
Studienreihe über biblische Lehren von Doktor Martin Lloyd-Jones
Band eins: Gott der Vater
Kapitel acht: Die Namen Gottes und die heilige Dreieinigkeit
Wir haben gerade über die sogenannten moralischen oder übertragbaren Eigenschaften Gottes nachgedacht. Dabei wurde uns bewusst, dass es sich nicht nur um eine rein intellektuelle oder theoretische Beschäftigung handelt. Dennoch ist es notwendig, sich damit auseinanderzusetzen, um Gott zu erkennen, ihn in Wahrheit anzubeten, mit ihm Gemeinschaft zu haben und durch ihn gesegnet zu werden.
Obwohl wir es mit einer sehr anspruchsvollen Lehre zu tun haben, verfolgen unsere Betrachtungen ein praktisches Ziel. Die gesamte Kirchengeschichte zeigt uns deutlich, dass der Grund, warum Irrtümer, Irrlehren und große Bedrängnis ihren Weg in das Leben einzelner Christen und in die Gemeinde als Ganzes gefunden haben, darin liegt, dass man einen Teil dessen, was die Bibel lehrt – beziehungsweise einen Teil der Offenbarung, die diese großen Lehren betrifft – ignoriert hat.
Darum versuchen wir die ganze Zeit, zwei wichtige Dinge zusammenzuhalten. Wir wollen Gott erkennen, ja, aber es geht nicht nur darum, nach Erkenntnis zu streben. Es geht auch darum, in Einklang mit ihm und seinem Plan für unser Leben zu leben.
Wir erinnern uns auch daran, dass wir, um Gott zu erkennen, völlig abhängig sind von seiner Selbstoffenbarung. Das nächste, was wir an dieser Stelle sagen müssen, ist: Gott hat uns die Wahrheit über sich selbst und seine Eigenschaften auf eine ganz besondere Weise vermittelt, indem er sich selbst spezielle Namen gegeben hat.
So kommen wir nun zum nächsten Thema: den Namen Gottes. Man kann die Bibel nicht lesen, ohne festzustellen, dass Gott sich selbst bestimmte Namen gegeben hat. Die Absicht dieser Namen ist es, einen oder mehrere Aspekte des Wesens Gottes, seines Charakters, zu betonen.
Wir können daher die Namen Gottes als etwas ansehen, das die Eigenschaften Gottes noch genauer definiert. Der Name steht immer für den Charakter. Oft sagen wir über jemanden, er habe einen sehr guten Namen. Vielleicht denken wir dabei an einen Arzt oder einen Juristen. Mit dieser Redewendung drücken wir aus, dass die Person in ihrem Beruf einen guten Ruf hat. Sie besitzt bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten, die uns gefallen.
Ein guter Name steht deshalb für die Person, für das, was die Person eigentlich ist – für ihren Charakter, ihre Neigungen und guten Eigenschaften. Wenn man nun beim Lesen der Bibel auf die Namen stößt, die für Gott gebraucht werden, stellt man durchweg fest, dass sie genau diesem Zweck dienen. Man wird auch bemerken, dass die Bibel von bestimmten Personen berichtet, die Gott nach seinem Namen fragen.
Eine bekannte Begebenheit in diesem Zusammenhang ist, wie Jakob in dieser schicksalhaften Nacht bei Pnuel Gott begegnet, als er in sein eigenes Land zurückzog. Er war ein reicher Mann geworden, alles schien perfekt, und doch gab es eine große Schwierigkeit. Er wusste, dass sein Bruder Esau unterwegs war, um ihn zu treffen. Jakob erinnerte sich an seine Sünde gegenüber Esau und fürchtete sich.
Also schickte er seine Frauen und seine Güter über den Fluss und blieb allein auf der anderen Seite zurück. Plötzlich begann ein Mann mit ihm zu kämpfen, und Jakob merkte, dass hier etwas sehr Ungewöhnliches vor sich ging. Er war sich bewusst, dass etwas Göttliches darin lag. So sagte er zu der Person, mit der er kämpfte: „Teile mir doch deinen Namen mit!“ Damit meinte er: „Wer bist du? Sag mir die Wahrheit über dich selbst!“
Jakob hatte den Eindruck, dass er es mit einer ungewöhnlichen Person zu tun hatte. Er wollte es genau wissen. Dass der Name Gottes für den Charakter Gottes steht, zeigt sich auch in Psalm 22, Vers 23: „Verkündigen will ich deinen Namen meinen Brüdern.“
Im Neuen Testament hat unser Herr noch vor seinem Tod den gewaltigen Anspruch erhoben: „Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast“ (Johannes 17,6). Später sagt er: „Ich habe ihnen deinen Namen kundgemacht“ (Vers 26).
Den Namen Gottes zu verkünden heißt, die Wahrheit über Gott mitzuteilen. Es bedeutet, die große Wahrheit über Gottes Wesen so zu vermitteln, dass sie Männer und Frauen begreifen und verstehen können.
Lassen Sie uns einige der Namen, die Gott in der Bibel zugeschrieben werden, samt ihrer Bedeutung zur Kenntnis nehmen.
Zuallererst ist da der Name „El“. Er bedeutet „der Erste“, „der Oberste“. Dieser Name beinhaltet die Vorstellung von Kraft, Stärke und Mächtigkeit. Der nächste Name ist „Elohim“, eine Pluralform. Auch dieser Name vermittelt, dass Gott jemand ist, der zu fürchten ist – so wie man jemanden fürchtet, der stark ist. Diesen Namen gebraucht Gott in der Regel, wenn er von sich als dem Schöpfer spricht.
Der nächste Name ist „Elyon“, was „der Hohe und Erhöhte“ bedeutet. Sie sehen, jeder dieser Namen sagt uns etwas ganz Besonderes über Gott. So wie er im jeweiligen Kontext gebraucht wird, soll er einen bestimmten Eindruck hinsichtlich der Person und Persönlichkeit Gottes vermitteln.
Dann gibt es den wunderbaren Namen „Adonai“, der so viel bedeutet wie „allmächtiger Herr“. Er bezeichnet den Herrscher, dem alles unterworfen ist und dessen Diener wir Menschen sind. Deshalb wird dieser Name häufig von Gott gebraucht, wenn er die Kinder Israels anspricht.
Alle diese Namen beschreiben Gott als einen transzendenten Gott – groß, erhaben, mächtig und erhöht in seiner Herrlichkeit. Doch Gott sei Dank hat er es nicht dabei belassen. Denn Gott selbst hat sich verschiedene andere Namen gegeben, deren Aufgabe es ist, die Beziehung dieses erhabenen, ewigen, allmächtigen Wesens zu seinen Geschöpfen und zu seiner Schöpfung aufzuzeigen.
Zum Beispiel ist da der Begriff „Schaddai“. Dieser beschreibt Gott als den, der alle Macht im Himmel und auf der Erde hat, vor allem aber als den, der sie alle unterwirft und dem Werk seiner Gnade dienstbar macht. Begreifen Sie, wie wichtig das ist? Dieser Name beschreibt Gott in seiner Macht über die Elemente, über Natur und Schöpfung. Ja, aber eben nicht allein seine Macht.
Er betont im Besonderen Gottes Kontrolle über diese Dinge, damit sie seiner Gnade und Barmherzigkeit dienen und seinem Plan für uns Menschen. Zum Beispiel kontrolliert er den Wind, den Regen und den Schnee, damit wir zu essen haben. Das ist die Bedeutung von „Schaddai“.
Bei weitem der wichtigste und aussagekräftigste Name ist jedoch der Name „Jahwe“. Er überragt alle anderen. Dieser, so sagt die Bibel uns selbst, ist der bedeutendste Name von allen. Er sagt aus, dass Gott sich selbst als „ich bin, der ich bin“ beschreibt. Sie können es auch mit „Ich werde sein, der ich sein werde“ übersetzen. Beides ist richtig.
Der Name betont daher Gottes Unwandelbarkeit, und zwar besonders seine Unwandelbarkeit in Beziehung zu seinem Volk. Wir stellen uns das vielleicht am besten so vor: Der Name trägt die Bedeutung, dass Gott, der in sich selbst existierende ist – „ich bin, der ich bin“, „ich werde sein, der ich sein werde“ – sich trotz allem seinem Volk gegenüber offenbart. Er vereint beide Vorstellungen in sich.
Man könnte den Namen „Jahwe“ daher auch als den großen Bundesnamen Gottes bezeichnen. Die Bibel sagt, dass Gott mit seinem Volk Bündnisse eingegangen ist. Er schloss einen Bund mit Abraham, einen Bund mit Noah und einen Bund mit seinem eigenen Sohn.
Gott ist ein Gott, der Bündnisse schließt. Er verspricht und verpflichtet sich, bestimmte Dinge zu tun. Sie werden feststellen, dass er, wenn er solches tut, sich selbst mit dem Namen „Jahwe“ beschreibt. Was für eine wunderbare Vorstellung das ist! Dieses allmächtige Wesen, das wir anbeten, welches in sich selbst existiert, entschließt sich dennoch, sich uns sterblichen Geschöpfen, die er ins Dasein gerufen hat, zu offenbaren und sich für alle sichtbar an uns zu binden.
Diesem einzigartigen Namen „Jahwe“, welcher in vielen Bibelübersetzungen mit „Der Herr“ wiedergegeben wird, werden in der Bibel oft noch andere Begriffe beigegeben, die Gott noch näher beschreiben.
Nehmen Sie beispielsweise den Namen „Jahwe Zebaoth“ – „Herr der Herrscharen“ (1. Samuel 1,3). Über die Bedeutung des Begriffs „Zebaoth“ ist viel diskutiert worden. Manche sagen, die Sterne des Himmels seien gemeint, andere die Armeen Israels.
Ich denke jedoch – und es ist wahrscheinlicher –, wenn wir davon ausgehen, dass sich „Herr der Herrscharen“, „Jahwe der Zebaoth“ auf die Engel bezieht. Er ist der Allmächtige, der in sich selbst existierende, welcher der Herr ist über alle Herrscharen der Engel.
Dann ist da der großartige Name „Jahwe Jireh“. Diesen Namen nannte Gott Abraham, als dieser seinen Sohn Isaak opfern sollte. Das für das Opfer benötigte Tier, der Widder, befand sich im Gestrüpp, und Abraham sprach diesen Namen „Jahwe Jireh“ aus, was bedeutet „Der Herr wird es sehen“ (1. Mose 22,14).
Dann nannte sich Gott auch Mose gegenüber mit einem besonderen Namen, direkt nach dem Auszug aus Ägypten: „Jahwe Rophe“ – „der Herr, der heilt“. Nachdem Gott das bittere Wasser von Mara süß gemacht hatte, sagte er zum Volk: „Wenn du willig auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst und tust, was in seinen Augen recht ist, seinen Geboten gehorchst und alle seine Ordnungen hältst, dann werde ich dir keine der Krankheiten auferlegen, die ich den Ägyptern auferlegt habe; denn ich bin der Herr, der dich heilt“ (2. Mose 15,26).
Der nächste Name ist „Jahwe Nissi“ – „der Herr, mein Feldzeichen“. Die Kinder Israels hatten gegen den Feind gekämpft, und Gott erinnerte sie daran, dass er mit ihnen war und mit ihnen sein würde. Er würde ihr Feldzeichen sein, unter welchem sie überwinden und siegen würden (2. Mose 17,15).
Der Name, unter welchem Gott sich Gideon offenbarte, war „Jahwe Shalom“. Wir finden ihn im Buch Richter, Kapitel 6, Vers 24. Er bedeutet „Der Herr sendet Frieden“, „Der Herr, unser Friede“. Und wahrlich, er ist der Gott des Friedens. Als Gott des Friedens holte er unseren Herrn Jesus, den großen Hirten der Schafe, von den Toten (Hebräer 13,20). Aber er hatte sich schon vor langer Zeit, in den gesetzlosen Tagen der Richter, als der Herr des Friedens offenbart.
Dann haben wir da einen sehr schönen Namen im Psalm 23: „Der Herr, mein Hirte“, „Jahwe Rohé“ – „der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“. Und in Jeremia 23,6 finden Sie „Jahwe Zedekenu“ – „Der Herr, unsere Gerechtigkeit“. In manchen Bibelübersetzungen steht dieser Name in Großbuchstaben: „Der Herr, unsere Gerechtigkeit“.
Und dann ebenfalls „Jahwe Schammah“ – „Der Herr ist gegenwärtig“, wie zum Beispiel in Hesekiel 48,35: „Hier ist der Herr“.
Sie sehen also, dass jeder dieser Namen eine sehr wichtige und wunderbare Bedeutung in sich trägt, voller Ermutigung und Trost.
Die Aufgabe der Verkündigung und Auslegung der Bibel ist es nun, uns diese Namen Gottes samt ihrer Bedeutung und Ausdrucksstärke nahezubringen.
Wie unser Herr selbst sagte: „Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast.“ Er hatte Gott in der Fülle seiner Eigenschaften offenbart. Er hatte seine Nachfolger gelehrt, wie sie über Gott denken sollen und wie sie ihn erkennen können.
Er hatte ihnen gezeigt, dass man sich Gott nicht als undefinierbare Energie vorstellen darf. Nein, Gott ist ein personales Wesen. Als Person handelt und offenbart er sich selbst. Durch die Namen, die Gott sich selbst gibt, teilt er uns die wunderbare Wahrheit über sich mit.
Wenn wir Gott kennenlernen, so wie er sich in der Bedeutung dieser Namen offenbart, werden wir Frieden, Trost und Freude im Glauben finden. Unser Problem ist, dass wir glauben, es sei ausreichend, Gott zu predigen, ohne uns die Mühe zu machen, alles herauszufinden, was er uns über sich selbst offenbart hat.
Aber Gott hat uns all diese Offenbarung über sich selbst gegeben. Und schließlich hat er sich zum guten Schluss auch in der Person seines Sohnes offenbart, dem der Name über allen Namen gegeben ist: Herr. Er ist Immanuel, Gott mit uns, der mächtige Herrscher, der ewige Gott, der zu uns heruntergekommen ist, hinein in unsere Zeit.
Es tut mir leid, dass ich jetzt das Thema der Namen Gottes verlassen muss. Doch wenn wir unsere Bibel lesen und über diese Namen nachdenken, werden wir feststellen, dass sie uns viel Wertvolles zu lehren haben. Manchmal ist uns das kaum bewusst, und wir verarmen dadurch in unserer Gotteserfahrung.
Doch nun, nachdem ich dies gesagt habe, möchte ich zu dem kommen, was viele als den größten, entscheidendsten und wichtigsten Aspekt dieser erhabenen Lehre über Gott ansehen. Gemeint ist natürlich die Lehre von der Heiligen Trinität, der Dreieinigkeit.
Wenn man die Bibel nach diesem Wort durchsucht, stellt man fest, dass es nicht eine einzige ausdrückliche Formulierung dieser Lehre gibt. Nirgendwo in der Bibel finden wir die Aussage, dass Gott drei Personen ist: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Aber Hinweise auf die Lehre der Dreieinigkeit finden wir, wie wir noch sehen werden, im Alten wie auch im Neuen Testament. Doch bevor ich Ihnen den Beweis dafür liefere, lassen Sie mich bestimmte Punkte klarstellen, die in dieser Hinsicht von entscheidender Wichtigkeit sind.
Die Lehre von der Dreieinigkeit besagt nicht, dass es drei Götter gibt, was man Tritheismus nennt. Diese verneinende Aussage müssen wir machen, weil Unitarier Christen immer wieder vorwerfen, an drei Götter zu glauben. Sie sagen: Ihr nennt uns Unitarier, wir nennen euch Tritheisten mit eurer Lehre von Vater, Sohn und Geist. Ihr sprecht in Wirklichkeit über drei Götter.
Wir aber lehnen den Tritheismus komplett ab. Die besondere Betonung des ganzen Alten Testaments ist, dass es nur einen wahren und lebendigen Gott gibt. Wir lesen: „Höre, Israel, Jahwe unser Gott, Jahwe ist einzig“ (5. Mose 6,4).
Diese Botschaft wurde den Kindern Israels immer wieder und wieder gepredigt. Und das war absolut wesentlich, denn die Kinder Israels waren die einzige Nation in der Welt, der diese Information und dieses Wissen gegeben worden ist. Sie waren umgeben von Nationen, die an eine Vielfalt von Göttern glaubten.
Das Problem zur Zeit des Alten Testaments war das Problem des Polytheismus. Menschen glaubten an verschiedene Götter – Götter für Kriege, für den Frieden usw., an Baal, Aschera, Jupiter, Mars, Merkur – an all diese verschiedenen Götter. Die Aufgabe der Kinder Israels war es im Wesentlichen, die Einheit Gottes und die Tatsache, dass es nur einen einzigen Gott gibt, zu verkündigen.
Unser Herr sagte im Grunde dasselbe, als er die Worte „Ich und der Vater sind eins“ gebrauchte. Nicht zwei. Dasselbe bringt Jakobus zum Ausdruck, wenn er schreibt: „Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht“ (Jakobus 2,19).
Wenn wir also diese großartige und heilige Lehre der Dreieinigkeit betrachten, ob wir nun letztlich verstehen, was wir sagen oder nicht, dann müssen wir beständig darauf hinweisen, dass wir nicht an drei Götter glauben. Es gibt nur einen Gott.
Zweitens stelle ich folgende Behauptung auf: Während Gott in seiner innersten Natur eins ist, existiert er nichtsdestoweniger als drei Personen.
Nun sind wir schon in Schwierigkeiten, nicht wahr? Sie werden mich an dieser Stelle doch sicher fragen wollen: Wollen Sie sagen, dass es sich um drei Personen handelt, die in ihrem Sein unterschiedlich sind? Wenn ja, dann müssten es drei Götter sein.
Meine Antwort darauf ist: Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. Mehr kann man vielleicht auch nicht sagen. Die Schwierigkeit liegt einmal mehr in der Unzulänglichkeit der Sprache. Wir müssen von Personen sprechen, weil wir uns keine höhere Kategorie als Personen vorstellen können.
Und wenn wir an Personen denken, dann denken wir an Individuen, und wir trennen sie voneinander. Wenn aber die Bibel diese Ausdrücke benutzt, dann meint sie offenkundig etwas anderes. Ich gebe nicht vor, das alles zu verstehen. Niemand versteht es. Die klügsten Köpfe der Kirche haben durch die Jahrhunderte hindurch damit gerungen und versucht, die Trinitätslehre zu erklären, aber sie konnten sie nicht vollständig erfassen.
Sie vermochten nicht, über das hinauszugehen, was wir heute tun. Sie sagen, dass Gott einer ist und dass er, obwohl er einer ist, in seinem innersten Wesen in drei Personen existiert.
Ich will Sie an dieser Stelle auf die Aussage des bekannten Westminster-Bekenntnisses von 1647 hinsichtlich dieser Lehre hinweisen. In Kapitel 2, Absatz 3 lesen wir: „In der Einheit der Gottheit sind drei Personen von einem Wesen, einer Macht und Ewigkeit: Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist.“
Ich möchte Ihnen sehr empfehlen, sich eine Ausgabe des Westminster-Bekenntnisses zu kaufen. Sie werden dort mehrere solcher großartigen Definitionen in sehr verständlicher Form vorfinden.
Wie dem auch sei, das ist alles, was dieses Bekenntnis über die großartige Lehre der Dreieinigkeit sagt. Ich will es so ausdrücken: Der Vater ist Gott, der Sohn ist ebenfalls Gott. Nicht zwei Götter, sondern derselbe Gott im Wesen, dasselbe ewige Wesen ist Vater und Sohn. Wir müssen dies sagen.
Der erste Vers im ersten Kapitel des Johannesevangeliums drängt uns dazu: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Das erscheint widersprüchlich, aber es ist wahr.
Genau das versuche ich zu sagen: Das Wort ist Gott, so wie der Vater Gott ist, und doch gibt es nicht zwei Götter, es gibt nur eine Gottheit.
Ich weise Sie erneut darauf hin, dass unser Herr sagte: „Ich und mein Vater sind eins.“ Wir sehen auch, wie der Apostel Paulus sagt: „Christus, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit“ (Römer 9,5).
In Kolosser 2,9 sagt er: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“ Dann wiederum wird uns in Titus 2,13 gesagt, dass wir „die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“ erwarten sollen.
Jesus Christus ist Gott. Nicht nur der Vater ist Gott, auch der Sohn ist Gott. Es gibt unmissverständliche Aussagen darüber.
Aber das ist nicht alles. Man kann die Evangelien nicht lesen, ohne zu erkennen, dass dem Herrn Jesus Christus Eigenschaften zugeschrieben werden, die nur Gott zugeschrieben werden können.
Nehmen Sie zum Beispiel seine Ewigkeit: „Ehe Abraham war, bin ich.“ Er zögert nicht, dies zu sagen. Außerdem haben wir seine Heiligkeit und sein Leben. Unser Herr sagt: „Denn wie der Vater Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, Leben zu haben in sich selbst.“ Er sagt außerdem: „Wie du ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, dass er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe.“ Dies trifft jedoch nur auf Gott zu.
Oder denken Sie an seine Unveränderlichkeit: „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.“ Sie werden sich erinnern, dass wir darüber nachgedacht haben, als wir die Eigenschaften Gottes betrachteten.
Das Nächste ist seine Allmacht: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden“ (Matthäus 28,18). Nichts ist ihm unmöglich.
Dann seine Allgegenwart: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ (Matthäus 28,20).
Seine Allwissenheit: Jesus wusste alles, nichts war vor ihm verborgen. Er wusste, was in einer Person vorging, und brauchte es nicht, dass es ihm jemand sagte (Johannes 2,25). Er kannte die Gedanken der Menschen. Er konnte zu Nathanael sagen: „Als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich“ (Johannes 1,48). Er konnte die innersten Gedanken und Phantasien von Männern und Frauen lesen.
Durch ihn wurden alle Dinge erschaffen, durch ihn wurde alles geschaffen. Er hat das Recht, zu richten, so teilte er uns mit (Johannes 5,27), und er wird der Richter sein.
Sie sehen also, dass ihm die Eigenschaften der Göttlichkeit und Gottheit uneingeschränkt zugeschrieben werden. Daher sagen wir, dass der Vater Gott ist, und wir sagen, dass der Sohn Gott ist. Aber ebenso müssen wir sagen, dass der Heilige Geist Gott ist.
Erinnern Sie sich an die schrecklichen Worte, die Petrus zu Ananias und Saphira sprach? Er sagte: „Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen hast? Nicht Menschen hast du belogen, sondern Gott“ (Apostelgeschichte 5,3-4). Du hast den Heiligen Geist belogen, sagte er, und weil du den Heiligen Geist belogen hast, hast du Gott belogen.
Dann wird uns im Neuen Testament von der Sünde gegen den Heiligen Geist berichtet. Unser Herr sagt: „Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung des Geistes wird den Menschen nicht vergeben werden“ (Matthäus 12,31). Dieselbe Aussage finden Sie in den Parallelstellen.
Außerdem haben wir die Taufformel am Ende des Matthäusevangeliums, in der er diese tauft „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Matthäus 28,19).
Und der apostolische Segen lautet: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch“ (2. Korinther 13,13).
Sie sehen also, die Bibel behauptet, dass der Heilige Geist Gott ist, ebenso wie der Vater und der Sohn.
Es gibt viele weitere Beispiele, in denen die drei Personen der Gottheit aufeinander hinweisen. Unser Herr spricht von einem anderen Beistand, den er und der Vater senden würden (Johannes 14,16 usw.).
Manche haben versucht, die heilige Dreieinigkeit zu leugnen, indem sie behaupten, es gäbe nicht drei Personen, sondern nur eine Person. Sie sagen, es gebe nur einen Gott, der sich auf verschiedene Weise offenbare: Einmal als Vater, ein anderes Mal als Sohn und dann wieder als Heiliger Geist. Die Bibel weist diese Auffassung jedoch zurück.
Vater, Sohn und Heiliger Geist sind keine bloßen Erscheinungsformen, in denen sich Gott zeigt. Nein, es gibt drei Personen in der Gottheit. Diese Personen weisen aufeinander hin. Christus sprach über die anderen, bezog sich auf sie und meinte damit nicht sich selbst, sondern die anderen Personen der heiligen Trinität.
Deshalb lehnen wir jede Lehre ab, die behauptet, es gäbe nur einen Gott, der sich nur selbst verschiedenartig zeigt. Darüber hinaus lässt sich dies schlüssig beweisen, denn die Bibel nennt alle drei Personen in einem Atemzug.
Zum Beispiel werden bei der Ankündigung der Geburt Jesu an die Jungfrau Maria die drei Personen erwähnt: die Kraft Gottes, die Kraft des Geistes und die Kraft des Sohnes, der geboren werden würde (Lukas 1,26-38).
Ein weiteres Beispiel ist die Taufe Jesu. Als der Sohn im Fluss stand, kam der Heilige Geist in Form einer Taube auf ihn herab, und die Stimme Gottes, des Vaters, sagte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ (Matthäus 3,13-17).
Studieren Sie in diesem Zusammenhang einmal sehr sorgfältig die Kapitel 14, 15 und 16 des Johannesevangeliums. In Johannes 15,26 kommt dies wunderbar zum Ausdruck: „Wenn der Beistand gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, den Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird er von mir Zeugnis geben.“ Hier spricht der Sohn über den Beistand, den der Vater senden wird.
Ich möchte Sie auch an die Taufformel und den apostolischen Segen erinnern.
Selbst im Alten Testament wird viel über den Heiligen Geist und den Sohn gelehrt. Man würde jedoch nicht erwarten, dass die Lehre von der Dreieinigkeit dort ebenso klar dargestellt wird wie im Neuen Testament. Dies liegt, wie bereits erwähnt, an der ständigen Bedrohung durch den Polytheismus.
Außerdem konnte es zweifellos keine vollständige oder ausdrückliche Lehre von der Dreieinigkeit geben, solange der Sohn noch nicht Mensch geworden war und bevor er nicht den Heiligen Geist gesandt hatte. Erst dann hatten wir die Möglichkeit, diese Lehre zu empfangen. Selbst heute ist sie, wie wir bemerkt haben, eine heilige, geheimnisvolle und schwer zu verstehende Lehre.
Dennoch finden wir Hinweise auf die Dreieinigkeit auch schon im Alten Testament. Im allerersten Kapitel des ersten Buches Mose kann man die Lehre der Dreieinigkeit deutlich erkennen, wenn man danach sucht. Nehmen wir den Namen Gottes, Elohim. Dieser Name steht im Plural. Gott spricht von sich selbst in der Mehrzahl.
Denken Sie an das, was er über die Schöpfung des Menschen in 1. Mose 1,26 sagt: „Lasst uns Menschen machen in unserm Bild.“ Warum „uns“? Dafür gibt es nur eine angemessene Erklärung: Es handelt sich um die heilige Dreieinigkeit.
Nachdem der Mensch gesündigt hatte, heißt es in 1. Mose 3,22 über ihn: „Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns.“ Ebenso lesen wir in 1. Mose 11,7 im Zusammenhang mit dem Turmbau zu Babel: „Wohl an, lasst uns herabfahren und dort ihre Sprache verwirren.“ Oder schlagen Sie Jesaja 6,8 auf: „Und ich hörte die Stimme des Herrn, der sprach: Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?“
Diese Ausdrucksweisen lassen auf die Dreieinigkeit schließen. Man erinnert sich auch an den Engel des Herrn, auf den es viele Hinweise im Alten Testament gibt. Für uns lässt das nur eine einzige Schlussfolgerung zu: Der Engel des Herrn ist niemand anderes als der Herr Jesus Christus selbst. Er hat sich in dieser Form offenbart. Es war keine Inkarnation, sondern eine Gotteserscheinung – eine Erscheinung des Sohnes in Gestalt des Engels des Herrn.
Außerdem gibt es Hinweise auf den Heiligen Geist zu Beginn des ersten Buches Mose. Dort wird berichtet, dass der Geist über den Wassern schwebte. Es war der Geist, der die Propheten zum Reden befähigte. Ebenso war es der Geist, der über Bezalel kam und ihn befähigte, als Kunsthandwerker an der Stiftshütte zu arbeiten.
Man sieht also, dass es im Alten Testament ebenso wie im Neuen Testament eine Fülle von lehrreichen Aussagen über die großartige Lehre der heiligen Dreieinigkeit gibt.
Ich möchte Ihnen eine letzte Frage stellen: Wie steht es um die Beziehung zwischen den drei Personen?
Die Antwort der Bibel ist überall dieselbe: Sie sind gleich ewig. Es gibt keine Unterordnung des einen unter den anderen.
Wenn der Sohn der Sohn genannt wird, bedeutet das nicht, dass er seinem Vater untergeordnet ist oder in irgendeiner Weise weniger ist als sein Vater. Die Tatsache, dass er der Sohn ist, zeigt vielmehr, dass er dem Vater ebenbürtig ist.
Er ist der Abdruck seines Wesens (Hebräer 1,3). Er ist nicht untergeordnet oder andersartig, sondern gleich dem Vater, dessen Sohn er ist und dem er ebenbürtig ist.
Nun gut, ich möchte es wie folgt zusammenfassen: Die Dreieinigkeit hat in der Gottheit seit Ewigkeit bestanden. Eine Aussage aus dem Glaubensbekenntnis des Athanasius gibt uns eine perfekte Definition.
So ist der Vater Gott, der Sohn Gott, der Heilige Geist Gott, und doch sind es nicht drei Götter, sondern ein Gott. Ebenso ist der Vater Herr, der Sohn Herr, der Heilige Geist Herr, und doch sind es nicht drei Herren, sondern ein Herr. Denn wie uns die christliche Wahrheit zwingt, jede Person einzeln und für sich als Gott und als Herr zu bekennen, so verbietet uns dieselbe Wahrheit, von drei Göttern oder Herren zu sprechen.
In der Tat können wir über das Gesagte niemals hinausgehen. Die biblische Wahrheit, die christliche Wahrheit, besteht darauf, dass wir uns zu drei Personen bekennen, und doch dürfen wir nicht sagen, dass es drei Götter gibt. Dies ist ein großes und ewiges Geheimnis.
Und dies ist in gewisser Hinsicht der herrlichste Aspekt dieser Lehre: Obwohl die drei Personen der Dreieinigkeit wesensgleich und gleich ewig sind, finden wir zum Zwecke unserer Errettung etwas, was manchmal die ökonomische Dreieinigkeit genannt wird.
Man unterscheidet zwischen den drei Personen, denn zum Zweck der Errettung und der damit verbundenen Mission findet eine Art Unterwerfung der drei Personen statt. Der Vater erschafft, der Vater erwählt, der Vater plante die Errettung. Der Sohn wurde vom Vater gesandt, um diese Errettung zu vollbringen. Der Heilige Geist wurde vom Vater und vom Sohn gesandt, um die Errettung zu uns zu bringen.
Das ist ein atemberaubender Gedanke: Die drei heiligen Personen der Dreieinigkeit haben sich für meine Errettung in dieser Weise das Werk aufgeteilt. Der Sohn hat sich dem Vater zur Verfügung gestellt, und der Geist hat sich dem Vater und dem Sohn zur Verfügung gestellt.
Der Geist spricht nicht für sich selbst, sondern weist auf den Sohn hin. Der Sohn spricht nicht für sich selbst, sondern empfing seine Worte und seine Werke vom Vater, obwohl er ihm ebenbürtig und ewig war. Dies nennt man die ökonomische Dreieinigkeit.
Während wir also in einem gewissen Sinn sagen können, dass es der Vater war, der den Sohn sandte, und dass es der Sohn war, der kam und das Werk vollbrachte, und der Geist war es, der es anwandte, müssen wir doch zur gleichen Zeit sagen: Gott war in alldem.
Paulus schreibt, dass Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnt hat, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnete.
Es gab eine gewisse Aufteilung der Arbeit und dennoch eine Einheit im Vorhaben und eine Einheit darin, all dies zu vollbringen.
Ich sagte Ihnen zu Beginn, dass wir dem größten Geheimnis in der Bibel und dem christlichen Glauben auf der Spur sind – der erhabensten und großartigsten Lehre.
Darf ich Sie bitten: Versuchen Sie nicht, mit Ihrem Verstand alles zu erfassen. Unsere Aufgabe ist es, diese Wahrheit in aller Demut und als kleine Kinder aufzunehmen, so wie sie offenbart worden ist – in Anbetung, in Verehrung und Staunen.
Sie ist zu hoch für uns, aber sie ist wahr, und alles ist auf eine besondere Weise wahr für uns und für unsere Errettung.
Gelesen von Glaubensgerechtigkeit. Dieses Buch sowie viele weitere Hörbücher, Andachten und Predigten gibt es auf dem Youtube-Kanal von Glaubensgerechtigkeit