Einführung in den Ersten Johannesbrief und seine Zielsetzung
Okay, fangen wir an. Ihr seid immer noch auf der Jahreswechselfreizeit 2017, 2018. Es ist immer noch der Erste Johannesbrief, und ich möchte heute Morgen mit euch Erster Johannes 2,18 bis hoffentlich etwa Kapitel 3, Vers 10 besprechen. Wir haben heute also etwas mehr Text miteinander zu betrachten.
Aber zunächst noch einmal in der Vogelperspektive: Der Apostel Johannes schreibt Christen, die nicht ganz sicher sind, ob ihr Glaube echt ist. Sie sind unsicher geworden, weil Menschen ihnen Dinge eingeredet haben, die sie geglaubt haben, die aber falsch waren. Deshalb gibt er ihnen Anhaltspunkte, woran sie erkennen können, dass ihr Glaube echt ist und dass sie wirklich Christen sind.
Wir haben da schon ein paar Punkte gesehen. Die erste Frage, die er mit ihnen behandelt, war das Leben im Licht. Es geht um die Frage: Wie gehst du mit Sünde um? Wenn du auf Sünde triffst, hast du dann fast so etwas wie eine eingebaute Lust auf Wahrheit? Ich sage ganz bewusst: Man kann das vielleicht nicht immer leben, aber hast du diese innere Sehnsucht danach, Wahrheit zu leben? Das ist das erste Kennzeichen dafür, dass du wirklich gläubig bist.
Das zweite Kennzeichen hatten wir gestern Abend unter dem Stichpunkt „sei gehorsam“: die Frage, ob ich so lebe, wie Jesus es mir vorgelebt hat. Denn das ist ja das eigentlich Neue am Christsein: Jesus will sein Leben durch uns hindurch leben. Das bedeutet auf der Ebene des menschlichen Willens, dass wir schuldig sind, so zu wandeln, wie er gewandelt ist.
Diese Lebensveränderung passiert nicht automatisch gegen unseren eigenen Willen, sondern sie geschieht, wenn wir ein Ja finden zu dem, was Gott an neuen Gedanken in uns hineingelegt hat. Gott möchte an uns wirken, aber er tut das nur mit unserer Zustimmung.
Der Geist Gottes ist ein Geist der Veränderung und der Kraft. Aber wir sind, ob wir das wollen oder nicht, in der Lage, ihn zu dämpfen. Wir können unser Ohr verschließen vor dem, was er uns sagen möchte.
Die Frage, die Johannes uns stellt, lautet: Lebe ich so, wie Jesus es mir vorgelebt hat? Insbesondere macht er das an einem Punkt deutlich: Habe ich Lust auf die Geschwister? Habe ich Lust auf Bruderliebe? Sehe ich in denen, mit denen Gott mich in einer Gemeinde zusammengestellt hat, Jesus? Möchte ich ihnen dienen und sie lieben, so wie Gott ihnen gedient hat und sie geliebt hat?
Geistliche Entwicklung und die Herausforderung des Glaubens
Ein dritter Punkt betrifft die Überschrift „Liebe nicht die Welt“. Ich möchte das Thema gern etwas breiter fassen. Die dahinterstehende Frage lautet: Liebe ich die Welt oder liebe ich Heiligung? Habe ich also den Wunsch, ein anderer zu werden?
Vielleicht erinnert ihr euch noch daran, dass ich kurz erwähnt habe, dass es aus der Sicht des Johannes drei Stufen der geistlichen Entwicklung gibt.
Zunächst gibt es die geistlichen Kinder. Das sind diejenigen, die verstanden haben, dass sie einen Vater im Himmel haben und dass ihnen ihre Sünden vergeben sind.
Dann gibt es die geistlichen Teenager. Das sind die, die stark sind, die das Wort Gottes in sich tragen und bei denen sich das Wort Gottes schon tief eingeprägt hat. Sie haben etwas verstanden, ich würde fast sagen, sie haben begonnen, die Bibel zu meistern. Weil sie stark sind – das heißt, weil Gottes Geist der Stärke in ihnen wohnt – und das Wort Gottes in sich tragen, haben sie in der Auseinandersetzung mit dem Teufel bereits viele gute Erfahrungen gemacht. Sie sind als Überwinder, als Sieger hervorgegangen.
Schließlich gibt es die geistlichen Väter – von mir aus auch geistliche Mütter, aber im Text heißt es Väter. Das sind die reifen Gläubigen, die in geistlichen Auseinandersetzungen mit dem Bösen genau wissen, wie sie sich verhalten sollen. Sie haben das, was sie als Teenager gelernt haben, nicht vergessen. Sie wissen selbstverständlich, dass Gott ihr Vater ist und dass ihnen ihre Sünden vergeben sind. Darüber hinaus sind sie gewachsen. Weil sie durch ihr Leben Gott imitiert haben, haben sie ihn auch wirklich kennengelernt.
Wir lernen Gott kennen, indem wir leben, wie er ist. Je mehr sein Charakter in uns Gestalt annimmt, desto mehr können wir mit Recht sagen: Ich kenne Gott. Diese geistlichen Väter haben den erkannt, der von Anfang an ist, weil sie ein Leben geführt haben, in dem Gott mehr und mehr sichtbar wurde.
Ich habe mir gestern noch einen Gedanken für heute Morgen aufgespart: die Frage an die Älteren unter euch, wo ihr steht. Als Ältere möchte man ja gern sagen: „Ich bin schon ein geistlicher Vater oder eine geistliche Mutter.“
Eine kurze Zwischenfrage: Wart ihr jemals geistliche Teenager? Habt ihr diese Phase erlebt, in der Auseinandersetzung mit dem Teufel, wo ihr sagen konntet: „Ja, das liegt wirklich hinter mir“? Kennt ihr eine solche Phase, in der ihr euch ein oder zwei Jahrzehnte lang bemüht habt, das Wort Gottes wirklich zu studieren, es aufzunehmen und zu verinnerlichen? Oder mit einem schönen Fremdwort gesagt: das Wort zu inkarnieren, also dem Wort Gottes eine fleischliche Hülle zu geben, sodass man es erinnert?
Ich habe das gemacht. Ich habe Bibelverse auswendig gelernt, darüber nachgedacht und Tag und Nacht über das Wort gesinnt, wie es in den Psalmen heißt. Ich habe das verinnerlicht, diesen geistlichen Kampf angegangen, meine Schwachstellen identifiziert und dem Teufel Paroli geboten.
Das ist die Frage, die wir uns stellen sollten: Sind wir durch diese Phase hindurchgegangen? Oder sind wir vielleicht irgendwo stecken geblieben zwischen geistlichem Kindsein – also der Begeisterung darüber, dass uns Sünden vergeben sind und dass Gott unser Vater ist – und dem Versuch, irgendwann mal die Bibel zu lesen?
Das ist die Gefahr, die ich sehe. Ich möchte Mut machen zur vollständigen Entwicklung. Ich weiß, das ist ein Stück weit unangenehm, weil wir in einer Zeit geistlichen Niedergangs leben. Was das Bibelwissen unter Evangelikalen angeht, hat es wahrscheinlich nie eine Zeit gegeben, in der die Leute weniger wussten als heute.
Ich schmunzle immer, wenn ich daran denke, dass die Eingangsvoraussetzung für die Bibelschule der Waldenser im Mittelalter darin bestand, die vier Evangelien auswendig zu wissen. Da dachte ich mir: Hammer! Ich habe das zwar nicht wiedergefunden, aber ich habe es gelesen, und es hat sich so eingebrannt.
Versteht ihr, das ist ein Niveau des Glaubens, von dem wir uns eine Scheibe abschneiden könnten. Einfach mal 89 Kapitel Bibel auswendig lernen, bevor man überhaupt angenommen wird. Stellt euch das als Voraussetzung für die Theologische Missionsgesellschaft (TMG) vor. Das wäre schon beeindruckend. Man würde mit 15 anfangen zu lernen, um mit 22 angenommen zu werden.
Na ja, ihr versteht, was ich sagen möchte. Wir dürfen nicht zu schnell sagen: „Ja, ja, das ist in meinem Leben so.“ Manchmal hilft es, nüchtern zu sein und zu sagen: „Hey, vielleicht muss ich da auch noch mal ran. Ich habe es vielleicht, obwohl ich schon 40 oder 45 Jahre alt bin, mit diesem Buch noch nicht gemeistert.“
Das könnte ein Ziel sein – vielleicht nicht für 2018, aber für die nächste Dekade bis 2028. Einfach zu sagen: Jetzt nehme ich es mir vor, weil ich glaube, dass man für eine vollständige geistliche Reife nicht länger als zehn Jahre braucht.
Wenn man die Bibel zehn Jahre lang vernünftig angeht, ist man gut und fit. Mehr als tausend Verse braucht man auch nicht, um die Grundlagen im Kopf zu haben und alles in zehn Jahren zu meistern.
Jeder von euch hat in seinem Beruf meines Erachtens schon viel mehr gelernt, als es für die Bibel nötig wäre. Es ist nur komisch, wenn es dann an die Bibel geht.
Wir schaffen es problemlos, jeden Roman zu lesen. Wir schaffen 50 Seiten in der Stunde. Aber beim Bibellesen dauert alles so lange. Ja, das steht ja so. Okay, gut, wir machen weiter.
Warnung vor falschen Lehren und Aufruf zum Bewahren des Glaubens
Wir machen weiter mit der vierten Bedingung beziehungsweise dem vierten Kennzeichen dafür, dass unser Glaube echt ist. Dieses ist überschrieben mit „Bewahre den Glauben“ und bezieht sich auf 1. Johannes 2,18-28.
Johannes schreibt an die Kinder: Es ist die letzte Stunde. Mit „Stunde“ ist hier eine Zeitdauer gemeint, also nicht eine einzelne Stunde, wie wir sie etwa morgen verstehen würden, wenn wir sagen: „Jetzt noch eine Stunde bis Mitternacht.“ Nein, die letzte Stunde ist eine längere Zeitspanne, die letzte Epoche, die sich ereignet, bis Jesus wiederkommt.
Wir erwarten nichts Neues, nichts, was noch zwischen der Wiederkunft Jesu und uns geschieht. Es ist also die letzte Stunde. Diese letzte Stunde ist geprägt davon, dass Menschen in Jesu Namen kommen und behaupten, sie seien der Messias.
Es werden Leute auftreten, die sagen: „Ich habe eine Botschaft für dich, und wenn du an mich glaubst, wenn du auf das hörst, was ich predige, wirst du gerettet werden.“ Diese Art von Menschen nennt man Antichristen.
Es gibt den Antichristen, Kinder. In der letzten Stunde, wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, ist damit in der Bibel eine Person gemeint, die Paulus den Mann der Gesetzlosigkeit oder den Sohn des Verderbens nennt. Diese Figur wird in der Endzeit eine Rolle spielen.
Der Antichrist ist jemand, der sich gegen Christus wendet. Das Wort „anti“ kann nicht nur „gegen“ bedeuten, sondern auch „anstelle von“. Der Antichrist stellt sich also an die Stelle Christi.
Dieser Antichrist wird am Ende der Zeit, kurz bevor Jesus wiederkommt, auf der Bühne der Weltgeschichte erscheinen. Bevor diese Person erscheint, gibt es jedoch Vorläufer.
Es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen aufgetreten. Das bedeutet, es ist noch nicht der eine Antichrist, sondern Menschen, die im Geist des Antichristen handeln, mit seiner Gesinnung, vielleicht auch in seinem Namen auftreten und versuchen, Menschen von Jesus wegzubringen.
Das ist deshalb wichtig, dass ihr jetzt versteht: In dem Text, den wir uns anschauen, geht es um Jesus. Es geht um die Frage: Was glaube ich über Jesus?
Der Angriffspunkt eines Antichristen ist Christus. Wenn jemand als Antichrist auftritt, versucht er, mein Denken über Jesus zu verwirren. Er will mich dazu bringen, etwas über Jesus zu glauben, das nicht stimmt. Am besten soll ich glauben, dass er selbst mit seinen Thesen und Theorien Recht hat und dass ich besser an ihn und sein System glaube als an Jesus.
Ein Antichrist will also immer mein Denken über Jesus verwirren. Er will mir eine falsche Christologie, eine falsche Lehre über Jesus als Wahrheit verkaufen. Das ist das, was einen typischen Antichristen ausmacht.
Er stellt sich hin und sagt: „Ich bin der Retter, Jesus ist es nicht.“ Oder wenn er das nicht schafft, versucht er, Schlechtes und Falsches über Jesus zu verbreiten.
So sind auch jetzt viele Antichristen aufgetreten. Daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist. Diese Antichristen sind natürlich immer noch unterwegs.
Die letzte Stunde, von der Johannes hier spricht, ist inzwischen ungefähr zweitausend Jahre alt. Das wusste er damals natürlich nicht, aber wir wissen es heute.
Das Auftreten der Antichristen hat sich nicht verändert. Selbst wenn ihr euch nicht die Mühe macht, zu schauen, welche Strömungen gerade weltweit in der Christenheit unterwegs sind, gibt es viele komische Typen, die sich hinstellen und Dinge über Jesus behaupten, die nicht stimmen.
Es gibt sie am laufenden Band. Hunderte von Leuten auf dieser Welt behaupten, sie seien Christus, und scharen irgendwo eine Anhängerschaft um sich.
Es gibt sehr viele Strömungen und Sekten, die Dinge über Jesus behaupten, bei denen man nur den Kopf schütteln kann.
Die Zeugen Jehovas, die behaupten, Jesus sei der Erzengel Michael, sind nur ein Beispiel. Man könnte noch viele weitere anführen.
Über Jesus wird sehr viel Falsches gesagt. Das ist klar, weil die richtige Lehre über Jesus wichtig ist für meinen Glauben.
Rettender Glaube hat, grob gesprochen, drei Dinge, die dazugehören:
Erstens hat rettender Glaube einen klaren Start: Ich tue Buße, ich bekehre mich, ich fange an zu glauben.
Zweitens hat rettender Glaube den richtigen Inhalt: Ich glaube an Jesus. Und zwar nicht an einen Jesus, den ich mir selbst zusammenschustere, sondern an den Jesus, der wirklich ist.
Wenn ich nicht an diesen Jesus glaube, sondern an meinen selbstgebastelten Jesus, werde ich nicht gerettet. Das wäre so, als würde ich mit Charlie Brown an den großen Kürbis glauben.
Ich muss schon an den wahren Jesus glauben, damit ich gerettet werde.
Drittens muss zu einem rettenden Glauben neben dem Start und dem richtigen Inhalt auch noch das Glaubensleben dazukommen.
Diese drei Dinge zusammen bilden den rettenden Glauben ab.
Hier im Text geht es nun darum, dass Leute kommen und den Inhalt des rettenden Glaubens, also das, was ich über Jesus glauben sollte, angreifen.
Indem sie das tun, führen sie Menschen tatsächlich vom rettenden Glauben weg.
Die Gefahr von Abfall und die Bedeutung der Salbung durch den Heiligen Geist
Schauen wir uns das einmal genauer an. Diese Antichristen sind von uns ausgegangen. Sie waren also früher Gemeindeglieder, aber tatsächlich nicht von uns. Äußerlich gehörten sie dazu, innerlich jedoch nicht. Denn wenn sie wirklich von uns gewesen wären, wären sie bei uns geblieben. Echtes geistliches Leben zeigt sich durch ungeteilte Gemeinschaft mit den Gläubigen. Doch sie blieben nicht, damit offenbar wird, dass sie nicht von uns sind.
Das Problem, gegen das Johannes vorgeht, betrifft also Leute, die früher in der Gemeinde waren. Es sind keine Außenstehenden, die sagen: „Ich weiß gar nicht, was ihr hier macht“, sondern Menschen, die sagen: „Ja, ich war früher auch in der Gemeinde. Ich kenne das Brotbrechen, das Bibellesen, ich habe hier schon mit den Kindern Bibelverse gesungen. Klar kenne ich das alles.“ Das war positiv gemeint, so kam es mir jedenfalls vor.
Diese Leute kommen von innen heraus, sprechen geistliche Sprache und haben Erlebnisse mit Gott. Doch sie stellen sich hin und fangen an, falsche Dinge über Jesus zu sagen. Deshalb schreibt Johannes: „Und ihr habt diese Salbung von dem Heiligen.“ Ich weiß nicht, ob ihr die Elberfelder Bibel lest. Wenn ihr dort ein „und“ habt, könnte man es auch mit „aber“ übersetzen – das wäre an dieser Stelle etwas passender: „Aber ihr habt die Salbung von dem Heiligen.“ Der Heilige hier ist der Herr Jesus, und die Salbung ist der Heilige Geist.
Auf der einen Seite gibt es diese Antichristen, die falsche Lehren verbreiten, auf der anderen Seite gibt es uns, die wir von Jesus den Heiligen Geist empfangen haben. Dann heißt es: „Und ihr alle habt Wissen.“ Das ist wichtig, denn im Blick auf das Thema hier im Text – die Lehre von Christus, wer Jesus ist – ist es tatsächlich so, dass ein gläubiger Christ das, was er am Anfang seines Glaubenslebens gelernt hat, nicht noch einmal lernen muss.
Natürlich werdet ihr nicht alle hier nach vorne kommen und den ersten Johannesbrief predigen wollen. Aber wenn es darum geht, wer Jesus ist, sollte hoffentlich niemand im Raum sein, der nicht sofort sagen könnte, wer Jesus ist. Dieses Wissen über Jesus ist etwas, was der Heilige Geist in uns bewirkt und uns darüber überführt, bevor wir gerettet werden können.
Man kann sehr wohl gerettet sein, ohne 1. Johannes 2,20 zu verstehen. Aber man kann nicht gerettet werden, ohne zu verstehen, wer Jesus ist, was er für uns getan hat und was es bedeutet, an ihn zu glauben. Diese Kernbotschaften des christlichen Glaubens hören wir vielleicht von einem Prediger bei einer Evangelisationsveranstaltung. Doch dahinter wirkt der Heilige Geist, der uns das Verständnis schenkt.
Diese Botschaften werden uns von Gott durch den Heiligen Geist vermittelt und in uns bestätigt. So entsteht in uns ein Set von Wissen, wenn wir gläubig werden. Darum geht es hier: „Ihr alle habt Wissen“, dieses grundlegende Wissen über Jesus, nicht weil ihr es erlernt habt, sondern weil es Teil der lebendigen Begegnung mit Gott ist. Deshalb hast du dich bekehrt, weil du das verstanden hast. Woher kommt das? Es kommt direkt von Gott, denn er ist der, der uns überführt von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht – von Sünde, weil wir nicht an ihn glauben.
Der Geist Gottes sorgt dafür, dass wir verstehen, wie wichtig es ist, an Jesus richtig zu glauben. Das ist nichts, was ein evangelistischer Prediger in uns hervorbringt.
In Vers 21 heißt es weiter: „Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr die Wahrheit nicht kennt.“ Es geht hier um die Wahrheit über Jesus, die ihr gleich noch im Text sehen werdet. Jeder Gläubige hier im Raum kennt Jesus und kennt die Wahrheit über ihn. Johannes schreibt nicht, weil ihr die Wahrheit nicht kennt, sondern weil ihr sie kennt und wisst, dass keine Lüge aus der Wahrheit stammt.
Wer ist der Lügner? Das Thema wird deutlich: Wer ist der Lügner, wenn nicht derjenige, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Achtung, es sind Antichristen, über die Johannes redet. Sie gehen hinaus und sagen: Jesus ist nicht der Christus. Wer auch immer der Christ sein mag, Jesus ist es nicht.
Egal, was sie sonst über Jesus sagen – vielleicht, dass er ein guter Lehrer oder ein moralisches Vorbild ist, vielleicht nur der Erzengel Michael oder Ähnliches – sie werden eines nicht sagen: Jesus ist der Christus. Der Christus ist der im Alten Testament verheißene, gesalbte Gottes, der als König, Priester und Prophet auf die Erde kam, um uns von unseren Sünden zu retten. Wenn an die Stelle von Jesus etwas anderes tritt, etwa „Du brauchst Jesus plus meine Kirche“ oder „Jesus plus meine geistliche Erfahrung“, dann verleugnet man Jesus seiner Messiashaftigkeit.
Das ist der Beginn antichristlichen Gedankenguts: Wenn jemand sagt, Jesus ist nicht der Christus.
Das Problem bei der Christologie – und dazu schauen wir bitte kurz in den zweiten Johannesbrief –, im zweiten Johannesbrief, Kapitel 1, Vers 9, heißt es: „Wer weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht.“ Das ist das Antichristliche. Manche Menschen bauen auf das, was sie ursprünglich über Jesus gelernt haben, noch etwas drauf. Doch wenn man weitergeht und aufbaut, verliert man oft das Ursprüngliche.
Fortschritt ist nicht immer gut, vor allem nicht, wenn man dabei das Gute und Alte verliert. Wer nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht. Deshalb gehört zum rettenden Glauben eine saubere Christologie. Man braucht nicht nur einen Anfang im Glaubensleben, sondern auch die richtige Glaubenslehre.
Wenn im Zentrum deines Glaubens eine falsche Lehre über Jesus steht, kannst du nicht gerettet werden. Johannes schreibt, der Antichrist ist derjenige, der den Vater und den Sohn leugnet. Es gibt Gott den Vater und Gott den Sohn – immer nur im Doppelpack. Wer an der Person des Messias Abstriche macht und den Glauben an Jesus verliert, verliert auch den Vater.
Ich lese noch einmal 2. Johannes 1,9: „Wer weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht. Wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn.“ Das ist positiv. Wenn wir anfangen, Jesus falsch zu denken, verlieren wir die Beziehung zum Vater und zum Sohn.
In Vers 23 heißt es: „Wer den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht.“ Es geht nicht, gläubig zu sein und zu sagen: „Ich glaube an Gott, den Vater, aber mit dem Sohn kann ich nichts anfangen.“ Wer so eine Gottgläubigkeit hat, ist nicht wirklich gläubig. Denn man kann den einen nicht ohne den anderen haben.
Im geistlichen Leben gibt es Phasen: Manche fangen mit Gott dem Vater an und finden dann Jesus, andere beginnen mit Jesus und finden den Vater. Aber nach einiger Zeit sollte man das gesamte Paket von Gott verstanden und angenommen haben. Verantwortlich dafür ist der Heilige Geist, der uns in eine intakte Beziehung der Dreieinigkeit hineinführt.
In Vers 24 heißt es: „Was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch.“ Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Jeder von uns hat am Anfang seines Glaubenslebens die Grundlagen des Glaubens gelernt. Ich bitte euch, diese nie zu vergessen.
Das, was wir am Anfang gehört haben – hier geht es sehr stark darum, was wir über Jesus gehört haben, was verkündigt wurde und wo wir merkten: Ja, das stimmt. Es gibt eine innere Übereinstimmung zwischen unserer geistlichen Erfahrung, gerettet worden zu sein, und der Botschaft, die das bewirkt hat. Im Zentrum steht das Kreuz, Gott, der Fleisch wird und für unsere Schuld am Kreuz stirbt. Diese Botschaft rettet.
Dieses Fundament gilt es zu bewahren. Vielleicht denkt ihr: Das werde ich nie vergessen, das ist so tief drin. Wäre schön, aber dann bräuchten wir den Vers hier nicht. Er steht da: „Was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch.“ Leben ist lang, und das Gehirn vergesslich. Deshalb merkt euch diese Dinge und feiert sie immer wieder.
Es gibt einen Grund, warum Gott das Brotbrechen eingesetzt hat. Es dient nicht unserem Langzeitgedächtnis, sondern der Notwendigkeit, uns immer wieder daran zu erinnern, auf welchem Fundament wir stehen. Dieses Fundament hat Gott uns selbst überzeugt, und darauf fußt alles Relevante in unserem geistlichen Leben.
Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt – und nochmals: Es geht hier um die zentralen Aspekte unseres Glaubens, insbesondere um die Frage: Wer ist Jesus? – dann werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben. Unsere Gemeinschaft mit Gott hängt zutiefst davon ab, dass wir in seinem Wort bleiben.
Deshalb heißt es in Johannes 15,7: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben.“ Seht ihr die Parallele? Jesus fordert uns auf, in ihm zu bleiben und seine Worte in uns zu bewahren. Das bedeutet, sich immer wieder mit guter Lehre zu beschäftigen, die Bibel mit einem brennenden Herzen zu studieren und voller Freude zu sagen: „Ich mache große Beute, wenn ich die Bibel lese.“
Reserviert euch die Zeit, um über die Bibel nachzusinnen, gute Predigten zu hören und wirklich weiterzukommen, zu wachsen und zu verstehen. Das vertieft und stärkt langfristig unsere Beziehung zu Gott, zum Vater und zum Sohn.
Ich rede hier nicht von rein intellektuellem Wissen, das nur Fakten über die Bibel anhäuft – kopflastiges Wissen. Es geht darum, die Bibel mit dem Wunsch zu lesen, unser Leben zu verändern, Gott zu erkennen, wie er wirklich ist, und unser Leben in eine Beziehung zu bringen, die diesem Gott entspricht. So werden wir immer lebendiger, erfahren, was es bedeutet, dass Sünde aus unserem Leben verschwindet und der eigentliche Kern von uns zum Vorschein kommt, so wie Gott uns gedacht hat.
In Vers 25 heißt es: „Und dies ist die Verheißung, die er uns gegeben hat.“ Eine Verheißung ist zunächst ein Versprechen. Diese Verheißung ist das ewige Leben, eine Lebensqualität, die darauf beruht, dass wir die Wahrheit über Gott nicht verlieren.
Johannes schreibt: „Dies habe ich euch im Blick auf die geschrieben, die euch verführen. Und ihr, die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch.“ Das ist eine wunderbare Verheißung.
Im Alten Testament gab es den Heiligen Geist nur für einige wenige. Im Neuen Testament gehört der Heilige Geist jedoch jedem Gläubigen dazu. Deshalb ist es für uns ganz normal, dass wir ihn alle haben.
Hier geht es um die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt – bleibt in euch! Das ist erst einmal eine Zusicherung: Ihr habt den Heiligen Geist, ihr müsst euch keine Sorgen machen.
Weiter heißt es: „Und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand belehre.“ Gerade bei solchen Texten merke ich, wie dringend ich Belehrung brauche. Aber darum geht es hier nicht. Es geht darum, was der Heilige Geist euch am Anfang eures Glaubens über Jesus beigebracht hat.
Als ihr euch bekehrt habt, habt ihr verstanden, wer Jesus ist, dass er der Christus ist. Da muss jetzt niemand kommen und sagen: „Das ist gar nicht wahr.“ Ihr braucht wirklich keine neue Belehrung, weil ihr den Heiligen Geist habt, der euch das früher erklärt hat und der immer noch in euch ist.
Er kann euch immer noch deutlich machen, wer Jesus ist. Wir müssen uns nur darauf einlassen, auf das zu hören, was er uns sagen möchte.
Also: „Und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand belehre, sondern wie seine Salbung euch über alles belehrt.“ Die Salbung, der Heilige Geist, ist noch da, und das, was er uns am Anfang deutlich gemacht hat, möchte er immer noch deutlich machen.
Das betrifft zuerst das, was über Jesus gesagt wurde. „Wie seine Salbung euch über alles belehrt“ – so ist es wahr und keine Lüge.
Man könnte hier auch übersetzen „wie er euch belehrt hat“, das geht beides. Denn in Vers 28 geht es darum, dass Jesus offenbart wird. Das könnte hier schon mitschwingen. Aber bleiben wir bei „sie“, denn die meisten Bibeln übersetzen so.
Bleibt also in ihm! Halte fest, was du am Anfang deines Glaubens über Jesus gelernt hast. Wenn du dir da nicht sicher bist, geh ins Gebet, schau, was der Heilige Geist dir offenbart hat, und bleibe dabei.
Vers 28: „Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart wird – also wenn Jesus wiederkommt – Freimütigkeit haben.“
Freimütigkeit ist das Gegenteil von Ängstlichkeit. Wer freimütig ist, traut sich etwas und hat keine Angst. Johannes wünscht sich, dass wir Freimütigkeit haben, wenn Jesus wiederkommt.
Stell dir vor, Jesus kommt wieder, und du denkst: „Oh nein, das passt mir gerade gar nicht. Ich wollte noch das und das in Ordnung bringen.“ Das ist wie, wenn deine Frau früher nach Hause kommt, als du gedacht hast, und du noch nicht fertig bist mit dem Aufräumen.
So kann es auch sein, dass wir uns sagen: „Ich wollte eigentlich noch ein paar Dinge ändern, aber jetzt ist es zu spät.“ Dann ist das nicht freimütig.
Freimütigkeit bedeutet, sich hinzustellen und zu sagen: „Herr Jesus, ich weiß genau, wer du bist, und ich freue mich, dass du da bist. Ich habe nicht an dir gezweifelt, auch wenn andere komische Dinge über dich erzählt haben. Ich bin bei dem geblieben, was ich von Anfang an gelernt habe, und habe nicht daran gerüttelt.“
Das ist Freimütigkeit. Zu sagen: „Herr, ich habe es gut gemacht.“ Freimütigkeit haben heißt, nicht vor Jesus beschämt zu sein, wenn er wiederkommt.
Denn wenn Jesus wiederkommt, wird er unser Leben prüfen. Er wird sehen, wie wir gelebt haben. Es kann sein, dass er Dinge findet, bei denen er sagt: „Du bist schon lange gläubig, und du hast dich an dieser Stelle nicht verändert. Hast du nicht gelesen, dass das nicht zu einem Gläubigen passt?“
Dann ist man beschämt und denkt: „Das hätte ich besser machen können.“ Johannes wünscht sich, dass uns das nicht passiert.
Die Gefahr ist, dass man Glaubensgrundlagen leicht wegnehmen lässt, weil man nicht fest genug ist. Wenn Jesus wiederkommt, könnte man dann feststellen, dass man ein „Loser“ war, der nicht festgehalten hat, was er sollte.
Wir haben noch einen Punkt, und ich muss heute noch etwas weiterkommen, denn wir haben zum ersten Johannesbrief nur sieben Einheiten.
Das war jetzt relativ kompliziert mit den Antichristen und der Lehre von Christus und wie das alles zusammenhängt. Aber es ist total wichtig. Bitte unterschätzt nicht das Thema, dass Leute kommen und sagen: „Ich habe da eine Idee, wie man gerettet werden kann, und Jesus spielt dabei nicht die Hauptrolle.“
Derzeit driftet ein kompletter Zweig der evangelischen Kirche in die historisch-kritische Ecke ab. Das sind Leute, die sagen, sie wissen, wie man die Bibel auszulegen hat, und am Ende bleibt nichts von dem übrig, was die Bibel über Jesus sagt. Jesus wird nur noch als guter Mensch gesehen, der nicht für unsere Sünden gestorben ist, nicht wirklich auferstanden ist, und alle kommen sowieso in den Himmel.
Man fragt sich: Wie kommt man darauf? Man muss nur lange genug darüber nachdenken.
Wir schmunzeln darüber – aber schmunzelt nicht, weint! 15 bis 20 Millionen Christen in Deutschland gehören dieser Kirche an und haben das Evangelium nicht verstanden. Weint, betet für Erweckung unter Pastoren und Pfarrern. Bete dafür, dass Menschen wieder begreifen, was es heißt, gerettet zu werden.
Im Moment passiert das Gegenteil. Diese Strömung aus der evangelischen Kirche dringt in die evangelikale Szene ein und verwirrt Gläubige.
Vielleicht seid ihr noch auf der Insel der Glückseligen, und das seid ihr wirklich. Ich hoffe, ihr wisst das. Ihr gehört zu einer Gemeinde, die man noch mit Fug und Recht als bibeltreu bezeichnen kann, weil ihr ein Herz für die Bibel habt und Leidenschaft zeigt – und Freaks wie mich einladet.
Ja, ich bin ein Freak, das ist mir klar. Sich hinzustellen und zu sagen: „Ich lege das mal wörtlich aus, grammatikalisch exakt, ich habe Griechisch und Hebräisch gelernt, aber ich bleibe am Text dran.“ Das ist in Deutschland die Ausnahme.
Deshalb haben wir auf breiter Fläche Antichristen, die ihr Werk vollendet haben, und viele Christen in Deutschland wissen nicht mehr, wer Jesus ist und was er für sie getan hat.
Das zeigt sich auch daran, dass man immer wieder fragt: Was feiern wir eigentlich an Weihnachten? Schaut euch die Umfragen nicht an – da kommen die Tränen. Nur noch 30 Prozent der evangelischen Gläubigen wissen, was Weihnachten eigentlich bedeutet.
Bitte seid vorsichtig und glaubt mir: Der Teufel wird alles versuchen, euch diese feste Sicherheit zu nehmen: Wer ist Jesus, was habe ich in Jesus?
Man kann dir vieles wegnehmen. Du kannst andere Ansichten über das tausendjährige Reich haben, andere Meinungen über die vier apokalyptischen Reiter oder wann der Antichrist kommt. Das ist mir nicht egal. Aber wenn du im Zentrum deines Glaubens bei Jesus etwas wegnehmen lässt, dann bitte tu es nicht.
Bevor du jemandem nachläufst, der Dinge über Jesus sagt, die dir innerlich komisch vorkommen, schreib mir eine E-Mail. Gib mir die Chance, vorher kurz etwas zu deinem Leben zu sagen. Das wäre mir lieb.
So, wir haben die erste Hälfte des ersten Johannesbriefs geschafft. Wir starten jetzt den zweiten Durchgang. Johannes wird das, was er gesagt hat, noch einmal mit anderen Worten wiederholen.
1. Johannes 2,29 bis 5,13 ist der zweite große Block, überschrieben mit „Das Leben als Kinder Gottes“. Der erste Block von 1,5 bis 2,28 hieß „Das Leben im Licht“.
Jetzt geht es um das Leben als Kinder Gottes. Am Anfang des ersten Blocks wurde Gott als Licht vorgestellt: „Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm.“
Der Block „Das Leben als Kinder Gottes“ beginnt mit „Gott ist Vater“. Johannes gerät ins Schwärmen, und ich hoffe, dass wir durch seine Worte mindestens die Frage bekommen, ob wir in gleicher Weise schwärmen.
„Seht, welch eine Liebe, was für eine Qualität von Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen.“ Dahinter steckt die Idee, dass Gott uns auch hätte retten können, ohne uns zu seinen Kindern zu machen.
Wisst ihr das? Gott hätte sagen können: „Wenn ihr an mich glaubt, dann lebt ihr zweihundertfünfzig Jahre in Glückseligkeit.“ Das wäre doch eine Belohnung gewesen. Für siebzig Jahre Glauben auf der Erde dann zweihundertfünfzig Jahre Glückseligkeit – das hätte sich gelohnt.
Aber Gott sagt: Nein, ich möchte euch viel mehr schenken. Ich möchte euch eine Ewigkeit schenken, meine Natur, meine Nähe. Ich möchte euch in die Liebe hineinnehmen, die den Vater mit dem Sohn und dem Geist verbindet.
Ich möchte, dass ihr Teil dieser himmlischen Familie werdet – für alle Ewigkeit.
Das ist so viel mehr, dass Johannes völlig baff ist: „Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, welchen Grad von Liebe Gott investiert hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen – und wir sind es!“
Das scheint ihm so unglaublich, dass er es nochmal betonen muss: Wir sind es wirklich.
Eine Folge davon, dass wir mit Gott leben und seine Kinder sind, ist, dass die Welt uns nicht erkennt, weil sie Gott nicht erkannt hat.
Wenn Leute dich komisch finden, weil du so begeistert bist, Kind Gottes zu sein, oder dich auf einer Jahreswechsel-Freizeit mit dem ersten Johannesbrief beschäftigst, ist das kein Problem. Sie haben Gott nicht erkannt.
Wer den Geist Gottes nicht hat, muss das, was wir haben, mit komischen Augen ansehen und denken: „Ihr spinnt doch!“
Paulus sagt: Wir sind Narren um Christi willen. Du kommst da nicht raus. Du kannst dich noch so cool geben, irgendwann sagen die Leute: „Du hast echt eine kleine Klatsche.“ Und das stimmt.
Aus Sicht der Welt bist du ein Narr. Aber es gibt den Spruch: „Wer am Ende lacht, lacht am besten.“ Wir werden durchhalten, am Ende wird ausgezahlt. Aber heute kennt uns die Welt nicht.
Vers 2: „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden.“ Das heißt, wir warten darauf, dass Gott noch einmal in unser Leben eingreift.
Wir sind als Kinder Gottes noch sehr irdisch. Wir haben einen Körper, der noch nicht auferstanden ist, noch keinen Auferstehungsleib. In unserem Körper wohnt ein neues Herz, aber auch die Sünde. Das ist eine schwierige Kombination, die das Leben nicht immer leicht macht.
Wir machen Fehler, sind im Wachstumsprozess, vielleicht noch am Anfang und machen viele Fehler.
Geistliches Leben kann man sich vorstellen wie einen Blumentopf mit Erde und einem Samen darin. Der Same ist lebendig – das, was Gott in uns eingepflanzt hat.
Von außen sieht man den alten Blumentopf, aber innen ist echtes Leben. Das muss bewässert werden und wachsen.
Am Anfang sieht das noch mickrig aus, vielleicht ein kleines grünes Pflänzchen. Man denkt: So viel ist das noch nicht. Aber lass es wachsen, über Jahre und Jahrzehnte, und irgendwann wird der alte Blumentopf überwuchert vom Leben in dir.
Das Verrückte ist: Wenn du eine Weile gläubig bist und das geistliche Leben in dir wächst, während dein Körper verfällt, spürst du etwas von dem Potenzial, das Gott in dich gelegt hat.
Dieses Potenzial entfaltet sich endgültig erst im neuen Körper, im neuen Himmel und auf der neuen Erde, wo keine Sünde mehr ist, nur noch Gerechtigkeit.
Dafür sind wir gemacht.
Ich glaube, wir spüren alle, dass wir mehr Potenzial in uns tragen, als ein Leben zur Entfaltung bringt.
Es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden.
Gott wird uns irgendwann in der Ewigkeit freischalten, und dann wird unser ganzes Potenzial sichtbar werden – und das wird großartig.
Aber noch ist es nicht so weit. Noch können Leute über uns spotten und sagen: „Ha, woran ihr glaubt?“
Wir wissen: Wenn es offenbar wird, wenn Gott uns zu sich holt und das neue Leben in seiner ganzen Qualität beginnt, wenn die Erlösung des Leids stattgefunden hat (vgl. Römer 8), dann werden wir Jesus gleich sein.
Achtung: Ihr seid keine Götter! Das steht hier nicht.
Wir werden ihm gleich sein im Sinne von: So wie Jesus ein verherrlichter Mensch ist, werden wir verherrlichte Menschen sein. Wir werden seinen Charakter teilen und ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.
Du wirst Gott sehen. Und das kannst du nur, weil Gott dich vorher hundertprozentig passend gemacht hat für den Himmel, für diese Begegnung.
Im Alten Testament kennt ihr die Geschichte von Mose, der Gott sehen möchte. Gott sagt, das ist ein Problem, denn kein Mensch kann Gott sehen und leben. Also macht Gott folgendes: Mose darf in eine Felsspalte gehen, Gott hält seine Hand davor und Mose sieht Gottes Herrlichkeit nur aus der Ferne.
Mehr geht nicht.
Aber Gott macht uns passend in der Ewigkeit, damit wir ihn sehen können, wie er ist.
Wir werden ihm gleich sein.
Woher weiß ich das? Wenn Gott mich nicht passend gemacht hätte, könnte ich ihn nicht sehen. Aber ich werde ihn sehen, wie er ist. Also bin ich passend gemacht.
Ich habe diese Hoffnung.
Vers 3: „Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist.“
Wenn du sagst: Meine größte Hoffnung ist, einmal so zu sein wie Jesus – warum fängst du dann nicht heute damit an?
Manchmal verzweifle ich an jungen Menschen, die sagen: „Meine Hoffnung ist, mal das oder das zu tun.“ Ich denke dann, vielleicht kann ich helfen, ihr Ziel zu erreichen.
Ich frage sie: Was müsstest du heute tun, um das Ziel zu erreichen?
Wenn du die Hoffnung hast, mal den New York Marathon zu laufen, dann müsstest du heute anfangen, Schuhe kaufen und wenigstens ein, zwei Kilometer joggen.
Wenn du nur sagst: „Ich habe die Hoffnung“, aber nichts tust, dann hast du keine echte Hoffnung.
Wenn ich bei dir wohnen würde, würde ich irgendwann zu dir kommen und sagen: „Du hast keine Hoffnung, du hast nur eine fixe Idee, einen Spleen. Du kannst nicht richtig denken.“
Eine echte Hoffnung bewirkt heute etwas.
Johannes ist ganz klar: Wenn du die Hoffnung hast, Gott zu begegnen, wenn du sagst: „Ich werde ihm gleich sein, das ist mein Ziel“, aber heute nicht anfängst, wann denn dann? Morgen?
Ich habe mir das für morgen Abend überlegt – ja, viele haben gute Vorsätze fürs neue Jahr. Ehrlich?
Das war die Einleitung, der Einstieg in den zweiten großen Block.
Gott ist unser Vater im Himmel, wir sind seine Kinder, wir haben die Hoffnung, ihm zu begegnen.
Jetzt kommt 1. Johannes 3,4-10a, da werde ich mittendrin eine Pause machen.
Aufruf zum Wandel im Licht und Verständnis von Sünde
Wieder die erste Bedingung: Was war unsere erste Bedingung? Kann das noch mal jemand sagen vom ersten Block? Wandel im Licht beziehungsweise gib die Sünde auf. Das war so die generelle Überschrift: Gib die Sünde auf. Und dieses Thema „Gib die Sünde auf“ kommt jetzt noch einmal, und zwar auf eine Weise, die uns, wenn wir die griechische Sprache nicht verstehen, erst einmal ein bisschen wehtun kann. Denn hier stehen Dinge, bei denen du einfach nur sagen musst: Entschuldigung, das stimmt nicht.
Wir werden gleich lesen, dass jemand, der gläubig ist, nicht sündigt. Du sagst: „Doch, doch, Johannes, du hast das doch im ersten Kapitel geschrieben, dass jeder, der sagt, er tue keine Sünde, lügt. Was meinst du denn?“
Bevor ich jetzt den Text durchgehe, weil Paulus mit der Eigenart der griechischen Sprache spielt, muss ich euch etwas erklären. Ich hatte euch das schon mal gesagt: Die griechischen Verben, die „Tu-Worte“, können nicht nur eine Zeit ausdrücken, wann etwas geschieht, sondern auch, wie etwas geschieht.
Ich kann durch eine Form zum Ausdruck bringen, dass etwas in der Vergangenheit geschehen ist, zum Beispiel an einem bestimmten Punkt einmalig als Ereignis. Ich kann auch ausdrücken, dass etwas in der Vergangenheit passiert ist, aber das, was in der Vergangenheit passiert ist, heute noch präsent ist. Zum Beispiel: „Ich habe Jesus in der Vergangenheit gesehen, aber ich sehe ihn eigentlich heute noch vor meinen geistigen Augen.“
Und dann gibt es etwas, das im Griechischen den Präsens begleitet, die Präsenzgegenwartsform, zum Beispiel: „Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit.“ Ja, jeder, der die Sünde tut, tut es im Präsens. Das Präsens im Griechischen enthält die Idee, dass etwas immer wieder regelmäßig als Gewohnheit geschieht.
Es ist ganz wichtig, dass ihr das versteht: Wann immer du eine Präsensform im Griechischen hast, die ein echter Präsens ist, steckt dahinter nicht nur die Idee, dass es jetzt passiert, sondern dass es immer wieder regelmäßig als Gewohnheit geschieht.
Das ist wichtig bei Versen wie „Bittet, und es wird euch gegeben werden.“ Das bedeutet nämlich nicht: Falte einmal die Hände, schick das Gebet ab und dann ist gut. Es bedeutet: Bitte immer wieder, lass dich auf einen Bittenmarathon ein, bleib dran im Bitten, und dann wird dir gegeben werden. Versteht ihr den Unterschied?
Und das ist jetzt wichtig, dass wir das für diesen Text verstehen. An anderen Texten ist es „nice to have“, aber hier ist es richtig wichtig, sonst kommen gerade junge Gläubige in arge Schwierigkeiten, wenn sie auf der einen Seite in ihrem persönlichen Erleben mit Sünde kämpfen und da auch mittendrin stecken, vielleicht auch noch an der einen oder anderen Baustelle echt Not haben. Und dann kommt so ein Text daher und sagt: „Wenn du noch sündigst, bist du eigentlich nicht gläubig.“
Achtung: Es geht hier um das, was gewohnheitsmäßig als Ausdruck unserer Wahrheit aus uns herauskommt.
Jetzt gehen wir den Text durch. Also: „Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.“ Wer sündigt, übertritt die Gebote Gottes. Es kann sein, dass die Antichristen in ihrer Theologie dann einen Unterschied gemacht haben zwischen Sünde und Gesetzlosigkeit – wissen wir nicht genau. Was wir wissen, ist, was Jesus wollte, als er auf die Erde kam.
Ihr wisst, dass er geoffenbart worden ist. Jesus kam auf die Erde, damit er die Sünden wegnehme. Jesus kam wegen der Sünden. Er kam, weil Sünde auf der Erde war. Und er kam, um Sünden wegzunehmen, um für Sünden zu bezahlen, um das Problem Sünde zu lösen. Deswegen kam Jesus auf die Erde.
Und Sünde ist nicht in ihm. Also: Jesus, der kam wegen der Sünden, war selber kein Sünder, er war sündlos. Das zieht sich durch das gesamte Neue Testament. Es ist ein ganz wichtiger Punkt, den wir festhalten müssen: Jesus war ohne Sünde. Nur deshalb kann er überhaupt für unsere Sünde eintreten.
Und jetzt kommt so ein Satz: „Jeder, der in ihm bleibt“, also jeder, der gläubig ist, sündigt nicht. Und du merkst sofort: Das heißt, ich bin nur dann gläubig, wenn ich nicht sündige. Ja, aber bitte nehmt jetzt mit rein, was ich eben gesagt habe: Jeder, der in ihm bleibt, jeder, der wirklich gläubig ist, das ist jemand, der aus seiner innersten Natur heraus, also aus dem, was er eigentlich will und was ihn eigentlich ausmacht, nicht sündigt.
In seinem Leben gibt es Sünde, das haben wir in 1. Johannes Kapitel 1 deutlich gesehen, und es gibt Sünde, die wir bekennen müssen. Aber wenn du in dich hineinhörst und sagst: „Bin eigentlich ich das, der da sündigt?“, dann kann der Gläubige sagen: „Nein, das bin ich nicht, ich sündige nicht. Sündigen tut die Sünde in mir.“
Und ihr müsst jetzt an der Stelle Römer 7 heute Nachmittag noch mal lesen, wenn ihr da jetzt ein bisschen Probleme habt, das gleich zu verstehen. Paulus macht deutlich, dass in meinem Fleisch Sünde wohnt, und diese Sünde als eine eigenständige Macht, die mit mir nichts zu tun hat, sündigt beziehungsweise ich sündige, wenn ich mich auf diese Macht einlasse.
Aber ich merke die ganze Zeit, dass diese Sünde nicht ich bin, das ist etwas Fremdes neben mir. Deswegen will ich auch gar nicht sündigen. Ich, der neue Mensch, den Gott geschaffen hat (2. Korinther 5,17), wir sind eine neue Schöpfung. Der kann nicht sündigen, der will nicht sündigen, der hat ein neues Herz, das gereinigt ist.
Das heißt: Ich als Person, Jürgen Fischer, lebe in einem Körper, wo Sünde wohnt, und diese Sünde reizt mich dazu an, Dinge zu tun, für die ich mich schäme, die falsch sind und die ich bekennen muss. Aber ich will das eigentlich gar nicht. Und ich merke im Moment des Sündigens, dass ich das nicht will.
Vielleicht fühle ich mich fremdbestimmt und ein Stück getrieben, das zu tun. Das sind alte Gewohnheiten, die sich Bahn brechen, und ich weiß nicht recht, wie ich mich wehren soll. Mag alles sein, aber die ganze Zeit merke ich: Das bin nicht ich. Warum bin ich das nicht?
„Jeder, der in ihm bleibt, der gläubig ist, der sündigt nicht.“ Ich tue das nicht, ich will das nicht, das bin nicht ich. Jeder, der sündigt, der von Natur aus sagt: „Es ist mir doch scheißegal, ich mache einfach, wie ich Bock habe“, wer so lebt, der hat ihn nicht gesehen, noch ihn erkannt. Das ist der große Unterschied.
Wie sieht es in meinem Herzen aus? Wenn ich Gott erkannt habe und er mir ein neues Herz gibt, wenn mein Innerstes umgestaltet wird, wenn ich ein neuer Mensch bin, dann ist mein Kern sauber, und daran dürfen wir uns freuen, egal wie viel Sünde wir im Leben haben.
Kinder, niemand verführe euch: Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht. Also Jesus bringt das anders zum Ausdruck, er sagt, dass man einen faulen Baum an seinen Früchten erkennt. Das heißt: Wenn du faule Früchte bringst, bist du ein fauler Baum. Wenn du gute Früchte bringst, wenn du Gerechtigkeit tust, dann bist du gerecht.
„Wer Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie er gerecht ist.“ Leben ist relativ simpel. Schau dir dein Leben an und überleg dir: Was macht mich aus? Macht mich als Person aus, dass ich Gerechtigkeit tun will, auch wenn ich es nicht immer schaffe? Oder macht mich als Mensch aus, dass mir Gerechtigkeit eigentlich ziemlich egal ist, und na ja, damit die Gemeinde jetzt nicht herumschreit, halte ich mich halt auch so ein bisschen wenigstens oberflächlich an das eine oder andere Gebot?
Wer die Sünde tut, also der gewohnheitsmäßig darin lebt, das Böse zu tun, ist aus dem Teufel. Es geht ja um Vaterschaft. Entweder ist Gott unser Vater, dann hat er uns von neuem geboren, dann ist sein Geist und sein Leben in mir, dann werde ich mich gemäß dieses Lebens verhalten.
Oder aber der Teufel ist mein Vater, und der Teufel – das ist der, der von Anfang an sündigt. Solange wir mit dem Teufel zu tun haben, hat er es auf Sünde abgesehen. Aber hierzu ist der Sohn Gottes geoffenbart worden, damit er die Werke des Teufels vernichte.
Jeder Mensch startet als ein Untertan des Teufels, innerlich gefangen, das Böse zu tun, gebunden an seine eigene Lust und seine eigene Sündhaftigkeit, ohne dass er das vielleicht immer will, gezwungen zu einem Lebensstil, in dem Gott entehrt wird und keine Rolle spielt.
Und jetzt kommt Jesus und sagt: „Ich sehe dich. Ich sehe dich, wie du unter dem leidest, was der Teufel in deinem Leben anrichtet, und ich bin“, sagte Herr Jesus, „gekommen, die Werke des Teufels zu vernichten, diese Ketten, mit denen der Teufel Menschen an sich bindet, zu zerbrechen und uns neu hinzustellen als Kinder Gottes, die jetzt ein anderes Leben in sich tragen.“
Denkt immer an den Blumentopf: Am Anfang wird das neue Leben eingepflanzt, und am Anfang sieht man noch ganz viel Blumentopf. Man könnte denken, da ist doch gar nichts drin. Doch, gib dem Ganzen Zeit, gib ihm Zeit, bewässere es schön, wenn es grün wird, stell es ins Licht, und dann wird da was wachsen.
Und im Lauf der Jahre wird man sehen: Oh, das, was mich ausmacht, das ist dieses neue Leben und nicht mehr der alte Blumentopf. Und irgendwann wird jemand kommen und den alten Blumentopf völlig wegnehmen und mich umpflanzen, quasi auf eine neue Erde, und sagen: „Hier kannst du jetzt wirklich wachsen, hier ist jetzt richtig Platz für dich.“
„Jeder, der aus Gott geboren ist“ (Vers 9), jeder, der dieses neue Leben in sich trägt, der tut nicht Sünde. Und wie gesagt, du kannst erleben, dass du sündigst, aber das bist eigentlich nicht mehr du. Und in dem Moment, wo du über die Sünde heulst und denkst: „Wie konnte ich das tun?“, da spürst du, dieser Stich der Scham ist gleichzeitig auch ein Beleg dafür, dass nicht mehr du gesündigt hast, weil du das gar nicht wolltest.
Da ist was passiert in deinem Leben, was du doof findest, ja, und das müssen wir in Ordnung bringen, ja, aber das bist nicht du.
Deswegen eine Bitte: Wenn du mit Sünde kämpfst und du fällst und du weißt vielleicht nicht mehr vor Traurigkeit, was du tun sollst, ich sage dir, was du tust: Du tust gar nichts. Du gehst einfach zum Kreuz, okay? Und du schaust am Kreuz auf zu dem, der für deine Schuld bezahlt hat. Und du freust dich daran, dass du ein Kind Gottes bist. Mehr musst du erst mal nicht tun.
Tu eines bitte nicht: sündigen und dann zu Gott gehen und sagen: „So, Gott, jetzt kremple ich die Ärmel hoch und nächste Woche mache ich es doppelt gut.“ Das ist Mist, das wird nicht funktionieren.
Aber was funktioniert, ist, am Boden zu liegen, zum Kreuz zu robben und zu sagen: „Herr, ich habe es vermasselt, ich weiß auch nicht warum, das bin doch gar nicht ich. Ich schäme mich für das, was da passiert ist, ich weiß gar nicht, wie das passiert ist, ich finde es total doof, Herr, das entspricht gar nicht dem, was in mir drin ist. Das ist nicht das Leben, das du in mich hineingepflanzt hast, das ist irgendwie etwas ganz anderes, etwas Falsches, was nicht zu mir passt, es tut mir einfach leid.“
Und dann schau zum Kreuz und freu dich, freu dich daran, dass du Kind Gottes bist, freu dich an der Gnade, unter der wir stehen, an der Liebe, die in solchen Momenten spürbar ist.
Gott ist Vater, und zum biblischen Vaterbegriff gehört es, dass wir bedingungslos geliebt werden. Und das Wort „bedingungslos“ meint wirklich bedingungslos. Gott liebt dich nicht, weil du nicht sündigst oder eine gute Performance ablieferst. Gott liebt dich bedingungslos.
Wenn du sein Kind bist, dann steht er einhundert Prozent auf deiner Seite. Das haben wir wahrscheinlich nie von einem eigenen Vater auf der Erde so erleben können. Also ich habe es zumindest nicht erlebt, und viele haben das nicht erlebt. Aber bei Gott werden wir das erleben.
Gott macht uns neu, und wir können sagen: Das Neue kann nicht sündigen, denn sein Same bleibt in ihm, und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist. Es ist eine neue Natur in uns, und über die müssen wir uns freuen, bei aller Sünde.
Bitte macht Christsein nicht zu einer Religion des effektiven Sündenmanagements. Manchmal hat man das so, ja, ein guter Christ ist der, der möglichst gut mit Sünden umgehen kann. Ja, nein, nein, nein. Es geht um etwas ganz anderes.
Ja, wenn wir mit Jesus leben, schmeißen wir die Sünden aus unserem Leben raus, das habe ich jetzt ein paar Mal vorgelesen. Aber es geht um etwas ganz anderes: Es geht darum, dass wir uns an der Beziehung freuen, daran, Kinder Gottes zu sein.
Letzter Vers: „Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels. Jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus Gott.“
Und die Frage, mit der Johannes uns hier entlässt, ist die: Wenn du jetzt einfach mal kurz deinen Lebensschritt zurückgehst und dir die Frage stellst: Was passiert eigentlich in meinem Herzen, wenn ich sündige?
Ist da so eine Sehnsucht danach, nicht zu sündigen? Im ersten Durchlauf war das die Sehnsucht danach, mich ins Licht zu stellen, sündelos zu werden. Aber ist da auch dieses „Nee, das bin gar nicht ich“? Da ist was Fremdes, mit Sünde tritt eigentlich etwas total Fremdes in mein Leben hinein.
Oder sagst du: „Jürgen, ich habe keinen blassen Schimmer, wovon du redest. Also wenn ich sündige, ja, ich finde es doof und ich ärgere mich dann, weil ich dann, was weiß ich, da gibt es bestimmte Folgen von Sünde, die sind schon unangenehm, ja, aber eigentlich ist mir das ziemlich egal, es lässt mich auch relativ kalt. Es bedrückt mich auch nicht, zu sündigen, groß.“
Es bedrückt mich, dass meine Sünde vielleicht anderen Leuten Schaden zufügt oder dass ich dann mit jemandem Streit habe oder dass ich vielleicht in der Gemeinde zurechtgewiesen werde. Das bedrückt mich schon, aber so die Sünde selber in mir drin bedrückt mich eigentlich nicht.
Wenn du so empfindest, dann bist du nicht gläubig. Aber wenn du sagst: „Mich bedrückt das und ich würde gerne anders leben, ich kriege es noch nicht hin“, dann bist du gläubig. So einfach ist Christsein.
Ich kann für euch den Test nicht machen, aber du kannst den Test jetzt machen. Du kannst dir die Frage stellen, das waren die zwei Punkte: Wie sieht es aus mit meinem Glauben über Jesus? Glaube ich wirklich an Jesus, an das, wer Jesus ist, der Ursprüngliche, die Originalversion? Und bin ich jemand, der eigentlich nicht mehr sündigen kann, wo ich merke, dass es nicht mehr meins, null, null und nichtig ist, nicht mehr meins?
Wenn du in beiden Fällen sagst: „Jo, ist so, na super“, dann bist du Christ. Das war’s.