

Könnt ihr euch vorstellen, wie es dem Propheten Jesaja ergangen sein muss, als er im Auftrag Gottes seinem eigenen Volk nur die Anklagen Gottes vortragen und sein Gericht verkünden sollte? Was befähigt einen Diener Gottes, seinen Dienst weiterhin treu auszuführen, wenn er keine Frucht sieht, sondern feststellen muss, dass die Menschen seine Botschaft, die Botschaft Gottes, einfach ablehnen?

Ich möchte uns Jesaja 6 lesen, denn dieses Kapitel gibt uns eine Antwort auf diese Frage. Ich werde das Kapitel vorlesen und dann dafür beten, dass diese Worte auch uns – dich und mich – bereitmachen, unserem Herrn treu nachzufolgen und seinen Willen zu tun. Auch dann, wenn es schwer wird und wir Widerstand erleben. Möge Gott Jesaja 6 auch in unserem Leben gebrauchen.

 Jesaja 6

In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron, und sein Saum füllte den Tempel. Seraphim standen über ihm, jeder hatte sechs Flügel. Mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße, und mit zweien flogen sie.

Und einer rief zum anderen und sprach: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth! Alle Lande sind seiner Ehre voll!“ Die Schwellen bebten von der Stimme ihres Rufens, und das Haus war voll Rauch.

Da sprach ich: „Weh mir, ich vergehe, denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen, und ich habe den König, den Herrn Zebaoth, mit meinen Augen gesehen!“

Da flog einer der Seraphim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit einer Zange vom Altar nahm. Er rührte meinen Mund an und sprach: „Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei.“

Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: „Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?“

Ich aber sprach: „Hier bin ich, sende mich!“

Und er sprach: „Geh hin und sprich zu diesem Volk: Hört und versteht nicht! Seht und merkt nicht! Verstocke das Herz dieses Volkes und lass ihre Ohren taub sein und ihre Augen blind, damit sie nicht sehen mit ihren Augen, noch hören mit ihren Ohren, noch verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen.“

Ich aber sprach: „Herr, wie lange?“

Er sprach: „Bis die Städte wüst werden, ohne Einwohner, und die Häuser ohne Menschen, und das Feld ganz wüst daliegt. Denn der Herr wird die Menschen weit weg tun, so dass das Land sehr verlassen sein wird. Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals verhärtet werden.

Doch wie bei einer Eiche und Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt, so wird ein heiliger Same solcher Stumpf sein.“

Gebet um Offenheit für Gottes Wort und Treue im Dienst

Himmlischer Vater, schenke uns, dass wir diese Worte hören können – mit Ohren, die wirklich zuhören, mit Augen, die aufsehen, und mit Herzen, die sich dir zuwenden.

Herr, sei uns gnädig und gebrauche die Verkündigung deines Wortes, um uns darauf vorzubereiten, dir treu zu dienen und treu für dich zu leben. Bis zu dem Tag, an dem wir aus dieser Welt abberufen werden.

Hilf uns, dir so nachzufolgen, besonders dann, wenn das Leben schwer wird, wenn wir Widerstand erfahren, wenn wir wenig Frucht sehen und uns als Menschen, die dir nachfolgen wollen, allein fühlen.

Herr, gebrauche dein Wort, um uns zu stärken, damit wir für dich leben können – den wahren Gott, den einen wahren Gott, den heiligen Gott.

Deshalb bitten wir in Jesu Namen, Amen.

Überblick über die Predigtstruktur: Von Vision zur Mission

Wir wollen uns dieses Kapitel in vier Abschnitten anschauen. Ihr seht das auch im Gottesdienstblatt. Die Predigtstruktur ist dort abgebildet. Ihr werdet sehen: Zuerst betrachten wir in den ersten vier Versen die Vision Jesajas, die Vision des heiligen Gottes.

Dann, im Vers 5, sehen wir nach der Vision die Reaktion – die Reaktion Jesajas auf die Vision. In den Versen 6 bis 7 lesen wir von einer Transformation, die Jesaja erlebt. Schließlich berichtet er ab Vers 8 vom Rest des Kapitels über die Mission, auf die Jesaja von Gott gesandt wird.

Ich hoffe, das kann man sich ein bisschen merken: Vision, Reaktion, Transformation, Mission.

Wir werden sehen, wie die Vision wirklich befähigt zur Mission. Falls ihr noch nicht genau wusstet, was es mit diesen beiden Worten auf sich hat und wie sie sich unterscheiden: Vision ist etwas, das man wahrnimmt, etwas, wohin man hinschaut, das noch nicht ist. Eine Gemeindevision ist zum Beispiel der Wunsch: So wollen wir mal sein, so soll es mal sein.

Die Mission hingegen ist das, was man dann tut, um dahin zu kommen. Nachvollziehbar? Gut. Also von Vision zu Mission – das ist der Weg, den ich mit uns im Rahmen dieser Predigt beschreiten möchte.

Die Vision des heiligen Gottes in Jesaja 6,1-4

Die Vision muss am Anfang stehen, und in den ersten vier Versen lesen wir diese großartige Vision. Ich möchte sie uns noch einmal vorlesen:

„In dem Jahr, als der König Hosea starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron, und sein Saum füllte den Tempel. Serafim standen über ihm, ein jeder hatte sechs Flügel. Mit zweien bedeckten sie ihr Antlitz, mit zweien bedeckten sie ihre Füße, mit zweien flogen sie. Und einer rief zum anderen und sprach: ‚Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll.‘ Und die Schwellen bebten von der Stimme ihres Rufes, und das Haus ward voll Rauch.“

Am Anfang dieses Textes lesen wir vom Tod eines Königs, König Hosea stirbt. Wir wissen aus Kapitel 1, Vers 1, ganz am Anfang des Buches, dass Jesaja seinen Prophetendienst während der Zeit von vier verschiedenen Königen in Juda versah. Der erste davon war König Hosea. König Hosea starb im Jahr 740. Nach allem, was wir über ihn wissen, war er ein relativ guter König.

Die Menschen wussten jedoch, dass auf gute Könige nicht immer gute Könige folgten, sondern oft ganz schlechte. Deshalb kann ich mir vorstellen, dass die Menschen sich bei der Nachricht von seinem Tod Sorgen machten: Wie wird es weitergehen? Was kommt jetzt? Jesaja aber darf erfahren, dass der Tod Hoseas letztendlich gar nichts ändert.

Denn er sieht, dass ein viel größerer, ein viel höherer König über König Hosea thront, über allen Menschen thront – ein König, der sitzt auf einem Thron, hoch und erhaben über allem. Tatsächlich beschreibt Jesaja diesen Herrn in Vers 5 als den König. Der König lebt, der König regiert. König Hosea mag tot sein, aber es gibt einen König, der auf einem hohen und erhabenen Thron sitzt – für alle Ewigkeit.

Dieser König empfängt eine atemberaubende Anbetung durch Engel, die hier als Serafim bezeichnet werden. Diese Serafim haben sechs Flügel. Was machen sie mit ihren Flügeln? Diese Engel, die ja sündlos sind – sonst könnten sie gar nicht in der Gegenwart Gottes sein –, bedecken mit vier ihrer sechs Flügel ihr Antlitz und ihre Füße. Warum tun sie das?

Weil selbst diese sündlosen Engel die Herrlichkeit, die Heiligkeit Gottes, nicht einfach so ansehen können. Dieses Licht ist zu grell, diese Herrlichkeit, diese Heiligkeit ist zu herrlich, zu heilig. Deshalb bedecken sie ihr Antlitz und ihre Füße, während sie mit den übrigen Flügeln über dem Thron Gottes fliegen. Sie rufen einander zu in grenzenloser Bewunderung und Anbetung: „Heilig, heilig, heilig!“

Dreimal heilig – komplett rein, so ganz anders. Sie haben diese Vision des herrlichen, heiligen Gottes, und sie können gar nicht anders, als ihn zu loben, zu preisen und anzubeten. Sie erkennen in diesem dreimal heiligen Gott den Herrn Zebaoth, das heißt so viel wie den Herrn der himmlischen Heerscharen, den Allmächtigen, der über alles regiert, über alle Gewalten und Mächte im Himmel und auf Erden.

In der Tat erkennen sie das, was wir so oft nicht sehen: Alle Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit – oder auch Ehre, wie Luther es übersetzt. Er ist über allem. Seine Herrlichkeit erfüllt den Tempel und geht weit darüber hinaus.

Was Jesaja hier sieht, ist majestätisch, gigantisch. Einen kleinen Einblick bekommen wir in Vers 4, wenn es heißt, dass die Schwellen bebten vor der Stimme ihres Rufens und das Haus voll Rauch war. Ich glaube, das können wir uns gar nicht richtig vorstellen.

Früher habe ich in der Nähe eines Flughafens gewohnt, dem Washington National Airport. Dort kann man ganz nah an die Startbahn heranfahren, und die Flugzeuge fliegen direkt über einen hinweg. Manchmal habe ich mich morgens mit einem Freund und unseren kleinen Babys dort getroffen. Seine kleine Tochter liebt es, die startenden Flugzeuge zu beobachten. Wir standen dann oft da und sahen zu, wie sie starteten.

Die Flugzeuge machen einen atemberaubenden Lärm, alles bebt, man spürt, wie selbst die inneren Organe mitschütteln. Probiert das mal aus! Oder vielleicht habt ihr schon Situationen erlebt, in denen ihr das Gefühl hattet, etwas Großartiges zu erleben, etwas, das euch überwältigt. Man möchte es festhalten, konservieren.

Eine unserer Praktikantinnen weiß, dass wir vor drei Jahren bei einer christlichen Pastorenkonferenz waren, wo zehn Pastoren zusammen Lieder wie „Heilig, heilig, heilig“ sangen. Das war in einer riesigen Basketballhalle. Ich saß ganz vorne und hatte das besondere Privileg, dort zu sitzen. Hinter mir sangen zehn Männer mit Inbrunst „Heilig“. Das war so atemberaubend, dass ich mein Handy zückte und dachte, wie ich diesen Moment festhalten und anderen weitergeben könnte.

Doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was Jesaja hier erlebt. Denn das war herrlicher Lobpreis auf Erden, aber hier sehen wir himmlischen Lobpreis um den Thron Gottes herum, mit einem Blick auf die Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes. Das ist überwältigend.

Wahrscheinlich hat niemand von uns das schon einmal so erlebt. Aber eines muss uns klar sein: Was Jesaja hier beschreibt, ist keine Fiktion, keine tolle Geschichte oder ein Film. Das ist die Realität. Es findet gerade jetzt da oben am Thron Gottes statt.

Das ist die geistliche Realität, die wir mit unseren eigenen Augen und Ohren vielleicht nicht wahrnehmen können, von der wir aber in unseren Herzen wissen dürfen: So ist es. So heilig ist unser Gott, so mächtig ist unser Gott, und er regiert.

Mir ist klar, dass ich nicht in der Lage bin, uns irgendetwas davon wirklich zu vermitteln, denn ich bin nur ein Mensch mit unreinen Lippen. Deshalb ist mein Gebet, dass der Geist Gottes in deinem Herzen wirkt, dass du tief im Inneren überwältigt wirst von der Heiligkeit und Macht Gottes.

Denn das ist die Realität. Wenn wir das anfangen zu erkennen, wer kann dann noch leichtfertig sündigen? Wer kann dann noch seine egoistische Agenda verfolgen? Wer kann dann noch sagen: „Ach, von Gott schaue ich heute mal weg, das brauche ich heute nicht“? Wer kann dann noch sagen: „Lobpreis, ach, das mache ich nächste Woche wieder“?

Wenn wir die Heiligkeit Gottes vor Augen haben, dann ändert das alles. Dann ändert sich alles.

Jesajas Reaktion auf die Vision: Bewusstsein der eigenen Unreinheit

Und genau das erleben wir bei Jesaja. Wir lesen in Vers fünf über Jesajas Reaktion auf diese überwältigende Vision von Gottes Heiligkeit. Jesaja spricht: „Weh mir, ich vergehe, denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen, denn ich habe den König, den Herrn Sebaoth, mit meinen Augen gesehen.“

Ich hoffe, dass dich diese Reaktion nicht mehr überrascht. Ich hoffe, du denkst nicht: „Was ist mit Jesaja los? Anstatt sich zu freuen, sollte er doch glücklich sein, so eine tolle Gotteserfahrung zu haben.“ Ich hoffe, du kannst dich hineinfühlen, was es bedeutet, die Heiligkeit Gottes zu erleben.

Vielleicht hat der eine oder andere von uns schon einmal einen kleinen Moment der Überführung von Gottes Heiligkeit erlebt. Einen Moment, der dir geholfen hat, zu erkennen, wer du wirklich bist. Viele von euch kennen vielleicht meine Bekehrungsgeschichte, weil ich schon öfter davon berichtet habe. Ich war 26 Jahre alt, lag nachts in meinem Bett und hatte eine Gotteserfahrung. Als erwachsener und nicht ganz unvernünftiger Mensch lag ich dort und dachte: Wenn ich nur einen Muskel anspanne, wenn ich nur atme, werde ich sterben. Ich war tief davon überzeugt.

Ich war nicht direkt vor dem Thron Gottes, sondern habe nur einen ganz kleinen Einblick von Gottes Heiligkeit bekommen. Doch ich wusste: Vor diesem Gott kann ich niemals bestehen. Das ist genau das, was Jesaja hier erfährt. Eben noch war er als Bote Gottes zum Volk Juda gesandt und sprach „Weh, weh, weh“ – er klagte im Namen Gottes, verkündete Gericht. Und jetzt kommt das „Weh“ über sich selbst: „Weh mir“, weil er erkennt, dass er eher zur Kategorie der Sünder gehört, als auf der Seite des heiligen Gottes zu stehen, dessen Sprachrohr er gerade war.

Er erkennt, dass er nicht einmal würdig ist, in den Lobgesang der Seraphim einzustimmen. „Wie kann ich diesen Gott loben? Ich habe unreine Lippen.“ Und trifft das nicht auf uns alle zu? Der Halbbruder Jesu, Jakobus, beschreibt diese Unreinheit unserer Lippen, unserer Zungen mit den Worten: „Mit ihr loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir die Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind.“ Aus einem Mund kommt Lob und Fluch.

Mal ganz ehrlich: Ich weiß nicht, welche Worte du heute schon gesprochen hast oder in der letzten Woche. Aber mit denselben Lippen, mit derselben Zunge, mit der wir gerade eben „Heilig, heilig, heilig“ gesungen haben – was ist aus diesen Lippen, was ist über diese Zunge in der letzten Woche gekommen? Jakobus sagt, das soll nicht sein, liebe Brüder.

Ich glaube, es ist so leicht für uns, uns falsch zu verorten. Zwischen den schlimmen Sünden von bösen Menschen – so wie damals die Menschen in Juda – und der Heiligkeit Gottes denken wir oft: „Ja, ich bin nicht so heilig wie Gott, das erkenne ich an. Aber wenn der heilige Gott hier steht und die sündigen Menschen sind da hinten beim Schlagzeug, dann bin ich wahrscheinlich ungefähr hier.“ Ihr lacht, aber noch nie so gedacht? Doch, das tun wir.

Wir sagen, ich bin Gott eigentlich relativ nah, und über mich kann Gott mit mir reden. Aber wenn wir die Heiligkeit Gottes vor Augen haben, wenn unsere stolzen Herzen verstummen, dann erkennen wir: Wir sind gar nicht so nah am heiligen Gott und auch nicht viel besser als die bösen Sünder da hinten. Wenn wir die Heiligkeit Gottes klar vor Augen haben – Gott ist da am Schlagzeug, und hier am Rand stehen die schlimmsten Sünder – dann stehe ich wahrscheinlich ungefähr hier. Das ist die Realität.

Wenn wir groß genug von Gott denken, können wir nicht mehr groß von uns selbst denken. Jesaja erkennt das. Jesaja, wohlgemerkt, der Prophet Gottes – ich rede hier nicht über irgendeinen dahergelaufenen Pseudokristen, sondern über Jesaja, den großen Propheten – sagt: „Ich habe kein Business damit, ich vergehe, ich vergehe vor diesem heiligen Gott.“

Ich wünsche uns einen so unverstellten Blick auf Gott. Denn nur wenn wir Gott erkennen, werden wir uns selbst richtig erkennen. Wenn wir zu klein von Gott denken, denken wir meist auch viel zu groß von uns selbst. Und ganz ehrlich, ich glaube, das geht uns allen immer wieder so.

Aber wenn Gott es uns schenkt, dass wir mit unserem Herzen etwas von seiner ganzen Majestät, seiner ganzen Herrlichkeit, seiner ganzen Heiligkeit erkennen, dann wird jeder Stolz gebrochen. Und das ist gut so. Dann können wir erst einmal nur mit einstimmen in das „Weh“ des Propheten Jesaja, der seine eigene Schuld vor Gott anerkennt.

Mehr noch: Er weiß, dass er Teil eines sündigen Volkes ist. Interessant sind seine Worte: Er sagt das „Weh“ nicht nur über sich selbst. Er sagt: „Weh mir, ich vergehe, denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen.“ Dieses kooperative Denken ist bei uns zumindest auf einer Seite komplett weg. Das kennen wir gar nicht mehr.

Ich sage bewusst „auf einer Seite“, denn wir verurteilen andere kooperativ: Die Amerikaner, die Moslems, sie werden in einen großen Topf geworfen und sind alle gleich schuld. Aber wenn es um uns selbst geht, dann sagen wir: „Ja, da sind andere in Deutschland, aber ich nicht.“ Die FWG München-Mitte ist manchmal ganz schön – ja, ja, ja, ich weiß, ich weiß – aber ich natürlich nicht. Die Familie, ja, ja, aber ich bin natürlich nicht dabei.

Es ist verrückt, wie wir einerseits gesellschaftlich so denken können, wenn es um andere geht, aber bei uns selbst nicht bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Ich dachte, das hier sei gut und hilfreich. Ich denke, auch in diesem Bereich dürfen wir von Jesaja lernen.

Wenn wir so über unser Land, über unsere Gemeinde, gegebenenfalls über unsere Familie denken, dann werden wir anfangen, mehr Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen, zu der wir gehören. Dann werden wir nicht mehr über die Politiker urteilen, die uns regieren, sondern für sie beten. Wir werden sagen: „Herr, schenke ihnen Weisheit, damit sie unser Land gut regieren.“

Dann werden wir nicht mehr zustimmen, wenn andere sagen: „Die in der Gemeinde, das war ja wieder so und so.“ Stattdessen werden wir fragen: „Was kann ich tun, damit die Gemeinde immer mehr wird, was Gott ehrt? Wie kann ich dazu beitragen, dass meine Familie in der Heiligkeit wächst? Wie kann ich den Gemeinschaften, in die mich Gott gestellt hat, zum Segen werden und sie Gott näherbringen?“

Jesaja erkennt seine Verantwortung – auch in der Gemeinschaft und für seine eigenen Sünden – und er ruft aus über sich selbst.

Die befreiende Transformation durch Gottes Gnade

Doch dann geschieht etwas Großartiges. Es folgen keine Gerichtsworte oder Strafankündigungen wegen seiner Schuld – ganz im Gegenteil. Ab Vers 6 lesen wir von einer wunderbaren Transformation, die Gott durch die Seraphim bewirkt. Gerade weil Jesaja so offen seine Schuld eingesteht und beginnt, Gott richtig zu erkennen, erkennt er auch sich selbst immer mehr.

Vers 6: Da flog einer der Seraphim zu mir, hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit einer Zange vom Altar nahm. Er berührte damit meinen Mund und sprach: „Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei.“

Was hier beschrieben wird, klingt auf den ersten Blick nicht besonders attraktiv. Glühende Kohle auf die Lippen – das klingt eher schmerzhaft. Doch es ist Ausdruck der großen Gnade Gottes. Der heilige Gott, der auf seinem Thron sitzt und dem alle Anbetung gebührt, sitzt dort, umgeben von den Seraphim, die fliegen und singen: „Heilig, heilig, heilig.“ Dieser heilige Gott sagt: „Da steht hier nicht explizit, aber wir wissen es, wenn die Seraphim im Dienst sind und einer kommt – das geschieht sicherlich nicht, weil der Seraphim selbst eine Idee hatte. Als Diener Gottes, als dienbarer Bote, tut er, wozu Gott ihn sendet.“

Dieser heilige Gott nimmt einen der Seraphim, die ihn ehren, und sagt: „Nimm eine glühende Kohle vom Altar und geh zu Jesaja.“ Er kümmert sich um Jesaja. Es ist ihm nicht egal. Das ist keine Randnotiz vor der Heiligkeit Gottes. Wer ist da schon Jesaja? Doch Gott kümmert sich liebevoll. Er sendet den Seraphim und sagt: „Nimm vom Altar eine glühende Kohle und geh. Tu etwas, das dafür sorgt, dass seine Schuld weg ist, dass er von seiner Schuld befreit wird. Tu etwas, damit seine Sünden gesühnt sind.“ Sühnung bedeutet, dass seine Strafe bezahlt ist.

Alles geht vom Altar aus. Der Altar ist der Ort, an dem Opfer gebracht wurden – Gott wurden Opfer dargebracht. Diese Opfer waren ein Ausdruck der Anerkennung, dass Gott heilig ist und wir Sünder sind. Wir können nicht einfach so mit Gott versöhnt sein, sondern es muss etwas getan werden, damit wir wieder zu Gott kommen können.

Dabei war der Altar letztlich nur ein Abbild, ein Schatten von Jesus Christus. All die Opfer sind nur Hinweise auf das große, ein für alle Mal gebrachte Opfer Jesu Christi. Der Altar ist nur ein Hinweis auf das Kreuz. All die Opfer, die dort geschlachtet wurden, all das vergossene Blut, waren nur ein Hinweis auf dieses höchste, allein heilige Opfer. Dieses Opfer musste gebracht werden – Jesus Christus, der am Kreuz von Golgatha stirbt, damit Sünde von uns genommen werden kann, Schuld abgetragen wird und Sünde gesühnt wird – nämlich in ihm, auf dem Kreuz.

Jesaja erfährt das. Er erkennt, dass Gott heilig ist und er selbst ein Sünder ist. Er darf erleben, wie Gott ihn von seiner Schuld befreit und ihm seine Sünde vergibt.

Ist dir bewusst, dass auch du ein Mensch mit unreinen Lippen bist? Ist dir klar, dass die unreinen Lippen nur die Spitze des Eisbergs sind? Das wirkliche Problem sitzt viel tiefer, denn was hier oben herauskommt, kommt aus dem Herzen. Manche von uns sind besser darin geschult, es drinnen zu lassen, aber es ist immer noch da.

Nur wenn wir uns ehrlich im Licht der Heiligkeit Gottes betrachten, erkennen wir wirklich, wie sehr wir das brauchen, was Jesaja hier erlebt. Gott muss eingreifen, unsere Herzen anrühren und verändern. Er muss uns Schuld vergeben, unsere Sünde auf sich nehmen und die Strafe für uns bezahlen. Das hat er in Jesus Christus getan.

Ist dir das bewusst? Manchmal wird gesagt: „Wie kann ein heiliger Gott seinen eigenen Sohn ans Kreuz schicken? Das geht doch gar nicht, das ist kosmische Kindesmisshandlung.“ Doch wenn wir die Heiligkeit Gottes erkennen und verstehen, wie sündig wir Menschen sind, sagen wir: „Ja, das musste geschehen – wegen mir.“ Jesus musste sterben, weil meine Sünde zum Himmel schreit nach Sühnung. Gott sühnt die Schuld.

Alles beginnt damit, dass wir, wie Jesaja, unsere Schuld eingestehen, ihm zustimmen und sagen: „Wehe auch mir!“ Dann spricht Gott dir zu, dass deine Sünde gesühnt ist.

Im Neuen Testament heißt es im ersten Johannesbrief: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1. Johannes 1,8). Im Vers 9 steht: „Wenn wir aber unsere Sünde bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünde vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“

Halleluja, gelobt sei der Herr! Das ist es, was Jesaja hier erleben darf. Diese Transformation erlebt jeder, der Jesus Christus in seiner Not angerufen hat. Unsere Schuld ist von uns genommen. Der heilige, heilige, heilige Gott ist immer noch heilig und mächtig über allem. Und wir können trotz unserer unreinen Lippen vor ihm bestehen.

Ja, wir dürfen wissen: Er liebt uns, nimmt uns an und wir dürfen uns seine Kinder nennen – Kinder des dreimal heiligen Gottes. Ist das nicht eine gute Nachricht? Tut das nicht etwas mit deinem Herzen?

Jesajas Bereitschaft zur Sendung und die Herausforderung der Mission

Aber Jesaja erlebt das, und es macht ihn bereit, seinem Herrn treu nachzufolgen. Die Sendung auf eine Mission heißt hier in Vers 8: „Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden, wer will unser Bote sein?“ Interessant klingt das so, als ob Gott nicht nur einer wäre: „Wer will unser Bote sein?“ Stimmt, es ist der dreieine Gott, der hier mit sich selbst – Vater, Sohn und Heiliger Geist – sich berät. Er fragt sich: Wen will ich senden? Wen kann ich senden?

Dann lesen wir Jesajas Reaktion, die fast ein bisschen vorlaut klingt: „Hier bin ich, sende mich!“ Ich weiß nicht, ob es euch so geht, aber wir kennen diese Worte wahrscheinlich. Sie klingen fast ein bisschen vorlaut, oder? Der dreieine Gott berät sich, und Jesaja ruft: „Hallo, hier!“ Aber natürlich ist das nicht vorlaut, sondern es ist Ausdruck dieser überwältigenden Dankbarkeit, dieser überwältigenden Freude für das, was Gott mit ihm getan hat.

Er sagt: „Ich bin bereit, Herr, was auch immer du von mir willst, ich bin bereit, ich gehöre dir voll und ganz.“ Eben noch dachte er: „Ich vergehe“, und jetzt darf er wissen: Du hast mich befreit von meiner Schuld, ich will für dich leben.

Wie Neubekehrte sind oft so. Leider werden wir im Laufe eines christlichen Lebens manchmal etwas unterkühlter in unserer Hingabe. Wir scheinen ein bisschen aus dem Blick zu verlieren, wie heilig Gott ist, wie sündig wir waren und was Großes er für uns getan hat. Dann sagen wir vielleicht: „Ja, vielleicht wollen wir erst mal die Terms and Conditions lesen, was ist das Kleingedruckte der Sendung, dann überlege ich mir das noch mal.“

Aber die frisch Bekehrten sagen: „Hier bin ich, sende mich!“ Das ist Jesaja. Ich will damit nicht sagen, dass er in dem Moment bekehrt wurde – das weiß ich nicht – aber es klingt fast so. Diese Begeisterung hat den heiligen Gott erkannt, er hat den König über allen Königen erlebt. Also auch dem will ich dienen. Ich bin so voller Freude, so voller Dankbarkeit, so voller Anbetung. Ich bin begierig, meinem Retter zu dienen.

Und ich möchte fragen: Hast du das erlebt? Hast du Gottes Heiligkeit erkannt? Hast du erlebt, wie er dich angerührt hat, wie er dein Herz verändert hat, wie er dir Vergebung deiner Schuld zugesprochen hat? Wenn du darüber nachdenkst, was macht das mit dir? Kannst du dann noch irgendwas zurückhalten?

Ist es nicht tatsächlich die einzig angemessene Reaktion, sich diesem heiligen und gnädigen Gott voll und ganz zur Verfügung zu stellen? „Hier bin ich, sende mich!“

Die schwierige Mission und die Hoffnung auf den heiligen Same

Im weiteren Verlauf wird deutlich, dass die Mission, zu der Gott Jesaja sendet, alles andere als leicht ist. Als treuer Bote Gottes konfrontiert Jesaja das Volk Gottes mit seinen Sünden. Er warnt sie, dass Gottes Gericht über sie kommen wird, wenn sie nicht von ihren falschen Wegen umkehren.

Doch diese warnenden Worte führen nicht dazu, dass es eine große Bekehrungswelle unter den Menschen in Juda gibt. Das Volk wird Gott nicht wieder treu. Stattdessen wenden sie sich weiter ab. Jesajas Worte scheinen fast so zu wirken, als ob die Anklage und Warnung Gottes die Menschen noch mehr von Gott entfernen. Sie sagen: "Damit will ich noch weniger zu tun haben. Geh weg, Jesaja, lass uns in Ruhe mit dem Quatsch!"

Das ist es, was Gott hier ankündigt. Er sagt, dass genau das geschehen wird. Die Herzen der Menschen werden immer mehr verstockt, gerade durch Jesajas Botschaft. Seine Worte führen dazu, dass sie noch blinder und träger werden. Hier fragt Jesaja, besorgt und doch nicht ganz ohne Hoffnung, in Vers 11: "Herr, wie lange?" Vielleicht ist das auch eine Frage, die man sich schon einmal gestellt hat: Wie lange muss ich ausharren und meinem Herrn treu nachfolgen, wenn alles so schwer ist? Wenn ich keinen Erfolg sehe und denke: "Mit Gott an meiner Seite müsste es doch besser sein, aber es bleibt schwer. Herr, wie lange?"

Die Antwort Gottes, die Jesaja erhält, ist einerseits ernüchternd, andererseits aber nicht ohne Hoffnung. Am Anfang seiner Antwort steht ein Wort, das deutlich macht: Es gibt Hoffnung, es gibt ein Ende. Das Wort "bis" soll uns Mut machen.

Weiter sagt Gott: Ja, ich werde durch dich weiterhin die Herzen verhärten. Aber eines Tages, eines Tages werde ich damit aufhören. Eines Tages wirst du erleben, dass Neues entsteht. Ja, es kommt Gericht, und das Gericht kam tatsächlich: Das Volk wurde ins babylonische Exil geführt. Und das nicht nur einmal, sondern in drei Wellen. Die Übriggebliebenen wurden erneut weggeführt, die Situation wurde immer schlimmer.

Doch Gott sagt: "Ich bewahre mir noch einen Stumpf." Wie wenn ein Baum abgeschlagen wird, dann nochmal und nochmal, aber ein Stumpf bleibt erhalten – einen heiligen Samen. Das ist die Zuversicht, die Jesaja haben darf. Sein Weg mag schwer sein, doch letztendlich wird der Erfolg gekrönt sein.

Jesaja ist dabei nur der Vorläufer des ultimativen Boten Gottes. Nach Jesaja sandte Gott weitere Propheten mit warnenden Worten. Auch sie mussten erleben, dass ihre Botschaft auf Ablehnung stieß. Das Volk kehrte nicht um. Prophet um Prophet wurde gesandt, und die meisten wurden getötet, weil das Volk ihre Worte nicht hören wollte.

Schließlich sandte Gott seinen eingeborenen Sohn, Jesus Christus. Auch Christus musste den schweren Weg gehen. Auch seine Botschaft wurde abgelehnt. So sehr, dass er eines Tages aufgrund falscher Anklagen verurteilt wird. Der Richter erkennt zwar an, dass Jesus unschuldig ist, doch er schlägt vor, einen Mörder und Schwerverbrecher freizulassen, um die Menschen zu besänftigen.

Die Menschen mit ihren verhärteten Herzen rufen: "Kreuzige ihn! Lieber den Mörder frei, kreuzige den heiligen Sohn Gottes!" Bevor es so weit kommt, ruft Jesus die Menschen zur Umkehr.

An einer Stelle bezieht sich Jesus auf die Worte aus Vers 9 und 10 unseres Predigttextes. Er sagt, dass diese Verhärtung gerade dort geschieht, wo er Gleichnisse verkündet. Er lehrt Menschen mit Bildern, die sehr hilfreich sein können.

Das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld, auch Sämann-Gleichnis genannt, ist konkret. Die Menschen hören das Gleichnis, in dem es um Fruchtbringen geht – genau wie in Kapitel 5. Doch sie fragen sich: "Was soll das? Was will er damit?" Einige denken, er sei ein guter Lehrer, wenden sich aber ab.

Doch einige wenige Jünger kommen zu ihm und bitten: "Hilf uns, das zu verstehen." Sie ahnen, dass Jesus Worte des ewigen Lebens hat. Von ihm gehen sie nicht weg, sondern fragen ihn weiter. Diesem kleinen Überrest werden Jesu Worte zum Segen.

Dann ging Jesus ans Kreuz. Er war das Opfer auf dem ultimativen Altar. Zugleich war er derjenige, der den Tod überwunden hat, auferstanden von den Toten – der heilige Same, aus dem ein neues Volk erwachsen sollte.

Dieses neue Volk ist das alte Volk, der Rest des alten Volkes, der neu aufblühen kann – ein Volk, das von Gott geliebt wird. Wisst ihr, wer dieses Volk ist? Wir sind es: die christliche Gemeinde. Wir sind der Stumpf, aus dem Neues wächst.

Es sind die Menschen, die die Heiligkeit Gottes anerkennen. Es sind die Menschen, die ihre eigenen Sünden und ihre Erlösungsbedürftigkeit erkennen. Es sind die Menschen, die sich Gott zuwenden, seine Gnade empfangen und sich ihm zur Verfügung stellen.

Unsere Sendung in der Welt und praktische Ermutigungen

Ihr Lieben, so sind auch wir in diese Welt gesandt, in Wort und Tat. Uns muss klar sein, dass auch unsere Mission in dieser Welt nicht immer leicht sein wird und nicht immer von Erfolg gekrönt sein kann. Wir müssen damit rechnen, dass viele das Wort Gottes, unser Zeugnis, ablehnen werden.

Uns muss bewusst sein, dass wir diesen Weg nur weitergehen können, wenn wir immer wieder das tun, was Jesaja hier erlebt. Wir müssen immer wieder einen Blick für die Heiligkeit Gottes bekommen. In dem Chaos dieser Welt, in allem Widerstand und in allem, was vielleicht politisch oder anderweitig gegen uns gerichtet ist, müssen wir den Blick bewahren und sagen: Egal, wer hier König ist, unser König thront darüber.

Diesen König sehe ich und weiß, diesen König fürchte ich mehr als alles in dieser Welt. Diesem König will ich treu dienen. Diesem König stelle ich mich zur Verfügung, denn er wird regieren, wenn die anderen längst tot sind. Er ist der heilige Gott.

Ich möchte schließen mit einem Wort an alle, die sich von Gott senden lassen. Ich hoffe, das sind wir alle. Vielleicht besonders an die, die sich in besonderer Weise berufen fühlen, Gott bekannt zu machen – sei es durch Kinderevangelisationsarbeit, sei es durch Predigten oder durch Evangelisation.

Ein paar konkrete Hinweise, aber für jeden, auch für euch Schülerinnen und Schüler: Ihr seid in eurem Umfeld gesandt von Gott, um anderen die Botschaft weiterzugeben, ohne die die Menschen verloren sind.

Liebt die Menschen, zu denen ihr gesandt werdet, aber liebt Gott immer mehr. Habt die Menschen im Blick, geht auf sie ein, aber verliert dabei niemals Gott aus dem Blick. Schau zuerst auf Gott. Frag nicht zuerst, was nach menschlichem Denken, nach deiner Weisheit und Logik gut funktioniert, sondern frag Gott: Was soll ich tun?

Denn du bist weise. Ich weiß, manchmal wünsche ich mir den schnellen Erfolg, aber Gott sagt: Nein, ich wünsche mir treue Zeugen, und ich gebrauche dein Zeugnis so, wie ich will.

Lasst uns alle den Apostel Paulus zum Vorbild nehmen. Für mich ist das im Predigen vielleicht eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich gewonnen habe. Der Apostel Paulus schreibt immer wieder davon, wie er zu den Menschen spricht – vor Gott!

Er spricht zu den Menschen, aber er spricht vor Gott. Wenn ich hier jetzt gerade stehe und immer, wenn ich hier stehe, versuche ich mir bewusst zu machen: Mein erster Zuhörer ist Gott. Es ist nicht so entscheidend, ob ihr die Predigt danach gut oder schlecht fandet.

Was wirklich entscheidend ist, ist, was Gott darüber denkt. Habe ich treu gesagt, was er uns sagen will?

Ich möchte uns Mut machen, so über Gott zu denken: Was will Gott von dir? Gott fragt: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?

Magst du mit Jesaja antworten: Hier bin ich, sende mich? Ich bete: Herr, eigentlich kann ich nichts beten, dennoch bin ich ein Mensch mit unreinen Lippen, der hier dein Wort verkündigt. Ich gebrauche meine Lippen auch immer wieder auf eine Weise, die dich nicht ehrt.

Herr, vergib uns unsere Schuld. Rühr uns neu an in unseren Herzen. Hilf uns, deine Heiligkeit zu sehen und zugleich deine wunderbar freie Gnade. Hilf uns, dass wir uns dir ganz hingeben mit allem, was wir sind und haben. Amen.

Lass uns unseren Gott anbeten.