Eigene Namen Gottes – Gott stellt sich vor, Teil zwei
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Gott als Vater – aber...
Heute soll es um den vielleicht bekanntesten Gottesnamen gehen, den es überhaupt gibt: die Bezeichnung „Vater“. Wir nennen Gott Vater, und zwar deshalb, weil der Herr Jesus uns dazu aufgefordert hat.
Zum Einmaleins des Glaubens gehört es, dass wir regelmäßig beten. Das Gebet eines Christen soll nach dem Vaterunser strukturiert sein. Das Vaterunser wiederum beginnt mit Anbetung, genauer gesagt mit den Worten: „Vater unser, der du bist in den Himmeln“.
Es geht dabei nicht darum, diese Worte genau so zu beten. Wie gesagt, das Vaterunser gibt uns seine Struktur vor und soll keinesfalls formelhaft heruntergeleiert werden. Genau das verbietet der Herr Jesus explizit wenige Verse, bevor er das Vaterunser einführt.
Trotzdem ist es bemerkenswert, dass echte Anbetung nur gelingt, wenn wir Gott als Vater erkannt haben. Das ist wohl auch der Grund, warum der Heilige Geist nach der Bekehrung dafür sorgt, dass wir intuitiv Gott als Vater begreifen.
Galater 4,6: „Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater.“
Lasst mich euch zuerst einmal den Begriff „Aba“ vorstellen. Bei dem Wort „Aba“ handelt es sich um die griechische Umschrift eines aramäischen Wortes. Man hat also mit griechischen Buchstaben versucht, den Klang eines aramäischen Wortes wiederzugeben.
Bleibt die Frage: Was bedeutet dieses aramäische Wort? An dieser Stelle ist etwas Mythbusting angesagt. Christsein ist – wie jede Religion – anfällig für Verschwörungstheorien und Mythen. Es gibt einen Grund, warum Paulus immer wieder zur Nüchternheit mahnt. Deshalb macht es Sinn, immer wieder einige christliche Mythen als solche zu entlarven.
So stimmt es beispielsweise nicht, dass die Zöllner in der jüdischen Gesellschaft die Geächteten waren oder dass „Agape“ als Begriff eine besondere, nämlich göttliche Liebe meint. Ebenso ist es falsch, dass der aramäische Begriff „Aba“ am besten mit „Papi“ übersetzt werden sollte und für die Anrede eines kleinen Kindes an seinen Vater verwendet wurde.
Zwar erklärte der Neutestamentler Joachim Jeremias den Begriff 1953 so und dachte, dass „Aba“ als Anrede Gottes Ausdruck einer einzigartigen Gottesbeziehung war, die Jesus als Sohn zu seinem Vater hatte. Aber das ist heute, soweit ich das sehen kann, wieder vom Tisch.
„Aba“ ist, wie gesagt, kein hebräisches, sondern ein aramäisches Wort. Es bedeutet nicht „Papi“, sondern schlichtweg „Vater“. Ganz normal Vater. Das wird im Neuen Testament eigentlich auch klar, denn wir finden den Begriff dreimal. Und immer steht dort „Aba, Vater“. Es steht also der aramäische Begriff „Aba“ und danach die griechische Übersetzung „pater“, also Vater.
Ein Beispiel findet sich in Römer 8,15: "Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wieder zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, indem wir rufen: ‚Abba, Vater‘." Wörtlich bedeutet Abba „Hopater“.
Im Neuen Testament kommt der aramäische Begriff Abba immer zusammen mit der griechischen Übersetzung „Pater“, also „Vater“, vor. Das macht bereits deutlich, dass Abba die aramäische Entsprechung für „Vater“ ist.
Hinter dem Begriff Abba steckt also nicht ein modernes, westliches Bild von einem liebenden Papa, sondern vielmehr das antike orientalische Bild eines Vaters. Dieser Vater ist das Haupt der Familie, erzieht seine Kinder und gibt ihnen alles, was sie brauchen, um im Leben ihr Ziel zu erreichen.
Das Vaterbild der Bibel ist von drei Dingen geprägt. Erstens ist es von bedingungsloser Liebe bestimmt. Man denke dabei an das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Zweitens ist es von Unterstützung geprägt: Der Vater ist derjenige, der uns vergibt und beschenkt. Drittens ist es von Erziehung geprägt. Der Vater ist der, der uns zurechtbringt.
Allgemein könnte man sagen, dass ein Vater in der Bibel jemand ist, der sich darum kümmert, dass das Leben seiner Kinder gelingt. Das macht das Wesen von Vaterschaft aus.
Paulus beschreibt deshalb seinen eigenen Dienst als geistlicher Vater in 1. Thessalonicher 2,12: „Wie ihr ja wisst, haben wir euch und zwar jeden einzelnen von euch wie ein Vater seine Kinder ermahnt, getröstet und beschworen, des Gottes würdig zu wandeln, der euch zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit beruft.“
Paulus geht es darum, dass die Thessalonicher ein heiliges Leben führen. Als geistlicher Vater ermahnt, tröstet und beschwört er sie. Er ist derjenige, der sich kümmert. Das ist Erziehung: sich einsetzen, damit das Kind ans Ziel kommt, dafür sorgen, dass es das lernt, was es braucht, um seine Berufung zu leben.
Als Kinder Gottes suchen wir uns unsere Berufung nicht aus. Dennoch dürfen wir wissen, dass Gott als Vater, als Abba, immer an unserer Seite ist.
Er weiß in den dunkelsten Momenten unseres Lebens genau, was er tut, was er uns zumutet und warum er uns den Weg führt, den wir gehen sollen. Wir brauchen wirklich nicht mehr als ihn allein.
Wenn wir weglaufen, wartet er auf uns. Wenn wir kraftlos sind, fragt er uns, warum wir uns nicht bei ihm stärken. Wenn wir nicht weiterwissen, dürfen wir uns in seine Arme fallen lassen.
Fehlt uns Weisheit, dürfen wir ihn bitten. Er steht als unser Vater, als Abba, immer an unserer Seite.
Einmal lesen wir im Neuen Testament davon, dass Jesus seinen Vater Abba nennt. Dieses eine Mal findet sich in Gethsemane. Jesus betet dort und spricht: „Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir weg, doch nicht, was ich will, sondern was du willst.“
Wenn ich Gott als meinen Abba, meinen Vater erkannt habe, dann habe ich verstanden, dass da einer ist, dem alles möglich ist und der am besten weiß, welcher Weg für mich der richtige ist – selbst dann, wenn sein väterlicher Wille für mich den Tod am Kreuz bedeutet.
Ein Vater weiß, was für sein Kind gut ist. Und auch wenn das für menschliche Väter nicht immer zutrifft, bei Gott ist das so. Gott führt und erzieht mich immer so, wie es für mich im großen Kontext meiner Berufung und der Heilsgeschichte Gottes am besten ist.
Ich muss mir nie Sorgen machen, dass er es schlecht mit mir meint oder nicht wüsste, was er tut. Oder wir sagen es in Anlehnung an Lukas 11,13: Wenn wir, die wir böse sind, unseren Kindern gute Gaben zu geben wissen, wie viel mehr wird der Vater, der aus dem Himmel herausgibt, uns mit allem beschenken, was wir zu dem Leben brauchen, das er uns anvertraut hat.
Der Herr Jesus wusste um den Segen, einen Vater im Himmel zu haben.
Lasst uns heute mit derselben Zuversicht unser Leben in all seinen Facetten diesem „Vater im Himmel“ anvertrauen!
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, ob deine persönlichen Erfahrungen mit deinem leiblichen Vater dich davon abhalten, Gott als deinen Vater ganz zu vertrauen.
Das war es für heute.
Wenn du noch nicht oder nicht mehr aktives Mitglied einer guten Gemeinde bist, dann ändere das doch.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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