Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Thema hat sich nun ein wenig anders entwickelt als ursprünglich geplant. Wie hast du das so schön formuliert? Wir haben die Soße immer weiter reduziert. Ich hoffe, dass sie dadurch geschmackvoller und gehaltreicher geworden ist.
Die Bedeutung des Gebets für die Nachfolge Christi
Ich möchte noch einmal sagen, was mich an dem Thema Gebet wirklich begeistert. Mich begeistert daran, dass man es lernen kann.
Mich begeistert auch, dass wir als Christen, wenn wir darüber nachdenken, was es bedeutet, Christus ähnlicher zu werden – manchmal sprechen wir von Christusebenbildlichkeit – erkennen, dass der Geist Gottes uns in das Bild Jesu Christi verwandeln will. Das lesen wir in 2. Korinther 3,18.
Das ist das große Ziel der Heiligung: nicht, dass wir irgendwie mehr so werden, wie wir schon sind, sondern dass wir mehr werden wie Jesus. Wenn wir uns nun die Frage stellen, was es bedeutet, Christus ähnlicher zu werden, denken wir oft stark in die Richtung „Sünde raus“. Und ich glaube, das ist auch richtig. Aber wir dürfen auch darüber nachdenken, gute Gewohnheiten hineinzunehmen.
Wenn wir das vor Augen halten, kommen wir zum Gebet. Mir war es wichtig, euch das zu zeigen: Wenn ihr Christus imitieren wollt, wenn ihr die Sehnsucht habt, Menschen zu werden, wie Gott sie sich vorstellt, und wenn ihr glaubt, dass Jesus so ein Mensch war, wie Gott ihn sich vorgestellt hat, dann gehört Gebet dazu.
Und zwar nicht so sehr als Pflichtübung. So mag man starten, indem man denkt: „Ein Christ muss beten“, „Ein Christ sollte beten“, „Ein Christ darf beten“, „Ein Christ ist einfach ein Beter“. Das ist eine Entwicklung. Vielleicht beginnt man damit, dass man liest: „Betet unablässig“, „Hängt euch rein“, „Übt euch in Gottseligkeit“.
Irgendwann stellt man fest: Wenn ich das tue, will etwas in mir beten. Dann kommt der Moment, in dem etwas in mir nicht nur beten will, sondern merkt, dass das Gebet mich formt und prägt. Das Gebet wird zu einem Mittelwirt in meinem Leben. Ich darf das so sagen: Es ist der Mittelwirt in meinem Leben, um Nähe zu Gott zu fördern, um meine Begeisterung für Gott nicht zu verlieren und um eine ehrliche Beziehung zu leben.
Denn Gebet ist wahrscheinlich die ehrlichste Form der Begegnung mit Gott. Im Gottesdienst machen wir uns oft etwas vor, das ist uns ja klar. Du bist nicht du. Das, was du hier abgibst an geistlicher Show, ist nicht dein geistliches Leben. Das ist logisch, wissen wir alle.
Aber wenn du allein bist mit Gott, da, wo niemand zuschaut, kannst du dich selbst erleben. Du kannst sehen, wer du wirklich bist. Das ist ein ganz wertvoller Blick. Dieser Blick darf kein Blick der Verurteilung sein, sondern ein Blick der Gnade.
Ich darf mir selbst im Spiegel begegnen und sagen: „Wow, da ist noch wirklich viel zu tun, Halleluja, packen wir es an.“ Versteht ihr? Das ist die Chance des wahren Christseins: dass wir aus Gnade leben und dass dieser Transformationsprozess bis zum letzten Atemzug anhalten wird. Denn wir werden als gebrochene Menschen in die Ewigkeit eingehen.
Jeder von uns wird in dem Moment, in dem wir dem Herrn Jesus gegenüberstehen, ihm begegnen als einem Retter, der uns mit Gnade entgegenkommt. Das könnt ihr im 1. Petrus 1 nachlesen.
Warum bringt der Herr Jesus Gnade mit? Weil wir sie brauchen. Wir werden bis zum Schluss auf einem Weg sein. Trotzdem ist dieser Weg Schritt für Schritt Gnade. Es ist eine Chance, und dazu gehört nun mal Gebet einfach mit dazu.
Gebet, damit wir uns in diesem Leben als Christen, gerade wenn man so unterwegs ist wie ihr – und ich meine damit so: na ja, Deutschland, Mittelschicht, fleißig, irgendwie gebildet – ihr könnt alle lesen, und das macht ja etwas mit euch.
Geistlicher Aktionismus versus echte Geistlichkeit
Und ich verspreche euch, das Erste, was wahrscheinlich passiert, ist, dass ihr Aktionismus mit Geistlichkeit verwechselt. Das geht ganz schnell. Man denkt: „Ich mache ja viel in der Gemeinde, also ist das gut.“ Versteht ihr, was ich meine? Und das ist eine Lüge, um es ganz deutlich zu sagen.
Du kannst viel in der Gemeinde machen und trotzdem strunzdumm im Glauben sein. Das ist ganz einfach möglich. Am Ende der Bergpredigt trifft der Herr Jesus auf Leute, die sagen: „Haben wir nicht in deinem Namen …“ und dann zählen sie auf, was sie alles gemacht haben. Aber der Herr Jesus sagt nicht: „Ja, super, habt ihr toll gemacht!“, sondern er sagt: „Sorry, mag sein, dass ihr das alles gemacht habt, aber ich kenne euch nicht.“
Deshalb müssen wir, denke ich, in unserer Zeit und mit unserer Herkunft ganz genau darauf achten, dass wir uns nicht in geistlichem Aktionismus verlieren und uns darüber definieren. Stattdessen sollten wir uns immer wieder vor Augen halten: Du bist genau das, was du bist, wenn du alleine mit Gott bist.
Dafür wollte ich euch ein Stück weit gewinnen. Denn es passiert so leicht, dass man ein Lied singt, in dem man eine Strophe hat. Ich lese euch einfach die erste Strophe des Liedes, das wir eben gesungen haben, noch einmal vor:
„Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte, die du geschaffen durch dein Allmachtswort, wenn ich auf alle jene Wesen achte, die du regierst und nährst fort und fort, dann jauchzt mein Herz.“
Ganz ehrlich: Wann hast du das letzte Mal gejauchzt? Ich meine das ehrlich. Du hast das gerade irgendwie sechs Strophen lang gesungen, dass du ständig jauchst. Und ganz ehrlich, das ist eine Lüge, oder? Die meisten von euch haben wahrscheinlich Monate, wenn nicht Jahre lang nicht mehr vor Gott gejauchzt.
Vielleicht weiß der eine oder andere gar nicht, was es heißt, vor Gott zu jauchzen. Ich hoffe, du weißt, was das Wort bedeutet. Wisst ihr, was jauchzen ist? Ja, das ist jauchzen – so ungefähr oder ein bisschen lauter. Das ist jauchzen, also restlos von innen heraus begeistert zu sein über Gott.
Und ich möchte euch unglaublich gerne für einen Lebensstil gewinnen, in dem Jauchzen tatsächlich Platz findet. Meine Sorge, meine ganz große Sorge ist, dass wir diese Lieder singen und durch die Lieder eine Qualität von geistlichem Leben transportieren, die nicht wirklich da ist.
Wenn ich euch frage: Wann hast du wirklich das letzte Mal – ich weiß nicht – war das hier diese kleinen Lebewesen? Wann hast du dir das letzte Mal ein Lebewesen angeschaut, irgendeine Tier-Doku, und danach lagst du quasi vor deinem Rechner oder vor deinem Fernseher und konntest nicht anders, als vor Begeisterung Gott zu jauchzen?
Entschuldigt, ihr singt das, aber keiner tut es. Und warum tut ihr das nicht? Weil ihr überhaupt keinen Raum für Jauchzen in eurem Leben habt. Jauchzen ist nämlich das, was aus einer Anbetung entsteht, die total reif geworden ist. Jauchzen ist reife Anbetung.
Versteht ihr? Wo ich merke: Jetzt bin ich so begeistert, so begeistert, dass ich … ich möchte euch gerne für so etwas gewinnen. Das soll jetzt keine Anklage des Vormittags sein, sondern einfach nur zeigen, wie leicht es passiert, dass wir etwas behaupten zu haben, ohne dass es tatsächlich in unserem Leben vorhanden ist.
Man kann über das Jauchzen singen und es jahrelang nicht mehr getan haben, vielleicht sogar noch nie. Damit das nicht passiert, damit man nicht auf der einen Seite eine Geistlichkeit vorgibt durch das, was man lebt, durch das Erscheinen im Gottesdienst, die Mitarbeit in der Gemeinde und eine gewisse Treue, die man in den Aufgaben zeigt, die man zugewiesen bekommt.
Und auf der anderen Seite womöglich gar nichts hat. Womöglich ist da noch gar nicht der Glaube. Es kann sogar sein, dass Menschen Gemeindemitglied sind, irgendwann eine Entscheidung für Gott getroffen haben, die ein Schritt auf Gott hin war. Aber wenn man sich das Leben anschaut, fehlt etwas.
Ich glaube, das sieht man am besten daran, wie es mit deinem Gebet aussieht. Wie ist das, wenn du alleine bist? Wenn man sich eine Ehe anschaut und wissen will, wann sie langsam den Bach runtergeht, dann fängt es damit an, dass die beiden einander nicht mehr bewundern, nicht mehr gerne Zeit miteinander verbringen und das gemeinsame Tun zur Last wird.
Bei Gott ist es genauso: Wann geht ein geistliches Leben langsam vor die Hunde? Wenn die Bewunderung aufhört. Wenn die Zeit, die ich alleine mit Gott verbringen will, weniger wird, dann geht das langsam den Bach runter.
Deshalb möchte ich euch ermutigen, in eurem eigenen geistlichen Leben einen Schalter umzulegen und einfach zu sagen: Ich gebe Gott den Raum für Gebet in meinem Leben, den es braucht, um die Liebe in meinem Herzen hervorzubringen, die ich für ihn gerne hätte.
Vielleicht muss das damit anfangen, dass man nochmal zerbricht und sagt: Vater im Himmel, ich bin noch nicht da, wo ich gerne wäre. Ich bin tatsächlich noch nicht da, wo ich für mich entschieden habe, dass ich sein will. Aber ich möchte mich auf den Weg machen.
Nach so einer Freizeit wäre die Chance, genau das zu wagen. Aber ihr müsst das machen, das kann ich nicht für euch tun.
Ich will es noch ein letztes Mal sagen, bevor wir uns den Fragen zuwenden: Ich kann die Entscheidung, eine tiefere Beziehung mit Gott zu führen, nicht für euch treffen. Alle Informationen, die ihr habt, werden euch nicht verändern.
Du kannst mit einem ganz dicken Kopf und viel theologischem Wissen leider nichts in deinem Leben ändern. Das kann passieren. Aber wenn du etwas ändern möchtest, dann rate ich dir, einfach eine gute, intelligente, lange Gebetszeit in dein Leben zu integrieren.
Mach das einfach mal für ein Vierteljahr und schau, wohin es dich führt, was es mit dir macht, was in dir passiert, was du erlebst, was hochkommt und was Gott mit dir macht.
Dafür wollte ich euch so ein Stück weit gewinnen. Das war meine zehnminütige Vorrede.
Gelübde im Neuen Testament – Relevanz und Regeln
Was habt ihr für Fragen? Ich wiederhole mal die Frage: Sind Gelübde für Christen noch relevant? Macht man das heute noch, oder ist das im Neuen Bund etwas, das vorbei ist und nur zum Alten Testament gehört, sodass wir damit nichts zu tun haben? Das ist, denke ich, die zentrale Frage.
Für mich beantwortet sie sich folgendermaßen: Wir schlagen die Apostelgeschichte 18,18 auf. Ich hatte euch das gestern schon gesagt, dass es Stellen in der Bibel gibt, die einen so ein bisschen verwundern. Apostelgeschichte 18,18 lautet: "Nachdem aber Paulus noch viele Tage dort geblieben war – das ist in Korinth –, nahm er Abschied von den Brüdern und segelte nach Syrien ab, und mit ihm Priscilla und Aquilla, nachdem er sich in Kenchree das Haupt hatte scheren lassen, denn er hatte ein Gelübde."
Wir halten also fest: Hier haben wir einen neutestamentlichen Christen, einen Apostel, und dieser Apostel hält ein Gelübde. Nach dem, was wir hier lesen – und ich kann da jetzt nicht in die Tiefe gehen – erinnert das mit dem Haare abschneiden ein wenig an das Nazireergelübde. Dazu gehört nämlich das Abschneiden der Haare.
Dieses Nazireergelübde scheint in einer, ich sage mal, verkristlichten Form gelebt worden zu sein. Formal hätte man in Jerusalem am Ende des Gelübdes noch bestimmte Opfer bringen müssen. Aber egal, was genau hier gemeint ist, es steht ja nicht im Detail da, wir merken, dass für neutestamentliche Christen das Gelübde als Idee nicht vom Tisch ist.
Das macht ja auch Sinn: Wenn wir nur wenige Möglichkeiten haben, unser Gebet zu intensivieren – denn wir Menschen haben eben nicht unendlich viele Ausdrucksformen –, warum sollte uns Gott eine dieser Möglichkeiten nehmen? Das wäre meine erste Antwort auf die Frage, ob das für uns noch ein Thema ist: Ja, das ist es.
Als Nächstes: Wenn wir uns die Frage stellen, was ein Gelübde eigentlich ist, möchte ich noch zwei, drei Sätze dazu sagen. Dann macht es tatsächlich Sinn, an einer Stelle in der Bibel ganz vorne kurz hineinzuschauen. Ich denke, Jakob ist jemand, der uns sehr deutlich vor Augen hält, was ein Gelübde ist.
Lasst uns mal aufschlagen in 1. Mose 28. Wenn man sich mit dem Thema beschäftigt – also wenn man sagt, es gibt im Neuen Testament noch Gelübde –, dann stellt sich die Frage: Was ist ein Gelübde? Und 1. Mose 28 ist so ein ganz klassisches Beispiel.
1. Mose 28,20: "Und Jakob legte ein Gelübde ab und sagte: Wenn Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Weg, den ich gehe, und mir Brot zu essen und Kleidung zu geben gibt, und ich in Frieden zurückkehre zum Haus meines Vaters, dann soll der Herr mein Gott sein."
Das ist ein Gelübde. Ich verspreche Gott etwas, wenn er mir das gibt. Das ist die Banalität eines Gelübdes: Ich investiere in mein Gebet, ich sage: Wenn – dann.
Die Frage ist: Darf man so etwas? Das klingt ja fast ein bisschen verrückt. Das ist ja wie ein Deal mit Gott. Geht Gott auf so etwas ein?
Die Antwort finden wir, wenn wir ein bisschen weiterblättern, zum Beispiel in 1. Mose 31,13. Dort sagt Gott rückblickend zu Jakob: "Ich bin der Gott von Bethel, wo du einen Gedenkstein gesalbt hast, wo du mir ein Gelübde abgelegt hast."
Wow! Wir merken: Ein Gelübde, bei dem ich Gott etwas verspreche, ist eine Wenn-dann-Beziehung. Wenn du mir das gibst, dann bekommst du das. Und Gott geht hier einfach darauf ein.
Deshalb müssen wir verstehen, dass, wenn man ein Gelübde ablegt, man das auch auf korrekte Weise tun muss. Und die korrekte Weise beinhaltet zwei Regeln.
Regel Nummer eins: Ich darf Gott nichts geloben, was keinen Wert hat. Also keinen Schrott für Gott. Das wäre falsch. Oder etwas, das Gott von vornherein ablehnt.
Das können wir an einer Stelle in 3. Mose 22 nachlesen, ab Vers 17: "Und der Herr redete zu Mose: Rede zu Aaron und seinen Söhnen und zu allen Söhnen Israels und sage zu ihnen: Jedermann vom Haus Israel und von den Fremden in Israel, der seine Opfergabe darbringt nach all ihren Gelübden – da haben wir wieder das Thema –, das sind also Opfer, die über das hinausgehen, was man normalerweise geben müsste, es sind freiwillige Gelübdeopfer –, und nach all ihren freiwilligen Gaben, die sie dem Herrn als Brandopfer darbringen, zum Wohlgefallen, soll es ohne Fehler sein, männlich, von den Rindern, von den Schafen oder von den Ziegen."
Alles, woran ein Makel ist, dürft ihr nicht darbringen. Also: Was nichts wert ist, darf man nicht als freiwilliges Opfer oder Gelübde darbringen.
Das wird an anderer Stelle noch deutlicher. In 5. Mose heißt es, dass man zum Beispiel keinen Hurenlohn als Gelübde darbringen darf. Also Dinge, die auf eine Weise erworben wurden, die Gott grundsätzlich ablehnt – durch Prostitution oder Betrug – kann man nicht als Gelübde einsetzen.
Das ist die erste Regel: Das, was ich einbringe, muss wertvoll sein, mir wertvoll sein. Also bitte nicht sagen: "Ich habe noch ein altes Fahrrad im Keller. Gott, wenn du dafür sorgst, dass meine Kinder alle gläubig werden, dann kriegst du das alte Fahrrad."
Das wäre gelübdetheoretisch nicht in Ordnung.
Die zweite Regel ist: Wenn wir Gott etwas geloben, dann bitte nicht vorschnell, nicht aus einer Laune heraus. Überleg dir das gut. Man kann bei einem Gelübde nicht mehr zurück.
Was man gelobt, muss man erfüllen. Deswegen ist es besser, gar nichts zu geloben, als etwas zu geloben, was man dann nicht geben möchte.
Das zeigt uns das Buch Prediger, Kapitel 5, auf sehr anschauliche Weise.
Prediger 5,3: "Wenn du Gott ein Gelübde ablegst, zögere nicht, es zu erfüllen, denn er hat kein Gefallen an den Toren. Was du gelobst, erfülle. Besser, dass du nicht gelobst, als dass du gelobst und nicht erfüllst."
Bevor du Gott etwas versprichst, was du dann doch nicht hältst, halte lieber den Mund. Sei an der Stelle einfach vorsichtig, ob du das wirklich loswerden möchtest.
Denn wenn Gott darauf eingeht, musst du auch deinen Teil erfüllen.
Vers 5 sagt: "Gestatte deinem Mund nicht, dass er dein Fleisch in Sünde bringt, und sprich nicht vor dem Boten Gottes."
Stellt euch das Bild vor: Jemand gelobt, was weiß ich, fünf Rinder. Jetzt passiert das, und der Bote Gottes, der Abgesandte vom Tempel, kommt und sagt: "Ich hätte gern die fünf Kühe, du hast das gelobt, und jetzt kriegt der Tempel das."
Und dann sagt jemand: "Das war ein Versehen, war nicht so gemeint, sorry, das mit den fünf Kühen habt ihr falsch verstanden, die gibt es doch nicht."
Wozu sollte Gott über deine Stimme zürnen und das Werk deiner Hände verderben? Darauf muss man achten.
Das sind die zwei Regeln bei Gelübden: Erstens, gelobe etwas Wertvolles. Zweitens, achte auf das, was du sagst.
Das wäre meine Antwort. Gelübde sind etwas Neutestamentliches, auch wenn sie selten erwähnt werden. Genau wie das Fasten, das auch selten erwähnt wird, finden wir sie hauptsächlich bei Paulus wieder.
Diese Dinge gelten also weiterhin. Und diese beiden Regeln dazu sollten wir beachten.
Geistliche Verantwortung in der Familie
Ich wiederhole die Frage mal: Die Frage geht etwas weg vom Thema Gebet und geistliche Verantwortung in der Familie. Wir betonen gerne, dass der Mann als Haupt der Familie die geistliche Verantwortung trägt. Das würde ja bedeuten, dass er auch die geistliche Verantwortung für seine Frau hat.
Die Frage ist, wenn ich Sie richtig verstanden habe: Wird der Ehemann von Gott zur Rechenschaft gezogen dafür, dass die Frau ihr eigenes geistliches Leben nicht gut führt?
Die Antwort darauf lautet: Ja und Nein.
Ja, weil ich als Mann dafür verantwortlich bin, einen Rahmen zu schaffen, in dem meine Frau geistlich gedeihen kann. Das ist mein Job. Ich muss sie nähren und pflegen, so wie ich mit mir selbst umgehe. Das bedeutet, ich muss meine eigenen Bedürfnisse erkennen. Das hat auch etwas mit Zeit und vielleicht mit Input zu tun. Ich muss verstehen, was meine Frau braucht, um geistlich zu wachsen, und ich bin für den Rahmen verantwortlich, den ich dadurch schaffe.
Ich bin jedoch nicht verantwortlich dafür, was meine Frau mit diesem Rahmen macht. Ich kann meine Frau ja schlecht durch Schläge dazu bringen, mehr zu beten. Versteht ihr? Das würde der ganzen Idee einer persönlichen Beziehung mit Gott völlig widersprechen.
Ich kann einen Rahmen schaffen, in dem meine Frau genug Zeit hat. Als die Kinder sehr klein waren, habe ich extra darauf geachtet, dass sie eine Dreiviertelstunde Zeit hat, um alleine stille Zeit zu machen. So ist ein Raum entstanden, in dem sie etwas nutzen konnte.
Glücklicherweise habe ich jetzt eine Frau, die wirklich eigenständig ihre Bibel liest. Wir haben auch nie miteinander stille Zeit gemacht, nur einmal, und das war dann auch genug, weil wir dann wussten, dass wir unterschiedliche stille Zeiten haben. Das ist einfach so, das gibt es auch.
Ich habe immer darauf geachtet, dass sie diesen Raum hat. Als Mann habe ich natürlich auch die Verantwortung zu schauen, ob sie etwas damit macht. Wenn ich merke, dass sie sich an irgendeiner Stelle schwer tut oder es ihr helfen würde, einen bestimmten Input zu bekommen, dann ist es meine Verantwortung, ihr diesen Input zu geben.
Ob dieser Input darin besteht zu sagen: „Hey, fahr mal auf diese oder jene Freizeit“, oder: „Ich habe hier ein Buch, das ich toll finde“, oder ob ich ganz aktiv das kommunikative Leben meiner Familie dahingehend präge, dass man sich viel über geistliche Themen austauscht.
Oder ob ich anfange, meiner Frau zu spiegeln: „Schau mal, das sehe ich in deinem Leben. Lass uns da mal darüber beten. Ich glaube, da ist noch etwas, wo du dich verändern könntest.“ Dafür bin ich verantwortlich, das muss ich tun.
Aber wenn die Frau sich dann stur stellt und zänkisch verhält, dann kann ich mich nur in einer Ecke verkriechen und sagen: „Vater im Himmel, die Rache ist dein.“
Thank you very much.
Gebet für junge Menschen und Lebensplanung
Die Frage lautet: Ich bin jung, die Zukunft liegt vor mir – wie soll ich richtig beten?
Diese Frage basiert eigentlich auf einer anderen: Hat Gott einen Plan für mein Leben? Je nachdem, wie du diese Frage beantwortest, wird sich dein Gebet unterschiedlich gestalten.
Wenn du denkst – ich persönlich glaube das nicht –, dass Gott einen festen Plan für dein Leben hat, im Sinne von: Ich bin eine Spielfigur auf einem Spielbrett. Dort gibt es Felder, und ich muss jetzt herausfinden, auf welches Feld ich als Nächstes springe. Wenn du das glauben würdest, müsstest du natürlich dafür beten, dass du erkennst, was Gott mit dir vorhat.
Ich glaube jedoch, dass Gott uns mit Freiheit im Denken und Wollen beschenkt hat. Er möchte, dass wir ihm aus Freiwilligkeit ein Leben schenken, das zu uns passt. Er schenkt uns viel Freiraum, in dem wir uns selbst sehen dürfen, so wie wir sind.
An der Stelle, an der ich mich erkenne – konkret bedeutet das für dich: Wo habe ich Begabungen? Wo habe ich Leidenschaft? Wo hat Gott mich vielleicht schon vorbereitet? – dort darf ich mich entfalten. Ich darf das tun und soll es auch tun.
Was ich dann beten würde, wäre: Vater im Himmel, zuerst bitte ich dich, dass ich mich selbst erkenne. Dass ich ein Stück weit verstehe, was für ein Typ ich bin, was ich kann und was ich mag. Wie passt das, was ich mir an Zukunft vorstelle, zu mir?
Das wäre ein Gebet, dass Gott dir zeigt, wer du wirklich bist. Das ist sehr wichtig, denn wenn wir einen falschen Blick auf uns haben, wenn wir denken, jemand anderes zu sein oder jemand anderes sein wollen, verrennen wir uns völlig. Dann wollen wir ein Leben führen, das nicht zu uns passt.
Deshalb würde ich dafür beten, dass du einen klaren Blick auf dich bekommst: Was macht dir Spaß? Worin bist du gut? Womit hat Gott dich gesegnet? Was sind deine Träume?
Diese Erkenntnisse würde ich nehmen und dafür beten, dass Gott dir Weisheit schenkt, um deinen Lebensweg zu planen. Bei Weisheit gibt es zwei wichtige Aspekte: Erstens das Gebet um Weisheit selbst. Zweitens möchte ich betonen, dass Gott dir gute Ratgeber schenkt.
Die Gemeinde ist dazu da, dass wir uns gegenseitig beraten. Es gibt das Wort der Weisheit, und es gibt Menschen, die von Gott mit dieser Gnadengabe ausgestattet sind, um in der Gemeinde zu dienen. Ich würde mir deshalb auch gute Ratgeber wünschen.
Aus dieser Freiheit heraus würde ich dann den nächsten Schritt überlegen: Was ist der nächste Schritt? Welche Ausbildung wäre für mich passend, wenn ich all das zusammennehme?
Das Gebet um Weisheit, die Ratschläge, die ich bekomme, und das, was ich über mich selbst weiß – all das hilft, den richtigen nächsten Schritt zu finden.
An dieser Stelle kommt Sprüche 16,9 ins Spiel, ein toller Vers zum Auswendiglernen: „Das Herz des Menschen plant seinen Weg, aber der Herr lenkt seine Schritte.“
Achtung, das ist eine Verantwortung, die wir haben. Wir sind dazu berufen, das Gehirn – die 1450 Gramm graue Masse zwischen den Ohren – zu nutzen, um unseren Weg zu planen. Wir sollen planen, du sollst planen.
Dann heißt es weiter: „Aber der Herr lenkt seine Schritte.“ Das Wort „lenken“ finde ich in der Übersetzung nicht ganz glücklich. Eigentlich müsste man sagen: Der Herr macht Schritte fest. Das heißt, ich gehe einen Schritt voran und prüfe, ob das hält. Habe ich richtig geplant?
Wenn du das erlebst, dass es hält, dann darfst du wissen: Gott ist da, alles ist gut. Dann gehst du den nächsten Schritt. Mach dir einfach keinen großen Kopf, es sei denn, du machst einen Fehler, der tödlich ist.
Das muss dir klar sein: Es gibt einen tödlichen Fehler, den jeder von euch begehen kann. Dieser Fehler lautet: Du vergisst Matthäus 6,33. Dort heißt es: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.“
Das darfst du nicht aus dem Blick verlieren. Bei allem, was du tust: Wenn du plötzlich anfängst zu sagen, ich lebe für Karriere, Geld, Sport oder Anerkennung, dann musst du aufpassen. Das darfst du nicht machen. Dafür betest du auch, dass es nicht passiert.
Aber ansonsten hast du Freiheit. Genieße die Freiheit, die Gott dir gibt. Bitte genieße sie und lebe für Gott ein Leben, in dem du sagst: Das ist mein persönliches Geschenk für Gott.
Nicht, weil ich irgendetwas nachgelebt habe, was Gott vorgezeichnet hat, sondern weil ich mein ganzes Leben Gott auf den Altar gelegt habe und gesagt habe: Hier bin ich, mach, was du mit mir willst.
In diese Richtung würde ich denken.
Der Geist hilft in der Schwachheit des Gebets
Ich glaube, ich habe die Frage. Die Frage lautet: Römer 8. Ich lese die beiden Verse noch einmal vor, Vers 26 und 27:
Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an, denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt. Aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern. Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist. Denn er verwendet sich für Heilige Gott gemäß.
Das ist die Frage: Wie passt dieser Vers zu all dem, was wir jetzt gesagt haben?
Gut, der Vers passt folgendermaßen. Er geht von einem Moment der Schwäche aus. Hier steht ja, dass der Geist sich unserer Schwachheit annimmt. Ich muss also einen Moment der Schwäche beschreiben, der im Umfeld von Gebet stattfindet. Wo habe ich im Gebet einen Moment der Schwäche?
Ich habe ihn dann, wie heißt das hier, wenn wir nicht wissen, was wir bitten sollen. Wenn ich bete und ihr habt vorhin das Positive erlebt: Jauchzen. Jauchzen ist eine Form von „Ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll“, und ich bin so hemmungslos begeistert, dass ich jetzt einfach nur noch ja sage.
Und da ist auch, da geht es über das hinaus, was es nach oben als Ausschlag gibt. Jauchzen gibt es leider auch nach unten.
Wo ich mit Sorgen beladen vor Gott stehe, wo ich den Kopf schüttle, weil Menschen einen Weg gehen, den ich einfach nicht mehr begreife, wo ich nicht mehr sagen kann: „Mann, was soll ich denn jetzt noch beten?“ Ich weiß nicht, ob er das kennt. Man redet mit Leuten, vielleicht auch seelsorgerlich begleitet sie, hilft ihnen, macht und tut – und die machen einfach nichts. Es passiert einfach nichts.
Also nicht nur manchmal passiert einfach nichts, sondern die gehen nochmal zwei Schritte zurück und denken: Hallo?
Und dann stehst du vor Gott und denkst dir: Was soll das? Warum habe ich mich da investiert? Das ist doch Quatsch gewesen, die Zeit hätte ich mit meiner Frau anders verbringen können.
Und das sind so Momente, wo du ein Stück verzweifelt vor Gott bist, wo du dastehst und dir eigentlich die Worte fehlen, wo du nicht mehr weißt, was du beten sollst, weil du hast schon alles gebetet. Es ist nicht so, dass dir noch ein Gebet einfällt, du weißt einfach jetzt nicht mehr weiter.
Was machst du in so einem Moment?
Und die Antwort ist: gar nichts. Warum? Weil der Geist Gottes, der in dir wohnt, diesen Schmerz sieht, den du nicht mehr in Worte fassen kannst, und diesen Schmerz vor Gott verbalisiert.
Das heißt, wo du nur noch sagst: „Ich weiß nicht mehr, ich fühle mich einfach nur noch hilflos, vielleicht auch ein Stückchen verraten, überfordert, es ist einfach nur noch Schmerz da.“ Und die Angst, dass der andere komplett den Bach runtergeht.
Wenn du das hast, dann lass das zu vor Gott und glaube, dass in diesem Moment Gott, der Geist, den menschlichen Geist kennt. Wie heißt es hier: „Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist.“
Der Geist Gottes in dir weiß, was dein menschlicher Sinn in diesem Moment spürt und ist in der Lage, sich vor Gott für dich auf eine angemessene Weise zu verwenden.
Das ist, denke ich, was dieser Vers sagt.
Anbetung in der Dreieinigkeit – Wer wird angebetet?
Ich wiederhole die Frage noch einmal für alle: Vater, Sohn, Heiliger Geist – ein Gott und doch drei. Wen beten wir eigentlich an? Die Frage ist tatsächlich nicht banal.
Zuerst einmal halten wir fest: Wir dürfen Gott als Dreieinigkeit anbeten. Ich denke, dass die meisten Christen das auch am häufigsten tun. Wir beten Gott an, eher ein bisschen unspezifisch in dem Sinne, wie er sich im Alten Testament als Jachwe offenbart. Der Gott Jachwe ist ein einiger Jachwe. Das heißt, Gott ist tatsächlich eine Einheit, und das darf sich in unseren Gebetslieben ganz stark widerspiegeln.
Gleichzeitig wissen wir aber, dass dieser einige Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist ist. Es gibt eine Ökonomie innerhalb der Dreieinigkeit. Ökonomie bedeutet, dass die drei aufeinander bezogen sind. Der Geist möchte, dass der Sohn verherrlicht wird, und der Sohn möchte, dass der Vater verherrlicht wird.
Das spiegelt sich dann tatsächlich auch in der Häufigkeit wider, in der die einzelnen Persönlichkeiten Gottes im Neuen Testament angebetet werden. Der Heilige Geist wird eigentlich nie angebetet, es sei denn in der allgemeinen Form von Gott, in der er mit gemeint ist. Der Herr Jesus wird recht selten angebetet, aber es geschieht. Der Vater wird hauptsächlich angebetet. Das ist das, was ich im Neuen Testament sehe.
Ich sehe etwas ganz Spannendes im Neuen Testament. Dazu schlagen wir mal auf 1. Korinther 15,28 auf. Wenn man so will, ist das das Ziel der Schöpfung. Und das ist wieder eine Frage der Ökonomie, der Bezüge zwischen Vater und Sohn in diesem Fall.
Dort heißt es: Wenn ihm aber alles unterworfen ist – also wenn dem Sohn alles unterworfen ist, wenn das, was jetzt gerade läuft, dass der Sohn im Himmel sitzt zur Rechten des Vaters, bis ihm alle Feinde unterworfen sind – wenn das vorbei ist, quasi wenn die Weltgeschichte zu einem Ende gekommen ist, wenn der letzte Feind, der Tod, weggetan ist, was passiert dann?
Dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat. Der Sohn bleibt ja weiterhin Sohn, und auch wenn das jetzt komisch klingt: Der Sohn bleibt auch weiter Mensch. Vielleicht ist euch das nicht klar, aber wir haben einen Menschen, einen verherrlichten Menschen im Himmel sitzen. Und es gibt auch keine Verheißung, dass sich das bei ihm noch einmal ändert.
Dann kommt dieser Moment, dass der Sohn selbst dem unterworfen sein wird, der ihm alles unterworfen hat. Hier ist Gott der Vater gemeint. Damit Gott alles in allem ist – oder man könnte auch übersetzen: alles für jeden ist. Das heißt, die Schöpfung läuft darauf hinaus, dass jeder unter dem Vater, im Vater, den erkennt, der alles für ihn ist.
Wenn ich das weiß, würde ich für mich Folgendes daraus machen – und das kann jeder anders gestalten: Ich bete hauptsächlich zu Gott, dem Vater, ganz, ganz stark, weil ich diese Stelle habe und weil ich merke, dass es sowieso in alle Ewigkeit in diese Richtung geht.
Zweitens: Da, wo Dinge explizit den Sohn betreffen, bete ich zum Sohn. Es macht keinen Sinn zu sagen: „Danke, Vater, dass du am Kreuz für mich gestorben bist.“ Natürlich kann ich einen Umweg beten: „Danke, dass du den Sohn gesandt hast, der für mich gestorben ist.“ Das kann ich machen, aber wenn ich konkret Dinge mit dem Sohn verbinde, dann bete ich den Sohn an.
In ganz, ganz seltenen Ausnahmefällen bekommt auch mal der Heilige Geist ein Gebet, meistens dann, wenn ich mich dafür entschuldige, dass ich ihn durch Sünde gedämpft habe. Das mache ich manchmal, weil ich denke, das war einfach nicht fair. Aber das ist schon, wenn man so will, außerbiblisch. Es ist einfach die innere Logik der Ökonomie zu Ende gedacht.
Da kann ich mich nicht beim Sohn oder beim Vater entschuldigen, weil die quasi gesagt haben: Das ist der Job von dem Dritten. Dann gehe ich dorthin. Aber das ist ein bisschen ein persönlicher Sonderfall von mir, das muss niemand machen. Das bin ich so ein bisschen eigen.
Manches Mal ist es tatsächlich so, dass ich einfach die Dreieinigkeit nehme, gerade dann, wenn es darum geht, dass ich Heiligungsanliegen für Geschwister habe. Wenn ich sehr viel für Heiligung bete, habe ich oft Gott als Gesamtheit im Blick, weil ich dann gar nicht genau weiß, wen ich da genau ansprechen soll.
Das mache ich dann so. Bei Heiligung ist wirklich auch stark der Geist mit involviert, da ist der Herr Jesus, der durch den Geist wirkt, mit involviert, da ist der Vater. Ich nehme je nach Gebetsanliegen und Situation so eine Priorisierung vor.
Geistlicher Aktionismus vermeiden – Gebet als Lebensstil
Die Frage lautet: Nach einem Wochenende, an dem man mehrfach dazu aufgefordert wird, einfach jeden Tag zu beten, wie sorge ich dafür, dass das nicht nur menschlicher Aktionismus ist, sondern dass es wirklich durch Gott in mir gewirkt wird? Ist das die Frage? Okay, gut.
Die Antwort ist für mich folgende: Alles, was du in deinem Leben bewirkst, ist immer das Ergebnis einer Mischung, die du nicht trennen kannst. Die Idee, hier gibt es etwas, das ich wirke, und dort etwas, das der Geist Gottes wirkt – diese Trennung hast du gerade gemacht. Diese Trennung gibt es aber nicht. In der Praxis ist sie nicht vorhanden.
In der Theorie kann ich das mit Bibelstellen trennen, keine Frage. Da habe ich zum Beispiel Stellen wie Römer 6, „Stell deine Glieder der Sünde nicht zur Verfügung“, das klingt sehr nach „Mach was!“. Dann gibt es Stellen wie in 2. Timotheus, wo steht, dass Gott ein Geist der Kraft ist. Du merkst aber, dass diese Trennung nur theoretisch möglich ist. In der Praxis bist du nämlich ein Geist mit Gott.
Das bedeutet Folgendes: Du kannst die Trennung zwischen deinem Geist und dem Heiligen Geist nicht hinbekommen, wenn du versuchst, in dich hineinzuhorchen und zu fragen: Wer inspiriert mich gerade? Bin ich das schon oder noch, oder ist es der Heilige Geist? Du kannst das nicht voneinander trennen. Das muss dir ganz klar sein: Du bekommst es nicht getrennt.
Deshalb ist die Frage, die du stellst, gar nicht so wichtig. Warum ist sie nicht so wichtig? Weil du keinen Einfluss auf den Geist hast. Du hast nur Einfluss auf deinen Anteil in diesem Konglomerat von Geistern. Das heißt, du kannst nur eines tun: Du kannst sagen, ich entscheide mich jetzt. Und selbst, dass du dich entscheiden willst, ist ja schon dadurch bewirkt, dass du ein neues Herz hast. Gott hat bereits dieses Wollen in dich hineingelegt, sonst würdest du das gar nicht können.
Jetzt kommt der Moment, an dem Gott sagt: Das Wollen ist da, und ich würde dir auch gerne das Vollbringen schenken. Aber jetzt musst du eine Entscheidung treffen, was du willst. Wir schlagen dazu mal in Philipper Kapitel 2 auf. Dort gibt es einen Vers, der in Vers 12 beginnt und bis Vers 13 geht, Philipper 2,12-13.
Dort steht: „Bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern!“ Und dann die Begründung: „Denn Gott ist es, der in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Wirken zu seinem Wohlgefallen.“ Diesen Vers solltest du auswendig lernen, denn er ist einfach zu schön.
Auf der einen Seite heißt es: „Bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern.“ Der Begriff stammt aus dem Ackerbau. Es geht darum, dass du deine Errettung nicht nur einmal erfährst, sondern dass das, was an Errettung in deinem Leben passiert, kultiviert werden soll. Du sollst dafür sorgen, dass du quasi jeden Tag ein Stück weit von der Sünde gerettet wirst. Kultiviere das, was an Errettung in deinem Leben da ist.
Du merkst, du bist angesprochen, du musst eine Entscheidung treffen. Und jetzt kommt der Punkt: „Denn Gott ist es, der in dir wirkt, sowohl das Wollen als auch das Vollbringen.“ Du siehst, du kannst es nicht auseinanderhalten.
Ich könnte noch mehr Stellen bringen, die immer wieder zeigen, dass wir es nicht auseinanderkriegen. Deshalb genieße jeden Moment, in dem du innerlich „angepinkt“ wirst, und gib Vollgas. Vertraue gleichzeitig darauf, dass nicht du derjenige bist, der dir Kraft gibt. Egal wie viel Vollgas du dir selbst verordnest, es muss Gottes Kraft sein, die in dir wirkt. Und es wird Gottes Kraft sein, die in dir wirkt.
Hab keine Angst davor, dass du aus dir heraus etwas tun müsstest. Nein, du bist immer eins mit Gott. Es geht nicht anders. Anders ausgedrückt: Aus dir heraus passiert ehrlich gesagt gar nichts. Wenn etwas passiert, ist Gott schon lange am Wirken – viel früher, als du dir das vorstellen kannst.
Was Gott aber nicht tut – und das ist wichtig zu verstehen – ist, uns unseren Willen zu nehmen. Er will, dass du eine Entscheidung triffst. Diese Entscheidung wird nicht nur einmal getroffen, sondern eigentlich triffst du sie jeden Morgen, wenn du aufwachst: Willst du noch mit dem Herrn gehen oder nicht? Wird das heute ein Tag für den Herrn oder für mich?
Aber da sind wir bei einem anderen Thema, bei Sünde und wie ich meinen Tag gestalte. Wenn du aber schon an dem Punkt bist, dass du sagst: Hier ist das Richtige, das habe ich verstanden, das möchte ich tun, dann brauchst du keine Angst zu haben, dass aus dir heraus etwas Falsches kommen könnte. Denn du kannst das nur denken, weil bereits Gott in dir am Wirken ist.
Fasten und Gerechtigkeit – Jesaja 58 im Kontext
Jesaja 58, 5-7: Wie verstehen wir diesen Text heute, und wie passt er in die gesamte Fastenthematik?
Zunächst lese ich den Text vor. Ich will gleich sagen, dass ich bei Jesaja noch kein Experte bin. Jesaja 58 ist ein Fasten, an dem ich Gefallen gefunden habe. Zum Beispiel heißt es: „Ein Tag, an dem der Mensch sich demütigt, seinen Kopf beugt wie eine Binse und sich in Sacktuch und Asche bettet.“ Nennst du das ein Fasten und einen dem Herrn wohlgefälligen Tag?
Die Antwort darauf: Die angesprochenen Leute würden jetzt sagen, ja. Das muss uns klar sein. Hier werden Menschen angesprochen, die Liturgien vollziehen, die sie Fasten nennen. Die Frage ist, ob sie damit zufrieden sind. Genau das ist das Thema, über das wir reden. Es geht um Menschen, die fasten und sich vor Gott demütigen, weil sie Dinge tun, die richtig sind. Sie denken dadurch, mit Gott im Reinen zu sein und ihm etwas zu geben, was er will. Aber jetzt wird Gott etwas pieksig.
Vers 5 sagt: „Ist das nicht das Fasten, an dem ich Gefallen habe, etwa wie …?“ Vers 6 fährt fort: „Ist es nicht vielmehr das Fasten, an dem ich Gefallen habe, ungerechte Fesseln zu lösen, die Knoten des Jochs zu öffnen, gewalttätig Behandelte als Freie zu entlassen und jedes Joch zu zerbrechen? Besteht es nicht darin, dein Brot dem Hungrigen zu brechen und die heimatlosen Elenden ins Haus zu führen? Wenn du einen Nackten siehst, sollst du ihn bedecken, und dich deinem Nächsten nicht entziehen.“
An dieser Stelle wird deutlich: Religiöse Übungen, die ich tue, sind vor Gott so lange nichts wert, wie mein Leben nicht zeigt, dass ich gläubig bin. Jetzt wird es spannend: Wodurch weiß ich, dass ein Mensch gläubig ist? Das hören wir als Evangelikale vielleicht nicht so gern, aber gläubige Menschen sind gerechte Menschen. Die Bibel trennt nicht zwischen einem gerechten Lebensstil und einem gläubigen Lebensstil. Anders ausgedrückt sagt Habakuk 2,4: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ Aber der Ungerechte kann überhaupt nicht aus Glauben leben.
Ich muss zuerst eine Entscheidung treffen. In Markus 1,15 sagt der Herr Jesus: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium.“ Merkt ihr, das sind zwei Dinge, die zusammengehören. Ich muss mich grundsätzlich zu Gott umkehren. Dann kann der Glaube, mein Vertrauen, das auf Gott ausgerichtet ist, mich retten. Wir trennen das gern, weil wir oft eine postprotestantische, gnadeüberzogene Lehre haben. Uns geht es immer nur um Gnade und das Errettetwerden. Aber die Bibel ist an dieser Stelle klar, und ihr müsst euch den O-Ton von Jesus geben. Jesus spricht manchmal einfach davon, dass Leute gerecht leben sollen. Für ihn ist das fast synonym mit Glauben.
Hier haben wir die Trennung: Es gibt Leute, die in ihrem persönlichen Leben etwas tun, aber Menschen unterdrücken. Das heißt, sie beuten andere aus, helfen nicht, wo Menschen in Not sind, haben kein Mitleid mit Versklavten, obwohl sie sie befreien könnten. Wenn sie jemanden sehen, der nichts anzuziehen hat, gehen sie einfach weiter. Diese Menschen zeigen durch ihr praktisches Leben und ihren Mangel an Barmherzigkeit, dass sie nicht gläubig sind. Und einen Mangel an Barmherzigkeit kannst du nicht durch ein Mehr an Ritualen wiedergutmachen.
Das ist ganz wichtig zu verstehen, denn in der Kirchengeschichte ist das immer wieder passiert. Menschen führten Rituale ein, sogenannte Sakramente, die aus sich heraus Glauben darstellen oder Gerechtigkeit schaffen sollten. Genau das funktioniert hier nicht. Du kannst auf einer ritualisierten, liturgischen Ebene nach außen hin alles richtig machen. Aber wenn in deinem Herzen keine Barmherzigkeit ist, dann bringst du durch deine Rituale zum Ausdruck, dass du einen Gott der Liebe anbetest, einen Gott, der für die Weisen, Witwen und Unterdrückten da ist. Du selbst streichst diesen Gedanken durch dein Leben. Du stehst nicht für diesen Gott.
Das sehen wir oft im Alten Testament: die Trennung zwischen richtigen Ritualen und falscher Herzenshaltung. Vielleicht noch stärker, wenn du das nochmal nachstudieren willst, in Maleachi 1. Dort ist das ganz extrem. Das geht einfach nicht.
Wenn ich faste, was ich tun soll, und mich vor Gott demütige, was Gott sich wünscht, aber dann mit meinem Leben alles durchstreiche, weil ich unbarmherzig mit Menschen umgehe, dann habe ich eigentlich nicht gefastet. Ich habe nur die äußere Show gemacht.
Und falls ihr denkt, das sei alles nur Altes Testament: Wir haben das gleiche Problem im Neuen Testament. Woran denke ich? In welches Kapitel? Wo taucht dieses Problem genauso mitten in der Gemeinde auf? Ja, genau, in 1. Korinther 11.
Dort gibt es das gleiche Problem: Leute feiern gemeinsam das Abendmahl. Ich erkläre es kurz. Das Abendmahl war damals ein Abendmahl, sprich ein Abendessen. Man kam abends zusammen, aß miteinander und feierte anschließend das Abendmahl.
In der Gemeinde gab es zwei Arten von Leuten: Die Hausbesitzer, also die Wohlhabenderen, die es sich leisten konnten, rechtzeitig zu kommen. Sie brachten ihren Picknickkorb mit und aßen fröhlich vor sich hin. Die anderen, die Habenichtse, die Sklaven, kamen erst kurz vor dem Abendmahl, weil sie nicht früher frei bekamen.
Die Wohlhabenden waren oft schon betrunken, während die Armen nichts übrig bekamen. Das ist die Situation. Und man denkt, das könne nicht so schlimm sein. Doch Vorsicht!
Wenn wir Abendmahl feiern, bringen wir durch den Kelch, der durch die Reihen geht, zum Ausdruck, dass wir ein Leib sind, ein Team. Nach 1. Korinther 10,17 symbolisieren wir: Wir gehören zusammen, ich stehe für dich ein und du für mich. Dein Leben ist mir wichtig, und mein Leben dir.
Wenn ich mit jemandem Abendmahl feiere, habe ich eine Verantwortung für diese Person. Ich muss dafür sorgen, dass es ihr gut geht. Wenn ihr jemanden tauft, tritt diese Person in die Gemeinschaft ein. Sie hat das Recht auf Schutz, Versorgung, Gebete, Mitdenken und Für-sie-Sein.
Wenn ich aber Abendmahl feiere und zum Ausdruck bringe, dass wir ein Team sind, dass wir zusammen das Reich Gottes bauen, aber nicht einmal eine halbe Stunde warten kann oder jemandem etwas zu essen übriglasse, dann streiche ich mit meinem Leben durch, was ich durch das Ritual des Abendmahls zum Ausdruck bringe.
Schauen wir kurz in 1. Korinther 11. Dort geht es um das Warten. In Vers 33 heißt es: „Daher, meine Brüder, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen, so wartet aufeinander.“ Sie haben nicht gewartet.
Gott greift ein, und zwar auf eine Weise, die erschreckt. Vers 30: „Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein Gutteil sind entschlafen.“ Das bedeutet, es gab viele Todesfälle, mehr als erwartet, eine sogenannte Übersterblichkeit.
Man fragt sich: Was ist los? Gott sagt: Ihr wartet beim Abendmahl nicht aufeinander. Ich frage mich da: Habe ich wirklich ein rechtes Verständnis davon, was ich beim Abendmahl tue?
Wenn du am Abendmahl teilnimmst, bringst du damit zum Ausdruck: Jeder in der Gemeinde ist in meinem Team. Mein Geldbeutel ist sein Geldbeutel. Wenn er Not hat, stehe ich an seiner Seite. Wenn er mich braucht, bin ich da.
Wenn du das nicht denkst, isst und trinkst du dich selbst zum Gericht. Das ist das gleiche Thema, das wir aus Jesaja 58 kennen. Ich mache ein Ritual, streiche mit meinem Leben aber durch, was das Ritual eigentlich zum Ausdruck bringt.
Ich faste und demütige mich und bringe zum Ausdruck, dass ich für Gott leben möchte. Aber alles, was Gott wirklich wichtig ist, nämlich der barmherzige Umgang mit Menschen, interessiert mich nicht. Das darf ich nicht tun.
So würde ich Jesaja 58 und auch die anderen Stellen, die diese Problematik aufzeigen, im Alten Testament verstehen.
