Wir haben einen Altar, von dem diejenigen, die den Dienst im Heiligtum verrichten, keinen Anteil haben dürfen. Denn das Opfer der Christen ist nicht wie das der Priester, die vom Gesetz her Speiseopfer darbringen.
Jesus aber hat ein Opfer und eine Opfergabe dargebracht, indem er für immer in das Himmelreich eingetreten ist und dort für uns vor Gott eintritt.
Lasst uns daher zu ihm kommen mit einem ungeteilten Herzen und in voller Gewissheit des Glaubens, denn unser Herz wurde durch das Blut Jesu von einem schlechten Gewissen gereinigt.
Lasst uns festhalten an der Hoffnung, die wir bekennen, denn treu ist der, der die Verheißung gegeben hat.
Lasst uns aufeinander Acht geben und uns zur Liebe und zu guten Werken anspornen. Versäumt nicht, euch zu versammeln, wie es bei einigen Sitte ist, sondern ermutigt einander, und das umso mehr, je mehr ihr den Tag herannahen seht.
Ich schreibe euch dies jetzt, obwohl ich bald zu euch kommen will.
Möge der Gott des Friedens, der den großen Hirten der Schafe durch das Blut des ewigen Bundes, unseren Herrn Jesus, hervorgebracht hat, euch vollkommen ausrüsten zu jedem guten Werk, damit ihr seinen Willen tut. Er wirke in euch, was ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus, dem die Ehre sei in Ewigkeit. Amen.
Vergesst nicht, eure Führer zu ehren, die euch das Wort Gottes verkündet haben. Denkt an ihr Leben und folgt ihrem Glauben nach.
Seid auch dankbar und bringt Opfer der Dankbarkeit dar, Gott gefällt solche Opfer sehr.
Betet für uns; denn wir sind überzeugt, dass wir ein gutes Gewissen haben, weil wir in allem so wandeln, wie es recht ist.
Ich ermahne euch aber noch einmal: tut dies, damit ich bald zu euch komme.
Der Gott des Friedens aber sei mit euch allen! Amen.
Ich, Timotheus, der ich euch liebe, grüße euch. Auch die Brüder senden euch herzliche Grüße.
Grüßt alle eure Führer und alle Heiligen. Die Brüder in Italien grüßen euch.
Die Gnade sei mit euch allen! Amen.
Rückblick auf die Gastfreundschaft und ihre Bedeutung
Wir hatten das letzte Mal diese sehr eindrücklichen Verse über das Gastfreisein. Ich habe gesagt, es ist schon schwierig, wenn man solche Bibeltexte hat. Wir haben jetzt schon zwei Gruppen in unserem Gästezimmer untergebracht. Sonst hättet ihr vielleicht Mut gehabt zu sagen: „Ich muss ja nicht alle aufnehmen.“ Aber manchmal fordert das Bibelwort auch mich heraus, und das tut mir gut.
Es war so schön. Die einen sind diese Japaner, ein junger Herr, der in der letzten Saison eine Arbeit bekommen hat. Mir ist wieder aufgefallen, dass selbst wenn ich dort meine Sprüche sage, alle, die um dieses Ehepaar herumgesessen sind, mich anschauen und anlächeln. Ob das jemand von ihnen begrüßt, „Grüß Gott, willkommen in unserer Mitte“, das ist nicht immer so. Denn alle denken oft, das machen die anderen doch, oder das gilt nicht für uns, oder der Pfarrer hat da so einen Fimmel.
Aber ich freue mich immer, wenn Sie wahrnehmen, dass wir auch solche Leute in unsere Gemeinde aufnehmen. Das ist schön. Es sind doch sehr viele Fremde, auch viele, die neu hier sind und noch unbeholfen wirken. Ich freue mich immer wieder, dass bei unseren Bibelabenden neue Freunde dabei sind. Ich hoffe, dass sie eine nette Umgebung haben, in der sie willkommen geheißen wurden.
Das ist es, was Gastfreundschaft bedeutet: jemanden teilhaben zu lassen an seinem Leben, ihn mit hereinzunehmen in seine ungeordnete Wohnung und zu sagen: „Du bist mir willkommen, du gehörst zu mir.“ Ganz wichtig ist diese Gastfreundschaft, die heute bei uns oft nur sehr verkürzt wahrgenommen wird. Viele Menschen bringen sich dadurch um einen großen Segen.
Ich denke auch daran, dass es in unserer Stadt viele Einsame gibt. Auch in unserer Bibelstunde sind viele Leute, die hier niemanden haben. Es ist immer wieder schön, wenn man auf solche Menschen zugeht. Ich erinnere mich noch gut, wie wichtig das für mich war, als ich in London ein paar Wochen verbrachte und plötzlich erlebte, wie eine Gemeinde auf einen zugeht.
Dann kam das Mitgefühl mit den Gefangenen und den Misshandelten. Danach das Thema Ehe und Unzucht, das zu den ganz wichtigen Bereichen gehört, weil hier unser Leben zerstört wird. Schließlich die Sache mit der Geldgier, die uns besonders belastet. Wir leben in einer Zeit, in der man sehr viel mit Geld machen und sehr viel Geld bekommen kann. Deshalb ist es ganz wichtig, sich davon frei zu machen.
Der Altar und das Leiden Jesu außerhalb des Lagers
Und nun kommt Vers 10. Die ersten drei Verse sind sehr schwierig zu verstehen. Ich möchte heute Abend nicht die ganze Zeit darauf verwenden, aber wir lesen ab Vers 10:
„Wir haben einen Altar, von dem zu essen kein Recht haben, die der Stiftshütte dienen; denn die Leiber der Tiere, deren Blut durch den Hohenpriester als Sündopfer in das Heilige getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt. Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.“
Ich muss kurz erklären, worum es hier geht. Der Brief richtet sich an Judenchristen, das sind messianische Juden. Sie wissen, dass das ein sehr tiefer Konflikt in der jüdischen Volksgemeinschaft ist, wenn jemand an Jesus, den Messias, glaubt. In dem Moment werden sie aus ihrem Volk ausgestoßen.
Der Stuttgarter Landesrabbiner sagt bei jeder Gelegenheit in der Zeitung: „Wenn ein Jude Christ wird, ist er kein Jude mehr.“ Was das für einen Menschen bedeutet, der etwa im Dritten Reich im KZ als Jude gelitten hat und dessen Nummer eingraviert wurde, können Sie sich vorstellen. Das geht sehr tief.
Das ist heute auch in Israel Realität. Wir hatten einen Guide, den Rufenstein, der war ein Karmeliter-Mönch und Jude. Er war im Warschauer Ghetto als Kämpfer aktiv und hat vielen hundert Juden das Leben gerettet. Ihm wurde das Jude-Sein bis zum höchsten Gerichtshof abgesprochen. Sein Pass enthielt nur noch den Eintrag „Israeli“, aber nicht mehr „Jude“. Die anderen Guides sagten, man müsse nicht so stur kämpfen wie er vor allen Gerichten. Das war der Konflikt damals: messianische Juden, also christusgläubige Juden, die darunter litten, dass sie ausgestoßen waren.
Ihnen wird gesagt: Ihr habt Anteil an einem ganz besonderen Altar. Die anderen haben keinen Zugang zu euch, das sind die, die noch in der Stiftshütte dienen, also die Juden. Ihr habt das Privileg, dass ihr zu Christus herantreten dürft und Anteil habt an seinem Blut, an seinen Versöhnungsgaben und an seiner Rechtfertigung. Das steht dahinter.
Der Text sagt: Denkt doch daran, dass sie Jesus auch vor die Tore geführt haben und dass Jesus vor der Stadt gestorben ist. Heute liegt die Grabeskirche innerhalb der Mauern der türkischen Stadt Jerusalem. Das ist etwas irritierend, denn bei Jesu Tod war Golgatha gerade außerhalb der Stadt. Der Hebräerbrief nimmt das zum Anlass und sagt: So wie Jesus hinausgeführt wurde, werdet auch ihr hinausgeführt aus der jüdischen Volksgemeinschaft.
Aber ihr habt Anteil an der großen Gabe des Altars. Das bezieht sich nicht nur auf das Abendmahl, sondern auf die großen Versöhnungsgaben Jesu, die uns durch sein Kreuz gegeben werden.
Das Leiden mit Jesus und die Suche nach der zukünftigen Stadt
Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige, durch sein eigenes Blut gelitten – draußen vor dem Tor.
So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Lasst uns durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Gutes zu tun und mit anderen zu teilen, vergesst nicht, denn solche Opfer gefallen Gott.
Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen. Denn sie wachen über eure Seelen, und dafür müssen sie Rechenschaft geben. Sie sollen das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen, denn das wäre nicht gut für euch.
Betet für uns. Unser Trost ist, dass wir ein gutes Gewissen haben, und wir wollen in allen Dingen ein ordentliches Leben führen.
Umso mehr aber ermahne ich euch, dies zu tun, damit ich euch möglichst bald wiedergegeben werde.
Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten, der Schafe, unseren Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, der mache euch tüchtig, in allem Guten seinen Willen zu tun und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Ermahnung zur Standhaftigkeit und zum Leiden in der Feindschaft
Nun ein kurzer Abschluss, denn danach werden wir nicht mehr viel erklären müssen.
Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, nehmt dieses Wort der Ermahnung an. Ich habe euch ja nur kurz geschrieben, bis unser Bruder Timotheus wieder frei ist. Mit ihm will ich euch besuchen, wenn er bald kommt. Grüßt alle eure Lehrer und alle Heiligen. Es grüßen euch die Brüder aus Italien. Die Gnade sei mit euch allen.
Wir wissen ja nicht, wer der Schreiber des Hebräerbriefs war. Es gibt auch keinen begründeten Anlass zu meinen, er sei Paulus gewesen. Der Stil ist doch ziemlich anders. Aber das ist keine wichtige Sache. Es wird jemand aus dem Apostelkreis gewesen sein.
Jetzt, meiner Frau und mir, haben wir in den letzten Tagen gesagt, es ist merkwürdig. Das ist immer ein Zeichen des vorgerückten Alters, wenn man von der Ewigkeit auf unser Leben zurückschaut und über das nachdenkt. Man macht sich manchmal Gedanken und fragt sich: Haben wir uns heute nicht mit völlig unnötigen und unwichtigen Dingen beschäftigt?
Mich hat auch sehr bewegt, wie unser Freund Reinhold Abraham, der noch an Pfingsten gepredigt hat, jetzt beim Herrn ist. Was würde er uns zurufen? Leute, nehmt das doch alles nicht so wichtig, was euch heute beschäftigt. Lebt mehr in der Freude der Gegenwart Jesu. Seid doch bekennend, mutig und fröhlich.
Es ist doch eigentlich gar nicht weit für uns. Die jungen Leute beschäftigen sich sicher mehr mit der Frage: Was ist mein Leben im Blick auf die Ewigkeit? Die Eltern verdrängen das ein wenig. Und wenn man das einmal so sieht, was ist wichtig, was ist bedeutsam?
Dem Hebräerbrief war wichtig, dass man der Feindschaft nicht ausweicht und keine falsche Versöhnung mit der Welt sucht, sondern in der Spur Jesu das Leiden trägt. Wir haben das Lied vorhin gesungen: „Die Sache ist dein, Herr Jesu Christ, führ uns mit dir am Leiden.“
Nun haben wir heute keine Leidenszeit, wir haben auch keine Verfolgung. Ich denke aber, es könnte einmal sehr vehement herausbrechen. Es gibt in unserem Volk doch eine große Christusfeindschaft, einen großen Christushass. Und vielleicht spüren Sie das manchmal auch.
Merken Sie, wenn Sie mal Gemeindebrief austragen oder so, wie da eine Stimmung entgegenkommt? Oder wenn man in einem Betrieb ist, wo viel Feindschaft herrscht? Oder wenn man sich äußert gegen Kirche und wie das so aufgenommen wird?
Der Hebräerbrief spricht viel von dieser Feindschaft. Und das ist eigentlich der Normalzustand für Christen. Wir dürfen der Feindschaft nicht fliehen. Ich bin immer traurig, wenn man dann so handelt. Heute kam auch wieder eine Pressenotiz, dass eine Pfingstlergemeinde aus Sibirien nach Amerika um Asyl gebeten hat, weil sie so viel Feindschaft zu ertragen hatten.
Nein, ich muss in der Feindschaft aushalten. Das war wichtig. Auch in der kommunistischen Zeit vor Ort zu bleiben, auch wenn man ins Straflager kommt. In der Bibel gibt es nicht die Möglichkeit, dass man sich in Sicherheit bringt. Ich möchte ausharren in der Feindschaft.
Und wo Sie Feindschaft in Ihrer Nähe haben, in der Familie oder wo auch immer, bleiben Sie drin. Bei den Leuten, an die der Hebräerbrief schreibt, ging es ja noch darum, dass sie den Raub ihrer Güter mit Freuden erduldet haben.
Vers 13: „Lasst uns hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen, wie Jesus die Schmach getragen hat.“ Schaffen wir das gar nicht wie Jesus. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste.
Ich habe mich gefreut, im Neuen Gemeindeblatt war ein Leserbrief drin. Dort stand, die jungen Leute wünschen sich eine fetzige Kirche. Und jemand schrieb: „Es kann doch nicht wahr sein, wo Jesus das Leiden auf sich nahm.“ Toll erkannt!
Wir werden keine fetzige Gemeinschaft von Christen sein können, die der Welt imponiert. Der Superbowl, wenn die Spiele da in Miami stattfinden, das ist etwas anderes. Da kann die Welt zuschauen, das Fernsehen ist dabei. Aber ich glaube nie, dass wir das können.
Ich habe einfach die große Sehnsucht, dass wir nie von der Presse irgendwo aufgesucht werden. Neulich kam jemand, der im Gottesdienst sagte: „Mit mir kriegen Sie kein Wort hin.“ Ich will das nicht, denn mit jedem Wort wird man nachher doch bloß herumgedreht. Und da wird jedes Mal der Stab über uns gebrochen.
Also, es kann ja gut ausgehen, aber die Zeitung kann über uns auch nicht gut berichten. Das müssen Sie einfach wissen: Wir haben in der Welt nicht viel zu erwarten. Vielleicht meint man da immer wieder, das sei optimistischer. Ich glaube es nicht.
Denn die Sache, das Evangelium Jesu, kann in dieser Welt nicht positiv aufgenommen werden.
Zeugnis von Eduard Wüst und die Kraft der Feindschaft
Es ist wunderbar, wenn es einmal Ausnahmen gibt. Ich habe Ihnen schon die schöne Geschichte von Eduard Wüst erzählt. Er war ein Wirtssohn aus Mohart. Sein Vater ist früh gestorben, und der Sohn war ein liederlicher Kerl. Er hat auch nur das Hundes Mindestexamen gemacht. Sein Bruder hat noch sehr mit ihm gehadert.
In Tübingen ist er in den Vikarsdienst gegangen, aber die meisten sagten, es könne nicht gut gehen mit dem Kerl. Er habe überhaupt keine tiefere Interesse für Gott.
Eduard Wüst kam nach Rietenau, Bad Rietenau. Das war seine zweite Vikarstelle. Dort besuchte er die Michael Hansche-Stunde und bekehrte sich. Er war tief getroffen von dem Zeugnis dieser Handwerker und Bauern. Sofort predigte er voller Freude von Jesus. Die Kirche war damals voll besetzt. Die Menschen kamen zu ihm und wollten, dass er mehr aus der Bibel auslegt.
Eduard Wüst passte auf. Damals war es strikt verboten, in der eigenen Wohnung Leute zu versammeln. Doch das dauerte nicht lange, bis die württembergische Kirchenleitung eingriff. Das war im letzten Jahrhundert. Wir haben auf dem Oberkirchenrat noch einmal alle Akten eingesehen. Die Kirchenleitung warf Eduard Wüst aus dem Vikarsdienst.
Es gab lange Auseinandersetzungen, auch mit der Begründung, dass sich Kollegen beschwerten. Sie sagten, er hätte sich den Stundenleuten angeschlossen. Vielleicht spielte auch Neid eine Rolle. Eduard Wüst wurde aus dem Kirchendienst entlassen und hatte keine Anstellung mehr.
Daraufhin wandte er sich an die Korntaler Brüdergemeinde, die gerade neu entstanden war. Er fragte dort nach einer Möglichkeit. Die Korntaler hatten enge Verbindungen zu Auswanderern nach Südrussland. Kurz darauf kam ein Brief: „Aus Südrussland, habt ihr nicht einen Prediger, der zu uns kommen kann?“ Eduard, das wäre doch etwas für dich.
In den Wochen vor seiner Reise nach Südrussland wurde Eduard Wüst nach Brackenheim eingeladen, um in der Kirche zu sprechen. Auf Mikrofilm in der Landesbibliothek kann man die Vorläuferzeitung der Stuttgarter Zeitung noch lesen. Dort fanden sich gehässige Worte über Christen, wie ich sie nie zuvor gehört habe.
Die Zeitung titelte „kirchliche Verwüstung“. Man warf Eduard Wüst vor, er würde Geld sammeln und unterschlagen. Er sei ein zwielichtiger Missionär, man wisse gar nicht, was er tue. Außerdem wurde er wegen Strafbettelei verhaftet, weil er Geld und Opfer eingesammelt hatte.
Doch Eduard Wüst wurde einer der wichtigsten Zeugen der Erweckung in Russland. Besonders erweckte er die Mennonitengemeinden. Schon beim ersten Gottesdienst waren Kirchengemeinderäte der Mennoniten dabei. Daraus entstanden die Mennoniten-Brüdergemeinden, die heute weltweit große bekennende Gemeinden mit wunderbarer Treue und Hingabe sind. Sie alle gehen auf Eduard Wüst zurück.
Als Professor George Peters hier war, der ebenfalls Mennonit war, ließ er sich von unserem Zivi fahren und sprach mit den Leuten. Einige erzählten, ihre Großmutter habe immer von Eduard Wüst in Rietenau und den ganzen Geschichten erzählt.
Wir müssen wieder erkennen, dass es oft Gottes Weise ist, aus Feindschaft Segen zu stiften. Wir sollten nicht klagen und sagen, wir seien misshandelt worden. Eduard Wüst schrieb nur dem Dekan von Brackenheim, dass es ihm schwerfiel, sich nicht gegen die Anschuldigungen wegen des Geldes zu wehren. Das habe ihn sehr schmerzlich getroffen.
Doch er gehörte nun einem Verein an, in dessen Statuten steht: „Segnet die, die euch fluchen.“ Viele vor uns haben diese Feindschaft ausgehalten. Warum kommt Feindschaft? Sie entsteht dort, wo das wahre und reine Evangelium verkündet wird. Feindschaft ist dann einfach da, weil der Teufel das Feld nicht kampflos räumt.
Darum lasst uns hinausgehen und seine Schmach tragen. Wenn in einer Schulklasse oder in einer Verwandtschaft jemand sich bekehrt, beginnt oft Widerstand. Doch Sie stehen in guter Gesellschaft.
Die Hoffnung auf die zukünftige Heimat und das Leben als Pilger
Und dann der schöne Ausblick: Wir wandern auf unsere zukünftige Heimat zu. Lasst uns nicht zu sehr in dieser Welt Heimat machen und nicht zu sehr verankert sein.
Hier auf dem Friedhof, wo es passiert ist, habe ich eine Witwe angesprochen, bei deren Angehörigem vor einiger Zeit eine Beerdigung stattfand. Sie sagte: „Oh, Sie wissen gar nicht, wie ich beim Testament betrogen wurde.“ Irgendwann schloss sie mit den Worten „Vielen Dank“ ab. Man kann kaum andere Gedanken haben. Passen Sie auf, dass Ihnen so etwas nicht passiert.
Lassen Sie doch alles los. Füllen Sie die Jahre Ihres Lebens nicht mit den Dingen dieser Welt, sondern leben Sie auf die zukünftige Heimat zu. Diese liegt doch ganz nah vor uns.
Es ist etwas Herrliches, wenn man vorausblickt. Es wundert mich, dass manche von Ihnen das Buch von Bunyan nicht kennen – die Pilgerreise. Es ist das meistgelesene Buch nach der Bibel. Bunyans Pilgerreise beschreibt zwölf Jahre seines Lebens. Er war fünfzehn Jahre in Bedford eingesperrt, weil er sich weigerte, als Dissenter und Puritaner in England mit der englischen Staatskirche mitzumachen. Er war ein freier Prediger.
Während seiner Gefangenschaft, er war Kesselflicker – damals schon ein Zigeunervolk – schrieb er dieses Buch. Ein treuer Jesusjünger hat es verfasst. Es ist sehr eindrücklich, wenn man es liest. Das Buch stammt aus dem Jahr 1640, also schon sehr lange her. Es gibt aber viele neue Ausgaben, die man oft auf Büchertischen findet.
Das Buch zeigt, wie der Christ seinen Weg als Wanderung nimmt, in den Sumpf der Verzagtheit gerät und schließlich seine himmlische Heimat erreicht. Die Menschen vor uns wussten noch besser, dass wir hier nur eine kurze Zeit daheim sind. Lasst uns dieses Ziel erreichen.
Für uns ist das ganz schwierig, weil wir so sehr in weltlichen, materialistischen Dingen hängen. Wir müssen uns aber rüsten und wissen: Wir sind nur für eine kurze Zeit hier, nur Gäste, Pilger auf dem Weg zur Ewigkeit. Das steht ja sogar an manchen Hauswänden geschrieben.
Es ist gut, wenn man sich täglich daran erinnert. Wer sich täglich daran erinnert, wie lange wir noch miteinander haben, mit den lieben Menschen, mit denen wir zusammen sind, der kann sich rüsten. Wir gehen auf die Vollendung zu, das ist eine große Beförderung, wenn man heimkommt. Wir suchen die zukünftige Stadt.
Darum sollten wir uns nicht über alle politischen und irdischen Dinge aufregen. Sie haben nur begrenzte, vorläufige Bedeutung. Wer ewigkeitssehnsüchtig lebt, bleibt trotzdem treu in seinen Pflichten hier. Das macht uns nicht schludrig.
Sogar Menschen mit einer Ewigkeitssehnsucht erfüllen oft ihre Pflichten gewissenhafter als andere. Sie schielen nicht auf Erfolg, sondern tun alles für ihren Herrn. Sie nehmen ihren Platz heute ganz treu und gehorsam ein.
Das Lobopfer und die praktische Nächstenliebe
Und dann kommt das Lobopfer, das wir darbringen – die Frucht der Liebe. Wir wollen danken. Meine Frau und ich beginnen den Tag mit Singen. Auch wenn die Kinder nicht mehr da sind, singen wir noch miteinander. Für die Hausbewohner mag das eine Zumutung sein, aber für uns ist es trotzdem schön. Es tut gut, ein Lied zu singen und dem Herrn zu danken sowie seinen Namen zu bekennen.
Im Alten Testament war das Lobopfer ein Opfer mit Tieren. Heute bringen wir das Lobopfer mit den Lippen dar. Zu dem, was dazugehört, zählt auch der Hebräerbrief. Er gibt praktische Ratschläge, die wunderbar und wichtig sind. Besonders hebt er das Tun des Guten hervor – das Wohltun und Mit anderen Teilen.
Was ist damit gemeint? Es geht um ganz praktische Liebestat. Bei uns gerät das manchmal etwas in den Hintergrund, weil wir vielleicht zu sehr den Glauben betonen. Bei liberaleren Christen ist das anders: Sie sagen, die Tat sei das Allerwichtigste. Wir wollen uns daran erinnern, dass das etwas Wunderbares ist. Gastfreundschaft zum Beispiel ist etwas Wundervolles. Es ist beglückend zu wissen, dass man Gutes tun darf.
Immer wieder ist es schön, wenn wir etwas tun können. Ich finde es auch so schön, wenn ich helfen kann. Dabei denke ich auch an unser sehr gutes Sozialsystem. Sicher ist es an der Spitze der ganzen Welt. Dennoch ist es bei uns immer wieder schwierig, Fälle zu finden, bei denen man helfen kann. Wirklich!
Ich habe großen Respekt vor dem, was die evangelische Gesellschaft tut, oder vor unserer Frau Bürgermeisterin Müller-Trimbus, die an der Sonnenbergstraße wohnt. Es ist beeindruckend, wenn man mit ihr spricht und erfährt, was sie alles umwälzt, betreut und wie sie sich um gefährdete und kranke Menschen kümmert.
Es ist sehr schön, wie Sie das immer verfolgen. Für mich ist besonders wichtig, dass wir Menschen kennen, bei denen man mit kleinen Hilfen etwas bewirken kann. Wenn unser Matthias Stahl oder unser Hartmut Schack sauberes Trinkwasser bereitstellen, oder wenn unser Doktor Markus Müller Pflanzen zieht, die helfen. Kürzlich berichtete die Stuttgarter Zeitung über Dr. Hirte, der viel mit uns zusammenarbeitet. Er stellt in Winnenden Malariamittel aus einfachen Pflanzen her, die besser sind als alle Pharmazeutika, die heute weltweit zur Behandlung von Malaria eingesetzt werden.
Auch Tübingen, diese ärztliche Weltapotheke, hat das bestätigt. Das sind beeindruckende Erfahrungen. In der Tübinger Zeitschrift wurde Dr. Müller aus Esslingen vorgestellt, der viel im Kongo und jetzt in Uganda arbeitet. Es ist doch schön, wenn man helfen kann, damit Menschen die Liebe Jesu auch konkret erfahren.
Es ist nicht leicht, wie wir am Sonntag mit Andrea Hilger erlebt haben, gestrandeten Straßenmädchen Hilfe und Liebe spürbar zu machen. Aber auch hier gibt es Menschen, die sich engagieren. Ich denke immer noch an unsere Frau Wernoch, die hier wohnte – die Frau unseres Diakons Werner. Sie half Rozislav, einem etwas schwerer zu erziehenden Kind, das oft umherirrte. Sie lernte mit ihm stundenlang am Mittag und machte Schulaufgaben mit ihm. Ich weiß nicht, wo Rozislav heute gelandet ist, aber der schöne Name hat mir gefallen.
Frau Wernoch kam sonst kaum in die Gemeinde, aber sie hat einfach einem streunenden Kind geholfen. Ich weiß nicht, wo seine Eltern waren oder ob er überhaupt welche hatte. Doch Liebes tun, einfach irgendwo Liebe schenken – damit werden Sie beschenkt. Viele Menschen sagen, sie hätten nichts zu tun. Doch man soll etwas tun, und Gott wird einem die Aufgaben vor die Füße legen.
Gutes tun und mit anderen teilen – das darf man nicht vergessen. Das wird oft übersehen, obwohl es so wichtig ist, gerade die ganz kleinen Dinge. Dabei wird Jesus im konkreten Dienst erlebt. Sie laden jemanden ein, Sie zeigen Liebe. Kennen Sie die Stelle aus Jesaja 58, wo Gott sagt, er wolle das Fasten, bei dem man dem Hungrigen das Brot teilt?
Es ist einfach schön, wie unser Michael Kromer mit seinem Lkw nach Russland fährt. Er hat ihn entsprechend ausgerüstet. Auch Uli Wagner fährt nach Russland und verteilt Kleider. Das ist etwas, was sich ganz stark erfüllt.
Viele sagen, wir sollten mehr Angebote für unsere jungen Leute in der Gemeinde machen. Ich selbst komme auch nicht dazu, so etwas zu organisieren. Aber es ist immer wieder befriedigend, wenn man erlebt, dass man helfen konnte und Liebe weitergegeben hat.
Wir wollen Täter des Wortes Gottes sein. Vielleicht macht man heute oft den Fehler, wenn man von Taten spricht, immer von weltverändernden Taten zu reden. Ich weiß nicht, woher die Arroganz kommt, zu glauben, man könne die Welt verändern. Bleibt die Welt nicht immer eine dämonische, unheimliche Welt, in der das Böse regiert?
Es genügt doch, wenn man in einem Menschenleben schon ein Stück Licht verbreiten darf. Wenn man einem traurigen Menschen Freude machen kann. Sie sind doch auch schon glücklich, wenn Sie jemandem helfen und dieser sich bedankt und froh ist. Das ist etwas Beglückendes für uns selbst.
Diese kleinen Dinge gehören ganz besonders zu unseren Krankenbesuchen, dem Mittragen der Trauer und dem Zuhören, wenn jemand in Not ist. Wenn man überlegt, was die typischen Jesustaten waren: Jesus hat sich sehr viel mit Kranken beschäftigt. Er sprach mit schuldbeladenen Menschen, die wirklich Fehler gemacht hatten. Doch Jesus brach nicht den Stab über sie. Andere hatten sich von ihnen abgewandt.
Das ist sehr wichtig. Wo Sie solche Dinge tun können, sind das Jesustatenopfer, die Gott gefallen. Sie werden jetzt konkret herausfinden müssen, was wichtig ist.
Zeugnis von Schwester Margret und die Bedeutung der einfachen Treue
Wir hatten hier in der Gemeinde eine Kirsengemeinderätin, Margret Würz. Mit 27 Jahren kam sie bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben. Wer sie noch kennt, weiß, dass sie fantastisch war. Margret Würz war ganz still von Zeiningen, aber sie hatte überall Zugang. Sie war so einfach und bejahend.
Sie wollte hier gern Gemeindeschwester werden. Doch irgendjemand in unserer kirchlichen Hierarchie war darüber verärgert und völlig erbost. Ich sehe natürlich Schwester Margret vor mir, wie sie kam und sagte: „Ich ziehe meine Bewerbung sofort zurück. Ich will doch gar nichts und möchte keine Schwierigkeiten machen.“
Es ist schade, dass der Herr sie weggenommen hat. Sie war so still an ihrem Platz, keine große Sensation. Dennoch war es erstaunlich, wie viele Menschen sie auf einmal kannten. Sie saß in dem Bus, in dem Bernhard Repsch damals war. Sie ist in der Evangelisation in Heidelberg zurückgefahren. Margret war das einzige Kind ihrer Eltern, was auch sehr schwer für sie und ihren Vater war, der nicht zum Glauben kam.
Ich meine damit, dass es wichtig ist, im einfachen Leben positiv zu sein, Ja sagen zu können und andere anzuhören. Einmal hat sie mich angerufen, und dann musste der Notarzt alles holen, weil eine Frau sich mit Tabletten vollgegessen hatte. Sie war zu Schwester Margret gerannt und hatte gesagt: „Sie hat 40 Tabletten geschluckt, sie nimmt sich das Leben.“
Aber Schwester Margret war auch für diese Frau da, die gar nicht in die Gemeinde kam. Sie war der Ansprechpartner, obwohl sie gar nicht Gemeindeschwester war. Sie arbeitete in Bethesda. Das ist so schön – das sind Jesu Taten.
Wenn man das überhaupt wieder merkt, ist nicht nur Evangelisieren wichtig. Jesus sprach auch vom Becher Wasser, den man weiterreicht. Und wenn das in seinem Namen gegeben wird, muss man sagen: Was ist schon ein Becher Wasser? Im richtigen Augenblick ist er so wunderbar. Ebenso das Besuchen von Gefangenen.
Ich habe großen Respekt vor denen, die hier sammeln und am Schwarzen Kreuz mitarbeiten, weil das so wichtig ist. Ich kann dort nicht mitarbeiten, aber ich habe großen Respekt davor. Das wird bei Jesus immer wieder erwähnt. Ich weiß auch von vielen von Ihnen, die das tun – mit Kranken helfen, Menschen betreuen.
Das gilt auch für die Kinder, die heute oft keine Heimat mehr haben. Ich hätte mir gewünscht, dass hier und da einfach jemand anfängt und sagt: „Ich mache Kinderarbeit.“ Da wäre Harry Wigg gern bereit, Hilfen zu geben. Er sagt, bei uns gibt es immer so viele Kinder. Hier in unserem Viertel gibt es kaum noch welche.
Man könnte eine Kinderstunde beginnen, die Kinder einladen. Ich bin überzeugt, dass daraus Frucht für die Ewigkeit wächst. Er wird mit den Kindern spielen, Zeit haben, zuhören, was sie bewegt, und ein Stück der Liebe Jesu weitergeben.
Es ist nicht nötig, dass jeder Missionar oder Prediger wird. Gutes tun und mit anderen teilen – vergesst das nicht. Solche Opfer gefallen Gott. Das wird nicht mit kurzen Erwähnungen erledigt sein, aber sie sind bedeutsam.
Die Bedeutung von Gehorsam gegenüber Lehrern und geistlicher Leitung
Gehorcht euren Lehrern! Die Lehre im Glauben ist wichtig. Heute sind viele junge Leute in der Versuchung, zu glauben, sie hätten besondere Offenbarungen. Sie fragen gar nicht mehr, was wirklich wichtig ist.
Mich freut es, dass heute Mittag in der Bibelstunde ein Handwerksmeister gekommen ist. Ein junger Mann sagte: „Ich möchte wieder hören, selbst einer, der das Wort auslegt.“ Man muss immer wieder hören und sich korrigieren lassen. Man sollte sich fragen: Bin ich noch richtig auf dem Weg?
Lehrer im Glauben sind wichtig. Sie haben die Verantwortung, über andere zu wachen. Das Wächteramt zu kritisieren, ist nicht richtig. Leider ist das heute oft der Fall. Sicher wird auch Stefan Holthaus davon sprechen: Unsere Zeit ist so harmoniesüchtig, dass man oft gar nichts Kritisches mehr sagen darf. Die Leute wollen fast nur die große Einheit aller.
Doch das gibt es in der Bibel nicht. In der Bibel werden Lehrer beim Namen genannt, und Falsches wird ebenfalls beim Namen genannt. Das wollen wir nicht unterschlagen. Der Teufel verstellt sich als Engel des Lichts und verführt uns. Deshalb müssen wir aufpassen.
Die Lehrer müssen auch die anderen tragen. Wir wollen nicht vorschnell andere verurteilen – das ist unter Christen eine schlimme Sache. Das meinen wir nicht. Trotzdem müssen wir ringen: Was ist biblisch richtig? Und darauf wollen wir hören.
Wenn wir an Lehrer denken, fallen uns auch Persönlichkeiten ein, die uns geprägt haben. In der Geschichte gab es viele Christen, die uns ein Vorbild sind. Denkt an ihr Ende, das heißt: Denkt daran, wie sie gelebt und bezeugt haben. Geht in die Fußstapfen dieser Menschen und betet für uns (Vers 18).
Das Gebet ist immer wichtig. Es ist ein Kampf, weil das Reich Gottes damit getragen wird. Helft mir, im Gebet zu kämpfen – nicht mit Leidenschaft. Das wäre ein fleischlicher Kampf, sondern mit Beten.
Wer steht hinter unseren Jungscharleitern? Ich hätte es kaum für möglich gehalten, wie unsere jungen Schaftler angefangen haben. Es waren sehr schwierige junge russische Burschen, die den ganzen Kulturumbruch erlebt haben. Harry war sehr damit beschäftigt, und Gott hat Wunder getan.
Wie viele Szenen gibt es, wo sie jetzt in die Jungschar kommen! Ich habe noch mit dem Stadtrat Kramer, dem Pfarrer dort, gesprochen. Er sagte: „Oh, wir kommen überhaupt nicht mehr weiter.“ Ich bin so froh, dass junge Leute Besuche machen. Es ist eine Siedlung bei der Erlöserkirche – ganz toll.
Durch Gebet geschehen Wunder. Der Geist Gottes kann Menschen verändern. Betet und steht hinter solchen Diensten. Andreas Volkmann kämpft auf der Königstraße, nicht wahr, Andreas? Ihr braucht Beter, die euch begleiten und hinter euch stehen.
Es ist wichtig, dass man so etwas auch im Kopf hat.
Das gute Gewissen und ein ordentliches Leben führen
In dieser Verfolgungssituation betont der Schreiber dieses Briefes, wie wichtig es ihm ist, ein gutes Gewissen zu haben. Er möchte damit sagen: Ich richte mich nicht nach dem Urteil der Menschen. Sie müssen vorsichtig sein, denn das Urteil der Leute kann niemals ein Maßstab für uns sein. Entweder schmeicheln sie uns oder kritisieren uns ungerechtfertigt.
Ein reines, gutes Gewissen war auch Paulus sehr wichtig. Er übte sich darin, ein unverletztes Gewissen zu haben. Das Gewissen ist ein schwieriges Thema. Man hört oft Menschen sagen: „Ich habe ein gutes Gewissen dabei.“ Doch das wird leichtfertig gesagt.
Es könnte ja sein, dass ein Massenmörder in seinem Gewissen gar nichts empfindet. Im Konzentrationslager gab es Menschen, die zehn Menschen umgebracht haben und in ihrem Gewissen nichts mehr fühlten. Das Gewissen kann man „abtöten“.
Aber wenn das Gewissen durch das Wort Gottes geweckt wird, ist das für Christen eine ganz wunderbare Sache. Man liest das Wort Gottes und das Wort Gottes wirkt im Gewissen. Für Paulus war das das Wichtigste: Wir beweisen uns vor Gott an aller Menschen Gewissen.
Durch das geweckte Gewissen wird man immer sensibler für böse Dinge. Was man vor ein paar Jahren vielleicht noch als harmlos ansah, sieht man mit der Zeit immer schärfer. Das ist eine gesunde Entwicklung.
Wenn Sie manches in Ihrem Leben kritisch sehen und sagen: „Ich will mein Gewissen reinigen, vor Gott mein Leben verbessern“, dann ist das Gnade. Wenn Gott Ihnen dabei hilft, manches zu klären und ein ordentliches Leben zu führen, dann ist das ein großer Segen.
Ich ermahne Sie, dass Sie das umso mehr tun.
Der Gott des Friedens und der Hirte der Schafe
Der Gott des Friedens – eine herrliche Beschreibung Gottes, der Frieden schenkt. Gerade in der Angst meines Lebens, in Zeiten großer Lebensängste, die in der modernen Zeit noch größer geworden sind, zeigt sich diese Eigenschaft Gottes besonders deutlich. Der moderne Mensch ist ungeschützt und verletzlich. Das wird schön im Buch von Holthaus dargestellt.
Wenn man heute Menschen fragt, was sie am meisten beschäftigt, würden viele sagen: „Angst habe ich.“ Angst ist ein zentrales Thema unserer Zeit. Doch Gott kann uns Frieden geben, wenn er unser Herz festmacht. Das ist etwas Herrliches.
Der Gott des Friedens gab diesen Frieden auch den damals verängstigten Judenchristen. Er ist der gute Hirte, der die Schafe aus dem Tod herausführt – ein herrliches Bild für Jesus. Heute hatten wir eine Losung: „Er wird seine Herde weiden mit seinem Zepter.“ Dabei muss man aufpassen, denn Paulus sah in der Gemeinde verschiedene Ämter. Die Evangelisation ist nur eines davon.
Ich mache das gerne und sage immer wieder, dass etwas fehlt, wenn man nur evangelisiert. Wir brauchen auch Hirten und Lehrer. Ich freue mich immer, wenn ich Gerhard Ellermann höre, der so schön auslegen kann, oder Rolf Brune, der das ruhig und gelassen tut. Das kann ich mit meiner aufgeregten Art gar nicht. Ich bin eher ein Treiber, ein Evangelist. Es gibt verschiedene Typen, die man nicht in einer Person vereinen kann.
Besonders das Hirtenamt fehlt oft. Meine Frau zum Beispiel ist so ein Hirte. Sie macht das prima, denkt an die Menschen, ruft sie zurück und bringt Ordnung, wo ich vielleicht nur Funken hinterlassen habe. Sie weiß, was ein Mensch braucht und kann ihn einfügen – so wie Barnabas ein Hirte für Paulus war. Barnabas war ruhig, geduldig und seelsorgerlich. Paulus konnte manchmal vor den Kopf stoßen, etwa bei der Sache mit Johannes Markus. Solche Zusammenhänge bewegen auch heute noch.
Das Hirtenamt ist eine sehr wichtige Aufgabe. Ich möchte Sie bitten, Ihre Gaben zu prüfen und herauszufinden, wo Gott Sie braucht. Es ist etwas ganz Herrliches. Als Christa Weber ging, sagten alle: „Jetzt fehlt eigentlich so jemand als Seelsorger.“ Genau das ist das Hirtenamt. Es muss nicht überall leiden, führen, vorwärtspressen oder neu organisieren. Aber wir brauchen viele Hirten in der Gemeinde.
Der Hirte ist ganz anders als andere Mitarbeiter. Er kann zuhören, und man fühlt sich einfach wohl bei ihm. So entsteht Beziehung, und das ist schön. Dieses Amt ist vom Hirtenamt Jesu abgeguckt, denn Jesus ist der Oberhirte.
Bei Jesus ist es ganz wunderbar. Ich möchte Ihnen das Hirtenamt so schmackhaft machen, dass Sie alles andere daneben vergessen. Es ist wirklich ein ganz wichtiges Amt. Ich freue mich über alle, die diese Lücke auch bei uns wahrnehmen – der große Hirte der Schafe.
Man kann nur bei Jesus lernen, wie er mit Menschen umgeht, wie er Geduld und Liebe zeigt und vergeben kann. Ein herrliches, dicht gefülltes Wort: Jesus hat die Menschen von den Toten heraufgeführt, durch das Blut des ewigen Bundes, das in seiner Vergebung bezeugt wird.
Dieser gute Hirte und Gott des Friedens mache euch tüchtig, seinen Willen zu tun und schaffe in uns, was ihm gefällt. Er soll kräftig in unserem Leben wirken, so wie im Frühling, wenn der Lenz kommt und die Bäume sprossen. Aus unserem Leben soll das Gute und Wohlgefällige hervorsprießen.
Dieser Hirte Jesus wirke mächtig in eurem Leben! Ein schönes Segenswort, ein herrliches Wort vom Hirten der Schafe. Es liegt auch dem Abendlied zugrunde: „Der Hirte deiner Schafe, der von keinem Schlafe etwas wissen mag.“ Er soll sie erfüllen, führen und tragen.
Das ist eine Wirklichkeit: Der Herr will auch in Ihrem Leben wirken und Ihnen Frieden schenken.