
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Viele Menschen sind in der heutigen Zeit erschöpft. Man fragt sich: Wo ist die Oase, an der man wieder Kraft tanken kann? An vielen Orten, an denen man eigentlich Ruhe finden möchte, werden einem sogar noch mehr Lasten auf die Schultern gelegt.
Diese Lasten erlebt man als fordernd und treibend. Manchmal machen sie einem sogar ein schlechtes Gewissen. Trotzdem bleibt man oft genauso kraftlos wie zuvor. Dabei möchte man doch für den Herrn Jesus leben.
In diesem Podcast diskutieren wir über die Anforderungen, die auch andere Menschen an uns stellen. Wir fragen, ob diese Anforderungen immer gerechtfertigt sind. Vor allem geht es darum, wie wir in diesen turbulenten Zeiten Ruhe finden können.
Ja, Jörg, eigentlich befinden wir uns gerade im Advent. Diese Zeit soll ja eigentlich besinnlich sein, ist es aber oft nicht, oder?
Wie in den vergangenen Jahren ist das Paradoxon, dass die besinnliche Zeit oft eine der hektischsten im Jahr ist. Ich glaube, dieses Jahr ist es sogar noch extremer – nach anderthalb Jahren Corona-Krise. Manche gehen wirklich auf dem Zahnfleisch.
Neulich gab es in der Klasse eines unserer Kinder eine Begebenheit. Die Mädchen der Klasse waren total erschöpft. Es gab ein einstündiges Gespräch mit einer Lehrerin – nicht einmal mit der Klassenlehrerin, sondern einfach mit einer Lehrerin – weil es nicht mehr weiterging. Die Belastung war einfach zu groß.
Nach der ganzen Zeit der Pandemie zu Hause gab es niemanden, der sich kümmern konnte oder wollte. Die Kinder waren total allein mit der Situation und hatten niemanden, bei dem sie ihre Lasten abladen konnten. Sie waren einfach fix und alle.
Das habe ich in einigen Bereichen mitbekommen, auch geschäftlich, wenn ich telefoniert habe. Auf allen Ebenen ging es vielen Menschen so.
Ich habe mit meiner Frau darüber gesprochen und auch mit anderen aus der Gemeinde. Sie meinte, diese Zeit sei wie ein Stresstest – man kennt das ja von den Banken früher. Für die Gemeinden zeigt sich nun, was unter Belastung noch trägt, was Kraft gibt und was nicht.
Das ist ein guter Vergleich.
Manchmal ist sie wie eine Prophetin, ich weiß auch nicht. Sie blickt quasi als Prophetin im Sinne von „in die Situation von jetzt hinein“. Und ich denke, das stimmt.
Vor einer Woche habe ich darüber nachgedacht, was ich für einen Podcast zu Weihnachten noch vorbereiten könnte. Ich hatte drei Themen zur Auswahl, konnte mich aber nicht entscheiden.
Dann kam eine Schwester auf mich zu und erzählte, wie erschöpft sie im Alltag ist und wie sie Kraft gewinnen kann. Das war eines der drei Podcast-Themen, die ich im Kopf hatte. Weihnachten ist ja oft eine stressige Zeit, und ich hatte überlegt, eine Episode über Erschöpfung zu machen.
Sie begann dann, nicht nur von ihrer Erschöpfung zu sprechen, sondern erwähnte auch, dass ihr in der Gemeinde teilweise noch zusätzliche Lasten aufgebürdet werden – zumindest hat sie das so empfunden. Sie meinte, es werde erwartet, dass sie bestimmte Dinge tut. Ich werde das gleich noch etwas näher erläutern.
Statt gestärkt zu werden, fühlt sie sich dadurch noch mehr unter Druck gesetzt, obwohl das eigentlich nicht der Fall sein sollte. Sie möchte doch eigentlich den Glauben weitergeben. Wie kann man das als Podcast-Thema aufgreifen?
Da dachte ich: Super, sie hat noch etwas hinzugefügt. Kurz darauf sah ich einen fünfminütigen Predigtschnipsel genau zu diesem Thema. Sofort kam mir die Idee, den Podcast zu machen. Ich dachte: Danke, Herr, jetzt weiß ich, was ich machen will.
In unserer Gemeinde hängt ein Bibelwort: "Kommt zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken" (Matthäus 11,28). Interessanterweise höre ich in letzter Zeit, und ich denke, das hat mit dem Stress durch die Corona-Krise zu tun, von einigen – nicht von allen, aber von einigen –, dass sie Druck empfinden.
Sie meinen, sie müssten dies und jenes im Christsein tun. So und so müsse ein Christ sein, sonst sei man nicht genug. Man müsse sich ständig verbessern, auf das nächste Level kommen. Diese Selbstoptimierung, die heutzutage überall zu beobachten ist, findet auch im Bereich der Jüngerschaft statt.
Einige haben sogar gesagt, Christus stehe bei uns in der Gemeinde nicht im Mittelpunkt, so wie es eigentlich sein sollte. Das habe ich in verschiedenen Zusammenhängen von mehreren Personen gehört.
Ja, denkst du, dass das unsere Gemeinde richtig beschreibt? Ist das auch das, was du so erlebst? Für diese Menschen auf jeden Fall ja, aber nicht für alle. Das habe ich ja gesagt, es sind einige, die das so empfinden.
Ich weiß absolut, was sie meinen, ich weiß ganz genau, was sie meinen. Und ich denke, wenn du so belastet bist mit Lasten, hörst du Dinge anders. Wenn es dir gut geht – sozusagen Schönwetter, draußen super, Sonne, geistlich gesprochen als Bild – dann machen dir manche Sachen überhaupt nichts aus. Und manchen Personen sowieso nicht. Den könntest du sagen: Du musst das und das und das sagen. Hey, super, ja toll, ja, voll Personensache.
Also wenn du mir sowas sagst, dann sage ich ja, nett, was du hier sagst, ist okay. Ich überlege es mir mal und sage auch gern mal nein, da habe ich auch kein Problem mit. Ich denke, durch diesen Druck wird man sensibler. Und wenn die Kraftreserven weg sind, dann braucht man auch mehr von bestimmten Dingen. Dann hören die vielleicht Sachen heraus, die uns wirklich ein bisschen zum Nachdenken bringen sollten.
Ich habe nie herausgehört, so nach dem Motto: alles ist schlecht oder so. Sondern wirklich: Da fühle ich diese Last so, da denke ich, ist zu wenig, und Ähnliches. Und ich möchte es eigentlich schon ziemlich ernst nehmen, was da gesagt wird.
Interessanterweise habe ich dann diese Woche beim Zeppen im Fernsehen eine Predigt von Hans Joachim Eckstein auf dem Schönblick in Schwedigbünd gesehen. Es ging um einen ganz bekannten Text, Lukas 15, der ist wirklich bekannt – also so Kinderstunden-basic, ja. Und da war so eine Aussage: Es geht nämlich jetzt nicht um den verlorenen Sohn, den jüngeren, sondern um den älteren. Die hat mich irgendwie umgehauen. Da habe ich gedacht, das passt hier ideal dazu. Du kannst mir nachher sagen, ob du es auch so siehst, weil irgendwie passt es irgendwo nicht ganz. Aber für mich war das total stimmig.
Ich gehe vielleicht mal in Lukas 15. Da fangen wir mal an. Die Geschichte ist bekannt: Es gibt einen jüngeren Sohn, der sagt: „Vater, zahl mir das Erbe aus.“ Er geht dann weg und führt ein sehr ausschweifendes Leben. Sein Geld bringt er durch, Freunde hat er keine mehr. Dann kommt er auf den Hund – besser gesagt, in Israel auf das Schwein, das unterste Level. Er will sogar das Tierfutter essen, ganz unten angekommen.
Dann sagt er: „Oh, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich gehe jetzt zu meinem Vater und sage: Mach mich zum Tagelöhner, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.“ Vers 21 steigen wir jetzt mal ein: Er kommt an, ist nach Hause gewandert. Der Sohn aber sprach zum Vater: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen.“
Das ist eine richtig tiefe Buße. Ja, auf jeden Fall. Eindeutig. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: „Bringt das beste Festgewand her und zieht es ihm an! Gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an die Füße! Bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es! Lasst uns essen und fröhlich sein, denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, und er war verloren und ist wiedergefunden worden.“ Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
Also, die Buße war da, und er machte ihnen keine Vorwürfe, kein Wort wie „Was hast du getan?“ oder Ähnliches. Er war einfach froh, nahm ihn in die Arme, sagte: „Holt das Beste her, beste Kleider!“ Schuhe hatte er wohl auch nicht mehr. Und es gab ein riesengroßes Fest. Warum? Weil er tot war und wieder lebendig geworden ist, weil er verloren war und wiedergefunden wurde. Das war das Vaterherz Gottes, das sich ihm zuwandte.
So, und jetzt kommt das mit dem älteren Sohn, wo ich denke, dass manche das so empfinden. Der ältere Sohn ist ja eigentlich nicht Christ, die Pharisäer. Aber ich möchte jetzt mal anwenden, ob wir manchmal auch wie der ältere Sohn denken in manchen Dingen und ob das nicht andere Geschwister belasten könnte. Schauen wir mal. Also es ist eine Anwendung, ja, der Text ist klar eher an die Pharisäer gerichtet, nicht an Christen, aber das ist eine Anwendung.
Vers 25: „Aber sein älterer Sohn war auf dem Feld. Und als er heimkam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Tanz. Er rief einen der Knechte herbei und erkundigte sich, was das sei.“ Es war kein Geburtstag – was kann das sein? Wer feiert da? Kein Blasserdunst.
Der Knecht sprach zu ihm: „Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder erhalten hat.“ Dein Bruder kommt nach Hause, nach Jahren, riesiges Fest, gesund wieder da. Was machst du, wenn das Fest gerade läuft? Na ja, es kommt darauf an.
Wenn es so beschrieben ist, wie eben, dann wäre ich nicht so begeistert davon, ja? Na ja, als Christ. Dann sollte ich auf ihn zugehen und sagen: „Schön, dass du da bist! Hallo Bruder, super, Gott hat dich wieder zu uns geführt, preist den Herrn! Er hat dich vom Tod zum Leben gebracht, du bist gesund wieder da. Wunderbar!“ Das wäre die eigentlich christlich richtige Reaktion.
Jetzt schauen wir mal, was der Sohn macht, also der zweite Bruder. Vers 28: „Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen.“ Pause.
Sein Vater nun ging hinaus und redete ihm zu. Er hat mitbekommen, dass der ältere Bruder nicht reingehen wollte, sondern vor der Tür stand. Wir können uns ja denken, was er ihm gesagt hat: „Du, ich verstehe, was alles war mit dem Geld, das er verprasst hat. Alles okay, komm doch, willst du nicht mit reingehen?“ Das ist so der typische Satz, oder? „Willst du nicht mit reingehen? Feier mit uns!“ Ja, feier mit uns!
„Ist es nicht toll? Ich bin so froh, jahrelang war ich hier unten und habe gebetet und gezittert, mein Herz war beschwert, weil ich dachte, er wird noch sterben. Und jetzt haben wir ihn gesund wieder, und er ist lebendig geworden, er ist wiedergefunden worden, obwohl er verloren war.“
Der Sohn antwortet: Er aber antwortete und sprach zum Vater: „Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe nie dein Gebot übertreten, und mir hast du nie einen Bock gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich sein kann. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist – nicht mein Bruder, dieser dein Sohn, der dein Gut mit Huren vergeudet hat – hast du für ihn das gemästete Kalb geschlachtet.“
Er wirft es ihm vor. Aber hallo! Und der Vater sagt: „Mein Sohn, du bist alle Zeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein. Du solltest aber fröhlich sein und dich freuen, weil dieser dein Bruder tot war und wieder lebendig geworden ist, und weil er verloren war und wiedergefunden worden ist.“
Und das Interessante, was Hans-Joachim Eckstein gesagt hat: Dieser Bruder hatte die Haltung eines Knechtes und nicht die eines Sohnes. Er sagte zu seinem Vater: „Guck mal, wie viele Jahre ich dir gedient habe.“ Er zählte die Zeit, in der er gearbeitet hatte. Dabei war er doch der Erbe. Der andere war der jüngere Sohn, der das Haupterbe nicht bekommen hatte, sondern sich sein Erbteil auszahlen ließ. Das heißt, der ältere Sohn hatte das gesamte Erbe erhalten.
Da arbeitet man doch mit Freude auf dem Betrieb, so halbwegs. Schließlich wird ja alles ihm gehören. Da arbeitet man doch ganz anders, wenn man der Boss, der zukünftige Eigentümer ist. Das weißt du ja. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er das Sagen hat. Sicherlich wurde er auch mit ins Geschäft eingebunden.
Aber er sieht sich nicht als Sohn, sondern sagt: „Die Stunde habe ich für dich gemacht, dies und das habe ich getan, so viele Jahre habe ich dir gedient.“ Er zählt wie ein Angestellter oder ein Knecht. Außerdem sagt er: „Ich habe nie dein Gebot übertreten.“ Er achtet darauf, alles richtig zu machen und nichts Falsches zu tun.
Das ist sein Vater. Macht er sinnlose Gebote? Und dann wirft er Gott noch vor, dass er zu kurz kommt. Denn das Gleichnis steht für Gott, den Vater. Es ist ja nicht schwer zu ertragen: Gott, der Vater, und der Sohn, der sich wie ein Knecht fühlt. Er darf nicht einmal mit seinen Freunden fröhlich sein. Das ist natürlich Unsinn. Er hätte jederzeit fragen können. Der Vater hat ihm doch gesagt: „Alles, was mein ist, ist dein.“ Er hat es nur nie in Anspruch genommen.
Er hatte die Einstellung: „Ich muss etwas für Gott tun, ich muss so und so sein, ich darf nichts Falsches machen, und Gott gibt mir gar nichts.“ Das ist ein völlig falsches Verständnis vom Christsein. Gott ist kein Spaßverderber.
Und was sind die Folgen? Er hat keinerlei Mitgefühl mit seinem Bruder. Er nimmt ihn nicht in den Arm, obwohl der Bruder viel durchgemacht hat. Auch mit seinem Vater hat er kein Mitgefühl. Wenn er wenigstens mit seinem Bruder keines hätte, so sollte er wenigstens mit seinem Vater Mitgefühl haben.
Er ist zornig und neidisch. Und er redet sehr unbarmherzig über seinen Bruder. Das mit den Huren muss er nicht noch einmal erwähnen, das ist in dieser Situation unangemessen. Trotzdem hält er viel von sich selbst. Er ist derjenige, der die ganze Zeit alles gemacht hat.
Und Gott sagt ihm jetzt: „Du bist allezeit bei mir, alles, was mein ist, ist dein.“ Ich denke manchmal, es geht uns ähnlich. Manche spüren das. Das ist jetzt meine These – du darfst gerne widersprechen.
Ich stelle die These auf, dass wir nicht wirklich wissen, dass wir in Christus alles haben. Stattdessen sehen wir Gott so, dass wir Gesetze einhalten müssen, dies und das tun müssen, und dann noch das, was die Gemeinde sagt. In bestimmten Fällen gibt es Spielräume, die eine Gemeinde so handhabt und die andere anders. Dann falten wir noch alles zusammen und sagen: „Ich diene so und so viel, ich habe das gemacht und das gemacht.“ Und wir holen nie den Segen ab, den Gott eigentlich für uns vorgesehen hat.
Statt Freude auszustrahlen und andere Christen zu ermutigen, sind wir zornig, wenn es anderen besser geht. Wir sind neidisch und fragen: „Warum wird der jetzt besonders erwähnt? Warum ist der in dieser Stellung und nicht ich?“
Die Folgen sind, dass niemand froh ist wegen dessen, was du tust. Du ermutigst die Leute nicht, sondern sie sehen nur: „Du musst das tun, du musst jenes tun.“ Eigentlich lebt derjenige unter dem Gesetz und hat die Gnade nie verstanden.
Was Buße bedeutet, zeigt das Gleichnis: Man freut sich doch im Himmel, die Engel, Gott, der Vater freut sich, wenn ein Sünder Buße tut. Das steht in Vers 10 des Gleichnisses davor. Und dieser Bruder hat keinerlei Freunde. Das heißt, er hat von Buße nichts verstanden.
Wenn der andere Bruder Buße tut, egal was er dir angetan hat, dann ist er vom Tod zum Leben gekommen. Darüber freut man sich. Stattdessen verharrt der ältere Bruder in seinem buchhalterischen Denken: „Ich mache dies, ich mache das, ich muss das tun.“ Dieses Denken engt einen sehr ein.
Man denkt immer, man müsse Gott durch Leistung gefallen und sei nicht gut genug. Überraschung: Natürlich bist du nicht gut genug für Gott. Das ist doch das Christentum. Du wirst ihn immer enttäuschen.
Du hast mich gefragt, ob ich da mitgehen kann. Ich würde sagen, schon. Das war mir auch lange nicht bewusst. Diesen zweiten Mann hat Timothy Keller im Grunde genommen ganz stark hervorgehoben, weil er sagt: Das ist der eigentlich verlorene Sohn. Er kommt, wie du gesagt hast, gar nicht richtig dazu, feiert nicht mit den anderen mit usw.
Aber er ist derjenige, der wirklich nur von der Leistung bestimmt wird und genau weiß, was er leistet. Er sagt: Ich habe das und das getan, und er erwartet, dass Gott ihm entsprechend etwas gibt, weil er leistet. Er kann gar nicht einordnen, dass Gott jetzt dem verlorenen Sohn, der nicht geleistet hat, mit seiner Gnade überschüttet. Das passt gar nicht in das Weltbild dieses Mannes, den wir als zweiten Sohn in der Bibel niedergeschrieben haben.
Er ist zwar beim Vater aufgewachsen, hat aber eigentlich immer Angst, etwas zu verpassen. Er denkt ständig: „Er muss etwas tun, er muss etwas machen, er ist doch der Sohn. Ich verstehe es nicht.“ Immer nur bringen, bringen, bringen – und nicht bereit sein, mal still zu werden, zum Kreuz zu kommen und zu sagen: Meine Schuld ist am Kreuz. Ich bin natürlich nicht wert, vor Gott zu kommen, aber er hat mich angenommen. Er ist für mich gestorben und deswegen auf die Welt gekommen. Das ist ja gerade die Botschaft der Adventszeit: dass Gott Mensch wird, um für uns zu sterben.
Ich lasse mich auch mal beschenken. Ich weiß nicht, warum der zweite Sohn nie für sich einen Bock annehmen wollte. Warum lässt er es nicht zu? Gott gibt doch gerne. Alles, was mein ist, ist dein. Wir werden später im Himmel Erben sein, sagt die Bibel.
Ich habe mich letztes Mal mit einer Frau unterhalten. Sie meinte, warum sind manche mehr gesegnet als andere? Es ging um einen bestimmten Bereich, den man nicht auf alles verallgemeinern kann. Sie meinte, vielleicht haben manche einfach Gott gefragt und sich von ihm beschenken lassen, dass sie es bekommen. Zum Beispiel beten sie für bestimmte Dinge, während andere gar nicht darum beten, weil sie gar nicht darauf kommen. „Was, Gott gibt mir das? Gott will da großzügig sein?“ – Nein, das kann doch gar nicht sein.
Für mich war das Gespräch eine Erkenntnis. Ich dachte: Ja, so ging es mir. Und das habe ich dann als Anspruch genommen: Der Vater will doch geben. Er sagt doch zu seinem Sohn: „Alles, was mein ist, ist dein.“ Du sollst fröhlich sein und dich freuen. Und dann war dein Bruder tot. Das ist die Botschaft der Bibel. Aber er sagt: Sei fröhlich und freudig.
Ich glaube, manche können sich nicht vorstellen, dass Gott will, dass sie fröhlich sind und sich freuen. Ich karikiere das jetzt, so sagt das ja keiner, aber es ist klar, was ich meine. Manche haben da eine innere Hemmung, weil sie denken: „Nee, nee, das darf doch nicht sein. Ich muss doch jetzt etwas tun. Ich darf doch nicht fröhlich sein und mich freuen.“
Musik und Tanz – das fand ich so witzig – das Erste, was ihr hört, ist Musik und Tanz. Für so jemanden ist das wohl das Schlimmste, was er hören kann.
Ich glaube, es ist ganz wichtig, gerade in der Adventszeit zu verstehen, was Gottes Gnade ist. Ich beobachte auch, dass wir es manchmal gar nicht aushalten können, dass Gott uns etwas schenkt und dass wir es nur annehmen müssen, ohne dafür Leistung zu bringen. Sonst wäre es ja kein Geschenk. Wir sind oft sehr auf Leistung ausgerichtet, aber Gott ist in seiner Größe und Gnade manchmal ganz anders, als wir es uns vorstellen. Er reagiert anders und ist nicht auf unserer Rechnung.
Ich möchte hier noch einmal darauf zurückkommen: Der Text macht deutlich, dass für den verlorenen Sohn Buße wichtig war. Er ist ja nicht einfach nur so in den Festsaal hineingelaufen. Das ist ein wichtiger Punkt, den man betonen sollte. Oder sollen wir das einfach weglassen und nur die Gnade feiern? Alles zu seiner Zeit.
Es gibt ja dieses Lied: „Seid nicht bekümmert, seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Das ist ein Zitat aus Nehemia 8,10. Warum wurde das gesagt? Weil die Menschen zerstört waren. Sie hatten das Wort gehört, ich glaube am Vormittag, und dann Buße getan. Sie waren total traurig. Nehemia sagte ihnen: „Ihr habt jetzt Buße getan, jetzt ist nicht die Zeit, bekümmert zu sein. Gott hat euch erhört. Seid jetzt fröhlich!“ Nach der Buße muss die Fröhlichkeit kommen.
In der Bibel gibt es auch das Bild vom Ablegen und Anziehen, also Kleidung ausziehen und Kleidung anziehen. Viele Christen ziehen nur die Sünde aus, aber sie ziehen nicht das Positive an, das Gott ihnen geben will. Man soll vor der Sünde fliehen, aber auch dem Frieden nachjagen. Es sind immer beide Seiten, und beides gehört zusammen.
Der verlorene Sohn ist deswegen ja nicht faul und sagt, das war alles nichts. Er hat es tief bereut. Aber dann darf man sich auch über das freuen, was Gott in seiner Gnade geschenkt hat.
Wie gesagt, das habe ich in manchen Gesprächen erlebt: Man fühlt sich noch mehr unter Druck gesetzt, wenn man bestimmte Botschaften hört. Manchmal sind es nur kleine Sätze, die fordernd wirken, aber es sind oft Nuancen, wie etwas ausgesprochen wird. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Ich glaube, man hat manchmal eine gewisse Empfangsbereitschaft, die dazu führt, dass man manche Dinge überspitzt hört.
Deshalb ist es gut, sich auszutauschen: Wie hast du diese Predigt empfunden? Vielleicht haben andere Leute sie ganz anders erlebt, weil sie etwas anderes in ihr Leben hineinsprechen konnte.
Ich meine, wir machen diesen Podcast ja auch, weil es um Erschöpfung geht. Manche Menschen sind wirklich geistlich erschöpft und haben dann den Eindruck, dass noch mehr Last auf ihre Schultern gelegt wird. Vielleicht hast du aber auch einige praktische Tipps. Wie ist das, wenn ich erschöpft bin? Was kann mir geistlich helfen?
Also, ich würde erst einmal die Elia-Methode anwenden, allerdings nur im körperlichen Bereich, also Schlaf und Essen. Ja, ich habe das vorhin einfach so genannt: die Elia-Methode. Der Engel hat ihm das ja gesagt.
Letztes Jahr habe ich etwas Interessantes mitbekommen. Ich habe gehört, dass kleine Kinder wohl problematisch sind, weil man keinen Schlaf bekommt. Und was ich da so herausgehört habe, ist, dass manche morgens ihre stille Zeit nicht mehr machen können. Ich weiß nicht, wie lange diese stille Zeit normalerweise dauert – vielleicht eine halbe Stunde oder sogar eine Stunde, schätze ich bei demjenigen, von dem ich das gehört habe.
Da muss ich sagen: Wenn du nachts keinen Schlaf bekommst und du dir morgens die stille Zeit leisten kannst, dann schlaf halt mal länger und lass die stille Zeit ausfallen. Manche haben jetzt schon Herzinfarkt bei dieser Aussage. Nein, warum? Die stille Zeit ist nicht umgekehrt: Wir sind nicht für die stille Zeit da, sondern die stille Zeit ist für uns da, damit wir Gott begegnen können.
Wenn du wirklich keinen Schlaf bekommst – und da habe ich ja Erfahrung, Monika und ich, über all die Jahre mit unserem Sohn –, da ging morgens nichts, da musste ich den Schlaf nachholen. Dann habe ich mir überlegt: Was ist denn der wesentliche Bestandteil der stillen Zeit? Hauptsächlich Gebet und das Wort Gottes. Also habe ich morgens kurz gebetet. Natürlich hätte ich gerne eine schöne stille Zeit gehabt, um ruhiger und besser in den Tag zu starten.
Dann habe ich die Bibel tagsüber irgendwann gelesen. Mein Körper brauchte den Schlaf. Man muss sich doch nicht so knauserig verhalten. Deswegen komme ich von diesem Denken weg, das wie ein älterer Bruder klingt: „Ich muss jetzt so und so viele Minuten am Tag investieren, sonst kann Gott nicht gefallen.“ Nein, Gott sieht doch, wie die Nacht war.
Oder eine andere Sache, die ich total interessant fand: Als unsere Kinder noch kleiner waren, war ich oft unterwegs, zwei Stunden im Auto, plus Stau – total stressig, Baustellen fahren und so, wo man sich total konzentrieren muss. Wenn ich dann nach Hause kam, war ich körperlich einfach kaputt. Die Kinder kamen sofort angerannt: „Papa ist da!“ und wollten etwas von mir. Und ich dachte: „Ich will meine Ruhe haben. Nach zwei bis zweieinhalb Stunden Autofahrt, lass mich ein paar Minuten Ruhe haben.“ Versuch das mal den Kindern zu erklären.
Und deine Frau hat dann natürlich auch etwas dazu zu sagen, weil gerade etwas Aktuelles war. Von einem anderen Bruder wusste ich, dass er das rigoros gemacht hat: Er kam nach Hause, ging direkt in sein Zimmer und schottete sich ab. Die Familie war damit nicht besonders zufrieden.
Dann habe ich mal ein weltliches Hörbuch gehört. Da sagte jemand, dass er auch immer das Problem hatte, nach Hause zu kommen und sofort kamen die Leute mit ihren Ansprüchen. Er brauchte eigentlich Ruhe. Deshalb hat er sich fünf Minuten vor dem Nachhausekommen einen Stopp gegönnt, um zur Ruhe zu kommen.
Da habe ich gedacht: Das mache ich auch. Seitdem, wenn ich von Pforzheim kam, war das die Autorasstätte nach Pforzheim, der Parkplatz. Meistens habe ich mich dort zwanzig Minuten hingesetzt, Augen zu, weil ich oft müde war. Dann bin ich weitergefahren, war frisch und bereit für meine Familie.
Wenn ich von der anderen Richtung kam, von Stuttgart, bin ich oft beim Bärensee raus, bin einmal um den Bärensee oder Pfaffensee, also im Keilsee herumgelaufen, und dann wieder zurück zum Auto. Danach war ich wieder fit. Das sind ganz simple Dinge, aber wenn man erschöpft ist, muss man keinen Wettbewerb daraus machen. Gott meint es gut mit uns.
Dann kann man schauen: Wie viel vertrage ich? Zum Beispiel hatte ich jetzt eine sehr stressige Woche beruflich. Am Dienstag war ich mittags durch, nervlich am Ende. Es liefen Sachen schief, ich erreichte niemanden, kam nicht voran. Nachmittags habe ich mich dann beruhigt.
Ich habe mir die Freiheit genommen, zwei Veranstaltungen in dieser Woche abzusagen, weil ich meine Belastungsgrenze ziemlich genau kenne. Es geht einfach nicht. Ich werde mich nicht durchbeißen, nur damit ich am Ende in einen Burnout renne.
Vor vier, fünf Jahren war ich mal nah dran am Burnout, obwohl es kein schlimmes Jahr war. Das war die Folge von schwierigen Jahren hintereinander. Das Jahr an sich war nicht schlimm, aber ich war kurz davor. Das war eine ziemlich heikle Sache, und ich bin froh, dass es nicht passiert ist.
Das heißt, du nimmst dir immer wieder körperliche Auszeiten, die du ganz bewusst in deinen Alltag einbaust. Es müssen gar nicht große oder lange Zeiten sein, sondern kurze, aber sehr bewusste Pausen.
Genau, Zeiten, in denen man wieder zur Ruhe kommen kann. Manchmal spüre ich diese Pausen gar nicht bewusst, wie auf dem einen Parkplatz, da habe ich einfach nur geschlafen. Natürlich ist das Ziel, dass ich die stille Zeit, wenn ich sie morgens nicht wahrnehmen kann, tagsüber irgendwo nachholen kann, sodass es nicht so hektisch ist.
Ich finde einen sehr schönen Vers in 2. Thessalonicher 2,16-17. Ich lese ihn mal vor: „…“
Er selbst aber, unser Herr Jesus Christus und unser Gott und Vater, der uns geliebt hat und uns einen ewigen Trost und eine gute Hoffnung gegeben hat durch Gnade, der tröste eure Herzen und stärke euch in jedem guten Wort und Werk.
Am Ende sehen wir also, wohin wir wollen. Wir möchten gestärkt werden in jedem Wort und Werk – das ist es, was wir eigentlich wollen. Ebenso wollen wir, dass unsere Herzen getröstet werden.
Wie kommen wir dahin? Wir begegnen unserem Herrn Jesus, unserem Gott und unserem Vater – als Vater begegnet. Er hat uns geliebt und uns seinen ewigen Trost gegeben, eine gute Hoffnung, alles durch Gnade. Und Gnade hat ein Gesicht: Jesus. Das ist das Gesicht von Gnade. Dem müssen wir im Alltag begegnen.
Die Frage ist natürlich, wie das gelingt. Wenn ich sehr erschöpft bin, ist es vielleicht nicht die beste Zeit, um einfach alle Gebote herunterzurattern. Vielmehr sollte ich über den Trost nachdenken – den ewigen Trost, die gute Hoffnung, die Gnade, die er uns schenkt, und wie er uns liebt.
Ich habe übrigens Matthäus 11, das bei uns vorne hängt, noch einmal in einer modernen Übersetzung gelesen, die mir sehr gut gefallen hat. Ich möchte es unbedingt vorlesen:
„Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid. Ich will euch Ruhe schenken. Nehmt das Joch auf euch, das ich euch gebe, und lernt von mir. Ich meine es gut mit euch und sehe auf niemanden herab. Dann werden eure Seelen Ruhe finden, denn mein Joch ist leicht, und was ich euch zu tragen gebe, ist keine Last.“
Das heißt, zuerst geht es darum, körperlich zur Ruhe zu kommen und das auch einzubauen – aber dann auch geistlich. Man liest seine stille Zeit nicht, um es einfach irgendwo abzuhaken, sondern weil es eine Ressource, eine Quelle, eine Begegnung mit Gott ist.
Du hast gesagt, dass Gnade ein Gesicht hat – und das ist der Herr Jesus. So kommt wirklich Freude und Kraft in den Alltag hinein.
Ich lese auch bewusst nicht immer Sachen, die mich auf den Dienst vorbereiten. Podcast-Themen zum Beispiel lese ich nicht in der schnellen Zeit, sondern etwas anderes. Gerade mache ich das Buch Nehemia durch und nehme mir vielleicht ein paar Tipps mit. Man muss das ja auf sich selbst anpassen – welche Themen, wo, wie und was.
Was wir gerade machen: Meine Frau und ich schauen kaum fern, denn das Fernsehen bietet ja kaum noch ein gescheites Programm. Da brauchen wir nicht lange diskutieren, was wir stattdessen machen.
Abends haben wir Zeit. Letzte Woche kam sie zum Beispiel und sagte: „Von einem Bruder gibt es etwas Neues zu einem prophetischen Thema.“ Ich fragte: „Wie lang?“ – „Eine Stunde vierundvierzig.“ Ich sagte: „Kein Problem, Spielfilmlänge.“ Wir haben es uns angeschaut, es war total interessant.
Oder kürzlich haben wir eine 28-teilige Predigtserie über Nehemia angeschaut. Das klingt viel, aber die Predigten dauerten nur etwa 25 Minuten. In anderthalb Wochen hatten wir das durch – jeden Abend zwei bis vier Predigten, also ein bis zwei Stunden. Auch zwei Stunden am Abend gehen mal gut.
Das war gerade dran. Wir sprechen natürlich ab, was uns interessiert, und schauen dann gemeinsam, was wir hören wollen. So wird man mit Botschaften gefüllt. Selbst wenn der Tag schlecht war – ich hatte in letzter Zeit wenig Urlaub, weil betriebliche Gründe es nicht zuließen –, kann man abends zuhören und gemeinsam darüber sprechen.
Nehemia ist ja ein Buch über Wiederherstellung, mit vielen Widerständen, der Macht des Gebets und anderen Themen. Da geht einem das Herz auf.
Vielleicht ist das für den einen oder anderen nichts, aber ich habe früher auch mal mittags eine andere Möglichkeit genutzt: Psalmen von Spurgeon, der ein Andachtsbuch durchgelesen hat. Meistens sind es Psalmen für einen Tag oder bis zu drei Tage, wenn sie länger sind, mit einer kurzen Andacht oder kleinen göttlichen Verheißungen.
Mittags eine Verheißung – ich hatte letztes Jahr einen Podcast über Verheißungen. Das sind einfach Möglichkeiten, um dem Herrn zu begegnen und geistlich aufzutanken.
Genau, und das mal kurz mittags – das mache ich jetzt allerdings nicht mehr, weil ich einen anderen Arbeitsrhythmus habe. Meine Mittagspause ist nicht mehr wie früher.
Ich habe mir übrigens einen Tischkalender gekauft, den du mir empfohlen hast, mit Bibelversen. Den habe ich nicht genommen, weil mir die Verse optisch nicht so gefallen haben. Stattdessen habe ich einen anderen vom Bolanz Verlag gekauft, mit tollen Bildern und Versen. Der steht jetzt seit zwei Tagen auf meinem Tisch.
Oder wir investieren auch mal Geld in Bücher. Wir haben gerade einen Schwung Bücher für die ganze Familie bestellt, darunter fünf Andachtsbücher. Zum Beispiel „Der Herr ist nahe“ vom CSV in Höckiswagen. Das liest meine Frau sehr gerne, weil es sehr auferbauend ist.
In einer erschöpften Phase – das ist eigentlich mein Punkt – würde ich wirklich darauf achten, was ich mir kaufe. Ich schaue mir verschiedene Andachtsbücher an und nehme nicht einfach das, was ich immer hatte, wenn es mich nicht mehr kräftigt. Vielleicht suche ich mir etwas, das mir wirklich Kraft und Nahrung gibt.
Dann höre ich auch mal Predigten dazu. In der Gemeinde wird nicht immer dasselbe Thema für einen persönlich gepredigt. Vielleicht schaue ich, was gerade mein Thema ist. Es gibt Geschwister oder Brüder, die das gut machen.
Wir lesen zum Beispiel abends in der Familie Andacht. Nach dem Abendessen wird etwas Kurzes vorgelesen. Dieses Jahr haben wir „Leben aus Gottes Wort“ von Wolfgard Weghert gelesen. Das lesen wir morgens. Wir sind etwas später dran, deshalb lesen wir es abends.
Er ist ja die Liebe des Herrn, und Gnade ist sehr wichtig. Für nächstes Jahr haben wir schon diskutiert, dass wir wahrscheinlich „365 mal eher“ von Wilhelm Busch lesen. Das ist so die Tendenz. Das haben wir in den letzten zwanzig Jahren schon zum dritten oder vierten Mal gelesen. Man vergisst ja auch vieles.
Das ist einfach sehr ermutigend. So baut man Dinge ein, die Ermutigung geben, wenn man niedergeschlagen ist.
Andere singen gerne, das ist nicht mein Ding, aber manche tun es. Manche lernen einen bestimmten Psalm auswendig oder einen Vers aus Thessalonicher, der sie ermutigt. Andere sind mehr im Austausch und brauchen das.
Es geht darum, einen Weg zu finden, wie man wieder zu dieser Kraft kommen kann. Dabei muss man am Tag schauen, wann man Zeit hat und wie man es einbauen kann. Wichtig ist, die richtigen Themen zu finden, die man gerade braucht.
Wenn man nicht weiß, wie man das machen soll, kann man Gott darum bitten. Wer zu Jesus kommt, den wird er nicht hinausstossen. Er wird einen Weg zeigen.
Letztendlich ist es doch ein Blick auf Jesus. Ich denke an den berühmten Psalmvers: „Die auf ihn schauen, werden strahlen vor Freude.“ Die Kraft kommt daraus, dass ich wegblicke von dem, was mich belastet, auch wenn ich es nicht einfach aus meinem Leben streichen kann. Aber ich schaue auf ihn und rechne mit ihm.
Ich finde es gut, dass du jetzt auch praktische Beispiele gebracht hast. Wir haben am Anfang gesagt, dass es wichtig ist, diese Freude weiterzugeben und gerade in der Zeit, in der wir leben, zu verbreiten.
Wie macht man das?
Ja, es gibt viele Dinge, die man jetzt sagen könnte. Wenn man das in Richtung Evangelistik betrachtet, könnte man sich schulen lassen und andere Möglichkeiten nutzen.
Ich möchte es vielleicht ganz kurz fassen: Was das Herz voll ist, das fließt der Mund über. Oder wie es heißt: Aus deinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Wenn du so gefüllt wirst – ich habe das jetzt bei diesen Predigten gemerkt – dann passiert etwas.
Ich kann nicht jeden Tag alles aufnehmen. Wenn ich sage, wir haben in anderthalb Wochen so viele Predigten gehört, dann war das eine Phase. Danach gibt es auch wieder eine Phase, in der eine Woche nichts gemacht wird, weil ich das erst einmal innerlich verarbeiten muss. Wenn ich aber sehr viel nach außen weitergebe, dann bin ich innerlich wieder frei.
Bei mir ist das ganz klar: Wenn ich es nicht weitergebe, dann kann ich irgendwann nichts mehr aufnehmen. Wenn ich es aber weitergebe, in verschiedenen Formen – ob im Privatgespräch oder im öffentlichen Lehren – dann fließt das irgendwie. Und dann geht das automatisch raus.
Wer gibt, bekommt – oder so. Wer bekommt, gibt. Du bekommst ja alles, und das will raus. Du willst doch diese Freude teilen, was du von Gott erfahren hast und wie gnädig er ist.
Oder wenn du merkst, zum Beispiel an einem Tag, du hast heute gesündigt und denkst, du kannst gar nicht mehr zu Gott kommen. Dann merkst du wieder: Christus ist doch nicht dafür gestorben, dass ich heute nicht mehr sündige, sondern er ist für meine Schuld gestorben – auch für die, die ich heute getan habe. Und dann kannst du doch wieder zu ihm kommen.
Das willst du dann noch jemandem erzählen, wenn du so einen schlimmen Tag hattest, an dem alles echt unmöglich war. Und dann zeigt Gott dir auf einmal wieder: Es war schlimm, aber ich bin für dich gestorben. Das erzählst du doch weiter.
Das fließt doch, wenn du diese Zeiten irgendwie schaffst. Und wenn du nicht weißt, wie, wird dir Gott in seiner Gnade auch einen Weg geben. Darauf dürfen wir wirklich hoffen.
Ja, vielen Dank, Jörg. Das war wieder der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart.
Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen und einen neuen Blick darauf gewinnen, wie ihr Kraft im Alltag bekommt. Das geschieht sicher nicht, indem ihr immer weiter aufschreibt, was ihr noch alles zu tun habt, sondern indem ihr wirklich begreift, was Jesus für euch getan hat.
Wenn ihr noch Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, könnt ihr uns gern schreiben unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen mit Zweitem Thessalonicher 2:
„Er selbst aber, unser Herr Jesus Christus, und unser Gott und Vater, der uns geliebt hat und uns einen ewigen Trost und eine gute Hoffnung gegeben hat durch Gnade, er tröste eure Herzen und stärke euch in jedem guten Wort und Werk.“